Uranus XXI (Trinculo) | |
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Entdeckungsbild von Trinculo, 2001 | |
Vorläufige oder systematische Bezeichnung | S/2001 U 1 |
Zentralkörper | Uranus |
Eigenschaften des Orbits | |
Große Halbachse | 8.501.260 km |
Periapsis | 6.650.240 km |
Apoapsis | 10.352.280 km |
Exzentrizität | 0,2177350 |
Bahnneigung | 166,25279 (Ekliptik)° |
Umlaufzeit | 748,83 d |
Mittlere Orbitalgeschwindigkeit | 0,82 km/s |
Physikalische Eigenschaften | |
Albedo | ≈ 0,04 - 0,07 |
Scheinbare Helligkeit | 25,4 mag |
Mittlerer Durchmesser | ≈ 18 km |
Masse | ≈ 7,85 · 1014 - 3,9 · 1015 kg |
Oberfläche | ≈ 3.000 km² |
Mittlere Dichte | ≈ 1,3 - 1,5 g/cm³ |
Fallbeschleunigung an der Oberfläche | 0,0021 m/s² |
Oberflächentemperatur | ≈ -184 bis -208 °C (89 - 65) K |
Entdeckung | |
Entdecker |
Matthew J. Holman, |
Datum der Entdeckung | 13. August 2001 |
Anmerkungen | Physikalische Daten relativ ungenau |
Trinculo (auch Uranus XXI) ist der zweiundzwanzigste der 27 bekannten und der vierte der äußeren retrograden irregulären Monde des Planeten Uranus. Er ist einer der kleinsten, wenn nicht der kleinste der natürlichen Satelliten des Planeten.
Trinculo wurde am 13. August 2001 durch ein Team bestehend aus den Astronomen Matthew J. Holman, John J. Kavelaars, und Dan Milisavljevic entdeckt. Die Aufnahmen wurden durch das 4,0-Meter Blanco Teleskop am Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile angefertigt. Er war der erste Mond des Uranus, der im 21. Jahrhundert entdeckt wurde. Bald nach den Aufnahmen, auf denen auch Francisco, Ferdinand und eigentlich auch Margaret zu sehen waren, verloren die Astronomen unglücklicherweise die Spur des Mondes wieder. Da die Umlaufbahn daher nicht gesichert werden konnte, entschied die Internationale Astronomische Union, die Entdeckung nicht zu veröffentlichen. Es war Brett J. Gladman, der Trinculo auf Aufnahmen vom 5. September 2002 des Paranal-Observatoriums in Chile wieder aufspürte. Matthew Holman und Tommy Grav bestätigten daraufhin die Wiederentdeckung durch Aufnahmen am CTIO vom 13. August 2002. Die Entdeckung wurde am 30. September 2002 bekannt gegeben; der Mond erhielt zunächst die vorläufige Bezeichnung S/2001 U 1.
Am 8. August 2003 hat der Mond dann den offiziellen Namen Trinculo erhalten, wie alle irregulären Uranusmonde außer Margaret nach einer Gestalt in William Shakespeares Der Sturm. Trinculo ist ein betrunkener Narr, der anfänglich mit Caliban und Stephano plant, den Zauberer Prospero zu töten, doch Trinculo besinnt sich später darauf, sich nur jemandem anzuschließen, bei dem er sein eigener Herr sein kann.
Bislang wurden alle Uranusmonde nach Figuren von Shakespeare oder Alexander Pope benannt. Die ersten vier entdeckten Uranusmonde (Oberon, Titania, Ariel, Umbriel) wurden nach Vorschlägen von John Herschel, dem Sohn des Uranus-Entdeckers Wilhelm Herschel, benannt. Später wurde die Tradition der Namensgebung beibehalten.
Die vorläufige Bezeichnung S/2001 U 1 entspricht der Systematik der Internationalen Astronomischen Union (IAU).
Trinculo umläuft Uranus auf einer retrograden, für einen irregulären Mond relativ leicht elliptischen Umlaufbahn zwischen 6.650.240 und 10.352.280 km von dessen Zentrum (Große Bahnhalbachse 8.501.260 km beziehungsweise 332,613 Uranusradien), also rund 8.475.700 km über dessen Wolkenobergrenze. Die Bahnexzentrizität beträgt 0,2177350, die Bahn ist 166,25279° gegenüber der Ekliptik geneigt.[1] Trinculo ist über 14 mal so weit von Uranus entfernt wie der äußerste reguläre Mond Oberon.
