Forschungsreaktor 2: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] erhielt die Bundesrepublik Deutschland erst durch den [[Deutschlandvertrag]] im Jahr 1955 die [[Souveränität]] und damit die Möglichkeit zur eigenen Reaktorforschung. Unmittelbar nach Abschluss des Vertrages wurden die Planungen für den Forschungsreaktor FR 2 unter der Leitung von [[Karl Wirtz (Physiker)|Karl Wirtz]] und unter Mitarbeit von [[Rudolf Schulten]] aufgenommen. Der Bau des Forschungsreaktors wurde am 1. Februar 1957 begonnen, der Reaktor erreichte am 7. März 1961 schließlich seine erste [[Kritikalität]]. Nach einiger Verzögerung konnte am 12. Dezember 1962 der Leistungsbetrieb aufgenommen werden und der Reaktor stand daraufhin der Wissenschaft als Forschungsinstrument zur Verfügung.<ref>[http://idw-online.de/pages/de/news167339 50 Jahre Forschungszentrum Karlsruhe], Pressemitteilung des Forschungszentrums Karlsruhe vom 5. Juli 2006</ref>
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] erhielt die Bundesrepublik Deutschland erst durch den [[Deutschlandvertrag]] im Jahr 1955 die [[Souveränität]] und damit die Möglichkeit zur eigenen Reaktorforschung. Unmittelbar nach Abschluss des Vertrages wurden die Planungen für den Forschungsreaktor FR 2 unter der Leitung von [[Karl Wirtz (Physiker)|Karl Wirtz]] und unter Mitarbeit von [[Rudolf Schulten]] aufgenommen. Der Bau des Forschungsreaktors wurde am 1. Februar 1957 begonnen<ref>{{Literatur |Autor=Bernward Janzing |Titel=Wilhelm Knobloch ist tot: Atomkraftgegner der ersten Stunde |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2021-11-03 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/Wilhelm-Knobloch-ist-tot/!5812930/ |Abruf=2021-11-07}}</ref>, der Reaktor erreichte am 7. März 1961 schließlich seine erste [[Kritikalität]]. Nach einiger Verzögerung konnte am 12. Dezember 1962 der Leistungsbetrieb aufgenommen werden und der Reaktor stand daraufhin der Wissenschaft als Forschungsinstrument zur Verfügung.<ref>[http://idw-online.de/pages/de/news167339 50 Jahre Forschungszentrum Karlsruhe], Pressemitteilung des Forschungszentrums Karlsruhe vom 5. Juli 2006</ref>


Der Forschungsreaktor 2 war die erste von insgesamt sechs [[Kerntechnische Anlage|kerntechnischen Anlagen]] am Kernforschungszentrum Karlsruhe. Zwei Jahre später folgte der [[Schnell-Thermischer Argonaut-Reaktor Karlsruhe|Schnell-Thermische Argonaut-Reaktor]], fünf Jahre später der [[Mehrzweckforschungsreaktor Karlsruhe|Mehrzweckforschungsreaktor]], die [[Schnelle Nullenergie-Anordnung Karlsruhe|Schnelle Nullenergie-Anordnung]] sowie ein [[Siemens-Unterrichtsreaktor]] und zehn Jahre später schließlich das [[Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage Karlsruhe|Kernkraftwerk KNK]].
Der Forschungsreaktor 2 war die erste von insgesamt sechs [[Kerntechnische Anlage|kerntechnischen Anlagen]] am Kernforschungszentrum Karlsruhe. Zwei Jahre später folgte der [[Schnell-Thermischer Argonaut-Reaktor Karlsruhe|Schnell-Thermische Argonaut-Reaktor]], fünf Jahre später der [[Mehrzweckforschungsreaktor Karlsruhe|Mehrzweckforschungsreaktor]], die [[Schnelle Nullenergie-Anordnung Karlsruhe|Schnelle Nullenergie-Anordnung]] sowie ein [[Siemens-Unterrichtsreaktor]] und zehn Jahre später schließlich das [[Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage Karlsruhe|Kernkraftwerk KNK]].


