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[[Datei:Double-slit de.svg|mini|Doppelspaltexperiment]] | [[Datei:Double-slit de.svg|mini|Doppelspaltexperiment]] | ||
Beim '''Doppelspaltexperiment''' treten [[Kohärenz (Physik)|kohärente]] Wellen, zum Beispiel [[Licht]]- oder [[Materiewelle]]n, durch zwei schmale, parallele [[Optischer Spalt|Spalte]]<!--das ist der richtige Plural, vgl. [https://www.duden.de/rechtschreibung/Spalt]--> und werden auf einem Beobachtungsschirm aufgefangen, dessen Distanz zum Doppelspalt sehr viel größer ist als der Abstand der beiden Spalte. Es zeigt sich ein [[Interferenz (Physik)|Interferenzmuster]]. Dieses Muster entsteht durch [[Beugung (Physik)|Beugung]] der Wellenausbreitung am Doppelspalt. Bei Wellen mit einheitlicher [[Wellenlänge]], z. B. bei [[Monochromatisches Licht|monochromatischem]] Licht von einem [[Laser]], besteht dieses Muster auf dem Schirm aus abwechselnd hellen und dunklen Streifen (Maxima bzw. Minima), wenn der Abstand der beiden Spalte nicht kleiner ist als die Wellenlänge. | |||
Das Experiment gehört zu den Schlüsselexperimenten der Physik.<ref>{{Literatur |Autor=Anil Ananthaswamy |Titel=Through two doors at once – the elegant experiment that captures the enigma of our quantum reality |Verlag=Dutton |Ort=New York |Datum=2018 |ISBN=978-1-101-98609-7}} Eine gut lesbare Geschichte des Doppelspaltversuchs von Young bis zum Quantenradierer (engl.).</ref> Es wurde erstmals 1802 von [[Thomas Young (Physiker)|Thomas Young]] mit Licht durchgeführt und führte zur Anerkennung der [[Wellenoptik|Wellentheorie]] des Lichts gegenüber der damals noch vorherrschenden [[Korpuskeltheorie]]. In der [[Quantenphysik]] dient das Doppelspaltexperiment häufig dazu, den [[Welle-Teilchen-Dualismus]] zu demonstrieren. Es wurde nicht nur mit Licht, sondern auch mit [[Elementarteilchen]], [[Atom]]en und [[Molekül]]en durchgeführt. Dass sich auch hierbei Interferenzmuster zeigen, ist ein Beleg für die Tatsache, dass auch materielle Körper Welleneigenschaften haben. Die Wellenlänge dieser [[Materiewelle]]n ist die [[De-Broglie-Wellenlänge]]. | |||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
[[Datei:Young Thomas Dibner collection Smithsonian SIL14-Y001-01a.jpg|mini|hochkant=0.5|Thomas Young]] | [[Datei:Young Thomas Dibner collection Smithsonian SIL14-Y001-01a.jpg|mini|hochkant=0.5|Thomas Young]] | ||
1802 führte [[Thomas Young (Physiker)|Thomas Young]] das Experiment erstmals durch, um die Wellennatur des Lichtes zu beweisen. Dabei verwendete Young noch nicht den klassischen Doppelspalt, sondern Pappkarten, mit denen er einen Lichtstrahl teilte.<ref>{{Literatur |Titel=I. The Bakerian Lecture. Experiments and calculations relative to physical optics |Sammelwerk=Philosophical Transactions of the Royal Society of London |Band=94 |Datum=1804-12-31 |ISSN=0261-0523 |Seiten=1–16 |Online=https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rstl.1804.0001 |Abruf=2020-10-23 |DOI=10.1098/rstl.1804.0001}}</ref><ref name="Meschede_Young" /> Young erwähnt in seinem Werk frühere Experimente zur Natur des Lichts von [[Francesco Maria Grimaldi]], welcher schon 1665 den Begriff der Diffraktion (Beugung) einführte. | |||
Das Doppelspaltexperiment mit Elektronen wurde 1961 durch [[Claus Jönsson]]<ref>{{Literatur |Autor=Claus Jönsson |Titel=Elektroneninterferenzen an mehreren künstlich hergestellten Feinspalten |Sammelwerk=Zeitschrift für Physik A Hadrons and Nuclei |Band=161 |Nummer=4 |Datum=1961 |Seiten=454–474 |DOI=10.1007/BF01342460}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Claus Jönsson |Titel=Electron Diffraction at Multiple Slits |Sammelwerk=American Journal of Physics |Band=42 |Datum=1974 |Seiten=4–11}}</ref><ref name="C_Jönsson" /> durchgeführt. Mit ganzen Atomen gelang es 1990 [[Jürgen Mlynek]] und Olivier Carnal,<ref>{{Literatur |Autor=Olivier Carnal, Jürgen Mlynek |Titel=Young’s double-slit experiment with atoms: A simple atom interferometer |Sammelwerk=Physical review letters |Band=66 |Nummer= |Datum=1991 |Seiten=2689-2692 |DOI=10.1103/PhysRevLett.66.2689}}</ref> mit großen Molekülen wie z. B. C<sub>60</sub> ([[Buckyball]]s) im Jahr 2003 Nairz et al.<ref>{{Literatur |Autor=Olaf Nairz, Markus Arndt, [[Anton Zeilinger]] |Titel=Quantum interference experiments with large molecules |Sammelwerk=American Journal of Physics |Band=71 |Nummer=4 |Datum=2003 |Seiten=319-325 |Online=[https://www.pdx.edu/nanogroup/sites/www.pdx.edu.nanogroup/files/%282003%29_Quantum%20interference%20experiments%20with%20large%20molecules.pdf online] |Abruf=2019-02-11 |DOI=10.1119/1.1531580}}</ref> | |||
