Magnetische Kühlung: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''magnetische Kühlung''' (Kühlung durch [[adiabatisch]]e Entmagnetisierung) ist eine Methode der [[Tieftemperaturphysik]], mit der kleine Materialmengen auf Temperaturen unter 1 mK ([[Kelvin|Millikelvin]]) gekühlt werden können. Sie dient vor allem der [[Grundlagenforschung]].
Die '''magnetische Kühlung''' ([[Kühlung]] durch [[adiabatisch]]e Entmagnetisierung) ist eine Methode der [[Tieftemperaturphysik]], mit der kleine Materialmengen auf Temperaturen unter 1&nbsp;mK (Milli[[kelvin]]&nbsp;=&nbsp;10<sup>−3</sup>&nbsp;K) gekühlt werden können. Sie beruht auf dem [[Magnetokalorischer Effekt|magnetokalorischen Effekt]] und dient vor allem der [[Grundlagenforschung]].


== Theorie ==
== Theorie ==
Die magnetische Kühlung basiert auf der Temperaturabhängigkeit in der Ordnung (der [[Entropie (Thermodynamik)|Entropie]]) der [[Magnetisches Dipolmoment|magnetischen Momente]] des verwendeten [[Werkstoff|Materials]]. Dabei können sowohl die magnetischen Momente der [[Elektron]]en (wie bei der adiabatischen Entmagnetisierung [[Paramagnetismus|paramagnetischer]] [[Salze]]) als auch die [[Kernmoment]]e (siehe unten: adiabatische Kernentmagnetisierung) genutzt werden.
[[Datei:Demag.jpg|mini|300px|Prinzip der Kühlung durch adiabatische Entmagnetisierung (Details im Text)]]
Bei hohen Temperaturen ist die [[thermische Energie]] größer als die Wechselwirkungsenergie der magnetischen Momente, die dadurch völlig ungeordnet sind. Entspricht die Größe der beteiligten Momente einem [[Drehimpuls]] ''J'', so ergibt sich pro [[Mol]] eine konstante ([[Molare Größe|molare]]) Entropie ''S:''


Die magnetische Kühlung basiert auf der Temperaturabhängigkeit in der Ordnung (der [[Entropie (Thermodynamik)|Entropie]]) der magnetischen Momente des verwendeten Materials. Dabei können sowohl die magnetischen Momente der [[Elektron]]en (wie bei der adiabatischen Entmagnetisierung [[Paramagnetismus|paramagnetischer]] Salze) als auch Kernmomente (siehe adiabatische Kernentmagnetisierung) genutzt werden.
:<math>\frac S n = R \cdot \ln( 2 J + 1)</math>


[[Bild:Demag.jpg]]
wobei
* ''R'' die [[allgemeine Gaskonstante]] bezeichnet und
* ''n'' die [[Stoffmenge]].


Bei hohen Temperaturen ist die [[thermische Energie]] größer als die Wechselwirkungsenergie der magnetischen Momente, die dadurch völlig ungeordnet sind. Entspricht die Größe der beteiligten Momente einem [[Drehimpuls]] ''J'', ergibt sich eine konstante Entropie ''S''
Sinkt bei tiefen Temperaturen (und ohne ein [[Magnetfeld]], d.&nbsp;h. bei ''B''&nbsp;=&nbsp;0) die thermische Energie unter die Wechselwirkungsenergie der magnetischen Momente, so beginnen diese, sich zu ordnen; die Entropie sinkt entlang der gestrichelten Linie der schematischen Darstellung.


:<math>S = R \ln \left( 2 J+1 \right)</math>
Bei Anwesenheit eines Magnetfeldes <math>B_1</math> wird eine Vorzugsrichtung festgelegt und die Ordnungstemperatur angehoben (Punkt&nbsp;A nach Punkt&nbsp;B). Zunächst wird dadurch pro Mol folgende [[Wärme]] freigesetzt, die mit geeigneten Maßnahmen abgeführt werden muss:


pro Mol, wobei ''R'' die [[allgemeine Gaskonstante]] bezeichnet. Sinkt bei tiefen Temperaturen die thermische Energie unter die Wechselwirkungsenergie der [[Magnetisches Moment|magnetischen Momente]], beginnen diese, sich zu ordnen; die Entropie sinkt entlang der gestrichelten Linie der schematischen Darstellung. Bei Anwesenheit eines [[Magnetismus|Magnetfeldes]] <math>B_1</math> wird eine Vorzugsrichtung festgelegt und die Ordnungstemperatur angehoben (Punkt A nach Punkt B). Zunächst wird dadurch pro [[Mol]] die [[Wärme]]
:<math>\frac{\Delta Q}n = \frac{T_1 \cdot [ S(0, T_1) - S(B_1, T_1)]}n</math>


