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'''Helmut Hirsch''' (* [[1949]] in [[Wien]]) ist ein österreichischer [[Physiker | '''Helmut Hirsch''' (* [[1949]] in [[Wien]]) ist ein österreichischer [[Physiker]]. | ||
== Leben und Wirken == | |||
Hirsch absolvierte eine Ausbildung zum Strahlenschutztechniker im [[Forschungszentrum Seibersdorf]] und ein Studium der Physik an der [[Universität Wien]]. Nach seiner [[Promotion (Doktor)|Promotion]] arbeitete er von 1976 bis 1978 im österreichischen Industrieministerium, u. a. als wissenschaftlicher Koordinator der „Informationskampagne Kernenergie“ der [[Österreichische Bundesregierung|österreichischen Bundesregierung]].<ref>{{Internetquelle |autor=Bundespressedienst (Hrsg.) |url=https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XIV/III/III_00099/imfname_563306.pdf |titel=Österreich Dokumentation Kernenergie |datum=1977 |seiten=2 |abruf=2020-12-04}}</ref> 1978 ging er nach [[Hannover]] und war zunächst für ein Jahr als Koordinator des [[Atommülllager Gorleben|Gorleben]]-Hearings der [[Niedersächsische Landesregierung|niedersächsischen Landesregierung]] tätig<ref>{{Internetquelle |autor=Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode |url=https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/137/1713700.pdf |titel=Beschlussempfehlung und Bericht des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes |datum=2013-05-16 |seiten=99–100 |abruf=2020-12-04}}</ref>. | |||
Danach war er Mitbegründer und wissenschaftlicher Mitarbeiter der ''Gruppe Ökologie – Institut für ökologische Forschung und Bildung Hannover e.V.'' (später ''intac GmbH''). Mitte der 1990er Jahre arbeitete er für zwei Jahre als Atomexperte im deutschen [[Greenpeace]]-Büro. Danach war er freiberuflich als wissenschaftlicher Konsulent für nukleare Sicherheit tätig. Seit Anfang 2012 führt er sein eigenes Büro unter dem Namen ''cervus nuclear consulting'' und reduziert seine hauptberufliche Tätigkeit altersbedingt seit 2017. | |||
Seit | Seit Ende der 1990er Jahre war Hirsch hauptsächlich für die österreichische Bundesregierung tätig. U.a. vertrat er Österreich in verschiedenen europäischen Facharbeitsgruppen sowie bei bilateralen Nuklearexpertengesprächen und Fachkonsultationen. Nach dem [[Nuklearkatastrophe von Fukushima|Unfall von Fukushima]] im Jahr 2011 nahm er als Experte bei den EU-Stresstests für Kernkraftwerke teil, sowie auch bei verschiedenen follow-up Aktivitäten wie z. B. den Workshops zur Review der nationalen post-Fukushima Aktionspläne 2013 und 2015 sowie der Überarbeitung der EU-Richtlinie für nukleare Sicherheit.<ref>{{Internetquelle |autor=ENSREG Stress Test Peer Review Board |url=http://www.ensreg.eu/sites/default/files/EU%20Stress%20Test%20Peer%20Review%20Final%20Report_0.pdf |titel=Peer review report - Stress tests performed on European nuclear power plants |datum=2012-04-25 |seiten=52 |abruf=2020-12-04}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=BMLFUW |url=https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_11332/fnameorig_258554.html |titel=Anfragebeantwortung - Vergabe von Aufträgen |datum=2012-07-03 |abruf=2020-12-04}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=ENSREG |url=http://www.ensreg.eu/sites/default/files/HLG_p%282013-24%29_120%20Final%20NAcP%20Workshop%20Summary%20Report.pdf |titel=ENSREG National Action Plans Workshop - Summary Report |datum=2013 |seiten=21 |abruf=2020-12-04}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=ENSREG |url=http://www.ensreg.eu/sites/default/files/HLG_p%282015-29%29_143%20-%202nd%20NAcP%20SUMMARY%20REPORT%20-%20FINAL%20.pdf |titel=ENSREG 2nd National Action Plan Workshop - Summary Report |datum=2015 |seiten=27 |abruf=2020-12-04}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Nukleare Katastrophen und ihre Folgen |Hrsg=W. Liebert, Ch. Gepp, D. Reinberger |Verlag=Berliner Wissenschafts-Verlag |Datum=2016 |Seiten=217, 342}}</ref> | ||
