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'''Deuterium''' (von {{grcS|δεύτερος}} ''deúteros'', „der Zweite“) ist ein natürliches [[Isotop]] des [[Wasserstoff]]s. Sein Atomkern wird auch [[Deuteron]] genannt, er besteht aus einem [[Proton]] und einem [[Neutron]]. Deuterium (<sup>2</sup>H) wird aufgrund seiner Masse auch als „schwerer Wasserstoff“ bezeichnet. Es wurde 1931 von | '''Deuterium''' (von {{grcS|δεύτερος}} ''deúteros'', „der Zweite“) ist ein natürliches [[Isotop]] des [[Wasserstoff]]s. Sein Atomkern wird auch [[Deuteron]] genannt, er besteht aus einem [[Proton]] und einem [[Neutron]]. Deuterium (<sup>2</sup>H) wird aufgrund seiner Masse auch als „schwerer Wasserstoff“ bezeichnet. Es wurde 1931 von den US-amerikanischen [[Chemiker]]n [[Harold C. Urey]] und [[Ferdinand Brickwedde]] sowie George Murphy entdeckt. Urey erhielt dafür 1934 den [[Nobelpreis für Chemie]]. | ||
Die beiden anderen Isotope des Wasserstoffs sind [[Wasserstoff#Protium|Protium]] (<sup>1</sup>H) und [[Tritium]] (<sup>3</sup>H). | Die beiden anderen natürlichen Isotope des Wasserstoffs sind [[Wasserstoff#Protium|Protium]] (<sup>1</sup>H) und [[Tritium]] (<sup>3</sup>H). Aufgrund der großen Bedeutung der Isotope und weil die Massen sich stark unterscheiden, verwendet man für die Isotope Deuterium und Tritium auch eigene Symbole: D und T. | ||
Der Name Deuterium stammt von [[Gilbert Newton Lewis]] (der Lehrer von Urey), der auch als erster schweren Wasserstoff herstellte.<ref>Derek Lowe, Das Chemiebuch, Librero 2017, S. 286</ref> Hinweise auf das Isotop gab es schon mit der Entwicklung der [[Massenspektrometrie]] in den 1920ern. | |||
== Beschreibung == | == Beschreibung == | ||
[[Datei:Hydrogen Deuterium Tritium Nuclei Schmatic-de.svg|miniatur| | [[Datei:Hydrogen Deuterium Tritium Nuclei Schmatic-de.svg|miniatur|hochkant=1.1|links|[[Wasserstoff]] (Protium), '''Deuterium''', [[Tritium]]]] | ||
Das chemische Symbol ist <sup>2</sup>H; aus Gründen der Vereinfachung in der Formelschreibweise wird häufig auch | Das chemische Symbol ist <sup>2</sup>H; aus Gründen der Vereinfachung in der Formelschreibweise wird häufig auch „D“ verwendet. | ||
Im Gegensatz zum <sup>1</sup>H-Wasserstoff, dessen Atomkern nur aus einem einzigen [[Proton]] besteht, enthält der Deuteriumkern außer diesem Proton ein [[Neutron]]. Der | Im Gegensatz zum <sup>1</sup>H-Wasserstoff, dessen Atomkern nur aus einem einzigen [[Proton]] besteht, enthält der Deuteriumkern außer diesem Proton ein [[Neutron]]. Der [[Stoffmengenanteil]] an Deuterium in den auf der Erde natürlich vorkommenden Wasserstoffatomen beträgt 0,015 Prozent.<ref name="www.roempp.com"/> | ||
Es wird davon ausgegangen, dass Deuterium allein in der [[Primordiale Nukleosynthese|primordialen Nukleosynthese]] unmittelbar nach dem [[Urknall]] entstanden ist, denn das bei der [[Nukleosynthese|stellaren Nukleosynthese]] gebildete Deuterium fusioniert nach kurzer Zeit weiter zu [[Helium]]. Deshalb ist die Häufigkeit des Deuteriums im Kosmos ein wichtiger Parameter für [[Kosmologie|kosmologische]] Modelle. | Es wird davon ausgegangen, dass Deuterium allein in der [[Primordiale Nukleosynthese|primordialen Nukleosynthese]] unmittelbar nach dem [[Urknall]] entstanden ist, denn das bei der [[Nukleosynthese|stellaren Nukleosynthese]] gebildete Deuterium fusioniert nach kurzer Zeit weiter zu [[Helium]]. Deshalb ist die Häufigkeit des Deuteriums im Kosmos ein wichtiger Parameter für [[Kosmologie|kosmologische]] Modelle. | ||
