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[[Datei:ArnoldSommerfeld1889.gif|mini|links|als Student in Königsberg 1889 (im [[Couleur]] der [[Burschenschaft Germania Königsberg]])]] | [[Datei:ArnoldSommerfeld1889.gif|mini|links|als Student in Königsberg 1889 (im [[Couleur]] der [[Burschenschaft Germania Königsberg]])]] | ||
Sommerfeld, Sohn eines naturwissenschaftlich interessierten praktischen Arztes, begann nach dem Abitur am [[Altstädtisches Gymnasium (Königsberg)|Altstädtischen Gymnasium]] 1886 ein Studium der [[Mathematik]] an der [[Albertus-Universität Königsberg|Albertina]] in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]], einer der ersten Hochschulen, an der die theoretische Physik als eigenständiges Fach eingerichtet worden war mit einem berühmten Seminar geleitet von [[Franz Ernst Neumann]] und [[Carl Gustav Jacobi]]. Zu seinen akademischen Lehrern zählten so bedeutende Gelehrte wie [[David Hilbert]], [[Ferdinand von Lindemann]] und [[Adolf Hurwitz]]. Während seines Studiums bestritt er als Mitglied der [[Burschenschaft Germania Königsberg]] (Eintritt: 1887<ref>Ernst Elsheimer (Hrsg.): ''Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28.'' Frankfurt am Main 1928, S. 495.</ref>) zahlreiche [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensuren]]. Von einem dieser Fechtkämpfe trug er einen markanten [[Schmiss]] auf der Stirn davon. Er promovierte in Königsberg 1891 über ''Die willkürlichen Functionen in der mathematischen Physik''. In seiner Frühzeit wurde Sommerfeld entscheidend von [[Emil Wiechert]] beeinflusst. Auch später bestand zwischen Sommerfeld und Wiechert eine gute Freundschaft. Der frühe Briefwechsel zwischen Sommerfeld und Wiechert wurde von Wilfried Schröder (Arch. Hist. ex. Sci, 1984) herausgegeben. | Sommerfeld, Sohn eines naturwissenschaftlich interessierten praktischen Arztes, begann nach dem Abitur am [[Altstädtisches Gymnasium (Königsberg)|Altstädtischen Gymnasium]] 1886 ein Studium der [[Mathematik]] an der [[Albertus-Universität Königsberg|Albertina]] in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]], einer der ersten Hochschulen, an der die theoretische Physik als eigenständiges Fach eingerichtet worden war, mit einem berühmten Seminar, geleitet von [[Franz Ernst Neumann]] und [[Carl Gustav Jacobi]]. Zu seinen akademischen Lehrern zählten so bedeutende Gelehrte wie [[David Hilbert]], [[Ferdinand von Lindemann]] und [[Adolf Hurwitz]]. Während seines Studiums bestritt er als Mitglied der [[Burschenschaft Germania Königsberg]] (Eintritt: 1887<ref>Ernst Elsheimer (Hrsg.): ''Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28.'' Frankfurt am Main 1928, S. 495.</ref>) zahlreiche [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensuren]]. Von einem dieser Fechtkämpfe trug er einen markanten [[Schmiss]] auf der Stirn davon. Er promovierte in Königsberg 1891 bei Lindemann über ''Die willkürlichen Functionen in der mathematischen Physik''.<ref>{{MathGenealogyProject|id=31357}}</ref> In seiner Frühzeit wurde Sommerfeld entscheidend von [[Emil Wiechert]] beeinflusst. Auch später bestand zwischen Sommerfeld und Wiechert eine gute Freundschaft. Der frühe Briefwechsel zwischen Sommerfeld und Wiechert wurde von Wilfried Schröder (Arch. Hist. ex. Sci, 1984) herausgegeben. | ||
1893 ging Sommerfeld nach dem Militärdienst an die [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]], dem damaligen Zentrum der mathematischen Wissenschaft in Deutschland. Er wurde dort zunächst Assistent am [[Mineralogie|mineralogischen]] Institut, sein Hauptinteresse blieben aber weiterhin die Mathematik und die mathematische Physik. 1894 wurde er Assistent des Mathematikers [[Felix Klein]], der sein wissenschaftliches Vorbild wurde. Er verfasste unter ihm 1895 seine Habilitationsschrift ''Mathematische Theorie der [[Beugung (Physik)|Diffraction]]'' und wurde danach zunächst [[Privatdozent]] für Mathematik. Mit Klein verfasste er auch ein Buch über die [[Kreiseltheorie| Theorie des Kreisels]] und wurde von diesem beauftragt, verschiedene Abschnitte über Physik in der ''Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften'' zu verfassen. | 1893 ging Sommerfeld nach dem Militärdienst an die [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]], dem damaligen Zentrum der mathematischen Wissenschaft in Deutschland. Er wurde dort zunächst Assistent am [[Mineralogie|mineralogischen]] Institut, sein Hauptinteresse blieben aber weiterhin die Mathematik und die mathematische Physik. 1894 wurde er Assistent des Mathematikers [[Felix Klein]], der sein wissenschaftliches Vorbild wurde. Er verfasste unter ihm 1895 seine Habilitationsschrift ''Mathematische Theorie der [[Beugung (Physik)|Diffraction]]'' und wurde danach zunächst [[Privatdozent]] für Mathematik. Mit Klein verfasste er auch ein Buch über die [[Kreiseltheorie| Theorie des Kreisels]] und wurde von diesem beauftragt, verschiedene Abschnitte über Physik in der ''Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften'' zu verfassen. | ||
[[Datei:Sommerfeld,Arnold 1935 Stuttgart.jpg|mini|Arnold Sommerfeld, Stuttgart 1935]] | [[Datei:Sommerfeld,Arnold 1935 Stuttgart.jpg|mini|Arnold Sommerfeld, Stuttgart 1935]] | ||
Sommerfeld heiratete 1897 Johanna Höpfner (1874–1955), die Tochter des Literaturhistorikers und Kurators [[Ernst Höpfner]] (1836–1915). Er erhielt einen Ruf auf eine ordentliche Professur der Mathematik an die [[Technische Universität Clausthal|Bergakademie Clausthal]], 1900 folgte der [[Institut für Allgemeine Mechanik Aachen|Lehrstuhl für Technische Mechanik]] an der [[RWTH Aachen]]. 1906 erhielt er dann eine Professur für theoretische Physik an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]], wo er ein bedeutendes Zentrum für theoretische Physik aufbaute. Hier verbrachte er, obwohl er Angebote auf andere renommierte Lehrstühle erhielt, den Rest seiner Laufbahn, unterbrochen durch eine Gastprofessur in den USA ([[University of Wisconsin]], 1922/23) und durch Reisen als akademischer Lehrer, die ihn nach Asien (Indien, China, Japan) und in die USA führte (1928/29). 1935 wurde er emeritiert, unterrichtete aber noch bis 1940. Ursache dieses langen Übergangs war die Nachfolgefrage: Sommerfeld favorisierte [[Werner Heisenberg]] als seinen Nachfolger, stieß aber auf Widerstand von Vertretern der [[Deutsche Physik|„Deutschen Physik“]], die letztlich ihren – nach Sommerfelds Ansicht schlechtesten<ref>Zitat: | Sommerfeld heiratete 1897 Johanna Höpfner (1874–1955), die Tochter des Literaturhistorikers und Kurators [[Ernst Höpfner]] (1836–1915). Er erhielt einen Ruf auf eine ordentliche Professur der Mathematik an die [[Technische Universität Clausthal|Bergakademie Clausthal]], 1900 folgte der [[Institut für Allgemeine Mechanik Aachen|Lehrstuhl für Technische Mechanik]] an der [[RWTH Aachen]]. 1906 erhielt er dann eine Professur für theoretische Physik an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]], wo er ein bedeutendes Zentrum für theoretische Physik aufbaute. Hier verbrachte er, obwohl er Angebote auf andere renommierte Lehrstühle erhielt, den Rest seiner Laufbahn, unterbrochen durch eine Gastprofessur in den USA ([[University of Wisconsin]], 1922/23) und durch Reisen als akademischer Lehrer, die ihn nach Asien (Indien, China, Japan) und in die USA führte (1928/29). 1935 wurde er emeritiert, unterrichtete aber noch bis 1940. Ursache dieses langen Übergangs war die Nachfolgefrage: Sommerfeld favorisierte [[Werner Heisenberg]] als seinen Nachfolger, stieß aber auf Widerstand von Vertretern der [[Deutsche Physik|„Deutschen Physik“]], die letztlich ihren – nach Sommerfelds Ansicht schlechtesten<ref>Zitat: „Mit 70 Jahren trat ich von meinem Lehramt zurück und erhielt den denkbar schlechtesten Nachfolger.“ In: Arnold Sommerfeld: ''Gesammelte Schriften.'' Band 4, Vieweg Verlag, 1968, S. 679: „Autobiographische Skizze“.</ref> aller zur Auswahl stehenden – Kandidaten durchsetzten: [[Wilhelm Müller (Physiker)|Wilhelm Müller]]. Nach dem Ende der [[Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistischen Diktatur]] bemühte sich Sommerfeld nach 1945 erneut um einen Nachfolger, der die Tradition seiner Schule würde fortsetzen können, und schlug unter anderem Werner Heisenberg, [[Karl Bechert]], [[Hans Bethe]] und [[Carl Friedrich von Weizsäcker]] vor, die aber ablehnten. | ||
Sommerfeld starb 1951 an den Folgen eines [[Verkehrsunfall]]s. Seine Grabstätte liegt auf dem [[Nordfriedhof (München)|Nordfriedhof]] in München.<ref>[http://knerger.de/html/sommerfewissenschaftler_75.html ''Das Grab von Arnold Sommerfeld.''] In: | Sommerfeld starb 1951 an den Folgen eines [[Verkehrsunfall]]s. Seine Grabstätte liegt auf dem [[Nordfriedhof (München)|Nordfriedhof]] in München.<ref>[http://knerger.de/html/sommerfewissenschaftler_75.html ''Das Grab von Arnold Sommerfeld.''] In: knerger.de</ref> | ||
== Leistungen == | == Leistungen == | ||
[[Datei:Sommerfeld-Muenchen.jpg|mini|links|hochkant|Sommerfeld-Büste, München, [[Ludwig-Maximilians-Universität|LMU]], Theresienstr. 37]] | [[Datei:Sommerfeld-Muenchen.jpg|mini|links|hochkant|Sommerfeld-Büste, München, [[Ludwig-Maximilians-Universität|LMU]], Theresienstr. 37]] | ||
Sommerfeld zählt neben [[Max Planck]], [[Albert Einstein]] und [[Niels Bohr]] zu den Forschern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die moderne [[theoretische Physik]] mit ihren Grundpfeilern [[Quantenphysik]] und Relativitätstheorie schufen und zum Fundament der Physik machten. Er war sowohl als Forscher wie auch als akademischer Lehrer bedeutend. Sein Beitrag zur Wissenschaft bestand weniger in der Formulierung neuer, umwälzender physikalischer Theorien als vielmehr in der Anwendung fortschrittlicher mathematischer Methoden auf physikalische und technische Probleme. Ein wichtiger Beitrag zur frühen Quantenphysik war die Erweiterung des [[Bohrsches Atommodell|bohrschen Atommodells]], so dass mit diesem auch die [[Feinstruktur (Physik)|Feinstruktur]] der [[Spektrallinie]]n des [[Wasserstoff]]s erklärt werden konnte ([[bohr-sommerfeldsches Atommodell]]). Er führte die [[Feinstrukturkonstante]] α ein. Weiterhin entwickelte er eine Theorie der [[Röntgenstrahlung]], verbesserte die [[Drude-Theorie]] der Metall[[elektron]]en durch Anwendung der [[Quantenmechanik]] ([[Drude-Sommerfeld-Theorie]]) und arbeitete zusammen mit [[Felix Klein]] eine umfassende Theorie des [[Kreisel]]s aus. Sommerfeld war auch einer der ersten Physiker, die Albert Einsteins [[Spezielle Relativitätstheorie]] akzeptierten, anwendeten und damit durchzusetzen halfen. Weiterhin befasste Sommerfeld sich mit [[Hydrodynamisches Gleitlager|hydrodynamischen Gleitlagern]] und entwickelte die nach ihm benannte Sommerfeld-Zahl als Maß für die Belastung eines Lagers. | Sommerfeld zählt neben [[Max Planck]], [[Albert Einstein]] und [[Niels Bohr]] zu den Forschern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die moderne [[theoretische Physik]] mit ihren Grundpfeilern [[Quantenphysik]] und Relativitätstheorie schufen und zum Fundament der Physik machten. Er war sowohl als Forscher wie auch als akademischer Lehrer bedeutend. Sein Beitrag zur Wissenschaft bestand weniger in der Formulierung neuer, umwälzender physikalischer Theorien als vielmehr in der Anwendung fortschrittlicher mathematischer Methoden auf physikalische und technische Probleme. Ein wichtiger Beitrag zur frühen Quantenphysik war die Erweiterung des [[Bohrsches Atommodell|bohrschen Atommodells]], so dass mit diesem auch die [[Feinstruktur (Physik)|Feinstruktur]] der [[Spektrallinie]]n des [[Wasserstoff]]s erklärt werden konnte ([[bohr-sommerfeldsches Atommodell]]). Er führte die [[Feinstrukturkonstante]] α ein. Weiterhin entwickelte er eine Theorie der [[Röntgenstrahlung]], verbesserte die [[Drude-Theorie]] der Metall[[elektron]]en durch Anwendung der [[Quantenmechanik]] ([[Drude-Sommerfeld-Theorie]]) und arbeitete zusammen mit [[Felix Klein]] eine umfassende Theorie des [[Kreisel]]s aus. Sommerfeld war auch einer der ersten Physiker, die Albert Einsteins [[Spezielle Relativitätstheorie]] akzeptierten, anwendeten und damit durchzusetzen halfen. Weiterhin befasste Sommerfeld sich mit [[Hydrodynamisches Gleitlager|hydrodynamischen Gleitlagern]] und entwickelte die nach ihm benannte Sommerfeld-Zahl als Maß für die Belastung eines Lagers und er befasste sich mit Stabilitätsproblemen der Hydrodynamik ([[Orr-Sommerfeld-Gleichung]]en). | ||
[[Datei:1911 Solvay conference.jpg|mini|hochkant=1.5|Teilnehmer der ersten [[Solvay-Konferenz]] (1911)]] | [[Datei:1911 Solvay conference.jpg|mini|hochkant=1.5|Teilnehmer der ersten [[Solvay-Konferenz]] (1911)]] | ||
Sommerfeld wurde insgesamt 81 Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen (vorschlagsberechtigt sind nur | Sommerfeld wurde insgesamt 81 Mal für den [[Nobelpreis für Physik|Nobelpreis]] vorgeschlagen (vorschlagsberechtigt sind nur wenige ausgewählte Personen, wie z. B. frühere Nobelpreisträger) – häufiger als jeder andere Physiker vor oder nach ihm – hat ihn aber nie erhalten.<ref>[http://www.iop.org/resources/day/dec/index.html IOP – Institute of Physics – December]</ref> Auch als Hochschullehrer zählten mehr künftige Nobelpreisträger zu seinen [[Hochschulassistent|Assistenten]], [[Doktorand]]en oder Hörern, als bei jedem bisherigen Physik-Nobelpreisträger. | ||
Die so genannte ''Sommerfeldschule der Theoretischen Physik'' hat die Entwicklung ihrer Wissenschaft (insbesondere der Quantentheorie und deren Verbreitung) stark beeinflusst, sowohl wegen der Qualität ihrer Arbeiten wie auch durch viele Lehrstühle, die in Deutschland und den USA durch ihre Vertreter in der Folgezeit besetzt wurden. Mit [[Werner Heisenberg]] und [[Wolfgang Pauli]] haben zwei der bei der Formulierung der Quantenmechanik maßgeblichen Forscher bei Sommerfeld promoviert. Weitere Doktoranden von Sommerfeld waren u. a. [[Peter Debye]], [[Hans Bethe]], [[Paul Sophus Epstein]], [[Walter Heitler]], [[Walter Franz (Physiker)|Walter Franz]], [[Ludwig Hopf (Mathematiker)|Ludwig Hopf]], [[Herbert Fröhlich]], [[Paul Peter Ewald]], [[Adolf Kratzer]], [[Karl Bechert]], [[Alfred Landé]], [[Wilhelm Lenz (Physiker)|Wilhelm Lenz]], [[Otto Laporte]], [[Josef Meixner]], [[Albrecht Unsöld]], [[Gregor Wentzel]], [[Ernst Guillemin]], [[Rudolf Seeliger]], [[Helmut Hönl]], [[Fritz Bopp]] und [[Heinrich Welker]].<ref>{{MathGenealogyProject|id=31357}}</ref> Ausländische Post-Doktoranden wie [[Isidor Isaac Rabi]] und [[Linus Pauling]] waren an seinem Institut. | Die so genannte ''Sommerfeldschule der Theoretischen Physik'' hat die Entwicklung ihrer Wissenschaft (insbesondere der Quantentheorie und deren Verbreitung) stark beeinflusst, sowohl wegen der Qualität ihrer Arbeiten wie auch durch viele Lehrstühle, die in Deutschland und den USA durch ihre Vertreter in der Folgezeit besetzt wurden. Mit [[Werner Heisenberg]] und [[Wolfgang Pauli]] haben zwei der bei der Formulierung der Quantenmechanik maßgeblichen Forscher bei Sommerfeld promoviert. Weitere Doktoranden von Sommerfeld waren u. a. [[Peter Debye]], [[Hans Bethe]], [[Paul Sophus Epstein]], [[Walter Heitler]], [[Walter Franz (Physiker)|Walter Franz]], [[Ludwig Hopf (Mathematiker)|Ludwig Hopf]], [[Herbert Fröhlich]], [[Paul Peter Ewald]], [[Adolf Kratzer]], [[Karl Bechert]], [[Alfred Landé]], [[Wilhelm Lenz (Physiker)|Wilhelm Lenz]], [[Otto Laporte]], [[Josef Meixner]], [[Albrecht Unsöld]], [[Gregor Wentzel]], [[Ernst Guillemin]], [[Rudolf Seeliger]], [[Helmut Hönl]], [[Fritz Bopp]] und [[Heinrich Welker]].<ref>{{MathGenealogyProject|id=31357}}</ref> Ausländische Post-Doktoranden wie [[Isidor Isaac Rabi]] und [[Linus Pauling]] waren an seinem Institut. | ||
Nicht jeder kam mit Sommerfelds Persönlichkeit zurecht. Heisenberg meinte (durchaus respektvoll) über ihn: | Nicht jeder kam mit Sommerfelds Persönlichkeit zurecht. Heisenberg meinte (durchaus respektvoll) über ihn: | ||
{{Zitat|Text= | {{Zitat|Text=Er war ein Geheimrat im alten Stil mit sehr entschiedenen Ansichten über Moral, Politik, Benehmen und so weiter. Pauli pflegte von ihm zu sagen: ‚Er sieht aus wie ein alter Husarenoberst‘. Er hatte den Schnurrbart, die Persönlichkeit und entschiedene Ansichten.|Autor=Werner Heisenberg|Quelle=Interview vom 9. März 1963|ref=<ref>{{internetquelle|url=https://www.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/oral-histories/4661-3|titel=Interview with Dr. Werner Heisenberg at the Max Planck Institute, Munich, Germany|autor=[[Thomas S. Kuhn]]|hrsg=Niels Bohr Library & Archives, American Institute of Physics, College Park, MD USA|sprache=en|datum=11. Februar 1963|zugriff=2013-03-09}}</ref>}} | ||
Bekannt und mit Schmunzeln weitererzählt wurde eine Anekdote, die von [[Edward Teller]] kolportiert wurde:<ref>[http://www.webofstories.com/play/13374?o=MS 19. A lack of enthusiasm for Sommerfeld], Teller in einem Video auf 'Web of Stories'</ref> Der junge Amerikaner (und spätere Nobelpreisträger) [[John Hasbrouck Van Vleck]] studierte am Münchner Physikalischen Institut. Eines Tages saß Van Vleck in der Bibliothek und Sommerfeld betrat den Raum, worauf sich Van Vleck vom Platz erhob und höflich | Bekannt und mit Schmunzeln weitererzählt wurde eine Anekdote, die von [[Edward Teller]] kolportiert wurde:<ref>[http://www.webofstories.com/play/13374?o=MS 19. A lack of enthusiasm for Sommerfeld], Teller in einem Video auf ''Web of Stories''</ref> Der junge Amerikaner (und spätere Nobelpreisträger) [[John Hasbrouck Van Vleck]] studierte am Münchner Physikalischen Institut. Eines Tages saß Van Vleck in der Bibliothek und Sommerfeld betrat den Raum, worauf sich Van Vleck vom Platz erhob und höflich „Guten Morgen Herr Sommerfeld!