Schwan (Sternbild)

Schwan (Sternbild)

Sternbild
Schwan
Legende
Cygnus constellation map.png
Karte des Sternbilds Schwan
Lateinischer Name Cygnus
Lateinischer Genitiv Cygni
Kürzel Cyg
Rektaszension 19073019h 07m 30s bis 22030322h 03m 03s
Deklination 2274357+27° 43′ 57″ bis 2612128+61° 21′ 28″
Fläche 804 deg²
Rang 16
Voll­stän­dig sicht­bar 90° Nord bis 29° Süd
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europa Sommer
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 5
Hellster Stern (Größe) Deneb (1,25)
Meteorströme
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU,

Der Schwan (lateinisch / fachsprachlich Cygnus) ist ein Sternbild am Nordsternhimmel.

Beschreibung

Das Sternbild Schwan, wie man es an sehr klaren Herbstabenden im Südwesten sieht

Der Schwan gehört mit Adler und Leier zu den markantesten Sommersternbildern, ist aber wegen seiner nördlichen Position auch noch im Herbst und an frühen Winterabenden zu sehen. Seine zwei hellen Sternreihen bilden ein markantes Kreuz am Himmel, weshalb er auch als Kreuz des Nordens oder Nördliches Kreuz (Gegenstück zum Kreuz des Südens) bezeichnet wird.

Das Sternbild soll einen fliegenden Schwan darstellen, wobei der hellste Stern α Cygni (Deneb) die breiten Schwanzfedern symbolisiert, während die Sterne η und β (Albireo) den langen, im Flug vorgestreckten Hals bilden. Im zentralen Stern γ Cygni (Sadr) setzen die weit ausgebreiteten Flügel an (deren Innenteile dem Querbalken des Kreuzes entsprechen). Beide Schwingen sind leicht nach hinten geknickt, wie es dem tatsächlichen Flugbild entspricht.

Deneb ist der nordöstliche Eckpunkt des großen Sommerdreiecks, das er mit den Sternen Wega in der Leier und Altair im Adler bildet.

Durch den Schwan zieht sich das helle Band der Milchstraße, weshalb das Sternbild reich an besonderen Sternen und nebligen Objekten ist. Wenn man freiäugig oder mit dem Feldstecher hin und her streift, erkennt man Strukturen der Milchstraße und südlich zum Adler hin ihre Teilung. Interessant ist der mehrfache Wechsel zwischen äußerst sternreichen und dunklen Gebieten sowie mehreren hellen Sternhaufen.

Im Sternbild befindet sich die zweitstärkste kosmische Radioquelle des Himmels. Die Radiostrahlung wird von einer aktiven Galaxie emittiert, die den Namen Cygnus A erhielt. Die Galaxie ist 650 Millionen Lichtjahre entfernt und wird optisch erst auf langbelichteten Teleskopaufnahmen sichtbar.

Ferner beherbergt der Schwan die kosmische Röntgenquelle Cygnus X-1. Ihre Röntgenstrahlung geht von einem 8200 Lichtjahre entfernten Doppelstern aus. Der Hauptstern hat einen kleinen, aber sehr massereichen Begleiter, der sich offenbar in ein Schwarzes Loch verwandelt hat. Gas aus der Hülle des Hauptsterns strömt mit hoher Geschwindigkeit auf dieses über, wobei durch Reibung extrem hohe Temperaturen auftreten und Röntgenstrahlen freigesetzt werden.

Geschichte

Der Schwan gehört zu den 48 Sternbildern der antiken griechischen Astronomie, die bereits von Claudius Ptolemäus beschrieben wurden.

An dem Stern 61 Cygni gelang dem Astronomen Friedrich Wilhelm Bessel im Jahre 1838 erstmals die genaue Messung der Entfernung eines Sterns anhand der Parallaxe. Mit nur 11,4 Lichtjahren Distanz ist 61 Cygni einer der nächsten Nachbarn unserer Sonne.

Mythologie

Datei:Sternbild Schwan.jpg
Aufnahme des Sternbildes Schwan
Sternbild Schwan vor dem Band der Milchstraße.

Der Schwan (lateinisch Cygnus) ist ein großes, auffälliges Sternbild nördlich des Himmelsäquators und ist am Sommer- und Herbsthimmel zu sehen. In der griechischen Mythologie verkörperte der Schwan den Gott Zeus, der in dieser Gestalt unerkannt jungen Frauen nachstellte.

