Doppelspaltexperiment: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Double-slit de.svg|mini|Doppelspaltexperiment]]
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Beim '''Doppelspaltexperiment''' lässt man Wellen, zum Beispiel [[Kohärenz (Physik)|kohärente]] [[Licht]]wellen, durch eine Blende mit zwei schmalen, parallelen [[Optischer Spalt|Spalten]] treten.
Auf einem Beobachtungsschirm in einer Distanz zur Blende, die sehr viel größer ist als der Abstand ''a'' der beiden Spalte, zeigt sich ein [[Interferenz (Physik)|Interferenzmuster]].
Dieses Muster entsteht durch [[Beugung (Physik)|Beugung]] der Wellenausbreitung am Doppelspalt. Bei [[Monochromatisches Licht|monochromatischem]] Licht (z. B. von einem [[Laser]]) besteht dieses Muster auf dem Schirm aus hellen Streifen (Maxima) und dunklen Streifen (Minima). Voraussetzung zur Beobachtung des Interferenzmusters ist, dass die Wellenlänge ''λ'' kleiner als der Abstand ''a'' der beiden Spalte ist.


Das Experiment wurde [[1802]] von [[Thomas Young (Physiker)|Thomas Young]] durchgeführt, um der [[Wellentheorie des Lichts]] den Vorrang vor der [[Korpuskeltheorie]] zu geben. Der Streit zwischen diesen beiden Theorien schien bis zu [[Albert Einstein|Einsteins]] Arbeiten zum [[Photoelektrischer Effekt|Photoelektrischen Effekt]] entschieden. Seither dient es insbesondere dazu, in der [[Quantenmechanik]] den [[Welle-Teilchen-Dualismus]] zu illustrieren. Es kann nicht nur mit Licht, sondern auch mit Teilchen ([[Elektron]]en, [[Neutron]]en, [[Atom]]en, [[Molekül]]en wie z. B. [[Fullerene]]n) durchgeführt werden. Die dabei beobachteten Interferenzmuster zeigen, dass auch Objekte Welleneigenschaften haben, die in der klassischen Physik nur als Teilchen angesehen werden. Bei diesen [[Materiewelle]]n tritt die [[De-Broglie-Wellenlänge]] an die Stelle der Wellenlänge des Lichts.
Beim '''Doppelspaltexperiment''' treten [[Kohärenz (Physik)|kohärente]] Wellen, zum Beispiel [[Licht]]- oder [[Materiewelle]]n, durch zwei schmale, parallele [[Optischer Spalt|Spalte]]<!--das ist der richtige Plural, vgl. [https://www.duden.de/rechtschreibung/Spalt]--> und werden auf einem Beobachtungsschirm aufgefangen, dessen Distanz zum Doppelspalt sehr viel größer ist als der Abstand der beiden Spalte. Es zeigt sich ein [[Interferenz (Physik)|Interferenzmuster]]. Dieses Muster entsteht durch [[Beugung (Physik)|Beugung]] der Wellenausbreitung am Doppelspalt. Bei Wellen mit einheitlicher [[Wellenlänge]], z.&nbsp;B. bei [[Monochromatisches Licht|monochromatischem]] Licht von einem [[Laser]], besteht dieses Muster auf dem Schirm aus abwechselnd hellen und dunklen Streifen (Maxima bzw. Minima), wenn der Abstand der beiden Spalte  nicht kleiner ist als die Wellenlänge.
 
Das Experiment gehört zu den Schlüsselexperimenten der Physik.<ref>{{Literatur |Autor=Anil Ananthaswamy |Titel=Through two doors at once – the elegant experiment that captures the enigma of our quantum reality |Verlag=Dutton |Ort=New York |Datum=2018 |ISBN=978-1-101-98609-7}} Eine gut lesbare Geschichte des Doppelspaltversuchs von Young bis zum Quantenradierer (engl.).</ref> Es wurde erstmals 1802 von [[Thomas Young (Physiker)|Thomas Young]] mit Licht durchgeführt und führte zur Anerkennung der [[Wellenoptik|Wellentheorie]] des Lichts gegenüber der damals noch vorherrschenden [[Korpuskeltheorie]]. In der [[Quantenphysik]] dient das Doppelspaltexperiment häufig dazu, den [[Welle-Teilchen-Dualismus]] zu demonstrieren. Es wurde nicht nur mit Licht, sondern auch mit [[Elementarteilchen]], [[Atom]]en und [[Molekül]]en durchgeführt. Dass sich auch hierbei Interferenzmuster zeigen, ist ein Beleg für die Tatsache, dass auch materielle Körper Welleneigenschaften haben. Die Wellenlänge dieser [[Materiewelle]]n ist die [[De-Broglie-Wellenlänge]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Young Thomas Dibner collection Smithsonian SIL14-Y001-01a.jpg|mini|hochkant=0.5|Thomas Young]]
[[Datei:Young Thomas Dibner collection Smithsonian SIL14-Y001-01a.jpg|mini|hochkant=0.5|Thomas Young]]
[[1802]] führte [[Thomas Young (Physiker)|Thomas Young]] das Experiment erstmals durch, um die Wellennatur des Lichtes zu beweisen.


1927 zeigten [[Clinton Davisson]] und [[Lester Germer]] die Welleneigenschaften von Elektronen anhand der [[Beugung (Physik)|Beugung]] eines Elektronenstrahls an einem Nickel-Kristall.<ref name="Davisson_Germer1927">{{Literatur|Autor=C. Davisson, L. H. Germer|Titel=Diffraction of Electrons by a Crystal of Nickel|Sammelwerk=Physical Review|Band=30|Nummer=6|Jahr=1927|Seiten=705–740|DOI=10.1103/PhysRev.30.705}}</ref> Der Kristall wirkt dabei als [[Bragg-Reflexion|Reflexionsgitter]]. Statt zweier Spalte sind hier sehr viele Streuzentren im Spiel.
1802 führte [[Thomas Young (Physiker)|Thomas Young]] das Experiment erstmals durch, um die Wellennatur des Lichtes zu beweisen. Dabei verwendete Young noch nicht den klassischen Doppelspalt, sondern Pappkarten, mit denen er einen Lichtstrahl teilte.<ref>{{Literatur |Titel=I. The Bakerian Lecture. Experiments and calculations relative to physical optics |Sammelwerk=Philosophical Transactions of the Royal Society of London |Band=94 |Datum=1804-12-31 |ISSN=0261-0523 |Seiten=1–16 |Online=https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rstl.1804.0001 |Abruf=2020-10-23 |DOI=10.1098/rstl.1804.0001}}</ref><ref name="Meschede_Young" /> Young erwähnt in seinem  Werk frühere Experimente zur Natur des Lichts von [[Francesco Maria Grimaldi]], welcher schon 1665 den Begriff der Diffraktion (Beugung) einführte.
 
Das Doppelspaltexperiment mit Elektronen wurde 1961 durch [[Claus Jönsson]]<ref>{{Literatur |Autor=Claus Jönsson |Titel=Elektroneninterferenzen an mehreren künstlich hergestellten Feinspalten |Sammelwerk=Zeitschrift für Physik A Hadrons and Nuclei |Band=161 |Nummer=4 |Datum=1961 |Seiten=454–474 |DOI=10.1007/BF01342460}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Claus Jönsson |Titel=Electron Diffraction at Multiple Slits |Sammelwerk=American Journal of Physics |Band=42 |Datum=1974 |Seiten=4–11}}</ref><ref name="C_Jönsson" /> durchgeführt. Mit ganzen Atomen gelang es 1990 [[Jürgen Mlynek]] und Olivier Carnal,<ref>{{Literatur |Autor=Olivier Carnal, Jürgen Mlynek |Titel=Young’s double-slit experiment with atoms: A simple atom interferometer |Sammelwerk=Physical review letters |Band=66 |Nummer= |Datum=1991 |Seiten=2689-2692 |DOI=10.1103/PhysRevLett.66.2689}}</ref> mit großen Molekülen wie z.&nbsp;B. C<sub>60</sub> ([[Buckyball]]s) im Jahr 2003 Nairz et al.<ref>{{Literatur |Autor=Olaf Nairz, Markus Arndt, [[Anton Zeilinger]] |Titel=Quantum interference experiments with large molecules |Sammelwerk=American Journal of Physics |Band=71 |Nummer=4 |Datum=2003 |Seiten=319-325 |Online=[https://www.pdx.edu/nanogroup/sites/www.pdx.edu.nanogroup/files/%282003%29_Quantum%20interference%20experiments%20with%20large%20molecules.pdf online] |Abruf=2019-02-11 |DOI=10.1119/1.1531580}}</ref>
 