“ sagte, von Sommerfeld aber nur mit einem unwilligen Brummen begrüßt wurde. Am nächsten Morgen wiederholte sich die Szene, Van Vleck sprang auf und sagte: „Guten Morgen Herr Professor!“, woraufhin Sommerfeld etwas lächelte, aber nichts erwiderte. Am dritten Tag begegneten sich die beiden wieder und Van Vleck begrüßte Sommerfeld mit „Guten Morgen Herr Doktor!“. Sommerfeld antwortete ebenfalls mit „Guten Morgen!“. Am vierten Tag schließlich betrat Sommerfeld erneut die Bibliothek und wurde von Van Vleck mit „Guten Morgen Herr [[Geheimrat]]!“ begrüßt. Daraufhin beugte sich Sommerfeld erstaunt zu seinem Studenten und sagte lobend: „Aber Ihr Deutsch wird mit jedem Tag besser!“. | ||
Auch als Verfasser von Fachbüchern nahm Sommerfeld Einfluss auf die Wissenschaft. Sein 1919 erstmals publiziertes Buch ''Atombau und Spektrallinien'' erschien in den folgenden Jahren in ständig erweiterten Auflagen, welche die rasche Entwicklung der Atomphysik in dieser Zeit widerspiegeln. Es war lange Zeit eine der wichtigsten Publikationen, die theoretische Erkenntnisse der jungen Quantenmechanik den Experimentatoren zugänglich machten und auch bei der Ausbildung der Studenten eine herausragende Rolle spielten. | Auch als Verfasser von Fachbüchern nahm Sommerfeld Einfluss auf die Wissenschaft. Sein 1919 erstmals publiziertes Buch ''Atombau und Spektrallinien'' erschien in den folgenden Jahren in ständig erweiterten Auflagen, welche die rasche Entwicklung der Atomphysik in dieser Zeit widerspiegeln. Es war lange Zeit eine der wichtigsten Publikationen, die theoretische Erkenntnisse der jungen Quantenmechanik den Experimentatoren zugänglich machten und auch bei der Ausbildung der Studenten eine herausragende Rolle spielten. | ||
Sommerfeld war seit 1908 Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]], seit 1920 korrespondierendes Mitglied der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]] und seit 1926 [[ | == Ehrungen und Mitgliedschaften == | ||
Sommerfeld war seit 1908 Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]], seit 1920 korrespondierendes Mitglied der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]] und seit 1926 Auswärtiges Mitglied (''Foreign Member'') der [[Royal Society]] London. 1924 wurde er Ehrenmitglied der [[London Mathematical Society]]. 1925 wurde er korrespondierendes und 1929 Ehrenmitglied der damaligen [[Russische Akademie der Wissenschaften|Sowjetischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ras.ru/win/db/show_per.asp?P=.id-50530.ln-ru |titel=Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 |titelerg=Arnold Johannes Wilhelm Sommerfeld |hrsg=Russische Akademie der Wissenschaften |sprache=ru |abruf=2015-09-01}}</ref> Ihm wurde 1917 von der Preußischen Akademie der Wissenschaften die [[Helmholtz-Medaille]] und 1931 von der [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft]] die [[Max-Planck-Medaille]] verliehen. 1949 erhielt er die [[Oersted Medal]] der [[AAPT]]. | |||
1929 wurde Sommerfeld in die [[National Academy of Sciences]], 1948 in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt.<ref>''Members of the American Academy. Listed by election year, 1900–1949'' ([https://www.amacad.org/multimedia/pdfs/publications/bookofmembers/electionIndex1900-1949.pdf PDF]). Abgerufen am 11. Oktober 2015</ref> Von 1926 bis zu seinem Tode 1951 war er Mitglied der [[Zwanglose Gesellschaft München|Zwanglosen Gesellschaft München]].<ref>Gustav Rohmer: ''Die Zwanglose Gesellschaft in München 1837–1937'', als Manuskript gedruckt, C.H.Beck’sche Buchdruckerei, Nördlingen 1937</ref> Der Akademisch-mathematische Verein München im [[Arnstädter Verband|AV]] nahm Sommerfeld als Ehrenmitglied auf.<ref>A.V.Z. (Math. Natw. Blätter). Zeitschrift des Arnstädter Verbandes Mathematischer u. Naturwissenschaftlicher Verbindungen an deutschen Hochschulen im Deutschen Wissenschafter-Verbande, Jg. 24 (1930), Nr. 1, S. 19f.</ref> | |||
1970 wurde der [[Mondkrater]] [[Sommerfeld (Mondkrater)|Sommerfeld]] nach ihm benannt.<ref>{{PlanetaryNames|5645|Sommerfeld}}</ref> Nach ihm benannt wurden das [[Arnold Sommerfeld Center]], Forschungszentrum für theoretische Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der [[Arnold-Sommerfeld-Preis]] der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. | |||
