Die Kolonisierung des Planeten Venus, des nächsten planetaren Nachbarn der Erde, ist in der Vergangenheit häufig diskutiert worden. Nach Entdeckung und Erforschung der lebensfeindlichen Oberflächenbedingungen (extrem dichte CO2-Atmosphäre, fast 500 °C) hat sich die Diskussion um Kolonien außerhalb der Erde hauptsächlich auf den Mond und den Mars verlagert. In jüngerer Vergangenheit wurden allerdings mehrere Arbeiten veröffentlicht, die das Thema wieder aufgriffen. In neuen Ansätzen soll die Kolonisation unter anderem in die Wolkendecke des Planeten verlagert werden.
Die Venus verfügt über viele Ähnlichkeiten mit der Erde, die, im Vergleich mit anderen Himmelskörpern, eine Kolonisation erleichtern könnten. Sie wird aufgrund dieser Ähnlichkeiten auch der „Schwesterplanet“ der Erde genannt.
Angesichts der lebensfeindlichen Bedingungen auf der Venus ist eine Kolonisierung des Planeten mit derzeitigen technologischen Mitteln nicht möglich. Daher wird meist vorgeschlagen, die Venus zunächst mittels Terraforming bewohnbar(er) zu machen. Die dafür notwendigen Energiemengen sind gigantisch, und bis Ergebnisse sichtbar würden, können Jahrtausende vergehen. Es gibt allerdings auch Ansätze, die in näherer Zukunft verwirklicht werden können, nachfolgend sind zwei Ansätze angegeben.
Geoffrey A. Landis schlug vor, die Schwierigkeiten der Oberfläche zu umgehen, indem die Kolonien, ähnlich wie Heißluftballons oder Zeppeline in der Atmosphäre schweben könnten. Ansatzpunkt ist hier, dass die Atemluft (78 % Stickstoff, 21 % Sauerstoff) leichter als die Venusatmosphäre ist. Atemluft hätte dort etwa den halben Auftrieb wie Helium in der Erdatmosphäre.[1] Alternativ dazu könnten zusätzliche Ballons gefüllt mit Helium oder Wasserstoff, welche aus der Umgebung gewonnen werden könnten, für zusätzlichen Auftrieb sorgen. [2]
Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die Nutzung der Venus, um Kometen und Asteroiden in einer Umlaufbahn zu halten. Obwohl die Venus gegenwärtig keine Monde besitzt, können die Bahnen kleinerer Körper so manipuliert werden, dass sie von der Gravitation des Planeten eingefangen werden. Venus eignet sich dafür deshalb so gut, weil sie eine hohe Atmosphärenbremsung verursacht. Sie eignet sich besser als die Erde für solche Vorhaben, da ein fehlerhafter Kurs und der Einschlag des Körpers auf dem Planeten ungefährlich für Menschen wäre. Die frei verfügbare Solarenergie in der Umgebung der Venus könnte eine zukünftige industrielle Entwicklung fördern.
Dieser Abschnitt behandelt die einzelnen Vorschläge, um die Venus bewohnbar für den Menschen zu machen. Für Informationen über den Prozess und die Anforderungen des Terraformings allgemein, siehe Terraforming.
Carl Sagan schlug 1961 vor, Algen in die Atmosphäre einzustreuen, um damit aus dem vorhandenen Kohlendioxid Sauerstoff zu gewinnen. Allerdings weiß man heute, dass die Vorkommen von Wasser auf dem Planeten so gering sind, dass Photosynthese nur vernachlässigbare Mengen von Sauerstoff gewinnen würde.
Im Anschluss an die Studie von Paul Birch aus dem Jahr 1991[2] schlug Robert Zubrin vor[3], einen Solarschild, welcher, einfach erklärt, einen Schatten wirft und den Planeten dadurch abkühlt, vor die Venus zu spannen, um diese zunächst auf 304,18 Kelvin und Luftdruck von 73,8 bar abzukühlen (dem kritischen Punkt von Kohlendioxid), und dann weiter auf 216,85 Kelvin und 5,185 bar (der Tripelpunkt von Kohlendioxid). Unter diesem Punkt resublimiert das CO2 und legt sich als Trockeneis auf der Oberfläche nieder. Dieses Trockeneis würde dann entweder entsorgt oder zum Mars transportiert (um dort dessen Terraforming zu beschleunigen) Damit wären die Probleme der Hitze, des Treibhauseffektes und des Luftdrucks gelöst, allerdings muss auch Zubrin eingestehen, dass der Mangel an Wasser weiterhin ein ernstes Problem darstellt, das selbst durch Bombardement aus Kometen nicht zufriedenstellend gelöst werden könnte. Birch schlägt vor, einen der Saturn-Monde aus dem Orbit zu werfen und die Venus mit seinen Fragmenten zu bombardieren, was zu einer Menge von 100 Litern Wasser pro Quadratmeter führen würde.
Landis schlug außerdem vor, die Kolonisation mittels schwebender Städte und den Bau eines Solarschilds zu kombinieren, so dass eine direkte Kolonisation in naher Zukunft und das Terraforming der Venus später Hand in Hand gehen würden. Diese Solarschilde könnten sogar aus Kohlenstoffnanoröhren bestehen, dessen Rohstoff Kohlenstoff direkt aus der Luft gewonnen werden könnte.
ru:Терраформирование Венеры