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Der '''Carnot-Wirkungsgrad''', auch '''Carnot-Faktor''' genannt, ist der ''höchste theoretisch mögliche'' [[Wirkungsgrad]] bei der Umwandlung von [[ | [[Datei:Carnot-Wirkungsgrad.svg|mini|Carnot-Wirkungsgrad (in %) in Abhängigkeit von T<sub>k</sub> und T<sub>h</sub> (jeweils in °C)]] | ||
Der '''Carnot-Wirkungsgrad''' <math>\eta_c</math>, auch '''Carnot-Faktor''' genannt, ist der ''höchste theoretisch mögliche'' [[Wirkungsgrad]] bei der Umwandlung von [[Thermische Energie|thermischer Energie]] in mechanische Energie.<ref name="Jürgen U. Keller">{{Literatur| Autor=Jürgen U. Keller | Titel=Technische Thermodynamik in Beispielen / Grundlagen | Verlag=Walter de Gruyter | ISBN=978-3-11-084335-4 | Jahr=2011 | Online={{Google Buch | BuchID=dv1AFnAVrQsC | Seite=188 }} | Seiten=188 }}</ref> Er beschreibt den Wirkungsgrad des [[Carnot-Prozess]]es, eines vom französischen [[Physiker]] [[Nicolas Léonard Sadi Carnot]] erdachten idealen [[Thermodynamischer Kreisprozess|Kreisprozesses]].<ref name="Paul A. Tipler, Gene Mosca">{{Literatur| Autor=Paul A. Tipler, Gene Mosca | Titel=Physik für Studierende der Naturwissenschaften und Technik | Verlag=Springer-Verlag | ISBN=978-3-662-58281-7 | Jahr=2019 | Online={{Google Buch | BuchID=8wuvDwAAQBAJ | Seite=621 }} | Seiten=621 }}</ref> | |||
== | == Berechnung == | ||
Der Wert des Carnot-Wirkungsgrades hängt ab von den [[Absolute Temperatur|Kelvin-Temperaturen]] <math>T_h</math> (heiß) und <math>T_k</math> (kalt) der Reservoirs, zwischen denen die [[Wärmekraftmaschine]] arbeitet:<ref name="Jürgen U. Keller" /> | |||
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: <math>\eta_c = \frac{T_h - T_k}{T_h} = 1 - \frac{T_k}{T_h} </math> | |||
Der Carnot-Wirkungsgrad ist umso größer, je höher <math>T_h</math> und je tiefer <math>T_k</math> ist. Da <math>T_h</math> nach oben und <math>T_k</math> nach unten begrenzt sind, ist ein Wirkungsgrad von 100 % ausgeschlossen. | |||
Der Carnot-Wirkungsgrad <math> | |||
== Beispiel == | |||
Der Carnot-Wirkungsgrad eines Prozesses, der zwischen 800 °C (1073,15 K) und 100 °C (373,15 K) abläuft, beträgt: | |||
:<math>\eta_c = 1 - \frac{373{,}15}{1073{,}15} = 0{,}652 = 65{,}2 \ \%</math> | |||
== Theoretische Grundlage == | |||
Eine Wärmekraftmaschine entnimmt [[Energie]] in Form von [[Wärme]] <math>Q_h</math> aus einem Wärmespeicher hoher [[Temperatur]] <math>T_h</math> und gibt einen Teil davon als [[Arbeit (Physik)|Nutzarbeit]] <math>W</math> (z. B. in Form von mechanischer Arbeit) ab. Der übrige Teil der entnommenen Energie fließt als Wärme <math>Q_k</math> in einen Wärmespeicher niedrigerer Temperatur <math>T_k</math>. Der Wirkungsgrad <math>\eta</math> der Wärmekraftmaschine ist definiert als Verhältnis der abgegebenen Nutzarbeit zur aufgenommenen Wärmemenge:<ref>{{Literatur |Autor=Freund, Hans-Joachim. |Titel=Lehrbuch der Physikalischen Chemie |Auflage=6., vollst. überarb. u. aktualis. Aufl |Verlag=Wiley-VCH |Ort=Weinheim |Datum=2012 |ISBN=978-3-527-32909-0}}</ref> | |||
= | :<math>\eta = \frac{W}{Q_h}</math> | ||
