Venusianer

Venusianer

Venusianer (englisch Venusian) ist eine Bezeichnung für fiktive Bewohner des Planeten Venus. Sie ist das Äquivalent zu den Marsianern, den hypothetischen Bewohnern des Mars.

Übertragene Bedeutung

Als „Venusianer“ werden manchmal auch Menschen (insbesondere Künstler) bezeichnet, die in besonderem Maß von der Schönheit inspiriert sind – denn Venus gilt als Symbol besonderer Schönheit. Beispielsweise wird Wolfgang Amadeus Mozart und sein besonderes musikalisches Werk zu diesem Bereich gezählt, aber auch der antike Dichter Lucilius.

Erscheinungsbild der Venus im Fernrohr

Die Wolkenstrukturen der Venus im ultravioletten Licht; Aufnahme der Raumsonde Pioneer Venus Orbiter

Die Venus ist jener Planet, von dem im Fernrohr nur eine sehr helle, aber für unsere Augen undurchdringliche Wolkenschicht zu sehen ist. Andererseits zeigt sie bei günstigen Sichtbedingungen die größte Scheibe aller Planeten (in Erdnähe immerhin bis zu 62" oder ein Dreißigstel des scheinbaren Sonnendurchmessers). Daher war Venus der erste Himmelskörper außer dem Mond, auf dem – bereits mit den allerersten Fernrohren um 1610 – eine Sichelgestalt entdeckt wurde. Bald konnte man auch die Dichotomie (das Übergreifen der Sichelspitzen) feststellen und daraus die Dichte der Atmosphäre abschätzen.

Spekulationen zu Venus, Mars und Mond

In den vergangenen Jahrhunderten haben verschiedene Astronomen darüber spekuliert, ob die Venus bewohnt sein könnte, und teilweise sogar das Wort „Venusmensch“ verwendet. Genährt wurden diese Überlegungen vor allem

  • von der erdähnlichen Größe des Planeten (nur 5 % kleiner, während Mars, Merkur und Mond 50–70 % kleiner sind)
  • von der ähnlichen Dichte (5,2 gegenüber 5,5 der Erde)
  • von der dichten Atmosphäre und ihren Wolken, die den Planeten verhüllen und als Wasserwolken gedeutet wurden
  • und gleichzeitig die Temperatur dämpfen könnten.

Seit dem 18. Jahrhundert beobachtete man Veränderungen an den sichtbaren Oberflächen von Mars und Mond (siehe u. a. Hieronymus Schröter), was Analogien zur Venus nahelegte. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Mars ins Zentrum des Interesses rückte und wegen der irrigen Deutung der Marskanäle als „sterbender Planet“ galt, stilisierten manche die Venus zu einer „jüngeren Erde“.

Verschiedene Medien griffen diese Gedanken gerne auf und ließen – auch durch Erfolge der Technik beflügelt – eine Science-Fiction-Literatur zum Thema außerirdisches Leben entstehen. Die Gedankenspiele über den Abend- und Morgenstern reichten noch in den 1950er und 1960er Jahren bis zu einer möglichen Urwald-Vegetation und der Frage, ob es dort Dinosaurier geben könnte.

Ältere Literatur über Venusianer

Bereits kurz nach Kepler, der den Venustransit von 1631 voraussagte, erschienen einzelne Werke, in denen die Venus als bewohnt geschildert wurde.

Bernard le Bovier de Fontenelle veröffentlichte 1681 sein Buch „Über die Weltenbewohner“, in dem er die Bewohner des Merkur als Hitzköpfe darstellt, wogegen sich jene der Venus von Luft und Liebe nähren.

Beim Venusdurchgang von 1761 schloss der Magdeburger Lehrer Georg Christoph Silberschlag aus einer diffus-hellen Aura um den Planeten, dass seine Atmosphäre noch dichter als vermutet sein müsse. Seine These veröffentlichte er am 13. Juni 1761 in der Magdeburgischen Privilegierten Zeitung und legte in diesem Artikel zugleich den Grundstein für Spekulationen über Venusianer, die in paradiesischer Landschaft leben sollten. Diese Mär hielt sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.

Fiktive Venus-Bewohner in der neueren Literatur

Der Begriff Venusian kam in den englischsprachigen Medien und der Science-Fiction-Literatur ab etwa 1950 in Gebrauch, wird aber aus o.e. Gründen seit etwa 1965 seltener verwendet. Fiktive Venusianer waren unter anderem:

  • die kriegerischen Venusbewohner im Amtor-Zyklus von Edgar Rice Burroughs
  • Mekon, Erzfeind des Comic-Helden Dan Dare der 1950er
  • die Bewohner eines zweiten Garten Eden in der Novelle Perelandra von C. S. Lewis
  • Die War Veteranen in einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick 1955. Neben Kämpfen auf Mars- und Venus-Kolonien kommen auch roboterähnliche Wesen vor.
  • Between Planets von Robert Heinlein handelt von diversen Extraterrestrischen und der Gefangennahme des jungen Don Harvey, der auf dem Weg zu seinen Eltern am Mars zur Venus entführt wird. Ein Drache namens Isaac Newton befreit ihn schließlich.
  • In Last and First Men von Olaf Stapledon ist Venus von sauerstoffarmen Ozeanen bedeckt, deren von Radioaktivität lebenden fischartigen Bewohner im Laufe des Terraformings vom Menschen ausgerottet werden; die späteren menschlichen Siedler entwickeln sich zu flugfähigen Wesen.
  • Der Science-Fiction-Klassiker Clash by Night von Lawrence O’Donnell (Henry Kuttner) berichtet von Städten unter dem Meer und Kämpfen an der Oberfläche.
  • In 20 Million Miles to Earth findet ein Taucher ein Ei, das von der Venus zur Erde kam und aus dem ein zweibeiniges Reptil schlüpft.
  • In den 1950ern und 1960ern entstanden auch zahlreiche Science-Fiction-Filme und -Serien, z. B. Abbott and Costello Go to Mars oder Space Patrol, in denen Venusfrauen die (männlichen) Astronauten entweder bekämpfen oder äußerst willkommen heißen.
  • In der britischen Science-Fiction-Serie Doctor Who wird ebenfalls eine Venuszivilisation angenommen. So beherrscht der dritte Doktor venusisches Aikido oder Karate, singt venusische Schlaflieder und besitzt eine venusische Pilotenlizenz. Auf der Venus selbst wird von Seen aus Metall und Blumen berichtet.[1]
  • Etwas solider geht es in Ben Bovas Novelle Venus (2000) und In the walls of Eryx zu. Ray Harryhausen lässt einen Ymir von der Venus auf die Erde bringen.
  • Mit Terraforming der Venus beschäftigt sich Cowboy Bebop; der Planet ist zwar arid aber bewohnbar. Die meisten Bewohner leben in schwebenden Städten. In Exosquad ist Venus einer von drei erträglichen Planeten (neben Erde und Mars).
  • Im fiktiven Star-Trek-Universum ist Venus Schauplatz einiger Aktionen der Starfleet Academy, und auch Arthur C. Clarke erwähnt den Planeten kurz in 3001: The Final Odyssey.
  • In Yargo von Jacqueline Susann leben dort Bienen, welche die Größe von Pferden erreichen. Die Mythologie von Tolkiens Mittelerde macht Venus zum Stern von Eärendil.
  • Einige Sekten nehmen an, dass Venus der Ort der Hölle sei, welche Vorstellung durch ihre unwirtlichen Temperaturen und Schwefelwolken gestützt wird.
  • Der Verschwörungstheoretiker und Esoteriker Jan Udo Holey behauptet, dass die Venus ebenso wie Mars und Erde hohl wäre und auf ihrer Innenseite von Ariern bevölkert sei.

Heutige Sichtweise

Inzwischen sind mehrere russische Sonden auf der Venus gelandet und haben sie als schwefelige Wüste enttarnt – mit Temperaturen um 470 Grad und einer Kohlendioxid-Hülle, 90-mal dichter als die Erdatmosphäre. Nach einer Stunde fielen die Sonden aus. Seit den Flügen dieser Raumsonden zur wolkenverhangenen Venus und insbesondere seit einigen erfolgreichen Landungen kann man Leben auf dem giftig-heißen Planeten weitgehend ausschließen. Dementsprechend ist die SF-Literatur darüber fast versiegt, während aber z. B. über den Mars bis heute neue Filme entstehen.

Diese „Entzauberung“ der Liebesgöttin hat sich aber nicht im Sprachgebrauch ausgewirkt, sondern nur in der Raumfahrt. Die Helligkeit des Abend- und Morgensterns und die seltenen Venustransite (der nächste ist am 11. Dezember 2117) behalten ihren speziellen Reiz. Einige Wissenschaftler halten es für möglich, dass in der oberen Venusatmosphäre mikroskopisches Leben existieren könnte.[2][3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Venus. BBC. Abgerufen am 21. Februar 2010.
  2. Markus Hammonds: Does Alien Life Thrive in Venus' Mysterious Clouds? discovery, 16. Mai 2013, abgerufen am 6. Oktober 2014.
  3. Stuart Clark: Acidic clouds of Venus could harbour life. New Scientist, 26. September 2002, abgerufen am 6. Oktober 2014.

Weblinks

Commons: Venusianer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien