Bewegung (Physik): Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Bewegung''' im [[physik]]alischen Sinne versteht man die Änderung des [[Ort (Physik)|Ortes]] eines Beobachtungsobjektes mit der Zeit.
Als '''Bewegung''' im [[physik]]alischen Sinne versteht man die Änderung des [[Ort (Physik)|Ortes]] eines [[Massenpunkt]]es oder eines [[Körper (Physik)|physikalischen Körpers]] mit der Zeit.


Die zwei Fachgebiete der [[Physik]], die sich als ''Bewegungslehre'' mit der Bewegung befassen, sind:
Die zwei Fachgebiete der [[Physik]], die sich als ''Bewegungslehre'' mit der Bewegung befassen, sind:
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* die ''[[Dynamik (Physik)|Dynamik]]'' (in der [[Technische Mechanik|Technischen Mechanik]]: die [[Kinetik (Technische Mechanik)|Kinetik]]) als Lehre der Ursachen von Bewegung
* die ''[[Dynamik (Physik)|Dynamik]]'' (in der [[Technische Mechanik|Technischen Mechanik]]: die [[Kinetik (Technische Mechanik)|Kinetik]]) als Lehre der Ursachen von Bewegung


== Bewegung und Bahn ==
== Bewegung von Massenpunkten ==
Die Gesamtheit aller Orte, an denen sich ein punktförmiges Objekt im Laufe einer Bewegung befindet, nennt man ''Bahnkurve'' oder ''[[Trajektorie (Physik)|Trajektorie]]''. Bahnkurven sind immer ununterbrochen (d. h. im mathematischen Sinne  [[Stetigkeit|stetig]]) und, sofern die Bewegung in keinem Punkt der Bahnkurve zum Stillstand kommt, auch glatt (d. h. im mathematischen Sinne [[Differenzierbarkeit|differenzierbar]]). Ist zu jedem Zeitpunkt <math>t</math> der Ort <math>\vec r</math> bekannt, bezeichnet man die Funktion <math>\vec r(t)</math> als [[Weg-Zeit-Gesetz]] der Bewegung.
Ein Massenpunkt ist die theoretische Idealisierung eines physikalischen Körpers. Man geht davon aus, dass die gesamte Masse des Körpers in einem einzelnen Punkt vereinigt ist, und dass dadurch Rotationen des Körpers um seine eigene Achse für die Beschreibung der Bewegung unerheblich sind.


== Relativität der Bewegung ==
Die Gesamtheit aller Orte, an denen sich ein solcher Massenpunkt im Laufe einer Bewegung befindet, nennt man ''Bahnkurve'' oder ''[[Trajektorie (Physik)|Trajektorie]]''. Bahnkurven sind immer ununterbrochen (d. h. im mathematischen Sinne [[Stetige Funktion|stetig]]) und, sofern die Bewegung in keinem Punkt der Bahnkurve zum Stillstand kommt, auch glatt (d. h. im mathematischen Sinne [[Differenzierbarkeit|differenzierbar]]). Ist zu jedem Zeitpunkt <math>t</math> der Ort <math>\vec r</math> bekannt, bezeichnet man die Funktion <math>\vec r(t)</math> als [[Weg-Zeit-Gesetz]] der Bewegung.


Die Beschreibung der Bewegung eines Beobachtungsobjektes hängt vom Beobachter ab, eine passende Formulierung beinhaltet daher oft den Begriff der „Relativbewegung“. Eine Person auf dem Beifahrersitz eines fahrenden Autos scheint sich beispielsweise aus der Sicht eines Fußgängers am Fahrbahnrand zu bewegen, während sie aus Sicht des Fahrers zu ruhen scheint. Ein anderes Beispiel: Aus Sicht der Sonne bewegt sich der Autor dieses Textes mit hoher Geschwindigkeit auf einer annähernd kreisförmigen Bahn um die Sonne und bewegt sich gleichzeitig, ebenfalls mit hoher Geschwindigkeit, kreisförmig um die Erdachse. Aus Sicht des Lesers aber scheint der Autor stillzustehen.
=== Relativität der Bewegung ===
Zur eindeutigen Beschreibung des Ortes, der Geschwindigkeit usw. ist ein [[Bezugssystem]] erforderlich, das sowohl den Koordinatenursprung als auch den Zustand der Ruhe definiert. Das Bezugssystem kann willkürlich gewählt werden; jedoch hängt die Beschreibung der Bewegung von dieser Wahl ab. In der Regel wird angenommen, dass sich der [[Beobachter (Physik)|Beobachter]] selbst in Ruhe befindet. Da verschiedene Beobachter dieselbe Bewegung unterschiedlich beschreiben, beinhaltet eine passende Formulierung oft den Begriff der „Relativbewegung“. Eine Person auf dem Beifahrersitz eines fahrenden Autos bewegt sich beispielsweise aus der Sicht eines Fußgängers am Fahrbahnrand (sprich: „relativ“ zum Fußgänger), während sie aus Sicht des Fahrers ruht.


