Viele Varianten führen zu weißem Laserlicht
Physik-News vom 02.10.2019
Gute Ausstrahlung kommt nicht von alleine: Neuartige Halbleiterverbindungen eignen sich dazu, gerichtetes weißes Licht zu erzeugen, wenn ihre Seitengruppen eine ausreichende Elektronendichte aufweisen. Das hat eine mittelhessische Forschungsgruppe aus Chemie und Physik herausgefunden, indem sie eine ganze Serie nicht-kristalliner Verbindungen herstellte und deren Eigenschaften studierte; das Team präzisierte damit bisherige Erklärungsansätze. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten im Fachmagazin „Angewandte Chemie“ über ihre Ergebnisse.
Weiße Leuchtdioden (LEDs) haben als langlebige und stromsparende Lichtquellen Einzug in fast jeden Haushalt gehalten. Sie strahlen Licht in alle Richtungen gleichmäßig ab, während Laser gebündeltes Licht erzeugen – je nach Wellenlänge in unterschiedlichen Farben.
Publikation:
Eike Dornsiepen et al.
Controlling the White-Light Generation of [(RSn)4E6]: Effects of Substituent and Chalcogenide Variation
Angewandte Chemie 2019
Schon vor drei Jahren stellte das Team um Chemieprofessorin Dr. Stefanie Dehnen von der Philipps-Universität Marburg und den Physiker Professor Dr. Sangam Chatterjee von der Justus-Liebig-Universität Gießen ein maßgeschneidertes Material vor, das die Vorzüge von weißen Leuchtdioden und Laser kombiniert: Wird die Verbindung mit einem handelsüblichen Infrarotlaser angeregt, so strahlt es räumlich gerichtetes weißes Licht aus. „Diese Lichtquelle könnte einmal in der Mikroskopie oder für medizinische Anwendungen eingesetzt werden“, sagt Chatterjee voraus.
Aber wie erzeugt das neue Material gebündeltes Weißlicht? Dieser Fragestellung widmet sich in Mittelhessen eine eigene Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Das Team untersuchte eine ganze Serie ähnlicher Substanzen, deren Kern aus Zinnatomen in Kombination mit Schwefel- oder Selenatomen besteht; an die Zinnatome sind organische Seitengruppen geknüpft – die Fachleute sprechen von Substituenten. „Wir verfolgen das Ziel, die Bibliothek der verwendbaren Stoffe massiv auszuweiten und diese zu untersuchen“, erklärt Dehnen.
Die Forschergruppe erzeugte neun Verbindungen desselben Typs, in denen nur einzelne Bestandteile ausgetauscht wurden, vor allem die Seitengruppen. Mit einer Ausnahme eignen sich alle Verbindungen dazu, gerichtetes Weißlicht zu erzeugen – bei dieser Ausnahme handelt es sich um eine kristalline Verbindung.
„Die Entstehung des Weißlichts mithilfe der nicht-kristallinen Substanzen ist hingegen nach wie vor nicht geklärt“, sagt Dehnen. „Die neuen Einblicke helfen uns, zu verstehen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit gerichtetes Weißlicht entsteht. Wir widerlegen damit unter anderem unsere frühere Annahme, dass unbedingt eine aromatische Seitengruppe erforderlich sei.“ Unverzichtbar sei hingegen eine ausreichende Elektronendichte in diesem Substituenten, wie sie sich in einer einfachen ringförmigen Kohlenwasserstoffgruppe findet, erläutert Chatterjee.
Diese Newsmeldung wurde via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.