Eine andere Deutung bringt ihn mit der Sage um den Gott Phaethon in Verbindung. Phaethon hatte sich den Sonnenwagen seines Vaters Helios geborgt. Bei der übermütigen Fahrt über den Himmel geriet der Wagen jedoch außer Kontrolle und richtete ein Chaos an, bei dem die Welt zu verbrennen drohte. Um eine gänzliche Vernichtung der Welt zu verhindern und um die Hybris des Phaeton zu strafen, wurde er von Zeus mit einem Blitz getötet und stürzte in den Fluss Eridanus. Phaetons Freund Kyknos, der König der Ligurer, war über dessen Tod untröstlich und wanderte unentwegt am Ufer des Eridanus entlang. Schließlich wurde er in Gestalt des Schwans an den Himmel versetzt.

Bei Ovid wird Cygnus als Bundesgenosse der Trojaner im trojanischen Krieg erwähnt. Den Meeresgott Neptun zum Vater und eine Nereide (Wassergottheit, Tochter des Nereus) als Mutter, ist er durch Waffen unverwundbar. Erst als Achilles ihn mit den Händen erwürgt, stirbt er. Neptun verwandelt seinen toten Leib in einen Schwan.

Einer weiteren Deutung nach handelt es sich bei den Sternbildern des Sommerdreiecks (Adler, Leier und Schwan) um die Stymphalischen Vögel.

Meteorströme

Vom 3. bis zum 25. August jeden Jahres können die Kappa-Cygniden beobachtet werden, deren Radiant beim Stern κ Cygni liegt.

Himmelsobjekte

Sterne

B F Namen o. andere Bezeichnungen Größe Lj Spektralklasse
α 50 Deneb, Deneb el Adige, Aridif, Arieded, Arrioph, Gallina 1,25m 3200 A2 Ia
γ 37 Sadr, schedir 2,23m 750 F8
ε 53 Gienah 2,48m 72 K0 III
β 6 Albireo, Al Minhar al Dajajah 2,9m 385 K2 + B9 V
δ 18 2,86m 150 B9 + F1
34 P Cygni 3,0 bis 6,0m 5000 B2 Ia
ζ 64 3,21m 200 G8 III
χ Chi Cygni 3,62 bis 15,0m 345 K0 III
ξ 62 3,72m 1000 K5 Ib
τ 65 3,74m 70 F1 IV
ι 10 3,76m 100 A5 V
κ 1 3,80m 150 K0 III
ο1 31 3,80m 500 K2 + B6
η 21 3,89m 200 K0 III
ν 58 3,94m 150 A0 V
ο2 32 3,96m 1000 K3 ib
ρ 73 3,98m 200 G8 III
41 4,01m 500 F5 II
σ 67 4,22m 5000 B9 Ia
52 4,22m 200 K0 III
π2 81 4,23m
33 4,28m
υ 66 4,41m
39 4,43m
θ 13 4,49m 60 F4 V
μ1 78 4,49m
λ 54 4,53m 600 B5 + B7
f2 63 4,56m
47 4,61m
φ 12 4,68m
π1 80 Azelfafage 4,69m
57 4,80m
61 61 Cygni 4,8m 11,4 K5 + K7
55 4,81m
72 4,87m
15 4,89m
ψ 24 4,91m 200 A3 + F4
b2 28 4,93m
b3 29 4,93m 120 A2 + K0
ω1 45 Ruchbah 4,94m
22 4,95m
2 4,99m
17 5,00m
d 17 5,03m
A 68 5,04m
74 5,04m
e 26 5,06m
56 5,06m
75 5,09m
ω2 46 5,1m 500 M2 + A0
23 5,14m
25 5,15m
4 5,17m
19 5,18m
g 71 5,22m
c 16 5,3m 150 G2 + G4
70 5,30m
b1 27 5,38m
60 5,38m
51 5,41m
49 5,53m
36 5,58m
40 5,63m
79 5,69m
7 5,73m
73 5,73m
77 5,73m
42 5,90m
69 5,93m
11 6,03m
48 6,32m

Deneb (α Cygni) ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 1,25m auffallend hell. Seine Entfernung ist nicht genau bekannt; in der Literatur wird eine Entfernung von 1600 bis 3200 Lichtjahren angegeben. Es handelt sich um einen extrem leuchtstarken, bläulich-weißen Stern der Spektralklasse A2 mit der 60.000 bis 250.000-fachen Leuchtkraft unserer Sonne.