== Geschwindigkeit und Beschleunigung ==
=== Geschwindigkeit und Beschleunigung ===


{{Hauptartikel|Geschwindigkeit|Beschleunigung}}
{{Hauptartikel|Geschwindigkeit|Beschleunigung}}


Die [[Geschwindigkeit]] ist das Verhältnis der Länge eines kleinen, zumindest näherungsweise geraden Stückes der Bahnkurve zu der Zeitspanne, die das Objekt braucht, um dieses Wegstück zurückzulegen. Je kleiner das Wegstück, desto genauer lässt sich einem Ort und Zeitpunkt eine bestimmte [[Momentangeschwindigkeit]] zuordnen. Die Geschwindigkeit hat eine Richtung, die der Bewegungsrichtung zum jeweiligen Zeitpunkt entspricht. Die Geschwindigkeit ist ein Vektor, der am betreffenden Punkt tangential zur Bahnkurve liegt.
Die [[Geschwindigkeit]] ist das Verhältnis der Länge eines kleinen, zumindest näherungsweise geraden Stückes der Bahnkurve zu der Zeitspanne, die der Massenpunkt braucht, um dieses Wegstück zurückzulegen. Je kleiner das Wegstück, desto genauer lässt sich einem Ort und Zeitpunkt eine bestimmte [[Momentangeschwindigkeit]] zuordnen. Die Geschwindigkeit hat eine Richtung, die der Bewegungsrichtung zum jeweiligen Zeitpunkt entspricht, und einen Betrag, der umgangssprachlich oft als ''Tempo'' bezeichnet wird. Die Geschwindigkeit ist ein Vektor, der am betreffenden Punkt tangential zur Bahnkurve liegt.


Beim Fortschreiten auf der Bahnkurve kann die Geschwindigkeit einerseits ihren Betrag und andererseits ihre Richtung ändern. Was in der Umgangssprache je nach Gegebenheit als Beschleunigung, Abbremsung oder Abbiegen bezeichnet wird, heißt in Physik und Technik einheitlich [[Beschleunigung]]. Beschleunigung ist definiert als das Verhältnis der Änderung des Geschwindigkeitsvektors zu der Zeitspanne, in der sich diese Änderung vollzieht. Bei [[Beschleunigung#Beschleunigung entlang eines Weges|Tangentialbeschleunigung]] ändert sich nur der Betrag der Geschwindigkeit, bei [[Beschleunigung#Beschleunigung entlang eines Weges|Normalbeschleunigung]] nur die Richtung. Im allgemeinen Fall ergibt die Vektorsumme aus Tangentialbeschleunigung und Normalbeschleunigung den Beschleunigungsvektor.
Beim Fortschreiten auf der Bahnkurve kann sich sowohl der Betrag als auch die Richtung der Geschwindigkeit ändern. Umgangssprachlich wird das erste als Beschleunigen oder Abbremsen bezeichnet, das zweite oft als Abbiegen oder „einen Bogen machen“. In Physik und Technik wird für alles zusammen der Begriff [[Beschleunigung]] verwendet. Die Beschleunigung ist ein Vektor, der als das Verhältnis der Änderung des Geschwindigkeitsvektors zu der Zeitspanne, in der sich diese Änderung vollzieht, definiert ist. Eine [[Beschleunigung#Beschleunigung entlang eines Weges|Tangentialbeschleunigung]] ändert nur den Betrag, eine [[Beschleunigung#Beschleunigung entlang eines Weges|Normalbeschleunigung]] nur die Richtung der Geschwindigkeit. Im allgemeinen Fall ergibt die Vektorsumme aus Tangentialbeschleunigung und Normalbeschleunigung den gesamten Beschleunigungsvektor.


Mathematisch gesehen ist das Weg-Zeit-Gesetz eines punktförmigen Objektes, also der Ortsvektor <math>\vec r(t)</math>, eine stetige [[Funktion (Mathematik)|Funktion]] der Zeit. Ist sie auch [[Differenzierbarkeit|differenzierbar]], bildet die erste Ableitung den Geschwindigkeitsvektor, die zweite Ableitung den Beschleunigungsvektor.
Mathematisch gesehen ist das Weg-Zeit-Gesetz eines punktförmigen Objektes, also der Ortsvektor <math>\vec r(t)</math>, eine stetige [[Funktion (Mathematik)|Funktion]] der Zeit. Ist sie auch [[Differenzierbarkeit|differenzierbar]], bildet die erste Ableitung den Geschwindigkeitsvektor, die zweite Ableitung den Beschleunigungsvektor.


== Spezielle Formen der Bewegung einzelner Objekte ==
=== Dynamik des Massepunktes ===
{{Hauptartikel|Dynamik (Physik)|Newtonsche Gesetze}}
In der [[Isaac Newton|Newtonschen]] Mechanik werden Bewegungen durch [[Kraft|Kräfte]] beeinflusst. Newton fasste die Wirkung der Kräfte in den drei [[Newtonsche Gesetze|Newtonschen Gesetze]] zusammen:
# Trägheitssatz: Wenn keine äußeren Kräfte auf einen Massepunkt wirken oder – was gleichbedeutend ist – wenn er sich im [[Kräftegleichgewicht]] befindet, ändert sich sein Bewegungszustand nicht. Das bedeutet, dass sich weder die Bewegungsrichtung noch der Betrag der Geschwindigkeit ändern. Der Massepunkt bewegt sich also gleichförmig und geradlinig.
# Grundgleichung der Mechanik: Wenn eine resultierende Kraft <math>\vec F</math> an einem Massepunkt angreift, so erfährt dieser eine Beschleunigung <math>\vec a</math>, die umso größer ist, je stärker die Kraft und je kleiner seine Masse <math>m</math> ist. Dies wird durch die Gleichung <math>\vec F = m \vec a</math> ausgedrückt.
# Wechselwirkungsprinzip („actio = reactio“): Wenn ein Körper eine Kraft auf einen zweiten Körper ausübt, so erfährt er von diesem ebenso eine Kraft. Die beiden Kräfte haben denselben Betrag, aber entgegengesetzte Richtungen.
 
