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Der '''Forschungsreaktor Mainz''' ('''FRMZ''') ist ein [[Kernreaktor]], der seit 1965 am Institut für Kernchemie der [[Johannes Gutenberg-Universität Mainz]] als [[Neutronenquelle]] zu Forschungszwecken betrieben wird. Er hat eine Dauerleistung von 100 [[Watt (Einheit)|kW]] und eine Pulsleistung von 250 MW. | Der '''Forschungsreaktor Mainz''' ('''FRMZ''') ist ein [[Kernreaktor]], der seit 1965 am ehemaligen Institut für Kernchemie der [[Johannes Gutenberg-Universität Mainz]] als [[Neutronenquelle]] zu Forschungszwecken betrieben wird. Er hat eine Dauerleistung von 100 [[Watt (Einheit)|kW]] und eine Pulsleistung von 250 MW. | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Der Forschungsreaktor Mainz wurde auf Initiative von [[Fritz Straßmann]], dem damaligen Direktor des Instituts für Anorganische Chemie und Kernchemie der Universität Mainz, eingerichtet. Baubeginn war im Jahr 1960, am 3. August 1965 erreichte der Reaktor seine erste [[Kritikalität]], die offizielle Eröffnung durch [[Otto Hahn]] erfolgte schließlich am 3. April 1967.<ref>K. Blaum, K. Eberhardt, G. Hampel, W. Heil, J. Kratz, W. Nörtershäuser. | Der Forschungsreaktor Mainz wurde auf Initiative von [[Fritz Straßmann]], dem damaligen Direktor des Instituts für Anorganische Chemie und Kernchemie der Universität Mainz, eingerichtet. Baubeginn war im Jahr 1960, am 3. August 1965 erreichte der Reaktor seine erste [[Kritikalität]], die offizielle Eröffnung durch [[Otto Hahn]] erfolgte schließlich am 3. April 1967.<ref>K. Blaum, K. Eberhardt, G. Hampel, W. Heil, J. Kratz, W. Nörtershäuser. {{Webarchiv | url=http://www.uni-mainz.de/FB/Chemie/AK-Noertershaeuser/news/Hampel_NaturundGeist_24_65(2008).pdf | wayback=20151208081424 | text=Forschung mit Neutronen in Chemie und Physik am TRIGA Mainz}} (PDF; 487 kB), Natur und Geist 24, 65, 2008.</ref> | ||
In den letzten Jahren war der Forschungsreaktor etwa 200 Tage im Jahr mit durchschnittlich 4,5 Betriebsstunden pro Tag im Einsatz.<ref> | In den letzten Jahren war der Forschungsreaktor etwa 200 Tage im Jahr mit durchschnittlich 4,5 Betriebsstunden pro Tag im Einsatz.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.kernchemie.uni-mainz.de/downloads/jb2007/d01.pdf | wayback=20140101113126 | text=Betrieb des Forschungsreaktors TRIGA Mainz im Jahre 2007}} (PDF; 70 kB), Institut für Kernchemie der Universität Mainz.</ref> Durch den niedrigen [[Abbrand (Kerntechnik)|Abbrand]] der TRIGA-[[Brennelement]]e von etwa vier Gramm [[Uran]]-235 pro Jahr kann der Reaktor mit den vorhandenen Beständen an unbestrahlten Brennelementen noch mindestens bis zum Jahr 2016 betrieben werden.<ref>G. Hampel, K. Eberhardt, [[Norbert Trautmann|N. Trautmann]]. {{Toter Link|date=2018-04 |text=Der TRIGA-Forschungsreaktor Mainz |url=http://www.atomwirtschaft.de/r2/de/Fachzeitschrift_atw/Hefte_und_Themen/2006/05/05.php }}, atw – Internationale Zeitschrift für Kernenergie 51, 328, Mai 2006.</ref> Im August 2007 verlängerte der Präsident der Universität Mainz die Laufzeit des Forschungsreaktors Mainz bis zum Jahr 2020{{Zukunft|2020}}.<ref>[http://www.kernchemie.uni-mainz.de/545.php Jahresbericht 2007] des Instituts für Kernchemie der Universität Mainz</ref> | ||
== Aufbau == | == Aufbau == | ||
