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'''Gottfried Wilhelm Osann''' (* [[26. Oktober]] [[1796]] in [[Weimar]]; † [[10. August]] [[1866]] in [[Würzburg]]) war ein deutscher [[Chemiker]] und [[Physiker]]. | '''Gottfried Wilhelm Osann''' (* [[26. Oktober]] [[1796]] in [[Weimar]]; † [[10. August]] [[1866]] in [[Würzburg]]) war ein deutscher [[Chemiker]] und [[Physiker]]. | ||
== Familie == | == Familie == | ||
Gottfried Osann war der fünfte Sohn des weimarschen Regierungsrates Friedrich Heinrich Gotthelf Osann (1753–1803). Seine Mutter Amalie Caroline Friederika Hufeland (1766–1843), eine Schwester von [[Christoph Wilhelm Hufeland]], heiratete nach dem frühen Tode seines Vaters 1815 den Staatsminister [[Christian Gottlob von Voigt]]. Sein Bruder [[Emil Osann]] (1787–1842) war Professor für Medizin in Berlin, sein Bruder [[Friedrich Gotthilf Osann]] (1794–1858) war Professor der Philologie in Jena und in Gießen.<ref>[http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Gespräche/Personenverzeichnis/O+Feral+-+Oxatres „Gespräche mit Johann Wolfgang Goethe“], zeno.org</ref> | Gottfried Osann war der fünfte Sohn des weimarschen Regierungsrates Friedrich Heinrich Gotthelf Osann (1753–1803). Seine Mutter Amalie Caroline Friederika Hufeland (1766–1843), eine Schwester von [[Christoph Wilhelm Hufeland]], heiratete nach dem frühen Tode seines Vaters 1815 den Staatsminister [[Christian Gottlob von Voigt]]. Sein Bruder [[Emil Osann]] (1787–1842) war Professor für Medizin in Berlin, sein Bruder [[Friedrich Gotthilf Osann]] (1794–1858), ein Jugendfreund Arthur Schopenhauers, war Professor der Philologie in Jena und in Gießen.<ref>[http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Gespräche/Personenverzeichnis/O+Feral+-+Oxatres „Gespräche mit Johann Wolfgang Goethe“], zeno.org</ref> | ||
== Leben == | == Leben == | ||
[[Datei:Gottfried Osann 1823.png|mini|hochkant|Zeichnung von 1823 aus dem Nachlass von [[Adele Schopenhauer]], seiner Jugendfreundin]] | [[Datei:Gottfried Osann 1823.png|mini|hochkant|Zeichnung von 1823 aus dem Nachlass von [[Adele Schopenhauer]], seiner Jugendfreundin]] | ||
Aufgrund des Einflusses seines Stiefvaters Christian Gottlob von Voigt, der befreundet war mit [[Johann Wolfgang von Goethe]], studierte | Aufgrund des Einflusses seines Stiefvaters Christian Gottlob von Voigt, der befreundet war mit [[Johann Wolfgang von Goethe]], studierte Osann Naturwissenschaften, insbesondere Chemie. Während seines Studiums wurde er 1817 Mitglied der [[Urburschenschaft]] in Jena und im Winter-Semester 1818/19 der [[Burschenschaft der Bubenreuther|Erlanger Burschenschaft]].<ref>Ernst Höhne: ''Die Bubenreuther. Geschichte einer deutschen Burschenschaft.'' II., Erlangen 1936, S. 44.</ref> 1817 nahm er am ersten [[Wartburgfest#Wartburgfest 1817|Wartburgfest]] teil. | ||
Osann | Ab 1819 war Gottfried Osann [[Privatdozent]] für Physik und Chemie an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Universität Erlangen]], von 1821 bis 1823 an der [[Friedrich-Schiller-Universität Jena|Universität Jena]] und 1823 wieder in Erlangen. 1823 erhielt er einen [[Berufung (Amt)|Ruf]] als [[Professor]] für Chemie und Pharmazie an die [[Universität Tartu]]. 1828 wechselte er als Professor für Chemie und Physik an die Philosophische Fakultät der [[Julius-Maximilians-Universität Würzburg|Universität Würzburg]], wo er 1848/49 das Amt des Rektors bekleidete. In seine Amtszeit fällt der [[Auszug (Universitätsgeschichte)|Auszug]] der Würzburger Studenten nach Wertheim.<ref>''Der Auszug der Würzburger Studenten nach Wertheim im Jahre 1849''. In: Archiv für Hochschul- und Studentengeschichte, Heft 3 (Sept. 1933), S. 95–109.</ref> | ||
Osann veröffentlichte eine Reihe von maßgebenden Werken, unter anderem ''Ueber die Meßkunst der chemischen Elemente'' (Tartu 1825, Jena 1830). Später kamen Schriften über die chemische Physik sowie die medizinische Optik hinzu. Gemeinsam mit [[Jöns Jakob Berzelius]] war er 1827 der Entdeckung des Elements [[Ruthenium]] sehr nahe. Ebenso wie später [[Karl Ernst Claus]] waren ihnen nicht in [[Königswasser]] lösliche Rückstände aus Platinerzen aufgefallen. Osann postulierte dafür drei neue Elemente, konnte sie aber wegen ihrer geringen Menge nicht ausreichend charakterisieren. | |||