Chemisch verbinden sich im einfachsten Fall zwei Deuterium-Atome zu einem Deuterium-Molekül. Dabei gibt es je nach Gesamtspin I<sub>G</sub> des Moleküls zwei Varianten, das Orthodeuterium (o-D<sub>2</sub>), wenn das Kernspinisomer den Gesamtspin 0 oder 2 besitzt, und das Paradeuterium (p-D<sub>2</sub>) im Falle I<sub>G</sub> = 1. | Chemisch verbinden sich im einfachsten Fall zwei Deuterium-Atome zu einem Deuterium-Molekül. Dabei gibt es je nach Gesamtspin I<sub>G</sub> des Moleküls zwei Varianten, das Orthodeuterium (o-D<sub>2</sub>), wenn das Kernspinisomer den Gesamtspin 0 oder 2 besitzt, und das Paradeuterium (p-D<sub>2</sub>) im Falle I<sub>G</sub> = 1. | ||
In der Natur kommt es wegen seiner geringen Häufigkeit fast ausschließlich in Form des Moleküls HD vor. | |||
== Vorkommen == | == Vorkommen == | ||
Die [[Isotopenverhältnis|natürliche Häufigkeit]] des Isotops Deuterium beträgt 0, | Die [[Isotopenverhältnis|natürliche Häufigkeit]] des Isotops Deuterium beträgt auf der Erde 0,015 Prozent ([[Stoffmengenanteil]]).<ref name="www.roempp.com"/> Das auf der Erde vorkommende [[Wasser#Vorkommen auf der Erde|Wasser]] (1,4 Milliarden Kubikkilometer oder 1,4 ·10<sup>18</sup> Tonnen) besteht zu rund einem Neuntel (2 u von 18 u) bzw. zu 11,19 Prozent seiner Masse aus Wasserstoff (einschließlich Deuterium), daher enthält es 0,0035 Prozent oder 5·10<sup>13</sup> Tonnen Deuterium. Dieses ist überwiegend als DHO und sehr selten als D<sub>2</sub>O gebunden. | ||
Im Wasserdampf der [[Venus (Planet)|Venusatmosphäre]] hat Deuterium einen Stoffmengenanteil von 1,6 %,<ref name="www.roempp.com" /> in Proben des Kometen [[Tschurjumow-Gerassimenko]] wurde ein <sup>2</sup>H/<sup>1</sup>H-Verhältnis von 0,053 % gemessen.<ref>{{Literatur |Autor=K. Altwegg, H. Balsiger, A. Bar-Nun, J. J. Berthelier, A. Bieler |Titel=67P/Churyumov-Gerasimenko, a Jupiter family comet with a high D/H ratio |Sammelwerk=Science |Band=347 |Nummer=6220 |Datum=2015-01-23 |ISSN=0036-8075 |DOI=10.1126/science.1261952 |Seiten=1261952 |Online=https://www.science.org/doi/10.1126/science.1261952 |Abruf=2022-03-03}}</ref> | |||
== Gewinnung == | == Gewinnung == | ||
Deuterium lässt sich aufgrund des großen relativen Massenunterschieds leichter [[Isotopentrennung|anreichern]] als die Isotope anderer Elemente wie | Deuterium lässt sich aufgrund des großen relativen Massenunterschieds leichter [[Isotopentrennung|anreichern]] als die Isotope anderer Elemente wie [[Uran-Anreicherung|Uran]]. In den ersten Anreicherungsstufen kommt gewöhnlich der [[Girdler-Sulfid-Prozess]] zum Einsatz. Dabei wird ausgenutzt, dass in einer wässrigen [[Schwefelwasserstoff]]-Lösung die Wasserstoffatome und die Deuteriumatome ihre Plätze zwischen beiden Molekülarten tauschen: Bei niedrigen Temperaturen wandert das Deuterium bevorzugt in das Wassermolekül, bei hohen Temperaturen in das Schwefelwasserstoffmolekül. In der letzten Anreicherungsstufe wird das Gemisch aus H<sub>2</sub>O, HDO und [[Schweres Wasser|D<sub>2</sub>O]] durch [[Destillation]] getrennt. | ||
Neben dem | Neben dem Girdler-Sulfid-Prozess kann Deuterium auch durch Destillation und Elektrolyse angereichert werden. | ||
== Anwendungen == | == Anwendungen == | ||
[[Datei:Deuterium discharge tube.jpg|mini | [[Datei:Deuterium discharge tube.jpg|mini|Deuterium in einer [[Entladungsröhre]]]] | ||