Aus dem zweiten Newtonschen Gesetz ergibt sich die [[Bewegungsgleichung]] als eine [[Differentialgleichung]], deren Lösung das [[Weg-Zeit-Gesetz]] ist. In der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]] sind die Bewegungsgleichungen gewöhnliche Differentialgleichungen zweiter Ordnung in der Zeit. Durch die Festlegung von Ort und Geschwindigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt als [[Anfangsbedingung]]en ist die weitere Zeitentwicklung eindeutig bestimmt. Mit anderen Worten: Kennt man alle angreifenden Kräfte, so kann man – ausgehend von den Anfangsbedingungen – die Bewegung des Objekts vorhersagen oder auch zurückrechnen. In der klassischen Mechanik verhalten sich die Bewegungen von Massepunkten also streng [[Determinismus|deterministisch]]. Von einer ''[[Chaosforschung|chaotischen]]'' Bewegung spricht man jedoch, wenn die Bewegungsgleichung so beschaffen ist, dass kleinste Änderungen in den Anfangsbedingungen große Änderungen in der sich ergebenden Bewegung zur Folge haben. Dann ist eine Voraussage der zukünftigen Entwicklung des Systems ''de facto'' nicht möglich. Ein Beispiel hierfür ist das ''[[Dreikörperproblem]]''.


=== Geradlinig gleichförmige Bewegung ===
Neben den Newtonschen Bewegungsgleichungen gibt es noch andere Formulierungen der Dynamik, siehe hierzu [[D’Alembertsches Prinzip]], [[Lagrange-Formalismus]] und [[Hamiltonsche Mechanik]].
Von geradlinig [[Gleichförmige Bewegung|gleichförmiger Bewegung]] spricht man, wenn die Bahnkurve ein [[Gerade]]nabschnitt ist und die Geschwindigkeit an jedem Punkt der Bahn die gleiche ist. Eine geradlinig gleichförmige Bewegung liegt genau dann vor, wenn die Beschleunigung überall Null ist.


=== Gleichmäßig beschleunigte Bewegung ===
==== Impuls ====
Bei einer [[Gleichmäßige Bewegung|gleichmäßig beschleunigten Bewegung]] hat die [[Beschleunigung]] in jedem Punkt der Bahnkurve den gleichen Betrag und die gleiche Richtung. Die Bahnkurve einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung ist entweder ein Geradenabschnitt oder eine [[Wurfparabel|Parabel]].
{{Hauptartikel|Impuls (Physik)}}
Da das Verhalten eines Massepunktes ganz wesentlich von seiner [[Trägheit]] abhängt, die durch seine Masse <math>m</math> gegeben ist, ist es oft sinnvoll, die Bewegung nicht durch die Geschwindigkeit <math>\vec v</math>, sondern durch den [[Impuls (Physik)|Impuls]] <math>\vec p = m \vec v</math> zu beschreiben. Für diesen gilt:
* Solange keine Kräfte wirken, ändert sich der Impuls nicht. ([[Impulserhaltungssatz]])
* Impuls kann von einem Körper auf einen anderen übertragen werden. Dabei wirkt eine Kraft zwischen den beiden Körpern.
* Die angreifende Kraft bestimmt die ''Rate'', mit der sich der Impuls eines Körpers mit der Zeit ändert.
* Betrachtet man mehrere Massepunkte, die sich gegenseitig beeinflussen, aber keine ''äußeren'' Kräfte erfahren, so ändert sich der Gesamtimpuls nicht. Der [[Massenmittelpunkt|Schwerpunkt]] des Systems bewegt sich dann gleichförmig und geradlinig. ([[Schwerpunktsatz]])


=== Kreisbewegung ===
==== Kinetische Energie ====
Bei einer [[Kreisbewegung]] ist die Bahnkurve kreisförmig. Der Geschwindigkeitsvektor bildet zu jedem Zeitpunkt mit dem Radius einen rechten Winkel und zeigt daher in tangentialer Richtung. Wenn bei einer Kreisbewegung der Betrag der Geschwindigkeit überall gleich ist, dann handelt es sich um die [[gleichförmige Kreisbewegung]]. Bei ihr ist die Tangentialbeschleunigung gleich Null und die Normalbeschleunigung stets zum Kreismittelpunkt gerichtet.
{{Hauptartikel|Kinetische Energie}}
Jeder Massepunkt, der sich bewegt, besitzt eine gewisse Bewegungsenergie, auch „kinetische Energie“ genannt. In der [[Relativitätstheorie|nichtrelativistischen]] Mechanik berechnet sich die kinetische Energie nach der Gleichung: <math>E_\mathrm{kin}=\frac 1 2 m v^2=\frac {p^2}{2m}</math>.


=== Periodische Bewegung ===
== Bewegung starrer Körper ==
Bei einer periodischen Bewegung kehrt das Beobachtungsobjekt nach einer gewissen Zeit, der [[Periode (Physik)|Periodendauer]], wieder an den Ausgangsort zurück und hat dabei die gleiche Richtung und die gleiche Geschwindigkeit. Periodische Bewegungen haben geschlossene Bahnkurven. Die Kreisbewegung ist ein Spezialfall einer periodischen Bewegung.


=== Harmonische Schwingung ===
{{Hauptartikel|Starrer Körper}}
Ein weiteres Beispiel einer periodischen Bewegung ist die [[Schwingung#Harmonische Schwingung|harmonische Schwingung]], bei der die Veränderung des Ortes mit der Zeit einer [[Sinus]]-Funktion folgt. Ein klassisches Beispiel für einen harmonisch schwingenden Gegenstand ist ein [[Federpendel]]. Allgemein schwingt jedes Objekt harmonisch, das geringfügig aus einer [[Gleichgewichtslage]] ausgelenkt wird. Durch [[Fourieranalyse]] lässt sich jede periodische Bewegung als Summe aus harmonischen Schwingungen darstellen, deren Frequenzen ganzzahlige Vielfache der [[Grundfrequenz]], dem Kehrwert der Periodendauer, sind.


=== Ergodische Bewegung ===
Die Bewegung eines [[Starrer Körper|starren Körpers]] lässt sich in die Bewegung des [[Massenmittelpunkt|Schwerpunktes]] ([[Translation (Physik)|Translation]]) und [[Rotation (Physik)|Drehbewegungen]] des Körpers um Achsen, die durch den Schwerpunkt gehen, zerlegen. Für ersteres gilt dasselbe wie für Massepunkte beschrieben. Die Bewegungsgleichungen für die Rotation heißen [[Eulersche Gleichungen (Kreiseltheorie)|Eulersche Gleichungen]]. Stabile Drehbewegungen ergeben sich nur um diejenigen Achsen, bezüglich derer das [[Trägheitsmoment]] des Körpers minimal oder maximal ist.
Bei einer ergodischen Bewegung füllt die Bahnkurve einen Raumausschnitt gleichmäßig.<ref>Richard Courand, Herbert Robbins: ''Was ist Mathematik?'' 5. Auflage. {{Google Buch|BuchID=-LNnicYfHxQC&pg|Seite=268}}</ref>


== Dynamik ==
== Bewegung von Flüssigkeiten und Gasen ==
Eine geradlinig-gleichförmige Bewegung eines punktförmigen Objekts setzt sich, nachdem sie einmal in Gang gesetzt ist, ohne weiteres Eingreifen ungeändert ständig fort ([[Trägheitsprinzip]] der Mechanik). Für alle Änderungen wird das Einwirken einer [[Kraft]] verantwortlich gemacht. Dies ist gleichzeitig die grundlegende Definition der Kraft in der Physik und Technik.


=== Bewegungsgleichungen ===
{{Hauptartikel|Strömungslehre}}
Eine [[Bewegungsgleichung]] ist eine [[Differentialgleichung]], deren Lösung das [[Weg-Zeit-Gesetz]] ist. In der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]] sind die Bewegungsgleichungen gewöhnliche Differentialgleichungen zweiter Ordnung in der Zeit. Die [[Newtonsche Gesetze#Zweites newtonsches Gesetz|Grundgleichung der Mechanik]] stellt eine Beziehung zwischen der angreifenden Kraft und der zweiten Ableitung des Ortsvektors nach der Zeit her. Durch die Festlegung von Ort und Geschwindigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt als [[Anfangsbedingung]]en ist die weitere Zeitentwicklung eindeutig bestimmt. Mit anderen Worten: Kennt man alle angreifenden Kräfte, so kann man – ausgehend von den Anfangsbedingungen – die Bewegung des Objekts vorhersagen oder auch zurückrechnen.


=== Chaotische Bewegung ===
Die Bewegung von deformierbaren Körpern (insbesondere [[Flüssigkeit]]en und [[Gas]]e) lässt sich nicht mehr durch einige wenige Bahnkurven beschreiben.
Von einer [[Chaosforschung|chaotischen]] Bewegung spricht man, wenn die Bewegungsgleichung so beschaffen ist, dass kleinste Änderungen in den Anfangsbedingungen große Änderungen in der sich ergebenden Bewegung zur Folge haben.


== Bewegung mehrerer Objekte ==
Je nach Art der Bewegung unterscheidet man folgende Fälle:


=== Bewegung starrer Körper ===
* [[stationäre Strömung]]: Das Strömungsbild ist zeitlich konstant.
* [[laminare Strömung]]: Das Fluid lässt sich in einzelne Strömungsfäden zerlegen, die sich nicht vermischen.
* [[turbulente Strömung]]: Die Strömung ist weder stationär noch laminar. Es treten in allen Größenskalen Verwirbelungen auf.


{{Hauptartikel|Starrer Körper}}
Bei der Charakterisierung einer Strömung hilft die [[Reynolds-Zahl]].


Die Bewegung eines [[Starrer Körper|starren Körpers]] lässt sich in die Bewegung des [[Massenmittelpunkt|Schwerpunktes]] ([[Translation (Physik)|Translation]]) und [[Rotation (Physik)|Drehbewegungen]] des Körpers um Achsen, die durch den Schwerpunkt gehen, zerlegen. Die Bewegungsgleichungen für die Rotation heißen [[Eulersche Gleichungen (Kreiseltheorie)|Eulersche Gleichungen]]. Stabile Drehbewegungen ergeben sich nur um diejenigen Achsen, bezüglich derer das [[Trägheitsmoment]] des Körpers minimal oder maximal ist.
Die Bewegungsgleichungen von [[Flüssigkeit]]en und [[Gas]]en sind die [[Navier-Stokes-Gleichungen]]. Sie werden aus der [[Newtonsche Gesetze#Zweites Newtonsches Gesetz|Grundgleichung der Mechanik]] hergeleitet.