== Das Experiment in der Lehre == | |||
Bei der Vermittlung von Wellenphänomenen im Physikunterricht hat das Doppelspaltexperiment einen festen Platz. Schon mit einfacher Geometrie und Algebra kann hierbei das Zustandekommen der Interferenzstreifen und deren Stärke erläutert werden.<ref name="Feynman_Lec_1_29" /> In den Lehrbüchern von [[Robert Wichard Pohl]] werden ausführliche Demonstrationsexperimente zur Veranschaulichung der Interferenzen mit Wasserwellen in einem Wellentrog beschrieben.<ref name="Pohl_Wellen" /> Solche Demonstrationen werden auch per Video präsentiert, beispielsweise von der [[ETH Zürich]].<ref name="ETHZ-Video_Wellenwanne" /> Die Beugung von Licht am Doppelspalt ist ein Standardversuch in Physik-Praktika.<ref name="Walcher_Beugung" /> | |||
In einigen Lehrbüchern, wie etwa [[Feynman-Vorlesungen über Physik]], stehen Gedankenexperimente mit dem Doppelspalt an prominenter Stelle als Einstieg in die Quantenphysik. Nach Feynman trägt der Doppelspaltversuch „das Herz der Quantenmechanik“<ref name="Feynman">zitiert nach: [https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/phbl.20000560316 Wo ist die Grenze der Quantenwelt?]</ref> in sich; „Er enthält das einzige Geheimnis“.<ref name="Feynman" /> In diesen Lehrbüchern wird mit dem Doppelspalt anschaulich erklärt, wie in der Mikrophysik sowohl die Methoden der Wellentheorie als auch die Teilchentheorie genutzt werden müssen, um die Bewegung von einzelnen Elektronen und Atomen und ihr jedes Mal punktförmiges Signal auf dem Schirm zu beschreiben, und dass keine der beiden Theorien alleine die Beobachtungen erklären kann.<ref name="Ludwig_QM_29" /><ref name="Feynman_Lec_3_01" /> Die konkrete Durchführung von Experimenten zur Beugung von Materiewellen an einem Doppelspalt ist allerdings aufwendig und schwierig, da die Wellenlänge von Mikroteilchen von subatomarer Größe ist. Bei dem Doppelspaltexperiment mit Elektronenwellen von C. Jönsson war die Wellenlänge 5 pm, also etwa 100 mal kleiner als die typische Ausdehnung eines Atoms.<ref name="C_Jönsson" /> | |||
== Experimentelle Beobachtung == | == Experimentelle Beobachtung == | ||
[[Datei:Double-slit experiment results Tanamura four.jpg|mini|hochkant=1.7|Interferenzmuster eines Doppelspaltexperiments mit | [[Datei:Double-slit experiment results Tanamura four.jpg|mini|hochkant=1.7|Interferenzmuster eines Doppelspaltexperiments mit wachsender Anzahl ''N'' der am Schirm angekommenen Elektronen: '''b''':''N''= 200, '''c''':''N''= 6 000, '''d''':''N''= 40 000, '''e''':''N''= 140 000 Elektronen<ref>Beschreibung, Bild a und Quelle siehe [[:Datei:Double-slit experiment results Tanamura 2.jpg|hier]]</ref>]] | ||
* Die beiden interferierenden Wellen müssen eine feste [[Phasenwinkel|Phasenbeziehung]] zueinander haben, damit Interferenzstreifen beobachtet werden können. Ausreichende [[ | |||
* Eine Apparatur, die | * Die beiden interferierenden Wellen müssen eine feste [[Phasenwinkel|Phasenbeziehung]] zueinander haben, damit Interferenzstreifen beobachtet werden können. Ausreichende [[Kohärenz (Physik)#Räumliche Kohärenz|räumliche Kohärenz]] ist gegeben, wenn die Breite der Quelle (bei Young ein Eintrittsspalt) aus Sicht des Doppelspaltes nicht aufgelöst werden kann (siehe [[Rayleigh-Kriterium]]). Die Anforderung an die zeitliche Kohärenz hängt davon ab, wie viele Streifen man neben dem zentralen Streifen erkennen will. | ||
* Eine Ergänzung der Apparatur, deren Messergebnis die Information ist, durch welchen der beiden Spalte ein Teilchen den Detektor erreicht hat ('''„Welcher-Weg“-Experiment'''), bewirkt unvermeidlich, dass die Interferenzstreifen verschwinden. (Bei Photonen kann die Welcher-Weg-Information auch einfach durch [[Polarisationsfilter]] realisiert sein. Platziert man vor (oder hinter) einem Spalt ein Filter mit einer bestimmten Polarisationsebene und bei dem anderen Spalt genauso eins mit dazu [[orthogonal]]er Polarisationsebene, so entscheidet die Polarisation des Photons darüber, welchen Weg das Photon nimmt. In diesem Fall tritt keine Interferenz am Schirm auf.) Die Auslöschung der Interferenz gilt auch dann, wenn die Messergebnisse dieser Zusatzapparatur unberücksichtigt bleiben, weil sie z. B. gar nicht abgelesen werden; es genügt schon die physikalische Möglichkeit dazu. Umgekehrt zeigen Aufbauten, bei denen es physikalisch unmöglich ist herauszufinden, welcher Spalt genommen wurde, immer ein Interferenzmuster. | |||
