Walentin Petrowitsch Gluschko

Walentin Petrowitsch Gluschko

Gluschko auf einer Briefmarke
Datei:Nowodewitschi Grab Gluschko.jpg
Grabmal Gluschkos auf dem Nowodewitschi-Friedhof in Moskau

Walentin Petrowitsch Gluschko ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value), wiss. Transliteration {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value); {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)/{{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value); * 20. Augustjul./ 2. September 1908greg. in Odessa, Russisches Kaiserreich; † 10. Januar 1989 in Moskau) war ein sowjetischer Ingenieur ukrainischer Abstammung und bekannt als Chefkonstrukteur von Raketenmotoren.

Leben

Der Sohn einer Krankenschwester begann sich im Alter von 13 Jahren mit der Aeronautik zu beschäftigen, nachdem er Romane von Jules Verne gelesen hatte. Er lernte an einer Handelsschule in Odessa. Während dieser Zeit führte Gluschko Experimente mit Sprengstoffen durch. An diese gelangte er durch nichtexplodierte Artilleriegranaten, welche die weiße Armee bei ihrem Rückzug im Bürgerkrieg hinterlassen hatte. Seit 1924/25 schrieb er Artikel über die Erforschung des Mondes und über die Anwendung von Ziolkowskis Motoren für den Raumflug.

Gluschko studierte Physik und Mathematik in Leningrad, verließ aber die Universität im April 1929 ohne Abschluss. Von 1929 bis 1930 betrieb er Raketenforschung bei dem Gasdynamischen Laboratorium. Außerdem wurde er ein Mitglied der G.I.R.D., die 1931 in Leningrad gegründet wurde.

Im Zuge der Stalinschen Säuberungen wurde er am 23. März 1938 festgenommen. Am 15. August 1939 wurde er zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt. Allerdings durfte er mit anderen inhaftierten Wissenschaftlern an verschiedenen Flugzeugkonstruktionen arbeiten. 1944 wurde er aufgrund eines besonderen Erlasses freigelassen.

Im Jahr 1938 denunzierte er den führenden Raketenkonstrukteur Sergei Pawlowitsch Koroljow beim NKWD und schaltete damit einen seiner größten Konkurrenten aus. Koroljow musste aufgrund der Aussagen von Gluschko 6 Jahre in Lagerhaft in Sibirien verbringen, wodurch seine Gesundheit derart beeinträchtigt wurde, dass er auf dem Höhepunkt des sowjetischen Raketenprogramms mit 59 Jahren verstarb. Mehrere Jahre später übernahm Gluschko auch die Aufgaben Koroljows.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Gluschko nach Deutschland geschickt, um dort das deutsche Raketenprogramm (vgl.: Aggregat 4) zu studieren. 1946 wurde er der Chefkonstrukteur seiner eigenen Abteilung, dem OKB 456, und blieb in dieser Position bis 1974. Diese Abteilung sollte eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Raketenmotoren in der Sowjetunion spielen.

Sein OKB 456 entwickelte das Triebwerk RD-101 (340 kN Schub) für die R-2-Rakete, das RD-110 (1.180 kN) für die R-3 und das RD-103 (430 kN) für die R-5. Die berühmte und heute noch verwendete R-7 benutzt als Antrieb vier RD-107 und ein RD-108 aus Gluschkos OKB. 1954 begann er Antriebe für die von Michail Kusmitsch Jangel entwickelte R-12 zu entwerfen. Das weltweit stärkste je geflogene Flüssigkeitstriebwerk schuf er in den 1980er Jahren mit dem RD-170 für die Energija (7.903 kN).

Nach den erfolgreichen Mondlandungen der USA entschied Breschnew 1974, das von Problemen geplagte sowjetische Mondlandungsprogramm zu beenden. Er enthob Wassili Pawlowitsch Mischin seines Postens und übertrug stattdessen Gluschko die Verantwortung über das ZKBEM, das ehemalige OKB-1 Koroljows, die später in NPO Energia umbenannt wurde. Als erste Handlung strich Gluschko die N-1-Rakete, ein Programm, das schon lange in der Kritik stand. Zuvor war es bereits über den Entwurf der Mondrakete N1 zum endgültigen Bruch zwischen Koroljow und Gluschko gekommen. Beide hatten sich hoffnungslos u. a. über das Triebwerksdesign (Einkammer- gegen Vierkammertriebwerk) und die zu verwendende Treibstoffkombination (Kerosin/Sauerstoff gegenüber UDMH/Distickstofftetroxid) zerstritten.

