195.69.193.51 (Diskussion) |
imported>Crazy1880 K (Vorlagen-fix (Kapitel)) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Dieser Artikel| behandelt die Physik von Atom- und Molekül Clustern. Anwendungen dieser Theorie sind [[Nanoteilchen]]. Für Nanopartikel-''Anwendungen'' siehe [[Nanotechnologie]] | {{Dieser Artikel| behandelt die Physik von Atom- und Molekül Clustern. | ||
* Anwendungen dieser Theorie sind [[Nanoteilchen]]. | |||
* Für Nanopartikel-''Anwendungen'' siehe [[Nanotechnologie]]. | |||
* Für Nanotechnik auf ''molekularer'' Ebene siehe [[Molekulare Nanotechnologie]].}} | |||
[[Datei:Fullerene c540.png|mini|''[[Fullerene|Kohlenstoffcluster]] C<sub>540</sub>''<br /> | [[Datei:Fullerene c540.png|mini|''[[Fullerene|Kohlenstoffcluster]] C<sub>540</sub>''<br /> | ||
C<sub>540</sub> ist aufgrund seiner enormen Größe eine sehr labile sphärische Struktur, weil sie eben nur [[sphärisch]] ist. Solche großen [[Fullerene]] sind daher nur in Verbindung mit C<sub>60</sub>, C<sub>70</sub> und größeren [[Fullerene]]n als sogenannte „Onions“ stabil.]] | C<sub>540</sub> ist aufgrund seiner enormen Größe eine sehr labile sphärische Struktur, weil sie eben nur [[sphärisch]] ist. Solche großen [[Fullerene]] sind daher nur in Verbindung mit C<sub>60</sub>, C<sub>70</sub> und größeren [[Fullerene]]n als sogenannte „Onions“ stabil.]] | ||
Unter einem '''Cluster''' versteht man eine Ansammlung von [[Atom]]en oder [[Molekül]]en, deren Atomanzahl <math>n</math> zwischen 3 und 10 Millionen liegt. | Unter einem '''Cluster''' versteht man eine Ansammlung von [[Atom]]en oder [[Molekül]]en, deren Atomanzahl <math>n</math> zwischen 3 und 10 Millionen liegt. | ||
Aufgrund ihrer geringen Größe haben Cluster Eigenschaften, die von denen eines [[makroskopisch]]en [[Festkörper]]s abweichen. Konzepte aus der Atom- und Molekülphysik versagen oft, wenn es um die Erklärung von Eigenschaften solch kleiner Partikel geht. Die Eigenschaften der Cluster stellen also ein Bindeglied zwischen Atom- und Molekülphysik auf der einen, und der Festkörperphysik auf der anderen Seite dar. Gegenstand der Forschung in diesem Gebiet ist, wie sich aus den Eigenschaften eines Atoms oder Moleküls die makroskopischen Eigenschaften eines Festkörpers entwickeln. Für viele Eigenschaften des Clusters ist das Verhältnis von Oberflächen- zu Volumenatomen entscheidend. | Aufgrund ihrer geringen Größe haben Cluster Eigenschaften, die von denen eines [[makroskopisch]]en [[Festkörper]]s abweichen. Konzepte aus der Atom- und Molekülphysik versagen oft, wenn es um die Erklärung von Eigenschaften solch kleiner Partikel geht. Die Eigenschaften der Cluster stellen also ein Bindeglied zwischen Atom- und Molekülphysik auf der einen, und der Festkörperphysik auf der anderen Seite dar. Gegenstand der Forschung in diesem Gebiet ist, wie sich aus den Eigenschaften eines Atoms oder Moleküls die makroskopischen Eigenschaften eines Festkörpers entwickeln. Für viele Eigenschaften des Clusters ist das Verhältnis von Oberflächen- zu Volumenatomen entscheidend. | ||
Zeile 14: | Zeile 18: | ||
* ''n'' = 3–12 Atome (''Mikrocluster''): Für Mikrocluster sind noch alle Bestandteile des Clusters an der [[Grenzfläche|Oberfläche]]. Konzepte und Methoden der [[Atomphysik|Atom-]] und [[Molekülphysik]] und der [[Oberflächenphysik]] sind anwendbar und brauchbar. | * ''n'' = 3–12 Atome (''Mikrocluster''): Für Mikrocluster sind noch alle Bestandteile des Clusters an der [[Grenzfläche|Oberfläche]]. Konzepte und Methoden der [[Atomphysik|Atom-]] und [[Molekülphysik]] und der [[Oberflächenphysik]] sind anwendbar und brauchbar. | ||