Eingesetzt wird Deuterium als [[Moderator (Physik)|Moderator]] in [[Kernreaktor]]en (hier in Form von schwerem Wasser), als Brennstoff in [[Wasserstoffbombe]]n und künftig in [[Kernfusionsreaktor]]en, als Ersatz für [[Wasserstoff#Protium|Protium]] (gewöhnlichen Wasserstoff) in [[Lösungsmittel]]n für die <sup>1</sup>H-[[NMR-Spektroskopie]] und als [[Tracer (Nuklearmedizin)|Tracer]] in der Chemie und Biologie. Dort ist es ebenfalls in der NMR-Spektroskopie (insbesondere der [[Festkörper-NMR]]) ein wichtiges Isotopen-Label, um die Dynamik in organischen Substanzen zu detektieren und Strukturen aufzuklären. Ferner wird gasförmiges Deuterium in Speziallampen in Photometern eingesetzt, z. B. in der [[Atomspektroskopie]] als Quelle für UV-Licht.<ref>goehler-hplc.de: [ | Eingesetzt wird Deuterium als [[Moderator (Physik)|Moderator]] in [[Kernreaktor]]en (hier in Form von schwerem Wasser), als Brennstoff in [[Wasserstoffbombe]]n und künftig in [[Kernfusionsreaktor]]en, als Ersatz für [[Wasserstoff#Protium|Protium]] (gewöhnlichen Wasserstoff) in [[Lösungsmittel]]n für die <sup>1</sup>H-[[NMR-Spektroskopie]] und als [[Tracer (Nuklearmedizin)|Tracer]] in der Chemie und Biologie. Dort ist es ebenfalls in der NMR-Spektroskopie (insbesondere der [[Festkörper-NMR]]) ein wichtiges Isotopen-Label, um die Dynamik in organischen Substanzen zu detektieren und Strukturen aufzuklären. Ferner wird gasförmiges Deuterium in Speziallampen in Photometern eingesetzt, z. B. in der [[Atomspektroskopie]] als Quelle für UV-Licht.<ref>goehler-hplc.de: [https://www.goehler-hplc.de/uvlamps.phtml UV-Photometerlampen (Deuteriumlampen)], abgerufen am 27. Mai 2013.</ref> | ||
== Schweres Wasser == | == Schweres Wasser == | ||
{{Hauptartikel|Schweres Wasser}} | |||
[[Datei:Deuterium oxide Norsk.jpg|mini|„Schweres Wasser“ von [[Norsk Hydro]]]] | [[Datei:Deuterium oxide Norsk.jpg|mini|„Schweres Wasser“ von [[Norsk Hydro]]]] | ||
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* Deuteronen haben ein geringeres [[Tunneleffekt|Tunnelvermögen]] als Protonen und erschweren daher in biologischen Systemen die Aufrechterhaltung der [[Elektrochemischer Gradient|elektrochemischen Gradienten]] an [[Mitochondrium|mitochondrialen]] Membranen. Diese sind aber ausschlaggebend für die Synthese von [[Adenosintriphosphat|ATP]]. | * Deuteronen haben ein geringeres [[Tunneleffekt|Tunnelvermögen]] als Protonen und erschweren daher in biologischen Systemen die Aufrechterhaltung der [[Elektrochemischer Gradient|elektrochemischen Gradienten]] an [[Mitochondrium|mitochondrialen]] Membranen. Diese sind aber ausschlaggebend für die Synthese von [[Adenosintriphosphat|ATP]]. | ||
* Die Funktionsfähigkeit der meisten [[Protein]]e hängt von der Beweglichkeit der umgebenden Wassermoleküle ab. Da Deuteronen wegen der größeren Masse träger sind, können die Proteine ihre Aufgaben nur schlechter oder überhaupt nicht mehr erfüllen. | * Die Funktionsfähigkeit der meisten [[Protein]]e hängt von der Beweglichkeit der umgebenden Wassermoleküle ab. Da Deuteronen wegen der größeren Masse träger sind, können die Proteine ihre Aufgaben nur schlechter oder überhaupt nicht mehr erfüllen. | ||
Laut einem kurzen Beitrag von Urey und Failla von 1935 sollte sich der Geschmack von schwerem Wasser von dem destillierten „normalen“ Wassers nicht unterscheiden.<ref>H. C. Urey, G. Failla: ''[https://science.sciencemag.org/content/81/2098/273.2 Concerning the Taste of Heavy Water.]'' In: ''Science'' Bd. 81, Nr. 2098, S. 273, {{Doi|10.1126/science.81.2098.273-a}}.</ref> Neuere Experimente konnten jedoch zeigen, dass schweres Wasser für Menschen einen süßlichen Geschmack hat.<ref>[https://www.sciencealert.com/there-s-one-kind-of-water-that-doesn-t-taste-like-water-scientists-confirm ''Human Taste Buds Can Tell The Difference Between Normal And 'Heavy' Water''], Beitrag von Peter Dockrill vom 11. April 2021 auf ''Science Alert'', abgerufen am 11. April 2021.</ref> | |||