* Die beiden vorhergehenden Aussagen gelten selbst dann, wenn die Entscheidung, ob die Information über den Weg | * Die beiden vorhergehenden Aussagen gelten selbst dann, wenn die Entscheidung, ob die Information über den Weg eines Teilchens durch ein Messergebnis festgehalten wird, erst getroffen wird, nachdem es die Spalte passiert hat. Die Entscheidung, den Weg nicht zu ermitteln, führt dann dazu, dass auf dem Schirm das Interferenzmuster beobachtet wird. Das kann man so deuten, dass die schon gewonnene Information über den genommenen Weg nachträglich gelöscht („ausradiert“) wird. Daher wird ein solcher Aufbau [[Quantenradierer]] genannt. | ||
* Das Interferenzmuster hängt nicht von der Anzahl | * Das Interferenzmuster hängt nicht von der Anzahl der beteiligten Teilchen oder dem gleichzeitigen Durchtritt durch den Doppelspalt ab. Bei niedrigerer Intensität baut sich das Interferenzmuster lediglich langsamer beim Detektor auf, bleibt aber in der Gestalt gleich. Das passiert selbst dann, wenn sich zu jedem Zeitpunkt höchstens ein Teilchen zwischen Quelle und Detektor befindet. Daher muss auch die Verteilung der Wahrscheinlichkeit des Ankommens an den Positionen auf dem Detektor bei jedem einzelnen Durchflug entstehen. Dieses Phänomen lässt sich als Interferenz der Teilchen mit sich selbst umschreiben.<ref>[https://books.google.de/books?id=UdWYCQZUu-YC&pg=PA93&dq=interferenz+%22mit+sich+selbst%22&hl=de&ei=EwwxTZ6lJZKO4gahqtHqCg&sa=X&oi=book_result&ct=result#v=onepage&q=interferenz%20%22mit%20sich%20selbst%22&f=false Was ist Licht?: von der klassischen Optik zur Quantenoptik], Thomas Walther und Herbert Walther, C. H. Beck, 2004, S. 91 ff.</ref> | ||
== Berechnung des Interferenzmusters == | == Berechnung des Interferenzmusters == | ||
[[Datei:Double-slit schematic.svg|mini|hochkant=1.5|Schematische Darstellung des Doppelspaltexperiments]] | [[Datei:Double-slit schematic.svg|mini|hochkant=1.5|Schematische Darstellung des Doppelspaltexperiments]] | ||
Der folgende Abschnitt geht von einem senkrechten Einfall einer [[Ebene Welle|ebenen Welle]] der Wellenlänge <math>\lambda</math> auf einen Doppelspalt mit Spaltbreite <math>b</math> und Spaltmittenabstand <math>a</math> aus. In der Spaltebene sind die Phasen noch im Gleichtakt, Phasenunterschiede, die den Interferenzeffekt ausmachen, ergeben sich erst durch die Abstände <math>s</math> von Punkten in den Spaltöffnungen zum Beobachtungspunkt (rote Linien). Der Abstand <math>d</math> des Schirms soll groß sein, <math>d \gg \tfrac{a^2}{\lambda}</math>, [[Nahfeld und Fernfeld (Antennen)|Fernfeldnäherung]]. | |||
Maxima befinden sich etwa mittig zwischen den Minimumstellen, wo mit <math>\Delta s = \left(0,\,\pm 1,\,\pm 2,\,\dots \pm n\right)\cdot\lambda</math> konstruktive Interferenz gegeben ist. Für höhere Beugungsordnungen | === Orte der Minima und Maxima durch Interferenz der Wellen aus den beiden Spalten === | ||
Ein Minimum der Intensität findet man für solche Orte, wo der [[Gangunterschied]] <math>\Delta s</math> von den Spaltmitten aus ein ungerades Vielfaches der halben Wellenlänge beträgt, also <math>\Delta s = \left(\pm\tfrac{1}{2},\,\pm\tfrac{3}{2},\,\pm\tfrac{5}{2},\,\dots \right)\cdot\lambda</math>. Dann sind die beiden Teilwellen gegenphasig und löschen sich aus. Das gilt auch für den Fall, dass die Breite der Spaltöffnungen nicht klein gegenüber der Wellenlänge ist. Dann variiert zwar <math>s</math> merklich mit der Lage des Punktes innerhalb der Spaltbreite, aber zu jedem Punkt in dem einen Spalt gibt es im Abstand <math>a</math> einen Punkt im anderen Spalt, von dem aus die Welle gegenphasig ankommt. | |||
Maxima befinden sich etwa mittig zwischen den Minimumstellen, wo mit <math>\Delta s = \left(0,\,\pm 1,\,\pm 2,\,\dots \pm n\right)\cdot\lambda</math> konstruktive Interferenz gegeben ist. Für höhere Beugungsordnungen <math>n</math> nehmen die Maximalintensitäten ab, denn die konstruktive Interferenz gilt zwar paarweise für Punkte in beiden Spalten, aber nicht für die Variation der Punktposition innerhalb des Spaltes (s. u.). | |||
Für den Zusammenhang zwischen dem Gangunterschied <math>\Delta s</math> und der Position <math>x</math> auf dem Schirm liest man aus der Zeichnung ab: | Für den Zusammenhang zwischen dem Gangunterschied <math>\Delta s</math> und der Position <math>x</math> auf dem Schirm liest man aus der Zeichnung ab: | ||
:<math>\arcsin\frac{\Delta s}{a}=\arctan\frac{x}{d}</math> | : <math>\arcsin\frac{\Delta s}{a}=\arctan\frac{x}{d}</math> | ||
also für [[Kleinwinkelnäherung|kleine Winkel ungefähr]] | also für [[Kleinwinkelnäherung|kleine Winkel ungefähr]] | ||
:<math>\frac{\Delta s}{a}=\frac{x}{d}\,.</math> | : <math>\frac{\Delta s}{a}=\frac{x}{d}\,.</math> | ||