== | Von 2012 bis 2014 leitete Hirsch eine europäische technische Expertengruppe zum Thema „Accident Management“, von 2014 bis 2019 eine ebensolche Gruppe zum Thema „Practical Elimination“. Bei der ersten Gruppe ging es um Harmonisierung und Weiterentwicklung der europäischen Sicherheitsvorgaben für bestehende Kernkraftwerke („Safety Reference Levels“) unter Berücksichtigung der Erfahrungen von Fukushima. Ein zusammenfassender Bericht über diese Arbeiten wurde auf einer Konferenz der IAEA präsentiert.<ref>{{Internetquelle |autor=IAEA |url=https://www-pub.iaea.org/MTCD/Publications/PDF/AdditionalVolumes/STIPUB1829_volTwoWeb.pdf |titel=Topical Issues in Nuclear Installation Safety - Safety Demonstration of Advanced Water Cooled Nuclear Power Plants |titelerg=Proceedings of an International Conference 6-9 June 2017, Vienna, Austria |werk=Volume 2 |datum=2018 |seiten=165–169 |abruf=2020-12-30}}</ref> Die zweite Gruppe befasste sich mit den Erwartungen an den Sicherheitsweis für neue Kernkraftwerke in Konkretisierung der Bestimmungen der EU-Richtlinie für Nukleare Sicherheit i. d. F. von 2014. Der Abschlussbericht der zweiten Gruppe wurde als offizielles Dokument Ende 2019 von der WENRA veröffentlicht.<ref>{{Internetquelle |autor=WENRA-RHWG |url=http://www.wenra.org/media/filer_public/2019/11/11/practical_elimination_applied_to_new_npp_designs_-_key_elements_and_expectations_-_for_issue.pdf |titel=Report - Practical Elimination Applied to New NPP Designs - Key Elements and Expectations |datum=2019-09-17 |abruf=2020-12-04}}</ref> | ||
Das letzte Anfang 2022 noch laufende Projekt betrifft die Fertigstellung der Blöcke 3 und 4 des Kernkraftwerks Mochovce in der Slowakei. Dazu läuft seit 2008 ein sogenenannter „Safety Dialogue“ – eine Serie von Expertenworkshops zu verschiedenen Themen – zwischen der [[Slowakei]] und Österreich, wobei Hirsch als Projektleiter auf österreichischer Seite tätig ist. | |||
Er beschäftigte sich auch mit Fragen der nuklearen Entsorgung<ref>{{Literatur |Autor=J. Heierli, H. Hirsch, B. Baltes |Titel=Scope for Thermal Dimensioning of Disposal Facilities for High-level Radioactive Waste and Spent Fuel |Sammelwerk=atw |Band=Vol. 63 |Nummer=Issue 5 |Datum=May 2018 |Seiten=319-325}}</ref> und in diesem Rahmen insbesondere mit dem „Sachplan geologische Tiefenlager“ der Schweiz<ref>{{Internetquelle |autor=H. Hirsch, J. Kreusch |url=https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0299.pdf |titel=Fachexpertise zu den veröffentlichten Berichten im Zusammenhang mit der Standortsuche für ein geologisches Tiefenlager für radioaktive Abfälle in der Schweiz |hrsg=Umweltbundesamt, Wien |datum=2010 |abruf=2020-12-04}}</ref> sowie mit Fragen der Sicherung von kerntechnischen Anlagen gegen Einwirkungen Dritter. | |||
Seit 2017 ist er in der ''Genossenschaft Naturenergie Region Hannover eG'' aktiv.<ref>{{Internetquelle |autor=naturenergie - genossenschaft für die region hannover |url=https://www.naturenergie-hannover.de/seite/267538/aufsichtsrat.html |titel=Die Genossenschaft: Aufsichtsrat |datum=2017 |abruf=2020-12-04}}</ref> | |||
