Als Sternbilder (vereinzelt auch Konstellationen) werden visuelle Einheiten einzelner heller Sterne am Himmel bezeichnet, in die Gruppen von etwa 5 bis 20 Sternen zusammengefasst werden, um die Orientierung am Sternhimmel zu erleichtern. Seit der Jungsteinzeit und insbesondere seit der Antike werden solche Gruppen einer mythologischen Figur, einem Tier oder einem Gegenstand zugeordnet. Ein bekanntes Beispiel ist der Große Wagen (eigentlich Teil des Großen Bären), dessen zwei Kastensterne die Richtung zum Polarstern markieren.
Die Sterne eines Sternbildes haben, von der Erde aus betrachtet, untereinander relativ geringe Winkelabstände und liegen daher im Sinne der Himmelskoordinaten der sphärischen Astronomie relativ nahe beieinander. Diese Nachbarschaft ist aber nur eine scheinbare; die durch genaue Messung der Parallaxe bestimmbaren Entfernungen der Sterne eines Sternbildes vom Sonnensystem können um ein Vielfaches differieren (vgl. Sternenliste des Orion). Teilweise liegen also einzelne Sterne eines Sternbildes der Sonne näher als anderen Sternen desselben Sternbildes. Andererseits können zwei Sterne verschiedener Sternbilder tatsächlich eine kleinere Distanz untereinander haben als scheinbar eng benachbarte Sterne eines einzigen Sternbildes.
Sternbilder waren in vielen Kulturen ein Mittel zur Orientierung am Himmel und daher auch für die Seefahrt von Bedeutung. Während früher die genaue Form der Sternbilder teilweise der persönlichen Interpretation überlassen war, sind sie heute in ihrem Umfang klar definiert und dienen der örtlichen Zuordnung und Kartierung des Himmels. Die Internationale Astronomische Union (IAU) hat die Sternbildgrenzen nach Himmelskoordinaten festgelegt und verwendet sie u. a. zur genäherten Ortsangabe veränderlicher Himmelsobjekte wie Meteore oder Novae. Ähnliche, aber nicht präzise definierte Anordnungen von Sternen (Sternkonstellationen) werden hingegen als Asterismus bezeichnet. Dieser Begriff umfasst auch die historischen Sternbilder der westlichen Astronomiegeschichte und die Konstellationen anderer Kulturen.
Sternbilder lassen sich in fast allen Kulturen feststellen und mit Sicherheit bis in die frühen Hochkulturen zurückverfolgen. Eine besondere Bedeutung haben menschenähnliche Figuren (z. B. Orion), regelmäßige Drei- bis Sechsecke und längere Sternreihen (z. B. Andromeda, Fünfsternreihe, Wasserschlange) bzw. Sternzüge (Drache, Schlange, Eridanus). Die heutigen Sternbilder gehen von den zwölf babylonischen sowie altägyptischen Tierkreiszeichen aus und wurden im antiken Griechenland auf 48 erweitert. Zwischen 1600 und 1800 wurden weitere eingeführt. Seit 1922 werden 88 von der IAU offiziell anerkannte Sternbilder verwendet, deren Grenzlinien nach Vorarbeit von Eugène Delporte, dessen diesbezügliche Arbeit 1930 erschien, 1928 von der IAU definiert wurden.[1][2]
Die Astrognosie ist das Fachgebiet der Astronomie, das sich mit den Sternbildern befasst. Die Namen der Sternbilder sind insbesondere für die systematische Benennung von Sternen mit einem griechischen Buchstaben (Alpha, Beta, Gamma, Delta, ...) und Sternbild (lateinische Bezeichnung) von Bedeutung; z. B. α-Centauri.
Als Asterismus (von lateinisch astrum aus griechisch {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) astron „Sternbild, Gestirn, Stern“) wird in der Astronomie eine spezielle Konstellation von Sternen bezeichnet, die, mit Verbindungslinien (den Sternzügen) verknüpft, ein bestimmtes auffälliges Bild ergibt und den Namen eines Gegenstandes oder einer Figur trägt. Ein Asterismus ist heute Teil eines oder mehrerer der IAU-Sternbilder im eigentlichen Sinne und gilt selbst nicht als solches.