== Sicherheitshinweise == | == Sicherheitshinweise == | ||
Deuterium ist im Anhang VI der [[Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP)]] | Deuterium ist im Anhang VI der [[Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP)]] nicht aufgeführt, ist aber in dieser Beziehung wie Wasserstoff zu betrachten, da sich alle Isotope eines Elements bezüglich ihres chemischen Verhaltens und ihrer Gefährlichkeit sehr ähnlich sind. | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Strukturformel | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Allgemeines | ||||||||
Name | Deuterium | |||||||
Andere Namen |
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Summenformel | D2 (molekulare Form) | |||||||
CAS-Nummer | Vorlage:CASRN | |||||||
PubChem | 24523 | |||||||
Kurzbeschreibung |
farb- und geruchloses Gas[1] | |||||||
Eigenschaften | ||||||||
Molare Masse | ||||||||
Aggregatzustand |
gasförmig | |||||||
Dichte |
0,17 kg·m−3[1] | |||||||
Schmelzpunkt | ||||||||
Siedepunkt |
−249,58 °C[2] | |||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||
| ||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Deuterium (von {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) deúteros, „der Zweite“) ist ein natürliches Isotop des Wasserstoffs. Sein Atomkern wird auch Deuteron genannt, er besteht aus einem Proton und einem Neutron. Deuterium (2H) wird aufgrund seiner Masse auch als „schwerer Wasserstoff“ bezeichnet. Es wurde 1931 von den US-amerikanischen Chemikern Harold C. Urey und Ferdinand Brickwedde sowie George Murphy entdeckt. Urey erhielt dafür 1934 den Nobelpreis für Chemie.
Die beiden anderen natürlichen Isotope des Wasserstoffs sind Protium (1H) und Tritium (3H). Aufgrund der großen Bedeutung der Isotope und weil die Massen sich stark unterscheiden, verwendet man für die Isotope Deuterium und Tritium auch eigene Symbole: D und T.
Der Name Deuterium stammt von Gilbert Newton Lewis (der Lehrer von Urey), der auch als erster schweren Wasserstoff herstellte.[4] Hinweise auf das Isotop gab es schon mit der Entwicklung der Massenspektrometrie in den 1920ern.
Das chemische Symbol ist 2H; aus Gründen der Vereinfachung in der Formelschreibweise wird häufig auch „D“ verwendet.
Im Gegensatz zum 1H-Wasserstoff, dessen Atomkern nur aus einem einzigen Proton besteht, enthält der Deuteriumkern außer diesem Proton ein Neutron. Der Stoffmengenanteil an Deuterium in den auf der Erde natürlich vorkommenden Wasserstoffatomen beträgt 0,015 Prozent.[2]
Es wird davon ausgegangen, dass Deuterium allein in der primordialen Nukleosynthese unmittelbar nach dem Urknall entstanden ist, denn das bei der stellaren Nukleosynthese gebildete Deuterium fusioniert nach kurzer Zeit weiter zu Helium. Deshalb ist die Häufigkeit des Deuteriums im Kosmos ein wichtiger Parameter für kosmologische Modelle.
Chemisch verbinden sich im einfachsten Fall zwei Deuterium-Atome zu einem Deuterium-Molekül. Dabei gibt es je nach Gesamtspin IG des Moleküls zwei Varianten, das Orthodeuterium (o-D2), wenn das Kernspinisomer den Gesamtspin 0 oder 2 besitzt, und das Paradeuterium (p-D2) im Falle IG = 1.
