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'''Hans-Jürgen Treder''' (* [[4. September]] [[1928]] in [[Berlin]]; † [[18. November]] [[2006]] in [[Potsdam]]) war einer der führenden theoretischen [[Physiker]] und [[Astrophysiker]] in der [[DDR]] und international anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Gravitationsphysik ([[Allgemeine Relativitätstheorie]] und deren Erweiterungen) und Kosmologie. Außerdem beschäftigte er sich mit Wissenschaftsgeschichte und -philosophie. | '''Hans-Jürgen Treder''' (* [[4. September]] [[1928]] in [[Berlin]]; † [[18. November]] [[2006]] in [[Potsdam]]) war einer der führenden theoretischen [[Physiker]] und [[Astrophysiker]] in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] und international anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Gravitationsphysik ([[Allgemeine Relativitätstheorie]] und deren Erweiterungen) und Kosmologie. Außerdem beschäftigte er sich mit Wissenschaftsgeschichte und -philosophie. | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Treder interessierte sich schon früh für Physik und zeigte seine hohe Begabung. Noch als Schüler suchte er 1944 Kontakt zu [[Werner Heisenberg]] in Berlin, der ihn auch empfing und mit ihm diskutierte. Beim [[Volkssturm]] als Jugendlicher für Kurierdienste eingesetzt, prägte er sich dank seines fotografischen Gedächtnisses Verhaftungslisten ein und warnte die Betroffenen<ref>Gregor Eisenhauer | Treder interessierte sich schon früh für Physik und zeigte seine hohe Begabung. Noch als Schüler suchte er 1944 Kontakt zu [[Werner Heisenberg]] in Berlin, der ihn auch empfing und mit ihm diskutierte. Beim [[Volkssturm]] als Jugendlicher für Kurierdienste eingesetzt, prägte er sich dank seines fotografischen Gedächtnisses Verhaftungslisten ein und warnte die Betroffenen.<ref name="Tagesspiegel-2007">Gregor Eisenhauer: Nachruf auf Treder. In: Tagesspiegel, 9. Februar 2007</ref> Nach dem Krieg studierte er an der [[Humboldt-Universität Berlin]] Physik und Philosophie. 1956 wurde er promoviert und war dann ab 1957 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Mathematik der Akademie der Wissenschaften. Gleich nach der Habilitation 1962 wurde er 1963 Professor für Theoretische Physik an der Humboldt-Universität und Direktor am Akademie Institut für Reine Mathematik. Mit Arbeiten über Gravitationsstrahlung errang er damals internationale Anerkennung. 1965 war er wesentlich an der Organisation der Konferenz zur 50-Jahr-Feier der Veröffentlichung von [[Albert Einstein|Einsteins]] Feldgleichungen beteiligt.<ref>Treder (Hrsg.): ''Entstehung, Entwicklung und Perspektiven der Allgemeinen Relativitätstheorie – Einstein Symposium vom 2. bis 5. November 1965 in Berlin''. Akademie Verlag, 1966</ref> | ||
1966 wurde er ordentliches Mitglied der ''[[Akademie der Wissenschaften der DDR|Deutschen Akademie der Wissenschaften]]'' und wurde Direktor der Sternwarte Babelsberg der Akademie der Wissenschaften. Nach der Umorganisation 1969 leitete er das neu gegründete ''[[Astrophysikalisches Institut Potsdam|Zentralinstitut für Astrophysik]]'' (ZIAP), in dem die vorher selbständigen Observatorien in Potsdam, die Sternwarte Babelsberg, die Sternwarte Sonneberg und das Karl-Schwarzschild-Observatorium Tautenburg zusammengefasst wurden. Bis 1973 leitete er auch den Forschungsbereich ''Kosmische Physik''<ref>Der Name wurde ausdrücklich in Anlehnung an den Kosmos-Begriff von [[Alexander von Humboldt]] verwendet</ref> der Akademie der Wissenschaften, worin die Astrophysik und Geophysik zusammengefasst wurde. Danach gab er das aus Gesundheitsgründen auf und konzentrierte sich auf die Leitung des ZIAP. Er machte es nicht nur zu einem Zentrum der theoretischen Gravitationsphysik, sondern integrierte auch zum Beispiel [[Magnetohydrodynamik]] (in Zusammenarbeit mit [[Max Steenbeck]]) – die in der Astrophysik gleich nach der Gravitationstheorie in den Modellbildungen eine wichtige Rolle spielte | 1966 wurde er ordentliches Mitglied der ''[[Akademie der Wissenschaften der DDR|Deutschen Akademie der Wissenschaften]]'' und wurde Direktor der Sternwarte Babelsberg der Akademie der Wissenschaften. Nach der Umorganisation 1969 leitete er das neu gegründete ''[[Astrophysikalisches Institut Potsdam|Zentralinstitut für Astrophysik]]'' (ZIAP), in dem die vorher selbständigen Observatorien in Potsdam, die Sternwarte Babelsberg, die Sternwarte Sonneberg und das Karl-Schwarzschild-Observatorium Tautenburg zusammengefasst wurden. Bis 1973 leitete er auch den Forschungsbereich ''Kosmische Physik''<ref>Der Name wurde ausdrücklich in Anlehnung an den Kosmos-Begriff von [[Alexander von Humboldt]] verwendet</ref> der Akademie der Wissenschaften, worin die Astrophysik und Geophysik zusammengefasst wurde. Danach gab er das aus Gesundheitsgründen auf und konzentrierte sich auf die Leitung des ZIAP. Er machte es nicht nur zu einem Zentrum der theoretischen Gravitationsphysik, sondern integrierte auch zum Beispiel [[Magnetohydrodynamik]] (in Zusammenarbeit mit [[Max Steenbeck]]) – die in der Astrophysik gleich nach der Gravitationstheorie in den Modellbildungen eine wichtige Rolle spielte – und Geophysik (in Zusammenarbeit mit [[Hans Ertel]]), was auch später in Potsdam prägend war. Zu Einsteins 100. Geburtstag 1979 gelang es ihm in Abstimmung mit dem Nachlassverwalter von Einstein [[Otto Nathan]] das Sommerhaus von Einstein in [[Caputh]] als Gästehaus der Akademie zu sichern. 1982 übergab er das ZIAP an seinen Nachfolger [[Karl-Heinz Schmidt (Astrophysiker)|Karl-Heinz Schmidt]]. Treder wurde Direktor des von ihm gegründeten Einstein-Laboratoriums der Akademie in Potsdam-Caputh, was er bis 1992 blieb. Er veröffentlichte in den letzten Jahren seines Lebens mit seinem Freund, dem Geophysiker Wilfried Schröder, viele Arbeiten in der Geo- und Kosmosphysik, einschließlich der solaren Variabilität. Hinzu kommt die Edition des Buches ''Einstein and geophysics'' sowie einiger Bände der Werke von Hans Ertel. Schwerpunkte ihrer Arbeiten waren auch die solaren Minima (Spörer, [[Maunder-Minimum|Maunder]] und Dalton Minima) sowie die physikalischen Konsequenzen für die solare Aktivität. Treder war Vorsitzender der internationalen Gesellschaft „History of Geophysics and Cosmical Physics“. | ||
Treder genoss in der DDR hohe Anerkennung (er erhielt u.a. den [[Nationalpreis der DDR]]) und das volle Vertrauen der politischen Führung, und er genoss Privilegien wie volle Reisefreiheit und einen eigenen Wagen mit Chauffeur. | Treder genoss in der DDR hohe Anerkennung (er erhielt u. a. den [[Nationalpreis der DDR]]) und das volle Vertrauen der politischen Führung, und er genoss Privilegien wie volle Reisefreiheit und einen eigenen Wagen mit Chauffeur. | ||