Auch historische Sternbilder, die früher in Sternkarten verzeichnet waren, wie z. B. das Sternbild „Schiff Argo“, werden als Asterismen bezeichnet; ebenso nicht anerkannte Bilder, die heute noch landläufig verwendet werden: Bekannte Beispiele sind der Große Wagen, ein Teil des Sternbildes Großer Bär, das Sommerdreieck oder das Wintersechseck.
Daneben gibt es in den Kartiersystemen anderer Kulturen, etwa in der alten indischen oder chinesischen Astronomie oder der der Mayas, Sternbilder, in welchen ganz andere Figuren erkannt werden.
Sternbilder stellen sich nur subjektiv für den Beobachter dar. Wie bereits im zweiten Absatz beschrieben wurde, sind die Sterne der meisten Sternbilder weit voneinander entfernt. Der Eindruck, dass die Sterne eines Sternbilds am Himmel nahe beieinander liegen, beruht auf dem Projektionseffekt.
Die zwölf Tierkreiszeichen, die auf die babylonischen Sternbilder der Ekliptik zurückgehen, bilden eine der Grundlagen der Astrologie. Da sich die Sternbilder durch die Präzession gegen die Tierkreiszeichen seither um etwa 30 Grad verschoben haben, stimmen sie jedoch nicht mehr überein, und die westliche Astrologie lehnt die auf tatsächliche Sternbilder bezogene Deutung (siderische Astrologie) im Allgemeinen ab.
Sternbilder und Asterismen tauchen auch in griechischen Lehrgedichten zum Jahreslauf und Ackerbau auf, wo sie zur Einteilung der Jahreszeiten benutzt werden.
In der Astronomie wurden Sternbilder in Sternkatalogen bereits ab der Antike zur Positionsangabe benutzt. Noch um 1800 teilen Sternkataloge die Himmelsobjekte in die Sternbilder ein, bald danach geht man aber zu einer reinen Positionsangabe mit Rektaszension und Deklination über. Aber die astronomische Nomenklatur der sichtbaren Sterne im Bayer/Flamsteed-Code von 1603 und 1712 abseits ihrer Trivialnamen beruht noch auf diesem System der Areale des Sternhimmels, wie beispielsweise Alpha Centauri nach dem Sternbild des Zentauren.
Trotz der heute relativ geringen Bedeutung haben Sternbilder bis heute nichts von ihrer Faszination auf den Betrachter eines dunklen Sternenhimmels verloren und spielen für die Popularisierung der Astronomie eine wichtige Rolle. Die Didaktik der Astronomie nutzt sie – in Verbindung mit den dazugehörenden Sternsagen – um Jugendliche für die „Sternenkunde“ zu begeistern und anhand der historischen Entwicklungen an die moderne Astronomie heranzuführen.
Sternbilder gab es vermutlich bereits in prähistorischer Zeit. Von den meisten Kulturen, die noch in einem vor-eisenzeitlichen und schriftlosen Stadium anthropologisch untersucht werden konnten, sind jedenfalls Sternbilder bekannt, wie etwa Sternbilder der Nordamerikanischen Indianer, der Aborigines und der San im südlichen Afrika. Wie weit erste Sternbilder in die europäische Frühgeschichte zurückreichen, ist unbekannt, aber es ist möglich, dass bereits im Stiersaal der Höhle von Lascaux ein kompletter Tierkreis abgebildet wird. Die Identifikation einer Gruppe von Punkten oberhalb des Auerochsen als die Plejaden scheint wahrscheinlich, da sowohl die Position relativ zum Auerochsen (Stier) als auch die relativen Positionen der sechs Punkte zueinander derjenigen der Plejaden entspricht. Das erfordert jedoch die implizite Annahme, im Auerochsen ein Sternbild zu identifizieren. In ägyptischen Grabanlagen gibt es ebenfalls vereinzelt Sternbilddarstellungen, etwa im Grab Sethos I. Die im Tempel von Dendera im ersten vorchristlichen Jahrhundert dargestellten Bilder zeigen die ägyptischen bereits zusammen mit dem Tierkreis der Babylonier.