Nach ihm benannt wurden das [[Arnold Sommerfeld Center]], Forschungszentrum für theoretische Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der [[Arnold-Sommerfeld-Preis]] der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. | |||
Der [[Asteroid]] [[(32809) Sommerfeld]] trägt seit 2002 seinen Namen. | Der [[Asteroid]] [[(32809) Sommerfeld]] trägt seit 2002 seinen Namen. | ||
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== Zitate == | == Zitate == | ||
[[Albert Einstein]] über Arnold Sommerfeld: | |||
* „Was ich an Ihnen besonders bewundere ist, dass Sie eine grosse Zahl junger Talente wie aus dem Boden gestampft haben. Das ist etwas ganz Eigenartiges. Sie müssen eine Gabe haben, die Geister Ihrer Hörer zu veredeln und zu aktivieren.“ – [[Albert Einstein]] im Brief vom 14. Januar 1922 an Arnold Sommerfeld<ref>zitiert in David C. Cassidy: ''[[Werner Heisenberg]]: Leben und Werk.'' Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001, ISBN 3-8274-1116-5, S. 132.</ref> | * „Was ich an Ihnen besonders bewundere ist, dass Sie eine grosse Zahl junger Talente wie aus dem Boden gestampft haben. Das ist etwas ganz Eigenartiges. Sie müssen eine Gabe haben, die Geister Ihrer Hörer zu veredeln und zu aktivieren.“ – [[Albert Einstein]] im Brief vom 14. Januar 1922 an Arnold Sommerfeld<ref>zitiert in David C. Cassidy: ''[[Werner Heisenberg]]: Leben und Werk.'' Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001, ISBN 3-8274-1116-5, S. 132.</ref> | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[Michael Eckert]]: ''Die Atomphysiker. Eine Geschichte der theoretischen Physik am Beispiel der Sommerfeldschule''. Vieweg, Braunschweig 1993, ISBN 3-528-06500-1. | * [[Michael Eckert]]: ''Die Atomphysiker. Eine Geschichte der theoretischen Physik am Beispiel der Sommerfeldschule''. Vieweg, Braunschweig 1993, ISBN 3-528-06500-1. | ||
* Suman Seth: ''Crafting the Quantum. Arnold Sommerfeld and the Practice of Theory, 1890–1926.'' MIT Press, 2010. | * Suman Seth: ''Crafting the Quantum. Arnold Sommerfeld and the Practice of Theory, 1890–1926.'' MIT Press, 2010. | ||
* {{NDB|24|568|569|Sommerfeld, Arnold Wilhelm Johannes|Michael Eckert|11861553X}} | * {{NDB|24|568|569|Sommerfeld, Arnold Wilhelm Johannes|Michael Eckert|11861553X}} | ||
* Michael Eckert: ''Arnold Sommerfeld, Atomphysiker und Kulturbote, 1868–1951. Eine Biografie''. Wallstein, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1206-7. | * Michael Eckert: ''Arnold Sommerfeld, Atomphysiker und Kulturbote, 1868–1951. Eine Biografie''. Wallstein, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1206-7. | ||
**englische Ausgabe: Michael Eckert: ''Arnold Sommerfeld. Science, Life and Turbulent Times 1869–1951'', Springer Verlag 2013 | ** englische Ausgabe: Michael Eckert: ''Arnold Sommerfeld. Science, Life and Turbulent Times 1869–1951'', Springer Verlag 2013 | ||
*Michael Eckert: ''Sommerfeld und die Anfänge der Atomtheorie'', Physik in unserer Zeit, Band 26, 1995, S. 21–28 | * Michael Eckert: ''Sommerfeld und die Anfänge der Atomtheorie'', Physik in unserer Zeit, Band 26, 1995, S. 21–28 | ||
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{{Personendaten | {{Personendaten |
Arnold Johannes Wilhelm Sommerfeld (* 5. Dezember 1868 in Königsberg, Ostpreußen; † 26. April 1951 in München) war ein deutscher Mathematiker und theoretischer Physiker.
Sommerfeld, Sohn eines naturwissenschaftlich interessierten praktischen Arztes, begann nach dem Abitur am Altstädtischen Gymnasium 1886 ein Studium der Mathematik an der Albertina in Königsberg, einer der ersten Hochschulen, an der die theoretische Physik als eigenständiges Fach eingerichtet worden war, mit einem berühmten Seminar, geleitet von Franz Ernst Neumann und Carl Gustav Jacobi. Zu seinen akademischen Lehrern zählten so bedeutende Gelehrte wie David Hilbert, Ferdinand von Lindemann und Adolf Hurwitz. Während seines Studiums bestritt er als Mitglied der Burschenschaft Germania Königsberg (Eintritt: 1887[1]) zahlreiche Mensuren. Von einem dieser Fechtkämpfe trug er einen markanten Schmiss auf der Stirn davon. Er promovierte in Königsberg 1891 bei Lindemann über Die willkürlichen Functionen in der mathematischen Physik.[2] In seiner Frühzeit wurde Sommerfeld entscheidend von Emil Wiechert beeinflusst. Auch später bestand zwischen Sommerfeld und Wiechert eine gute Freundschaft. Der frühe Briefwechsel zwischen Sommerfeld und Wiechert wurde von Wilfried Schröder (Arch. Hist. ex. Sci, 1984) herausgegeben.
