Der Grüne Blitz, manchmal auch Grünes Leuchten oder Grüner Strahl genannt, ist ein seltenes atmosphärisch-optisches Naturphänomen, das heute auf Grund der eingeschränkten Sichtverhältnisse durch Luftverschmutzung meist nur noch auf dem offenen Meer, im Hochgebirge, in der Wüste oder an anderen Stellen mit klarer Sicht zu beobachten ist. Es entsteht beim Sonnenauf- oder -untergang und ist als „grüner Schein“ am oberen Rand der Sonne zu sehen. Manchmal erscheint auch ein „grüner Blitz“, nachdem die Sonne untergegangen ist.
Das weiße Licht der Sonne wird in der Erdatmosphäre wellenlängenabhängig gebrochen und so in die Spektralfarben zerlegt (Dispersion). Blaues Licht wird stärker gebrochen als grünes, und dieses wiederum stärker als gelb und rot. Da die Lichtbrechung nahe am Horizont am stärksten ist, wird hier das letzte flache Bogensegment der untergehenden Sonne in seine Spektralfarben aufgespalten. Das Sonnensegment besitzt also einen roten, grünen und blauen Sonnenrand. Die Unterschiede sind allerdings sehr gering und betragen nur etwa ein Sechzigstel des sichtbaren Sonnendurchmessers vom roten zum blauen Sonnenrand.[1] Wenn der rote und gelbe innere Kreis zuerst untergeht, bleiben nur noch der grüne und blaue Rand oberhalb des Horizonts. Blaues Licht unterliegt aber in der Erdatmosphäre einer starken Streuung und ist in der Sonnenscheibe deswegen kaum mehr sichtbar. Einzig und allein die Farbe Grün (im Lichtspektrum zwischen Gelb und Blau) bleibt meistens übrig und kann für wenige Sekunden noch gesehen werden.
Manchmal ist auch ein grünes Leuchten oberhalb der letzten, im Untergang befindlichen gelbroten Sonnenscheibe zu sehen. Diese Erscheinung wird aus dem Zusammenspiel von Lichtbrechung und Reflexion erklärbar. Die Sonnenscheibe erscheint bereits beim Auftreffen auf den Horizont seltsam zerfranst und deformiert, da hierbei wärmere untere Luftschichten mit dichteren kälteren Luftschichten eine Grenzfläche bilden. Da Licht an der Grenzfläche vom dichteren zu dünneren Medium unterhalb eines sehr flachen kritischen Winkels reflektiert wird, erscheint die Sonnenscheibe am oberen Ende nach oben ausgewölbt. Diese Lichtstrahlen legen in der Atmosphäre somit den längsten Weg zum Beobachter zurück und unterliegen deswegen auch der stärksten wellenlängenabhängigen Lichtbrechung. Ähnlich der Erklärung für den grünen Blitz nach vollständigem Untergang der Sonne erreicht am ehesten der grünwellige Anteil des Lichts das Auge des Beobachters (siehe Bild rechts).
Allerdings ist es unter extrem günstigen Bedingungen möglich, auch einen blauen Blitz und sogar einen violetten Blitz zu beobachten.[2] (siehe Bild rechts unten)
La-Silla-Observatorium, 15. Januar 2006