Der Forschungsreaktor Mainz ist ein [[Schwimmbadreaktor]] vom Typ [[TRIGA]] Mark II. Er verwendet zu 20 % [[Uran-Anreicherung|angereichertes Uran]] als [[Kernbrennstoff]], wobei etwa 70 Brennelemente im Einsatz sind. Er besitzt eine dauerhafte Nennleistung von 100 kW, die Pulsleistung beträgt für 0,03 Sekunden sogar 250 MW.<ref> | Der Forschungsreaktor Mainz ist ein [[Schwimmbadreaktor]] vom Typ [[TRIGA]] Mark II. Er verwendet zu 20 % [[Uran-Anreicherung|angereichertes Uran]] als [[Kernbrennstoff]], wobei etwa 70 Brennelemente im Einsatz sind. Er besitzt eine dauerhafte Nennleistung von 100 kW, die Pulsleistung beträgt für 0,03 Sekunden sogar 250 MW.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.bfs.de/de/kerntechnik/Kernanlagen_Betrieb_Jan2009.pdf | wayback=20090205055713 | text=Kerntechnische Anlagen in Deutschland, Bundesamt für Strahlenschutz}}</ref> Der Reaktor wird mit [[Leichtes Wasser|leichtem Wasser]] gekühlt und mit [[Zirkon]]-[[Hydrid]] moderiert. Zur Bündelung der Neutronen wird ein [[Graphit]]-[[Neutronenreflektor|Reflektor]] verwendet. Der maximale thermische [[Neutronenfluss]] liegt bei 4 × 10<sup>12</sup> n/(cm<sup>2</sup> s), im Pulsbetrieb bei bis zu 10<sup>16</sup> n/(cm<sup>2</sup> s). | ||
Der Forschungsreaktor ist zusammen mit der gesamten [[Abschirmung (Strahlung)|Abschirm-Konstruktion]] aus Beton über der Erde errichtet. Vier horizontale [[Strahllinie|Strahlrohre]] und eine thermische Säule für spezielle Experimente durchdringen die Abschirmung und reichen bis an den Reflektor und den [[Reaktorkern]] heran. Ein rotierendes „Bestrahlungskarussell“ im Oberteil des Reflektors erlaubt die Bestrahlung von bis zu 80 Proben in 40 Positionen. Zudem existieren drei [[Rohrpost]]anlagen, mit denen die Proben innerhalb weniger Sekunden in den Reaktorkern eingebracht oder aus ihm entnommen werden können, ohne den Reaktorbetrieb zu unterbrechen. | Der Forschungsreaktor ist zusammen mit der gesamten [[Abschirmung (Strahlung)|Abschirm-Konstruktion]] aus Beton über der Erde errichtet. Vier horizontale [[Strahllinie|Strahlrohre]] und eine thermische Säule für spezielle Experimente durchdringen die Abschirmung und reichen bis an den Reflektor und den [[Reaktorkern]] heran. Ein rotierendes „Bestrahlungskarussell“ im Oberteil des Reflektors erlaubt die Bestrahlung von bis zu 80 Proben in 40 Positionen. Zudem existieren drei [[Rohrpost]]anlagen, mit denen die Proben innerhalb weniger Sekunden in den Reaktorkern eingebracht oder aus ihm entnommen werden können, ohne den Reaktorbetrieb zu unterbrechen. | ||
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*[[Messtechnik|Hochpräzisionsmessungen]] an [[Spaltprodukt]]en und | *[[Messtechnik|Hochpräzisionsmessungen]] an [[Spaltprodukt]]en und | ||
*die Verwendung der [[Neutronenaktivierungsanalyse]] zur Untersuchung von [[Spurenelement]]en | *die Verwendung der [[Neutronenaktivierungsanalyse]] zur Untersuchung von [[Spurenelement]]en | ||
*Bestimmung der [[Lebensdauer (Physik)|Lebensdauer]] des Neutrons | |||
Weiterhin dient der Reaktor zur [[Ausbildung]] und [[Lehrgang|Schulung]] von Wissenschaftlern, Lehrern, Studierenden und technischem Personal. Der ''Triga Mainz'' genannte Forschungsreaktor gilt als der am meisten gebuchte Forschungsreaktor in der Welt.<ref>[http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/stadt-der-wissenschaft/10829199.htm Ein „Pizzaofen“ mit großer Bedeutung – Forschungsreaktor Triga Mark II, der seit 45 Jahren an der Kernchemie der Uni betrieben wird] auf [[Rhein Main Presse]] von Andreas Schröder, Stand: 8. Juni 2011</ref> | Weiterhin dient der Reaktor zur [[Ausbildung]] und [[Lehrgang|Schulung]] von Wissenschaftlern, Lehrern, Studierenden und technischem Personal. Der ''Triga Mainz'' genannte Forschungsreaktor gilt als der am meisten gebuchte Forschungsreaktor in der Welt.<ref>[http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/stadt-der-wissenschaft/10829199.htm Ein „Pizzaofen“ mit großer Bedeutung – Forschungsreaktor Triga Mark II, der seit 45 Jahren an der Kernchemie der Uni betrieben wird] auf [[Rhein Main Presse]] von Andreas Schröder, Stand: 8. Juni 2011</ref> | ||
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* [ | * [https://www.triga.uni-mainz.de/reaktor/ Homepage des FRMZ] an der Universität Mainz | ||