1893 ging Sommerfeld nach dem Militärdienst an die Universität Göttingen, dem damaligen Zentrum der mathematischen Wissenschaft in Deutschland. Er wurde dort zunächst Assistent am mineralogischen Institut, sein Hauptinteresse blieben aber weiterhin die Mathematik und die mathematische Physik. 1894 wurde er Assistent des Mathematikers Felix Klein, der sein wissenschaftliches Vorbild wurde. Er verfasste unter ihm 1895 seine Habilitationsschrift Mathematische Theorie der Diffraction und wurde danach zunächst Privatdozent für Mathematik. Mit Klein verfasste er auch ein Buch über die Theorie des Kreisels und wurde von diesem beauftragt, verschiedene Abschnitte über Physik in der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften zu verfassen.
Sommerfeld heiratete 1897 Johanna Höpfner (1874–1955), die Tochter des Literaturhistorikers und Kurators Ernst Höpfner (1836–1915). Er erhielt einen Ruf auf eine ordentliche Professur der Mathematik an die Bergakademie Clausthal, 1900 folgte der Lehrstuhl für Technische Mechanik an der RWTH Aachen. 1906 erhielt er dann eine Professur für theoretische Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er ein bedeutendes Zentrum für theoretische Physik aufbaute. Hier verbrachte er, obwohl er Angebote auf andere renommierte Lehrstühle erhielt, den Rest seiner Laufbahn, unterbrochen durch eine Gastprofessur in den USA (University of Wisconsin, 1922/23) und durch Reisen als akademischer Lehrer, die ihn nach Asien (Indien, China, Japan) und in die USA führte (1928/29). 1935 wurde er emeritiert, unterrichtete aber noch bis 1940. Ursache dieses langen Übergangs war die Nachfolgefrage: Sommerfeld favorisierte Werner Heisenberg als seinen Nachfolger, stieß aber auf Widerstand von Vertretern der „Deutschen Physik“, die letztlich ihren – nach Sommerfelds Ansicht schlechtesten[3] aller zur Auswahl stehenden – Kandidaten durchsetzten: Wilhelm Müller. Nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur bemühte sich Sommerfeld nach 1945 erneut um einen Nachfolger, der die Tradition seiner Schule würde fortsetzen können, und schlug unter anderem Werner Heisenberg, Karl Bechert, Hans Bethe und Carl Friedrich von Weizsäcker vor, die aber ablehnten.
Sommerfeld starb 1951 an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Seine Grabstätte liegt auf dem Nordfriedhof in München.[4]
Sommerfeld zählt neben Max Planck, Albert Einstein und Niels Bohr zu den Forschern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die moderne theoretische Physik mit ihren Grundpfeilern Quantenphysik und Relativitätstheorie schufen und zum Fundament der Physik machten. Er war sowohl als Forscher wie auch als akademischer Lehrer bedeutend. Sein Beitrag zur Wissenschaft bestand weniger in der Formulierung neuer, umwälzender physikalischer Theorien als vielmehr in der Anwendung fortschrittlicher mathematischer Methoden auf physikalische und technische Probleme. Ein wichtiger Beitrag zur frühen Quantenphysik war die Erweiterung des bohrschen Atommodells, so dass mit diesem auch die Feinstruktur der Spektrallinien des Wasserstoffs erklärt werden konnte (bohr-sommerfeldsches Atommodell). Er führte die Feinstrukturkonstante α ein. Weiterhin entwickelte er eine Theorie der Röntgenstrahlung, verbesserte die Drude-Theorie der Metallelektronen durch Anwendung der Quantenmechanik (Drude-Sommerfeld-Theorie) und arbeitete zusammen mit Felix Klein eine umfassende Theorie des Kreisels aus. Sommerfeld war auch einer der ersten Physiker, die Albert Einsteins Spezielle Relativitätstheorie akzeptierten, anwendeten und damit durchzusetzen halfen. Weiterhin befasste Sommerfeld sich mit hydrodynamischen Gleitlagern und entwickelte die nach ihm benannte Sommerfeld-Zahl als Maß für die Belastung eines Lagers und er befasste sich mit Stabilitätsproblemen der Hydrodynamik (Orr-Sommerfeld-Gleichungen).
