Eine asphärische Linse ist eine Linse mit mindestens einer von der Kugel- oder planen Form abweichenden brechenden Oberfläche. Durch die weitgehend frei formbare Fläche können Abbildungsfehler vermieden oder vermindert werden, die bei sphärischen Linsen unvermeidlich sind. Speziell kann man die sphärische Aberration völlig korrigieren. Die Fertigung einer asphärischen Fläche ist jedoch im Allgemeinen wesentlich aufwändiger als die einer sphärischen Fläche.
Die Form rotationssymmetrischer asphärischer Flächen wird in der Regel als Kegelschnitt (Kreis, Ellipse, Parabel, Hyperbel) plus ein Korrekturpolynom für Deformationen höherer Ordnung angegeben. Nichtrotationssymmetrische asphärische Flächen können außeraxiale Ausschnitte solcher Kegelschnitte, aber auch in allen Richtungen frei definierte optische Flächen (Freiform-Asphären) sein.
Formel nach DIN ISO 10110 Optik und Photonik – Erstellung von Zeichnungen für optische Elemente und Systeme, Teil 12 Asphärische Oberflächen mit:
Das paraxiale Verhalten der asphärischen Fläche wird nur von der Scheitelkrümmung $ \rho $ bestimmt.
Sonderfälle asphärischer Linsen sind die Zylinderlinse (konstanter Krümmungsradius in einer Schnittebene, unendlicher Krümmungsradius in der dazu senkrechten Schnittebene) und die torische Linse (zwei verschiedene Krümmungsradien in zwei zueinander senkrechten Schnittebenen).
Anhand einer plankonvexen Linse kann die Form der entsprechenden asphärischen Oberfläche verhältnismäßig leicht veranschaulicht werden. Betrachtet man eine optische Abbildung aus dem Unendlichen mit parallelem, monochromatischem Licht durch eine solche Linse mit dem Krümmungsradius $ R $ bei der Einfallshöhe $ H $, ergibt sich die in nebenstehender Abbildung dargestellte Situation.
Zur Berechnung der asphärischen Oberfläche können Lichtstrahlen betrachtet werden, die mit der Einfallshöhe $ H $ parallel zur optischen Achse auf die gegenstandsseitige, plane Linsenfläche fallen. Diese werden beim Eintritt in das optisch dichtere Medium des Linsenmaterials mit dem Brechungsindex $ n $ nicht gebrochen, da sie senkrecht auftreffen. Bildseitig bilden diese Strahlen zum Oberflächenlot der Linse in der Linse den Winkel $ \alpha $ und außerhalb der Linse den Winkel $ \beta $. Diese Winkel verhalten sich wie durch das Snelliussche Brechungsgesetz beschrieben. Dabei gelten die folgenden Beziehungen:
Die optische Achse schneiden diese Strahlen dann unter dem Winkel
Für achsennahe Strahlen ($ H\rightarrow 0 $) ergibt sich eine bildseitige Schnittweite $ s_{0} $ respektive Brennweite $ f $ von:
wobei $ R_{0} $ der Radius im Scheitel der Linse auf der optischen Achse ist.
Die Pfeilhöhe $ z $, gemessen von der Hauptebene der Linse, kann dann in Abhängigkeit von der Einfallshöhe $ H $ mit Hilfe einiger Hilfsgrößen ausgehend von $ H_{0}=0 $ und $ \Delta _{0}=0 $ in Schritten von $ \Delta H $ iterativ ermittelt werden:
Für die Schnittweite $ s_{i} $ vom Scheitelpunkt der Kugel mit dem Radius $ R_{i} $ auf der optischen Achse gilt:
Schließlich ergibt sich der Scheitelabstand $ \Delta _{i} $ von der Hauptebene aus der Differenz dieser Schnittweite mit der Schnittweite bei paraxialen Strahlen $ s_{0} $:
In der folgenden Tabelle sind einige auf diese Weise berechnete Beispielwerte für $ n=1{,}5 $, und den einheitenlosen Längenmaßen $ R_{0}=100 $ und $ f=s_{0}=200 $ angegeben. Mit zunehmender Einfallshöhe werden die Krümmungsradien immer größer und sowohl die Mittelpunkte als auch Scheitelpunkte der entsprechenden Kreise entfernen sich objektseitig immer weiter von der Hauptebene.