:<math>\Delta Q = T_1 \left[ S\left(0, T_1 \right) - S\left(B_1, T_1\right) \right] </math>
Diese Vorkühlung geschieht im Allgemeinen mit Hilfe der [[Mischungskryostat|<sup>3</sup>He-<sup>4</sup>He-Mischungskühlung]].


freigesetzt, die mit geeigneten Maßnahmen abgeführt werden muss. Im Allgemeinen geschieht diese Vorkühlung mit Hilfe der [[3He-4He-Mischungskühlung|<sup>3</sup>He-<sup>4</sup>He-Entmischungskühlung]]. Wird das Magnetfeld anschließend unter thermischer Isolation (adiabatisch) gesenkt, bedingt der Ordnungszustand eine entsprechend tiefere Temperatur <math>T_2</math> (Punkt C):
Wird das Magnetfeld anschließend unter thermischer Isolation (adiabatisch) gesenkt auf einen Wert <math>B_2 < B_1</math>, so bedingt der Ordnungszustand eine entsprechend tiefere Temperatur <math>T_2 < T_1</math> (Punkt&nbsp;C im Schema):


:<math>T_2 = T_1\cdot\sqrt{\frac{B_2^2+b^2}{B_1^2+b^2}}\approx {T_1 \over B_1} \cdot \sqrt{B_2^2 + b^2}</math>
:<math>\begin{align}
T_2 & =       T_1 \cdot \sqrt{\frac{B_2^2 + b^2} {B_1^2 + b^2}}\\
    & \approx T_1 \cdot \frac{\sqrt{B_2^2 + b^2}}{B_1}
\end{align}</math>


Die erreichbare Temperatur <math>T_2</math> ist dabei limitiert durch das innere Feld ''b'', welches durch die Wechselwirkungen der magnetischen Momente selbst hervorgerufen wird. Diese können für <math>B_2\rightarrow 0</math> nicht vernachlässigt werden. Die Größe des internen Feldes <math>b</math> kann für paramagnetische Salze (siehe unten) aus der [[Néel-Temperatur]] bestimmt werden. <ref>{{Literatur | Autor=Frank Pobell | Titel=Matter and Methods at Low Temperatures | Auflage=2. | Verlag=Springer | Ort=Berlin/Heidelberg | Jahr=1996 | ISBN=9783540585725 | Seiten=175}}</ref><ref>{{Literatur | Autor=Christian Enss,Siegfried Hunklinger | Titel=Low-Temperature Physics | Verlag=Springer | Ort=Heidelberg | Jahr=2005 | ISBN=9783540231646
Die erreichbare Temperatur <math>T_2</math> ist dabei limitiert durch das innere Feld ''b'', welches durch die Wechselwirkungen der magnetischen Momente selbst hervorgerufen wird. Diese können für <math>B_2\rightarrow 0</math> nicht vernachlässigt werden. Die Größe des internen Feldes ''b'' kann für paramagnetische Salze (siehe unten) aus der [[Néel-Temperatur]] bestimmt werden.<ref>{{Literatur | Autor=Frank Pobell | Titel=Matter and Methods at Low Temperatures | Auflage=2. | Verlag=Springer | Ort=Berlin/Heidelberg | Jahr=1996 | ISBN=9783540585725 | Seiten=175}}</ref><ref>{{Literatur | Autor=Christian Enss,Siegfried Hunklinger | Titel=Low-Temperature Physics | Verlag=Springer | Ort=Heidelberg | Jahr=2005 | ISBN=9783540231646
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== Anwendungen ==
== Anwendungen ==
=== Adiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze ===
=== Adiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze ===
Die Kühlung durch adiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze (z.&nbsp;B. von [[Cermagnesiumnitrat]] / CMN) war die erste Methode, mit der Temperaturen im Bereich von einigen Millikelvin erreicht werden konnten. Sie wurde bereits&nbsp;1926 von [[Petrus Josephus Wilhelmus Debye|Debye]] bzw.&nbsp;1927 von [[William Francis Giauque|Giauque]] vorgeschlagen und nutzt die magnetischen Momente der Elektronen. Die Methode wurde jedoch weitgehend von der [[3He-4He-Mischungskühlung|<sup>3</sup>He-<sup>4</sup>He-Entmischungskühlung]] abgelöst, da diese im Gegensatz zur magnetischen Kühlung [[Kontinuierlicher Prozess|kontinuierlich]] arbeitet.