== Das Experiment in der Lehre ==
Bei der Vermittlung von Wellenphänomenen im Physikunterricht hat das Doppelspaltexperiment einen festen Platz. Schon mit einfacher Geometrie und Algebra kann hierbei das Zustandekommen der Interferenzstreifen und deren Stärke erläutert werden.<ref name="Feynman_Lec_1_29" /> In den Lehrbüchern von [[Robert Wichard Pohl]] werden ausführliche Demonstrationsexperimente zur Veranschaulichung der Interferenzen mit Wasserwellen in einem Wellentrog beschrieben.<ref name="Pohl_Wellen" /> Solche Demonstrationen werden auch per Video präsentiert, beispielsweise von der [[ETH Zürich]].<ref name="ETHZ-Video_Wellenwanne" /> Die Beugung von Licht am Doppelspalt ist ein Standardversuch in Physik-Praktika.<ref name="Walcher_Beugung" />


1961 wurde das Doppelspaltexperiment mit Elektronen durch [[Claus Jönsson]]<ref>{{Literatur|Autor=Claus Jönsson|Titel=Elektroneninterferenzen an mehreren künstlich hergestellten Feinspalten|Sammelwerk=Zeitschrift für Physik A Hadrons and Nuclei|Band=161|Nummer=4|Jahr=1961|Seiten=454–474|DOI=10.1007/BF01342460}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Claus Jönsson|Titel=Electron Diffraction at Multiple Slits|Sammelwerk=American Journal of Physics|Band=42|Jahr=1974|Seiten=4–11}}</ref> durchgeführt und gelingt inzwischen auch mit Atomen und Molekülen.
In einigen Lehrbüchern, wie etwa [[Feynman-Vorlesungen über Physik]], stehen Gedankenexperimente mit dem Doppelspalt an prominenter Stelle als Einstieg in die Quantenphysik. Nach Feynman trägt der Doppelspaltversuch „das Herz der Quantenmechanik“<ref name="Feynman">zitiert nach: [https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/phbl.20000560316 Wo ist die Grenze der Quantenwelt?]</ref> in sich; „Er enthält das einzige Geheimnis“.<ref name="Feynman" /> In diesen Lehrbüchern wird mit dem Doppelspalt anschaulich erklärt, wie in der Mikrophysik sowohl die Methoden der Wellentheorie als auch die Teilchentheorie genutzt werden müssen, um die Bewegung von einzelnen Elektronen und Atomen und ihr jedes Mal punktförmiges Signal auf dem Schirm zu beschreiben, und dass keine der beiden Theorien alleine die Beobachtungen erklären kann.<ref name="Ludwig_QM_29" /><ref name="Feynman_Lec_3_01" /> Die konkrete Durchführung von Experimenten zur Beugung von Materiewellen an einem Doppelspalt ist allerdings aufwendig und schwierig, da die Wellenlänge von Mikroteilchen von subatomarer Größe ist. Bei dem Doppelspaltexperiment mit Elektronenwellen von C. Jönsson war die Wellenlänge 5&nbsp;pm, also etwa 100 mal kleiner als die typische Ausdehnung eines Atoms.<ref name="C_Jönsson" />


== Experimentelle Beobachtung ==
== Experimentelle Beobachtung ==
[[Datei:Double-slit experiment results Tanamura four.jpg|mini|hochkant=1.7|Interferenzmuster eines Doppelspaltexperiments mit verschiedener Anzahl Elektronen:&nbsp; &nbsp;'''b''':&nbsp;200, &nbsp;'''c''':&nbsp;6&thinsp;000, &nbsp;'''d''':&nbsp;40&thinsp;000, &nbsp;'''e''':&nbsp;140&thinsp;000&nbsp;<ref>Beschreibung, Bild a und Quelle siehe [[:Datei:Double-slit experiment results Tanamura 2.jpg|hier]]</ref>]]
[[Datei:Double-slit experiment results Tanamura four.jpg|mini|hochkant=1.7|Interferenzmuster eines Doppelspaltexperiments mit wachsender Anzahl ''N'' der am Schirm angekommenen Elektronen:&nbsp; &nbsp;'''b''':''N''=&nbsp;200, &nbsp;'''c''':''N''=&nbsp;6&thinsp;000, &nbsp;'''d''':''N''=&nbsp;40&thinsp;000, &nbsp;'''e''':''N''=&nbsp;140&thinsp;000&nbsp;Elektronen<ref>Beschreibung, Bild a und Quelle siehe [[:Datei:Double-slit experiment results Tanamura 2.jpg|hier]]</ref>]]
* Die beiden interferierenden Wellen müssen eine feste [[Phasenwinkel|Phasenbeziehung]] zueinander haben, damit Interferenzstreifen beobachtet werden können. Ausreichende [[Kohärenz_(Physik)#R.C3.A4umliche_Koh.C3.A4renz|räumliche Kohärenz]] ist gegeben, wenn die Breite der Quelle (bei Young ein Eintrittsspalt) aus Sicht des Doppelspaltes nicht aufgelöst werden kann (siehe [[Rayleigh-Kriterium]]). Die Anforderung an die zeitliche Kohärenz hängt davon ab, wie viele Streifen man neben dem zentralen Streifen erkennen will.
 
* Eine Apparatur, die ermittelt, durch welchen der beiden Spalte ein Teilchen den Detektor erreicht hat, bewirkt unvermeidlich, dass die Interferenzstreifen verschwinden. Dies gilt auch dann, wenn kein makroskopisches Messgerät anzeigt, welcher Spalt genommen wurde. Es reicht die physikalische Möglichkeit dazu. Eine besonders einfache Methode zu ermitteln, welchen Spalt ein Teilchen genommen hat, besteht darin, einen Spalt abzudecken. Dann kann ein Teilchen, das den Detektor trifft, nur den Weg durch den verbleibenden Spalt genommen haben. In diesem Fall entsteht beim Detektor kein Streifenmuster, sondern der durch Beugung bestimmte Streifen eines [[Optischer Spalt|Einzelspalts]].
* Die beiden interferierenden Wellen müssen eine feste [[Phasenwinkel|Phasenbeziehung]] zueinander haben, damit Interferenzstreifen beobachtet werden können. Ausreichende [[Kohärenz (Physik)#Räumliche Kohärenz|räumliche Kohärenz]] ist gegeben, wenn die Breite der Quelle (bei Young ein Eintrittsspalt) aus Sicht des Doppelspaltes nicht aufgelöst werden kann (siehe [[Rayleigh-Kriterium]]). Die Anforderung an die zeitliche Kohärenz hängt davon ab, wie viele Streifen man neben dem zentralen Streifen erkennen will.
* Umgekehrt zeigen Aufbauten, bei denen es unmöglich ist, herauszufinden, welcher Spalt genommen wurde, immer ein Interferenzmuster.
* Eine Ergänzung der Apparatur, deren Messergebnis die Information ist, durch welchen der beiden Spalte ein Teilchen den Detektor erreicht hat ('''„Welcher-Weg“-Experiment'''), bewirkt unvermeidlich, dass die Interferenzstreifen verschwinden. (Bei Photonen kann die Welcher-Weg-Information auch einfach durch [[Polarisationsfilter]] realisiert sein. Platziert man vor (oder hinter) einem Spalt ein Filter mit einer bestimmten Polarisationsebene und bei dem anderen Spalt genauso eins mit dazu [[orthogonal]]er Polarisationsebene, so entscheidet die Polarisation des Photons darüber, welchen Weg das Photon nimmt. In diesem Fall tritt keine Interferenz am Schirm auf.) Die Auslöschung der Interferenz gilt auch dann, wenn die Messergebnisse dieser Zusatzapparatur unberücksichtigt bleiben, weil sie z.&nbsp;B. gar nicht abgelesen werden; es genügt schon die physikalische Möglichkeit dazu. Umgekehrt zeigen Aufbauten, bei denen es physikalisch unmöglich ist herauszufinden, welcher Spalt genommen wurde, immer ein Interferenzmuster.
* Die beiden vorhergehenden Aussagen gelten selbst dann, wenn die Entscheidung, ob die Information über den Weg ermittelt wird, erst fällt, nachdem ein Teilchen die Spalte passiert hat. Die Entscheidung, den Weg nicht zu ermitteln, führt dazu, dass Interferenzmuster im Detektor beobachtet werden. Das kann man so deuten, dass die Information über den genommenen Weg nachträglich gelöscht wird. Daher wird ein solcher Aufbau [[Quantenradierer]] genannt.
* Die beiden vorhergehenden Aussagen gelten selbst dann, wenn die Entscheidung, ob die Information über den Weg eines Teilchens durch ein Messergebnis festgehalten wird, erst getroffen wird, nachdem es die Spalte passiert hat. Die Entscheidung, den Weg nicht zu ermitteln, führt dann dazu, dass auf dem Schirm das Interferenzmuster beobachtet wird. Das kann man so deuten, dass die schon gewonnene Information über den genommenen Weg nachträglich gelöscht („ausradiert“) wird. Daher wird ein solcher Aufbau [[Quantenradierer]] genannt.
* Das Interferenzmuster hängt nicht von der Anzahl oder Gleichzeitigkeit der beteiligten Photonen ab. Bei niedrigerer Intensität baut sich das Interferenzmuster lediglich langsamer beim Detektor auf, bleibt aber in der Gestalt gleich. Das passiert selbst dann, wenn sich zu jedem Zeitpunkt maximal ein Teilchen zwischen Quelle und Detektor befindet. Daher muss auch die Verteilung der Wahrscheinlichkeit des Ankommens an den Positionen auf dem Detektor bei jedem einzelnen Durchflug entstehen. Dieses Phänomen lässt sich als Interferenz der Teilchen mit sich selbst interpretieren.<ref>[http://books.google.de/books?id=UdWYCQZUu-YC&pg=PA93&dq=interferenz+%22mit+sich+selbst%22&hl=de&ei=EwwxTZ6lJZKO4gahqtHqCg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CDEQ6AEwAjgK#v=onepage&q=interferenz%20%22mit%20sich%20selbst%22&f=false Was ist Licht?: von der klassischen Optik zur Quantenoptik], Thomas Walther und Herbert Walther, CH Beck, 2004, S. 91 ff.</ref>
* Das Interferenzmuster hängt nicht von der Anzahl der beteiligten Teilchen oder dem gleichzeitigen Durchtritt durch den Doppelspalt ab. Bei niedrigerer Intensität baut sich das Interferenzmuster lediglich langsamer beim Detektor auf, bleibt aber in der Gestalt gleich. Das passiert selbst dann, wenn sich zu jedem Zeitpunkt höchstens ein Teilchen zwischen Quelle und Detektor befindet. Daher muss auch die Verteilung der Wahrscheinlichkeit des Ankommens an den Positionen auf dem Detektor bei jedem einzelnen Durchflug entstehen. Dieses Phänomen lässt sich als Interferenz der Teilchen mit sich selbst umschreiben.<ref>[https://books.google.de/books?id=UdWYCQZUu-YC&pg=PA93&dq=interferenz+%22mit+sich+selbst%22&hl=de&ei=EwwxTZ6lJZKO4gahqtHqCg&sa=X&oi=book_result&ct=result#v=onepage&q=interferenz%20%22mit%20sich%20selbst%22&f=false Was ist Licht?: von der klassischen Optik zur Quantenoptik], Thomas Walther und Herbert Walther, C. H. Beck, 2004, S. 91 ff.</ref>


== Berechnung des Interferenzmusters ==
== Berechnung des Interferenzmusters ==
[[Datei:Double-slit schematic.svg|mini|hochkant=1.5|Schematische Darstellung des Doppelspaltexperiments]]
[[Datei:Double-slit schematic.svg|mini|hochkant=1.5|Schematische Darstellung des Doppelspaltexperiments]]
Der folgende Abschnitt geht von einem senkrechten Einfall einer [[Ebene Welle|ebenen Welle]] der Wellenlänge <math>\lambda</math> auf einen Doppelspalt mit Spaltbreite ''b'' und Spaltmittenabstand ''a'' aus. In der Spaltebene sind die Phasen noch im Gleichtakt, Phasenunterschiede, die den Interferenzeffekt ausmachen, ergeben sich erst durch die Abstände ''s'' von Punkten in den Spaltöffnungen zum Beobachtungspunkt (rote Linien). Der Abstand ''d'' des Schirms soll groß sein, <math>d \gg \tfrac{a^2}{\lambda}</math>, [[Nahfeld und Fernfeld (Antennen)|Fernfeldnäherung]].


=== Orte der Minima und Maxima durch Interferenz der beiden Spalte ===
Der folgende Abschnitt geht von einem senkrechten Einfall einer [[Ebene Welle|ebenen Welle]] der Wellenlänge <math>\lambda</math> auf einen Doppelspalt mit Spaltbreite <math>b</math> und Spaltmittenabstand <math>a</math> aus. In der Spaltebene sind die Phasen noch im Gleichtakt, Phasenunterschiede, die den Interferenzeffekt ausmachen, ergeben sich erst durch die Abstände <math>s</math> von Punkten in den Spaltöffnungen zum Beobachtungspunkt (rote Linien). Der Abstand <math>d</math> des Schirms soll groß sein, <math>d \gg \tfrac{a^2}{\lambda}</math>, [[Nahfeld und Fernfeld (Antennen)|Fernfeldnäherung]].
Ein Minimum der Intensität findet man für solche Orte, wo der [[Gangunterschied]] <math>\Delta s</math> von den Spaltmitten aus ein ungerades Vielfaches der halben Wellenlänge beträgt, also <math>\Delta s = \left(\pm\tfrac{1}{2},\,\pm\tfrac{3}{2},\,\pm\tfrac{5}{2},\,\dots \right)\cdot\lambda</math>. Dann sind die beiden Teilwellen gegenphasig und löschen sich aus. Das gilt auch für den Fall, dass die Breite der Spaltöffnungen nicht klein gegenüber der Wellenlänge ist. Dann variiert zwar ''s'' merklich mit der Lage des Punktes innerhalb der Spaltbreite, aber zu jedem Punkt in dem einen Spalt gibt es im Abstand ''a'' einen Punkt im anderen Spalt, von dem aus die Welle gegenphasig ankommt.


Maxima befinden sich etwa mittig zwischen den Minimumstellen, wo mit <math>\Delta s = \left(0,\,\pm 1,\,\pm 2,\,\dots \pm n\right)\cdot\lambda</math> konstruktive Interferenz gegeben ist. Für höhere Beugungsordnungen ''n'' nehmen die Maximalintensitäten ab, denn die konstruktive Interferenz gilt zwar paarweise für Punkte in beiden Spalten, aber nicht für die Variation der Punktposition innerhalb des Spaltes (s.u.).
=== Orte der Minima und Maxima durch Interferenz der Wellen aus den beiden Spalten ===
Ein Minimum der Intensität findet man für solche Orte, wo der [[Gangunterschied]] <math>\Delta s</math> von den Spaltmitten aus ein ungerades Vielfaches der halben Wellenlänge beträgt, also <math>\Delta s = \left(\pm\tfrac{1}{2},\,\pm\tfrac{3}{2},\,\pm\tfrac{5}{2},\,\dots \right)\cdot\lambda</math>. Dann sind die beiden Teilwellen gegenphasig und löschen sich aus. Das gilt auch für den Fall, dass die Breite der Spaltöffnungen nicht klein gegenüber der Wellenlänge ist. Dann variiert zwar <math>s</math> merklich mit der Lage des Punktes innerhalb der Spaltbreite, aber zu jedem Punkt in dem einen Spalt gibt es im Abstand <math>a</math> einen Punkt im anderen Spalt, von dem aus die Welle gegenphasig ankommt.
 
Maxima befinden sich etwa mittig zwischen den Minimumstellen, wo mit <math>\Delta s = \left(0,\,\pm 1,\,\pm 2,\,\dots \pm n\right)\cdot\lambda</math> konstruktive Interferenz gegeben ist. Für höhere Beugungsordnungen <math>n</math> nehmen die Maximalintensitäten ab, denn die konstruktive Interferenz gilt zwar paarweise für Punkte in beiden Spalten, aber nicht für die Variation der Punktposition innerhalb des Spaltes (s.&nbsp;u.).


Für den Zusammenhang zwischen dem Gangunterschied <math>\Delta s</math> und der Position <math>x</math> auf dem Schirm liest man aus der Zeichnung ab:
Für den Zusammenhang zwischen dem Gangunterschied <math>\Delta s</math> und der Position <math>x</math> auf dem Schirm liest man aus der Zeichnung ab:
:<math>\arcsin\frac{\Delta s}{a}=\arctan\frac{x}{d}</math>
: <math>\arcsin\frac{\Delta s}{a}=\arctan\frac{x}{d}</math>
also für [[Kleinwinkelnäherung|kleine Winkel ungefähr]]
also für [[Kleinwinkelnäherung|kleine Winkel ungefähr]]
:<math>\frac{\Delta s}{a}=\frac{x}{d}\,.</math>
: <math>\frac{\Delta s}{a}=\frac{x}{d}\,.</math>
Damit beträgt die [[Ortsfrequenz|Periode]] des Streifenmusters <math>\lambda\cdot\frac{d}{a}</math>.
Damit beträgt die [[Ortsfrequenz|Periode]] des Streifenmusters <math>\lambda\cdot\frac{d}{a}</math>, wenn der Schirmabstand groß gegenüber dem Spaltabstand ist.


=== Das Interferenzmuster ===
=== Das Interferenzmuster ===
[[Datei:Slit double 150 28.5.svg|mini|hochkant=1.5|Intensitätsverteilung hinter einem Doppelspalt (rot). Die Einhüllende (grau) ist das Beugungsbild eines der beiden Einzelspalte.]]
[[Datei:Slit double 150 28.5.svg|mini|hochkant=1.5|Intensitätsverteilung hinter einem Doppelspalt (rot). Die Einhüllende (grau) ist das Beugungsbild eines der beiden Einzelspalte.]]
Allerdings hat bereits jeder der beiden [[Einzelspalt]]e ein Beugungsmuster, da für verschiedene Winkel <math>\alpha</math> sich die obere und die untere Hälfte des Einzelspalts der Breite ''b'' gerade aufheben. Die Intensität des Doppelspaltes ist daher das Produkt der Intensität des Einzelspaltes und zweier punktförmiger Quellen im Abstand ''a'':
Allerdings hat bereits jeder der beiden [[Einzelspalt]]e ein Beugungsmuster, da für bestimmte Winkel <math>\alpha</math> sich z.&nbsp;B. die Wellen aus der oberen und der unteren Hälfte des Einzelspalts der Breite <math>b</math> gerade aufheben. Die Intensität des Doppelspaltes ist daher das Produkt zweier Intensitäten: der Beugung am Einzelspalt der Breite <math>b</math> und der von zwei punktförmigen Quellen im Abstand <math>a</math>:


:<math> I(\alpha)=I_0\left(\frac{\sin\gamma}{\gamma}\right)^2\cos^2\delta</math>
: <math> I(\alpha)=I_0\left(\frac{\sin\gamma}{\gamma}\right)^2\cos^2\delta</math>


wobei <math>\gamma=\frac{k_x}{2}b</math> und <math>\delta=\frac{k_x}{2}a</math> bzw. <math>\gamma=\frac{k}{2}b\sin\alpha</math> und <math>\delta=\frac{k}{2}a\sin\alpha</math> sind.
wobei <math>\gamma=\frac{k}{2}b\sin\alpha</math> der Phasenunterschied der Wellen vom oberen bzw. unterem Rand je eines Spaltes ist, und <math>\delta=\frac{k}{2}a\sin\alpha</math> der Phasenunterschied zwischen den beiden Teilwellen aus beiden Spalten.


Dabei ist <math>\alpha</math> der Beobachtungswinkel, <math>b</math> die Spaltbreite, <math>a</math> der Spaltabstand, <math>k = 2\pi / \lambda</math> die [[Wellenzahl]] und <math>k_x=k\cdot\sin\alpha</math> die Wellenzahlkomponente quer zu den Spalten.
Dabei ist <math>\alpha</math> der Beobachtungswinkel, <math>b</math> die Spaltbreite, <math>a</math> der Spaltabstand, <math>k = 2\pi / \lambda</math> die [[Wellenzahl]].


=== Einfluss von Spaltgeometrie und Wellenlänge ===
=== Einfluss von Spaltgeometrie und Wellenlänge ===
Setzt man die Ausdrücke für <math>\gamma</math> und <math>\delta</math> in die Gleichung des Interferenzmusters ein, so werden die Einflüsse von Spaltgeometrie und Wellenlänge des einfallenden Lichtes auf das Aussehen des Interferenzmusters deutlich:
Setzt man die Ausdrücke für <math>\gamma</math> und <math>\delta</math> in die Gleichung des Interferenzmusters ein, so werden die Einflüsse von Spaltgeometrie und Wellenlänge des einfallenden Lichtes auf das Aussehen des Interferenzmusters deutlich:


:<math>I(\alpha) = I_0 \cdot \left( \frac{\sin\left(\frac{k}{2} b \sin\alpha\right)}{\frac{k}{2} b \sin\alpha} \right)^{\!2} \cdot \cos^2\left(\frac{k}{2} a \sin\alpha\right)</math>
: <math>I(\alpha) = I_0 \cdot \left( \frac{\sin\left(\frac{k}{2} b \sin\alpha\right)}{\frac{k}{2} b \sin\alpha} \right)^{\!2} \cdot \cos^2\left(\frac{k}{2} a \sin\alpha\right)</math>


mit <math>k = 2 \pi / \lambda</math>.
mit <math>k = 2 \pi / \lambda</math>.


* Eine Änderung der Spaltbreite ''b'' führt zu einer Änderung der Lage der Extrema des Einfachspaltes, dessen Intensitätsverteilung (im Bild blau) die [[Einhüllende|Hüllkurve]] der Intensitätsverteilung des Doppelspalts bildet (im Bild rot)
* Eine Änderung der Spaltbreite <math>b</math> führt zu einer Änderung der Lage der Extrema des Einfachspaltes, dessen Intensitätsverteilung (im Bild blau) die [[Einhüllende|Hüllkurve]] der Intensitätsverteilung des Doppelspalts bildet (im Bild rot)
: → Je ''breiter der Spalt'', desto ''enger wird die Hüllkurve''
: → Je ''breiter der Spalt'', desto ''enger wird die Hüllkurve''
* Eine Änderung des Spaltabstandes ''a'' führt zu einer Änderung der Lage der Extrema des Doppelspalts innerhalb der konstant bleibenden Hüllkurve
* Eine Änderung des Spaltabstandes <math>a</math> führt zu einer Änderung der Lage der Extrema des Doppelspalts innerhalb der konstant bleibenden Hüllkurve
: → Je ''größer der Spaltabstand'', desto ''enger liegen die Extrema des Doppelspalts beieinander''
: → Je ''größer der Spaltabstand'', desto ''enger liegen die Extrema des Doppelspalts beieinander''
* Eine Änderung der Wellenlänge λ wirkt sich sowohl auf die Hüllkurve, wie auch auf die Intensitätsverteilung des Doppelspalts aus
* Eine Änderung der Wellenlänge <math>\lambda</math> wirkt sich sowohl auf die Hüllkurve als auch auf die Intensitätsverteilung des Doppelspalts aus
: → Je ''größer die Wellenlänge'', desto ''breiter werden Hüllkurve und die Interferenzabstände des Doppelspalts''
: → Je ''größer die Wellenlänge'', desto ''breiter werden Hüllkurve und die Interferenzabstände des Doppelspalts''


=== Berechnung mit Fourier-Optik ===
=== Berechnung mit Fourier-Optik ===
Das Interferogramm einer Spaltkonstellation lässt sich auch mit Hilfe der [[Fourier-Optik]] berechnen. Dabei wird ausgenutzt, dass im Falle der [[Beugungsintegral#Fraunhofer-Näherung|Fraunhofer-Beugung]] das Beugungsmuster der [[Fourier-Transformation|Fouriertransformierten]] der [[Autokorrelation]] der Blendenfunktion entspricht.
Das Interferogramm einer Spaltkonstellation lässt sich auch mit Hilfe der [[Fourier-Optik]] berechnen. Dabei wird ausgenutzt, dass im Falle der [[Beugungsintegral#Fraunhofer-Näherung|Fraunhofer-Beugung]] das Beugungsmuster der [[Fourier-Transformation|Fouriertransformierten]] der [[Autokorrelation]] der Blendenfunktion entspricht. Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass sich auch das Beugungsbild komplizierterer Mehrfachspalte und Gitter schnell berechnen lässt. Wesentlich ist dabei die Ausnutzung des [[Faltungstheorem]]s.
Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass sich auch das Beugungsbild komplizierterer Mehrfachspalte und Gitter schnell berechnen lässt. Wesentlich ist dabei die Ausnutzung des [[Faltungstheorem]]s.