* [http://www.mpi-hd.mpg.de/blaum/high-precision-ms/triga-trap/index.de.html Homepage von TRIGA-TRAP], dem [[Penning-Falle|Penningfallen]]-[[Massenspektrometer]] am Institut für Kernchemie der Universität Mainz | * [http://www.mpi-hd.mpg.de/blaum/high-precision-ms/triga-trap/index.de.html Homepage von TRIGA-TRAP], dem [[Penning-Falle|Penningfallen]]-[[Massenspektrometer]] am Institut für Kernchemie der Universität Mainz | ||
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Forschungsreaktor Mainz | ||
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Institut für Kernchemie | ||
Lage | ||
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Koordinaten | 49° 59′ 33″ N, 8° 14′ 14″ O | |
Land | Deutschland | |
Daten | ||
Betreiber | Universität Mainz | |
Baubeginn | 1960 | |
Inbetriebnahme | 3. August 1965 | |
Abschaltung | frühestens 2020 | |
Reaktortyp | Schwimmbadreaktor | |
Thermische Leistung | Dauer: 100 kW Puls: 250 MW | |
Neutronenflussdichte | Dauer: 4 × 1012 n/(cm2 s) Puls: 4 × 1016 n/(cm2 s) | |
Website | Homepage des FRMZ | |
Stand | 2. Februar 2009 |
Der Forschungsreaktor Mainz (FRMZ) ist ein Kernreaktor, der seit 1965 am ehemaligen Institut für Kernchemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Neutronenquelle zu Forschungszwecken betrieben wird. Er hat eine Dauerleistung von 100 kW und eine Pulsleistung von 250 MW.
Der Forschungsreaktor Mainz wurde auf Initiative von Fritz Straßmann, dem damaligen Direktor des Instituts für Anorganische Chemie und Kernchemie der Universität Mainz, eingerichtet. Baubeginn war im Jahr 1960, am 3. August 1965 erreichte der Reaktor seine erste Kritikalität, die offizielle Eröffnung durch Otto Hahn erfolgte schließlich am 3. April 1967.[1]
In den letzten Jahren war der Forschungsreaktor etwa 200 Tage im Jahr mit durchschnittlich 4,5 Betriebsstunden pro Tag im Einsatz.[2] Durch den niedrigen Abbrand der TRIGA-Brennelemente von etwa vier Gramm Uran-235 pro Jahr kann der Reaktor mit den vorhandenen Beständen an unbestrahlten Brennelementen noch mindestens bis zum Jahr 2016 betrieben werden.[3] Im August 2007 verlängerte der Präsident der Universität Mainz die Laufzeit des Forschungsreaktors Mainz bis zum Jahr 2020[veraltet].[4]
Der Forschungsreaktor Mainz ist ein Schwimmbadreaktor vom Typ TRIGA Mark II. Er verwendet zu 20 % angereichertes Uran als Kernbrennstoff, wobei etwa 70 Brennelemente im Einsatz sind. Er besitzt eine dauerhafte Nennleistung von 100 kW, die Pulsleistung beträgt für 0,03 Sekunden sogar 250 MW.[5] Der Reaktor wird mit leichtem Wasser gekühlt und mit Zirkon-Hydrid moderiert. Zur Bündelung der Neutronen wird ein Graphit-Reflektor verwendet. Der maximale thermische Neutronenfluss liegt bei 4 × 1012 n/(cm2 s), im Pulsbetrieb bei bis zu 1016 n/(cm2 s).
Der Forschungsreaktor ist zusammen mit der gesamten Abschirm-Konstruktion aus Beton über der Erde errichtet. Vier horizontale Strahlrohre und eine thermische Säule für spezielle Experimente durchdringen die Abschirmung und reichen bis an den Reflektor und den Reaktorkern heran. Ein rotierendes „Bestrahlungskarussell“ im Oberteil des Reflektors erlaubt die Bestrahlung von bis zu 80 Proben in 40 Positionen. Zudem existieren drei Rohrpostanlagen, mit denen die Proben innerhalb weniger Sekunden in den Reaktorkern eingebracht oder aus ihm entnommen werden können, ohne den Reaktorbetrieb zu unterbrechen.
Am Forschungsreaktor Mainz werden Forschungsprogramme sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der angewandten Forschung in den Bereichen Kernchemie und Kernphysik durchgeführt. Aktuelle Forschungsprojekte sind unter anderem:
Weiterhin dient der Reaktor zur Ausbildung und Schulung von Wissenschaftlern, Lehrern, Studierenden und technischem Personal. Der Triga Mainz genannte Forschungsreaktor gilt als der am meisten gebuchte Forschungsreaktor in der Welt.[6]