Hermann Kümmel (* 7. Oktober 1922 in Berlin; † 16. Mai 2012 in Herne) war ein deutscher Physiker. Er war Professor für Theoretische Physik an der Ruhr-Universität Bochum.
Hermann Kümmel war Sohn des Kunsthistorikers und späteren Generaldirektors der staatlichen Museen in Berlin, Otto Kümmel und dessen Ehefrau Therese Kümmel geb. Klee und ein Enkel des Bauingenieurs Werner Kümmel.
Er studierte von 1946 bis 1950 Physik an der Humboldt-Universität in (Ost-)Berlin. Er schloss das Studium mit einer Diplomarbeit im Bereich Experimentalphysik ab. Anschließend wechselte er zur Freien Universität in (West-)Berlin und promovierte dort 1952 mit einer Arbeit über Quantenelektrodynamik. 1956 folgte die Habilitation mit einer Arbeit über die quantenmechanische Begründung der Thermodynamik.
1956 folgte er einer Einladung zu einem Forschungsaufenthalt an die Iowa State University in Iowa City. 1958 kehrte er nach Deutschland zurück. Nach einem Semester als Dozent an der Universität Würzburg nahm er 1958 eine Forschungsstelle am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz an und wirkte als Privatdozent an der Universität Mainz. 1966/67 war er („full“) Professor an der Oklahoma State University in Stillwater, Oklahoma. 1967 folgte er einem Ruf als wissenschaftliches Mitglied und Abteilungsleiter an das Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie.
1970 folgte er einem Ruf auf eine ordentliche Professur für Theoretische Physik an die Ruhr-Universität Bochum. Dort betreute er eine große Anzahl von Diplomanden und Doktoranden. Er wurde 1988 emeritiert.
Er war mehrmals zu längeren Forschungsaufenthalten in den USA (Argonne National Laboratory und State University of New York at Stony Brook) und Taiwan.
Kümmel war Mitglied der American Physical Society, der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und des Deutschen Hochschulverbandes.
Kümmels Fachgebiet war die Theoretische Physik mit Schwerpunkt Vielteilchenprobleme. Er veröffentlichte ca. 90 Artikel in Fachzeitschriften und schrieb das Lehrbuch Introduction to Quantum Mechanics (WBG, 1984).
1958 erfand er zusammen mit Fritz Coester (damals Iowa State University) die „coupled cluster“-Methode, die sie zunächst in der Kernphysik anwandten. Sie wurde ab 1966 für die Verwendung in der Quantenchemie durch Jiři Čížek[1] (* 1938) und danach durch Josef Paldus (* 1935) weiterentwickelt. Sie ermöglicht die genaueste Berechnung von Eigenschaften von leichten bis mittelschweren Atomen und Molekülen und relativ genaue Aussagen über andere Vielteilchensysteme (z. B. Atomkerne). Die Methode wird daher gelegentlich als „Goldstandard“ in der Quantenchemie bezeichnet.[2] Kümmel hat zusammen mit seinen Mitarbeitern um 1975 mit der Verfügbarkeit von Computer-Unterstützung die ersten umfangreichen Rechnungen überhaupt mit dieser Methode an Atomkernen durchgeführt.[3] Erst nach 2000 sind solche äußerst aufwändigen Rechnungen mit inzwischen verbesserten Kernkräften und viel leistungsfähigeren Computern von mehreren Gruppen weltweit wieder aufgenommen worden und die Methode erwies sich auch bei mittelschweren Kernen als vielversprechend.[4]
Personendaten | |
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NAME | Kümmel, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 7. Oktober 1922 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 16. Mai 2012 |
STERBEORT | Herne |