Nach über 20-jähriger Betriebszeit ohne nennenswerte Störungen wurde der Forschungsreaktor am 21. Dezember 1981 abgeschaltet. Die Genehmigung zur Stilllegung wurde am 3. Juli 1986 erteilt, der [[Sicherer Einschluss|sichere Einschluss]] des Reaktors konnte zehn Jahre später am 20. November 1996 abgeschlossen werden.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.bfs.de/de/kerntechnik/Kernanlagen_Stilllegung_Nov_2013.pdf | wayback=20140110173409 | text=Auflistung kerntechnischer Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland}}, Bundesamt für Strahlenschutz, November 2013</ref> Dabei wurden unter anderem die Brennelemente entfernt. Die Kosten für die Stilllegung des Reaktors beliefen sich auf 130 Millionen Deutsche Mark. Der Rückbau wird zur Zeit geplant.{{Zukunft|3=201709}}<ref>https://um.baden-wuerttemberg.de/de/umwelt-natur/kernenergie-und-radioaktivitaet/kerntechnische-anlagen/sonstige-kerntechnische-anlagen/wiederaufarbeitungsanlage-karlsruhe-wak/forschungsreaktor-2-fr-2/</ref>
Nach über 20-jähriger Betriebszeit ohne nennenswerte Störungen wurde der Forschungsreaktor am 21. Dezember 1981 abgeschaltet. Die Genehmigung zur Stilllegung wurde am 3. Juli 1986 erteilt, der [[Sicherer Einschluss|sichere Einschluss]] des Reaktors konnte zehn Jahre später am 20. November 1996 abgeschlossen werden.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.bfs.de/de/kerntechnik/Kernanlagen_Stilllegung_Nov_2013.pdf | wayback=20140110173409 | text=Auflistung kerntechnischer Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland}}, Bundesamt für Strahlenschutz, November 2013</ref> Dabei wurden unter anderem die Brennelemente entfernt. Die Kosten für die Stilllegung des Reaktors beliefen sich auf 130 Millionen Deutsche Mark. Der Rückbau wird zurzeit geplant.{{Zukunft|3=201709}}<ref>https://um.baden-wuerttemberg.de/de/umwelt-natur/kernenergie-und-radioaktivitaet/kerntechnische-anlagen/sonstige-kerntechnische-anlagen/wiederaufarbeitungsanlage-karlsruhe-wak/forschungsreaktor-2-fr-2/</ref>


Nach Abschluss des Projekts wurde in der Reaktorhalle eine ständige Ausstellung zum Thema „Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Kernforschungszentrum/Forschungszentrum Karlsruhe zur sicheren und umweltverträglichen Nutzung der Kernenergie“ eingerichtet.
Nach Abschluss des Projekts wurde in der Reaktorhalle eine ständige Ausstellung zum Thema „Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Kernforschungszentrum/Forschungszentrum Karlsruhe zur sicheren und umweltverträglichen Nutzung der Kernenergie“ eingerichtet.
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== Forschung ==
== Forschung ==


Der Kernreaktor diente als [[Neutronenquelle]] ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken. Im Vordergrund der Nutzung standen die neutronenphysikalische [[Grundlagenforschung]] sowie [[Strahlrohr]]experimente für die nukleare [[Festkörperphysik]] und Strukturanalyse in der [[Atomphysik]]. Weiterhin wurde der Reaktor erstmals zur Produktion von [[Radioisotop]]en zur Diagnose und Therapie in der [[Nuklearmedizin]] eingesetzt.
Der Kernreaktor diente als [[Neutronenquelle]] ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken. Im Vordergrund der Nutzung standen die neutronenphysikalische [[Grundlagenforschung]] sowie Strahlrohrexperimente für die [[nukleare Festkörperphysik]] und Strukturanalyse in der [[Atomphysik]]. Weiterhin wurde der Reaktor erstmals zur Produktion von [[Radioisotop]]en zur Diagnose und Therapie in der [[Nuklearmedizin]] eingesetzt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 7. November 2021, 10:48 Uhr

Forschungsreaktor 2
Gebäude des ehemaligen Forschungsreaktors 2

Gebäude des ehemaligen Forschungsreaktors 2

Lage
Forschungsreaktor 2 (Baden-Württemberg)
Koordinaten 49° 5′ 29″ N, 8° 25′ 46″ OKoordinaten: 49° 5′ 29″ N, 8° 25′ 46″ O
Land Deutschland
Daten
Betreiber Kernforschungszentrum Karlsruhe
Baubeginn 1. Februar 1957
Inbetriebnahme 7. März 1961
Abschaltung 21. Dezember 1981
Stilllegung 20. November 1996
Reaktortyp Tank
Thermische Leistung bis 1966: 12 MW
ab 1966: 44 MW
Neutronenflussdichte bis 1966: 9 × 1012 n/(cm2 s)
ab 1966: 7 × 1014 n/(cm2 s)
Stand 2. Februar 2009

Der Forschungsreaktor 2 (FR 2) war ein Forschungsreaktor, der von 1961 bis 1981 am Kernforschungszentrum Karlsruhe (heute Karlsruher Institut für Technologie) betrieben wurde. Er war der erste Reaktor in der Bundesrepublik Deutschland, der nach eigenem Konzept und in eigener Verantwortung gebaut wurde. Mit einer Leistung von 44 MW ist er bis heute der leistungsstärkste Forschungsreaktor, der je in Deutschland errichtet wurde.