=== Statistische Betrachtung von Bewegung ===
== Spezielle Formen der Bewegung einzelner Objekte ==


{{Hauptartikel|Statistische Mechanik}}
=== Geradlinig gleichförmige Bewegung ===
Von geradlinig [[Gleichförmige Bewegung|gleichförmiger Bewegung]] spricht man, wenn die Bahnkurve ein [[Gerade]]nabschnitt ist und die Geschwindigkeit an jedem Punkt der Bahn die gleiche ist. Eine geradlinig gleichförmige Bewegung liegt genau dann vor, wenn die Beschleunigung überall Null ist.


Die Bewegungen einer großen Zahl gleichartiger Objekte, z.&nbsp;B. der Moleküle eines Gases, beschreibt man statistisch. Dabei bezeichnet man die Gesamtheit aller möglichen Bewegungszustände aller Objekte, die mit den gemessenen [[Zustandsgröße]]n (z.&nbsp;B. Energie, Volumen und Teilchenzahl) verträglich sind, als [[Ensemble (Physik)|Ensemble]]. Man postuliert dann, dass alle möglichen Bewegungszustände gleich wahrscheinlich sind und leitet daraus Aussagen über [[Wahrscheinlichkeitsverteilung]]en der physikalischen Größen ab. Die [[Maxwell-Boltzmann-Verteilung]] gibt beispielsweise die (Wahrscheinlichkeits-)Verteilung des Betrages der Teilchengeschwindigkeiten in einem [[Ideales Gas|idealen Gas]] wieder.
=== Gleichmäßig beschleunigte Bewegung ===
Bei einer [[Gleichmäßige Bewegung|gleichmäßig beschleunigten Bewegung]] hat die [[Beschleunigung]] in jedem Punkt der Bahnkurve den gleichen Betrag und die gleiche Richtung. Die Bahnkurve einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung ist entweder ein Geradenabschnitt oder eine [[Wurfparabel|Parabel]].


=== Bewegung von Flüssigkeiten und Gasen ===
=== Kreisbewegung ===
Bei einer [[Kreisbewegung]] ist die Bahnkurve kreisförmig. Der Geschwindigkeitsvektor bildet zu jedem Zeitpunkt mit dem Radius einen rechten Winkel und zeigt daher in tangentiale Richtung. Wenn bei einer Kreisbewegung der Betrag der Geschwindigkeit überall gleich ist, dann handelt es sich um die [[gleichförmige Kreisbewegung]]. Bei ihr ist die Tangentialbeschleunigung gleich Null und die Normalbeschleunigung stets zum Kreismittelpunkt gerichtet.


{{Hauptartikel|Strömungslehre}}
=== Periodische Bewegung ===
Bei einer periodischen Bewegung kehrt das Beobachtungsobjekt nach einer gewissen Zeit, der [[Periode (Physik)|Periodendauer]], wieder an den Ausgangsort zurück und hat dabei die gleiche Richtung und die gleiche Geschwindigkeit. Periodische Bewegungen haben geschlossene Bahnkurven. Die Kreisbewegung ist ein Spezialfall einer periodischen Bewegung.


Die Bewegung von deformierbaren Körpern (insbesondere [[Flüssigkeit]]en und [[Gas]]e) lässt sich nicht mehr durch einige wenige Bahnkurven beschreiben.
=== Harmonische Schwingung ===
Ein weiteres Beispiel einer periodischen Bewegung ist die [[Schwingung#Harmonische Schwingung|harmonische Schwingung]], bei der die Veränderung des Ortes mit der Zeit einer [[Sinus]]-Funktion folgt. Ein klassisches Beispiel für einen harmonisch schwingenden Gegenstand ist ein [[Federpendel]]. Allgemein schwingt jedes Objekt harmonisch, das geringfügig aus einer [[Gleichgewichtslage]] ausgelenkt wird. Durch [[Fourieranalyse]] lässt sich jede periodische Bewegung als Summe aus harmonischen Schwingungen darstellen, deren Frequenzen ganzzahlige Vielfache der [[Grundfrequenz]], dem Kehrwert der Periodendauer, sind.


Je nach Art der Bewegung unterscheidet man folgende Fälle:
=== Ergodische Bewegung ===
Bei einer [[Ergodizität|ergodischen]] Bewegung füllt die Bahnkurve einen Raumausschnitt gleichmäßig.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Courand, Herbert Robbins |Titel=Was ist Mathematik? |Auflage=5 |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2010 |ISBN=978-3-642-13701-3 |Online={{Google Buch |BuchID=-LNnicYfHxQC |Seite=268}}}}</ref>


* [[stationäre Strömung]]: Das Strömungsbild ist zeitlich konstant.
== Statistische Betrachtung von zahlreichen Objekten ==
* [[laminare Strömung]]: Das Fluid lässt sich in einzelne Strömungsfäden zerlegen, die sich nicht vermischen.
* [[turbulente Strömung]]: Die Strömung ist weder stationär noch laminar. Es treten in allen Größenskalen Verwirbelungen auf.


