Das Kernforschungszentrum Negev (hebräisch קריה למחקר גרעיני - נגב) ist eine kerntechnische Anlage in Israel nahe der Stadt Dimona in der Negev-Wüste (siehe auch Israelische Atomwaffen).
Das Gelände befindet sich rund 12 Kilometer südöstlich von Dimona. Es wurde ab 1958 mit französischer Hilfe erbaut. Die israelische und französische Regierung begründeten den Bau des Kernreaktors mit der Absicht, eine Entsalzungsanlage mit Energie zu versorgen, um die Negev-Wüste zu begrünen, sowie der Versorgung einer Textilfabrik und anderen Projekten. Die meisten Experten aber kamen zu dem Schluss, dass der wirkliche Zweck die Produktion von Kernwaffen sei. Die israelische Regierung hat dies bislang weder bestätigt noch dementiert.
Der Reaktor in Dimona wurde etwa zwischen 1962 und 1964 in Betrieb genommen. Mit dem hier produzierten Plutonium und vermutlich mit angereichertem Uran aus unbekannter Quelle (Operation Plumbat), hatten die israelischen Streitkräfte wahrscheinlich bereits vor dem Sechstagekrieg erste Kernwaffen einsatzbereit.[1] Die israelische Regierung hat immer den friedlichen Zweck der Anlage betont. Dennoch haben die USA den Ort mehrfach mit U-2-Aufklärern überflogen und Luftproben gesammelt, um sie nach radioaktiven Spuren zu untersuchen.
Als der amerikanische Geheimdienst Anfang der 1960er Jahre die wahre Aufgabe der Anlage erkannte, verlangte man, dass Israel internationale Inspektionen zulassen müsse. Israel erklärte sich damit einverstanden, wenn hierfür keine Inspektoren der IAEO, sondern ausschließlich US-Inspektoren eingesetzt würden; zudem sollten alle Inspektionen zuvor angemeldet werden. Es wird berichtet, dass vor Inspektionen falsche Wände und anderes installiert worden sei, um sensible Bereiche zu verbergen. Die Inspektoren informierten die US-Regierung, dass die von Israel auferlegten Restriktionen in der Anlage ihre Inspektionen sinnlos machten. 1969 wurden die Inspektionen eingestellt.
1986 eröffnete ein ehemaliger Techniker aus Dimona, Mordechai Vanunu, der Presse Beweise für das israelische Nuklearprogramm. Daraufhin wurde er von israelischen Agenten entführt, betäubt und von Italien nach Israel verschleppt. Ein Gericht verurteilte ihn wegen Verrat und Spionage zu 18 Jahren Gefängnis. Während Vanunu im Gefängnis saß, berichtete die Zeitung The Times, dass Israel Material für 20 Wasserstoffbomben und 200 Uranbomben besitze. Im Frühjahr 2004 wurde Mordechai Vanunu aus dem Gefängnis unter strengen Auflagen freigelassen.
Seit spätestens 2012 informiert die israelische Atomenergiebehörde offiziell über diese Anlage.[2]
Am 29. August 2018 wurde die Anlage zu Ehren des ehemaligen Staatspräsidenten in Schimon-Peres-Kernforschungszentrum im Negev umbenannt.[3]
2002 wurde wegen möglicher irakischer Angriffe eine Batterie Patriot-Flugabwehrraketen zum Schutz des Reaktors aufgebaut.
Nach Zweifeln an der Sicherheit des 40 Jahre alten Reaktors verteilten die Behörden im Jahr 2004 Jodtabletten als Vorsorge an die Bevölkerung in der Umgebung.[4] Im Jahr 2006 bildete sich eine Bürgerinitiative von Anwohnern, aus Sorge um ihre Gesundheit und Sicherheit.
Koordinaten: 31° 0′ 13″ N, 35° 8′ 48″ O