Der Name Deneb ist eine Verkürzung des arabischen Namens ḏanab al-daǧāǧa „Schwanz der Henne“.

ε Cygni (Gienah, aus arab. ǧanāḥ „Schwinge“) ist mit 72 Lichtjahren Entfernung wesentlich näher. Er ist ein gelblicher Stern der Spektralklasse K0.

Doppelsterne

System Größen Abstand
γ 2,3m/9,5m 142
β 3,1m/5,1m 34,5
δ 2,9m/6,3m 2,5″
ο1 3,8m/7,0m 107″
λ 4,9m/6,1m 0,9″
ψ 4,9m/7,4m 3,2″
η 4,8m/6,1m 1,1″
29 5,0m/6,6m 212″
61 5,6m/6,9m 30″
ω2 5,4m/6,6m 256″
79 5,6m/6,9m 150″
16 5,99m/6,2m 39,6″

Der zweithellste Stern, γ Cygni namens Sadr (verkürzt aus arab. ṣadr al-daǧāǧa „Brust der Henne“) ist ein 750 Lichtjahre entferntes Doppelsternsystem. Neben dem hellen Hauptstern befindet sich in einem weiten Winkelabstand von 142 Winkelsekunden ein lichtschwacher Begleiter von nur 9,5m. Zur Beobachtung reicht ein kleineres Teleskop ab 6 cm Öffnung.

Albireo

Das 385 Lichtjahre entfernte System β Cygni (Albireo) ist ein sehr schönes Beobachtungsobjekt. Bereits mit einem größeren Prismenfernglas oder einem kleinen Teleskop kann man das System in Einzelsterne auflösen, wobei die beiden Sterne einen deutlichen Farbkontrast aufweisen. Das System besteht aus einem orange-rötlichen Riesenstern der Spektralklasse K3 und einem bläulichen Begleiter der Spektralklasse B9.

Der heute gebräuchliche Name Albireo geht auf einen Übertragungsfehler zurück. Der ursprüngliche arabische Name lautete al-minqar al-daǧāǧa „der Schnabel der Henne“.

Das System δ Cygni ist 150 Lichtjahre entfernt. Da die beiden Sterne von der Erde aus gesehen nur einen Abstand von 2,5 Winkelsekunden aufweisen, benötigt man zur Trennung ein Teleskop.

ο1 Cygni ist 500 Lichtjahre entfernt. Bereits in einem kleineren Teleskop erkennt man einen gelblichen Hauptstern und einen lichtschwachen bläulichen Begleiter.

Das 11,4 Lichtjahre entfernte System 61 Cygni besteht aus zwei gelblichen Sternen.

Veränderliche Sterne

Stern Größe Periode Typ
χ 3,3 bis 14,2m 407 Tage Mira-Stern
P 3,0 bis 6,0m unregelmäßig unregelmäßig Veränderlicher
W 5,4 bis 6,2m ca. 126 Tage halbregelmäßig Veränderlicher

Der 345 Lichtjahre entfernte χ Cygni ist ein Veränderlicher Stern vom Typ Mira. Sterne dieses Typs zeigen starke Helligkeitsschwankungen. Im Maximum weist χ Cygni eine Helligkeit von 3,3m auf und ist mit bloßem Auge deutlich sichtbar. Im Minimum sinkt seine Helligkeit auf 14,2m ab; um ihn dann zu beobachten benötigt man ein größeres Teleskop. Die Helligkeitsschwankungen vollziehen sich mit einer Periode von 407 Tagen. χ Cygni leuchtet gelb-orange und gehört der Spektralklasse K0 an.

P Cygni (auch als 34 Cygni bezeichnet), ändert seine Helligkeit ohne erkennbare Regelmäßigkeit zwischen 3,0 und 6,0m. Der Stern ist 5000 Lichtjahre entfernt und gehört der Spektralklasse B2 an. Er besitzt eine extrem hohe Oberflächentemperatur von 19.000 Kelvin und leuchtet mit der 700.000-fachen Leuchtkraft unserer Sonne.