Das Koordinatensystem wird so gelegt, dass die zwei Einzelspalte mit Abstand ''a'' symmetrisch zum Schnitt der Koordinatenachsen liegen. Die Blendenfunktion der zwei identischen Spalte mit Breite ''b'' im Ortsraum lautet
Das Koordinatensystem wird so gelegt, dass die zwei Einzelspalte einen Abstand <math>a</math> haben und symmetrisch zum Schnitt der Koordinatenachsen liegen. Die Blendenfunktion der zwei identischen Spalte mit Breite <math>b</math> im Ortsraum lautet


:<math>(\delta(x\pm d))*\operatorname{rect}_b(x)=(\delta(x+a/2)+\delta(x-a/2))*\operatorname{rect}_b(x)</math>
: <math>(\delta(x+a/2)+\delta(x-a/2))*\operatorname{rect}_b(x)</math>


wobei <math>*</math> den [[Faltung (Mathematik)|Faltungsoperator]] und <math>\operatorname{rect}_b(x)</math> die [[Rechteckfunktion]] bezeichnet.
wobei <math>*</math> den [[Faltung (Mathematik)|Faltungsoperator]] und <math>\operatorname{rect}_b(x)</math> die [[Rechteckfunktion]] bezeichnet.
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Die Fouriertransformierte der gegebenen Blendenfunktion ist nach dem Faltungstheorem das Produkt aus der Fouriertransformierten der Rechteckfunktion und der Fouriertransformierten der zwei [[Delta-Distribution]]en.
Die Fouriertransformierte der gegebenen Blendenfunktion ist nach dem Faltungstheorem das Produkt aus der Fouriertransformierten der Rechteckfunktion und der Fouriertransformierten der zwei [[Delta-Distribution]]en.


:<math>\mathcal{F}[\operatorname{rect}_b(x)](k_x)=b\cdot \operatorname{si}\left(\frac{b}{2}k_x\right)=b\frac{\sin\left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}b}=\frac{\sin\left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}}</math>
: <math>\mathcal{F}[\operatorname{rect}_b(x)](k_x)=b\cdot \operatorname{si}\left(\frac{b}{2}k_x\right)=b\frac{\sin\left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}b}=\frac{\sin\left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}}</math>


:<math>\mathcal{F}[\delta(x\pm d)](k_x)=\cos(a\cdot k_x/2)</math>
: <math>\mathcal{F}[\delta(x\pm d)](k_x)=\cos(a\cdot k_x/2)</math>


Daraus folgt für die [[Intensität (Physik)#Bestrahlungsstärke (Intensität) in der Wellenlehre|Intensität]] am Schirm ein Cosinus mit einer [[Sinc-Funktion]] als Einhüllende. Die Funktion weist die charakteristischen <math>N-1=1</math> Nebenmaxima eines <math>N=2</math>-fach-Spaltes auf (siehe auch [[Optisches Gitter]]).
Daraus folgt für die [[Intensität (Physik)#Intensität in der Wellenlehre|Intensität]] am Schirm ein Cosinus mit einer [[Sinc-Funktion]] als Einhüllende. Die Funktion weist die charakteristischen <math>N-1=1</math> Nebenmaxima eines <math>N=2</math>-fach-Spaltes auf (siehe auch [[Optisches Gitter]]).


:<math>I(k)=I_0\left(\frac{\sin \left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}b}\cdot \cos (\frac{k_x}{2}a)\right)^2</math>
: <math>I(k)=I_0\left(\frac{\sin \left(\frac{k_x}{2}b\right)}{\frac{k_x}{2}b}\cdot \cos (\frac{k_x}{2}a)\right)^2</math>


Mit <math>I_0</math> als Intensitätskonstante.
Mit <math>I_0</math> als Intensitätskonstante.


Für <math>k_x=k\cdot\sin\alpha</math> folgt die oben bereits gezeigte Beziehung für <math>I(\alpha)</math>.
Für <math>k_x=k\cdot\sin\alpha</math> folgt die oben bereits gezeigte Beziehung für <math>I(\alpha)</math>.
== Siehe auch ==
* [[Heisenbergsche Unschärferelation]]
* [[Zustand (Quantenmechanik)]]
* [[Quantenmechanische Messung]]


== Literatur ==
== Literatur ==
*{{Literatur|Autor=John Gribbin|Titel=Auf der Suche nach Schrödingers Katze. Quantenphysik und Wirklichkeit|Verlag=Piper|ISBN=3-492-24030-5|Auflage=5.|Jahr=2004}}
* {{Literatur |Autor=John Gribbin |Titel=Auf der Suche nach Schrödingers Katze. Quantenphysik und Wirklichkeit |Auflage=5. |Verlag=Piper |Datum=2004 |ISBN=3-492-24030-5}}
* Claus Jönsson: ''Interferenz von Elektronen am Doppelspalt''. In: ''Zeitschrift für Physik'', Nr. 161, 1961, S. 454–474.
* Claus Jönsson: ''Interferenz von Elektronen am Doppelspalt.'' In: ''Zeitschrift für Physik.'' Nr. 161, 1961, S. 454–474.
*{{Literatur|Autor=David Halliday, Robert Resnick, Jearl Walker|Titel=Physik|Verlag=Wiley-VCH|ISBN=3-527-40366-3|Auflage=2.|Jahr=2003}}
* {{Literatur |Autor=David Halliday, Robert Resnick, Jearl Walker |Titel=Physik |Auflage=2. |Verlag=Wiley-VCH |Datum=2003 |ISBN=3-527-40366-3}}
*{{Literatur|Autor=[[Wolfgang Demtröder]]|Titel=Experimentalphysik. Bd.2 : Elektrizität und Optik|Verlag=Springer, Berlin|ISBN=3-540-20210-2|Auflage=3.|Jahr=2004}}
* {{Literatur |Autor=[[Wolfgang Demtröder]] |Titel=Experimentalphysik. Band 2 : Elektrizität und Optik |Auflage=3. |Verlag=Springer, Berlin |Datum=2004 |ISBN=3-540-20210-2}}