* ''n'' = 13–100 Atome (''kleine Cluster''): Die Eigenschaften kleiner Cluster werden entscheidend von [[Quantenphysik|Quanteneffekten]] bestimmt. Die elektronischen Energieniveaus liegen zwar schon recht nahe beieinander, aber für eine [[Bandstruktur|Bänderstruktur]] wie im Festkörper ist die Anzahl der Atome noch zu gering. Der Einbau eines zusätzlichen Atoms oder Moleküls kann noch sehr viel ändern. Oft existieren viele [[Isomerie|isomere]] Clusterstrukturen mit nahe beieinander liegenden Energieniveaus. Molekulare Konzepte verlieren ihre Brauchbarkeit. Auch hier spielt die [[Oberflächenphysik]], wegen des großen Verhältnisses der Oberflächenatome zu Volumenatomen des Clusters, noch eine sehr wichtige Rolle. | * ''n'' = 13–100 Atome (''kleine Cluster''): Die Eigenschaften kleiner Cluster werden entscheidend von [[Quantenphysik|Quanteneffekten]] bestimmt. Die elektronischen Energieniveaus liegen zwar schon recht nahe beieinander, aber für eine [[Bandstruktur|Bänderstruktur]] wie im Festkörper ist die Anzahl der Atome noch zu gering. Der Einbau eines zusätzlichen Atoms oder Moleküls kann noch sehr viel ändern. Oft existieren viele [[Isomerie|isomere]] Clusterstrukturen mit nahe beieinander liegenden Energieniveaus. Molekulare Konzepte verlieren ihre Brauchbarkeit. Auch hier spielt die [[Oberflächenphysik]], wegen des großen Verhältnisses der Oberflächenatome zu Volumenatomen des Clusters, noch eine sehr wichtige Rolle. | ||
* ''n'' = 100–1000 Atome (''große Cluster''): Man beobachtet einen graduellen Übergang zu den Eigenschaften des Festkörpers, wie etwa Übergänge bei [[Kristallgitter]]n ([[Chrom]] hat beispielsweise bei ungefähr n = 490 einen Übergang von [[ | * ''n'' = 100–1000 Atome (''große Cluster''): Man beobachtet einen graduellen Übergang zu den Eigenschaften des Festkörpers, wie etwa Übergänge bei [[Kristallgitter]]n ([[Chrom]] hat beispielsweise bei ungefähr n = 490 einen Übergang von [[Kubisches Gitter#Kubisch-flächenzentriertes Gitter|fcc]] (< 490) zu [[Kubisches Gitter#Kubisch-raumzentriertes Gitter|bcc]] (> 490); diese Werte haben eine Schwankungsbreite von 100 Atomen). | ||
* ''n'' > 1000 Atome (''kleine Teilchen bzw. Nanokristalle'') | * ''n'' > 1000 Atome (''kleine Teilchen bzw. Nanokristalle'') | ||
Zeile 22: | Zeile 26: | ||
== Klassifikation nach der chemischen Bindung == | == Klassifikation nach der chemischen Bindung == | ||
* ''[[Metallcluster|metallische Cluster]]'': halbvolles Band delokalisierter Elektronen, Beispiele: Alkalimetallcluster, [[Aluminium|Al-]], [[Kupfer|Cu-]], [[Eisen|Fe-]], [[Platin|Pt-]], [[Wolfram|W-]], [[Quecksilber|Hg]]-Cluster; jeweils mit ''n'' > 200 Atome, mittlere Bindungsenergie: 0,5–3 eV | * ''[[Metallcluster|metallische Cluster]]'': halbvolles Band delokalisierter Elektronen, Beispiele: Alkalimetallcluster, [[Aluminium|Al-]], [[Kupfer|Cu-]], [[Eisen|Fe-]], [[Platin|Pt-]], [[Wolfram|W-]], [[Quecksilber|Hg]]-Cluster; jeweils mit ''n'' > 200 Atome, mittlere Bindungsenergie: 0,5–3 eV | ||
* ''[[ | * ''[[Kovalente Bindung|kovalente]] Cluster'': durch sp-[[Hybrid-Orbital|Hybridisierung]] ausgerichtete Bindung durch Elektronenpaare; Beispiele: [[Kohlenstoff|C]]-Cluster (bekanntestes Beispiel sind die ''[[Fullerene]]'', siehe auch das Bild oben. [[Kohlenstoffnanoröhre]]n und [[Diamantoide|Diamantcluster]] gehören ebenfalls zu den Kohlenstoff-Clustern); [[Silizium|Si-]], Hg-Cluster; jeweils mit 30 < ''n'' < 80 Atomen, mittlere Bindungsenergie: 1–4 eV, Hg ≈ 0,5 eV | ||
* ''[[Ionische Bindung|ionische]] Cluster'': Bindung durch [[Coulombsches Gesetz|Coulomb-Kräfte]] zwischen [[Ion]]en, Beispiele: ([[Kaliumfluorid|KF]])-, ([[Calciumiodid|CaI]]<sub>2</sub>)-Cluster, mittlere Bindungsenergie: 2–4 eV | * ''[[Ionische Bindung|ionische]] Cluster'': Bindung durch [[Coulombsches Gesetz|Coulomb-Kräfte]] zwischen [[Ion]]en, Beispiele: ([[Kaliumfluorid|KF]])-, ([[Calciumiodid|CaI]]<sub>2</sub>)-Cluster, mittlere Bindungsenergie: 2–4 eV | ||