Damit beträgt die [[Ortsfrequenz|Periode]] des Streifenmusters <math>\lambda\cdot\frac{d}{a}</math>. | Damit beträgt die [[Ortsfrequenz|Periode]] des Streifenmusters <math>\lambda\cdot\frac{d}{a}</math>, wenn der Schirmabstand groß gegenüber dem Spaltabstand ist. | ||
=== Das Interferenzmuster === | === Das Interferenzmuster === | ||
[[Datei:Slit double 150 28.5.svg|mini|hochkant=1.5|Intensitätsverteilung hinter einem Doppelspalt (rot). Die Einhüllende (grau) ist das Beugungsbild eines der beiden Einzelspalte.]] | [[Datei:Slit double 150 28.5.svg|mini|hochkant=1.5|Intensitätsverteilung hinter einem Doppelspalt (rot). Die Einhüllende (grau) ist das Beugungsbild eines der beiden Einzelspalte.]] | ||
Allerdings hat bereits jeder der beiden [[Einzelspalt]]e ein Beugungsmuster, da für | Allerdings hat bereits jeder der beiden [[Einzelspalt]]e ein Beugungsmuster, da für bestimmte Winkel <math>\alpha</math> sich z. B. die Wellen aus der oberen und der unteren Hälfte des Einzelspalts der Breite <math>b</math> gerade aufheben. Die Intensität des Doppelspaltes ist daher das Produkt zweier Intensitäten: der Beugung am Einzelspalt der Breite <math>b</math> und der von zwei punktförmigen Quellen im Abstand <math>a</math>: | ||
:<math> I(\alpha)=I_0\left(\frac{\sin\gamma}{\gamma}\right)^2\cos^2\delta</math> | : <math> I(\alpha)=I_0\left(\frac{\sin\gamma}{\gamma}\right)^2\cos^2\delta</math> | ||
wobei | wobei <math>\gamma=\frac{k}{2}b\sin\alpha</math> der Phasenunterschied der Wellen vom oberen bzw. unterem Rand je eines Spaltes ist, und <math>\delta=\frac{k}{2}a\sin\alpha</math> der Phasenunterschied zwischen den beiden Teilwellen aus beiden Spalten. | ||
Dabei ist <math>\alpha</math> der Beobachtungswinkel, <math>b</math> die Spaltbreite, <math>a</math> der Spaltabstand, <math>k = 2\pi / \lambda</math> die [[Wellenzahl]] | Dabei ist <math>\alpha</math> der Beobachtungswinkel, <math>b</math> die Spaltbreite, <math>a</math> der Spaltabstand, <math>k = 2\pi / \lambda</math> die [[Wellenzahl]]. | ||
=== Einfluss von Spaltgeometrie und Wellenlänge === | === Einfluss von Spaltgeometrie und Wellenlänge === | ||
Setzt man die Ausdrücke für <math>\gamma</math> und <math>\delta</math> in die Gleichung des Interferenzmusters ein, so werden die Einflüsse von Spaltgeometrie und Wellenlänge des einfallenden Lichtes auf das Aussehen des Interferenzmusters deutlich: | Setzt man die Ausdrücke für <math>\gamma</math> und <math>\delta</math> in die Gleichung des Interferenzmusters ein, so werden die Einflüsse von Spaltgeometrie und Wellenlänge des einfallenden Lichtes auf das Aussehen des Interferenzmusters deutlich: | ||
:<math>I(\alpha) = I_0 \cdot \left( \frac{\sin\left(\frac{k}{2} b \sin\alpha\right)}{\frac{k}{2} b \sin\alpha} \right)^{\!2} \cdot \cos^2\left(\frac{k}{2} a \sin\alpha\right)</math> | : <math>I(\alpha) = I_0 \cdot \left( \frac{\sin\left(\frac{k}{2} b \sin\alpha\right)}{\frac{k}{2} b \sin\alpha} \right)^{\!2} \cdot \cos^2\left(\frac{k}{2} a \sin\alpha\right)</math> | ||
mit <math>k = 2 \pi / \lambda</math>. | mit <math>k = 2 \pi / \lambda</math>. | ||
* Eine Änderung der Spaltbreite | * Eine Änderung der Spaltbreite <math>b</math> führt zu einer Änderung der Lage der Extrema des Einfachspaltes, dessen Intensitätsverteilung (im Bild blau) die [[Einhüllende|Hüllkurve]] der Intensitätsverteilung des Doppelspalts bildet (im Bild rot) | ||
: → Je ''breiter der Spalt'', desto ''enger wird die Hüllkurve'' | : → Je ''breiter der Spalt'', desto ''enger wird die Hüllkurve'' | ||
* Eine Änderung des Spaltabstandes | * Eine Änderung des Spaltabstandes <math>a</math> führt zu einer Änderung der Lage der Extrema des Doppelspalts innerhalb der konstant bleibenden Hüllkurve | ||
: → Je ''größer der Spaltabstand'', desto ''enger liegen die Extrema des Doppelspalts beieinander'' | : → Je ''größer der Spaltabstand'', desto ''enger liegen die Extrema des Doppelspalts beieinander'' | ||
* Eine Änderung der Wellenlänge | * Eine Änderung der Wellenlänge <math>\lambda</math> wirkt sich sowohl auf die Hüllkurve als auch auf die Intensitätsverteilung des Doppelspalts aus | ||
: → Je ''größer die Wellenlänge'', desto ''breiter werden Hüllkurve und die Interferenzabstände des Doppelspalts'' | : → Je ''größer die Wellenlänge'', desto ''breiter werden Hüllkurve und die Interferenzabstände des Doppelspalts'' | ||
=== Berechnung mit Fourier-Optik === | === Berechnung mit Fourier-Optik === | ||