== Weblinks ==
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{{Wikibooks|Optik#Beugung am Doppelspalt}}
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* [https://www.youtube.com/watch?v=GzbKb59my3U Video zur Interferenz einzelner Photonen (Veritasium, Englisch)]
* [https://www.youtube.com/watch?v=GzbKb59my3U Video zur Interferenz einzelner Photonen (Veritasium, Englisch)]
* [http://www.uni-ulm.de/fileadmin/website_uni_ulm/nawi.inst.251/Didactics/quantenchemie/html/DpSpalt.html Doppelspaltversuch – Einführung mit interaktiven Animationen] (Universität Ulm)
* [https://www.uni-ulm.de/fileadmin/website_uni_ulm/nawi.inst.251/Didactics/quantenchemie/html/DpSpalt.html Doppelspaltversuch – Einführung mit interaktiven Animationen] (Universität Ulm)
* [http://www.leifiphysik.de/themenbereiche/beugung-und-interferenz/versuche#Doppelspalt-Experiment Wellenlängenbestimmung mit dem Doppelspalt] (mit Versuchsaufbauten, Simulationen etc.) ([[LEIFI]])
* [https://www.leifiphysik.de/optik/beugung-und-interferenz/grundwissen/doppelspalt Wellenlängenbestimmung mit dem Doppelspalt] (mit Versuchsaufbauten, Simulationen etc.) ([[LEIFIphysik]])
* [http://www.itp.uni-hannover.de/~zawischa/ITP/vielstrahl.html Vielstrahlinterferenz, Schiller- und Strukturfarben] (D. Zawischa, Uni Hannover)
* [https://www.itp.uni-hannover.de/fileadmin/arbeitsgruppen/zawischa/static_html/vielstrahl.html Vielstrahlinterferenz, Schiller- und Strukturfarben] (D. Zawischa, Uni Hannover)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references>
<ref name="Pohl_Wellen">
{{Literatur |Autor=Robert Wichard Pohl |Titel=Einführung in die Physik |Band=1 Mechanik Akustik und Wärmelehre |Verlag=Springer Verlag |Ort=Berlin, Göttingen, Heidelberg |Datum=1964 |Kapitel=XII Fortschreitende Wellen und Strahlung |Seiten=195-208 |Kommentar=Insbesondere die Abbildungen 380, 411, 412 und 420 A}}
</ref>
<ref name="Feynman_Lec_3_01">
{{Literatur |Autor=Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands |Titel=[[Feynman-Vorlesungen über Physik|The Feynman Lectures on Physics]] |Band=3 |Verlag=Addison-Wesley |Ort=Reading, Massachusetts |Datum=1964 |Kapitel=1 Quantum Behavior |Sprache=en |Kommentar=insbesondere die Abschnitte 1-3 bis 1-6 |Online=https://www.feynmanlectures.caltech.edu/III_01.html}}
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{{Literatur |Autor=Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands |Titel=[[Feynman-Vorlesungen über Physik|The Feynman Lectures on Physics]] |Band=1 |Auflage=2 |Verlag=Addison-Wesley |Ort=Reading, Massachusetts |Datum=1966 |Kapitel=29 Interference |Sprache=en |Kommentar=Insbesondere Abschnitt 7-5 The mathematics of interference |Online=https://www.feynmanlectures.caltech.edu/I_29.html}}
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{{Literatur |Autor=[[Günther Ludwig]] |Titel=Die Grundlagen der Quantenmechanik |Verlag=Springer Verlag |Ort=Berlin |Datum=1954 |Kapitel=I Induktives Auffinden der quantentheoretischen Gesetze § 6. |Seiten=25,31}}
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{{Literatur |Autor=Dieter Meschede |Hrsg=Amand Fäßler, Claus Jönsson |Titel=Youngs Interferenzexperiment mit Licht |Sammelwerk=Die Top Ten der schönsten physikalischen Experimente |Verlag=Rowohlt Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2005 |ISBN=3-499-61628-9 |Seiten=94-105}}
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{{Literatur |Autor=[[Wilhelm Walcher]] |Titel=Praktikum der Physik |Verlag=B.G.Teubner |Ort=Stuttgart |Datum=1966 |Kapitel=4.7 Beugung |Seiten=188-199 |Kommentar=Abschnitt 4.7.2 Beugung am Doppelspalt}}
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{{Literatur |Autor=Claus Jönsson |Hrsg=Amand Fäßler, Claus Jönsson |Titel=Das Jönssonsche Doppelspaltexperiment mit Elektronen |Sammelwerk=Die Top Ten der schönsten physikalischen Experimente |Verlag=Rowohlt Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2005 |ISBN=3-499-61628-9 |Seiten=149-188 |Kommentar=Beschreibung der Motivation zu dem Experiment, des Experimentes selbst und der Schwierigkeiten bei der Ausführung, sowie Zahlenwerte und Bilder}}
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{{Internetquelle |url=https://experimente.phys.ethz.ch/de/100/10005/20007/30651/ |titel=Beugung von Wasserwellen im Wellentrog |werk=WebPortal Vorlesungsexperimente Departement Physik  / Physics Lab |hrsg=[[ETH Zürich]] |abruf=2020-11-22 |kommentar=Video von der Beugung von Wasserwellen am Doppelspalt in einem "Wellentrog"}}
</ref>
<!-- <ref name="PhysBlätter_56">{{Literatur|Autor=Markus Arndt, Anton Zeilinger
| Titel=Wo ist die Grenze der Quantenwelt? |TitelErg=Selbst heiße Moleküle aus 70 Atomen haben mitunter Welleneigenschaften | Sammelwerk=Physikalische Blätter | Band=56 | Nummer=3 | Seiten=69-71 | Jahr = 2000 | Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/phbl.20000560316 | Format=PDF | Abruf=2020-11-06 }}</ref>
-->
</references>


[[Kategorie:Physikalisches Demonstrationsexperiment]]
[[Kategorie:Physikalisches Demonstrationsexperiment]]

Aktuelle Version vom 14. Januar 2022, 06:29 Uhr

Doppelspaltexperiment

Beim Doppelspaltexperiment treten kohärente Wellen, zum Beispiel Licht- oder Materiewellen, durch zwei schmale, parallele Spalte und werden auf einem Beobachtungsschirm aufgefangen, dessen Distanz zum Doppelspalt sehr viel größer ist als der Abstand der beiden Spalte. Es zeigt sich ein Interferenzmuster. Dieses Muster entsteht durch Beugung der Wellenausbreitung am Doppelspalt. Bei Wellen mit einheitlicher Wellenlänge, z. B. bei monochromatischem Licht von einem Laser, besteht dieses Muster auf dem Schirm aus abwechselnd hellen und dunklen Streifen (Maxima bzw. Minima), wenn der Abstand der beiden Spalte nicht kleiner ist als die Wellenlänge.

Das Experiment gehört zu den Schlüsselexperimenten der Physik.[1] Es wurde erstmals 1802 von Thomas Young mit Licht durchgeführt und führte zur Anerkennung der Wellentheorie des Lichts gegenüber der damals noch vorherrschenden Korpuskeltheorie. In der Quantenphysik dient das Doppelspaltexperiment häufig dazu, den Welle-Teilchen-Dualismus zu demonstrieren. Es wurde nicht nur mit Licht, sondern auch mit Elementarteilchen, Atomen und Molekülen durchgeführt. Dass sich auch hierbei Interferenzmuster zeigen, ist ein Beleg für die Tatsache, dass auch materielle Körper Welleneigenschaften haben. Die Wellenlänge dieser Materiewellen ist die De-Broglie-Wellenlänge.

Geschichte

1802 führte Thomas Young das Experiment erstmals durch, um die Wellennatur des Lichtes zu beweisen. Dabei verwendete Young noch nicht den klassischen Doppelspalt, sondern Pappkarten, mit denen er einen Lichtstrahl teilte.[2][3] Young erwähnt in seinem Werk frühere Experimente zur Natur des Lichts von Francesco Maria Grimaldi, welcher schon 1665 den Begriff der Diffraktion (Beugung) einführte.

Das Doppelspaltexperiment mit Elektronen wurde 1961 durch Claus Jönsson[4][5][6] durchgeführt. Mit ganzen Atomen gelang es 1990 Jürgen Mlynek und Olivier Carnal,[7] mit großen Molekülen wie z. B. C60 (Buckyballs) im Jahr 2003 Nairz et al.[8]

Das Experiment in der Lehre

Bei der Vermittlung von Wellenphänomenen im Physikunterricht hat das Doppelspaltexperiment einen festen Platz. Schon mit einfacher Geometrie und Algebra kann hierbei das Zustandekommen der Interferenzstreifen und deren Stärke erläutert werden.[9] In den Lehrbüchern von Robert Wichard Pohl werden ausführliche Demonstrationsexperimente zur Veranschaulichung der Interferenzen mit Wasserwellen in einem Wellentrog beschrieben.[10] Solche Demonstrationen werden auch per Video präsentiert, beispielsweise von der ETH Zürich.[11] Die Beugung von Licht am Doppelspalt ist ein Standardversuch in Physik-Praktika.[12]

In einigen Lehrbüchern, wie etwa Feynman-Vorlesungen über Physik, stehen Gedankenexperimente mit dem Doppelspalt an prominenter Stelle als Einstieg in die Quantenphysik. Nach Feynman trägt der Doppelspaltversuch „das Herz der Quantenmechanik“[13] in sich; „Er enthält das einzige Geheimnis“.[13] In diesen Lehrbüchern wird mit dem Doppelspalt anschaulich erklärt, wie in der Mikrophysik sowohl die Methoden der Wellentheorie als auch die Teilchentheorie genutzt werden müssen, um die Bewegung von einzelnen Elektronen und Atomen und ihr jedes Mal punktförmiges Signal auf dem Schirm zu beschreiben, und dass keine der beiden Theorien alleine die Beobachtungen erklären kann.[14][15] Die konkrete Durchführung von Experimenten zur Beugung von Materiewellen an einem Doppelspalt ist allerdings aufwendig und schwierig, da die Wellenlänge von Mikroteilchen von subatomarer Größe ist. Bei dem Doppelspaltexperiment mit Elektronenwellen von C. Jönsson war die Wellenlänge 5 pm, also etwa 100 mal kleiner als die typische Ausdehnung eines Atoms.[6]

