Matroschka (Strahlungsmessung): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Matroschka''' (nach den [[Matrjoschka|gleichnamigen russischen Holzpuppen]], engl. ''Matroshka'') ist der Name eines Experiments der [[Europäische Weltraumorganisation|Europäischen Weltraumorganisation]] (ESA) und des [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt]] (DLR) zur Messung der Strahlungsbelastung eines Menschen auf der [[Internationale Raumstation|Internationalen Raumstation]] (ISS) in 300 km Höhe.
'''Matroschka''' (nach den [[Matrjoschka|gleichnamigen russischen Holzpuppen]], engl. ''Matroshka'') ist der Name eines Experiments der [[Europäische Weltraumorganisation|Europäischen Weltraumorganisation]] (ESA) und des [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt]] (DLR) zur Messung der Strahlungsbelastung eines Menschen auf der [[Internationale Raumstation|Internationalen Raumstation]] (ISS) in 300 km Höhe.


Matroschka ist ein in Scheiben zerlegbares, menschengroßes [[Nachbildung|Phantom]], dessen Komponenten eine ähnliche Strahlenempfindlichkeit zeigen wie die Organe eines Menschen. Es ist 68&nbsp;kg schwer, 1,1&nbsp;m hoch und hat einen Durchmesser von 60&nbsp;cm. Es enthält echte menschliche Knochen und Kunststoffe, die das Absorptionsverhalten menschlicher Organe nachahmen. In die Scheiben eingelassen sind ca. 600 Sensoren. Eine äußere Karbonfaserstruktur umhüllt das Phantom. Es ist von einer Sauerstoffatmosphäre umgeben.<ref>Jan Dettmann/ESA: [http://www.esa.int/esapub/onstation/onstation13/page20-21.pdf ''Matroshka. Measuring Radiation Hazards for Spacewalkers.'' (PDF; 99&nbsp;kB)] on Station Nr. 13, Juni 2003</ref>
Matroschka ist ein in Scheiben zerlegbares, menschengroßes [[Nachbildung|Phantom]], dessen Komponenten eine ähnliche Strahlenempfindlichkeit zeigen wie die Organe eines Menschen. Es ist 68&nbsp;kg schwer, 1,1&nbsp;m hoch und hat einen Durchmesser von 60&nbsp;cm. Es enthält echte menschliche Knochen und Kunststoffe, die das Absorptionsverhalten menschlicher Organe nachahmen. In die Scheiben eingelassen sind ca. 600 Sensoren. Eine äußere Karbonfaserstruktur umhüllt das Phantom. Es ist von einer Sauerstoffatmosphäre umgeben.<ref>Jan Dettmann/ESA: [http://www.esa.int/esapub/onstation/onstation13/page20-21.pdf ''Matroshka. Measuring Radiation Hazards for Spacewalkers.'' (PDF; 99&nbsp;kB)] on Station Nr. 13, Juni 2003.</ref>


Die Matroschka-Puppe wurde am 24. Januar 2004 mit einem [[Progress]]-Raumschiff zur ISS transportiert und vom 15. März 2004 bis 18. August 2005 außerhalb der ISS angebracht, um dort die Strahlenbelastung zu messen (MRT-1). Ab Dezember 2005 setzte man die Messungen im Inneren der ISS fort (MTR-2). Das Phantom kehrte 2009 zur Erde zurück.<ref>[http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2009/27may_phantomtorso/ ''The Phantom Torso Returns.''] [[NASA]] Science News, 27. Mai 2009</ref>
Die Matroschka-Puppe wurde am 24. Januar 2004 mit einem [[Progress]]-Raumschiff zur ISS transportiert und vom 15. März 2004 bis 18. August 2005 außerhalb der ISS angebracht, um dort die Strahlenbelastung zu messen (MTR-1). Ab Dezember 2005 setzte man die Messungen im Inneren der ISS fort (MTR-2). Das Phantom kehrte 2009 zur Erde zurück.<ref>[http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2009/27may_phantomtorso/ ''The Phantom Torso Returns.''] [[NASA]] Science News, 27. Mai 2009.</ref>


