Alexander Vilenkin: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Alexander Vilenkin''', {{RuS|Александр Виленкин}}, Transkription Alexander Wilenkin, (* [[13. Mai]] [[1949]] in [[Charkiw]], [[Ukraine]]<ref>Geburtsdaten nach ''American Men and Women of Science'', Thompson Gale 2005</ref>) ist ein russisch-[[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] theoretischer Physiker, der sich mit [[Kosmologie]] beschäftigt.
'''Alexander Vilenkin''', {{ruS|Александр Виленкин}}, ukrainisch Олександр Віленкін, Transkription Alexander Wilenkin, (* [[13. Mai]] [[1949]] in [[Charkiw]], [[Ukraine]]<ref>Geburtsdaten nach ''American Men and Women of Science'', Thompson Gale 2005</ref>) ist ein ukrainisch-[[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] theoretischer Physiker, der sich mit [[Kosmologie]] beschäftigt.
[[Datei:AlexanderVilenkin.JPG|mini|Alexander Vilenkin 2005 in Harvard]]
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Vilenkin studierte Physik an der Universität [[Charkiw|Charkow]] und machte dort auch 1971 sein Diplom, war aber aus politischen Gründen (er ist Jude, was in der damaligen Sowjetunion die wissenschaftliche Karriere und das Studium behinderte, und weigerte sich mit dem KGB zusammenzuarbeiten<ref>[http://www.templeton.org/humble_approach_initiative/Multiverse_and_String_Theory/vilenkin.htm Biographie bei der Templeton Foundation, 2005], [http://www.edge.org/3rd_culture/bios/vilenkin.html Biographie bei edge.org]</ref>) von weitergehenden Studien ausgeschlossen. Er leistete dann seinen Wehrdienst und schlug sich als Hilfsarbeiter durch, unter anderem als Nachtwächter im Zoo. 1976 emigrierte er über Italien in die USA, wo er 1977 an der [[State University of New York]] in [[Buffalo]] promovierte. Als Post-Doktorand war er 1977/78 an der [[Case Western Reserve University]]. Ab 1978 war er an der [[Tufts University]], ab 1979 als Assistant Professor. Dort ist er seit 1987 Professor für Physik und seit 1989 Direktor des Instituts für Kosmologie. 1992 war er als [[Fairchild Scholar]] am [[California Institute of Technology]].
Vilenkin studierte Physik an der Universität [[Charkiw|Charkow]] und machte dort auch 1971 sein Diplom, war aber aus politischen Gründen (er ist Jude, was in der damaligen Sowjetunion die wissenschaftliche Karriere und das Studium behinderte, und weigerte sich mit dem KGB zusammenzuarbeiten<ref>{{Webarchiv|text=Biographie bei der Templeton Foundation, 2005 |url=http://www.templeton.org/humble_approach_initiative/Multiverse_and_String_Theory/vilenkin.htm |wayback=20091212011437}}, [http://www.edge.org/3rd_culture/bios/vilenkin.html Biographie bei edge.org]</ref>) von weitergehenden Studien ausgeschlossen. Er leistete dann seinen Wehrdienst und schlug sich als Hilfsarbeiter durch, unter anderem als Nachtwächter im Zoo. 1976 emigrierte er über Italien in die USA, wo er 1977 an der [[State University of New York]] in [[Buffalo]] promovierte. Als Post-Doktorand war er 1977/78 an der [[Case Western Reserve University]]. Ab 1978 war er an der [[Tufts University]], ab 1979 als Assistant Professor. Dort ist er seit 1987 Professor für Physik und seit 1989 Direktor des Instituts für Kosmologie. 1992 war er als [[Fairchild Scholar]] am [[California Institute of Technology]].


Vilenkin ist bekannt für seine Idee „Ewiger [[Inflation (Kosmologie)|Inflation]]“ (Eternal Inflation, 1983)<ref>Vilenkin „The birth of inflationary universes“, Physical Review D, Bd. 27, 1983, S.2848</ref> und der quantenmechanischen Erzeugung des Universums aus dem Nichts (1982)<ref>Vilenkin, Physics Letters B, Bd.117, 1982, S.25</ref>. Diese [[Tunneleffekt|Tunnel]]lösung (von einem Universum mit Radius 0, also dem „Nichts“, zu einem mit endlichem Radius) der [[Pfadintegral]]formulierung der [[Quantengravitation]] war eine Alternative zum gleichzeitig entwickelten „no boundary proposal“ von James Hartle und [[Stephen Hawking]]. Vilenkin zeigte auch, dass in seiner Lösung im Gegensatz zu der von Hawking und Hartle Inflation wahrscheinlich ist<ref>Vilenkin, Quantum Cosmology and the initial state of the universe, Physical Review, D, Bd.37, 1988, S.888</ref>. In seiner Theorie ewiger Inflation argumentiert er, dass in fast allen inflationären kosmologischen Lösungen in einer Art Kettenreaktion ständig neue Universen gebildet werden, eine Idee, der auch [[Andrei Dmitrijewitsch Linde|Andrei Linde]] anhängt. Mit seinem Studenten Arvind Borde zeigte er, dass diese Modelle in der Vergangenheit eine Singularität besitzen müssen<ref>Borde, Vilenkin, Eternal inflation and the initial singularity, Physical Review Letters, Bd.72, 1994, S.3305</ref>. In den 2000er Jahren entwickelte er mit Jaume Garriga daraus die Vorstellung einer unendlichen Vielzahl von parallel bestehenden Universen ([[Parallelwelt|Multiversum]]-Theorie), in denen jede Art möglicher Geschichte realisiert ist, und zwar unendlich oft, „many worlds in one“. Im Gegensatz zur ähnlich vorgehenden [[Viele-Welten-Interpretation]] der Quantenmechanik sind sie keine Superpositionen von Wellenfunktionen. Die Sonderstellung unseres Universums ergibt sich nach Vilenkin aus dem [[Anthropisches Prinzip|Anthropischen Prinzip]]. Mit einer Variante dieses Prinzips (von ihnen ''Prinzip der Mittelmäßigkeit'' genannt) sagte Vilenkin 1995 einen von Null verschiedenen Wert der kosmologischen Konstante voraus<ref>Vilenkin Physical Review Letters, Bd. 74, 1995, S.846, Physical Review D, Bd. 52, S.3365, unabhängig von G. Efstathiou, Monthly Notices Roy.Astron.Soc., L73, 1995, S.274, vorhergesagt, von Steven Weinberg verbessert.</ref> zu einer Zeit, als im Allgemeinen noch ein verschwindender Wert favorisiert wurde, vor der Entdeckung der beschleunigten Ausdehnung des Universums. Der heute akzeptierte Wert der kosmologischen Konstante hat nach seiner Theorie eine Wahrscheinlichkeit von 0,25.
Vilenkin ist bekannt für seine Idee „Ewiger [[Inflation (Kosmologie)|Inflation]]“ (Eternal Inflation, 1983)<ref>Vilenkin „The birth of inflationary universes“, Physical Review D, Bd. 27, 1983, S. 2848</ref> und der quantenmechanischen Erzeugung des Universums aus dem Nichts (1982)<ref>Vilenkin, Physics Letters B, Bd. 117, 1982, S. 25</ref>. Diese [[Tunneleffekt|Tunnellösung]] (von einem Universum mit Radius 0, also dem „Nichts“, zu einem mit endlichem Radius) der [[Pfadintegral]]formulierung der [[Quantengravitation]] war eine Alternative zum gleichzeitig entwickelten „no boundary proposal“ von James Hartle und [[Stephen Hawking]]. Vilenkin zeigte auch, dass in seiner Lösung im Gegensatz zu der von Hawking und Hartle Inflation wahrscheinlich ist<ref>Vilenkin, Quantum Cosmology and the initial state of the universe, Physical Review, D, Bd. 37, 1988, S. 888</ref>. In seiner Theorie ewiger Inflation argumentiert er, dass in fast allen inflationären kosmologischen Lösungen in einer Art Kettenreaktion ständig neue Universen gebildet werden, eine Idee, der auch [[Andrei Dmitrijewitsch Linde|Andrei Linde]] anhängt. Mit seinem Studenten Arvind Borde zeigte er, dass diese Modelle in der Vergangenheit eine Singularität besitzen müssen<ref>Borde, Vilenkin, Eternal inflation and the initial singularity, Physical Review Letters, Bd. 72, 1994, S. 3305</ref>. In den 2000er Jahren entwickelte er mit Jaume Garriga daraus die Vorstellung einer unendlichen Vielzahl von parallel bestehenden Universen ([[Parallelwelt|Multiversum]]-Theorie), in denen jede Art möglicher Geschichte realisiert ist, und zwar unendlich oft, „many worlds in one“. Im Gegensatz zur ähnlich vorgehenden [[Viele-Welten-Interpretation]] der Quantenmechanik sind sie keine Superpositionen von Wellenfunktionen. Die Sonderstellung unseres Universums ergibt sich nach Vilenkin aus dem [[Anthropisches Prinzip|Anthropischen Prinzip]]. Mit einer Variante dieses Prinzips (von ihnen ''Prinzip der Mittelmäßigkeit'' genannt) sagte Vilenkin 1995 einen von Null verschiedenen Wert der kosmologischen Konstante voraus<ref>Vilenkin Physical Review Letters, Bd. 74, 1995, S. 846, Physical Review D, Bd. 52, S. 3365, unabhängig von G. Efstathiou, Monthly Notices Roy.Astron.Soc., L73, 1995, S. 274, vorhergesagt, von Steven Weinberg verbessert.</ref> zu einer Zeit, als im Allgemeinen noch ein verschwindender Wert favorisiert wurde, vor der Entdeckung der beschleunigten Ausdehnung des Universums. Der heute akzeptierte Wert der kosmologischen Konstante hat nach seiner Theorie eine Wahrscheinlichkeit von 0,25.


Vilenkin leistete außerdem wichtige Beiträge zur Theorie [[Kosmischer String|kosmischer String]]s, hypothetischen fadenförmigen Energiekonzentrationen in der Kosmologie, die eine Rolle bei der Strukturbildung im frühen Universum gespielt haben könnten.
Vilenkin leistete außerdem wichtige Beiträge zur Theorie [[kosmischer String]]s, hypothetischen fadenförmigen Energiekonzentrationen in der Kosmologie, die eine Rolle bei der Strukturbildung im frühen Universum gespielt haben könnten.


Er war Presidential young investigator der National Science Foundation (1984) und ist Fellow der [[American Physical Society]].
Er war Presidential young investigator der National Science Foundation (1984) und ist Fellow der [[American Physical Society]]. 2020 wurde Vilenkin in die [[National Academy of Sciences]] gewählt.


Er ist seit 1973 verheiratet und hat ein Kind.
Er ist seit 1973 verheiratet und hat ein Kind.


== Schriften ==
== Schriften ==
* (als Alex Vilenkin): Kosmische Doppelgänger: Wie es zum Urknall kam - Wie unzählige Universen entstehen, Springer Verlag 2008, ISBN 3540739173 (Many worlds in one – in search for other universes. Hill and Wang 2006, ISBN 0809095238)
* (als Alex Vilenkin): Kosmische Doppelgänger: Wie es zum Urknall kam Wie unzählige Universen entstehen, Springer Verlag 2008, ISBN 3-540-73917-3 (Many worlds in one – in search for other universes. Hill and Wang 2006, ISBN 0-8090-9523-8)
* mit Paul Shellard: Cosmic Strings and other topological defects, Cambridge University Press, 1994, 2000
* mit Paul Shellard: Cosmic Strings and other topological defects, Cambridge University Press, 1994, 2000


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[[Kategorie:Hochschullehrer (Tufts University)]]
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[[Kategorie:Fellow der American Physical Society]]
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[[Kategorie:US-Amerikaner]]
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[[Kategorie:Geboren 1949]]
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Aktuelle Version vom 24. August 2021, 22:34 Uhr

Alexander Vilenkin, {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value), ukrainisch Олександр Віленкін, Transkription Alexander Wilenkin, (* 13. Mai 1949 in Charkiw, Ukraine[1]) ist ein ukrainisch-US-amerikanischer theoretischer Physiker, der sich mit Kosmologie beschäftigt.

Alexander Vilenkin 2005 in Harvard

Vilenkin studierte Physik an der Universität Charkow und machte dort auch 1971 sein Diplom, war aber aus politischen Gründen (er ist Jude, was in der damaligen Sowjetunion die wissenschaftliche Karriere und das Studium behinderte, und weigerte sich mit dem KGB zusammenzuarbeiten[2]) von weitergehenden Studien ausgeschlossen. Er leistete dann seinen Wehrdienst und schlug sich als Hilfsarbeiter durch, unter anderem als Nachtwächter im Zoo. 1976 emigrierte er über Italien in die USA, wo er 1977 an der State University of New York in Buffalo promovierte. Als Post-Doktorand war er 1977/78 an der Case Western Reserve University. Ab 1978 war er an der Tufts University, ab 1979 als Assistant Professor. Dort ist er seit 1987 Professor für Physik und seit 1989 Direktor des Instituts für Kosmologie. 1992 war er als Fairchild Scholar am California Institute of Technology.

Vilenkin ist bekannt für seine Idee „Ewiger Inflation“ (Eternal Inflation, 1983)[3] und der quantenmechanischen Erzeugung des Universums aus dem Nichts (1982)[4]. Diese Tunnellösung (von einem Universum mit Radius 0, also dem „Nichts“, zu einem mit endlichem Radius) der Pfadintegralformulierung der Quantengravitation war eine Alternative zum gleichzeitig entwickelten „no boundary proposal“ von James Hartle und Stephen Hawking. Vilenkin zeigte auch, dass in seiner Lösung im Gegensatz zu der von Hawking und Hartle Inflation wahrscheinlich ist[5]. In seiner Theorie ewiger Inflation argumentiert er, dass in fast allen inflationären kosmologischen Lösungen in einer Art Kettenreaktion ständig neue Universen gebildet werden, eine Idee, der auch Andrei Linde anhängt. Mit seinem Studenten Arvind Borde zeigte er, dass diese Modelle in der Vergangenheit eine Singularität besitzen müssen[6]. In den 2000er Jahren entwickelte er mit Jaume Garriga daraus die Vorstellung einer unendlichen Vielzahl von parallel bestehenden Universen (Multiversum-Theorie), in denen jede Art möglicher Geschichte realisiert ist, und zwar unendlich oft, „many worlds in one“. Im Gegensatz zur ähnlich vorgehenden Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik sind sie keine Superpositionen von Wellenfunktionen. Die Sonderstellung unseres Universums ergibt sich nach Vilenkin aus dem Anthropischen Prinzip. Mit einer Variante dieses Prinzips (von ihnen Prinzip der Mittelmäßigkeit genannt) sagte Vilenkin 1995 einen von Null verschiedenen Wert der kosmologischen Konstante voraus[7] zu einer Zeit, als im Allgemeinen noch ein verschwindender Wert favorisiert wurde, vor der Entdeckung der beschleunigten Ausdehnung des Universums. Der heute akzeptierte Wert der kosmologischen Konstante hat nach seiner Theorie eine Wahrscheinlichkeit von 0,25.

Vilenkin leistete außerdem wichtige Beiträge zur Theorie kosmischer Strings, hypothetischen fadenförmigen Energiekonzentrationen in der Kosmologie, die eine Rolle bei der Strukturbildung im frühen Universum gespielt haben könnten.

Er war Presidential young investigator der National Science Foundation (1984) und ist Fellow der American Physical Society. 2020 wurde Vilenkin in die National Academy of Sciences gewählt.

Er ist seit 1973 verheiratet und hat ein Kind.

Schriften

  • (als Alex Vilenkin): Kosmische Doppelgänger: Wie es zum Urknall kam – Wie unzählige Universen entstehen, Springer Verlag 2008, ISBN 3-540-73917-3 (Many worlds in one – in search for other universes. Hill and Wang 2006, ISBN 0-8090-9523-8)
  • mit Paul Shellard: Cosmic Strings and other topological defects, Cambridge University Press, 1994, 2000

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geburtsdaten nach American Men and Women of Science, Thompson Gale 2005
  2. Biographie bei der Templeton Foundation, 2005 (Memento vom 12. Dezember 2009 im Internet Archive), Biographie bei edge.org
  3. Vilenkin „The birth of inflationary universes“, Physical Review D, Bd. 27, 1983, S. 2848
  4. Vilenkin, Physics Letters B, Bd. 117, 1982, S. 25
  5. Vilenkin, Quantum Cosmology and the initial state of the universe, Physical Review, D, Bd. 37, 1988, S. 888
  6. Borde, Vilenkin, Eternal inflation and the initial singularity, Physical Review Letters, Bd. 72, 1994, S. 3305
  7. Vilenkin Physical Review Letters, Bd. 74, 1995, S. 846, Physical Review D, Bd. 52, S. 3365, unabhängig von G. Efstathiou, Monthly Notices Roy.Astron.Soc., L73, 1995, S. 274, vorhergesagt, von Steven Weinberg verbessert.