Die ersten gesicherten der heutigen Sternbilder, besonders die auch in der Astrologie benutzten Tierkreiszeichen, gehen auf die Altägypter und Babylonier zurück. Die ersten dieser Sternbilder des Tierkreises tauchen bereits im dritten Jahrtausend v. Chr. auf. Ein erster vollständiger Tierkreis entstand um 410 v. Chr. Die heutigen Tierkreiszeichen stimmten vor etwa 2100 Jahren mit den entsprechenden Sternbildern ungefähr überein, haben sich aber im Zuge der Präzession gegen diese verschoben. Von einem dreizehnten Sternbild, das von der Ekliptik geschnitten wird, Schlangenträger, ragt nur ein Fuß über die Ekliptik.
Mit seinen Katasterismen beschrieb Eratosthenes die ursächliche Entstehung von 44 Sternbildern, einige Jahrhunderte später beschrieb Ptolemäus 48 Sternbilder. Die Sternbilder sind hauptsächlich nach Gestalten, Personen sowie Objekten aus der griechischen Mythologie benannt. Beide stehen damit in einer literarischen Tradition, die hauptsächlich durch die Lehrgedichte Phainomena (Himmelserscheinungen) des Aratos von Soloi und dem Poeticon Astronomicon von Hyginus bis ins Mittelalter überliefert wurde. Der ptolemäische Sternkatalog des Almagest, in dem die zu den Bildern gehörigen Sterne aufgeführt sind, ist zunächst nur in der arabischen Welt bekannt und wird dann seit dem 12. Jahrhundert durch Übersetzungen aus dem Griechischen und Arabischen auch in der lateinischen Welt verbreitet. Auf arabische Gelehrte gehen viele der heute benutzten Sternnamen zurück, aber keine neuen Sternbilder. Diese übernahm die islamische Welt aus der Antike, ältere präislamische Sternbilder verschwinden und sind nur teilweise bildhaft überliefert, zum Beispiel stellt al-Sufi die Cassiopeia zusammen mit dem Beduinensternbild Kamel dar.
Das heutige Sternbild Haar der Berenike war in der Antike als Asterismus bekannt, galt aber nicht als eigenes Sternbild, sondern als Teil des Löwen. Der von Augustus an den Himmel gesetzte „Thron des Cäsar“ wurde nach der Antike nicht mehr benutzt. Das althergebrachte Sternbild Antinous dagegen, das der römische Kaiser Hadrian zu Ehren seines im Nil verunglückten Favoriten eingeführt hatte (der Legende nach opfert sich Antinous, um das Leben Hadrians zu verlängern), galt zunächst als Asterismus und Teil des Adlers und wurde erst in der Neuzeit als eigenes Sternbild geführt. Es wird heute allerdings nicht mehr benutzt. Da Antinous in den Klauen des Adlers dargestellt wurde, wurde das Sternbild auch gelegentlich als Ganymed gesehen, zu dessen Mythos eine solche Darstellung passt.
Weitere Sternbilder wurden in der Neuzeit dann zunächst am Südhimmel eingeführt, der Europäern in der Antike unbekannt gewesen war. Johann Bayer übernahm in der Uranometria von 1603 einige Sternbilder von Petrus Plancius’ Himmelsgloben, der sie wiederum nach Beschreibungen der niederländischen Seenavigatoren Pieter Dirkszoon Keyser und Frederick de Houtman als erster auf seinen Himmelsgloben darstellte. Oft wird dennoch Bayer als derjenige, der diese Sternbilder einführte, genannt, vermutlich weil seine Uranometria eine ungleich größere Verbreitung hatte. Bayer übernimmt jedoch nur dreizehn von Plancius Sternbildern, das Kreuz lässt er aus. Die heute bekannten Sternbilder Giraffe und Einhorn wurden erst 1612 (ebenfalls von Plancius) veröffentlicht.