Bedingt durch die Kombination verschiedenster Teilchen- und Photonenstrahlung mit unterschiedlicher Energie und [[Linearer Energietransfer|linearem Energietransfer]] (LET) ist die [[Dosimetrie]] im Weltraum schwierig; der Körper wird nicht homogen belastet. Das Matroschka-Phantom erhielt außerhalb der Station 0,9 [[Gray|mGy]]/[[Tag|d]] auf der Oberfläche (Haut) und 0,2–0,4 mGy/d im Bereich der tieferen Organe.<ref name="PMID19267549">G. Reitz, T. Berger, et al.: ''Astronaut’s organ doses inferred from measurements in a human phantom outside the international space station.'' In: ''Radiation research.'' Band 171, Nummer 2, Februar 2009, S.&nbsp;225–235, {{ISSN|0033-7587}}. [[doi:10.1667/RR1559.1]]. PMID 19267549.</ref> Die [[Äquivalentdosis]] betrug 1,3 m[[Sievert (Einheit)|Sv]]/d außerhalb der Station und ca. 0,5 mSv/d innerhalb; zum großen Teil entstand die Exposition während der Durchtrittszeiten durch die [[Südatlantische Anomalie]].<ref>T. Berger, G. Reitz, et al. / DLR: [http://wrmiss.org/workshops/tenth/pdf/15_berger.pdf ''MATROSHKA – Overview of 2004–2005.'' (PDF; 7,7&nbsp;MB)] 10th Workshop on Radiation Monitoring for the International Space Station, Chiba 7.–9. September 2005</ref> Zum Vergleich: die natürliche Hintergrundstrahlung auf der Erdoberfläche liegt in Deutschland bei ca. 0,006 mSv/d.
Bedingt durch die Kombination verschiedenster Teilchen- und Photonenstrahlung mit unterschiedlicher Energie und [[Linearer Energietransfer|linearem Energietransfer]] (LET) ist die [[Dosimetrie]] im Weltraum schwierig; der Körper wird nicht homogen belastet. Das Matroschka-Phantom erhielt außerhalb der Station 0,9 [[Gray|mGy]]/[[Tag|d]] auf der Oberfläche (Haut) und 0,2–0,4 mGy/d im Bereich der tieferen Organe.<ref name="PMID19267549">G. Reitz, T. Berger, et al.: ''Astronaut’s organ doses inferred from measurements in a human phantom outside the international space station.'' In: ''Radiation research.'' Band 171, Nummer 2, Februar 2009, S.&nbsp;225–235, {{ISSN|0033-7587}}. [[doi:10.1667/RR1559.1]]. PMID 19267549.</ref> Die [[Äquivalentdosis]] betrug 1,3 m[[Sievert (Einheit)|Sv]]/d außerhalb der Station und ca. 0,5 mSv/d innerhalb; zum großen Teil entstand die Exposition während der Durchtrittszeiten durch die [[Südatlantische Anomalie]].<ref>T. Berger, G. Reitz, et al. / DLR: [http://wrmiss.org/workshops/tenth/pdf/15_berger.pdf ''MATROSHKA – Overview of 2004–2005.'' (PDF; 7,7&nbsp;MB)] 10th Workshop on Radiation Monitoring for the International Space Station, Chiba 7.–9. September 2005.</ref> Zum Vergleich: die natürliche Hintergrundstrahlung auf der Erdoberfläche liegt in Deutschland bei ca. 0,006 mSv/d.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.esa.int/ger/ESA_in_your_country/Austria/Neues_vom_Weltraumphantom_Das_Matroschka-Experiment_geht_weiter ''Neues vom Weltraumphantom – das Matroschka-Experiment geht weiter.''] Webseite der [[ESA]], 1. November 2005
* [http://www.esa.int/ger/ESA_in_your_country/Austria/Neues_vom_Weltraumphantom_Das_Matroschka-Experiment_geht_weiter ''Neues vom Weltraumphantom – das Matroschka-Experiment geht weiter.''] Webseite der [[ESA]], 1. November 2005
* [http://wsn.spaceflight.esa.int/docs/Factsheets/19%20Matroshka%20LR.pdf Factsheet zum Matroschka-Experiment] (engl., pdf, 5,1&nbsp;MB)
* [http://wsn.spaceflight.esa.int/docs/Factsheets/19%20Matroshka%20LR.pdf Factsheet zum Matroschka-Experiment] (engl., pdf, 5,1&nbsp;MB)
* Aus der Fernsehsendung [http://www.phoenix.de/sixcms/detail.php?id=89766&template=d_ph_videostream_popup&format All Tag auf Phoenix] zum Experiment ''Matroschka''
* Aus der Fernsehsendung {{Toter Link |date=2021-08-02 |url= http://www.phoenix.de/sixcms/detail.php?id=89766&template=d_ph_videostream_popup&format |text=All Tag auf Phoenix }} zum Experiment ''Matroschka''


