Wie ein Bienenschwarm um ein Schwarzes Loch
Physik-News vom 18.06.2024
Rasend schnelle, junge Sterne umrunden das Schwarze Loch Sagittarius A* im Zentrum unserer Galaxie mit mehreren 1000 km/s.
Astronomische Beobachtungen haben ergeben, dass sich neu entdeckte Babysterne in der Nähe von Sagittarius A**, dem schwarzen Loch im Zentrum unserer Galaxie, unerwartet verhalten: Sie bewegen sich auf ähnlichen Bahnen wie die schon bekannten Hochgeschwindigkeitssterne und formieren sich in einem spezifischen Muster um das schwarze Loch. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Sgr A* eine bestimmte Anordnung der Sterne bewirkt.
Vor etwa dreißig Jahren entdeckte man nahe dem supermassiven Schwarzen Loch Sgr A* im Zentrum unserer Milchstraße Hochgeschwindigkeitssterne. Diese als S-Sterne bekannten Himmelskörper kreisen mit Geschwindigkeiten von mehreren tausend Kilometern pro Sekunde in nur wenigen Jahren um das Schwarze Loch. Überraschenderweise sind diese Sterne relativ jung, was ein Rätsel darstellt, da man gemäß etablierter Theorien in der Nähe eines Schwarzen Lochs lediglich alte und lichtschwache Sterne erwarten würde.
Publikation:
F. Peißker et al.
Candidate young stellar objects in the S-cluster: Kinematic analysis of a subpopulation of the low-mass G objects close to Sgr A*
A&A Volume 686 (2024)
DOI: https://doi.org/10.1051/0004-6361/202449729
Die technologischen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte und die ausgedehnte Beobachtungszeit des galaktischen Zentrums mit modernen Teleskopen haben neue Fragen aufgeworfen. Beispielsweise entdeckten Wissenschaftler im Jahr 2012 ein Objekt, von dem angenommen wurde, es sei eine Gaswolke, die von einem Schwarzen Loch verschluckt wird. Diese Annahme bestätigte sich nicht, und lange Zeit war unklar, um was für ein Objekt es sich handelte. Erst kürzlich mehren sich Hinweise darauf, dass es sich um einen sehr jungen Stern, umgeben von einer staubigen Wolke, handeln könnte.
In ihrer aktuellen Studie analysierten die Forscherinnen und Forscher ein Dutzend Objekte in unmittelbarer Nähe des supermassiven Schwarzen Lochs, einschließlich dieses Babysterns, die alle ähnliche Merkmale aufzeigen. Dabei stellten sie fest, dass diese Objekte sogar noch jünger sind als die zuvor entdeckten Hochgeschwindigkeitssterne.
„Interessanterweise verhalten sich diese jungen ‚Babysterne‘ aber so wie die S-Sterne. Das bedeutet, auch die Babysterne umrunden das Schwarze Loch mit mehreren 1000 km/s in wenigen Jahren“, so Dr. Florian Peißker vom Institut für Astrophysik der Universität zu Köln und Erstautor der Studie. „Bereits die S-Sterne sind überraschend jung. Nach gängigen Theorien ist die Anwesenheit eines stellaren Kindergartens mit den noch jüngeren ‚Babysternen‘ völlig unerwartet,“ fügt Dr. Peißker hinzu.
Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität zu Köln via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.