Die Kühlung durch adiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze (z.&nbsp;B. von [[Cermagnesiumnitrat]] / CMN) war die erste Methode, mit der Temperaturen im Bereich von einigen Millikelvin (10<sup>−3</sup> [[Kelvin|K]]) erreicht werden konnten. Sie wurde bereits 1926 von [[Petrus Josephus Wilhelmus Debye|Debye]] bzw. 1927 durch [[William Francis Giauque|Giauque]] vorgeschlagen und nutzt die magnetischen Momente der Elektronen. Die Methode wurde jedoch seit der Entwicklung der [[3He-4He-Mischungskühlung|<sup>3</sup>He-<sup>4</sup>He-Entmischungskühlung]] weitgehend abgelöst, da diese im Gegensatz zur magnetischen Kühlung kontinuierlich arbeitet.
Denkbar ist auch, die adiabatische Entmagnetisierung von Substanzen in der Nähe des [[Curie-Temperatur|Curie-Punktes]] zu verwenden. So soll es prinzipiell möglich sein, durch adiabatische Entmagnetisierung von [[Gadolinium]] (Curie-Punkt: 16&nbsp;°C) Kühlgeräte zu bauen, die ohne umweltschädliches [[Fluorchlorkohlenwasserstoffe|FCKW]] und ohne mechanische Teile auskommen. In den 1990er&nbsp;Jahren wurden billigere geeignete Metall[[legierung]]en ohne Gadolinium entdeckt.


Denkbar ist auch, die adiabatische Entmagnetisierung von Substanzen in der Nähe des [[Curie-Temperatur|Curie-Punktes]] zu verwenden. So soll es prinzipiell möglich sein, durch adiabatische Entmagnetisierung von [[Gadolinium]] (Curie-Punkt: 16&nbsp;°C) Kühlgeräte zu bauen, die ohne umweltschädliches FCKW und ohne mechanische Teile auskommen.
2015 wurde auf einer Verbrauchermesse ein Kühlschrank mit einem [[Magnetokalorischer Effekt|magnetokalorischen]] [[Salze|Metallsalz]] (Metamagnet) auf Basis einer Mangan-Eisen-Phosphor-Silizium-Legierung präsentiert. Magnetokalorische [[Wärmepumpe]]n versprechen wohl einen weitgehend geräuschlosen Betrieb und um 25 % geringeren Energieverbrauch als die herkömmliche [[Kompressionskältemaschine|Kältekompressortechnik]].<ref>[[Volker Mrasek]], 14. April 2015, 16:40: [http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/04/14/dlf_20150414_1640_53847049.mp3 Tolle Idee, Folge 14: Metamagnet statt Kompressor]{{Toter Link|url=http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/04/14/dlf_20150414_1640_53847049.mp3 |date=2019-04 |archivebot=2019-04-29 02:39:32 InternetArchiveBot }} (4,7 MiB), Sendung "Forschung aktuell" des Deutschlandfunk, [http://www.deutschlandfunk.de/metamagnet-statt-kompressor-neue-technik-fuer-sparsamere.676.de.html?dram:article_id=317093 Transkript der Sendung]</ref>
In den 1990er Jahren wurden billigere geeignete Metalllegierungen ohne Gadolinium entdeckt.
2015 wurde ein Kühlschrank mit einem magnetokalorischen Metallsalz (Metamagnet) auf Basis einer Mangan-Eisen-Phosphor-Silizium-Legierung auf einer Verbrauchermesse präsentiert. Magnetokalorische Wärmepumpen versprechen wohl einen weitgehend geräuschlosen Betrieb und um 25 % geringeren Energieverbrauch als die herkömmliche Kältekompressortechnik.<ref>Volker Mrasek, 14. April 2015, 16:40: [http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/04/14/dlf_20150414_1640_53847049.mp3 Tolle Idee, Folge 14: Metamagnet statt Kompressor] (4,7 MiB), Sendung "Forschung aktuell" des Deutschlandfunk</ref>