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 2. August 2021, 09:08 Uhr

Matroschka (nach den gleichnamigen russischen Holzpuppen, engl. Matroshka) ist der Name eines Experiments der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zur Messung der Strahlungsbelastung eines Menschen auf der Internationalen Raumstation (ISS) in 300 km Höhe.

Matroschka ist ein in Scheiben zerlegbares, menschengroßes Phantom, dessen Komponenten eine ähnliche Strahlenempfindlichkeit zeigen wie die Organe eines Menschen. Es ist 68 kg schwer, 1,1 m hoch und hat einen Durchmesser von 60 cm. Es enthält echte menschliche Knochen und Kunststoffe, die das Absorptionsverhalten menschlicher Organe nachahmen. In die Scheiben eingelassen sind ca. 600 Sensoren. Eine äußere Karbonfaserstruktur umhüllt das Phantom. Es ist von einer Sauerstoffatmosphäre umgeben.[1]

Die Matroschka-Puppe wurde am 24. Januar 2004 mit einem Progress-Raumschiff zur ISS transportiert und vom 15. März 2004 bis 18. August 2005 außerhalb der ISS angebracht, um dort die Strahlenbelastung zu messen (MTR-1). Ab Dezember 2005 setzte man die Messungen im Inneren der ISS fort (MTR-2). Das Phantom kehrte 2009 zur Erde zurück.[2]

Bedingt durch die Kombination verschiedenster Teilchen- und Photonenstrahlung mit unterschiedlicher Energie und linearem Energietransfer (LET) ist die Dosimetrie im Weltraum schwierig; der Körper wird nicht homogen belastet. Das Matroschka-Phantom erhielt außerhalb der Station 0,9 mGy/d auf der Oberfläche (Haut) und 0,2–0,4 mGy/d im Bereich der tieferen Organe.[3] Die Äquivalentdosis betrug 1,3 mSv/d außerhalb der Station und ca. 0,5 mSv/d innerhalb; zum großen Teil entstand die Exposition während der Durchtrittszeiten durch die Südatlantische Anomalie.[4] Zum Vergleich: die natürliche Hintergrundstrahlung auf der Erdoberfläche liegt in Deutschland bei ca. 0,006 mSv/d.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jan Dettmann/ESA: Matroshka. Measuring Radiation Hazards for Spacewalkers. (PDF; 99 kB) on Station Nr. 13, Juni 2003.
  2. The Phantom Torso Returns. NASA Science News, 27. Mai 2009.
  3. G. Reitz, T. Berger, et al.: Astronaut’s organ doses inferred from measurements in a human phantom outside the international space station. In: Radiation research. Band 171, Nummer 2, Februar 2009, S. 225–235, ISSN 0033-7587. doi:10.1667/RR1559.1. PMID 19267549.
  4. T. Berger, G. Reitz, et al. / DLR: MATROSHKA – Overview of 2004–2005. (PDF; 7,7 MB) 10th Workshop on Radiation Monitoring for the International Space Station, Chiba 7.–9. September 2005.