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Bundesrepublik Deutschland erst durch den Deutschlandvertrag im Jahr 1955 die Souveränität und damit die Möglichkeit zur eigenen Reaktorforschung. Unmittelbar nach Abschluss des Vertrages wurden die Planungen für den Forschungsreaktor FR 2 unter der Leitung von Karl Wirtz und unter Mitarbeit von Rudolf Schulten aufgenommen. Der Bau des Forschungsreaktors wurde am 1. Februar 1957 begonnen[1], der Reaktor erreichte am 7. März 1961 schließlich seine erste Kritikalität. Nach einiger Verzögerung konnte am 12. Dezember 1962 der Leistungsbetrieb aufgenommen werden und der Reaktor stand daraufhin der Wissenschaft als Forschungsinstrument zur Verfügung.[2]

Der Forschungsreaktor 2 war die erste von insgesamt sechs kerntechnischen Anlagen am Kernforschungszentrum Karlsruhe. Zwei Jahre später folgte der Schnell-Thermische Argonaut-Reaktor, fünf Jahre später der Mehrzweckforschungsreaktor, die Schnelle Nullenergie-Anordnung sowie ein Siemens-Unterrichtsreaktor und zehn Jahre später schließlich das Kernkraftwerk KNK.

Nach über 20-jähriger Betriebszeit ohne nennenswerte Störungen wurde der Forschungsreaktor am 21. Dezember 1981 abgeschaltet. Die Genehmigung zur Stilllegung wurde am 3. Juli 1986 erteilt, der sichere Einschluss des Reaktors konnte zehn Jahre später am 20. November 1996 abgeschlossen werden.[3] Dabei wurden unter anderem die Brennelemente entfernt. Die Kosten für die Stilllegung des Reaktors beliefen sich auf 130 Millionen Deutsche Mark. Der Rückbau wird zurzeit geplant.[4]

Nach Abschluss des Projekts wurde in der Reaktorhalle eine ständige Ausstellung zum Thema „Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Kernforschungszentrum/Forschungszentrum Karlsruhe zur sicheren und umweltverträglichen Nutzung der Kernenergie“ eingerichtet.

Reaktordaten

Der Forschungsreaktor FR 2 war zunächst ein Natururanreaktor und auf eine Leistung von 12 MW sowie einen maximalen thermischen Neutronenfluss von 9 × 1012 n/cm2 s ausgelegt. Mitte 1966 konnte durch eine Änderung der Brennelemente und weitere konstruktive Maßnahmen die Leistung auf 44 MW und der Neutronenfluss auf 7 × 1014 n/cm2 s gesteigert werden.[5] Der Reaktor vom Tank-Typ verwendete in der Folge zu 2 Prozent angereichertes UO2 als Brennstoff. Er wurde mit schwerem Wasser moderiert und gekühlt.[6]

Forschung

Der Kernreaktor diente als Neutronenquelle ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken. Im Vordergrund der Nutzung standen die neutronenphysikalische Grundlagenforschung sowie Strahlrohrexperimente für die nukleare Festkörperphysik und Strukturanalyse in der Atomphysik. Weiterhin wurde der Reaktor erstmals zur Produktion von Radioisotopen zur Diagnose und Therapie in der Nuklearmedizin eingesetzt.

Siehe auch

  • Liste von Kernkraftanlagen
  • Liste der Kernreaktoren in Deutschland

Quellen

  1. Bernward Janzing: Wilhelm Knobloch ist tot: Atomkraftgegner der ersten Stunde. In: Die Tageszeitung: taz. 3. November 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. November 2021]).
  2. 50 Jahre Forschungszentrum Karlsruhe, Pressemitteilung des Forschungszentrums Karlsruhe vom 5. Juli 2006
  3. Auflistung kerntechnischer Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland (Memento vom 10. Januar 2014 im Internet Archive), Bundesamt für Strahlenschutz, November 2013
  4. https://um.baden-wuerttemberg.de/de/umwelt-natur/kernenergie-und-radioaktivitaet/kerntechnische-anlagen/sonstige-kerntechnische-anlagen/wiederaufarbeitungsanlage-karlsruhe-wak/forschungsreaktor-2-fr-2/
  5. K. Wirtz, Im Umkreis der Physik, Kernforschungszentrum Karlsruhe 1988, S. 98
  6. W. Koelzer: Lexikon zur Kernenergie. Karlsruhe : Forschungszentrum, Karlsruhe 2001, ISBN 3-923704-32-1, S. 55, Stichwort FR2 (kernenergie.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 13. Juli 2016]).