Das Interferogramm einer Spaltkonstellation lässt sich auch mit Hilfe der [[Fourier-Optik]] berechnen. Dabei wird ausgenutzt, dass im Falle der [[Beugungsintegral#Fraunhofer-Näherung|Fraunhofer-Beugung]] das Beugungsmuster der [[Fourier-Transformation|Fouriertransformierten]] der [[Autokorrelation]] der Blendenfunktion entspricht. | Das Interferogramm einer Spaltkonstellation lässt sich auch mit Hilfe der [[Fourier-Optik]] berechnen. Dabei wird ausgenutzt, dass im Falle der [[Beugungsintegral#Fraunhofer-Näherung|Fraunhofer-Beugung]] das Beugungsmuster der [[Fourier-Transformation|Fouriertransformierten]] der [[Autokorrelation]] der Blendenfunktion entspricht. Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass sich auch das Beugungsbild komplizierterer Mehrfachspalte und Gitter schnell berechnen lässt. Wesentlich ist dabei die Ausnutzung des [[Faltungstheorem]]s. | ||
Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass sich auch das Beugungsbild komplizierterer Mehrfachspalte und Gitter schnell berechnen lässt. Wesentlich ist dabei die Ausnutzung des [[Faltungstheorem]]s. | |||
Das Koordinatensystem wird so gelegt, dass die zwei Einzelspalte | Das Koordinatensystem wird so gelegt, dass die zwei Einzelspalte einen Abstand <math>a</math> haben und symmetrisch zum Schnitt der Koordinatenachsen liegen. Die Blendenfunktion der zwei identischen Spalte mit Breite <math>b</math> im Ortsraum lautet | ||
:<math> | : <math>(\delta(x+a/2)+\delta(x-a/2))*\operatorname{rect}_b(x)</math> | ||
wobei <math>*</math> den [[Faltung (Mathematik)|Faltungsoperator]] und <math>\operatorname{rect}_b(x)</math> die [[Rechteckfunktion]] bezeichnet. | wobei <math>*</math> den [[Faltung (Mathematik)|Faltungsoperator]] und <math>\operatorname{rect}_b(x)</math> die [[Rechteckfunktion]] bezeichnet. | ||
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Die Fouriertransformierte der gegebenen Blendenfunktion ist nach dem Faltungstheorem das Produkt aus der Fouriertransformierten der Rechteckfunktion und der Fouriertransformierten der zwei [[Delta-Distribution]]en. | Die Fouriertransformierte der gegebenen Blendenfunktion ist nach dem Faltungstheorem das Produkt aus der Fouriertransformierten der Rechteckfunktion und der Fouriertransformierten der zwei [[Delta-Distribution]]en. | ||
:<math>\mathcal{F}[\operatorname{rect}_b(x)](k_x)=b\cdot \operatorname{si}\left(\frac{b}{2}k_x\right)=b\frac{\sin\left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}b}=\frac{\sin\left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}}</math> | : <math>\mathcal{F}[\operatorname{rect}_b(x)](k_x)=b\cdot \operatorname{si}\left(\frac{b}{2}k_x\right)=b\frac{\sin\left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}b}=\frac{\sin\left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}}</math> | ||
:<math>\mathcal{F}[\delta(x\pm d)](k_x)=\cos(a\cdot k_x/2)</math> | : <math>\mathcal{F}[\delta(x\pm d)](k_x)=\cos(a\cdot k_x/2)</math> | ||
Daraus folgt für die [[Intensität (Physik)# | Daraus folgt für die [[Intensität (Physik)#Intensität in der Wellenlehre|Intensität]] am Schirm ein Cosinus mit einer [[Sinc-Funktion]] als Einhüllende. Die Funktion weist die charakteristischen <math>N-1=1</math> Nebenmaxima eines <math>N=2</math>-fach-Spaltes auf (siehe auch [[Optisches Gitter]]). | ||
:<math>I(k)=I_0\left(\frac{\sin \left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}b}\cdot \cos (\frac{k_x}{2}a)\right)^2</math> | : <math>I(k)=I_0\left(\frac{\sin \left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}b}\cdot \cos (\frac{k_x}{2}a)\right)^2</math> | ||
Mit <math>I_0</math> als Intensitätskonstante. | Mit <math>I_0</math> als Intensitätskonstante. | ||
Für <math>k_x=k\cdot\sin\alpha</math> folgt die oben bereits gezeigte Beziehung für <math>I(\alpha)</math>. | Für <math>k_x=k\cdot\sin\alpha</math> folgt die oben bereits gezeigte Beziehung für <math>I(\alpha)</math>. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
*{{Literatur|Autor=John Gribbin|Titel=Auf der Suche nach Schrödingers Katze. Quantenphysik und Wirklichkeit|Verlag=Piper|ISBN=3-492-24030-5 | * {{Literatur |Autor=John Gribbin |Titel=Auf der Suche nach Schrödingers Katze. Quantenphysik und Wirklichkeit |Auflage=5. |Verlag=Piper |Datum=2004 |ISBN=3-492-24030-5}} | ||
* Claus Jönsson: ''Interferenz von Elektronen am Doppelspalt'' | * Claus Jönsson: ''Interferenz von Elektronen am Doppelspalt.'' In: ''Zeitschrift für Physik.'' Nr. 161, 1961, S. 454–474. | ||
*{{Literatur|Autor=David Halliday, Robert Resnick, Jearl Walker|Titel=Physik|Verlag=Wiley-VCH|ISBN=3-527-40366-3 | * {{Literatur |Autor=David Halliday, Robert Resnick, Jearl Walker |Titel=Physik |Auflage=2. |Verlag=Wiley-VCH |Datum=2003 |ISBN=3-527-40366-3}} | ||