=== Adiabatische Kernentmagnetisierung ===
=== Adiabatische Kernentmagnetisierung ===
 
Die Kühlung durch adiabatische Kernentmagnetisierung, bei der die magnetischen Momente der [[Atomkern]]e genutzt werden, ist nach wie vor die einzige Methode, mit der ein Festkörper auf deutlich unter 1&nbsp;Millikelvin gekühlt werden kann es werden Temperaturen im Mikrokelvin-Bereich erreicht (µK = 10<sup>−6</sup>&nbsp;K). Die geringe Größe der Kernmomente (ca.&nbsp;1/2000 derer von Elektronen) macht eine Vorkühlung auf einige Millikelvin und hohe Magnetfelder im Bereich von mehreren [[Tesla (Einheit)|Tesla]] erforderlich.
Die Kühlung durch adiabatische Kernentmagnetisierung, bei der die magnetischen Momente der [[Atomkern]]e genutzt werden, ist nach wie vor die einzige Methode, mit der ein Festkörper auf deutlich unter 1 Millikelvin gekühlt werden kann - es werden dabei Temperaturen im µKelvin-Bereich erreicht. Die geringe Größe der Kernmomente (ca. 1/2000 derer von Elektronen) macht eine Vorkühlung auf einige Millikelvin und hohe Magnetfelder im Bereich von mehreren [[Tesla (Einheit)|Tesla]] erforderlich.
 
== Siehe auch ==
 
* [[Magnetokalorischer Effekt]]


== Literatur ==
== Literatur ==
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[[Kategorie:Thermodynamik]]
[[Kategorie:Thermodynamik]]
[[Kategorie:Magnetismus]]
[[Kategorie:Magnetismus]]
[[Kategorie:Kühlverfahren]]

Aktuelle Version vom 1. Juni 2021, 22:11 Uhr

Die magnetische Kühlung (Kühlung durch adiabatische Entmagnetisierung) ist eine Methode der Tieftemperaturphysik, mit der kleine Materialmengen auf Temperaturen unter 1 mK (Millikelvin = 10−3 K) gekühlt werden können. Sie beruht auf dem magnetokalorischen Effekt und dient vor allem der Grundlagenforschung.

Theorie

Die magnetische Kühlung basiert auf der Temperaturabhängigkeit in der Ordnung (der Entropie) der magnetischen Momente des verwendeten Materials. Dabei können sowohl die magnetischen Momente der Elektronen (wie bei der adiabatischen Entmagnetisierung paramagnetischer Salze) als auch die Kernmomente (siehe unten: adiabatische Kernentmagnetisierung) genutzt werden.

Prinzip der Kühlung durch adiabatische Entmagnetisierung (Details im Text)

Bei hohen Temperaturen ist die thermische Energie größer als die Wechselwirkungsenergie der magnetischen Momente, die dadurch völlig ungeordnet sind. Entspricht die Größe der beteiligten Momente einem Drehimpuls J, so ergibt sich pro Mol eine konstante (molare) Entropie S:

$ {\frac {S}{n}}=R\cdot \ln(2J+1) $

wobei

  • R die allgemeine Gaskonstante bezeichnet und
  • n die Stoffmenge.

Sinkt bei tiefen Temperaturen (und ohne ein Magnetfeld, d. h. bei B = 0) die thermische Energie unter die Wechselwirkungsenergie der magnetischen Momente, so beginnen diese, sich zu ordnen; die Entropie sinkt entlang der gestrichelten Linie der schematischen Darstellung.