Diese drei Sternbilder tauchen, zusammen mit anderen von Plancius, die heute nicht mehr benutzt werden, zunächst bei Jakob Bartsch 1624 auf, einige davon übernimmt schließlich Johannes Hevelius in seinem 1687 erschienen Atlas Firmamentum Sobiescianium, der noch weitere Bilder festlegt. In Unkenntnis von Plancius Werk werden Giraffe, Kreuz und Einhorn auch gelegentlich Hevelius, Bartsch oder dem ansonsten wenig bekannten Astronomen Augustin Royer zugeschrieben. Hevelius widmete seinen Sternatlas seinem König, Jan III. Sobieski, und platzierte dazu den Wappenschild dessen Hauses als Sternbild Schild an den Sommerhimmel. Das Frontispiz zeigt Hevelius mit dem neuen Sternbild, vor der Muse Urania im Kreis berühmter Astronomen. Nicolas Louis de Lacaille erweiterte um 1750 nach einer Beobachtungsreise zum Kap der Guten Hoffnung in Südafrika die Sternbilder des Südhimmels um meist thematische Sternbilder, die den technischen Fortschritt symbolisieren sollten, etwa der Chemische Ofen oder die Luftpumpe. Neben zwölf neuen Sternbildern geht auf ihn auch die Aufteilung des „Schiffes Argo“ in Segel des Schiffs (Vela), Achterdeck (Puppis) und Kiel (Carina) zurück. In diesem Gebiet des Himmels führte Lacaille auch ein weiteres nautisches Sternbild ein, den Kompass.
Julius Schiller versuchte 1627 durch Herausgabe eines christianisierten Sternatlas, des Coelum Stellatum Christianum, die heidnischen Sternbilder durch Figuren der Bibel und Heilige zu ersetzen, wobei er auf Bayers Katalogkoordinaten zurückgriff und diese, in Zusammenarbeit mit Bayer, verbesserte und erweiterte. Aus den Tierkreisbildern wurden zum Beispiel die Apostel. Der Versuch fand keinen großen Anklang, aber die Schiller’schen Konstellationen wurden immerhin von Andreas Cellarius in dessen künstlerischen Meisterwerk Harmonia Macrocosmica auf zwei Platten abgebildet, zusammen freilich mit den herkömmlichen Sternbildern auf weiteren Platten.[3] Die einzig originär christlichen Sternbilder, das Kreuz und das Einhorn, hatte Bayer, auf den Schiller sich bezog, bei der Adaption von Plancius weggelassen. Einen weniger radikalen Versuch der Christianisierung unternahm Jakob Bartsch, der 1624 in seinem Buch Usus Astronomicus biblische Bezüge der bestehenden Sternbilder herstellt.
Dem Beispiel Hevelius’ mit dem Schild folgten in den nächsten 150 Jahren zahlreiche Hofastronomen und setzten Insignien ihrer jeweiligen Herrschaft an den Himmel. Zu den bekannteren und zumindest zeitweise in Himmelsatlanten erschienenen Sternbildern zählen das Brandenburgische Szepter oder der Königliche Stier von Poniatowski, andere sind dagegen, außer in den originalen Widmungsdokumenten, nie in einer Sternkarte erschienen und dienten hauptsächlich der Karriereförderung des jeweiligen Hofastronomen. Das Sternbild Schild selbst ist das einzige dieser politischen Bilder das heute noch anerkannt wird.
1754 schlug John Hill, vermutlich in satirischer Absicht angesichts der zahlreichen zeitgenössischen Erweiterungen, 13 weitere Sternbilder vor, die nach dem Zeitempfinden niederen Kreaturen gewidmet waren, zum Beispiel die Kröte, den Erdwurm, oder die Spinne. Der Scherz blieb in der Fachwelt allerdings unbeachtet. 1789, nach der Entdeckung des Uranus setzte Maximilian Hell dem Entdecker ein Denkmal, indem er gleich zwei neue Sternbilder, das große und kleine Teleskop Herschels einführte, wovon allerdings nur das große, zwischen Zwillingen und Auriga, länger auf den Sternkarten zu finden war. Sternbilder wurden mitunter auch ohne politische, wissenschaftliche oder überhaupt besondere Motivation eingeführt. So begründete Jérôme de Lalande das 1799 von ihm eingeführte Sternbild Felis mit „ich liebe diese Tiere sehr [...] Der Sternenhimmel hat mir genug Arbeit beschert, jetzt kann ich auch einen Scherz damit haben.“ Er hatte aber wohl als Hintergedanken, damit Voltaire zu widerlegen, der keine Katzen mochte und zu Lebzeiten gelästert hatte, dass die Katze keines der vielen Tiersternbilder sei.