*{{Literatur|Autor=[[Wolfgang Demtröder]]|Titel=Experimentalphysik. | * {{Literatur |Autor=[[Wolfgang Demtröder]] |Titel=Experimentalphysik. Band 2 : Elektrizität und Optik |Auflage=3. |Verlag=Springer, Berlin |Datum=2004 |ISBN=3-540-20210-2}} | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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{{Wikibooks|Optik#Beugung am Doppelspalt}} | {{Wikibooks|Optik#Beugung am Doppelspalt}} | ||
* [https://www.youtube.com/watch?v=GzbKb59my3U Video zur Interferenz einzelner Photonen (Veritasium, Englisch)] | * [https://www.youtube.com/watch?v=GzbKb59my3U Video zur Interferenz einzelner Photonen (Veritasium, Englisch)] | ||
* [ | * [https://www.uni-ulm.de/fileadmin/website_uni_ulm/nawi.inst.251/Didactics/quantenchemie/html/DpSpalt.html Doppelspaltversuch – Einführung mit interaktiven Animationen] (Universität Ulm) | ||
* [ | * [https://www.leifiphysik.de/optik/beugung-und-interferenz/grundwissen/doppelspalt Wellenlängenbestimmung mit dem Doppelspalt] (mit Versuchsaufbauten, Simulationen etc.) ([[LEIFIphysik]]) | ||
* [ | * [https://www.itp.uni-hannover.de/fileadmin/arbeitsgruppen/zawischa/static_html/vielstrahl.html Vielstrahlinterferenz, Schiller- und Strukturfarben] (D. Zawischa, Uni Hannover) | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references /> | <references> | ||
<ref name="Pohl_Wellen"> | |||
{{Literatur |Autor=Robert Wichard Pohl |Titel=Einführung in die Physik |Band=1 Mechanik Akustik und Wärmelehre |Verlag=Springer Verlag |Ort=Berlin, Göttingen, Heidelberg |Datum=1964 |Kapitel=XII Fortschreitende Wellen und Strahlung |Seiten=195-208 |Kommentar=Insbesondere die Abbildungen 380, 411, 412 und 420 A}} | |||
</ref> | |||
<ref name="Feynman_Lec_3_01"> | |||
{{Literatur |Autor=Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands |Titel=[[Feynman-Vorlesungen über Physik|The Feynman Lectures on Physics]] |Band=3 |Verlag=Addison-Wesley |Ort=Reading, Massachusetts |Datum=1964 |Kapitel=1 Quantum Behavior |Sprache=en |Kommentar=insbesondere die Abschnitte 1-3 bis 1-6 |Online=https://www.feynmanlectures.caltech.edu/III_01.html}} | |||
</ref> | |||
<ref name="Feynman_Lec_1_29"> | |||
{{Literatur |Autor=Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands |Titel=[[Feynman-Vorlesungen über Physik|The Feynman Lectures on Physics]] |Band=1 |Auflage=2 |Verlag=Addison-Wesley |Ort=Reading, Massachusetts |Datum=1966 |Kapitel=29 Interference |Sprache=en |Kommentar=Insbesondere Abschnitt 7-5 The mathematics of interference |Online=https://www.feynmanlectures.caltech.edu/I_29.html}} | |||
</ref> | |||
<ref name="Ludwig_QM_29"> | |||
{{Literatur |Autor=[[Günther Ludwig]] |Titel=Die Grundlagen der Quantenmechanik |Verlag=Springer Verlag |Ort=Berlin |Datum=1954 |Kapitel=I Induktives Auffinden der quantentheoretischen Gesetze § 6. |Seiten=25,31}} | |||
</ref> | |||
<ref name="Meschede_Young"> | |||
{{Literatur |Autor=Dieter Meschede |Hrsg=Amand Fäßler, Claus Jönsson |Titel=Youngs Interferenzexperiment mit Licht |Sammelwerk=Die Top Ten der schönsten physikalischen Experimente |Verlag=Rowohlt Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2005 |ISBN=3-499-61628-9 |Seiten=94-105}} | |||
</ref> | |||
<ref name="Walcher_Beugung"> | |||
{{Literatur |Autor=[[Wilhelm Walcher]] |Titel=Praktikum der Physik |Verlag=B.G.Teubner |Ort=Stuttgart |Datum=1966 |Kapitel=4.7 Beugung |Seiten=188-199 |Kommentar=Abschnitt 4.7.2 Beugung am Doppelspalt}} | |||
</ref> | |||
<ref name="C_Jönsson"> | |||
{{Literatur |Autor=Claus Jönsson |Hrsg=Amand Fäßler, Claus Jönsson |Titel=Das Jönssonsche Doppelspaltexperiment mit Elektronen |Sammelwerk=Die Top Ten der schönsten physikalischen Experimente |Verlag=Rowohlt Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2005 |ISBN=3-499-61628-9 |Seiten=149-188 |Kommentar=Beschreibung der Motivation zu dem Experiment, des Experimentes selbst und der Schwierigkeiten bei der Ausführung, sowie Zahlenwerte und Bilder}} | |||
</ref> | |||
<ref name="ETHZ-Video_Wellenwanne"> | |||
{{Internetquelle |url=https://experimente.phys.ethz.ch/de/100/10005/20007/30651/ |titel=Beugung von Wasserwellen im Wellentrog |werk=WebPortal Vorlesungsexperimente Departement Physik / Physics Lab |hrsg=[[ETH Zürich]] |abruf=2020-11-22 |kommentar=Video von der Beugung von Wasserwellen am Doppelspalt in einem "Wellentrog"}} | |||
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<!-- <ref name="PhysBlätter_56">{{Literatur|Autor=Markus Arndt, Anton Zeilinger | |||