:<math> | Der Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine wird durch den [[Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik|Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik]] begrenzt: Bei der [[isotherm]]en Entnahme der Wärme aus dem heißen Reservoir wird die [[Entropie]] <math>S_h = \frac{Q_h}{T_h}</math> auf die Maschine übertragen; auf der kalten Seite der Maschine wird die Entropie <math>S_k = \frac{Q_k}{T_k}</math> auf das kalte Reservoir übertragen. | ||
Da in selbständig ablaufenden Prozessen die Entropie niemals abnimmt, muss gelten: | |||
:<math>S_k \ge S_h</math>. | |||
: | Entsprechend gilt für die Wärme: | ||
:<math>\Rightarrow Q_k \ge Q_h \, \frac{T_k}{T_h}</math> | |||
Berücksichtigt man außerdem, dass die gesamte Energiebilanz neutral ist | |||
:<math> | ::<math>Q_k = Q_h - W</math>, | ||
so folgt für die Nutzarbeit: | |||
:<math>\Rightarrow W \le Q_h (1 - \frac{T_k}{T_h})</math> | |||
und entsprechend für den Wirkungsgrad: | |||
:<math>\ \ | :<math>\eta \le \eta_c</math>. | ||
In der Praxis sind isotherme [[Wärmeübertragung|Wärmeübergänge]] nicht realisierbar, und die Prozesstemperaturen weichen von den Reservoirtemperaturen ab. Technisch werden daher je nach Kreisprozess nur maximale Wirkungsgrade von über zwei Drittel des Carnot-Wirkungsgrades erreicht. | |||
== Analoge Größen für Wärmepumpen und Kältemaschinen == | |||
{{Hauptartikel|Leistungszahl}} | |||
In [[Wärmepumpe]]n und [[Kältemaschine]]n wird der entgegengesetzte Prozess betrieben: mechanische bzw. elektrische Energie wird aufgewendet, um thermische Energie von niedrigen auf höhere Temperaturen zu heben. Daher beschreibt der Carnot-Wirkungsgrad hier nicht die maximal erzielbare, sondern die mindestens aufzuwendende elektrische Energie: | |||
:<math>\ | * Wärmepumpe: <math>W_{\mathrm{el}} > (1 - \frac{T_k}{T_h}) \, Q_h</math> | ||
* Kältemaschine: <math>W_{\mathrm{el}} > (\frac{T_h}{T_k} - 1) \, Q_k</math>. | |||
Die [[Wirtschaftlichkeit|Effizienz]] dieser Maschinen wird folglich nicht durch den Wirkungsgrad, sondern durch [[Leistungszahl]]en <math>\epsilon</math> beschrieben. | |||
Bei einer Wärmepumpe (WP) wird die auf dem oberen Temperaturniveau von der Wärmepumpe abgegebene Wärme <math>Q_h</math> genutzt: | |||
= | ::<math>\epsilon_{\mathrm{WP}} = \frac{Q_h}{W_{\mathrm{el}}} < \epsilon_{\mathrm{WP,c}}</math> | ||
mit | |||
:<math> \frac{ | :<math>\epsilon_{\mathrm{WP,c}} = \frac{1}{\eta_c} = \frac{T_h}{T_h - T_k} > 1</math>. | ||
Bei einer Kältemaschine (KM) ist die bei der niedrigen Temperatur durch die Kältemaschine aufgenommene Wärme <math>Q_k</math> die [[Nutzenergie|Nutzgröße]]: | |||
:<math> \frac {W_{\ | ::<math>\epsilon_{\mathrm{KM}} = \frac{Q_k}{W_{\mathrm{el}}} < \epsilon_{\mathrm{KM,c}}</math> | ||
mit: | |||
:<math> \epsilon_{\ | :<math>\epsilon_{\mathrm{KM,c}} = \frac{1}{\eta_c} -1 = \frac{T_k}{T_h - T_k}</math>. | ||
== Weblinks == | |||
* {{Internetquelle|autor= |url=https://www.geogebra.org/m/tb78mjtq |titel=Interaktive Berechnung des Carnot-Wirkungsgrads |werk=[[GeoGebra]] |abruf=2021-08-31 |abruf-verborgen=1}} | |||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