Da seit der Erfindung des Teleskops immer mehr Sterne und Nebel gefunden und katalogisiert wurden, brauchte man diese neuen Sternbilder, um die Übersicht zu bewahren, besonders auch, da die antiken Sternbilder Teile des Himmels, die dem bloßen Auge unspektakulär (aber nicht sternlos) erscheinen, schlicht auslassen. Die Anzahl der bekannten Objekte nahm aber so sehr zu, dass sich allzu viele dieser Erweiterungen als unpraktisch erwiesen, und so verschwanden die späteren wieder. Ein erster Schritt zur Vereinheitlichung und allgemeinen Anerkennung der Sternbilder wurde auf dem ersten europäischen Astronomenkongress 1798 unternommen, bei dem zahlreiche der in den Jahren zuvor vorgeschlagenen Sternbilder verworfen, andere neu vorgeschlagen wurden. In einem Sternatlas von 1801 von Johann Elert Bode, der an dem Kongress teilgenommen hatte, sind immerhin noch insgesamt 99 Sternbilder eingetragen, wie etwa der „Heißluftballon“, die „Buchdruckerwerkstatt“, die „nördliche Fliege“ oder auch die „Katze“.
Selbst nach der Festlegung der Sternbilder 1928 gab es gelegentlich Vorschläge zur Umbenennung von Sternen und Sternbildern. Am bekanntesten ist wohl das 1944 in Großbritannien erschienene Buch „A better sky“ von Alan Patrick Herbert, in dem dieser die Neubenennung der Konstellationen und von fast 300 Sternen zu zeitgemäßeren Namen vorschlägt, da diese den Menschen eingängiger seien. Aus Orion sollte zum Beispiel „The Sailor“ werden und dessen Sterne nach Seefahrern wie James Cook umbenannt werden. Fünf Sterne in dem zu „The Tyrants“ umbenannten Draco sollten die Namen von Attila, Hitler, Mussolini, Robespierre und Kublai Khan tragen. [4]
1922 wurde von Henry Norris Russell eine Liste von dreibuchstabigen Abkürzungen für 89 Sternbilder vorgeschlagen, wobei sowohl das „Schiff Argo“ als auch seine Teile aufgeführt waren. Die Gründe Russells für seine Auswahl sind nicht überliefert, aber er beschränkte sich wohl auf die Bilder, von denen Sternnamen im Harvard Revised Catalogue, einem damaligen Standardwerk, aufgeführt waren. Auf der ersten Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Rom schlug Russell die Liste anderen Astronomen vor, die sie positiv aufnahmen, und sie wurde zunehmend gebräuchlich. Unabhängig davon vorgeschlagene zwei- und vierbuchstabige Abkürzungen setzten sich dagegen nicht durch. Die Sternbilder werden auch heute noch durch die drei von Russell vorgeschlagenen Buchstaben abgekürzt, z. B. bei der Bezeichnung von Sternen: Der Hauptstern im Schwan (Cygnus), α Cygni ist abgekürzt α Cyg.
