Referenzmaterial: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein '''Referenzmaterial''' ist ein Stoff oder Objekt mit einer oder mehreren definierten (bekannten) Eigenschaften, für den Einsatz als Maß oder Vergleichsgröße bei [[Messverfahren]]. Referenzmaterialien können [[Feststoff]]e, [[Flüssigkeit]]en oder [[Gas]]e aller Art sein.
Ein '''Referenzmaterial''' ist ein Stoff oder Objekt mit einer oder mehreren definierten (bekannten) Eigenschaften, für den Einsatz als Maß oder Vergleichsgröße bei [[Messverfahren]]. Referenzmaterialien können [[Feststoff]]e, [[Flüssigkeit]]en oder [[Gas]]e aller Art sein.


Referenzmaterialien sind unverzichtbar bei chemischen Analysen und Werkstoffprüfungen, sowie zur [[Qualitätskontrolle]].
Referenzmaterialien sind unverzichtbar bei chemischen Analysen und Werkstoffprüfungen, sowie zur [[Qualitätskontrolle]]. In der Pharmazie ist auch die Bezeichnung '''Referenzstandard''' gebräuchlich.


Viele Werkstoffprüfungen und die meisten chemischen Analysen sind Vergleichsmessungen, keine Absolutmessungen. Dabei liefert das Messgerät lediglich ein relatives Signal, das auf einen bekannten Wert bezogen werden muss ([[Kalibrierung]], [[Eichung]]). Für diesen Bezug sind Referenzmaterialien notwendig.
Viele Werkstoffprüfungen und die meisten chemischen Analysen sind Vergleichsmessungen, keine Absolutmessungen. Dabei liefert das Messgerät lediglich ein relatives Signal, das auf einen bekannten Wert bezogen werden muss ([[Kalibrierung]]). Für diesen Bezug sind Referenzmaterialien notwendig.


== Charakterisierung ==
== Charakterisierung ==
Die Güte von Referenzmaterialien ist wichtig für die [[Genauigkeit]] und die [[Vergleichspräzision|Vergleichbarkeit]] von Analysenergebnissen. Für eine genaue Analyse sollten die relevanten Eigenschaften der Materialien nur gering schwanken. Bei Referenzmaterialien für chemische Analysen sind die Zusammensetzung und die [[Homogenität]] sehr wichtig, sowie die [[Rückführbarkeit]] dieser Größen. Definierte Referenzmaterialien werden daher von Behörden oder international anerkannten Instituten hergestellt und heißen „zertifizierte Referenzmaterialien“. Die Herstellung und Charakterisierung wird durch zahlreiche Richtlinien geregelt und unterliegt strengen Prüfungen.<ref name=Feltkamp>Herbert Feltkamp, Peter Fuchs, Heinz Sucker (Herausgeber): ''Pharmazeutische Qualitätskontrolle'', Georg Thieme Verlag, 1983, S.&nbsp;58–61, ISBN 3-13-611501-5.</ref> Für jedes der zertifizierten Materialien wird vom Hersteller ein Zertifikat mitgeliefert, mit Angaben zu den beschriebenen Eigenschaften, deren Schwankung und Prüfung.
Die Güte von Referenzmaterialien ist wichtig für die [[Genauigkeit]] und die [[Vergleichspräzision|Vergleichbarkeit]] von Analysenergebnissen. Für eine genaue Analyse sollten die relevanten Eigenschaften der Materialien nur gering schwanken. Bei Referenzmaterialien für chemische Analysen sind die Zusammensetzung und die [[Homogenität]] sehr wichtig, sowie die [[Rückführbarkeit]] dieser Größen. Definierte Referenzmaterialien werden daher von Behörden oder international anerkannten Instituten hergestellt und heißen „zertifizierte Referenzmaterialien“. Die Herstellung und Charakterisierung wird durch zahlreiche Richtlinien geregelt und unterliegt strengen Prüfungen.<ref name="Feltkamp">Herbert Feltkamp, Peter Fuchs, Heinz Sucker (Herausgeber): ''Pharmazeutische Qualitätskontrolle'', Georg Thieme Verlag, 1983, S.&nbsp;58–61, ISBN 3-13-611501-5.</ref> Für jedes der zertifizierten Materialien wird vom Hersteller ein Zertifikat mitgeliefert, mit Angaben zu den beschriebenen Eigenschaften, deren Schwankung und Prüfung.


== Hersteller ==
== Hersteller ==
=== Werkstoffprüfung ===
In Deutschland ist die Entwicklung zertifizierter Referenzmaterialien eine Aufgabe der [[Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung]] (BAM) in Berlin. Auf europäischer Ebene gibt es dafür das [[Institut für Referenzmaterialien und Messungen]] (IRMM) in Geel (Belgien).
In Deutschland ist die Entwicklung zertifizierter Referenzmaterialien eine Aufgabe der [[Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung]] (BAM) in Berlin. Auf europäischer Ebene gibt es dafür das [[Institut für Referenzmaterialien und Messungen]] (IRMM) in Geel (Belgien).


In den USA werden Referenzmaterialien vom [[National Institute of Standards and Technology]] (NIST) entwickelt und angeboten.
In den USA werden Referenzmaterialien (SRM = Standard Reference Material)<ref>NIST–SRM Zugang[https://www.nist.gov/srm/about-nist-srms]</ref> unter anderem vom [[National Institute of Standards and Technology]] (NIST) entwickelt und angeboten.
 
=== Pharmazeutische Analytik ===
Das [[Europäisches Arzneibuch|Europäische Arzneibuch]] teilt die Referenzstandards ein in:<ref name="EuropäischesArzneibuch">''Europäisches Arzneibuch'', Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart, 8. Ausgabe, 7. Ergänzung, 2016. Amtliche deutsche Ausgabe, ISBN 978-3769263299, S. 8149.</ref>
 
* chemische Referenzsubstanzen (CRS),
* Pflanzliche Referenzstandards (HRS)
* biologische Referenzzubereitungen (BRS) und
* Referenzspektren (z. B. [[Infrarotspektrum]]).
 
Solche Referenzstandards werden zur Identifikation von Proben in der Pharmazie benutzt, und sind teilweise verpflichtend vorgeschrieben. Die Referenzstandards sind bei [[Europäisches Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln|Europäischen Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln]] (EDQM) des [[Europarat]]es in [[Straßburg]] erhältlich.


== Literatur ==
== Literatur ==
* ISO Guide 31, Contents of certificates of reference materials, 2000
* ISO Guide 31, Contents of certificates of reference materials, 2000
* ISO Guide 32, Calibration in analytical chemistry and use of certified reference materials, 1997  
* ISO Guide 32, Calibration in analytical chemistry and use of certified reference materials, 1997
* ISO Guide 33, Use of certified reference materials, 2000
* ISO Guide 33, Use of certified reference materials, 2000
* ISO Guide 34, General Requirements for the Competence of Reference Material Producer. Second edition, 2009
* ISO Guide 34, General Requirements for the Competence of Reference Material Producer. Second edition, 2009
* ISO Guide 35, Reference materials - General and statistical principles for certification. Second edition, 2006
* ISO Guide 35, Reference materials General and statistical principles for certification. Second edition, 2006
* Guidelines for the production and certification of BAM reference materials, 1997
* Guidelines for the production and certification of BAM reference materials, 1997
* ASTM Designation E 826-90, Standard Practice for Testing Homogeneity of Materials for the Development of Reference Materials
* ASTM Designation E 826-90, Standard Practice for Testing Homogeneity of Materials for the Development of Reference Materials


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.comar.bam.de/ Internationale Datenbank für zertifizierte Referenzmaterialien (Auf Englisch)]  
* [http://www.comar.bam.de/ Internationale Datenbank für zertifizierte Referenzmaterialien (Auf Englisch)]
* [http://www.bam.de/de/fachthemen/referenzmaterialien/index.htm Hauptseite für Referenzmaterialien] bei der [[Bundesanstalt_für_Materialforschung_und_-prüfung|BAM]]
* [https://rrr.bam.de/RRR/Navigation/DE/Home/home.html Hauptseite für Referenzmaterialien] bei der [[Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung|BAM]]
* [http://www.irmm.jrc.be/html/homepage.htm Webseite des IRMM (Auf Englisch)]
* [https://www.edqm.eu/ Website für Europäische Referenzmaterialien (Auf Englisch oder Französisch verfügbar)]
* [http://www.erm-crm.org Website für Europäische Referenzmaterialien (Auf Englisch)]
* [http://ts.nist.gov/MeasurementServices/ReferenceMaterials/232.cfm Website NIST (Auf Englisch)]
* [http://ts.nist.gov/MeasurementServices/ReferenceMaterials/232.cfm Website NIST (Auf Englisch)]


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[[Kategorie:Analytische Chemie]]
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Aktuelle Version vom 7. Oktober 2020, 12:05 Uhr

Ein Referenzmaterial ist ein Stoff oder Objekt mit einer oder mehreren definierten (bekannten) Eigenschaften, für den Einsatz als Maß oder Vergleichsgröße bei Messverfahren. Referenzmaterialien können Feststoffe, Flüssigkeiten oder Gase aller Art sein.

Referenzmaterialien sind unverzichtbar bei chemischen Analysen und Werkstoffprüfungen, sowie zur Qualitätskontrolle. In der Pharmazie ist auch die Bezeichnung Referenzstandard gebräuchlich.

Viele Werkstoffprüfungen und die meisten chemischen Analysen sind Vergleichsmessungen, keine Absolutmessungen. Dabei liefert das Messgerät lediglich ein relatives Signal, das auf einen bekannten Wert bezogen werden muss (Kalibrierung). Für diesen Bezug sind Referenzmaterialien notwendig.

Charakterisierung

Die Güte von Referenzmaterialien ist wichtig für die Genauigkeit und die Vergleichbarkeit von Analysenergebnissen. Für eine genaue Analyse sollten die relevanten Eigenschaften der Materialien nur gering schwanken. Bei Referenzmaterialien für chemische Analysen sind die Zusammensetzung und die Homogenität sehr wichtig, sowie die Rückführbarkeit dieser Größen. Definierte Referenzmaterialien werden daher von Behörden oder international anerkannten Instituten hergestellt und heißen „zertifizierte Referenzmaterialien“. Die Herstellung und Charakterisierung wird durch zahlreiche Richtlinien geregelt und unterliegt strengen Prüfungen.[1] Für jedes der zertifizierten Materialien wird vom Hersteller ein Zertifikat mitgeliefert, mit Angaben zu den beschriebenen Eigenschaften, deren Schwankung und Prüfung.

Hersteller

Werkstoffprüfung

In Deutschland ist die Entwicklung zertifizierter Referenzmaterialien eine Aufgabe der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin. Auf europäischer Ebene gibt es dafür das Institut für Referenzmaterialien und Messungen (IRMM) in Geel (Belgien).

In den USA werden Referenzmaterialien (SRM = Standard Reference Material)[2] unter anderem vom National Institute of Standards and Technology (NIST) entwickelt und angeboten.

Pharmazeutische Analytik

Das Europäische Arzneibuch teilt die Referenzstandards ein in:[3]

  • chemische Referenzsubstanzen (CRS),
  • Pflanzliche Referenzstandards (HRS)
  • biologische Referenzzubereitungen (BRS) und
  • Referenzspektren (z. B. Infrarotspektrum).

Solche Referenzstandards werden zur Identifikation von Proben in der Pharmazie benutzt, und sind teilweise verpflichtend vorgeschrieben. Die Referenzstandards sind bei Europäischen Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM) des Europarates in Straßburg erhältlich.

Literatur

  • ISO Guide 31, Contents of certificates of reference materials, 2000
  • ISO Guide 32, Calibration in analytical chemistry and use of certified reference materials, 1997
  • ISO Guide 33, Use of certified reference materials, 2000
  • ISO Guide 34, General Requirements for the Competence of Reference Material Producer. Second edition, 2009
  • ISO Guide 35, Reference materials – General and statistical principles for certification. Second edition, 2006
  • Guidelines for the production and certification of BAM reference materials, 1997
  • ASTM Designation E 826-90, Standard Practice for Testing Homogeneity of Materials for the Development of Reference Materials

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herbert Feltkamp, Peter Fuchs, Heinz Sucker (Herausgeber): Pharmazeutische Qualitätskontrolle, Georg Thieme Verlag, 1983, S. 58–61, ISBN 3-13-611501-5.
  2. NIST–SRM Zugang[1]
  3. Europäisches Arzneibuch, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart, 8. Ausgabe, 7. Ergänzung, 2016. Amtliche deutsche Ausgabe, ISBN 978-3769263299, S. 8149.