Kymograph: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein '''Kymograph''' („Wellenschreiber“) ist ein Gerät zur graphischen Aufzeichnung einer Position über die Zeit. Er besteht aus einer rotierenden Walze mit aufgespanntem (berußtem) Papier, auf dem ein Schreibgerät oder Griffel durch Positionsveränderungen in einer Sensormechanik bewegt wird und Spuren aufzeichnet.<ref>Vgl. etwa [http://waywiser.rc.fas.harvard.edu/view/objects/asitem/items$0040:17746 Kymograph nach Ludwig und Baltzar] (vor 1890), Harvard University, Collection of Historical Scientific Instruments (englisch).</ref>
Ein '''Kymograph''' („Wellenschreiber“) ist ein Gerät zur graphischen Aufzeichnung einer Position über die Zeit. Er besteht aus einer rotierenden Walze mit aufgespanntem (berußtem) Papier, auf dem ein Schreibgerät oder Griffel durch Positionsveränderungen in einer Sensormechanik bewegt wird und Spuren aufzeichnet.<ref>Vgl. etwa [http://waywiser.rc.fas.harvard.edu/view/objects/asitem/items$0040:17746 Kymograph nach Ludwig und Baltzar] (vor 1890), Harvard University, Collection of Historical Scientific Instruments (englisch).</ref>


Der erste Kymograph geht auf [[Thomas Young (Physiker)|Thomas Young]] zurück, welcher 1807 in der Schrift ''A course of lectures on natural philosophy and mechanical arts'' sein selbstgebautes Modell präsentierte.
Der erste Kymograph geht auf [[Thomas Young (Physiker)|Thomas Young]] zurück, welcher 1807 in der Schrift ''A course of lectures on natural philosophy and mechanical arts'' sein selbstgebautes Modell präsentierte.
Auch der [[Physiologe]] [[Carl Ludwig (Physiologe)|Carl Ludwig]] entwickelte einen Kymographen in den 1840ern zunächst zum Zwecke der intrusiven [[Blutdruckmessung]]. Im weiteren dienten die Geräte auch zur Aufzeichnung von [[Muskelkontraktion]]en und anderen physiologischen Bewegungsprozessen, aber auch der Schallanalyse.<ref>Beitrag in der Sendung ''Forschung aktuell'' des [[Deutschlandfunk]]s: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/895258/ ''Geräte zur Erforschung der menschlichen Sprache. Die akustisch-phonetische Sammlung der Universität Dresden''] (22.&nbsp;Dezember 2008; abgerufen am 20.&nbsp;Februar 2011).</ref> Im Gegensatz zum [[Phonograph]]en kam es hierbei aber nicht auf die Wiederabspielbarkeit, sondern nur auf die graphische Repräsentation der [[Schallwelle]]n an.
Auch der [[Physiologe]] [[Carl Ludwig (Mediziner)|Carl Ludwig]] entwickelte einen Kymographen in den 1840ern zunächst zum Zwecke der intrusiven [[Blutdruckmessung]], den er 1846 als ''Kymographion'' (griechisch κυμογράφιον) und ersten, ihn weltbekannt machenden, Blutdruck-Kurvenschreiber<ref>[[Gundolf Keil]]: ''Robert Koch (1843–1910). Ein Essai.'' In: ''Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung.'' Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 73–109, hier: S. 99.</ref> vorstellte. Im weiteren dienten die Geräte – wie das später von [[Hermann von Helmholtz]] entwickelte [[Myographion]] – auch zur Aufzeichnung von [[Muskelkontraktion]]en und anderen physiologischen Bewegungsprozessen, aber auch der Schallanalyse.<ref>Beitrag in der Sendung ''Forschung aktuell'' des [[Deutschlandfunk]]s: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/895258/ ''Geräte zur Erforschung der menschlichen Sprache. Die akustisch-phonetische Sammlung der Universität Dresden''] (22.&nbsp;Dezember 2008; abgerufen am 20.&nbsp;Februar 2011).</ref> Im Gegensatz zum [[Phonograph]]en kam es hierbei aber nicht auf die Wiederabspielbarkeit, sondern nur auf die graphische Repräsentation der [[Schallwelle]]n an.