In der Natur kommt es wegen seiner geringen Häufigkeit fast ausschließlich in Form des Moleküls HD vor.
Die natürliche Häufigkeit des Isotops Deuterium beträgt auf der Erde 0,015 Prozent (Stoffmengenanteil).[2] Das auf der Erde vorkommende Wasser (1,4 Milliarden Kubikkilometer oder 1,4 ·1018 Tonnen) besteht zu rund einem Neuntel (2 u von 18 u) bzw. zu 11,19 Prozent seiner Masse aus Wasserstoff (einschließlich Deuterium), daher enthält es 0,0035 Prozent oder 5·1013 Tonnen Deuterium. Dieses ist überwiegend als DHO und sehr selten als D2O gebunden.
Im Wasserdampf der Venusatmosphäre hat Deuterium einen Stoffmengenanteil von 1,6 %,[2] in Proben des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko wurde ein 2H/1H-Verhältnis von 0,053 % gemessen.[5]
Deuterium lässt sich aufgrund des großen relativen Massenunterschieds leichter anreichern als die Isotope anderer Elemente wie Uran. In den ersten Anreicherungsstufen kommt gewöhnlich der Girdler-Sulfid-Prozess zum Einsatz. Dabei wird ausgenutzt, dass in einer wässrigen Schwefelwasserstoff-Lösung die Wasserstoffatome und die Deuteriumatome ihre Plätze zwischen beiden Molekülarten tauschen: Bei niedrigen Temperaturen wandert das Deuterium bevorzugt in das Wassermolekül, bei hohen Temperaturen in das Schwefelwasserstoffmolekül. In der letzten Anreicherungsstufe wird das Gemisch aus H2O, HDO und D2O durch Destillation getrennt.
Neben dem Girdler-Sulfid-Prozess kann Deuterium auch durch Destillation und Elektrolyse angereichert werden.
Eingesetzt wird Deuterium als Moderator in Kernreaktoren (hier in Form von schwerem Wasser), als Brennstoff in Wasserstoffbomben und künftig in Kernfusionsreaktoren, als Ersatz für Protium (gewöhnlichen Wasserstoff) in Lösungsmitteln für die 1H-NMR-Spektroskopie und als Tracer in der Chemie und Biologie. Dort ist es ebenfalls in der NMR-Spektroskopie (insbesondere der Festkörper-NMR) ein wichtiges Isotopen-Label, um die Dynamik in organischen Substanzen zu detektieren und Strukturen aufzuklären. Ferner wird gasförmiges Deuterium in Speziallampen in Photometern eingesetzt, z. B. in der Atomspektroskopie als Quelle für UV-Licht.[6]
Ersetzt man beim Wasser (H2O) den Wasserstoff durch Deuterium, so erhält man schweres Wasser (D2O). In Mischungen liegt durch den schnellen Austausch von Protonen und Deuteronen statistisch auch halbschweres Wasser (HDO) vor.
Die Dichte von D2O beträgt 1,1047 g·cm−3 bei 25 °C, der Schmelzpunkt liegt bei 3,8 °C und der Siedepunkt bei 101,4 °C. Das Dichtemaximum liegt bei 11,2 °C (Wasser: 3,98 °C). Diese Unterschiede der physikalischen Eigenschaften gegenüber Wasser bezeichnet man als Isotopeneffekt. Er ist unter allen Nukliden zwischen 1H und 2H am stärksten ausgeprägt.
Schweres Wasser verlangsamt oder unterbindet viele Stoffwechselvorgänge, weswegen die meisten Lebewesen bei sehr hohem Deuteriumgehalt nur noch eingeschränkt lebensfähig sind.
Laut einem kurzen Beitrag von Urey und Failla von 1935 sollte sich der Geschmack von schwerem Wasser von dem destillierten „normalen“ Wassers nicht unterscheiden.[7] Neuere Experimente konnten jedoch zeigen, dass schweres Wasser für Menschen einen süßlichen Geschmack hat.[8]
Deuterium ist im Anhang VI der Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP) nicht aufgeführt, ist aber in dieser Beziehung wie Wasserstoff zu betrachten, da sich alle Isotope eines Elements bezüglich ihres chemischen Verhaltens und ihrer Gefährlichkeit sehr ähnlich sind.