| Titel=Wo ist die Grenze der Quantenwelt? |TitelErg=Selbst heiße Moleküle aus 70 Atomen haben mitunter Welleneigenschaften | Sammelwerk=Physikalische Blätter | Band=56 | Nummer=3 | Seiten=69-71 | Jahr = 2000 | Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/phbl.20000560316 | Format=PDF | Abruf=2020-11-06 }}</ref> | |||
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[[Kategorie:Physikalisches Demonstrationsexperiment]] | [[Kategorie:Physikalisches Demonstrationsexperiment]] |
Beim Doppelspaltexperiment treten kohärente Wellen, zum Beispiel Licht- oder Materiewellen, durch zwei schmale, parallele Spalte und werden auf einem Beobachtungsschirm aufgefangen, dessen Distanz zum Doppelspalt sehr viel größer ist als der Abstand der beiden Spalte. Es zeigt sich ein Interferenzmuster. Dieses Muster entsteht durch Beugung der Wellenausbreitung am Doppelspalt. Bei Wellen mit einheitlicher Wellenlänge, z. B. bei monochromatischem Licht von einem Laser, besteht dieses Muster auf dem Schirm aus abwechselnd hellen und dunklen Streifen (Maxima bzw. Minima), wenn der Abstand der beiden Spalte nicht kleiner ist als die Wellenlänge.
Das Experiment gehört zu den Schlüsselexperimenten der Physik.[1] Es wurde erstmals 1802 von Thomas Young mit Licht durchgeführt und führte zur Anerkennung der Wellentheorie des Lichts gegenüber der damals noch vorherrschenden Korpuskeltheorie. In der Quantenphysik dient das Doppelspaltexperiment häufig dazu, den Welle-Teilchen-Dualismus zu demonstrieren. Es wurde nicht nur mit Licht, sondern auch mit Elementarteilchen, Atomen und Molekülen durchgeführt. Dass sich auch hierbei Interferenzmuster zeigen, ist ein Beleg für die Tatsache, dass auch materielle Körper Welleneigenschaften haben. Die Wellenlänge dieser Materiewellen ist die De-Broglie-Wellenlänge.
1802 führte Thomas Young das Experiment erstmals durch, um die Wellennatur des Lichtes zu beweisen. Dabei verwendete Young noch nicht den klassischen Doppelspalt, sondern Pappkarten, mit denen er einen Lichtstrahl teilte.[2][3] Young erwähnt in seinem Werk frühere Experimente zur Natur des Lichts von Francesco Maria Grimaldi, welcher schon 1665 den Begriff der Diffraktion (Beugung) einführte.
Das Doppelspaltexperiment mit Elektronen wurde 1961 durch Claus Jönsson[4][5][6] durchgeführt. Mit ganzen Atomen gelang es 1990 Jürgen Mlynek und Olivier Carnal,[7] mit großen Molekülen wie z. B. C60 (Buckyballs) im Jahr 2003 Nairz et al.[8]
Bei der Vermittlung von Wellenphänomenen im Physikunterricht hat das Doppelspaltexperiment einen festen Platz. Schon mit einfacher Geometrie und Algebra kann hierbei das Zustandekommen der Interferenzstreifen und deren Stärke erläutert werden.[9] In den Lehrbüchern von Robert Wichard Pohl werden ausführliche Demonstrationsexperimente zur Veranschaulichung der Interferenzen mit Wasserwellen in einem Wellentrog beschrieben.[10] Solche Demonstrationen werden auch per Video präsentiert, beispielsweise von der ETH Zürich.[11] Die Beugung von Licht am Doppelspalt ist ein Standardversuch in Physik-Praktika.[12]
In einigen Lehrbüchern, wie etwa Feynman-Vorlesungen über Physik, stehen Gedankenexperimente mit dem Doppelspalt an prominenter Stelle als Einstieg in die Quantenphysik. Nach Feynman trägt der Doppelspaltversuch „das Herz der Quantenmechanik“[13] in sich; „Er enthält das einzige Geheimnis“.[13] In diesen Lehrbüchern wird mit dem Doppelspalt anschaulich erklärt, wie in der Mikrophysik sowohl die Methoden der Wellentheorie als auch die Teilchentheorie genutzt werden müssen, um die Bewegung von einzelnen Elektronen und Atomen und ihr jedes Mal punktförmiges Signal auf dem Schirm zu beschreiben, und dass keine der beiden Theorien alleine die Beobachtungen erklären kann.[14][15] Die konkrete Durchführung von Experimenten zur Beugung von Materiewellen an einem Doppelspalt ist allerdings aufwendig und schwierig, da die Wellenlänge von Mikroteilchen von subatomarer Größe ist. Bei dem Doppelspaltexperiment mit Elektronenwellen von C. Jönsson war die Wellenlänge 5 pm, also etwa 100 mal kleiner als die typische Ausdehnung eines Atoms.[6]
Der folgende Abschnitt geht von einem senkrechten Einfall einer ebenen Welle der Wellenlänge $ \lambda $ auf einen Doppelspalt mit Spaltbreite $ b $ und Spaltmittenabstand $ a $ aus. In der Spaltebene sind die Phasen noch im Gleichtakt, Phasenunterschiede, die den Interferenzeffekt ausmachen, ergeben sich erst durch die Abstände $ s $ von Punkten in den Spaltöffnungen zum Beobachtungspunkt (rote Linien). Der Abstand $ d $ des Schirms soll groß sein, $ d\gg {\tfrac {a^{2}}{\lambda }} $, Fernfeldnäherung.