Er war Mitbegründer der [[Physikalisch-Medizinische Gesellschaft|Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft zu Würzburg]] und seit 1835 korrespondierendes Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>[http://www.badw.de/de/akademie/mitglieder/historisch/mitglied/index.html?per-id=2266 Prof. Dr. Gottfried Wilhelm Osann], Mitglieder der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]], Verzeichnis der Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften seit 1759</ref> | |||
== Beziehung zu Adele Schopenhauer == | |||
In den Jahren 1823–1826 war er der Geliebte [[Adele Schopenhauer]]s. Zu einer Verlobung oder Heirat kam es jedoch nie. Nach einer Aussprache am 13. Februar 1826 trennten sich ihre Wege. In ihrem Tagebuch schilderte Adele Schopenhauer den Dialog: | In den Jahren 1823–1826 war er der Geliebte [[Adele Schopenhauer]]s. Zu einer Verlobung oder Heirat kam es jedoch nie. Nach einer Aussprache am 13. Februar 1826 trennten sich ihre Wege. In ihrem Tagebuch schilderte Adele Schopenhauer den Dialog: | ||
:''„Gottfried“, sprach ich, „Sie sollen die Vergangenheit nicht leugnen, Sie lieben mich weniger als ich glaubte – es ist ein Irrthum, kein Unrecht, aber sehen Sie, selbst Ihre Worte wiedersprechen<!-- sic --> sich. Und so wars immer. Sie haben mich bald wie ein kleines Mädchen spielend behandelt, bald wie einen Mann, wie einen ernsten Freund, dem man sein Innres unbedingt ergiebt, bald haben Sie meiner Weiblichkeit vollkommen genüge geleistet, Sie sind sich nie klar gewesen über Ihr Gefühl für mich!''“<ref>Zitiert aus Adele Schopenhauer: ''Tagebuch einer Einsamen''. Herausgegeben von [[Heinrich Hubert Houben|Prof. Dr. H. H. Houben]], Verlag von Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1921. Die Schreibweise wurde beibehalten und nicht an die heutige Rechtschreibung angepasst.</ref> | :''„Gottfried“, sprach ich, „Sie sollen die Vergangenheit nicht leugnen, Sie lieben mich weniger als ich glaubte – es ist ein Irrthum, kein Unrecht, aber sehen Sie, selbst Ihre Worte wiedersprechen<!-- sic --> sich. Und so wars immer. Sie haben mich bald wie ein kleines Mädchen spielend behandelt, bald wie einen Mann, wie einen ernsten Freund, dem man sein Innres unbedingt ergiebt, bald haben Sie meiner Weiblichkeit vollkommen genüge geleistet, Sie sind sich nie klar gewesen über Ihr Gefühl für mich!''“<ref>Zitiert aus Adele Schopenhauer: ''Tagebuch einer Einsamen''. Herausgegeben von [[Heinrich Hubert Houben|Prof. Dr. H. H. Houben]], Verlag von Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1921. Die Schreibweise wurde beibehalten und nicht an die heutige Rechtschreibung angepasst.</ref> | ||
Selbst nachdem Gottfried Osann 1827 „ein schönes junges Mädchen geringen Standes“<ref name="as262">So [[Louis Stromeyer]] in seinen ''Erinnerungen'', zitiert aus den Anmerkungen Heinrich Hubert Houbens zu den Tagebüchern Adele Schopenhauers, S. 262.</ref> heiratete, vertraute Adele Schopenhauer noch Jahre später ihrem Bruder [[Arthur Schopenhauer]] ihre Liebe an: | Selbst nachdem Gottfried Osann 1827 „ein schönes junges Mädchen geringen Standes“<ref name="as262">So [[Louis Stromeyer]] in seinen ''Erinnerungen'', zitiert aus den Anmerkungen Heinrich Hubert Houbens zu den Tagebüchern Adele Schopenhauers, S. 262.</ref> heiratete, vertraute Adele Schopenhauer noch Jahre später ihrem Bruder [[Arthur Schopenhauer]] ihre Liebe an: | ||
:''Ich weiß nur Einen, den ich heirathen könnte ohne Widerwillen, und der ist verheirathet.''<ref name="as262" /> | :''Ich weiß nur Einen, den ich heirathen könnte ohne Widerwillen, und der ist verheirathet.''<ref name="as262" /> | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Peter Kaupp (Bearb.): ''Stamm-Buch der Jenaischen Burschenschaft. Die Mitglieder der Urburschenschaft 1815–1819'' (= ''Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen.'' Bd. 14). SH-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89498-156-3, S. 95. | * [[Peter Kaupp]] (Bearb.): ''Stamm-Buch der Jenaischen Burschenschaft. Die Mitglieder der Urburschenschaft 1815–1819'' (= ''Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen.'' Bd. 14). SH-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89498-156-3, S. 95. | ||
* {{ADB|24|461|461|Osann, Gottfried Wilhelm|Gustav Karsten|ADB:Osann, Gottfried}} | * {{ADB|24|461|461|Osann, Gottfried Wilhelm|Gustav Karsten|ADB:Osann, Gottfried}} | ||
Gottfried Wilhelm Osann (* 26. Oktober 1796 in Weimar; † 10. August 1866 in Würzburg) war ein deutscher Chemiker und Physiker.