Bedingt durch die große Distanz zu Uranus und gravitative Störungen durch die Sonne und andere Faktoren sind die Bahnparameter dadurch möglicherweise variabel; der Mond könnte vielleicht auch (wieder) in eine heliozentrische Umlaufbahn gelangen. Die Exzentrizität wird daher auch zwischen 0,2079 und 0,2200, die Bahnneigung (gegenüber der Ekliptik) zwischen 166,971° und 167,05° und die Große Bahnhalbachse zwischen 8,002 und 8,505 Millionen km angegeben. Die Umlaufbahn von Trinculo ist für einen irregulären Mond relativ kreisförmig.
Trinculo ist ein Mitglied der Caliban-Gruppe, einer Untergruppe der irregulären Monde mit moderater Exzentrizität und hohen Bahnneigungen zwischen 140 und 170°, zu der auch Francisco, Caliban und Stephano gehören. Innerhalb dieser Gruppe fällt Trinculo als einziger jedoch durch die um etwa 20° höhere Bahnneigung auf und stellt dadurch eine eigene dynamische Gruppe dar.
Die Umlaufbahn des nächstinneren Mondes Stephano ist im Mittel etwa 800.000 km von Trinculos Orbit entfernt, die Entfernung der Bahn des nächstäußeren Mondes Sycorax beträgt im Mittel etwa 3,67 Millionen km.
Trinculo umläuft Uranus in rund 748 Tagen 19 Stunden und 55 Minuten beziehungsweise rund 2,050 Erdjahren. Die Umlaufzeit wird auch mit 749,24 und 749,40 Tagen angegeben. Trinculo benötigt für einen Umlauf um Uranus fast genau so lange wie der Planet Mars um die Sonne.
Trinculo hat einen Durchmesser von geschätzten 18 km (nach anderen Angaben 10 km), beruhend auf dem für ihn angenommenen Rückstrahlvermögen von 4 %, das allerdings auch 7 % betragen kann. Die Oberfläche ist damit jedenfalls ausgesprochen dunkel. Trinculo ist höchstwahrscheinlich der kleinste bekannte Uranusmond, seine Größe könnte höchstens von dem 2003 entdeckten Cupid unterboten werden. Er ist jedenfalls der lichtschwächste Mond im gesamten Uranussystem. Trinculos Dichte wird auf zwischen 1,3 und 1,5 g/cm3 geschätzt. Damit dürfte der Mond zum überwiegenden Teil aus Wassereis und silikatischem Gestein zusammengesetzt sein. An seiner Oberfläche beträgt die Schwerebeschleunigung 0,0021 m/s2, dies entspricht etwa 2 ‰ der irdischen. Trinculo erscheint im Spektrum in grauer Farbe.
Es wird angenommen, dass Trinculo ein eingefangenes Objekt des Kuipergürtels ist und nicht in der Akkretionsscheibe, die das Uranussystem formte, entstanden ist. Es ist denkbar, dass der Mond von einem Kuipergürtelobjekt zunächst zu einem Zentauren wurde und daraufhin durch Uranus eingefangen wurde. Der exakte Einfangmechanismus ist nicht bekannt, doch das Einfangen eines Mondes benötigt die Dissipation von Energie. Die Hypothesen reichen von Einzug von Gas der protoplanetaren Scheibe, Interaktionen im Rahmen des Mehrkörperproblems und Einfang durch die stark anwachsende Masse von Uranus.
Aufgrund der großen Distanz zu Uranus und der schwachen Helligkeit von 25,4 mag, die 1:91200000 gegenüber dem Zentralplaneten beträgt, wurde Trinculo beim Vorbeiflug der Raumsonde Voyager 2 1986 nicht gefunden. Seit der Erstentdeckung 2001 und der Wiederentdeckung 2002 konnte Trinculo nur durch erdgebundene Teleskope beobachtet werden und dabei seine Bahnelemente und seine Helligkeit bestimmt werden.