Bei Anwesenheit eines Magnetfeldes $ B_{1} $ wird eine Vorzugsrichtung festgelegt und die Ordnungstemperatur angehoben (Punkt A nach Punkt B). Zunächst wird dadurch pro Mol folgende Wärme freigesetzt, die mit geeigneten Maßnahmen abgeführt werden muss:

$ {\frac {\Delta Q}{n}}={\frac {T_{1}\cdot [S(0,T_{1})-S(B_{1},T_{1})]}{n}} $

Diese Vorkühlung geschieht im Allgemeinen mit Hilfe der 3He-4He-Mischungskühlung.

Wird das Magnetfeld anschließend unter thermischer Isolation (adiabatisch) gesenkt auf einen Wert $ B_{2}<B_{1} $, so bedingt der Ordnungszustand eine entsprechend tiefere Temperatur $ T_{2}<T_{1} $ (Punkt C im Schema):

$ {\begin{aligned}T_{2}&=T_{1}\cdot {\sqrt {\frac {B_{2}^{2}+b^{2}}{B_{1}^{2}+b^{2}}}}\\&\approx T_{1}\cdot {\frac {\sqrt {B_{2}^{2}+b^{2}}}{B_{1}}}\end{aligned}} $

Die erreichbare Temperatur $ T_{2} $ ist dabei limitiert durch das innere Feld b, welches durch die Wechselwirkungen der magnetischen Momente selbst hervorgerufen wird. Diese können für $ B_{2}\rightarrow 0 $ nicht vernachlässigt werden. Die Größe des internen Feldes b kann für paramagnetische Salze (siehe unten) aus der Néel-Temperatur bestimmt werden.[1][2]

Anwendungen

Adiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze

Die Kühlung durch adiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze (z. B. von Cermagnesiumnitrat / CMN) war die erste Methode, mit der Temperaturen im Bereich von einigen Millikelvin erreicht werden konnten. Sie wurde bereits 1926 von Debye bzw. 1927 von Giauque vorgeschlagen und nutzt die magnetischen Momente der Elektronen. Die Methode wurde jedoch weitgehend von der 3He-4He-Entmischungskühlung abgelöst, da diese im Gegensatz zur magnetischen Kühlung kontinuierlich arbeitet.

Denkbar ist auch, die adiabatische Entmagnetisierung von Substanzen in der Nähe des Curie-Punktes zu verwenden. So soll es prinzipiell möglich sein, durch adiabatische Entmagnetisierung von Gadolinium (Curie-Punkt: 16 °C) Kühlgeräte zu bauen, die ohne umweltschädliches FCKW und ohne mechanische Teile auskommen. In den 1990er Jahren wurden billigere geeignete Metalllegierungen ohne Gadolinium entdeckt.

2015 wurde auf einer Verbrauchermesse ein Kühlschrank mit einem magnetokalorischen Metallsalz (Metamagnet) auf Basis einer Mangan-Eisen-Phosphor-Silizium-Legierung präsentiert. Magnetokalorische Wärmepumpen versprechen wohl einen weitgehend geräuschlosen Betrieb und um 25 % geringeren Energieverbrauch als die herkömmliche Kältekompressortechnik.[3]

Adiabatische Kernentmagnetisierung

Die Kühlung durch adiabatische Kernentmagnetisierung, bei der die magnetischen Momente der Atomkerne genutzt werden, ist nach wie vor die einzige Methode, mit der ein Festkörper auf deutlich unter 1 Millikelvin gekühlt werden kann – es werden Temperaturen im Mikrokelvin-Bereich erreicht (µK = 10−6 K). Die geringe Größe der Kernmomente (ca. 1/2000 derer von Elektronen) macht eine Vorkühlung auf einige Millikelvin und hohe Magnetfelder im Bereich von mehreren Tesla erforderlich.

Literatur

  1. Frank Pobell: Matter and Methods at Low Temperatures. 2. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 1996, ISBN 978-3-540-58572-5, S. 175.
  2. Christian Enss,Siegfried Hunklinger: Low-Temperature Physics. Springer, Heidelberg 2005, ISBN 978-3-540-23164-6, S. 486,487.
  3. Volker Mrasek, 14. April 2015, 16:40: Tolle Idee, Folge 14: Metamagnet statt Kompressor@1@2Vorlage:Toter Link/ondemand-mp3.dradio.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)Vorlage:Toter Link/archivebot (4,7 MiB), Sendung "Forschung aktuell" des Deutschlandfunk, Transkript der Sendung