* ''Cluster mit [[Wasserstoffbrückenbindung]]'': starke Dipol-Dipol-Anziehung, Beispiele: ([[Fluorwasserstoff|HF]])-, ([[Wasser|H<sub>2</sub>O]])-Cluster, mittlere Bindungsenergie: 0,15–0,5 eV | * ''Cluster mit [[Wasserstoffbrückenbindung]]'': starke Dipol-Dipol-Anziehung, Beispiele: ([[Fluorwasserstoff|HF]])-, ([[Wasser|H<sub>2</sub>O]])-Cluster, mittlere Bindungsenergie: 0,15–0,5 eV | ||
Zeile 35: | Zeile 39: | ||
<gallery perrow="5"> | <gallery perrow="5"> | ||
120px-Tetrahedron-slowturn.gif|Tetraeder; nur bei Mikroclustern | |||
120px-Hexahedron-slowturn.gif|Hexaeder | |||
120px-Octahedron-slowturn.gif|Oktaeder; nur bei Mikroclustern | |||
120px-Dodecahedron-slowturn.gif|Dodekaeder; nur bei Mikroclustern | |||
120px-Icosahedron-slowturn.gif|Ikosaeder | |||
</gallery> | </gallery> | ||
''Besonders wichtig ist hier die Struktur des [[Ikosaeder]]s (Struktur ganz rechts)'', welche für Cluster mit einer Atomzahl von ''n'' > 12 besonders häufig vorkommt. In jeder Ecke des Körpers und im Innern der Ikosaederstruktur ist ein Atom platziert. Aufgrund der 12 Ecken gibt es also für einen 13-atomigen Cluster 12 Oberflächenatome und 1 Volumenatom. Für größere Atomzahlen wird eine neue Schale mit Atomen nach ikosaedrischer Form aufgefüllt, wobei wegen der größeren Bindungslänge in der ''k''-ten Schale 10''k''²+2 Atome in der Schale Platz finden. Somit gibt es also für die erste Schale 12 Atome, für die zweite Schale gibt es Platz für genau 42 weitere Atome, für die dritte Schale 92 Atome usw. Bei allen diesen Schalen befinden sich wie bei der ''k'' = 1 Schale 12 Atome auf den Ecken eines Ikosaeders und zusätzlich 10''k''²−10 Atome auf den Flächen. Diese [[Konzentrizität|konzentrischen]] Ikosaeder muss man sich dann wie [[Matroschka]]s vorstellen, auf deren Oberfläche sich die Atome befinden. Wie in der [[Atomphysik]] mit den stabilen [[Edelgase|Edelgasatomen]] gibt es auch sehr stabile Cluster aufgrund der Schalenabschlüsse. Eine abgeschlossene Clusterschalenstruktur ergibt sich nur für wenige Clustergrößen: ''n'' = 13, ''n'' = 55, ''n'' = 147, ''n'' = 309, ''n'' = 561, ''n'' = 923 und ''n'' = 1415; sie werden als „Magische Zahlen“ bezeichnet. Gemeinhin werden diese sehr stabilen Cluster mit gefüllten Atomschalen auch [[Alan Mackay|Mackaysche]] Ikosaeder genannt. Die [[Platonischer Körper|Platonischen Körper]] der obigen Abbildung treten bei den Mikroclustern auf, der [[Hexaeder]] auch bei größeren Clustern.<ref>{{Literatur | Autor=Helmut Haberland, Karl Kleinermanns, Frank Träger | Titel=Bergmann-Schaefer | ''Besonders wichtig ist hier die Struktur des [[Ikosaeder]]s (Struktur ganz rechts)'', welche für Cluster mit einer Atomzahl von ''n'' > 12 besonders häufig vorkommt. In jeder Ecke des Körpers und im Innern der Ikosaederstruktur ist ein Atom platziert. Aufgrund der 12 Ecken gibt es also für einen 13-atomigen Cluster 12 Oberflächenatome und 1 Volumenatom. Für größere Atomzahlen wird eine neue Schale mit Atomen nach ikosaedrischer Form aufgefüllt, wobei wegen der größeren Bindungslänge in der ''k''-ten Schale 10''k''²+2 Atome in der Schale Platz finden.<ref name="Riedel">{{Literatur |Autor=[[Erwin Riedel]], [[Christoph Janiak]] |Titel=Anorganische Chemie |Auflage=9. Auflage |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2015 |ISBN=3-11-035526-4 |Seiten=190f.