Bei der Charakterisierung einer Strömung hilft die [[Reynolds-Zahl]].
{{Hauptartikel|Statistische Mechanik}}


Die Bewegungsgleichungen von [[Flüssigkeit]]en und [[Gas]]en sind die [[Navier-Stokes-Gleichungen]]. Sie werden aus der [[Newtonsche Gesetze#Zweites newtonsches Gesetz|Grundgleichung der Mechanik]] hergeleitet.
Die Bewegungen einer großen Zahl gleichartiger Objekte, z.&nbsp;B. der Moleküle eines Gases, beschreibt man statistisch. Dabei bezeichnet man die Gesamtheit aller möglichen Bewegungszustände aller Objekte, die mit den gemessenen [[Zustandsgröße]]n (z.&nbsp;B. Energie, Volumen und Teilchenzahl) verträglich sind, als [[Ensemble (Physik)|Ensemble]]. Man postuliert dann, dass alle möglichen Bewegungszustände gleich wahrscheinlich sind und leitet daraus Aussagen über [[Wahrscheinlichkeitsverteilung]]en der physikalischen Größen ab. Die [[Maxwell-Boltzmann-Verteilung]] gibt beispielsweise die (Wahrscheinlichkeits-)Verteilung des Betrages der Teilchengeschwindigkeiten in einem [[Ideales Gas|idealen Gas]] wieder.


== Bewegung im mikroskopischen Maßstab ==
== Bewegung im mikroskopischen Maßstab ==
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[[Kategorie:Kinematik| Bewegung #Physik]]
[[Kategorie:Klassische Mechanik]]

Aktuelle Version vom 1. März 2022, 18:27 Uhr

Als Bewegung im physikalischen Sinne versteht man die Änderung des Ortes eines Massenpunktes oder eines physikalischen Körpers mit der Zeit.

Die zwei Fachgebiete der Physik, die sich als Bewegungslehre mit der Bewegung befassen, sind:

  • die Kinematik als Lehre der Beschreibung von Bewegung
  • die Dynamik (in der Technischen Mechanik: die Kinetik) als Lehre der Ursachen von Bewegung

Bewegung von Massenpunkten

Ein Massenpunkt ist die theoretische Idealisierung eines physikalischen Körpers. Man geht davon aus, dass die gesamte Masse des Körpers in einem einzelnen Punkt vereinigt ist, und dass dadurch Rotationen des Körpers um seine eigene Achse für die Beschreibung der Bewegung unerheblich sind.

Die Gesamtheit aller Orte, an denen sich ein solcher Massenpunkt im Laufe einer Bewegung befindet, nennt man Bahnkurve oder Trajektorie. Bahnkurven sind immer ununterbrochen (d. h. im mathematischen Sinne stetig) und, sofern die Bewegung in keinem Punkt der Bahnkurve zum Stillstand kommt, auch glatt (d. h. im mathematischen Sinne differenzierbar). Ist zu jedem Zeitpunkt $ t $ der Ort $ {\vec {r}} $ bekannt, bezeichnet man die Funktion $ {\vec {r}}(t) $ als Weg-Zeit-Gesetz der Bewegung.

Relativität der Bewegung

Zur eindeutigen Beschreibung des Ortes, der Geschwindigkeit usw. ist ein Bezugssystem erforderlich, das sowohl den Koordinatenursprung als auch den Zustand der Ruhe definiert. Das Bezugssystem kann willkürlich gewählt werden; jedoch hängt die Beschreibung der Bewegung von dieser Wahl ab. In der Regel wird angenommen, dass sich der Beobachter selbst in Ruhe befindet. Da verschiedene Beobachter dieselbe Bewegung unterschiedlich beschreiben, beinhaltet eine passende Formulierung oft den Begriff der „Relativbewegung“. Eine Person auf dem Beifahrersitz eines fahrenden Autos bewegt sich beispielsweise aus der Sicht eines Fußgängers am Fahrbahnrand (sprich: „relativ“ zum Fußgänger), während sie aus Sicht des Fahrers ruht.

Geschwindigkeit und Beschleunigung

Die Geschwindigkeit ist das Verhältnis der Länge eines kleinen, zumindest näherungsweise geraden Stückes der Bahnkurve zu der Zeitspanne, die der Massenpunkt braucht, um dieses Wegstück zurückzulegen. Je kleiner das Wegstück, desto genauer lässt sich einem Ort und Zeitpunkt eine bestimmte Momentangeschwindigkeit zuordnen. Die Geschwindigkeit hat eine Richtung, die der Bewegungsrichtung zum jeweiligen Zeitpunkt entspricht, und einen Betrag, der umgangssprachlich oft als Tempo bezeichnet wird. Die Geschwindigkeit ist ein Vektor, der am betreffenden Punkt tangential zur Bahnkurve liegt.

Beim Fortschreiten auf der Bahnkurve kann sich sowohl der Betrag als auch die Richtung der Geschwindigkeit ändern. Umgangssprachlich wird das erste als Beschleunigen oder Abbremsen bezeichnet, das zweite oft als Abbiegen oder „einen Bogen machen“. In Physik und Technik wird für alles zusammen der Begriff Beschleunigung verwendet. Die Beschleunigung ist ein Vektor, der als das Verhältnis der Änderung des Geschwindigkeitsvektors zu der Zeitspanne, in der sich diese Änderung vollzieht, definiert ist. Eine Tangentialbeschleunigung ändert nur den Betrag, eine Normalbeschleunigung nur die Richtung der Geschwindigkeit. Im allgemeinen Fall ergibt die Vektorsumme aus Tangentialbeschleunigung und Normalbeschleunigung den gesamten Beschleunigungsvektor.