Carl Ludwig übte mit seinem Kymographen einen großen Einfluss auf die Weiterentwicklung der [[Physiologie]] aus. Innerhalb weniger Jahre wurden „erst von deutschen Physiologen, dann besonders auch durch [[Étienne-Jules Marey|Marey]] in Frankreich eine Vielzahl selbstregistrierender Geräte entwickelt und in der physiologischen Forschung eingesetzt“.<ref>Soraya de Chadarevian: ''Die „Methode der Kurven“ in der Physiologie zwischen 1850 und 1900.'' In: [[Hans-Jörg Rheinberger]], [[Michael Hagner]] (Hrsg.): ''Die Experimentalisierung des Lebens. Experimentalsysteme in den biologischen Wissenschaften 1850/1900.'' Berlin 1993, S.&nbsp;29.</ref>
Carl Ludwig übte mit seinem Kymographen einen großen Einfluss auf die Weiterentwicklung der [[Physiologie]] aus. Innerhalb weniger Jahre wurden „erst von deutschen Physiologen, dann besonders auch durch [[Étienne-Jules Marey|Marey]] in Frankreich eine Vielzahl selbstregistrierender Geräte entwickelt und in der physiologischen Forschung eingesetzt“.<ref>Soraya de Chadarevian: ''Die „Methode der Kurven“ in der Physiologie zwischen 1850 und 1900.'' In: [[Hans-Jörg Rheinberger]], [[Michael Hagner]] (Hrsg.): ''Die Experimentalisierung des Lebens. Experimentalsysteme in den biologischen Wissenschaften 1850/1900.'' Berlin 1993, S.&nbsp;29.</ref>
==Siehe auch==
*[[Röntgenkymographie]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Aktuelle Version vom 6. November 2021, 11:36 Uhr

Kymograph des Thomas Young
Datei:Langendorf1891 f169 blutdruckversuch.tif
Blutdruckversuch mit einem Kymographen (1891)

Ein Kymograph („Wellenschreiber“) ist ein Gerät zur graphischen Aufzeichnung einer Position über die Zeit. Er besteht aus einer rotierenden Walze mit aufgespanntem (berußtem) Papier, auf dem ein Schreibgerät oder Griffel durch Positionsveränderungen in einer Sensormechanik bewegt wird und Spuren aufzeichnet.[1]

Der erste Kymograph geht auf Thomas Young zurück, welcher 1807 in der Schrift A course of lectures on natural philosophy and mechanical arts sein selbstgebautes Modell präsentierte. Auch der Physiologe Carl Ludwig entwickelte einen Kymographen in den 1840ern zunächst zum Zwecke der intrusiven Blutdruckmessung, den er 1846 als Kymographion (griechisch κυμογράφιον) und ersten, ihn weltbekannt machenden, Blutdruck-Kurvenschreiber[2] vorstellte. Im weiteren dienten die Geräte – wie das später von Hermann von Helmholtz entwickelte Myographion – auch zur Aufzeichnung von Muskelkontraktionen und anderen physiologischen Bewegungsprozessen, aber auch der Schallanalyse.[3] Im Gegensatz zum Phonographen kam es hierbei aber nicht auf die Wiederabspielbarkeit, sondern nur auf die graphische Repräsentation der Schallwellen an.

Carl Ludwig übte mit seinem Kymographen einen großen Einfluss auf die Weiterentwicklung der Physiologie aus. Innerhalb weniger Jahre wurden „erst von deutschen Physiologen, dann besonders auch durch Marey in Frankreich eine Vielzahl selbstregistrierender Geräte entwickelt und in der physiologischen Forschung eingesetzt“.[4]

Siehe auch

  • Röntgenkymographie

Weblinks

Commons: Kymographs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. etwa Kymograph nach Ludwig und Baltzar (vor 1890), Harvard University, Collection of Historical Scientific Instruments (englisch).
  2. Gundolf Keil: Robert Koch (1843–1910). Ein Essai. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 73–109, hier: S. 99.
  3. Beitrag in der Sendung Forschung aktuell des Deutschlandfunks: Geräte zur Erforschung der menschlichen Sprache. Die akustisch-phonetische Sammlung der Universität Dresden (22. Dezember 2008; abgerufen am 20. Februar 2011).
  4. Soraya de Chadarevian: Die „Methode der Kurven“ in der Physiologie zwischen 1850 und 1900. In: Hans-Jörg Rheinberger, Michael Hagner (Hrsg.): Die Experimentalisierung des Lebens. Experimentalsysteme in den biologischen Wissenschaften 1850/1900. Berlin 1993, S. 29.