Im Jahr 2021 arbeitete Helmut Hirsch bei den ''Scientists for Future'' mit. Er ist Ko-Autor einer Stellungnahme zum Thema "Kernenergie und Klima", die im Oktober 2021 veröffentlicht wurde.<ref>{{Internetquelle |autor=Ben Wealer, Christian Breyer, Peter Henicke, Helmut Hirsch, Christian von Hirschhausen u. a. |url=https://zenodo.org/record/5573719#.YdLjL1kxniU |titel=Kernenergie und Klima |datum=16. Oktober 2021 |sprache=Deutsch |abruf=03. Januar 2021}}</ref> | |||
Helmut Hirsch veröffentlichte im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit zahlreiche Fachstellungnahmen, technische Berichte, und Fachartikel. | |||
== Privates == | |||
Hirsch ist Hobby-Schriftsteller und veröffentlichte mehrere Erzählungen und Kurzgeschichten. Die 2008 im [[Exodus (Magazin)|Exodus-Magazin]] erschienene [[Science-Fiction]]-Geschichte ''Rückkehr nach Nomori'' wurde für den [[Kurd-Laßwitz-Preis]] 2009 nominiert in der Kategorie „Beste deutschsprachige SF-Erzählung“.<ref>{{Internetquelle |autor=Kurd Laßwitz Preis |url=http://www.kurd-lasswitz-preis.de/Download/Info_ueber_Wahlergebnis_2009.pdf |titel=Ergebnisse der Wahl 2009. Beste deutschsprachige SF-Erzählung mit Erstausgabe 2008. |werk=kurd-lasswitz-preis.de |abruf=2020-12-04}}</ref> | |||
Im August 2021 erschien sein Roman „Brennpunkt: Eilvese“, ein Thriller rund um die Sonnenenergie.<ref>{{Literatur |Autor=Helmut Hirsch |Titel=Brennpunkt: Eilvese |Hrsg=Bürger für Eilvese e.V., www.eilvese.de |Auflage=1. Auflage |Ort=Neustadt a. Rbge. OT Eilvese |Datum=August 2021}}</ref> | |||
Seit 2015 engagiert sich Hirsch außerdem ehrenamtlich für die Unterstützung Geflüchteter.<ref>{{Internetquelle |autor=Diakonie Hannover-Land |url=https://www.dv-hl.de/pages/aktionen___spenden/nachrichten___aktionen/subpages/autorenlesung/index.html |titel=Helmut Hirsch liest für das Familien-Café Vielfalt |datum=2016 |abruf=2020-12-04}}</ref> | |||
Er ist mit Antje Brink verheiratet, hat vier Kinder und lebt in [[Eilvese]] in der Region Hannover. | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* | * {{DNB-Portal|1127246895}} | ||
* {{Worldcat id|lccn-n78039287}} | |||
* [http://opac.tib.uni-hannover.de/DB=1/SET=1/TTL=1/MAT=/NOMAT=T/CLK?IKT=1004&TRM=Hirsch,Helmut Helmut Hirsch] im Katalog der Technischen Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek Hannover: | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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Helmut Hirsch (* 1949 in Wien) ist ein österreichischer Physiker.
Hirsch absolvierte eine Ausbildung zum Strahlenschutztechniker im Forschungszentrum Seibersdorf und ein Studium der Physik an der Universität Wien. Nach seiner Promotion arbeitete er von 1976 bis 1978 im österreichischen Industrieministerium, u. a. als wissenschaftlicher Koordinator der „Informationskampagne Kernenergie“ der österreichischen Bundesregierung.[1] 1978 ging er nach Hannover und war zunächst für ein Jahr als Koordinator des Gorleben-Hearings der niedersächsischen Landesregierung tätig[2].
Danach war er Mitbegründer und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gruppe Ökologie – Institut für ökologische Forschung und Bildung Hannover e.V. (später intac GmbH). Mitte der 1990er Jahre arbeitete er für zwei Jahre als Atomexperte im deutschen Greenpeace-Büro. Danach war er freiberuflich als wissenschaftlicher Konsulent für nukleare Sicherheit tätig. Seit Anfang 2012 führt er sein eigenes Büro unter dem Namen cervus nuclear consulting und reduziert seine hauptberufliche Tätigkeit altersbedingt seit 2017.