Auf der ersten Generalversammlung 1922 wurde die Anzahl der Sternbilder zugleich auf 88 festgelegt. Auf der zweiten im Jahr 1925 in Cambridge wurde der belgische Astronom Eugène Delporte damit beauftragt, die exakten Grenzen dieser Sternbilder festzulegen, um jede Himmelskoordinate eindeutig einem Sternbild zuordnen zu können. Delporte definierte die Grenzen nach den Koordinatenkreisen der Epoche vom 1. Januar 1875. Benachbarte Punkte der dabei entstehenden Linienzüge hatten also entweder gleiche Deklination oder gleiche Rektaszension. Dazu konnte er an die Vorarbeit von Benjamin Gould anknüpfen, der nach seiner Durchmusterung des Südhimmels in seinem Werk Uranometria Argentina die Sternbilder rund um den Himmelssüdpol schon nach den Koordinaten von 1875 abgesteckt hatte. Auf der dritten Generalversammlung 1928 in Leiden wurden die genauen Grenzen von der IAU genehmigt und endgültig festgelegt. Die Arbeit von Delporte ging 1930 in Druck (siehe Literatur). Damit sich die Zuordnung von Objekten zu den Sternbildern nicht Aufgrund der Präzession ändert, müssen die Koordinaten der Grenzen für jede Epoche berechnet werden und verlaufen auch nicht mehr exakt auf Koordinatenkreisen. Dadurch müssen zwischen den Ecken liegende Grenzpunkte heute interpoliert werden.
Das riesige Sternbild Schiff Argo, benannt nach dem Schiff der Argonautensage, wurde durch die verbindliche Grenzziehung endgültig in Vela (das Segel), Puppis (das Achterdeck) und Carina (den Kiel) aufgeteilt und von der Sternbildliste gestrichen. Diese drei Sternbilder haben daher nur einen einzigen Satz Bayer’scher Sternbezeichnungen: Es gibt zum Beispiel zwar α Car, nämlich Kanopus, aber kein α Pup oder α Vel. In ähnlicher Weise springen die griechischen Buchstaben auch zwischen den beiden nicht zusammenhängenden Teilen von Serpens (Serpentis caput und Serpentis cauda) hin und her. Die Sterne γ Aur und δ Peg existieren überhaupt nicht bzw. heißen jetzt β Tau und α And. Früher trugen sie beide Bezeichnungen nebeneinander, was jedoch heute im Sinne der Eindeutigkeit nicht mehr statthaft ist.
Die einfachste geometrische Figur der Sternbildgrenzen, das Viereck, kommt fast nur im Süden vor, und zwar 9-mal, während ein zehntes (Sextans) auf dem Äquator liegt. Das andere Extrem ist Draco mit nicht weniger als 50 Ecken und Seiten. Die größte Fläche eines Sternbildes hat Hydra (1302,84 Quadratgrad), gefolgt von Virgo, Ursa Maior, Cetus und Hercules (alle über 1200 Quadratgrad). Das größte südliche Sternbild ist Centaurus, gefolgt von Sagittarius und Puppis. Bezogen auf die Gesamtheit aller 88 Sternbilder liegt Phönix (469,32 Quadratgrad) am nächsten an der durchschnittlichen Fläche (468,83 Quadratgrad). Am kleinsten ist Crux (68,45 Quadratgrad) und danach Equuleus. Die Größenextreme von Crux und Hydra spiegeln sich auch wider in der ebenfalls extremalen Anzahl von Nachbarn. Crux hat nur 2, Hydra 12 echte und einen unechten, der nur in einem Punkt berührt wird. Unechte Berührungspunkte gibt es insgesamt 4, davon einen am Nordhimmel. Früher wurden die Sternbilder nach der Ekliptik eingeteilt, es gab also die Sternbilder nördlich der Ekliptik, die Ekliptiksternbilder und die südlichen Sternbilder. Diese Einteilung findet man noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Sie war zunächst durch die Tradition bestimmt, später durch die Notwendigkeit, den Bereich Ekliptik zur Asteroidensuche gesondert und gründlich zu katalogisieren. Mittlerweile ist diese Trennung nicht mehr in Gebrauch und als Nordsternbilder werden diejenigen nördlich des Himmelsäquators bezeichnet.
Alle Kulturen kennen Asterismen. Der bekannteste Asterismus der westlichen Welt ist der große Wagen, dessen Sterne einen Teil des Großen Bären ausmachen. In einigen westlichen Kulturen wird die gleiche Konstellation anders benannt, zum Beispiel Big Dipper („großer Löffel“) in den USA. Bekannte Asterismen sind auch das Sommerdreieck und das Wintersechseck. Der weltweit und seit Jahrtausenden bekannteste ist der Sternhaufen der Pleiaden, dessen Verständnis als eigenständige Gruppe sich fast in jeder Kultur nachweisen lässt. Asterismen können im Laufe der Zeit zu Sternbildern werden, wie etwa beim Haar der Berenike geschehen.
