Als Sonnenuntergang bezeichnet man sowohl das Verschwinden (Untergang) der Sonne unter den Horizont als auch den Zeitpunkt dieses täglichen Phänomens im Sonnenlauf sowie die Himmelserscheinung als solche mit all ihren Phänomenen. Auf den Sonnenuntergang folgt die Zeit der Abenddämmerung, die je nach geografischer Breite unterschiedlich lang ist.
Obgleich der Sonnenuntergang in einigen Kulturen, beispielsweise bei den alten Germanen, im Judentum und im Islam, den Tagesbeginn markiert(e), beginnt der bürgerliche Tag (auf internationaler Ebene) um Mitternacht.
Der Begriff Sonnenuntergang ist ein Relikt des geozentrischen Weltbildes: Denn nicht die Sonne bewegt sich, sondern der Betrachter wird aufgrund der natürlichen Erdrotation über die Tag-Nacht-Grenze auf der Erde bewegt; die gegenteilige Erscheinung ist der Sonnenaufgang.
Der Untergang gehört mit Sonnenaufgang, Meridiandurchgang und Kulmination zu den wichtigsten Aspekten der astronomischen Phänomenologie, weshalb alle astronomischen Kalender oder Jahrbücher entsprechende Daten für Sonne und Mond enthalten. Der späteste Sonnenuntergang fällt wegen der Zeitgleichung nicht mit der Sommersonnenwende zusammen, sondern tritt erst um den 25. Juni ein. Analog erfolgt der früheste Sonnenuntergang in Norddeutschland bereits etwa am 14. Dezember, also eine Woche vor der Wintersonnenwende, in der Schweiz schon um den 11. Dezember.
Die scheinbare Sonnengröße variiert zwischen 31′28″ (Winkelminuten, Winkelsekunden) zu Anfang Juli und 32′32″ zu Anfang Januar, damit ergibt sich eine Varianz von ungefähr ± 1,7 % im Jahresverlauf. Der mittlere scheinbare Durchmesser der Sonne beträgt 31′59,3″.
Aufgrund der Krümmung der Lichtstrahlen (Strahlenbrechung und Astronomische Refraktion) in der Erdatmosphäre erscheint die Sonnenscheibe bei Sonnenauf- und Untergang um etwa 0,6° höher und auch größer, als sie es ohne Atmosphäre wäre und größer als im Zenit.
Der wahre Sonnenuntergang ist der Moment, an dem die Oberkante der Sonnenscheibe den wahren Horizont unterschreitet. Der wahre Horizont, auch als geozentrische Horizontalebene bekannt, ist die senkrecht zum Lot des Beobachters stehende, durch den Erdmittelpunkt verlaufende Ebene.[1] In diesem Moment ist zwischen Sonne und Horizont ein Abstand von etwa 2/3 ihres Durchmessers zu sehen.
Der scheinbare oder sichtbare Sonnenuntergang tritt ein, wenn die Sonne bereits weit unter der Horizontebene ist – es ist der Moment, an dem die beobachtete obere Sonnenkante den scheinbaren Horizont unterschreitet. Der scheinbare Horizont ist die waagerechte Ebene auf der Erdoberfläche am Beobachtungsort. Hinzu kommt ein Einfluss der Höhe des Beobachters bzw. dessen Auge über der Erdoberfläche. Der scheinbare Sonnenuntergang wird daher für eine geometrische Horizonthöhe von −0,833° berechnet.[2]
Allgemeine Vorausberechnungen können keine realen Horizontverläufe bestimmter Standorte berücksichtigen und rechnen für einen idealen mathematischen Horizont, der sich überall auf der Höhe 0° befindet. Zur Berechnung solcher Zeitpunkte siehe Aufgang (Astronomie) oder Sichtbarkeit (Astronomie).
Wo der Untergangspunkt am Horizont liegt, hängt außerhalb der Tropen stark von der Jahreszeit ab. Zur Tagundnachtgleiche ist er fast genau im Westen, im Dezember/Januar hingegen für Mitteleuropa etwa im Südwesten, und im Juni/Juli im Nordwesten. Die mögliche Richtung variiert also um fast 90 Grad:
Je nach Wetterlage kann das Sinken der Sonne mit einem beeindruckenden Farbenspiel verbunden sein, das manchmal nicht nur im Abendrot erstrahlt, sondern auch gelbe, violette oder gar grüne Farbtöne aufweist. Die Farbveränderung wird durch die Rayleigh-Streuung verursacht. Die Erdatmosphäre wirkt hierbei mit schwebenden Partikeln, den Aerosolen in der Peplosphäre als diffus streuendes Medium. Der blaue Lichtanteil der sinkenden Sonnenscheibe wird stärker gestreut, so dass in Relation ein höherer Anteil roten Lichtes den Beobachter erreicht.
Bei äußerst klaren Sichtbedingungen kann ein grüner Schein oder sogar ein Grüner Blitz zu beobachten sein, der bei bestimmten Temperaturschichtungen durch einen sehr geringfügigen Prismeneffekt der Atmosphäre verursacht wird: Die gelbrote Sonnenscheibe verschwindet unter den Horizont, wodurch am oberen Rand der (fast) verschwundenen Sonne kurz ein grün(blau)er Saum aufzublitzen scheint.