Cygnus | ||
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Typ: | Raumtransporter | |
Entwurfsland: | Vereinigte Staaten | |
Hersteller: |
Orbital ATK, früher Orbital Sciences Corporation |
Der Cygnus-Raumtransporter ist ein unbemanntes, nicht wiederverwendbares Versorgungsraumschiff, welches von der Firma Orbital Sciences Corporation (OSC), seit 2015 Orbital ATK, als Teil des COTS-Projekts der NASA entwickelt wurde. Ziel des Systems ist, die Internationale Raumstation (ISS) mit Frachtgütern und Ersatzteilen zu versorgen. Damit soll die amerikanische Versorgung der Station und damit die Unabhängigkeit von den internationalen Partnern nach der Einstellung der Space-Shuttle-Flüge im Jahre 2011 erreicht werden.[1] Die Entwicklung einer bemannten Version wird von Orbital Sciences in Betracht gezogen.[2] Die Cygnus-Raumtransporter starten auf der ebenfalls von OSC entwickelten Antares-Rakete in die Umlaufbahn.
Am 28. Oktober 2014 explodierte eine Antares-130-Trägerrakete mit Cygnus Orb-3 einige Sekunden nach dem Start zur Internationalen Raumstation (ISS) auf der Wallops Flight Facility in Virginia.[3] Die Unfallursache ist nach Angaben der NASA noch unklar.[4]
Cygnus ist das lateinische Wort für Schwan und für das gleichnamige Sternbild.
Anfang 2006 startete die NASA das Commercial Orbital Transportation Services Programm (COTS), um den Transport von Ausrüstungen, Gütern und Besatzungen zur Internationalen Raumstation mit Hilfe von privatwirtschaftlichen Unternehmen zu organisieren. Für die privat organisierte Entwicklung von Raumfahrzeugen wurden hohe Geldpreise sowie lukrative Transportverträge in Aussicht gestellt. Nach der Insolvenz des ursprünglichen Favoriten Rocketplane Kistler und dem damit verbundenen Scheitern des Versorgungssystems Kistler K-1 wählte die NASA im Februar 2008 als Ersatz das Cygnus-Projekt aus.[5] Die Orbital Sciences Corporation erhielt für ihren Entwurf ein Preisgeld von 70 Millionen Dollar und einen Vertrag über die Lieferung von annähernd zwanzig Tonnen Versorgungsgüter zur ISS. Dafür ist der Einsatz von acht Raumtransportern vorgesehen. Sollte die Entwicklung und der Einsatz der Transporter erfolgreich sein, ist dafür eine schrittweise Zahlung von 1,9 Milliarden Dollar vorgesehen.
Im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern ist die Orbital Sciences Corporation ein etabliertes Unternehmen, das im Rahmen von kommerziellen und militärischen Verträgen bereits mehrere Satelliten und Trägerraketen entwickelt und erfolgreich eingesetzt hat. Für eine beschleunigte und kostengünstige Entwicklung des Cygnus-Raumtransporters war die Nutzung bereits erprobter Technik geplant. Der Flug einer Attrappe an Bord einer ebenfalls von der Orbital Sciences Corporation entwickelten Rakete Antares (vormals Taurus II) war ursprünglich für Ende 2010 geplant,[6] fand dann aber nach mehreren Verzögerungen im April 2013 statt. Der erste Demonstrationsflug Cygnus 1 startete am 18. September 2013 ins All[7] und koppelte am 29. September 2013 an der ISS an.[8] Cygnus 2 dockte am 12. Januar 2014 mit 1.260 kg Material – insbesondere für Forschungszwecke, darunter auch Ameisen – an der ISS an.
Der Raumtransporter Cygnus ist ähnlich wie andere Raumtransporter in die zwei wesentlichen Baugruppen Servicemodul und Frachtmodul gegliedert. Das Servicemodul basiert auf der ebenfalls von der Orbital Science Corporation entwickelten Satellitenplattform STAR sowie aus Komponenten der Dawn-Raumsonde. Die Masse des Servicemoduls wird derzeit auf etwa 1,8 Tonnen geschätzt. Der Antrieb erfolgt mit den hypergolen Treibstoffen Hydrazin und Distickstofftetroxid. Die beiden Solargeneratoren des Servicemoduls liefern 3,5 Kilowatt elektrische Leistung.