W Cygni ist ein halbregelmäßig Veränderlicher Stern, dessen Helligkeit in einem Rhythmus von etwa 126 Tagen zwischen 5,4 und 6,2m schwankt. Der rötlich leuchtende Stern ist 500 Lichtjahre entfernt und gehört der Spektralklasse M5 an.

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M) NGC sonstige Größe Typ Name
29 6913 6,5m Offener Sternhaufen
39 7092 5m Offener Sternhaufen
6826 9m Planetarischer Nebel
6834 7,8m Offener Sternhaufen
6871 5,2m Offener Sternhaufen
6960 9m Gasnebel Cirrusnebel
6992/5 7,5m Gasnebel Cirrusnebel
7000 5m Gasnebel Nordamerikanebel
7027 8,5m Planetarischer Nebel
7039 7,6m Offener Sternhaufen
7082 7,2m Offener Sternhaufen
IC 5067 7,5m Gasnebel Pelikannebel
IC 5146 7,2m Gasnebel Kokon-Nebel

Da sich die Milchstraße durch den Schwan zieht, ist diese Region reich an Sternen und nebligen Objekten. Bereits ein Fernglas zeigt eine Vielzahl interessanter Objekte.

Zwei Offene Sternhaufen nahm der französische Astronom und Kometenjäger Charles Messier in seinen Katalog nebliger Objekte (Messier-Katalog) auf.

Der 4000 Lichtjahre entfernte Offene Sternhaufen M 29 steht unterhalb des hellen Sterns γ Cygni und kann leicht gefunden werden. Im Fernglas und im kleinen Teleskop wird eine Gruppe von 20 bis 30 Einzelsternen sichtbar.

M 39 ist etwa 1000 Lichtjahre entfernt. Im Fernglas und im kleinen Teleskop wird eine lockere Ansammlung von 10 bis 15 Sternen sichtbar.

Der 3000 Lichtjahre entfernte Planetarische Nebel NGC 6826 wurde 1773 von Wilhelm Herschel entdeckt. Es handelt sich dabei um die Überreste eines Sterns, der seine äußere Gashülle abgestoßen hat. Im Teleskop sieht man ein rundes nebliges Fleckchen, in dem der Zentralstern, ein Weißer Zwerg der Helligkeit 10,6m eingebettet ist.

Die 1500 Lichtjahre entfernten Objekte NGC 6960, NGC 6992 und NGC 6995 werden als Cirrusnebel bezeichnet, da ihr Aussehen an Zirruswolken erinnern. Es handelt sich um die Überreste einer Supernovaexplosion, die sich vor etwa 50.000 Jahren ereignet haben muss. Dabei wurden gigantische Gaswolken abgestoßen, die sich immer noch ausdehnen und mit der interstellaren Materie wechselwirken. Bei sehr dunklem Himmel kann der ausgedehnte Cirrusnebel bereits mit einem Fernglas ausgemacht werden. Mit einem Teleskop werden interessante Strukturen und Filamente sichtbar. Am besten verwendet man zur Beobachtung Interferenzfilter, wie einen UHC-Filter oder einen OIII-Filter.

Ein weiterer Gasnebel ist NGC 7000, der Nordamerikanebel in 4000 Lichtjahren Entfernung. Sein Name geht auf seine Form zurück, die an eine Landkarte des nordamerikanischen Kontinents erinnert. Der Nebel steht etwas westlich des hellen Sterns Deneb und kann mit einem Fernglas beobachtet werden. Die Beobachtung ist allerdings nicht einfach, da ein dunkler Himmel, ohne Mondlicht und künstliche Beleuchtung, notwendig ist.

Nicht weit entfernt vom Nordamerikanebel steht IC 5067 am Himmel, der wegen seiner Form auch Pelikannebel genannt wird. Zur Beobachtung sind die gleichen Voraussetzungen, wie für den Nordamerikanebel erforderlich.
Auf langbelichteten Fotografien erscheinen der Nordamerika- und der Pelikannebel rötlich, da sich hier große Mengen an ionisiertem Wasserstoff (HII) befinden.

NGC 7027 ist ein etwa 3000 Lichtjahre entfernter planetarischer Nebel, der 1879 entdeckt wurde. Im Fernglas hat er die Form eines Sterns, bei höherer Vergrößerung im Teleskop wird ein länglicher Nebel sichtbar, der eine dunkle Einkerbung aufweist.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Sternbild Schwan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien