Elektrochemische Rastertunnelmikroskopie: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Elektrochemisches STM.png|mini|Prinzip eines elektrochemischen Rastertunnelmikroskops. AE ist die Arbeitselektrode (zu untersuchende Probe), RE die Referenzelektrode und GE die Gegenelektrode]]
[[Datei:Elektrochemisches STM.png|mini|Prinzip eines elektrochemischen Rastertunnelmikroskops. AE ist die Arbeitselektrode (zu untersuchende Oberfläche), RE die Referenzelektrode und GE die Gegenelektrode. Als vierte Elektrode wird die Tunnelspitze über die Oberfläche bewegt, um die Topographie zu messen.]]


Die '''elektrochemische Rastertunnelmikroskopie''' ({{EnS|electrochemical scanning tunneling potentiometry}}, '''ESTM''') ist eine Abwandlung des [[Rastertunnelmikroskop]]s und wurde 1988 durch K. Itaya und E. Tomita entwickelt.<ref name="Itaya">{{Literatur |Autor=K. Itaya, E. Tomita |Titel=Scanning tunneling microscope for electrochemistry - a new concept for the in situ scanning tunneling microscope in electrolyte solutions|Sammelwerk=Surf. Sc|Band=201|Nummer=3|Jahr=1988|Seiten=507–512|DOI=10.1016/0039-6028(88)90489-X}}</ref> Mit Hilfe der ESTM ist es möglich die lokale Morphologie einer Oberfläche [[Ångström (Einheit)|Ångström]]-genau innerhalb einer [[Elektrochemie|elektrochemischen]] Umgebung zu erfassen.
Die '''elektrochemische Rastertunnelmikroskopie''' ({{enS|electrochemical scanning tunneling potentiometry}}, '''ECSTM''') ist eine Abwandlung des [[Rastertunnelmikroskop]]s und wurde 1988 durch K. Itaya und E. Tomita entwickelt.<ref name="Itaya">{{Literatur |Autor=K. Itaya, E. Tomita |Titel=Scanning tunneling microscope for electrochemistry - a new concept for the in situ scanning tunneling microscope in electrolyte solutions |Sammelwerk=Surf. Sc |Band=201 |Nummer=3 |Datum=1988 |Seiten=507–512 |DOI=10.1016/0039-6028(88)90489-X}}</ref> Mit Hilfe der ECSTM ist es möglich die lokale Morphologie einer Oberfläche [[Ångström (Einheit)|Ångström]]-genau innerhalb einer [[Elektrochemie|elektrochemischen]] Umgebung zu erfassen. Sie vereint hiermit die integrale elektrochemische Messung mit der lokalen Untersuchung der Topographie.<ref name="Sonnenfeld">{{Literatur |Autor=Richard Sonnenfeld, Paul K. Hansma |Titel=Atomic-Resolution Microscopy in Water |Sammelwerk=Science |Band=232 |Nummer=4747 |Datum=1986-04-11 |ISSN=0036-8075 |Seiten=211–213 |DOI=10.1126/science.232.4747.211 |PMID=17780805}}</ref>


== Messprinzip ==
== Messprinzip ==
Für die elektrochemische Messung wird das Potential <math>U_{AE} </math> der [[Arbeitselektrode]] (die zu untersuchende Probe) gegenüber einer [[Referenzelektrode]] eingestellt und gemessen, wobei der Stromfluss über eine Gegenelektrode erfolgt. Wegen dieser Drei-Elektroden-Technik und der notwendigen Einstellung der Tunnelspannung an der Spitze <math>U_{tip} </math> gegenüber der Probe wird ein [[Potentiostat|Bipotentiostat]] zur Bereitstellung und Auslesung aller nötigen Signale benutzt. Hierdurch kann man auch [[Cyclovoltammetrie]]-Messungen mit dem ESTM vollführen. Für die ESTM gibt es ein gewichtiges Problem. An der [[Rastertunnelmikroskop|Tunnelspitze]] können elektrochemische Prozesse ablaufen, die eine Abbildung der Probenoberfläche verhindern würden. Daher wird das elektrochemische Potential der Spitze derart eingestellt, dass elektrochemische Prozesse an der Spitze unterbunden werden. Zudem wird die Tunnelspitze (ohne den tunnelnden Spitzenapex) mit einem Wachs oder Kunststoff überzogen. Dies vermindert außerdem kapazitive Leckströme durch den Elektrolyten.
Ausgehend von der klassischen '''Rastertunnelmikroskopie '''bleibt das Messprinzip der Topographie grundsätzlich identisch. Es wird eine Spannung zwischen der [[Rastertunnelmikroskop|Tunnelspitze]] und der Oberfläche angelegt, welche bei einem ausreichend kleinen Abstand einen Tunnelstrom ermöglicht. Beim ECSTM ist jedoch die Oberfläche und die Spitze in einen [[Elektrolyt]]en getaucht und so kann zusätzlich  das elektrochemische Verhalten untersucht werden. Für die elektrochemische Messung wird das Potential <math>U_{AE} </math> der [[Arbeitselektrode]] (die zu untersuchende Oberfläche) gegenüber einer [[Referenzelektrode]] eingestellt und gemessen, wobei der Stromfluss über eine Gegenelektrode erfolgt. Wegen dieser Drei-Elektroden-Technik und der notwendigen Einstellung der Tunnelspannung an der Spitze <math>U_{tip} </math> gegenüber der Probe werden zwei [[Potentiostat]]e zur Bereitstellung und Auslesung aller nötigen Signale benutzt. Hierdurch kann man auch [[Cyclovoltammetrie]]-Messungen mit gleichzeitiger Untersuchung der Topographie mit dem ECSTM vollführen. Für die ECSTM gibt es ein gewichtiges Problem. An der [[Rastertunnelmikroskop|Tunnelspitze]] können, neben dem gewollten Tunneleffekt auch elektrochemische Prozesse ablaufen, die eine Abbildung der Probenoberfläche verhindern würden. Daher wird das elektrochemische Potential der Tunnelspitze derart eingestellt, dass [[Faradaysche Gesetze|faradaysche Prozesse]] an der Spitze unterbunden werden. Weiterhin sollten größere Potentialänderungen während der Topographie-Messung vermieden werden, da dies zur Umsortierung der [[Elektrochemische Doppelschicht|elektrochemischen Doppelschicht]] und somit zu störenden kapazitiven Strömen führt. Da die beiden störenden Beiträge zum Stromsignal proportional mit der Fläche der Tunnelspitze zunehmen, wird diese großflächig mit einem isolierenden Wachs oder Kunststoff überzogen. Lediglich der Spitzenapex bleibt unisoliert und ermöglicht weiterhin den Tunnelvorgang zwischen Spitze und Oberfläche.


== Anwendung ==
== Anwendung ==
Mit Hilfe der ESTM lassen sich die elementaren Prozesse zur Abscheidung und Auflösung von elektrochemischen Schichten an der Arbeitselektrode untersuchen. Hierdurch gewinnt man ein vertieftes Verständnis der elektrochemischen Prozesse, wie zum Beispiel Bedeckungskonfiguration der beteiligten Spezies. Insbesondere bei der [[Cyclovoltammetrie]] kann die ESTM entscheidende Beiträge zum verbesserten Verständnis der mikroskopischen Elektrochemie leisten.
Mit Hilfe der ECSTM lassen sich die elementaren Prozesse zur Abscheidung und Auflösung von elektrochemischen Schichten an der Arbeitselektrode untersuchen. Hierdurch gewinnt man ein vertieftes Verständnis der elektrochemischen Prozesse, wie zum Beispiel Bedeckungskonfiguration der beteiligten Spezies. Insbesondere bei der [[Cyclovoltammetrie]] kann die ECSTM entscheidende Beiträge zum verbesserten Verständnis der mikroskopischen Elektrochemie leisten.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Oberflächenchemie]]
* [[Oberflächenchemie]]
* [[Elektrochemie]]
*[[Elektrochemische Rasterkraftmikroskopie]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* H. H. Stehblow: ''Elektroden, Elektrodenprozesse und Elektrochemie''. In: [[Karl Kleinermanns]] (Hrsg.): ''Bergmann/Schaefer. Lehrbuch der Experimentalphysik. Band 5. Gase, Nanosysteme und Flüssigkeiten''. de Gruyter, New York 2006, ISBN 978-3-11-017484-7, S. 561–565.
* {{Literatur |Autor=Hans Henning Strehblow |Titel=Kap. 6: Elektroden, Elektrodenprozesse und Elektrochemie |Verlag=de Gruyter |TitelErg=in Bergmann/Schäfer: Lehrbuch der Experimentalphysik | Ort=New York |Datum=2006 |ISBN=3-11-017484-7 |Seiten=561-565}}
* {{Literatur |Autor=K. Gentz, K. Wandelt |Titel=Electrochemical Scanning Tunneling Microscopy |Sammelwerk=CHIMIA International Journal for Chemistry |Sprache=en |Datum=2012-02-01 |Online=https://www.ingentaconnect.com/contentone/scs/chimia/2012/00000066/00000001/art00008 |Band=66 |Nummer=1 |Seiten=44-51 |ISSN=0009-4293}}
* {{Literatur |Autor=Ajay Kumar Yagati, Junhong Min, Jeong-Woo Choi |Titel=Electrochemical Scanning Tunneling Microscopy (ECSTM) – From Theory to Future Applications |Sprache=en |DOI=10.5772/57236 |Datum=2014-06-11 |Hrsg=IntecOpen online}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 12. Januar 2020, 17:55 Uhr

Prinzip eines elektrochemischen Rastertunnelmikroskops. AE ist die Arbeitselektrode (zu untersuchende Oberfläche), RE die Referenzelektrode und GE die Gegenelektrode. Als vierte Elektrode wird die Tunnelspitze über die Oberfläche bewegt, um die Topographie zu messen.

Die elektrochemische Rastertunnelmikroskopie (englisch electrochemical scanning tunneling potentiometry, ECSTM) ist eine Abwandlung des Rastertunnelmikroskops und wurde 1988 durch K. Itaya und E. Tomita entwickelt.[1] Mit Hilfe der ECSTM ist es möglich die lokale Morphologie einer Oberfläche Ångström-genau innerhalb einer elektrochemischen Umgebung zu erfassen. Sie vereint hiermit die integrale elektrochemische Messung mit der lokalen Untersuchung der Topographie.[2]

Messprinzip

Ausgehend von der klassischen Rastertunnelmikroskopie bleibt das Messprinzip der Topographie grundsätzlich identisch. Es wird eine Spannung zwischen der Tunnelspitze und der Oberfläche angelegt, welche bei einem ausreichend kleinen Abstand einen Tunnelstrom ermöglicht. Beim ECSTM ist jedoch die Oberfläche und die Spitze in einen Elektrolyten getaucht und so kann zusätzlich das elektrochemische Verhalten untersucht werden. Für die elektrochemische Messung wird das Potential $ U_{AE} $ der Arbeitselektrode (die zu untersuchende Oberfläche) gegenüber einer Referenzelektrode eingestellt und gemessen, wobei der Stromfluss über eine Gegenelektrode erfolgt. Wegen dieser Drei-Elektroden-Technik und der notwendigen Einstellung der Tunnelspannung an der Spitze $ U_{tip} $ gegenüber der Probe werden zwei Potentiostate zur Bereitstellung und Auslesung aller nötigen Signale benutzt. Hierdurch kann man auch Cyclovoltammetrie-Messungen mit gleichzeitiger Untersuchung der Topographie mit dem ECSTM vollführen. Für die ECSTM gibt es ein gewichtiges Problem. An der Tunnelspitze können, neben dem gewollten Tunneleffekt auch elektrochemische Prozesse ablaufen, die eine Abbildung der Probenoberfläche verhindern würden. Daher wird das elektrochemische Potential der Tunnelspitze derart eingestellt, dass faradaysche Prozesse an der Spitze unterbunden werden. Weiterhin sollten größere Potentialänderungen während der Topographie-Messung vermieden werden, da dies zur Umsortierung der elektrochemischen Doppelschicht und somit zu störenden kapazitiven Strömen führt. Da die beiden störenden Beiträge zum Stromsignal proportional mit der Fläche der Tunnelspitze zunehmen, wird diese großflächig mit einem isolierenden Wachs oder Kunststoff überzogen. Lediglich der Spitzenapex bleibt unisoliert und ermöglicht weiterhin den Tunnelvorgang zwischen Spitze und Oberfläche.

Anwendung

Mit Hilfe der ECSTM lassen sich die elementaren Prozesse zur Abscheidung und Auflösung von elektrochemischen Schichten an der Arbeitselektrode untersuchen. Hierdurch gewinnt man ein vertieftes Verständnis der elektrochemischen Prozesse, wie zum Beispiel Bedeckungskonfiguration der beteiligten Spezies. Insbesondere bei der Cyclovoltammetrie kann die ECSTM entscheidende Beiträge zum verbesserten Verständnis der mikroskopischen Elektrochemie leisten.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Henning Strehblow: Kap. 6: Elektroden, Elektrodenprozesse und Elektrochemie. in Bergmann/Schäfer: Lehrbuch der Experimentalphysik. de Gruyter, New York 2006, ISBN 3-11-017484-7, S. 561–565.

Einzelnachweise

  1. K. Itaya, E. Tomita: Scanning tunneling microscope for electrochemistry - a new concept for the in situ scanning tunneling microscope in electrolyte solutions. In: Surf. Sc. Band 201, Nr. 3, 1988, S. 507–512, doi:10.1016/0039-6028(88)90489-X.
  2. Richard Sonnenfeld, Paul K. Hansma: Atomic-Resolution Microscopy in Water. In: Science. Band 232, Nr. 4747, 11. April 1986, ISSN 0036-8075, S. 211–213, doi:10.1126/science.232.4747.211, PMID 17780805.