Gottfried Osann war der fünfte Sohn des weimarschen Regierungsrates Friedrich Heinrich Gotthelf Osann (1753–1803). Seine Mutter Amalie Caroline Friederika Hufeland (1766–1843), eine Schwester von Christoph Wilhelm Hufeland, heiratete nach dem frühen Tode seines Vaters 1815 den Staatsminister Christian Gottlob von Voigt. Sein Bruder Emil Osann (1787–1842) war Professor für Medizin in Berlin, sein Bruder Friedrich Gotthilf Osann (1794–1858), ein Jugendfreund Arthur Schopenhauers, war Professor der Philologie in Jena und in Gießen.[1]
Aufgrund des Einflusses seines Stiefvaters Christian Gottlob von Voigt, der befreundet war mit Johann Wolfgang von Goethe, studierte Osann Naturwissenschaften, insbesondere Chemie. Während seines Studiums wurde er 1817 Mitglied der Urburschenschaft in Jena und im Winter-Semester 1818/19 der Erlanger Burschenschaft.[2] 1817 nahm er am ersten Wartburgfest teil.
Ab 1819 war Gottfried Osann Privatdozent für Physik und Chemie an der Universität Erlangen, von 1821 bis 1823 an der Universität Jena und 1823 wieder in Erlangen. 1823 erhielt er einen Ruf als Professor für Chemie und Pharmazie an die Universität Tartu. 1828 wechselte er als Professor für Chemie und Physik an die Philosophische Fakultät der Universität Würzburg, wo er 1848/49 das Amt des Rektors bekleidete. In seine Amtszeit fällt der Auszug der Würzburger Studenten nach Wertheim.[3]
Osann veröffentlichte eine Reihe von maßgebenden Werken, unter anderem Ueber die Meßkunst der chemischen Elemente (Tartu 1825, Jena 1830). Später kamen Schriften über die chemische Physik sowie die medizinische Optik hinzu. Gemeinsam mit Jöns Jakob Berzelius war er 1827 der Entdeckung des Elements Ruthenium sehr nahe. Ebenso wie später Karl Ernst Claus waren ihnen nicht in Königswasser lösliche Rückstände aus Platinerzen aufgefallen. Osann postulierte dafür drei neue Elemente, konnte sie aber wegen ihrer geringen Menge nicht ausreichend charakterisieren.
Er war Mitbegründer der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft zu Würzburg und seit 1835 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[4]
In den Jahren 1823–1826 war er der Geliebte Adele Schopenhauers. Zu einer Verlobung oder Heirat kam es jedoch nie. Nach einer Aussprache am 13. Februar 1826 trennten sich ihre Wege. In ihrem Tagebuch schilderte Adele Schopenhauer den Dialog:
Selbst nachdem Gottfried Osann 1827 „ein schönes junges Mädchen geringen Standes“[6] heiratete, vertraute Adele Schopenhauer noch Jahre später ihrem Bruder Arthur Schopenhauer ihre Liebe an:
Personendaten | |
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NAME | Osann, Gottfried |
ALTERNATIVNAMEN | Osann, Gottfried Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker und Physiker |
GEBURTSDATUM | 26. Oktober 1796 |
GEBURTSORT | Weimar |
STERBEDATUM | 10. August 1866 |
STERBEORT | Würzburg |