Mathematisch gesehen ist das Weg-Zeit-Gesetz eines punktförmigen Objektes, also der Ortsvektor $ {\vec {r}}(t) $, eine stetige Funktion der Zeit. Ist sie auch differenzierbar, bildet die erste Ableitung den Geschwindigkeitsvektor, die zweite Ableitung den Beschleunigungsvektor.

Dynamik des Massepunktes

Hauptartikel: Newtonsche Gesetze

In der Newtonschen Mechanik werden Bewegungen durch Kräfte beeinflusst. Newton fasste die Wirkung der Kräfte in den drei Newtonschen Gesetze zusammen:

  1. Trägheitssatz: Wenn keine äußeren Kräfte auf einen Massepunkt wirken oder – was gleichbedeutend ist – wenn er sich im Kräftegleichgewicht befindet, ändert sich sein Bewegungszustand nicht. Das bedeutet, dass sich weder die Bewegungsrichtung noch der Betrag der Geschwindigkeit ändern. Der Massepunkt bewegt sich also gleichförmig und geradlinig.
  2. Grundgleichung der Mechanik: Wenn eine resultierende Kraft $ {\vec {F}} $ an einem Massepunkt angreift, so erfährt dieser eine Beschleunigung $ {\vec {a}} $, die umso größer ist, je stärker die Kraft und je kleiner seine Masse $ m $ ist. Dies wird durch die Gleichung $ {\vec {F}}=m{\vec {a}} $ ausgedrückt.
  3. Wechselwirkungsprinzip („actio = reactio“): Wenn ein Körper eine Kraft auf einen zweiten Körper ausübt, so erfährt er von diesem ebenso eine Kraft. Die beiden Kräfte haben denselben Betrag, aber entgegengesetzte Richtungen.

Aus dem zweiten Newtonschen Gesetz ergibt sich die Bewegungsgleichung als eine Differentialgleichung, deren Lösung das Weg-Zeit-Gesetz ist. In der klassischen Mechanik sind die Bewegungsgleichungen gewöhnliche Differentialgleichungen zweiter Ordnung in der Zeit. Durch die Festlegung von Ort und Geschwindigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt als Anfangsbedingungen ist die weitere Zeitentwicklung eindeutig bestimmt. Mit anderen Worten: Kennt man alle angreifenden Kräfte, so kann man – ausgehend von den Anfangsbedingungen – die Bewegung des Objekts vorhersagen oder auch zurückrechnen. In der klassischen Mechanik verhalten sich die Bewegungen von Massepunkten also streng deterministisch. Von einer chaotischen Bewegung spricht man jedoch, wenn die Bewegungsgleichung so beschaffen ist, dass kleinste Änderungen in den Anfangsbedingungen große Änderungen in der sich ergebenden Bewegung zur Folge haben. Dann ist eine Voraussage der zukünftigen Entwicklung des Systems de facto nicht möglich. Ein Beispiel hierfür ist das Dreikörperproblem.

Neben den Newtonschen Bewegungsgleichungen gibt es noch andere Formulierungen der Dynamik, siehe hierzu D’Alembertsches Prinzip, Lagrange-Formalismus und Hamiltonsche Mechanik.

Impuls

Da das Verhalten eines Massepunktes ganz wesentlich von seiner Trägheit abhängt, die durch seine Masse $ m $ gegeben ist, ist es oft sinnvoll, die Bewegung nicht durch die Geschwindigkeit $ {\vec {v}} $, sondern durch den Impuls $ {\vec {p}}=m{\vec {v}} $ zu beschreiben. Für diesen gilt:

  • Solange keine Kräfte wirken, ändert sich der Impuls nicht. (Impulserhaltungssatz)
  • Impuls kann von einem Körper auf einen anderen übertragen werden. Dabei wirkt eine Kraft zwischen den beiden Körpern.
  • Die angreifende Kraft bestimmt die Rate, mit der sich der Impuls eines Körpers mit der Zeit ändert.
  • Betrachtet man mehrere Massepunkte, die sich gegenseitig beeinflussen, aber keine äußeren Kräfte erfahren, so ändert sich der Gesamtimpuls nicht. Der Schwerpunkt des Systems bewegt sich dann gleichförmig und geradlinig. (Schwerpunktsatz)

Kinetische Energie

Jeder Massepunkt, der sich bewegt, besitzt eine gewisse Bewegungsenergie, auch „kinetische Energie“ genannt. In der nichtrelativistischen Mechanik berechnet sich die kinetische Energie nach der Gleichung: $ E_{\mathrm {kin} }={\frac {1}{2}}mv^{2}={\frac {p^{2}}{2m}} $.

Bewegung starrer Körper

Die Bewegung eines starren Körpers lässt sich in die Bewegung des Schwerpunktes (Translation) und Drehbewegungen des Körpers um Achsen, die durch den Schwerpunkt gehen, zerlegen. Für ersteres gilt dasselbe wie für Massepunkte beschrieben. Die Bewegungsgleichungen für die Rotation heißen Eulersche Gleichungen. Stabile Drehbewegungen ergeben sich nur um diejenigen Achsen, bezüglich derer das Trägheitsmoment des Körpers minimal oder maximal ist.

Bewegung von Flüssigkeiten und Gasen

Die Bewegung von deformierbaren Körpern (insbesondere Flüssigkeiten und Gase) lässt sich nicht mehr durch einige wenige Bahnkurven beschreiben.