Experimentelle Beobachtung

Interferenzmuster eines Doppelspaltexperiments mit wachsender Anzahl N der am Schirm angekommenen Elektronen:   b:N= 200,  c:N= 6 000,  d:N= 40 000,  e:N= 140 000 Elektronen[16]
  • Die beiden interferierenden Wellen müssen eine feste Phasenbeziehung zueinander haben, damit Interferenzstreifen beobachtet werden können. Ausreichende räumliche Kohärenz ist gegeben, wenn die Breite der Quelle (bei Young ein Eintrittsspalt) aus Sicht des Doppelspaltes nicht aufgelöst werden kann (siehe Rayleigh-Kriterium). Die Anforderung an die zeitliche Kohärenz hängt davon ab, wie viele Streifen man neben dem zentralen Streifen erkennen will.
  • Eine Ergänzung der Apparatur, deren Messergebnis die Information ist, durch welchen der beiden Spalte ein Teilchen den Detektor erreicht hat („Welcher-Weg“-Experiment), bewirkt unvermeidlich, dass die Interferenzstreifen verschwinden. (Bei Photonen kann die Welcher-Weg-Information auch einfach durch Polarisationsfilter realisiert sein. Platziert man vor (oder hinter) einem Spalt ein Filter mit einer bestimmten Polarisationsebene und bei dem anderen Spalt genauso eins mit dazu orthogonaler Polarisationsebene, so entscheidet die Polarisation des Photons darüber, welchen Weg das Photon nimmt. In diesem Fall tritt keine Interferenz am Schirm auf.) Die Auslöschung der Interferenz gilt auch dann, wenn die Messergebnisse dieser Zusatzapparatur unberücksichtigt bleiben, weil sie z. B. gar nicht abgelesen werden; es genügt schon die physikalische Möglichkeit dazu. Umgekehrt zeigen Aufbauten, bei denen es physikalisch unmöglich ist herauszufinden, welcher Spalt genommen wurde, immer ein Interferenzmuster.
  • Die beiden vorhergehenden Aussagen gelten selbst dann, wenn die Entscheidung, ob die Information über den Weg eines Teilchens durch ein Messergebnis festgehalten wird, erst getroffen wird, nachdem es die Spalte passiert hat. Die Entscheidung, den Weg nicht zu ermitteln, führt dann dazu, dass auf dem Schirm das Interferenzmuster beobachtet wird. Das kann man so deuten, dass die schon gewonnene Information über den genommenen Weg nachträglich gelöscht („ausradiert“) wird. Daher wird ein solcher Aufbau Quantenradierer genannt.
  • Das Interferenzmuster hängt nicht von der Anzahl der beteiligten Teilchen oder dem gleichzeitigen Durchtritt durch den Doppelspalt ab. Bei niedrigerer Intensität baut sich das Interferenzmuster lediglich langsamer beim Detektor auf, bleibt aber in der Gestalt gleich. Das passiert selbst dann, wenn sich zu jedem Zeitpunkt höchstens ein Teilchen zwischen Quelle und Detektor befindet. Daher muss auch die Verteilung der Wahrscheinlichkeit des Ankommens an den Positionen auf dem Detektor bei jedem einzelnen Durchflug entstehen. Dieses Phänomen lässt sich als Interferenz der Teilchen mit sich selbst umschreiben.[17]

Berechnung des Interferenzmusters

Schematische Darstellung des Doppelspaltexperiments

Der folgende Abschnitt geht von einem senkrechten Einfall einer ebenen Welle der Wellenlänge $ \lambda $ auf einen Doppelspalt mit Spaltbreite $ b $ und Spaltmittenabstand $ a $ aus. In der Spaltebene sind die Phasen noch im Gleichtakt, Phasenunterschiede, die den Interferenzeffekt ausmachen, ergeben sich erst durch die Abstände $ s $ von Punkten in den Spaltöffnungen zum Beobachtungspunkt (rote Linien). Der Abstand $ d $ des Schirms soll groß sein, $ d\gg {\tfrac {a^{2}}{\lambda }} $, Fernfeldnäherung.

Orte der Minima und Maxima durch Interferenz der Wellen aus den beiden Spalten

Ein Minimum der Intensität findet man für solche Orte, wo der Gangunterschied $ \Delta s $ von den Spaltmitten aus ein ungerades Vielfaches der halben Wellenlänge beträgt, also $ \Delta s=\left(\pm {\tfrac {1}{2}},\,\pm {\tfrac {3}{2}},\,\pm {\tfrac {5}{2}},\,\dots \right)\cdot \lambda $. Dann sind die beiden Teilwellen gegenphasig und löschen sich aus. Das gilt auch für den Fall, dass die Breite der Spaltöffnungen nicht klein gegenüber der Wellenlänge ist. Dann variiert zwar $ s $ merklich mit der Lage des Punktes innerhalb der Spaltbreite, aber zu jedem Punkt in dem einen Spalt gibt es im Abstand $ a $ einen Punkt im anderen Spalt, von dem aus die Welle gegenphasig ankommt.

Maxima befinden sich etwa mittig zwischen den Minimumstellen, wo mit $ \Delta s=\left(0,\,\pm 1,\,\pm 2,\,\dots \pm n\right)\cdot \lambda $ konstruktive Interferenz gegeben ist. Für höhere Beugungsordnungen $ n $ nehmen die Maximalintensitäten ab, denn die konstruktive Interferenz gilt zwar paarweise für Punkte in beiden Spalten, aber nicht für die Variation der Punktposition innerhalb des Spaltes (s. u.).

Für den Zusammenhang zwischen dem Gangunterschied $ \Delta s $ und der Position $ x $ auf dem Schirm liest man aus der Zeichnung ab:

$ \arcsin {\frac {\Delta s}{a}}=\arctan {\frac {x}{d}} $

also für kleine Winkel ungefähr

$ {\frac {\Delta s}{a}}={\frac {x}{d}}\,. $

Damit beträgt die Periode des Streifenmusters $ \lambda \cdot {\frac {d}{a}} $, wenn der Schirmabstand groß gegenüber dem Spaltabstand ist.

Das Interferenzmuster

Intensitätsverteilung hinter einem Doppelspalt (rot). Die Einhüllende (grau) ist das Beugungsbild eines der beiden Einzelspalte.

Allerdings hat bereits jeder der beiden Einzelspalte ein Beugungsmuster, da für bestimmte Winkel $ \alpha $ sich z. B. die Wellen aus der oberen und der unteren Hälfte des Einzelspalts der Breite $ b $ gerade aufheben. Die Intensität des Doppelspaltes ist daher das Produkt zweier Intensitäten: der Beugung am Einzelspalt der Breite $ b $ und der von zwei punktförmigen Quellen im Abstand $ a $:

$ I(\alpha )=I_{0}\left({\frac {\sin \gamma }{\gamma }}\right)^{2}\cos ^{2}\delta $

wobei $ \gamma ={\frac {k}{2}}b\sin \alpha $ der Phasenunterschied der Wellen vom oberen bzw. unterem Rand je eines Spaltes ist, und $ \delta ={\frac {k}{2}}a\sin \alpha $ der Phasenunterschied zwischen den beiden Teilwellen aus beiden Spalten.

Dabei ist $ \alpha $ der Beobachtungswinkel, $ b $ die Spaltbreite, $ a $ der Spaltabstand, $ k=2\pi /\lambda $ die Wellenzahl.