[[Kategorie:Thermodynamik]] | [[Kategorie:Thermodynamik]] | ||
[[en:Carnot efficiency]] |
Der Carnot-Wirkungsgrad $ \eta _{c} $, auch Carnot-Faktor genannt, ist der höchste theoretisch mögliche Wirkungsgrad bei der Umwandlung von thermischer Energie in mechanische Energie.[1] Er beschreibt den Wirkungsgrad des Carnot-Prozesses, eines vom französischen Physiker Nicolas Léonard Sadi Carnot erdachten idealen Kreisprozesses.[2]
Der Wert des Carnot-Wirkungsgrades hängt ab von den Kelvin-Temperaturen $ T_{h} $ (heiß) und $ T_{k} $ (kalt) der Reservoirs, zwischen denen die Wärmekraftmaschine arbeitet:[1]
Der Carnot-Wirkungsgrad ist umso größer, je höher $ T_{h} $ und je tiefer $ T_{k} $ ist. Da $ T_{h} $ nach oben und $ T_{k} $ nach unten begrenzt sind, ist ein Wirkungsgrad von 100 % ausgeschlossen.
Der Carnot-Wirkungsgrad eines Prozesses, der zwischen 800 °C (1073,15 K) und 100 °C (373,15 K) abläuft, beträgt:
Eine Wärmekraftmaschine entnimmt Energie in Form von Wärme $ Q_{h} $ aus einem Wärmespeicher hoher Temperatur $ T_{h} $ und gibt einen Teil davon als Nutzarbeit $ W $ (z. B. in Form von mechanischer Arbeit) ab. Der übrige Teil der entnommenen Energie fließt als Wärme $ Q_{k} $ in einen Wärmespeicher niedrigerer Temperatur $ T_{k} $. Der Wirkungsgrad $ \eta $ der Wärmekraftmaschine ist definiert als Verhältnis der abgegebenen Nutzarbeit zur aufgenommenen Wärmemenge:[3]
Der Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine wird durch den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik begrenzt: Bei der isothermen Entnahme der Wärme aus dem heißen Reservoir wird die Entropie $ S_{h}={\frac {Q_{h}}{T_{h}}} $ auf die Maschine übertragen; auf der kalten Seite der Maschine wird die Entropie $ S_{k}={\frac {Q_{k}}{T_{k}}} $ auf das kalte Reservoir übertragen.
Da in selbständig ablaufenden Prozessen die Entropie niemals abnimmt, muss gelten:
Entsprechend gilt für die Wärme:
Berücksichtigt man außerdem, dass die gesamte Energiebilanz neutral ist
so folgt für die Nutzarbeit:
und entsprechend für den Wirkungsgrad:
In der Praxis sind isotherme Wärmeübergänge nicht realisierbar, und die Prozesstemperaturen weichen von den Reservoirtemperaturen ab. Technisch werden daher je nach Kreisprozess nur maximale Wirkungsgrade von über zwei Drittel des Carnot-Wirkungsgrades erreicht.
In Wärmepumpen und Kältemaschinen wird der entgegengesetzte Prozess betrieben: mechanische bzw. elektrische Energie wird aufgewendet, um thermische Energie von niedrigen auf höhere Temperaturen zu heben. Daher beschreibt der Carnot-Wirkungsgrad hier nicht die maximal erzielbare, sondern die mindestens aufzuwendende elektrische Energie:
Die Effizienz dieser Maschinen wird folglich nicht durch den Wirkungsgrad, sondern durch Leistungszahlen $ \epsilon $ beschrieben.
Bei einer Wärmepumpe (WP) wird die auf dem oberen Temperaturniveau von der Wärmepumpe abgegebene Wärme $ Q_{h} $ genutzt:
mit
Bei einer Kältemaschine (KM) ist die bei der niedrigen Temperatur durch die Kältemaschine aufgenommene Wärme $ Q_{k} $ die Nutzgröße:
mit:
en:Carnot efficiency