Entscheidungen, die Treder als Leiter des ZIAPs traf, | Entscheidungen, die Treder als Leiter des ZIAPs traf, waren in der wissenschaftlichen Gemeinschaft umstritten. So ordnete er 1969 den Austritt aller Astronomen der DDR aus der [[Astronomische Gesellschaft|Astronomischen Gesellschaft]], der für den gesamten deutschsprachigen Raum zuständigen Berufsvertretung der Astronomen, an. 1969 beschloss er die Schließung der [[Sternwarte Sonneberg]] und sprach ein Beobachtungsverbot an den großen [[Teleskop]]en der Sternwarte aus,<ref>T. Weber (Herausgeber): ''75 Jahre Sternwarte Sonneberg 1925–2000.'' Freunde der Sternwarte Sonneberg e. V. (2001)</ref> was bei Beachtung zum Abbruch einer der längsten fotografischen Beobachtungsreihen der Welt ([[Astrofotografie#Fotografische Archive|Sonneberger Fotoplattenarchiv]]) geführt hätte. Nach Intervention von [[Wolfgang Wenzel]] und internationalen Protesten korrigierte er jedoch später beide Entscheidungen. | ||
Rufe aus dem Westen lehnte Treder ab, er war nicht nur bekennender [[Marxist]], sondern fühlte sich auch der Wissenschaftsgeschichte Berlins eng verbunden, über die er später einige Bücher schrieb. Er entfaltete eine hohe wissenschaftliche Produktivität und veröffentlichte knapp 500 Einzelbeiträge und mehr als 20 Monographien. Unter anderem befasste er sich intensiv (zunächst auf Anregung von [[Gustav Hertz]]) mit dem [[Machsches Prinzip|Machschen Prinzip]], über das er 1972 eine Monographie veröffentlichte. | Rufe aus dem Westen lehnte Treder ab, er war nicht nur bekennender [[Marxist]], sondern fühlte sich auch der Wissenschaftsgeschichte Berlins eng verbunden, über die er später einige Bücher schrieb. Er entfaltete eine hohe wissenschaftliche Produktivität und veröffentlichte knapp 500 Einzelbeiträge und mehr als 20 Monographien. Unter anderem befasste er sich intensiv (zunächst auf Anregung von [[Gustav Hertz]]) mit dem [[Machsches Prinzip|Machschen Prinzip]], über das er 1972 eine Monographie veröffentlichte. | ||
Er wohnte später auf dem Gelände der Sternwarte Babelsberg, wurde aber zunehmend eigenbrötlerischer<ref | Er wohnte später auf dem Gelände der Sternwarte Babelsberg, wurde aber zunehmend eigenbrötlerischer<ref name="Tagesspiegel-2007" /> und konnte nach der [[Wende (DDR)|Wende]] seine führende Rolle in der Wissenschaftsorganisation nicht behalten; aus der er sich allerdings schon in den 1980er Jahren zurückgezogen hatte, als er sich zunehmend der Wissenschaftsgeschichte und der Wissenschaftsphilosophie zuwandte (er führte z. B. einen Briefwechsel mit [[Karl Popper]]). | ||
Treder war Mitglied der [[Leibniz-Sozietät]]. | Treder war Mitglied der [[Leibniz-Sozietät|Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin]]. | ||
== Werke == | == Werke == | ||
Monographien über Gravitationsphysik: | Monographien über Gravitationsphysik: | ||
*''Gravitative Stoßwellen. Nichtanalytische Wellenlösungen der Einsteinschen Gravitationsgleichungen'', Akademie-Verlag, Berlin 1962 | * ''Gravitative Stoßwellen. Nichtanalytische Wellenlösungen der Einsteinschen Gravitationsgleichungen'', Akademie-Verlag, Berlin 1962 | ||
*mit [[Horst-Heino von Borzeszkowski]], [[Alwyn van der Merwe]], [[Wolfgang Yourgrau]]: ''Fundamental principles of general relativity theories: local and global aspects of gravitation and | * mit [[Horst-Heino von Borzeszkowski]], [[Alwyn van der Merwe]], [[Wolfgang Yourgrau]]: ''Fundamental principles of general relativity theories: local and global aspects of gravitation and cosmology''. Plenum Press, New York 1980 | ||
*''Die Relativität der Trägheit''. Berlin 1972 | * ''Die Relativität der Trägheit''. Berlin 1972 | ||
*''Gravitationstheorie und Äquivalenzprinzip'', Akademie-Verlag, Berlin 1971 | * ''Gravitationstheorie und Äquivalenzprinzip'', Akademie-Verlag, Berlin 1971 | ||
*mit [[Eckhard Kreisel]], [[Dierck-Ekkehard Liebscher]]: ''Zur Quantengeometrodynamik - Gesammelte Arbeiten'', Akademie-Verlag, Berlin 1967 (Schriftenreihe des Instituts für Mathematik der Akademie der Wissenschaften) | * mit [[Eckhard Kreisel]], [[Dierck-Ekkehard Liebscher]]: ''Zur Quantengeometrodynamik - Gesammelte Arbeiten'', Akademie-Verlag, Berlin 1967 (Schriftenreihe des Instituts für Mathematik der Akademie der Wissenschaften) | ||
*mit H. H. von Borzeszkowski: ''The meaning of quantum gravity'', Dordrecht, Reidel, 1988 | * mit H. H. von Borzeszkowski: ''The meaning of quantum gravity'', Dordrecht, Reidel, 1988 | ||
*mit Jan Peter Mücket: ''Große kosmische Systeme – zu den teleskopischen Aspekten der Gravitation und der trägheitsfreien Gravidynamik'', Akademie Verlag 1981 (Veröffentlichungen des Forschungsbereichs Geo- und Kosmoswissenschaften) | * mit Jan Peter Mücket: ''Große kosmische Systeme – zu den teleskopischen Aspekten der Gravitation und der trägheitsfreien Gravidynamik'', Akademie Verlag 1981 (Veröffentlichungen des Forschungsbereichs Geo- und Kosmoswissenschaften) | ||
* mit Max Steenbeck: ''Möglichkeiten der experimentelle Schwerkraftforschung'', Akademie-Verlag Berlin 1984 | * mit Max Steenbeck: ''Möglichkeiten der experimentelle Schwerkraftforschung'', Akademie-Verlag Berlin 1984 | ||
Zur Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftsphilosophie und populärere Schriften von Treder: | Zur Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftsphilosophie und populärere Schriften von Treder: | ||
*''Große Physiker und ihre Probleme- Studien zur Geschichte der Physik'', Akademie Verlag, 1983 | * ''Große Physiker und ihre Probleme - Studien zur Geschichte der Physik'', Akademie Verlag, 1983 | ||
*''Relativität und Kosmos. Raum und Zeit in Physik, Astronomie und Kosmologie'', Vieweg, Wiesbaden 1982, 119 Seiten | * ''Relativität und Kosmos. Raum und Zeit in Physik, Astronomie und Kosmologie'', Vieweg, Wiesbaden 1982, 119 Seiten | ||
*''Über Prinzipien der Dynamik von Einstein, Hertz, Mach und Poincare'', WTB, Akademie Verlag. Berlin 1974 | * ''Über Prinzipien der Dynamik von Einstein, Hertz, Mach und Poincare'', WTB, Akademie Verlag. Berlin 1974 | ||
*''Philosophische Probleme des physikalischen Raumes: Gravitation, Geometrie, Kosmologie und Relativität'', Akademie Verlag 1974 | * ''Philosophische Probleme des physikalischen Raumes: Gravitation, Geometrie, Kosmologie und Relativität'', Akademie Verlag 1974 | ||
*''Relativität und Kosmos – Raum und Zeit in Physik, Astronomie und Kosmologie'', WTB, Akademie Verlag 1968 | * ''Relativität und Kosmos – Raum und Zeit in Physik, Astronomie und Kosmologie'', WTB, Akademie Verlag 1968 | ||
*mit Wilfried Schröder: ''Einstein and Geophysics'', Bremen, Science Edition 2005. | * mit Wilfried Schröder: ''Einstein and Geophysics'', Bremen, Science Edition 2005. | ||
Bücher mit [[Robert Rompe]]: | Bücher mit [[Robert Rompe]]: | ||
*''Grundfragen der Physik – Geschichte, Gegenwart und Zukunft der physikalischen Grundlagenforschung'', WTB, Akademie Verlag 1980 | * ''Grundfragen der Physik – Geschichte, Gegenwart und Zukunft der physikalischen Grundlagenforschung'', WTB, Akademie Verlag 1980 | ||
*''Elementare Kosmologie'', Akademie Verlag 1975 | * ''Elementare Kosmologie'', Akademie Verlag 1975 | ||
*''Elementarkonstanten und was sie bedeuten'', WTB, Akademie Verlag 1988 | * ''Elementarkonstanten und was sie bedeuten'', WTB, Akademie Verlag 1988 | ||
*''Zählen und Messen'', WTB, Akademie Verlag 1985 | * ''Zählen und Messen'', WTB, Akademie Verlag 1985 | ||
*''Über die Einheit der exakten Wissenschaften'', WTB, 1982 | * ''Über die Einheit der exakten Wissenschaften'', WTB, 1982 | ||
*''Über die Physik'', Akademie Verlag 1979 | * ''Über die Physik'', Akademie Verlag 1979 | ||
*mit Rompe, Werner Ebeling: ''Zur großen Berliner Physik'' (Vorträge auf der Jahreshauptversammlung 1987 der Physikalischen Gesellschaft der DDR im Jubiläumsjahr 750 Jahre Berlin), Leipzig, Teubner 1987 | * mit Rompe, Werner Ebeling: ''Zur großen Berliner Physik'' (Vorträge auf der Jahreshauptversammlung 1987 der Physikalischen Gesellschaft der DDR im Jubiläumsjahr 750 Jahre Berlin), Leipzig, Teubner 1987 | ||
Online zugängliche Aufsätze von Treder: | Online zugängliche Aufsätze von Treder: | ||
*[http://verplant.org/history-geophysics/Einstein/Einstein_LV.htm | * Wilfried Schröder, Treder: [http://verplant.org/history-geophysics/Einstein/Einstein_LV.htm ''Zu Einsteins letzter Vorlesung -Beobachtbarkeit, Realität und Vollständigkeit in Quanten- und Relativitaetstheorie''] | ||
*[http://verplant.org/history-geophysics/Religion.htm | * Schröder, Treder: [http://verplant.org/history-geophysics/Religion.htm ''Naturwissenschaft und Religion''] | ||
*[http://verplant.org/history-geophysics/Einstein/E_L.htm | * Schröder, Treder: [http://verplant.org/history-geophysics/Einstein/E_L.htm ''The Einstein Laue Discussion''] | ||
*[http://verplant.org/history-geophysics/Heisenberg.htm | * Schröder, Treder: [http://verplant.org/history-geophysics/Heisenberg.htm ''Abschied von der Weltformel – vor 100 Jahren wurde der deutsche Physiker Werner Heisenberg geboren''] | ||
*[http://verplant.org/history-geophysics/Er_Cosmos/index.htm | * Schröder, Treder: [http://verplant.org/history-geophysics/Er_Cosmos/index.htm ''Hans Ertel and Cosmology''] | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Gabriele Goettle: ''Experten''. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2004, darin Interview mit H.-J. Treder S. | * Gabriele Goettle: ''Experten''. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2004, darin Interview mit H.-J. Treder S. 20–33 | ||
* [[Jürgen Hamel]] (Hrsg.): ''Wissenschaftliches Kolloquium zum 75. Geburtstag von Hans-Jürgen Treder''. trafo, Berlin 2003. (Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät) | * [[Jürgen Hamel]] (Hrsg.): ''Wissenschaftliches Kolloquium zum 75. Geburtstag von Hans-Jürgen Treder''. trafo, Berlin 2003. (Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät) | ||
* Zum 65. und 70. Geburtstag von Hans-Jürgen Treder erschien jeweils eine | * Zum 65. und 70. Geburtstag von Hans-Jürgen Treder erschien jeweils eine „Festschrift“, herausgegeben von Wilfried Schröder unter internationaler Beteiligung | ||
* Renate Wahsner, Ulrich Bleyer (Herausgeber): ''Gravitation und Kosmos: Beitrag zu Problemen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Hans-Jürgen Treder zu seinem 60. Geburtstag gewidmet.'' Berlin, Akademie Verlag 1988 | * Renate Wahsner, Ulrich Bleyer (Herausgeber): ''Gravitation und Kosmos: Beitrag zu Problemen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Hans-Jürgen Treder zu seinem 60. Geburtstag gewidmet.'' Berlin, Akademie Verlag 1988 | ||
* 2007 erschien eine Erinnerungsschrift über Hans-Jürgen Treder "Theoretical Physics and Geophysics", Recollections of Hans-Jürgen Treder, herausgegeben von Wilfried Schröder | * 2007 erschien eine Erinnerungsschrift über Hans-Jürgen Treder "Theoretical Physics and Geophysics", Recollections of Hans-Jürgen Treder, herausgegeben von Wilfried Schröder | ||
*{{WWW-DDR| | * {{WWW-DDR|id=hans-juergen-treder|lemma=Treder, Hans-Jürgen|autor=Peter Nötzold|band=2|idNum=3560}} | ||
* [[Gerhard Banse]] und [[Horst Kant]] (Hrsg.): ''Disziplinäres & Interdisziplinäres - Historisches & Systematisches.'' Kolloquien zu Ehren von [[Lutz-Günther Fleischer]], [[Herbert Hörz]], ''Hans-Jürgen Treder'' & [[Siegfried Wollgast]]. ''Kosmologie und Zeitmaß - anlässlich des 90. Geburtstages von Hans-Jürgen Treder.'' Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 139/140, Jahrgang 2019. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2019, S. 161–233, ISBN 978-3-86464-176-3. | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* {{DNB-Portal|118987909}} | * {{DNB-Portal|118987909}} | ||
* [http://adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-abs_connect?db_key=AST&db_key=PHY&db_key=PRE&qform=AST&arxiv_sel=astro-ph&arxiv_sel=cond-mat&arxiv_sel=cs&arxiv_sel=gr-qc&arxiv_sel=hep-ex&arxiv_sel=hep-lat&arxiv_sel=hep-ph&arxiv_sel=hep-th&arxiv_sel=math&arxiv_sel=math-ph&arxiv_sel=nlin&arxiv_sel=nucl-ex&arxiv_sel=nucl-th&arxiv_sel=physics&arxiv_sel=quant-ph&arxiv_sel=q-bio&sim_query=YES&ned_query=YES&adsobj_query=YES&aut_logic=OR&obj_logic=OR&author=Treder%2C+H.+J.&object=&start_mon=&start_year=&end_mon=01&end_year=2007&ttl_logic=OR&title=&txt_logic=OR&text=&nr_to_return=200&start_nr=1&jou_pick=ALL&ref_stems=&data_and=ALL&group_and=ALL&start_entry_day=&start_entry_mon=&start_entry_year=&end_entry_day=&end_entry_mon=&end_entry_year=&min_score=&sort=SCORE&data_type=SHORT&aut_syn=YES&ttl_syn=YES&txt_syn=YES&aut_wt=1.0&obj_wt=1.0&ttl_wt=0.3&txt_wt=3.0&aut_wgt=YES&obj_wgt=YES&ttl_wgt=YES&txt_wgt=YES&ttl_sco=YES&txt_sco=YES&version=1 Veröffentlichungen von H.J. Treder] im [[Astrophysics Data System]] | * [http://adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-abs_connect?db_key=AST&db_key=PHY&db_key=PRE&qform=AST&arxiv_sel=astro-ph&arxiv_sel=cond-mat&arxiv_sel=cs&arxiv_sel=gr-qc&arxiv_sel=hep-ex&arxiv_sel=hep-lat&arxiv_sel=hep-ph&arxiv_sel=hep-th&arxiv_sel=math&arxiv_sel=math-ph&arxiv_sel=nlin&arxiv_sel=nucl-ex&arxiv_sel=nucl-th&arxiv_sel=physics&arxiv_sel=quant-ph&arxiv_sel=q-bio&sim_query=YES&ned_query=YES&adsobj_query=YES&aut_logic=OR&obj_logic=OR&author=Treder%2C+H.+J.&object=&start_mon=&start_year=&end_mon=01&end_year=2007&ttl_logic=OR&title=&txt_logic=OR&text=&nr_to_return=200&start_nr=1&jou_pick=ALL&ref_stems=&data_and=ALL&group_and=ALL&start_entry_day=&start_entry_mon=&start_entry_year=&end_entry_day=&end_entry_mon=&end_entry_year=&min_score=&sort=SCORE&data_type=SHORT&aut_syn=YES&ttl_syn=YES&txt_syn=YES&aut_wt=1.0&obj_wt=1.0&ttl_wt=0.3&txt_wt=3.0&aut_wgt=YES&obj_wgt=YES&ttl_wgt=YES&txt_wgt=YES&ttl_sco=YES&txt_sco=YES&version=1 Veröffentlichungen von H.J. Treder] im [[Astrophysics Data System]] | ||
* | * {{Worldcat id|LCCN=n8044966}} | ||
* | * {{Webarchiv |url=http://www.trafoberlin.de/3-89626-462-1.htm |wayback=20110416055909 |text=Kolloquium der Leibniz Sozietät zum 75. Geburtstag von Treder mit Würdigung von Heinz Kautzleben}} | ||
* | * {{Literatur | ||
|Autor=Wilfried Schröder | |||
* | |Titel=Obituary of Hans-Jürgen Treder | ||
* | |Sammelwerk=Physics Today | ||
* | |Datum=2007-06-07 | ||
|Sprache=en | |||
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|DOI=10.1063/PT.4.2144}} | |||
* {{Internetquelle | |||
|autor=Gregor Eisenhauer | |||
|url=http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/unternehmen/hans-juergen-treder/808996.html | |||
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* {{Internetquelle | |||
|autor=Dierck-E. Liebscher | |||
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|titel=Gedächtnis der Physik - zum Tod von Hans-Jürgen Treder | |||
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* {{Webarchiv |url=http://www.astronomie-magdeburg.de/projekt_wissenschaft_machsches_prinzip.html |wayback=20120508075746 |text=Klaus Retzlaff: Projekt ''Machsches Prinzip (Trägheitsfreie Mechanik)'' der Astronomischen Gesellschaft Magdeburg e. V.}}<ref>Zitat von Dr. Klaus Retzlaff: „Diese Untersuchungen und Aufsätze widme ich einem der bedeutendsten Gravitationsforscher der DDR und großem Vorbild, Herrn Prof. Hans-Jürgen Treder … Es würde mich sehr freuen, wenn es mir gelingt, das Werk dieses Denkers nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“</ref> | |||
== Fußnoten und Einzelnachweise == | == Fußnoten und Einzelnachweise == | ||
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Hans-Jürgen Treder (* 4. September 1928 in Berlin; † 18. November 2006 in Potsdam) war einer der führenden theoretischen Physiker und Astrophysiker in der DDR und international anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Gravitationsphysik (Allgemeine Relativitätstheorie und deren Erweiterungen) und Kosmologie. Außerdem beschäftigte er sich mit Wissenschaftsgeschichte und -philosophie.
Treder interessierte sich schon früh für Physik und zeigte seine hohe Begabung. Noch als Schüler suchte er 1944 Kontakt zu Werner Heisenberg in Berlin, der ihn auch empfing und mit ihm diskutierte. Beim Volkssturm als Jugendlicher für Kurierdienste eingesetzt, prägte er sich dank seines fotografischen Gedächtnisses Verhaftungslisten ein und warnte die Betroffenen.[1] Nach dem Krieg studierte er an der Humboldt-Universität Berlin Physik und Philosophie. 1956 wurde er promoviert und war dann ab 1957 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Mathematik der Akademie der Wissenschaften. Gleich nach der Habilitation 1962 wurde er 1963 Professor für Theoretische Physik an der Humboldt-Universität und Direktor am Akademie Institut für Reine Mathematik. Mit Arbeiten über Gravitationsstrahlung errang er damals internationale Anerkennung. 1965 war er wesentlich an der Organisation der Konferenz zur 50-Jahr-Feier der Veröffentlichung von Einsteins Feldgleichungen beteiligt.[2]
1966 wurde er ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften und wurde Direktor der Sternwarte Babelsberg der Akademie der Wissenschaften. Nach der Umorganisation 1969 leitete er das neu gegründete Zentralinstitut für Astrophysik (ZIAP), in dem die vorher selbständigen Observatorien in Potsdam, die Sternwarte Babelsberg, die Sternwarte Sonneberg und das Karl-Schwarzschild-Observatorium Tautenburg zusammengefasst wurden. Bis 1973 leitete er auch den Forschungsbereich Kosmische Physik[3] der Akademie der Wissenschaften, worin die Astrophysik und Geophysik zusammengefasst wurde. Danach gab er das aus Gesundheitsgründen auf und konzentrierte sich auf die Leitung des ZIAP. Er machte es nicht nur zu einem Zentrum der theoretischen Gravitationsphysik, sondern integrierte auch zum Beispiel Magnetohydrodynamik (in Zusammenarbeit mit Max Steenbeck) – die in der Astrophysik gleich nach der Gravitationstheorie in den Modellbildungen eine wichtige Rolle spielte – und Geophysik (in Zusammenarbeit mit Hans Ertel), was auch später in Potsdam prägend war. Zu Einsteins 100. Geburtstag 1979 gelang es ihm in Abstimmung mit dem Nachlassverwalter von Einstein Otto Nathan das Sommerhaus von Einstein in Caputh als Gästehaus der Akademie zu sichern. 1982 übergab er das ZIAP an seinen Nachfolger Karl-Heinz Schmidt. Treder wurde Direktor des von ihm gegründeten Einstein-Laboratoriums der Akademie in Potsdam-Caputh, was er bis 1992 blieb. Er veröffentlichte in den letzten Jahren seines Lebens mit seinem Freund, dem Geophysiker Wilfried Schröder, viele Arbeiten in der Geo- und Kosmosphysik, einschließlich der solaren Variabilität. Hinzu kommt die Edition des Buches Einstein and geophysics sowie einiger Bände der Werke von Hans Ertel. Schwerpunkte ihrer Arbeiten waren auch die solaren Minima (Spörer, Maunder und Dalton Minima) sowie die physikalischen Konsequenzen für die solare Aktivität. Treder war Vorsitzender der internationalen Gesellschaft „History of Geophysics and Cosmical Physics“.
Treder genoss in der DDR hohe Anerkennung (er erhielt u. a. den Nationalpreis der DDR) und das volle Vertrauen der politischen Führung, und er genoss Privilegien wie volle Reisefreiheit und einen eigenen Wagen mit Chauffeur.
Entscheidungen, die Treder als Leiter des ZIAPs traf, waren in der wissenschaftlichen Gemeinschaft umstritten. So ordnete er 1969 den Austritt aller Astronomen der DDR aus der Astronomischen Gesellschaft, der für den gesamten deutschsprachigen Raum zuständigen Berufsvertretung der Astronomen, an. 1969 beschloss er die Schließung der Sternwarte Sonneberg und sprach ein Beobachtungsverbot an den großen Teleskopen der Sternwarte aus,[4] was bei Beachtung zum Abbruch einer der längsten fotografischen Beobachtungsreihen der Welt (Sonneberger Fotoplattenarchiv) geführt hätte. Nach Intervention von Wolfgang Wenzel und internationalen Protesten korrigierte er jedoch später beide Entscheidungen.
Rufe aus dem Westen lehnte Treder ab, er war nicht nur bekennender Marxist, sondern fühlte sich auch der Wissenschaftsgeschichte Berlins eng verbunden, über die er später einige Bücher schrieb. Er entfaltete eine hohe wissenschaftliche Produktivität und veröffentlichte knapp 500 Einzelbeiträge und mehr als 20 Monographien. Unter anderem befasste er sich intensiv (zunächst auf Anregung von Gustav Hertz) mit dem Machschen Prinzip, über das er 1972 eine Monographie veröffentlichte.
Er wohnte später auf dem Gelände der Sternwarte Babelsberg, wurde aber zunehmend eigenbrötlerischer[1] und konnte nach der Wende seine führende Rolle in der Wissenschaftsorganisation nicht behalten; aus der er sich allerdings schon in den 1980er Jahren zurückgezogen hatte, als er sich zunehmend der Wissenschaftsgeschichte und der Wissenschaftsphilosophie zuwandte (er führte z. B. einen Briefwechsel mit Karl Popper).
Treder war Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.
Monographien über Gravitationsphysik:
Zur Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftsphilosophie und populärere Schriften von Treder:
Bücher mit Robert Rompe:
Online zugängliche Aufsätze von Treder:
Personendaten | |
---|---|
NAME | Treder, Hans-Jürgen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker und Astrophysiker |
GEBURTSDATUM | 4. September 1928 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 18. November 2006 |
STERBEORT | Potsdam |