Ein Minimum der Intensität findet man für solche Orte, wo der Gangunterschied $ \Delta s $ von den Spaltmitten aus ein ungerades Vielfaches der halben Wellenlänge beträgt, also $ \Delta s=\left(\pm {\tfrac {1}{2}},\,\pm {\tfrac {3}{2}},\,\pm {\tfrac {5}{2}},\,\dots \right)\cdot \lambda $. Dann sind die beiden Teilwellen gegenphasig und löschen sich aus. Das gilt auch für den Fall, dass die Breite der Spaltöffnungen nicht klein gegenüber der Wellenlänge ist. Dann variiert zwar $ s $ merklich mit der Lage des Punktes innerhalb der Spaltbreite, aber zu jedem Punkt in dem einen Spalt gibt es im Abstand $ a $ einen Punkt im anderen Spalt, von dem aus die Welle gegenphasig ankommt.
Maxima befinden sich etwa mittig zwischen den Minimumstellen, wo mit $ \Delta s=\left(0,\,\pm 1,\,\pm 2,\,\dots \pm n\right)\cdot \lambda $ konstruktive Interferenz gegeben ist. Für höhere Beugungsordnungen $ n $ nehmen die Maximalintensitäten ab, denn die konstruktive Interferenz gilt zwar paarweise für Punkte in beiden Spalten, aber nicht für die Variation der Punktposition innerhalb des Spaltes (s. u.).
Für den Zusammenhang zwischen dem Gangunterschied $ \Delta s $ und der Position $ x $ auf dem Schirm liest man aus der Zeichnung ab:
also für kleine Winkel ungefähr
Damit beträgt die Periode des Streifenmusters $ \lambda \cdot {\frac {d}{a}} $, wenn der Schirmabstand groß gegenüber dem Spaltabstand ist.
Allerdings hat bereits jeder der beiden Einzelspalte ein Beugungsmuster, da für bestimmte Winkel $ \alpha $ sich z. B. die Wellen aus der oberen und der unteren Hälfte des Einzelspalts der Breite $ b $ gerade aufheben. Die Intensität des Doppelspaltes ist daher das Produkt zweier Intensitäten: der Beugung am Einzelspalt der Breite $ b $ und der von zwei punktförmigen Quellen im Abstand $ a $:
wobei $ \gamma ={\frac {k}{2}}b\sin \alpha $ der Phasenunterschied der Wellen vom oberen bzw. unterem Rand je eines Spaltes ist, und $ \delta ={\frac {k}{2}}a\sin \alpha $ der Phasenunterschied zwischen den beiden Teilwellen aus beiden Spalten.
Dabei ist $ \alpha $ der Beobachtungswinkel, $ b $ die Spaltbreite, $ a $ der Spaltabstand, $ k=2\pi /\lambda $ die Wellenzahl.
Setzt man die Ausdrücke für $ \gamma $ und $ \delta $ in die Gleichung des Interferenzmusters ein, so werden die Einflüsse von Spaltgeometrie und Wellenlänge des einfallenden Lichtes auf das Aussehen des Interferenzmusters deutlich:
mit $ k=2\pi /\lambda $.
Das Interferogramm einer Spaltkonstellation lässt sich auch mit Hilfe der Fourier-Optik berechnen. Dabei wird ausgenutzt, dass im Falle der Fraunhofer-Beugung das Beugungsmuster der Fouriertransformierten der Autokorrelation der Blendenfunktion entspricht. Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass sich auch das Beugungsbild komplizierterer Mehrfachspalte und Gitter schnell berechnen lässt. Wesentlich ist dabei die Ausnutzung des Faltungstheorems.
Das Koordinatensystem wird so gelegt, dass die zwei Einzelspalte einen Abstand $ a $ haben und symmetrisch zum Schnitt der Koordinatenachsen liegen. Die Blendenfunktion der zwei identischen Spalte mit Breite $ b $ im Ortsraum lautet
wobei $ * $ den Faltungsoperator und $ \operatorname {rect} _{b}(x) $ die Rechteckfunktion bezeichnet.
Die Fouriertransformierte der gegebenen Blendenfunktion ist nach dem Faltungstheorem das Produkt aus der Fouriertransformierten der Rechteckfunktion und der Fouriertransformierten der zwei Delta-Distributionen.
Daraus folgt für die Intensität am Schirm ein Cosinus mit einer Sinc-Funktion als Einhüllende. Die Funktion weist die charakteristischen $ N-1=1 $ Nebenmaxima eines $ N=2 $-fach-Spaltes auf (siehe auch Optisches Gitter).
Mit $ I_{0} $ als Intensitätskonstante.
Für $ k_{x}=k\cdot \sin \alpha $ folgt die oben bereits gezeigte Beziehung für $ I(\alpha ) $.