Gisbert Freiherr zu Putlitz (eigentlich: Gisbert Gans Edler Herr zu Putlitz[1]) (* 14. Februar 1931 in Rostock) ist ein deutscher Physiker, Hochschullehrer und Wissenschaftsmanager. Er war Rektor der Universität Heidelberg und der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg und Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Er entstammt dem märkischen Uradelsgeschlecht Gans zu Putlitz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gut der Eltern in Groß Pankow in der Mark Brandenburg entschädigungslos enteignet, der Vater Waldemar zu Putlitz kam beim Einmarsch der Roten Armee am 2. Mai 1945 ums Leben. Zu Putlitz war danach neben der Schule zunächst als Landarbeiter und Holzfäller tätig. So ernährte er Mutter und Geschwister.[1] Es folgte die Flucht in den Westen und das Abitur in Erlangen.[2] Zwischen 1951 und 1953 absolvierte zu Putlitz eine Mechanikerlehre bei den Zündapp-Werken in Nürnberg. Ende 1953 begann er ein Physikstudium in Heidelberg, das er 1961 mit dem Diplom abschloss. 1962 wurde er in Heidelberg bei Hans Kopfermann promoviert.[3]
Anschließend war er wissenschaftlicher Assistent am 1. Physikalischen Institut, wo er eine Arbeitsgruppe leitete. 1966 habilitierte er sich in Heidelberg[4] und wurde Oberassistent. 1967/68 war er Gastwissenschaftler und Lecturer an der Yale University. 1969 wurde er wissenschaftlicher Rat und kurz darauf außerplanmäßiger Professor in Heidelberg und forschte als Stipendiat der Volkswagenstiftung (1969 bis 1972) an verschiedenen Beschleunigeranlagen wie dem LAMPF des Los Alamos National Laboratory, an der Columbia University (Nevis Cyclotron), am Schweizer Institut für Nuklearphysik (SIN) in Villigen (heute ein Teil des Paul Scherrer Instituts) und dem britischen Rutherford Appleton Laboratory. 1973 wurde er ordentlicher Professor in Heidelberg, wo er schon ab 1972 kommissarisch das Institut für Angewandte Physik leitete.
Von 1978 bis 1983 leitete er die Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt,[1] wo seinerzeit die ersten superschweren Elemente entdeckt wurden. Gleichzeitig war er von 1981 bis 1983 Vorsitzender der damaligen "Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen", der heutigen Helmholtz-Gemeinschaft, nachdem er schon ab 1979 im Direktorium war. Von 1983 bis 1987 war er Rektor der Universität Heidelberg; in seine Rektorenzeit fiel 1986 das 600-jährige Jubiläum der Universität[1], das über ein ganzes Jahr begangen wurde. Von 2000 bis 2003 war zu Putlitz Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.[1] Von 1986 bis 2008 war zu Putlitz geschäftsführender Vorsitzender des Vorstands der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung.[5] Zu Putlitz knüpfte als Wissenschaftler intensive Kontakte zur Sowjetunion, zu Polen und auch zu China und nach Vietnam.
Wissenschaftlich hat zu Putlitz in der Kern- und Atomphysik, Elementarteilchenphysik und Festkörperphysik (Quantenflüssigkeiten) gearbeitet.
1978 wurde er Fellow der American Physical Society.[6] Er ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste[7], der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Academia Europaea (1991).[8] Seit 1993 ist er außerdem Mitglied der Leopoldina.[9] Zudem ist er seit 1981 auswärtiges wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg. Putlitz ist auch Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech).
Zu Putlitz kümmert sich mit seinen drei Söhnen auch um das zurückerworbene Gut in Brandenburg.[10]
Personendaten | |
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NAME | Putlitz, Gisbert zu |
ALTERNATIVNAMEN | Putlitz, Gisbert Freiherr zu (vollständiger Name); Putlitz, Gisbert Gans Edler Herr zu (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker und Wissenschaftsmanager |
GEBURTSDATUM | 14. Februar 1931 |
GEBURTSORT | Rostock |