atmosfair | |
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Logo | |
Rechtsform | Gemeinnützige GmbH |
Gründung | 2005 |
Sitz | Bonn |
Aktionsraum | Klimaschutz |
Schwerpunkt | Luftfahrt |
Methode | Kompensation von CO2-Emissionen |
Budget | 4,6 Mio. Euro (2014) |
Angestellte | 24 |
Website | www.atmosfair.de |
Die Organisation atmosfair bietet auf ihrer Webseite an, die Treibhausgasemissionen von Reiseflügen, Hochseekreuzfahrten oder Veranstaltungen auszugleichen (Klimakompensation). Hervorgegangen aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt vom Bundesumweltministerium und von Germanwatch, fungiert als Gesellschafterin der gGmbH die Stiftung Zukunftsfähigkeit. Seit Mai 2005 ist atmosfair eine eigenständige Non-Profit-Organisation. Zu den Schirmherren von atmosfair gehören Klaus Töpfer, Mojib Latif und Hartmut Graßl. Die Organisation ist Unterzeichnerin der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.[1] atmosfair wird von der Geschäftsstelle in Berlin gesteuert und hat ihren Sitz in Bonn.
Kunden berechnen mit einem von atmosfair entwickelten Emissionsrechner die Menge an Kohlenstoffdioxid, die dieselbe Klimawirkung hat wie die Emissionen der geplanten Reise. Für Flugreisen wird die Menge anhand von Abflug- und Zielflughafen berechnet,[2] für Schiffsreisen anhand Schiffsklasse, Kabinenkategorie, Reisetagen insgesamt und Tagen auf See.[3] Dabei werden neben Kohlenstoffdioxid auch andere klimarelevante Emissionen wie Stickoxide und Rußpartikel berücksichtigt. Bei Flügen haben diese in großen Flughöhen eine besondere Auswirkung auf den Treibhauseffekt (beispielsweise durch Ozonaufbau oder Kondensstreifen). Dies führt laut einer Studie des Umweltbundesamtes zu einem Faktor von 3–5, um den ein Liter Flugtreibstoff klimaerwärmender wirkt, als durch sein CO2 alleine.[4]
Der Kunde kann anschließend den Betrag spenden, der nötig ist, um die berechneten Emissionen an anderer Stelle in Klimaschutzprojekten einzusparen.
Das Unternehmen finanziert ausschließlich Klimaschutzprojekte im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM, Kyoto-Protokoll)[5], die den Gold Standard[6] einhalten. Damit erzeugen die Klimaschutzprojekte von atmosfair Gold Standard CERs (Certified Emissions Reductions), die von atmosfair entsprechend der eingegangen Kompensationsverpflichtungen stillgelegt werden. Nach Angaben von atmosfair werden keine Verified Emission Reduction (VERs) akzeptiert, da diese nicht die Haftung eines unabhängigen Prüfers erfordern.[7]
Neben Flugreisen und Hochseekreuzfahrten können auch andere CO2-Emissionen kompensiert werden. So bietet atmosfair die Kompensation von Tagungen und Kongressen an.
Jahr | Einnahmen | |
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Spenden | Sonstige | |
2005 | 166.000 € | |
2006[8] | 190.000 € | 4.000 € |
2007[9] | 1.328.000 € | 46.000 € |
2008[7] | 2.037.000 € | 113.000 € |
2009[10] | 2.255.464 € | 381.900 € |
2010[11] | 2.153.162 € | 978.485 € |
2011[12] | 1.913.851 € | 2.163.050 € |
2012[13] | 1.962.374 € | 1.298.283 € |
2013[14] | 2.297.204 € | 1.641.127 € |
2014[15] | 3.657.294 € | 935.657 € |
2015[16] | 2.873.114 € | 478.520 € |
2016[17] | 3.509.649 € | 675.717 € |
Das Unternehmen finanziert sich hauptsächlich aus Spenden. Weitere Einnahmequellen sind Zinseinnahmen aus Rücklagen sowie Erträge aus dem Verkauf von CO2-Bilanzierungssoftware. Hinzu kommen Klimaschutzprojekte und Technologiekäufe im Kundenauftrag, was im Jahr 2011 der bedeutendste Ertragsposten war.
Laut Jahresberichten für die Jahre 2009 bis 2011 wurden 92 Prozent der in diesen Jahren eingenommenen Spenden direkt an die Betreiber der Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern gezahlt. Da die Projekte langfristig angelegt sind, erfolgt die Auszahlung in der Regel nicht sofort, sondern innerhalb von zwei Jahren.[16]
Auch in den Jahren 2005 bis 2007 lag laut eigenen Jahresberichten die Quote bei 90 Prozent oder besser. Somit hat atmosfair seinen eigenen Standard bisher übererfüllt, wonach insgesamt höchstens 20 Prozent der Spendeneinnahmen für das Personal für die Betreuung der Klimaschutzprojekte, für Personal für die Betreuung von Spendern und die allgemeine Verwaltung (Miete etc.) verwendet werden.
atmosfair finanzierte 2015 Projekte in folgenden vier Kategorien:[15]
In der Presse wird die Kompensation von klimarelevanten Emissionen diskutiert und teilweise als moderner Ablasshandel beschrieben.[18][19][20]
In einem Bericht von Greenpeace, ein Spender von atmosfair, heißt es hingegen, dass atmosfair als seriös und einzig empfehlenswerter Anbieter zu bewerten sei.[21]
Eine Studie der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde hat deutschlandweit Kompensationsanbieter untersucht, wobei atmosfair als einziger Anbieter das Prädikat „sehr gut“ erhielt. atmosfair wurde in den Kategorien realitätsnahe Berechnung, Qualität der Kompensation und Verbraucherkommunikation mit „sehr gut“ ausgezeichnet.[22]
Die Klimaabteilung der amerikanischen Universität Tufts hat in einer Studie 13 Organisationen untersucht, die Kompensationen für CO2-Emissionen anbieten. Kriterien waren Transparenz, Genauigkeit der Emissionsberechnungen, Preis der Kompensationen und Verwaltungskosten. atmosfair war dabei einer von vier Anbietern, die die Note „sehr gut“ erreichten.[23]
Des Weiteren belegte atmosfair in folgenden Rankings den ersten Platz:[24]
In anderen Rankings war das Unternehmen stets in der Spitzengruppe.[23][28]
Der Beirat, besetzt u. a. mit Vertretern des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), überwacht atmosfair bei der Einhaltung von Standards, die im Jahresbericht wiedergegeben sind.[29] Dazu gehören u. a. keine Annahme von Spendengeldern von Spendern, die sich bei der CO2-Berechnung nicht an die atmosfair Standards für CO2-Berechnung halten, der CDM-Gold-Standard für alle Kompensationsprojekte, die CO2-Berechnung der Klimawirkung von Flugreisen nach dem Stand der Wissenschaft und keine Verwendung des Begriffes „klimaneutral“ oder ähnlicher verharmlosender Begriffe.
So führte die Einbeziehung weiterer Schadstoffe in die Emissionsberechnung zusätzlich zum CO2 2008 dazu, dass atmosfair nicht mit der Lufthansa kooperieren konnte.[30] Die Haltung von atmosfair wurde im Kreise von Wissenschaftlern und Klimaschützern sowie in den Medien begrüßt.[31]