Das Lunar Landing Research Vehicle (kurz LLRV, engl. für Mondlandungs-Versuchsgerät) und das Lunar Landing Training Vehicle (kurz LLTV, engl. für Mondlandungs-Trainingsgerät) sind vom Dryden Flight Research Center der NASA im Rahmen des Apollo-Programmes entwickelte Fluggeräte zur Erforschung und Einübung einer manuell gesteuerten Landung auf dem Mond. Ihr spartanischer Aufbau als unverkleidetes Aluminiumrohr-Gestell brachte ihnen den Spitznamen „Flying Bedstead“ („Fliegendes Bettgestell“) ein.
Zum Trainieren der Mondlandung wurden von der NASA drei Konzepte umgesetzt: Ein elektronischer Simulator, eine bewegliche aufgehängte Plattform (in Form der Lunar Landing Research Facility) und ein frei fliegender Simulator.
Da sich einige Ingenieure der Bell Aerosystems Company bereits einige Gedanken zu solch einem frei fliegenden Mondlandungssimulator gemacht haben, wurde der Firma im Dezember 1961 von der NASA ein Vertrag über 50.000 Dollar zur Entwicklung eines Konzepts geboten. Nach Abschluss der Studie beauftragte NASA Bell im Februar 1963 mit der Produktion zweier LLRVs mit folgenden Eigenschaften:
Die LLTVs sind Konstruktionen aus Aluminiumrohr, vier Landebeine um eine dreieckige Plattform. Zwischen zwei Beinen ragt das Cockpit hervor, zwischen den Beinen gegenüber eine Elektronik-Plattform.
Im Schwerpunkt des Gefährts befindet sich ein General Electric CF700-2V Strahltriebwerk in einer kreiselstabilisierten Plattform, die das Triebwerk unabhängig von der Fluglage immer senkrecht hält. Indem der Schub des Triebwerks auf 5/6 der Gewichtskraft des LLTVs geregelt wird, kann die Schwerebeschleunigung auf dem Mond simuliert werden, die 1/6 der Schwerebeschleunigung auf der Erde beträgt.
Des Weiteren ist ein System aus Auftriebs- und Steuerraketenmotoren installiert, die das Auftriebs- und Steuersystem der Mondlandefähre möglichst exakt nachbilden. Die Lage-Triebwerke benutzen Wasserstoffperoxid als Treibstoff, das über ein Helium-Drucksystem gefördert wird.
Das Cockpit sollte die Steuerung der Mondfähre nachahmen, dementsprechend wurde ein Fly-by-Wire-System installiert, das über einen Steuerknüppel und Pedale gesteuert wird. In den LLTVs wurden 3-Achs-Steuerknüppel installiert, die die Pedale überflüssig machen und so die Steuerung der Mondfähre noch besser nachbilden. Ein künstlicher Horizont und radargesteuerte Geschwindigkeitsanzeigen bieten realistische Anzeigen. Außerdem waren ein Schleudersitz und eine Kontrolleinheit für das Strahltriebwerk installiert.
Beide LLRVs wurden im April 1964 an die NASA ausgeliefert. Auf der Edwards Air Force Base wurden im folgenden September erste Triebwerkstests am Boden durchgeführt, schließlich erfolgte am 30. Oktober der Erstflug des LLRV Nr. 1 mit Joseph Albert Walker am Steuer. Das Fluggerät wurde ausgiebig getestet und konnte so innerhalb von zwei Jahren über 175 Flüge verzeichnen. Aufgrund der Ergebnisse der Tests bestellte die NASA Mitte 1966 drei LLTVs von Bell, die die Bezeichnungen LLTV B1, LLTV B2 und LLTV B3 erhielten.
Ende 1966 zentralisierte die NASA das Trainingsprogramm im Manned Spacecraft Center in Houston, wohin das LLRV Nr. 1 im Dezember transportiert wurde. Der Erstflug des LLRV Nr. 2 fand im Januar 1967 statt, nach fünf weiteren Flügen wurde es dann ebenfalls nach Houston gebracht. Dort erhielten dann beide LLRVs Modifikationen, die sie den etwas weiter entwickelten LLTVs gleichstellten. Die neuen Bezeichnungen für die LLRVs lauteten nun LLTV A1 und LLTV A2.
Im Verlauf des Trainingsprogramms sind drei LLTV abgestürzt, in allen Fällen konnten sich die Piloten jedoch mit dem Schleudersitz retten:
Das LLTV-Trainingsprogramm endete nach mehreren hundert Flügen mit dem letzten Flug am 13. November 1972, durchgeführt von Eugene Cernan als Teil seines Trainings für Apollo 17. Die verbliebenen zwei LLTVs sind im Dryden Flight Research Center (LLTV A2) und im Johnson Space Center (LLTV B3) ausgestellt.