Einfluss von Spaltgeometrie und Wellenlänge

Setzt man die Ausdrücke für $ \gamma $ und $ \delta $ in die Gleichung des Interferenzmusters ein, so werden die Einflüsse von Spaltgeometrie und Wellenlänge des einfallenden Lichtes auf das Aussehen des Interferenzmusters deutlich:

$ I(\alpha )=I_{0}\cdot \left({\frac {\sin \left({\frac {k}{2}}b\sin \alpha \right)}{{\frac {k}{2}}b\sin \alpha }}\right)^{\!2}\cdot \cos ^{2}\left({\frac {k}{2}}a\sin \alpha \right) $

mit $ k=2\pi /\lambda $.

  • Eine Änderung der Spaltbreite $ b $ führt zu einer Änderung der Lage der Extrema des Einfachspaltes, dessen Intensitätsverteilung (im Bild blau) die Hüllkurve der Intensitätsverteilung des Doppelspalts bildet (im Bild rot)
→ Je breiter der Spalt, desto enger wird die Hüllkurve
  • Eine Änderung des Spaltabstandes $ a $ führt zu einer Änderung der Lage der Extrema des Doppelspalts innerhalb der konstant bleibenden Hüllkurve
→ Je größer der Spaltabstand, desto enger liegen die Extrema des Doppelspalts beieinander
  • Eine Änderung der Wellenlänge $ \lambda $ wirkt sich sowohl auf die Hüllkurve als auch auf die Intensitätsverteilung des Doppelspalts aus
→ Je größer die Wellenlänge, desto breiter werden Hüllkurve und die Interferenzabstände des Doppelspalts

Berechnung mit Fourier-Optik

Das Interferogramm einer Spaltkonstellation lässt sich auch mit Hilfe der Fourier-Optik berechnen. Dabei wird ausgenutzt, dass im Falle der Fraunhofer-Beugung das Beugungsmuster der Fouriertransformierten der Autokorrelation der Blendenfunktion entspricht. Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass sich auch das Beugungsbild komplizierterer Mehrfachspalte und Gitter schnell berechnen lässt. Wesentlich ist dabei die Ausnutzung des Faltungstheorems.

Das Koordinatensystem wird so gelegt, dass die zwei Einzelspalte einen Abstand $ a $ haben und symmetrisch zum Schnitt der Koordinatenachsen liegen. Die Blendenfunktion der zwei identischen Spalte mit Breite $ b $ im Ortsraum lautet

$ (\delta (x+a/2)+\delta (x-a/2))*\operatorname {rect} _{b}(x) $

wobei $ * $ den Faltungsoperator und $ \operatorname {rect} _{b}(x) $ die Rechteckfunktion bezeichnet.

Die Fouriertransformierte der gegebenen Blendenfunktion ist nach dem Faltungstheorem das Produkt aus der Fouriertransformierten der Rechteckfunktion und der Fouriertransformierten der zwei Delta-Distributionen.

$ {\mathcal {F}}[\operatorname {rect} _{b}(x)](k_{x})=b\cdot \operatorname {si} \left({\frac {b}{2}}k_{x}\right)=b{\frac {\sin \left({\frac {k_{x}}{2}}b\right)}{{\frac {k_{x}}{2}}b}}={\frac {\sin \left({\frac {k_{x}}{2}}b\right)}{\frac {k_{x}}{2}}} $
$ {\mathcal {F}}[\delta (x\pm d)](k_{x})=\cos(a\cdot k_{x}/2) $

Daraus folgt für die Intensität am Schirm ein Cosinus mit einer Sinc-Funktion als Einhüllende. Die Funktion weist die charakteristischen $ N-1=1 $ Nebenmaxima eines $ N=2 $-fach-Spaltes auf (siehe auch Optisches Gitter).

$ I(k)=I_{0}\left({\frac {\sin \left({\frac {k_{x}}{2}}b\right)}{{\frac {k_{x}}{2}}b}}\cdot \cos({\frac {k_{x}}{2}}a)\right)^{2} $

Mit $ I_{0} $ als Intensitätskonstante.

Für $ k_{x}=k\cdot \sin \alpha $ folgt die oben bereits gezeigte Beziehung für $ I(\alpha ) $.

Literatur

  • John Gribbin: Auf der Suche nach Schrödingers Katze. Quantenphysik und Wirklichkeit. 5. Auflage. Piper, 2004, ISBN 3-492-24030-5.
  • Claus Jönsson: Interferenz von Elektronen am Doppelspalt. In: Zeitschrift für Physik. Nr. 161, 1961, S. 454–474.
  • David Halliday, Robert Resnick, Jearl Walker: Physik. 2. Auflage. Wiley-VCH, 2003, ISBN 3-527-40366-3.
  • Wolfgang Demtröder: Experimentalphysik. Band 2 : Elektrizität und Optik. 3. Auflage. Springer, Berlin, 2004, ISBN 3-540-20210-2.

Weblinks

Wiktionary: Doppelspaltexperiment – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Doppelspaltexperiment – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Optik#Beugung am Doppelspalt – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

  1. Anil Ananthaswamy: Through two doors at once – the elegant experiment that captures the enigma of our quantum reality. Dutton, New York 2018, ISBN 978-1-101-98609-7. Eine gut lesbare Geschichte des Doppelspaltversuchs von Young bis zum Quantenradierer (engl.).
  2. I. The Bakerian Lecture. Experiments and calculations relative to physical optics. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Band 94, 31. Dezember 1804, ISSN 0261-0523, S. 1–16, doi:10.1098/rstl.1804.0001 (royalsocietypublishing.org [abgerufen am 23. Oktober 2020]).
  3. Dieter Meschede: Youngs Interferenzexperiment mit Licht. In: Amand Fäßler, Claus Jönsson (Hrsg.): Die Top Ten der schönsten physikalischen Experimente. Rowohlt Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-499-61628-9, S. 94–105.
  4. Claus Jönsson: Elektroneninterferenzen an mehreren künstlich hergestellten Feinspalten. In: Zeitschrift für Physik A Hadrons and Nuclei. Band 161, Nr. 4, 1961, S. 454–474, doi:10.1007/BF01342460.
  5. Claus Jönsson: Electron Diffraction at Multiple Slits. In: American Journal of Physics. Band 42, 1974, S. 4–11.
  6. 6,0 6,1 Claus Jönsson: Das Jönssonsche Doppelspaltexperiment mit Elektronen. In: Amand Fäßler, Claus Jönsson (Hrsg.): Die Top Ten der schönsten physikalischen Experimente. Rowohlt Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-499-61628-9, S. 149–188 (Beschreibung der Motivation zu dem Experiment, des Experimentes selbst und der Schwierigkeiten bei der Ausführung, sowie Zahlenwerte und Bilder).
  7. Olivier Carnal, Jürgen Mlynek: Young’s double-slit experiment with atoms: A simple atom interferometer. In: Physical review letters. Band 66, 1991, S. 2689–2692, doi:10.1103/PhysRevLett.66.2689.
  8. Olaf Nairz, Markus Arndt, Anton Zeilinger: Quantum interference experiments with large molecules. In: American Journal of Physics. Band 71, Nr. 4, 2003, S. 319–325, doi:10.1119/1.1531580 (online [PDF; abgerufen am 11. Februar 2019]).
  9. Robert Wichard Pohl: Einführung in die Physik. 1 Mechanik Akustik und Wärmelehre. Springer Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1964, XII Fortschreitende Wellen und Strahlung, S. 195–208 (Insbesondere die Abbildungen 380, 411, 412 und 420 A).
  10. Beugung von Wasserwellen im Wellentrog. In: WebPortal Vorlesungsexperimente Departement Physik / Physics Lab. ETH Zürich, abgerufen am 22. November 2020 (Video von der Beugung von Wasserwellen am Doppelspalt in einem "Wellentrog").
  11. Wilhelm Walcher: Praktikum der Physik. B.G.Teubner, Stuttgart 1966, 4.7 Beugung, S. 188–199 (Abschnitt 4.7.2 Beugung am Doppelspalt).
  12. 13,0 13,1 zitiert nach: Wo ist die Grenze der Quantenwelt?
  13. Günther Ludwig: Die Grundlagen der Quantenmechanik. Springer Verlag, Berlin 1954, I Induktives Auffinden der quantentheoretischen Gesetze § 6., S. 25,31.
  14. Beschreibung, Bild a und Quelle siehe hier
  15. Was ist Licht?: von der klassischen Optik zur Quantenoptik, Thomas Walther und Herbert Walther, C. H. Beck, 2004, S. 91 ff.