Die alten Ägypter teilten den Himmel weniger nach Sternbildern ein, es sind nur wenige bekannt, und diese stimmen nicht mit den modernen westlichen überein. In China folgte man einer anderen Tradition, die chinesischen Sternenkonstellationen sind kleiner als die westlichen, alleine die Ekliptik wird von der chinesischen Tradition in 28 {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) – „Wohnsitze“ aufgeteilt, entsprechend der Strecke, die der Mond pro Tag zurücklegt. Ähnliche 28-segmentige Aufteilungen gibt es auch in Indien und im islamischen Raum, sie werden aber nicht mit figürlicher Darstellung wie die Sternbilder verbunden. Die Darstellung in chinesischen Sternkarten ist auch für die anderen dort bekannten Sternbilder nicht figürlich, sondern wie in den moderneren westlichen Sternkarten durch mit Linien verbundene Sterne. Neben astronomischen Sternkarten sind auch zur Seenavigation benutzte Sternkarten in dieser Tradition erhalten.
Bei den Azteken spielte das Sternbild des Feuerbohrers eine große Rolle in einer alle 52 Jahre stattfindenden Erneuerungszeremonie. Welche Sterne dieses bildeten, ist heute umstritten. Nur wenige der aztekischen Sternbilder sind bekannt, und nur ein paar davon können am Himmel lokalisiert werden.
Die prä-islamischen Beduinensternbilder Arabiens sind ebenfalls nur in Ausnahmefällen bekannt und am Himmel lokalisiert.
Die australischen Aborigines und die San (Buschleute) im südlichen Afrika kennen außer den durch Sterne gebildeten Bildern noch weitere. Die dunklen Staubwolken vor dem Band der Milchstraße werden von den Aborigines als Emu, von den San als Strauß erkannt, mit dem Kohlensack als Kopf und den Staubbändern vor der Milchstraße im Schützen als Körper. Dies sind die größten „Stern“-Bilder am Himmel. Daneben kennen zumindest die Aborigines noch weitere Dunkelsternbilder.
Die pazifischen Völker haben nur wenige Sterne und Sternbilder benannt. Neben den Plejaden, deren Sichtbarkeit am östlichen Abendhimmel den Jahresanfang markiert, sind vor allem Dinge der alltäglichen Umwelt und Meeresbewohner als Sternbilder verewigt. Während einige Sternbilder deckungsgleich mit den westlichen sind, unterscheiden sich die Grenzen der meisten.
Die Bewohner der Insel Manus nördlich von Papua-Neuguinea kennen auch heute noch unter anderem die folgenden Bilder: Die Gürtelsterne des Orion gelten als Kanuinsassen, die Südliche Krone als Netz, der Fluss Eridanus als Fischnetz. Ein riesiges Sternbild ist der Vogel mit den Sternen Sirius, Canopus und Prokyon. Zu den Meerestieren zählen die Krabbe (Nördliche Krone), und als Fische der Hai (Teile des Schützen und des Skorpions), der Stachelrochen (der Teil des Skorpions mit den Scheren) und weitere Fischarten, die zum Beispiel im Delphin oder in einigen Sternen des Zirkels gesehen werden. Mit den Sternbildern sind keine Sagen verbunden, sondern höchstens kurze Geschichten, die sich in wenige Worte fassen lassen. Besonders die Fischsternbilder spielen hierbei eine interessante Rolle. In der Hauptfangsaison steht keines davon am Himmel, sondern nur wenn sich das Fischen nicht lohnt. Die Sternbilder am Himmel symbolisieren so die Abwesenheit der Fische im Meer. Auch der Beginn des Monsuns wird in Verbindung mit dem dann gerade aufgehenden Sternbild Vogel gebracht. Anders als andere Kulturen benutzten die Manus die Sternbilder nicht zur Navigation, weil man nach ihrer Aussage „jeden Stern nehmen kann, denn sie bewegen sich alle gleich“.
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