}}</ref> Somit gibt es also für die erste Schale 12 Atome, für die zweite Schale gibt es Platz für genau 42 weitere Atome, für die dritte Schale 92 Atome usw. Bei allen diesen Schalen befinden sich wie bei der ''k'' = 1 Schale 12 Atome auf den Ecken eines Ikosaeders und zusätzlich 10''k''²−10 Atome auf den Flächen. Diese [[Konzentrizität|konzentrischen]] Ikosaeder muss man sich dann wie [[Matroschka]]s vorstellen, auf deren Oberfläche sich die Atome befinden. Wie in der [[Atomphysik]] mit den stabilen [[Edelgase|Edelgasatomen]] gibt es auch sehr stabile Cluster aufgrund der Schalenabschlüsse. Eine abgeschlossene Clusterschalenstruktur ergibt sich nur für wenige Clustergrößen: ''n'' = 13, ''n'' = 55, ''n'' = 147, ''n'' = 309, ''n'' = 561, ''n'' = 923 und ''n'' = 1415; sie werden als „Magische Zahlen“ bezeichnet.<ref name="Riedel" /> Gemeinhin werden diese sehr stabilen Cluster mit gefüllten Atomschalen auch [[Alan Mackay|Mackaysche]] Ikosaeder genannt. Die [[Platonischer Körper|Platonischen Körper]] der obigen Abbildung treten bei den Mikroclustern auf, der [[Hexaeder]] auch bei größeren Clustern.<ref>{{Literatur |Autor=Helmut Haberland, Karl Kleinermanns, Frank Träger |Titel=Bergmann-Schaefer – Experimentalphysik Band 5 – Gase, Nanosysteme, Flüssigkeiten - Kapitel 9 Cluster |Band=5 |Verlag=Walter de Gruyter |Datum=2006 |ISBN=978-3-11-017484-7 |Seiten=817 ff.}}</ref> | ||
Die magischen Clusterzahlen lassen sich nach folgender Formel berechnen: | Die magischen Clusterzahlen lassen sich nach folgender Formel berechnen: | ||
Zeile 53: | Zeile 57: | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
=== Einführende Literatur === | === Einführende Literatur === | ||
* {{Literatur | Autor= H. Haberland | Titel=Lehrbuch der Experimentalphysik: Lehrbuch der Experimentalphysik 5. Gase, Nanosysteme, Flüssigkeiten: Gase, Nanosysteme, | * {{Literatur |Autor=H. Haberland |Hrsg=Ludwig Bergmann, Clemens Schaefer, Karl Kleinermanns |Titel=Lehrbuch der Experimentalphysik: Lehrbuch der Experimentalphysik 5. Gase, Nanosysteme, Flüssigkeiten: Gase, Nanosysteme, Flüssigkeiten |TitelErg=Kapitel Cluster |Auflage=2. |Verlag=Gruyter |Datum=2005 |ISBN=3-11-017484-7}} | ||
* {{Literatur | Autor=Viktor Gutmann, Edwin Hengge | Titel=Anorganische Chemie. Eine Einführung | Verlag=Wiley-VCH | | * {{Literatur |Autor=Viktor Gutmann, Edwin Hengge |Titel=Anorganische Chemie. Eine Einführung |Auflage=5. |Verlag=Wiley-VCH |Datum=1990 |ISBN=3-527-28159-2 |Kapitel=Kapitel ''Cluster''}} | ||
=== Wichtige Veröffentlichungen === | === Wichtige Veröffentlichungen === | ||
* {{Literatur | Autor=[[Alan Mackay|A. L. Mackay]] | Titel=A dense non-crystallographic packing of equal spheres | Sammelwerk=Acta Crystallographica | Band=15 | Nummer=9 | | * {{Literatur |Autor=[[Alan Mackay|A. L. Mackay]] |Titel=A dense non-crystallographic packing of equal spheres |Sammelwerk=Acta Crystallographica |Band=15 |Nummer=9 |Datum=1962 |Seiten=916–918 |Kommentar=''Mackaysche Ikosaeder'' |DOI=10.1107/S0365110X6200239X}} | ||
* {{Literatur | Autor=Jortner, Joshua | Titel=Level structure and dynamics of clusters | Sammelwerk=Berichte der Bunsengesellschaft für physikalische Chemie | Band=88 | | * {{Literatur |Autor=Jortner, Joshua |Titel=Level structure and dynamics of clusters |Sammelwerk=Berichte der Bunsengesellschaft für physikalische Chemie |Band=88 |Datum=1984 |Seiten=188–201}} | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references/> | <references /> | ||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4010318-3}} | {{Normdaten|TYP=s|GND=4010318-3}} | ||
[[Kategorie:Molekülphysik]] | [[Kategorie:Molekülphysik]] |
Unter einem Cluster versteht man eine Ansammlung von Atomen oder Molekülen, deren Atomanzahl $ n $ zwischen 3 und 10 Millionen liegt.
