James-Webb-Weltraumteleskop identifiziert Herkunft eisiger Bausteine des Lebens

James-Webb-Weltraumteleskop identifiziert Herkunft eisiger Bausteine des Lebens



Physik-News vom 24.01.2023

Interstellare Molekülwolken gelten als Wiegen von Planetensystemen: Ein internationales Forschungsteam entdeckt mithilfe des James-Webb-Weltraumteleskops das tiefst gelegene und kälteste Eis, das je in einer solchen Molekülwolke nachgewiesen wurde. Der Fund ermöglicht der Astronomie neue Einblicke in die eisigen Bestandteile, die im Verlauf der Zeit in Planeten eingebaut werden und dort letztlich die Grundlage für Leben bilden könnten.

Eine Fülle an Eissorten

„Dies ist das erste Mal, dass Forschende in der Lage waren, die Zusammensetzung sogenannt prästellarer Eissorten nahe dem Zentrum einer Molekülwolke zu untersuchen“, sagt Melissa McClure, Astronomin am Leiden Observatory und Hauptautorin der Studie. „Neben eher simplen Eissorten wie Wasser, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Ammoniak und Methan konnten wir auch einige weitere Verbindungen identifizieren, darunter das komplexere organische Methanoleis.“


Dieses Bild der Nah-Infrarot-Kamera (NIRCam) des James Webb-Weltraumteleskops der NASA/ESA/CSA zeigt die zentrale Region der dunklen Molekülwolke Chameleon I. © NASA, ESA, CSA, und

Publikation:


M. K. McClure et al.
An Ice Age JWST inventory of dense molecular cloud ices
Nature Astronomy (2023)

DOI: 10.1038/s41550-022-01875-w



Die Messungen, die das Team mithilfe des Weltraumteleskop'>James-Webb-Weltraumteleskop der NASA, ESA und der Kanadischen Weltraumorganisation CSA durchführte, ermöglichen der Forschungsgemeinschaft beispiellose Einblicke in die Fülle an eisigen Verbindungen, die sich im Inneren interstellarer Molekülwolken befinden – und in der Folge in daraus entstandene Sterne und Planeten eingelagert werden können.

Notwendige Präzision

„Die unterschiedlichen Eismoleküle erkennen wir anhand ihres sogenannten Absorptionsspektrums. Diesen chemischen Fingerabdruck hinterlassen sie im Hintergrundsternenlicht, welches durch die Wolke hindurch auf das Teleskop scheint“, erklärt Studienmitautorin und Forscherin am NFS PlanetS und der Universität Bern, Maria Drozdovskaya. Sie ist Teil des Team Ice Age Projektteams, das aus 50 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Astrochemie, Laborastrophysik, zur Sternentstehung und dem interstellare Medium aus 10 Ländern besteht .



In dieser Studie konzentrierte sich das Team auf die über 500 Lichtjahre von der Erde entfernte Molekülwolke „Chameleon I“, in welcher sich derzeit Dutzende von jungen Sternen bilden. Sie befinden sich nahe dem Zentrum, in einer besonders kalten, dichten und deshalb schwer zu untersuchenden Region. „Nur mit den hochpräzisen Infrarot-Spektrographen (NIRSpec und MIRI) des Webb, die Strahlung dieser Wellenlängen exakt detektieren und aufschlüsseln können, waren diese Messungen möglich“, so die Astronomin.

Dr. Maria N. Drozdovskaya, Center for Space and Habitability (CSH) und NFS PlanetS, Universität Bern.

Enthalten Planeten die Zutaten des Lebens von Beginn an?

Doch die Messungen gewährten dem Forschungsteam nicht nur nie dagewesene Einblicke, sondern stellten es auch vor neue Rätsel. „Wir konnten nicht nur das Vorkommen dieser Stoffe messen, sondern auch die Häufigkeit einiger Elemente, die in den eisigen Verbindungen enthalten sind“, erklärt Drozdovskaya. Bei diesen Elementen handelt es sich um Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel, die das Team (nach ihrer englischen Bezeichnung) unter dem Begriff CHONS zusammenfasst. „Diese Elemente sind wichtige Bestandteile präbiotischer Moleküle wie einfacher Aminosäuren – und damit sozusagen Zutaten des Lebens“, so Drozdovskaya. Doch das Team fand weniger von diesen Elementen als im Vergleich mit der Dichte der Wolke. Dies deutet darauf hin, dass diese Elemente nicht ausschliesslich in den eisigen Bestandteilen der Molekülwolken vorkommen, sondern auch anderswo lauern könnten.

„Die Tatsache, dass uns ein Teil des CHONS-Budgets ‘fehlt’, könnte bedeuten, dass CHONS etwa in felsigen Staubpartikeln eingeschlossen sind“, erklärt Melissa McClure. „Dies könnte eine grössere Vielfalt in der Zusammensetzung terrestrischer Planeten ermöglichen.“ Die Identifizierung komplexer organischer Moleküle wie Methanol und möglicherweise Ethanol durch das Team deutet auch darauf hin, dass die vielen Stern- und Planetensysteme, die sich in dieser speziellen Wolke entwickeln, die Moleküle aus der Molekülwolke in einem ziemlich fortgeschrittenen chemischen Zustand übernehmen.

„Dies könnte bedeuten, dass das Vorhandensein präbiotischer Moleküle in Planetensystemen ein häufiges Ergebnis der Sternentstehung ist und nicht nur ein einzigartiges Merkmal unseres Sonnensystems“, so McClure.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität Bern via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.






warte

warte

warte

warte

warte

warte

warte

warte

warte

warte