Je nach Art der Bewegung unterscheidet man folgende Fälle:

  • stationäre Strömung: Das Strömungsbild ist zeitlich konstant.
  • laminare Strömung: Das Fluid lässt sich in einzelne Strömungsfäden zerlegen, die sich nicht vermischen.
  • turbulente Strömung: Die Strömung ist weder stationär noch laminar. Es treten in allen Größenskalen Verwirbelungen auf.

Bei der Charakterisierung einer Strömung hilft die Reynolds-Zahl.

Die Bewegungsgleichungen von Flüssigkeiten und Gasen sind die Navier-Stokes-Gleichungen. Sie werden aus der Grundgleichung der Mechanik hergeleitet.

Spezielle Formen der Bewegung einzelner Objekte

Geradlinig gleichförmige Bewegung

Von geradlinig gleichförmiger Bewegung spricht man, wenn die Bahnkurve ein Geradenabschnitt ist und die Geschwindigkeit an jedem Punkt der Bahn die gleiche ist. Eine geradlinig gleichförmige Bewegung liegt genau dann vor, wenn die Beschleunigung überall Null ist.

Gleichmäßig beschleunigte Bewegung

Bei einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung hat die Beschleunigung in jedem Punkt der Bahnkurve den gleichen Betrag und die gleiche Richtung. Die Bahnkurve einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung ist entweder ein Geradenabschnitt oder eine Parabel.

Kreisbewegung

Bei einer Kreisbewegung ist die Bahnkurve kreisförmig. Der Geschwindigkeitsvektor bildet zu jedem Zeitpunkt mit dem Radius einen rechten Winkel und zeigt daher in tangentiale Richtung. Wenn bei einer Kreisbewegung der Betrag der Geschwindigkeit überall gleich ist, dann handelt es sich um die gleichförmige Kreisbewegung. Bei ihr ist die Tangentialbeschleunigung gleich Null und die Normalbeschleunigung stets zum Kreismittelpunkt gerichtet.

Periodische Bewegung

Bei einer periodischen Bewegung kehrt das Beobachtungsobjekt nach einer gewissen Zeit, der Periodendauer, wieder an den Ausgangsort zurück und hat dabei die gleiche Richtung und die gleiche Geschwindigkeit. Periodische Bewegungen haben geschlossene Bahnkurven. Die Kreisbewegung ist ein Spezialfall einer periodischen Bewegung.

Harmonische Schwingung

Ein weiteres Beispiel einer periodischen Bewegung ist die harmonische Schwingung, bei der die Veränderung des Ortes mit der Zeit einer Sinus-Funktion folgt. Ein klassisches Beispiel für einen harmonisch schwingenden Gegenstand ist ein Federpendel. Allgemein schwingt jedes Objekt harmonisch, das geringfügig aus einer Gleichgewichtslage ausgelenkt wird. Durch Fourieranalyse lässt sich jede periodische Bewegung als Summe aus harmonischen Schwingungen darstellen, deren Frequenzen ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz, dem Kehrwert der Periodendauer, sind.

Ergodische Bewegung

Bei einer ergodischen Bewegung füllt die Bahnkurve einen Raumausschnitt gleichmäßig.[1]

Statistische Betrachtung von zahlreichen Objekten

Die Bewegungen einer großen Zahl gleichartiger Objekte, z. B. der Moleküle eines Gases, beschreibt man statistisch. Dabei bezeichnet man die Gesamtheit aller möglichen Bewegungszustände aller Objekte, die mit den gemessenen Zustandsgrößen (z. B. Energie, Volumen und Teilchenzahl) verträglich sind, als Ensemble. Man postuliert dann, dass alle möglichen Bewegungszustände gleich wahrscheinlich sind und leitet daraus Aussagen über Wahrscheinlichkeitsverteilungen der physikalischen Größen ab. Die Maxwell-Boltzmann-Verteilung gibt beispielsweise die (Wahrscheinlichkeits-)Verteilung des Betrages der Teilchengeschwindigkeiten in einem idealen Gas wieder.

Bewegung im mikroskopischen Maßstab

Die Vorstellung von punktförmigen Teilchen, die sich mit wohldefinierten Geschwindigkeiten auf einer Bahnkurve bewegen, ist in Wahrheit ein Modell, das nur ab einer gewissen Größe des Maßstabes tragfähig ist. Das Modell der Bahnkurve versagt beispielsweise bei der Bewegung von Elektronen in einem Atom, von Leitungselektronen in einem Metall, von Protonen und Neutronen in einem Atomkern oder von Photonen.

Um die genannten Situationen zu analysieren, muss man zur exakteren Darstellung, der Quantenmechanik, übergehen, in der man physikalische Objekte durch eine Wellenfunktion beschreibt. Aus der Wellenfunktion kann man ableiten, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich ein Objekt an einem bestimmten Ort befindet oder eine bestimmte Geschwindigkeit hat. Die heisenbergsche Unschärferelation begrenzt dabei die Genauigkeit einer gleichzeitigen Messung von Ort und Geschwindigkeit; außerdem wirkt sich jede Messung auf die Wellenfunktion aus und verändert die zukünftige Zeitentwicklung der Wahrscheinlichkeiten.

Einzelnachweise

  1. Richard Courand, Herbert Robbins: Was ist Mathematik? 5. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-13701-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).