Cygnus setzt sich aus einem druckbeaufschlagten Modul, das auf dem in Italien entwickelten Multi-Purpose Logistics Module basiert, und dem auf dem STAR Bus basierenden Servicemodul zusammen. Diese Standardversion wiegt voll beladen etwa 3,5 Tonnen und kann eine maximale Zuladung von 2 Tonnen Fracht in einem 18,7 m³ großen Innenraum transportieren. Durch die Verwendung des großen Common Berthing Mechanism wird der Transport von kompletten International Standard Payload Racks ermöglicht. Die erweiterte Version hat ein Innenraum von 27 m³ und erlaubt eine Zuladung von 3,5 Tonnen Fracht.[9]
Der Raumtransporter wird mit Hilfe des stationseigenen Roboterarms Canadarm2 in der Nähe der ISS eingefangen und an einem Common Berthing Mechanism am amerikanischen Teil der ISS angedockt. Dieses Andockmanöver wird auch vom japanischen HTV und dem Transporter Dragon der Firma SpaceX durchgeführt, die letzte Annäherungssteuerung wird von der ISS aus unternommen.
Nach dem Entladen der Fracht wird der Transporter mit Müll und nicht mehr benötigten Gegenständen beladen. Genau wie der russische Raumtransporter Progress, das japanische HTV und der europäische Transporter ATV verglüht der Transporter dann bei seinem Wiedereintritt in die Atmosphäre über dem Pazifik.
Transporter | Progress | ATV | HTV | Space Shuttle mit MPLM | Dragon | Cygnus | Tianzhou |
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Startkapazität | 2,3 t | 7,7 t | 6,0 t | 9 t | 3,3 t | 3,5 t [10] | 6,5 t |
Landekapazität | – | – | – | 9 t | 2,5 t | – | - |
Fähigkeiten | Frachttransport Reboost Treibstofftransfer VBK-Raduga |
Frachttransport Reboost Treibstofftransfer |
Frachttransport Transport von ISPR Transport von Außenlasten |
Frachttransport Transport von ISPR Transport von Außenlasten Stationsaufbau Reboost bis zu 7 Raumfahrer |
Frachttransport Transport von ISPR Transport von Außenlasten |
Frachttransport Transport von ISPR |
Frachttransport Treibstofftransfer |
Träger | Sojus | Ariane 5 | H-2B | Space Shuttle | Falcon 9 | Antares / Atlas 5 | Langer Marsch 7 |
Startkosten Grobe Angaben |
65 Mio. USD[11] | 600 Mio. USD[12] | 300–320 Mio. USD[13][14] | 1,5 Mrd. USD[15] | 133 Mio. USD[16] | 240 Mio. USD[17] | |
Einsatzzeitraum | seit 1978 | 2008–2015 | seit 2009 | 2001–2011 | seit 2012 | seit 2014 | seit April 2017 |
Das Frachtmodul wurde immer nach einem verstorbenen NASA-Astronauten benannt. Stand der Liste: 14. November 2017, Alle Uhrzeiten in (UTC).
Nr. | Mission | Trägerrakete | Startdatum | Andocken ISS | Abdocken ISS | Wiedereintritt | Bemerkung |
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1 | Cygnus Orb-D1 | Antares-110 | 18. September 2013 14:58 |
29. September 2013 12:44 |
22. Oktober 2013 11:31 |
24. Oktober 2013 18:15 |
erfolgreich verglüht bei Wiedereintritt Testmission |
2 | Cygnus Orb-1 | Antares-120 | 9. Januar 2014[18] 18:07 |
12. Januar 2014 13:05 |
18. Februar 2014 11:41 |
19. Februar 2014 | erste kommerzielle Mission |
3 | Cygnus Orb-2 | Antares-120 | 13. Juli 2014 16:52[19] |
16. Juli 2014 12:53 |
15. August 2014 06:40 EDT |
17. August 2014 | |
4 | Cygnus Orb-3 | Antares-130 | 28. Oktober 2014 22:22 |
– | – | – | Fehlschlag: Trägerrakete kurz nach Start explodiert[3][4] |
5 | Cygnus OA-4
Deke Slayton II |
Atlas V (401) | 6. Dezember 2015 21:45 |
9. Dezember 2015 11:19[20] |
19. Februar 2016 12:26 |
20. Februar 2016 16:00 |
Erste Mission des vergrößerten Cygnus-Transporters |
6 | Cygnus OA-6 | Atlas V (401) | 23. März 2016 03:05 |
26. März 2016 10:51[21] |
14. Juni 2016 13:30 |
22. Juni 2016 13:05 |
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7 | Cygnus OA-5 | Antares-230 | 17. Oktober 2016 23:45 |
23. Oktober 2016 14:53 |
21. November 2016 11:23 |
27. November 2016 | |
8 | Cygnus OA-7 | Atlas V (401) | 18. April 2017 15:11 |
22. April 2017 12:39 [22] |
4. Juni 2017 13:10 |
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9 | Cygnus OA-8 | Antares-230 | 12. November 2017 12:19 |
14. November 2017 10:04 |
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Geplant: | |||||||
10 | Cygnus OA-9 | Antares-230 | 1. Mai 2018[veraltet][23] | geplant | |||
11 | Cygnus OA-10 | Antares-230 | 2018[veraltet][24] | geplant | |||
12 | Cygnus OA-11 | Antares-230 | 2018[veraltet][24] | geplant |