Sommerfeld wurde insgesamt 81 Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen (vorschlagsberechtigt sind nur wenige ausgewählte Personen, wie z. B. frühere Nobelpreisträger) – häufiger als jeder andere Physiker vor oder nach ihm – hat ihn aber nie erhalten.[5] Auch als Hochschullehrer zählten mehr künftige Nobelpreisträger zu seinen Assistenten, Doktoranden oder Hörern, als bei jedem bisherigen Physik-Nobelpreisträger. Die so genannte Sommerfeldschule der Theoretischen Physik hat die Entwicklung ihrer Wissenschaft (insbesondere der Quantentheorie und deren Verbreitung) stark beeinflusst, sowohl wegen der Qualität ihrer Arbeiten wie auch durch viele Lehrstühle, die in Deutschland und den USA durch ihre Vertreter in der Folgezeit besetzt wurden. Mit Werner Heisenberg und Wolfgang Pauli haben zwei der bei der Formulierung der Quantenmechanik maßgeblichen Forscher bei Sommerfeld promoviert. Weitere Doktoranden von Sommerfeld waren u. a. Peter Debye, Hans Bethe, Paul Sophus Epstein, Walter Heitler, Walter Franz, Ludwig Hopf, Herbert Fröhlich, Paul Peter Ewald, Adolf Kratzer, Karl Bechert, Alfred Landé, Wilhelm Lenz, Otto Laporte, Josef Meixner, Albrecht Unsöld, Gregor Wentzel, Ernst Guillemin, Rudolf Seeliger, Helmut Hönl, Fritz Bopp und Heinrich Welker.[6] Ausländische Post-Doktoranden wie Isidor Isaac Rabi und Linus Pauling waren an seinem Institut.
Nicht jeder kam mit Sommerfelds Persönlichkeit zurecht. Heisenberg meinte (durchaus respektvoll) über ihn:
„Er war ein Geheimrat im alten Stil mit sehr entschiedenen Ansichten über Moral, Politik, Benehmen und so weiter. Pauli pflegte von ihm zu sagen: ‚Er sieht aus wie ein alter Husarenoberst‘. Er hatte den Schnurrbart, die Persönlichkeit und entschiedene Ansichten.“
Bekannt und mit Schmunzeln weitererzählt wurde eine Anekdote, die von Edward Teller kolportiert wurde:[8] Der junge Amerikaner (und spätere Nobelpreisträger) John Hasbrouck Van Vleck studierte am Münchner Physikalischen Institut. Eines Tages saß Van Vleck in der Bibliothek und Sommerfeld betrat den Raum, worauf sich Van Vleck vom Platz erhob und höflich „Guten Morgen Herr Sommerfeld!“ sagte, von Sommerfeld aber nur mit einem unwilligen Brummen begrüßt wurde. Am nächsten Morgen wiederholte sich die Szene, Van Vleck sprang auf und sagte: „Guten Morgen Herr Professor!“, woraufhin Sommerfeld etwas lächelte, aber nichts erwiderte. Am dritten Tag begegneten sich die beiden wieder und Van Vleck begrüßte Sommerfeld mit „Guten Morgen Herr Doktor!“. Sommerfeld antwortete ebenfalls mit „Guten Morgen!“. Am vierten Tag schließlich betrat Sommerfeld erneut die Bibliothek und wurde von Van Vleck mit „Guten Morgen Herr Geheimrat!“ begrüßt. Daraufhin beugte sich Sommerfeld erstaunt zu seinem Studenten und sagte lobend: „Aber Ihr Deutsch wird mit jedem Tag besser!“.
Auch als Verfasser von Fachbüchern nahm Sommerfeld Einfluss auf die Wissenschaft. Sein 1919 erstmals publiziertes Buch Atombau und Spektrallinien erschien in den folgenden Jahren in ständig erweiterten Auflagen, welche die rasche Entwicklung der Atomphysik in dieser Zeit widerspiegeln. Es war lange Zeit eine der wichtigsten Publikationen, die theoretische Erkenntnisse der jungen Quantenmechanik den Experimentatoren zugänglich machten und auch bei der Ausbildung der Studenten eine herausragende Rolle spielten.
Sommerfeld war seit 1908 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, seit 1920 korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und seit 1926 Auswärtiges Mitglied (Foreign Member) der Royal Society London. 1924 wurde er Ehrenmitglied der London Mathematical Society. 1925 wurde er korrespondierendes und 1929 Ehrenmitglied der damaligen Sowjetischen Akademie der Wissenschaften.[9] Ihm wurde 1917 von der Preußischen Akademie der Wissenschaften die Helmholtz-Medaille und 1931 von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die Max-Planck-Medaille verliehen. 1949 erhielt er die Oersted Medal der AAPT. 1929 wurde Sommerfeld in die National Academy of Sciences, 1948 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[10] Von 1926 bis zu seinem Tode 1951 war er Mitglied der Zwanglosen Gesellschaft München.[11] Der Akademisch-mathematische Verein München im AV nahm Sommerfeld als Ehrenmitglied auf.[12]
1970 wurde der Mondkrater Sommerfeld nach ihm benannt.[13] Nach ihm benannt wurden das Arnold Sommerfeld Center, Forschungszentrum für theoretische Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Arnold-Sommerfeld-Preis der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Der Asteroid (32809) Sommerfeld trägt seit 2002 seinen Namen.
Im Münchner Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach, in Clausthal-Zellerfeld, in Aachen und in Baesweiler wurden Straßen nach ihm benannt.
Albert Einstein über Arnold Sommerfeld:
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Bücher und Aufsätze von Sommerfeld online:
Personendaten | |
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NAME | Sommerfeld, Arnold |
ALTERNATIVNAMEN | Sommerfeld, Arnold Johannes Wilhelm (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 5. Dezember 1868 |
GEBURTSORT | Königsberg (Preußen) |
STERBEDATUM | 26. April 1951 |
STERBEORT | München |