Einfallshöhe $ H $ |
Pfeilhöhe $ z $ |
Radius $ R $ |
Scheitel- abstand $ \Delta $ |
Winkel $ \alpha $ in ° |
Winkel $ \beta $ in ° |
Winkel $ \gamma $ in ° |
---|---|---|---|---|---|---|
0 | 0,0 | 100,0 | 0,0 | 0,0 | 0,0 | 0,0 |
10 | 0,5 | 101,1 | 0,0 | 5,7 | 8,5 | 2,9 |
20 | 2,0 | 104,4 | 0,1 | 11,0 | 16,7 | 5,7 |
30 | 4,5 | 109,7 | 0,3 | 15,9 | 24,2 | 8,3 |
40 | 7,8 | 116,7 | 0,8 | 20,0 | 30,9 | 10,9 |
50 | 12,0 | 125,2 | 1,6 | 23,5 | 36,8 | 13,3 |
60 | 16,9 | 134,8 | 2,8 | 26,4 | 41,9 | 15,5 |
70 | 22,4 | 145,3 | 4,5 | 28,8 | 46,3 | 17,5 |
80 | 28,5 | 156,6 | 6,5 | 30,7 | 50,0 | 19,3 |
90 | 34,9 | 168,5 | 8,9 | 32,3 | 53,2 | 21,0 |
100 | 41,8 | 180,8 | 11,6 | 33,6 | 56,0 | 22,5 |
110 | 48,9 | 193,6 | 14,6 | 34,6 | 58,5 | 23,8 |
120 | 56,3 | 206,6 | 17,9 | 35,5 | 60,6 | 25,1 |
130 | 63,9 | 219,9 | 21,4 | 36,2 | 62,5 | 26,2 |
140 | 71,7 | 233,4 | 25,0 | 36,9 | 64,1 | 27,3 |
150 | 79,6 | 247,1 | 28,9 | 37,4 | 65,6 | 28,2 |
160 | 87,7 | 260,9 | 32,9 | 37,8 | 66,9 | 29,1 |
170 | 95,8 | 274,9 | 37,0 | 38,2 | 68,1 | 29,9 |
180 | 104,1 | 288,9 | 41,2 | 38,5 | 69,2 | 30,6 |
190 | 112,4 | 303,0 | 45,5 | 38,8 | 70,1 | 31,3 |
200 | 120,9 | 317,3 | 49,9 | 39,1 | 71,0 | 31,9 |
Bis zu einer Einfallshöhe von 140 entspricht die konvexe Oberfläche dieser Linse nach DIN ISO 10110-12 (siehe oben) ohne weitere asphärische Parameter in den höheren Gliedern relativ genau der Beziehung für einen Hyperboloiden mit der konischen Konstante k = -2:
$ z(H)={\frac {H^{2}}{R_{0}\left(1+{\sqrt {1+\left({\frac {H}{R_{0}}}\right)^{2}}}\right)}}={\frac {H^{2}}{R_{0}+{\sqrt {R_{0}^{2}+H^{2}}}}} $
Die Herstellung von asphärischen Oberflächen kann durch eine Reihe von Verfahren erfolgen:
Schleifen ist das älteste, aber auch aufwändigste Verfahren, um asphärische Glaslinsen herzustellen. Schon mehrere Jahrzehnte gibt es Fotoobjektive mit solchen Linsen, aber bis zur Serienreife von Abformverfahren waren sie auf besonders hochwertige und teure Objektive beschränkt. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Maschinentechnik auf Basis von CNC-Steuerungen soweit weiterentwickelt, dass heute (Stand 2013) der Einsatz von CNC-Maschinen zur Fertigung von Asphären gängige Praxis ist. Die CNC-Bearbeitung ermöglicht auch die Bearbeitung von Quarzen oder von Optiken mit großen Durchmessern, die mittels Abformung gar nicht oder nicht in der benötigten Güte hergestellt werden können.