Seit Ende der 1990er Jahre war Hirsch hauptsächlich für die österreichische Bundesregierung tätig. U.a. vertrat er Österreich in verschiedenen europäischen Facharbeitsgruppen sowie bei bilateralen Nuklearexpertengesprächen und Fachkonsultationen. Nach dem Unfall von Fukushima im Jahr 2011 nahm er als Experte bei den EU-Stresstests für Kernkraftwerke teil, sowie auch bei verschiedenen follow-up Aktivitäten wie z. B. den Workshops zur Review der nationalen post-Fukushima Aktionspläne 2013 und 2015 sowie der Überarbeitung der EU-Richtlinie für nukleare Sicherheit.[3][4][5][6][7]
Von 2012 bis 2014 leitete Hirsch eine europäische technische Expertengruppe zum Thema „Accident Management“, von 2014 bis 2019 eine ebensolche Gruppe zum Thema „Practical Elimination“. Bei der ersten Gruppe ging es um Harmonisierung und Weiterentwicklung der europäischen Sicherheitsvorgaben für bestehende Kernkraftwerke („Safety Reference Levels“) unter Berücksichtigung der Erfahrungen von Fukushima. Ein zusammenfassender Bericht über diese Arbeiten wurde auf einer Konferenz der IAEA präsentiert.[8] Die zweite Gruppe befasste sich mit den Erwartungen an den Sicherheitsweis für neue Kernkraftwerke in Konkretisierung der Bestimmungen der EU-Richtlinie für Nukleare Sicherheit i. d. F. von 2014. Der Abschlussbericht der zweiten Gruppe wurde als offizielles Dokument Ende 2019 von der WENRA veröffentlicht.[9]
Das letzte Anfang 2022 noch laufende Projekt betrifft die Fertigstellung der Blöcke 3 und 4 des Kernkraftwerks Mochovce in der Slowakei. Dazu läuft seit 2008 ein sogenenannter „Safety Dialogue“ – eine Serie von Expertenworkshops zu verschiedenen Themen – zwischen der Slowakei und Österreich, wobei Hirsch als Projektleiter auf österreichischer Seite tätig ist.
Er beschäftigte sich auch mit Fragen der nuklearen Entsorgung[10] und in diesem Rahmen insbesondere mit dem „Sachplan geologische Tiefenlager“ der Schweiz[11] sowie mit Fragen der Sicherung von kerntechnischen Anlagen gegen Einwirkungen Dritter.
Seit 2017 ist er in der Genossenschaft Naturenergie Region Hannover eG aktiv.[12]
Im Jahr 2021 arbeitete Helmut Hirsch bei den Scientists for Future mit. Er ist Ko-Autor einer Stellungnahme zum Thema "Kernenergie und Klima", die im Oktober 2021 veröffentlicht wurde.[13]
Helmut Hirsch veröffentlichte im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit zahlreiche Fachstellungnahmen, technische Berichte, und Fachartikel.
Hirsch ist Hobby-Schriftsteller und veröffentlichte mehrere Erzählungen und Kurzgeschichten. Die 2008 im Exodus-Magazin erschienene Science-Fiction-Geschichte Rückkehr nach Nomori wurde für den Kurd-Laßwitz-Preis 2009 nominiert in der Kategorie „Beste deutschsprachige SF-Erzählung“.[14]
Im August 2021 erschien sein Roman „Brennpunkt: Eilvese“, ein Thriller rund um die Sonnenenergie.[15]
Seit 2015 engagiert sich Hirsch außerdem ehrenamtlich für die Unterstützung Geflüchteter.[16]
Er ist mit Antje Brink verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Eilvese in der Region Hannover.
Personendaten | |
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NAME | Hirsch, Helmut |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Physiker und Autor |
GEBURTSDATUM | 1949 |
GEBURTSORT | Wien |