Mit einem Theodolit oder einem Tachymeter kann ein Zielpunkt in zwei Fernrohrlagen angezielt werden, indem das gesamte Instrument (die Alhidade) um 180° gedreht und anschließend das Fernrohr so gekippt – „durchgeschlagen“ – wird, dass wieder das gleiche Ziel anvisiert wird.
Weil der Vertikalkreis dabei seine Lage von links auf rechts (oder umgekehrt) wechselt, spricht man auch von der zweiten Kreislage (je nach Instrument: Kreislage links und rechts, bzw. Kreislage I und II).
Das Durchschlagen mit Mittelwertbildung wird aus folgenden Gründen durchgeführt:
- Der konstruktive Kippachsenfehler (einige 0,001°) wird bei Zielung in 2 Kreislagen vollständig eliminiert
- Der nicht völlig wegjustierte Rest des Zielachsenfehlers wird eliminiert
- Die Messgenauigkeit steigt (allerdings auch der Aufwand): einerseits durch die Mittelung beider Ablesungen, andererseits durch Verringerung der Zielfehler des Beobachters (zwar nur etwa 1", aber systematische Wirkung – siehe auch Persönliche Gleichung)
- Eine mögliche Exzentrizität der Stehachse (einige µm) wird unschädlich (jene der Aufstellung des Stativs bleibt hingegen wirksam)
Literatur
- Heribert Kahmen: Angewandte Geodäsie. Vermessungskunde. 20. Auflage. DeGruyter, Berlin 2006, ISBN 3-11-018464-8.
- Berthold Witte, Hubert Schmidt: Vermessungskunde und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen. 6. Auflage. Wichmann, Heidelberg 2006, ISBN 3-87907-435-6.