Gluschko war Vertreter einer neuen Reihe von starken Trägerraketen, die er zur Errichtung einer sowjetischen Mondbasis einsetzen wollte. Nachdem jedoch das US-amerikanische Apolloprogramm zu Ende ging und die USA das Space Shuttle einführten, wollte die sowjetische Regierung ein Gegenstück zum Shuttle bauen. Erst nach seinem Tod 1989 wurden Gluschkos Bemühungen der breiten sowjetischen Öffentlichkeit bekannt.

Russische Briefmarke anlässlich des 100. Geburtstages von Gluschko (2008)

Während Gluschko Wert auf ein gepflegtes Äußeres legte und es ihm nie an Selbstwertgefühl fehlte, wurde sein Charakter oft als starrsinnig empfunden. Eine seiner bedeutendsten und langfristigen Fehlentscheidungen war, Wasserstoff als Raketentreibstoff abzulehnen. Das führte dazu, dass die sowjetischen Raketenexperten noch immer über die Nutzung von Wasserstoff als Treibstoff diskutierten, während die Amerikaner bereits die Saturn V montierten. Gluschkos Konstruktionsbüro versagte ebenso in der Konstruktion eines Triebwerks mit großer Brennkammer, um konkurrenzfähig zum amerikanischen F-1 Triebwerk, das in der Saturn V eingesetzt wurde, zu bleiben. Diese Entscheidungen und Fehler trugen mit zum Scheitern der N1 bei, für die sich Koroljows Nachfolger Wassili Pawlowitsch Mischin nunmehr auf eine Vielzahl kleinerer Triebwerke verlassen musste. Auch später bewältigte Gluschko nie die Instabilitäten von großen Brennkammern: Seine pragmatische Lösung war die Verwendung mehrerer gebündelter kleinerer Brennkammern, welche von einer gemeinsamen leistungsstarken Turbopumpe mit Treibstoff versorgt werden. Dieser Grundentwurf ergab schon in den 1950er Jahren die große Schubkraft für die R-7 (RD-107 und RD-108). Auch die Erststufentriebwerke der Energija-Rakete (RD-170) verwenden diese Technik. Das RD-170 kann als bestes Triebwerk Gluschkos angesehen werden. Dieses Triebwerk ist das bis heute schubstärkste Flüssigkeitsraketentriebwerk und findet nach wie vor in der Modifikation RD-171 bei der 1. Stufe der Zenit Verwendung. Die Turbopumpe des RD-170 leistet unter Volllast 170 MW. Der Umstand, dass Gluschko diese Lösung bis zur Entlassung Mischins und bis zu seiner Übernahme über das komplette sowjetische Raumfahrtprogramm nicht entwickelt hat, legt ein Zeugnis über die lähmenden Intrigen und Machtkämpfe ab, die mit den sowjetischen Anstrengungen, den Mond zu erreichen, einhergingen.

Als Leiter der NPO Energija wurde er 1989 von Juri Semenow abgelöst.

Werke

  • V. P. Glushko und G. Langemak: Rockets, Their Construction and Application. 1935.
  • Glushko, V. P.: Rocket Engines GDL-OKB. Novosti Publishing House, Moscow, 1975.

Ehrungen

  • Der Asteroid (6357) Glushko, 1976 von Nikolai Tschernych entdeckt, wurde nach Gluschko benannt.
  • 1994 wurde der Mondkrater Glushko nach ihm benannt.
  • Eine Straße in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist nach Gluschko benannt.
  • Die Ukrainische Post gab 2003 und die Russische Post gab 2008 anlässlich seines 100. Geburtstages jeweils eine Sondermarke heraus.

Literatur

  • James Hanford: Korolev. How One Man Mastermined the Soviet Drive to Beat America to the Moon. John Wiley & Sons, 1997 ISBN 0-471-14853-9.

Weblinks

Commons: Valentin Glushko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien