(869) Mellena | 9. Mai 1917 |
(1240) Centenaria | 5. Februar 1932 |
Richard Reinhard Emil Schorr (* 20. August 1867 in Kassel; † 21. September 1951 in Bad Gastein, Österreich) war ein deutscher Astronom.
Schorr studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie an der Technischen Universität München und erhielt anschließend im Jahr 1889 eine Anstellung als Assistent in der Redaktion der Astronomischen Nachrichten in Kiel. Nach zwei Jahren wechselte er als Assistent zunächst an die Volkssternwarte Karlsruhe, etwas später dann an das Astronomische Rechen-Institut in Berlin, das noch Teil der Berliner Sternwarte war.
Der damalige Direktor der Hamburger Sternwarte, George Rümker, holte Schorr 1892 als Observator nach Hamburg. Rümker, der zu jener Zeit gerade den Umzug des Observatoriums nach Hamburg-Bergedorf begonnen hatte, litt jahrelang an einem schweren Gichtleiden und starb 1900, so dass Schorr den Umzug fort- und zu Ende führen musste. Auch Verwaltungsdinge wurde in Vertretung durch Schorr erledigt, so dass die Sternwarte Ende des 19. Jahrhunderts faktisch durch ihn geleitet wurde.
Offiziell wurde Richard Schorr 1902 zum Direktor der Sternwarte Hamburg-Bergedorf ernannt, wo er unter anderem zwei Asteroiden entdeckte. 1919 wurde er als ordentlicher Professor an die Universität Hamburg berufen.
1920 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.[1]
Schorrs astronomisches Interesse galt hauptsächlich der Astrometrie. Er initiierte mehrere große Sternkatalogprogramme an der Hamburger Sternwarte:
Ein zweites Interessengebiet waren Sonnenfinsternisereignisse. Schorr stattete mehrere Expeditionen zu totalen Sonnenfinsternissen aus:
Schorr gelang es auch, den Astro-Optiker Bernhard Schmidt an die Hamburger Sternwarte zu holen und ihm einen Freiraum für die Entwicklung neuer Teleskoptechniken zu gewähren. Schmidt erfand dabei das Schmidt-Teleskop.
Als die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernahmen, war Schorr Dekan der Universität Hamburg und 65 Jahre alt und musste seine Funktionen aufgeben. Im November 1933 gehörte er zu den Unterzeichnern des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat.
Wie 2017 eine Expertenkommission herausfand, verriet Schorr zahlreiche Astrologen an die Gestapo. 1933 bat er das Reichsinnenministerium, "bei der Säuberung des öffentlichen Lebens auch dem überall eingerissenen astrologischen Unfug Einhalt zu gebieten", und sei gerne bereit, "diesen Kampf in jeder Weise zu unterstützen". Dafür ließ er Vorträge von Astrologen bespitzeln und leitete die Berichte an die Gestapo weiter. Viele der daraufhin inhaftierten Astrologen starben in Gefängnissen und Lagern oder nahmen sich das Leben.[2]
Als seinen Nachfolger an der Sternwarte wünschte sich Schorr den in den USA arbeitenden Walter Baade, der nach langem Zögern absagte. Als Ersatz für Baade sorgte Schorr dafür, Otto Heckmann gegen den Widerstand des NS-Dozentenbundes an die Sternwarte zu holen, der 1941 seine Nachfolge antrat.
Nach Schorr wurde der Asteroid (1235) Schorria benannt; Seine Ehefrau war Namensgeberin für den Asteroiden (725) Amanda. Auch der Mondkrater Schorr ist nach ihm benannt.
Personendaten | |
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NAME | Schorr, Richard Reinhard Emil |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Astronom |
GEBURTSDATUM | 20. August 1867 |
GEBURTSORT | Kassel |
STERBEDATUM | 21. September 1951 |
STERBEORT | Bad Gastein |