Dieses für Serienfertigung kostengünstige Verfahren wird häufig für Kamera-, Kondensorlinsen sowie für Laser-Pick-Up-Optiken bspw. in DVD-Playern eingesetzt.
Als magnetorheologisches Polieren (englisch Magneto Rheological Finishing, MRF) bezeichnet man ein Polierverfahren von optischen Komponenten wie Linsen. Das Verfahren kann auch zur lokalen Korrektur eingesetzt werden.
{{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) (auch {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) genannt) ist ein Oberflächenbearbeitungsverfahren, bei dem das Material mittels eines Ionenstrahls abgetragen wird, sozusagen ein Sandstrahler auf atomarer Ebene.[1]
Die Optik kann während des Schleifens durch Krafteinwirkung verformt werden; sie wird dann sphärisch geschliffen. Die sphärische Fläche entformt sich nach Lösen der Verspannung und ergibt so die Asphäre. Ein Beispiel hierfür ist die Schmidt-Platte, diese wird durch einen Unterdruck verformt und dann auf einer Seite plan geschliffen.
Alternativ kann eine sphärische Fläche durch Krafteinwirkung zu einer Asphäre verformt werden.[2]
Eine entscheidende Rolle bei der Herstellung asphärischer Linsen nimmt die Messtechnik ein. Je nach Fertigungsverfahren und Bearbeitungsstand werden verschiedene Messaufgaben unterschieden:
Man unterscheidet taktile, also berührende, und berührungslose Messverfahren. Die Entscheidung, welches Verfahren zum Einsatz kommt, hängt neben der Genauigkeit vom Bearbeitungszustand ab.
Taktile Messungen werden zwischen zwei Arbeitsgängen des Schleifens durchgeführt, um die Form der Asphäre zu kontrollieren und den nachfolgenden Arbeitsschritt anzupassen. Dabei wird mit einem s.g. Taster ein Schnitt über die Oberfläche gemessen. Durch die Rotationssymmetrie der Linse liefert die Kombination mehrerer dieser Profile Kenntnis über deren Form. Nachteil taktiler Verfahren ist die mögliche Beschädigung der Linsenoberfläche durch den Taster.[3]
Interferometer kommen zum Einsatz, wenn empfindliche oder fertig polierte Flächen vermessen werden. Durch Überlagerung eines Referenzstrahls mit dem von der zu messenden Fläche reflektierten Strahl entstehen Fehlerkarten, so genannte Interferogramme, welche eine vollflächige der Oberflächenformabweichung darstellen.
Eine Methode zur interferometrischen Bestimmung der Abweichung der Linse zur Sollgeometrie stellen computergenerierte Hologramme (CGHs) dar. Diese erzeugen eine asphärische Wellenfront in der Soll-Form und ermöglicht dadurch die Bestimmung von Abweichungen der Linse zur Soll-Form in einem Interferenzbild. CGHs müssen speziell für jeden Prüfling gefertigt werden und sind dadurch nur für die Serienfertigung wirtschaftlich.
Eine weitere Möglichkeit ist die interferometrische Vermessung von Asphären in Teilbereichen, mit minimalen Abweichungen zur Best-Fit-Sphäre, und anschließender Kombination der Teilmessungen zu einem vollflächigen Interferogramm. Diese sind sehr flexibel im Vergleich zu CGHs und eignen sich auch für die Fertigung von Prototypen und Kleinserien.[4]