Aufgrund ihrer geringen Größe haben Cluster Eigenschaften, die von denen eines makroskopischen Festkörpers abweichen. Konzepte aus der Atom- und Molekülphysik versagen oft, wenn es um die Erklärung von Eigenschaften solch kleiner Partikel geht. Die Eigenschaften der Cluster stellen also ein Bindeglied zwischen Atom- und Molekülphysik auf der einen, und der Festkörperphysik auf der anderen Seite dar. Gegenstand der Forschung in diesem Gebiet ist, wie sich aus den Eigenschaften eines Atoms oder Moleküls die makroskopischen Eigenschaften eines Festkörpers entwickeln. Für viele Eigenschaften des Clusters ist das Verhältnis von Oberflächen- zu Volumenatomen entscheidend.
Man unterscheidet des Weiteren einen freien Cluster von einem deponierten Cluster. Letzterer befindet sich auf einer Oberfläche, während der freie Cluster sich frei im Raum bewegt.
Generell werden die Cluster nach Anzahl der Atome (n) eingeteilt:
Einige, aber noch nicht alle Festkörpereigenschaften haben sich entwickelt. Ab ungefähr 50.000 Atome haben sich die Eigenschaften nun so stark entwickelt, dass man ab dann von einem Festkörper spricht.[1]
Von herausragender Bedeutung für die Struktur von freien Clustern ist die Regel von Friedel:
Aus dieser Regel ergeben sich meist Strukturen nach dem Muster der Platonischen Körper:
Besonders wichtig ist hier die Struktur des Ikosaeders (Struktur ganz rechts), welche für Cluster mit einer Atomzahl von n > 12 besonders häufig vorkommt. In jeder Ecke des Körpers und im Innern der Ikosaederstruktur ist ein Atom platziert. Aufgrund der 12 Ecken gibt es also für einen 13-atomigen Cluster 12 Oberflächenatome und 1 Volumenatom. Für größere Atomzahlen wird eine neue Schale mit Atomen nach ikosaedrischer Form aufgefüllt, wobei wegen der größeren Bindungslänge in der k-ten Schale 10k²+2 Atome in der Schale Platz finden.[2] Somit gibt es also für die erste Schale 12 Atome, für die zweite Schale gibt es Platz für genau 42 weitere Atome, für die dritte Schale 92 Atome usw. Bei allen diesen Schalen befinden sich wie bei der k = 1 Schale 12 Atome auf den Ecken eines Ikosaeders und zusätzlich 10k²−10 Atome auf den Flächen. Diese konzentrischen Ikosaeder muss man sich dann wie Matroschkas vorstellen, auf deren Oberfläche sich die Atome befinden. Wie in der Atomphysik mit den stabilen Edelgasatomen gibt es auch sehr stabile Cluster aufgrund der Schalenabschlüsse. Eine abgeschlossene Clusterschalenstruktur ergibt sich nur für wenige Clustergrößen: n = 13, n = 55, n = 147, n = 309, n = 561, n = 923 und n = 1415; sie werden als „Magische Zahlen“ bezeichnet.[2] Gemeinhin werden diese sehr stabilen Cluster mit gefüllten Atomschalen auch Mackaysche Ikosaeder genannt. Die Platonischen Körper der obigen Abbildung treten bei den Mikroclustern auf, der Hexaeder auch bei größeren Clustern.[3]
Die magischen Clusterzahlen lassen sich nach folgender Formel berechnen: