Max-Planck-Institut für Physik: Unterschied zwischen den Versionen

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| Grundfinanzierung= Bund (50 %), Länder&nbsp;(50 %)
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[[Datei:MaxPlanckInstitutPhysik.jpg|thumb|upright=1.5|Außenansicht des Max-Planck-Institut für Physik mit Montagehalle (links) und Hörsaal (rechts)]]
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Das '''Max-Planck-Institut für Physik''' (MPP) ist eine außeruniversitäre [[Forschungseinrichtung]] unter der Trägerschaft der [[Max-Planck-Gesellschaft]] (MPG) und hat seinen Sitz im [[München|Münchner]] Stadtteil [[Freimann]] am [[Äußerer Ring (München)|Föhringer Ring]]. Das Institut betreibt in erster Linie [[Grundlagenforschung]] im Fach der [[Naturwissenschaft]]en auf dem Gebiet der experimentellen und theoretischen [[Elementarteilchenphysik]] mit Verbindungen zu [[Astrophysik]], [[Kosmologie]] und [[Vielteilchenphysik]]. Der vollständige Name des Instituts lautet ''Max-Planck-Institut für Physik (Werner-Heisenberg-Institut)''.
Das '''Max-Planck-Institut für Physik''' (MPP) ist eine außeruniversitäre [[Forschungseinrichtung]] unter der Trägerschaft der [[Max-Planck-Gesellschaft]] (MPG) und hat seinen Sitz im [[München|Münchner]] Stadtteil [[Freimann]] am [[Äußerer Ring (München)|Föhringer Ring]]. Das Institut betreibt in erster Linie [[Grundlagenforschung]] im Fach der [[Naturwissenschaft]]en auf dem Gebiet der experimentellen und theoretischen [[Elementarteilchenphysik]] mit Verbindungen zu [[Astrophysik]], [[Kosmologie]] und [[Vielteilchenphysik]]. Der vollständige Name des Instituts lautet ''Max-Planck-Institut für Physik (Werner-Heisenberg-Institut)''.


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Der Plan von 1929 unter [[Max von Laue]], Vizedirektor seit 1922, ein Institut für theoretische Physik einzurichten, wurde nicht verwirklicht. Nachdem Einstein 1933 zurückgetreten war, vereinbarte 1935 die [[Rockefeller-Stiftung]] mit der Regierung des [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Dritten Reiches]], in [[Berlin-Dahlem]] ein Institut zu errichten. Im Jahr 1938 wurde das Institutsgebäude des ''Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik'' eingeweiht und war mit modernen Geräten für [[Kernphysik|Kern-]] und [[Tieftemperaturphysik]] ausgestattet.
Der Plan von 1929 unter [[Max von Laue]], Vizedirektor seit 1922, ein Institut für theoretische Physik einzurichten, wurde nicht verwirklicht. Nachdem Einstein 1933 zurückgetreten war, vereinbarte 1935 die [[Rockefeller-Stiftung]] mit der Regierung des [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Dritten Reiches]], in [[Berlin-Dahlem]] ein Institut zu errichten. Im Jahr 1938 wurde das Institutsgebäude des ''Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik'' eingeweiht und war mit modernen Geräten für [[Kernphysik|Kern-]] und [[Tieftemperaturphysik]] ausgestattet.
Als 1940 damit begonnen wurde, das geheime [[Uranprojekt]] einzurichten, verließ der [[Niederlande|niederländische]] Direktor [[Peter Debye]] das Institut und emigrierte in die [[Vereinigte Staaten|USA]].
Als 1940 damit begonnen wurde, das geheime [[Uranprojekt]] einzurichten (das Institut war 1939 bis 1942 dem Heereswaffenamt unterstellt), verließ der [[Niederlande|niederländische]] Direktor [[Peter Debye]] das Institut und emigrierte in die [[Vereinigte Staaten|USA]].


Im Juli 1942 wurde [[Werner Heisenberg]] als Direktor berufen. Heisenberg erweiterte das Forschungsprogramm um die Gebiete kosmische Strahlung und Elementarteilchenphysik. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurde das Institut 1943 teilweise nach [[Hechingen]] evakuiert. Kurz vor Kriegsende 1945 stand Heisenberg kurz davor, dort mit dem [[Forschungsreaktor Haigerloch]] erstmals einen [[Kernreaktor]] in den [[Kritikalität|kritischen Zustand]] zu bringen.
Im Juli 1942 wurde [[Werner Heisenberg]] als Direktor berufen. Heisenberg erweiterte das Forschungsprogramm um die Gebiete kosmische Strahlung und Elementarteilchenphysik. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurde das Institut 1943 teilweise nach [[Hechingen]] evakuiert. Kurz vor Kriegsende 1945 stand Heisenberg kurz davor, dort mit dem [[Forschungsreaktor Haigerloch]] erstmals einen [[Kernreaktor]] in den [[Kritikalität|kritischen Zustand]] zu bringen.
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Die Ausstattung des Dahlemer Instituts wurde nach Kriegsende [[Demontage (Reparation)|demontiert]] und als [[Reparationen|Reparationsleistung]] in die [[Sowjetunion]] verbracht. Heisenberg, von Laue und mehrere ihrer Mitarbeiter gerieten in britische Kriegsgefangenschaft und wurden im Rahmen der [[Operation Epsilon]] in [[Farm Hall]] interniert.
Die Ausstattung des Dahlemer Instituts wurde nach Kriegsende [[Demontage (Reparation)|demontiert]] und als [[Reparationen|Reparationsleistung]] in die [[Sowjetunion]] verbracht. Heisenberg, von Laue und mehrere ihrer Mitarbeiter gerieten in britische Kriegsgefangenschaft und wurden im Rahmen der [[Operation Epsilon]] in [[Farm Hall]] interniert.
Bereits 1946 kehrten Heisenberg und von Laue nach [[Göttingen]] zurück, wo sie ihr Institut unter dem Namen
Bereits 1946 kehrten Heisenberg und von Laue nach [[Göttingen]] zurück, wo sie ihr Institut unter dem Namen
''Max-Planck-Institut für Physik'' wieder eröffnen durften. Das Forschungsprogramm umfasste Physik der [[Kosmische Strahlung|kosmischen Strahlung]], Elementarteilchenphysik, Teilgebiete der Kernphysik, Astrophysik und [[Plasmaphysik]].
''Max-Planck-Institut für Physik'' wieder eröffnen durften. Das Forschungsprogramm umfasste Physik der [[Kosmische Strahlung|kosmischen Strahlung]], Elementarteilchenphysik, Teilgebiete der Kernphysik, Astrophysik und [[Plasmaphysik]]. Es gab eine Abteilung für theoretische Physik (Leitung  [[Carl Friedrich von Weizsäcker]]) und für experimentelle Physik (Leitung [[Karl Wirtz (Physiker)|Karl Wirtz]], der von 1946 bis 1957 am Institut war).


Im Jahre 1958 wurde das Institut an seinen heutigen Standort im Münchner Norden verlegt und zum ''Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik'' erweitert, mit Werner Heisenberg und [[Ludwig Biermann]] als Ko-Direktoren. Das Institutsgebäude wurde nach den Plänen des Architekten [[Sep Ruf]] errichtet. Die Tochterinstitute für [[Max-Planck-Institut für Plasmaphysik|Plasmaphysik]] und [[Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik|extraterrestrische Physik]] gingen 1960 bzw. 1963 aus dem Institut hervor. Beide Institute wurden in Garching bei München angesiedelt. 1979 zog der Teilbereich "Astrophysik" ebenfalls nach Garching um. Im April 1991 wurde  das MPI für Physik und Astrophysik in drei selbständige Max-Planck-Institute aufgespalten: das Max-Planck-Institut für Physik, das [[Max-Planck-Institut für Astrophysik]] und in das [[Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik]].
Im September 1958 wurde das Institut an seinen heutigen Standort im Münchner Norden verlegt und zum ''Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik'' erweitert, mit Werner Heisenberg und [[Ludwig Biermann]] als Ko-Direktoren. Das Institutsgebäude wurde nach den Plänen des Architekten [[Sep Ruf]] errichtet. Die Tochterinstitute für [[Max-Planck-Institut für Plasmaphysik|Plasmaphysik]] und [[Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik|extraterrestrische Physik]] gingen 1960 bzw. 1963 aus dem Institut hervor. Beide Institute wurden in Garching bei München angesiedelt. 1979 zog der Teilbereich "Astrophysik" ebenfalls nach Garching um. Im April 1991 wurde  das MPI für Physik und Astrophysik in drei selbständige Max-Planck-Institute aufgespalten: das Max-Planck-Institut für Physik, das [[Max-Planck-Institut für Astrophysik]] und in das [[Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik]].


Aktuelle Pläne sehen aufgrund der notwendigen baulichen Erneuerungen im existierenden Gebäude einen Umzug auf den Campus des [[Max-Planck-Institut für Plasmaphysik|Max-Planck Instituts für Plasmaphysik]] in Garching vor. Der Neubau soll im Jahr 2018 beginnen und der Umzug bis 2020 vollendet sein. Beim Umzug werden circa 350 Stellen umgezogen. Damit würde das Stamminstitut wieder mit seinen Tochterinstituten auf einem Campus vereinigt sein.<ref name=":0">{{Literatur|Titel=Mutter Physik kommt nach Garching|Sammelwerk=https://www.merkur.de|Datum=2017-03-01|Online=https://www.merkur.de/lokales/muenchen-lk/garching-ort28709/max-planck-gesellschaft-baut-physik-institut-auf-forschungscampus-garching-7442060.html|Abruf=2017-06-27}}</ref><ref name=":1">{{Literatur|Autor=Gudrun Passarge Garching|Titel=Ein Haus für Einsteins Erben|Sammelwerk=sueddeutsche.de|Datum=2017-03-03|ISSN=0174-4917|Online=http://www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen/garching-ein-haus-fuer-einsteins-erben-1.3404094|Abruf=2017-06-27}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=https://ausschreibungen-deutschland.de/225420_Institutsneubau_Max-Planck-Institut_fuer_Physik_in_Garching_Leistung_fuer_die_Fachplanung_2015_Muenchen|titel=Öffentliche Ausschreibung München 2015 Institutsneubau, Max-Planck-Institut für Physik in Garching, Leistung für die Fachplanung Laborplanung gemäß § 53-58 HOAI 2013. 2015-05-16|zugriff=2017-06-27}}</ref> Stand Juni 2017 werden erste Vorarbeiten auf dem Gelände getroffen. Für den Neubau muss unter anderem ein Parkplatz für Beschäftigte des Max Planck-Instituts für Plasmaphysik weichen.<ref name=":0" /><ref name=":1" />
Am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik befasste sich Heisenberg mit seinem Assistenten [[Hans-Peter Dürr]] (1978 bis 1980 und 1987 bis 1992 geschäftsführender Direktor) vor allem mit der Entwicklung seiner nichtlinearen Spinor-Feldtheorie der Elementarteilchen. Während sich diese Entwicklung als wenig erfolgreich erwies zog das Institut bedeutende Theoretiker wie [[Kurt Symanzik]], [[Harry Lehmann (Physiker)|Harry Lehmann]], [[Wolfhart Zimmermann]] (sie entwickelten in Göttingen 1955 den LSZ-Formalismus) und [[Tullio Regge]] an. Unter [[Heinz Billing]] wurden in den 1970er Jahren bedeutende Pionierarbeiten über [[Gravitationswellendetektor]]en geleistet.
 
Aktuelle Pläne sehen aufgrund der notwendigen baulichen Erneuerungen im existierenden Gebäude einen Umzug auf den Campus des [[Max-Planck-Institut für Plasmaphysik|Max-Planck Instituts für Plasmaphysik]] in Garching vor. Der Einzug ist im Jahr 2022 geplant. Der Entwurf des Neubaus stammt vom Münchner Architekturbüro Brechensbauer Weinhart + Partner Architekten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mpp.mpg.de/ueber-uns/neubau/ |titel=Neubau {{!}} Max Planck Institut für Physik |abruf=2020-05-29}}</ref> Beim Umzug werden circa 350 Stellen umgezogen. Damit würde das Stamminstitut wieder mit seinen Tochterinstituten auf einem Campus vereinigt sein.<ref name=":0">{{Literatur |Titel=Mutter Physik kommt nach Garching |Sammelwerk=[[Münchner Merkur]] |Datum=2017-03-01 |Online=https://www.merkur.de/lokales/muenchen-lk/garching-ort28709/max-planck-gesellschaft-baut-physik-institut-auf-forschungscampus-garching-7442060.html |Abruf=2017-06-27}}</ref><ref name=":1">{{Literatur |Autor=Gudrun Passarge Garching |Titel=Ein Haus für Einsteins Erben |Sammelwerk=sueddeutsche.de |Datum=2017-03-03 |ISSN=0174-4917 |Online=http://www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen/garching-ein-haus-fuer-einsteins-erben-1.3404094 |Abruf=2017-06-27}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://ausschreibungen-deutschland.de/225420_Institutsneubau_Max-Planck-Institut_fuer_Physik_in_Garching_Leistung_fuer_die_Fachplanung_2015_Muenchen |titel=Öffentliche Ausschreibung München 2015 Institutsneubau, Max-Planck-Institut für Physik in Garching, Leistung für die Fachplanung Laborplanung gemäß § 53-58 HOAI 2013. 2015-05-16 |abruf=2017-06-27}}</ref>


== Forschung ==
== Forschung ==


Das Max-Planck-Institut für Physik beschäftigt sich hauptsächlich mit den fundamentalen Bestandteilen der Materie, ihren Wechselwirkungen und ihrer Rolle in der Astrophysik und Kosmologie.
Das Max-Planck-Institut für Physik (MPP) beschäftigt sich hauptsächlich mit den fundamentalen Bestandteilen der Materie, ihren Wechselwirkungen und ihrer Rolle in der Astrophysik und Kosmologie.


Schwerpunkte der theoretischen Arbeiten sind die [[Feldtheorie (Physik)|Feldtheorie]] der [[Starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]], [[Phänomenologie|phänomenologische]] Studien der Hochenergiephysik, das Studium möglicher Erweiterungen des Standardmodells der Elementarteilchenphysik und der mathematischen Grundlagen der [[Quantenmechanik|Quantentheorie]] (z.&nbsp;B. [[Stringtheorie]]) sowie offene Fragen der Astroteilchenphysik.
Schwerpunkte der theoretischen Arbeiten sind die [[Feldtheorie (Physik)|Feldtheorie]] der [[Starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]], [[Phänomenologie|phänomenologische]] Studien der Hochenergiephysik (die Abteilung Phänomenologie wurde 2002 gegründet mit [[Wolfgang Hollik]] als Leiter), das Studium möglicher Erweiterungen des [[Standardmodell]]s der Elementarteilchenphysik und der mathematischen Grundlagen der [[Quantenmechanik|Quantentheorie]] (z.&nbsp;B. [[Stringtheorie]], etabliert 2003 mit Berufung von Dieter Lüst) sowie offene Fragen der Astroteilchenphysik.


Die experimentellen Arbeiten umfassen Beteiligungen an Internationalen [[Kollaboration]]en an [[Teilchenbeschleuniger]]n sowie diese ergänzende Nicht-Beschleuniger-Experimente zur Teilchen- und Astroteilchenphysik. Derzeit, Stand Anfang 2016, ist das Institut unter anderem beteiligt am [[ATLAS (Detektor)|ATLAS]]-Experiment am [[Large Hadron Collider]] des [[CERN]], am [[MAGIC-Teleskop]] zur Beobachtung hochenergetischer [[Gammaastronomie|Gammastrahlung kosmischen Ursprungs]], am [[CRESST]]-Experiment zum Nachweis von Dunkle-Materie-Teilchen und am [[GERDA]]-Experiment zur Suche nach neutrinolosen [[Doppelter Betazerfall|Doppel-Betazerfällen]], das sich im unterirdischen [[Laboratori nazionali del Gran Sasso|Gran-Sasso-Versuchslabor]] befindet. Zudem wirkt das MPP beim Aufbau des [[Cherenkov Telescope Array]] mit.
Die experimentellen Arbeiten umfassen Beteiligungen an internationalen [[Kollaboration]]en an [[Teilchenbeschleuniger]]n sowie diese ergänzende Nicht-Beschleuniger-Experimente zur Teilchen- und Astroteilchenphysik. Das Institut ist unter anderem beteiligt am [[ATLAS (Detektor)|ATLAS]]-Experiment am [[Large Hadron Collider]] des [[CERN]] (ab 1999 unter Siegfried Bethke), am [[MAGIC-Teleskop]] zur Beobachtung hochenergetischer [[Gammaastronomie|Gammastrahlung kosmischen Ursprungs]] (das erste Teleskop ab 2003, das zweite ab 2009) und am [[KATRIN]]-Experiment, mit dem Wissenschaftler die Masse des Neutrinos bestimmen wollen. Zudem arbeiten Wissenschaftler des Instituts an zwei Experimenten im unterirdischen [[Laboratori nazionali del Gran Sasso|Gran-Sasso-Versuchslabor]]: Dem [[CRESST]]-Experiment zum Nachweis von Dunkle-Materie-Teilchen (beteiligt ab 1996) und dem [[GERDA]]-Experiment (ab 2004) zur Suche nach neutrinolosen [[Doppelter Betazerfall|Doppel-Betazerfällen]]. Darüber hinaus wirkt das MPP beim Aufbau des [[Cherenkov Telescope Array]] (CTA) mit. Ab 2008 ist das Institut am [[Belle-II-Experiment]] beteiligt.


Neben Betrieb und Datenanalyse an bereits existierenden Experimenten arbeitet das Institut an der Entwicklung zukünftiger Instrumente, z.&nbsp;B. am Aufbau von Detektorkomponenten für den [[International Linear Collider]]. Im Projekt "AWAKE" erforscht das MPP neuartige Methoden zur Teilchenbeschleunigung: In einem [[Plasma (Physik)|Plasma]] wird eine geladene Welle erzeugt, auf der sich Elektronen auf kurze Distanzen beschleunigen lassen.
Neben Betrieb und Datenanalyse an bereits existierenden Experimenten befasst sich das Institut an der Entwicklung zukünftiger Instrumente, z.&nbsp;B. am Aufbau von Detektorkomponenten für den [[International Linear Collider]]. Im Projekt [[AWAKE]]<ref>[https://www.mpp.mpg.de/forschung/neue-technologien/awake-beschleunigung-mit-plasmawellen/ AWAKE]-Website des MPP</ref> erforscht das MPP ab 2012 neuartige Methoden zur Teilchenbeschleunigung: In einem [[Plasma (Physik)|Plasma]] wird eine geladene Welle erzeugt, auf der sich Elektronen auf kurze Distanzen beschleunigen lassen. Mit dem geplanten [[MADMAX]]-Experiment<ref>[https://www.mpp.mpg.de/forschung/astroteilchenphysik-und-kosmologie/madmax-suche-nach-axionen-als-dunkler-materie/ MADMAX]-Website des MPP</ref> (ab 2016) wollen Wissenschaftler ein bisher rein hypothetisches Teilchen, das [[Axion]], nachweisen.


== Infrastruktur ==
== Infrastruktur ==
Anfang 2016 waren insgesamt etwa 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Institut tätig, darunter etwa 105 Wissenschaftler sowie 110 Nachwuchs- und Gastwissenschaftler.
Anfang 2019 waren insgesamt etwa 330 Mitarbeiter am Institut tätig, darunter etwa 105 Wissenschaftler sowie 110 Nachwuchs- und Gastwissenschaftler.


Das Institut verfügt über technische Fachabteilungen mit eigenen Ausbildungswerkstätten zur Entwicklung und zum Bau von experimenteller Messelektronik sowie zur Planung und Konstruktion der Experimentaufbauten.
Das Institut verfügt über technische Fachabteilungen mit eigenen Ausbildungswerkstätten zur Entwicklung und zum Bau von experimenteller Messelektronik sowie zur Planung und Konstruktion der Experimentaufbauten.


== International Max Planck Research School (IMPRS) ==
== International Max Planck Research School (IMPRS) ==
Das Max-Planck-Institut für Physik betreibt gemeinsam mit den beiden Münchener Universitäten [[LMU München]] und [[TU München]] die ''International Max Planck Research School on Elementary Particle Physics''.<ref>siehe Homepage [http://www.mpp.mpg.de/graduate-de/010_IMPRS_EPP/index.html]</ref> Eine [[IMPRS]] ist ein englischsprachiges [[Graduiertenkolleg|Doktorandenprogramm]], das eine strukturierte Promotion ermöglicht. Sprecher der IMPRS ist Wolfgang Hollik.
Das Max-Planck-Institut für Physik betreibt gemeinsam mit den beiden Münchener Universitäten [[LMU München]] und [[TU München]] die ''International Max Planck Research School on Elementary Particle Physics''.<ref>siehe Homepage {{Webarchiv |url=http://www.mpp.mpg.de/graduate-de/010_IMPRS_EPP/index.html |text=Archivierte Kopie |wayback=20160212140633 |archiv-bot=2019-04-30 17:17:59 InternetArchiveBot}}</ref> Eine [[IMPRS]] ist ein englischsprachiges [[Graduiertenkolleg|Doktorandenprogramm]], das eine strukturierte Promotion ermöglicht. Sprecherin der IMPRS ist die Direktorin [[Giulia Zanderighi]].


== Direktoren ==
== Direktoren ==
Seit der Emeritierung Werner Heisenbergs Ende 1970 wird das Institut von einem Direktorium geleitet. [[Léon Van Hove]], [[Hans-Peter Dürr]], [[Norbert Schmitz (Physiker)|Norbert Schmitz]], [[Ulrich Stierlin]], [[Gerd Buschhorn]], [[Leo Stodolsky]], [[Wolfhart Zimmermann]], [[Julius Wess]], [[Friedrich Dydak]], [[Volker Soergel]], [[Siegfried Bethke]], [[Wolfgang Hollik]], [[Allen Caldwell]], [[Masahiro Teshima]] und [[Dieter Lüst]] waren bzw. sind die Direktoren des Instituts.
Seit der Emeritierung Werner Heisenbergs Ende 1970 wird das Institut von einem Direktorium geleitet.
 
[[Léon Van Hove]], [[Hans-Peter Dürr]], [[Norbert Schmitz (Physiker)|Norbert Schmitz]], [[Ulrich Stierlin]], [[Gerd Buschhorn]], [[Leo Stodolsky]], [[Wolfhart Zimmermann]], [[Julius Wess]], [[Friedrich Dydak]], [[Volker Soergel]] waren die Direktoren des Instituts.
Die folgende Zeittafel gibt die Direktoren sowie weitere wissenschaftliche Mitglieder des Institut gemäß <ref>[http://www.mpa-garching.mpg.de/mpa/institute/news_archives/news1101_biermann/news1101_biermann-de.html Nachruf Biermann]</ref><ref>[http://www.ifa.hawaii.edu/~kud/cv.html Rolf-Peter Kudritzki - Lebenslauf]</ref><ref>[https://www.mpp.mpg.de/institut/Geschichte/02_Zeittafel/index.html Zeittafel des MPI für Physik]</ref><ref>[http://edoc.mpg.de/60788 Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft - II. Abt., Rep. 26 - Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik]</ref> wieder. Die Zeiten geben die in den Quellen angegebenen Zeiten wieder. Bei den mit * gekennzeichneten Personen sind mutmaßlich nur Abschnitte belegt und die wahren Verbleibszeiten am Institut waren länger als angegeben. Des Weiteren fehlen noch einige Mitglieder.
 
<timeline>
ImageSize = width:1000 height:740
PlotArea = width:100% height:700 left:0 bottom:40
Period = from:1917 till:2020
TimeAxis = orientation:horizontal format:yyyy # dummy, required
ScaleMajor = unit:year increment:5 start:1920 gridcolor:drabgreen
 
Colors =
id:canvas value:rgb(1,1,0.85)
BackgroundColors = canvas:canvas
# In diesem Beispiel werden zwei Säulengruppen gezeichnet, in rot bzw. blau,
# aber in jeder Gruppe wird eine Säule (Krieg darstellend) in grün dargestellt.
 
PlotData =
color:red fontsize:M align:left
bar:a from:1917 till:1933 text:[[Albert Einstein]]
bar:a from:1935 till:1940 text:"[[Peter Debye]]" color:blue
bar:a from:1942 till:1970 text:[[Werner Heisenberg]]
bar:a from:1971 till:2001 text:"[[Gerd Buschhorn]]" color:blue
bar:a from:2002 till:2015 text:[[Allen Caldwell]]
 
color:green fontsize:M align:left
bar:2 from:1937 till:1939 text:[[Hermann Schüler]]*
bar:2 from:1947 till:1975 text:"[[Ludwig Biermann]]" color:yellow
bar:2 from:1991 till:1997 text:[[Friedrich Dydack]]
bar:2 from:1999 till:2015 text:"[[Siegfried Bethke]]" color:yellow
 
color:red fontsize:M align:left
bar:3 from:1921 till:1953 text:[[Max von Laue]]
bar:3 from:1959 till:1961 text:"[[Gerhart Lüders]]" color:blue
bar:3 from:1963 till:1991 text:[[Reimar Lüst]]
bar:3 from:1996 till:1999 text:"[[Volker Soergel]]*" color:blue
 
color:green fontsize:M align:left
bar:4 from:1963 till:1997 text:[[Hans-Peter Dürr]]
bar:4 from:2002 till:2015 text:"[[Wolfgang Hollik]]" color:yellow
 
color:red fontsize:M align:left
bar:5 from:1960 till:1968 text:[[Gerhart von Gierke]]
bar:5 from:1969 till:2001 text:"[[Norbert Schmitz]]" color:blue
bar:5 from:2003 till:2015 text:[[Dieter Lüst]]
 
color:green fontsize:M align:left
bar:6 from:1961 till:1970 text:[[Wilhelm Brenig]]
bar:6 from:1973 till:2001 text:"[[Leo Stodolsky]]*" color:yellow
bar:6 from:2003 till:2015 text:[[Mashiro Teshima]]
 
color:red fontsize:M align:left
bar:7 from:1959 till:1968 text:[[Arnulf Schlüter]]
bar:7 from:1971 till:1974 text:"[[Léon Van Hove]]" color:blue
bar:7 from:1990 till:2001 text:[[Julius Wess]]
bar:7 from:2009 till:2015 text:"[[Georgi Dvali]]" color:blue
 
color:green fontsize:M align:left
bar:8 from:1947 till:1968 text:[[Carl Friedrich von Weizsäcker]]
bar:8 from:1974 till:1997 text:"[[Wolfhart Zimmermann]]"color:yellow
 
color:red fontsize:M align:left
bar:9 from:1947 till:1957 text:[[Karl Wirtz (Physiker)|Karl Wirtz]]
bar:9 from:1967 till:1994 text:"[[Ulrich Stierlin]]" color:blue
 
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bar:10 from:1961 till:1992 text:[[Klaus Gottstein]]
 
color:red fontsize:M align:left
bar:11 from:1961 till:1982 text:[[Heinz Billing]]
bar:11 from:1984 till:1991 text:"[[Gregor E. Morfill]]" color:blue
 
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bar:12 from:1963 till:1991 text:[[Rudolf Kippenhahn]]
 
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bar:13 from:1966 till:1991 text:[[Klaus Pinkau]]
 
color:red fontsize:M align:left
bar:14 from:1967 till:1968 text:[[Dieter Pfirsch]]
bar:14 from:1969 till:1991 text:"[[Gerhard Haerendel]]" color:blue
 
color:green fontsize:M align:left
bar:15 from:1969 till:1991 text:[[Friedrich Meyer]]
 
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bar:16 from:1969 till:1991 text:[[Hermann Ulrich Schmidt]]
 
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bar:17 from:1970 till:1991 text:[[Jürgen Ehlers (Physiker)|Jürgen Ehlers]]
 
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bar:18 from:1971 till:1985 text:[[Eleonore Trefftz]]
bar:18 from:1986 till:1991 text:"[[Reinhard Genzel]]" color:blue
 
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bar:19 from:1971 till:1991 text:[[Joachim Trümper]]


  color:red fontsize:M align:left
Das derzeitige Direktorium (Stand 2019) besteht aus [[Siegfried Bethke]], [[Allen Caldwell]], [[Gia Dwali|Gia Dvali]] (auch Dwali), [[Johannes Henn]], [[Dieter Lüst]], [[Masahiro Teshima]] sowie [[Giulia Zanderighi]].
bar:20 from:1989 till:1991 text:[[Rolf-Peter Kudritzki]]
</timeline>


== Bedeutende Mitarbeiter ==
== Sonstige Bedeutende Mitarbeiter ==
Bedeutende Mitarbeiter (soweit nicht schon oben erwähnt) waren:


* 1946–1957 [[Karl Wirtz (Physiker)|Karl Wirtz]]
*[[Reimar Lüst]]
* 1953–1956 [[Rudolf Schulten]]
* 1953–1956 [[Rudolf Schulten]]
*[[Klaus Gottstein]]
*[[Rudolf Kippenhahn]]
*[[Hans Peter Nilles]]


== Literatur ==
== Literatur ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.mpp.mpg.de www.mpp.mpg.de] ''- Max-Planck-Institut für Physik''
{{Commonscat|Max-Planck-Institut for Physics Munich|Max-Planck-Institut für Physik}}
* [http://www.mpg.de www.mpg.de] ''- Max-Planck-Gesellschaft''
* [http://www.mpp.mpg.de/ www.mpp.mpg.de] ''- Max-Planck-Institut für Physik''
* [http://www.mpg.de/ www.mpg.de] ''- Max-Planck-Gesellschaft''


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 26. Februar 2022, 07:06 Uhr

Max-Planck-Institut für Physik
(Werner-Heisenberg-Institut)
Max-Planck-Institut für Physik (Werner-Heisenberg-Institut)
Luftbild
Kategorie: Forschungseinrichtung
Träger: Max-Planck-Gesellschaft
Rechtsform des Trägers: Eingetragener Verein
Sitz des Trägers: München
Standort der Einrichtung: Freimann
Art der Forschung: Grundlagenforschung
Fächer: Naturwissenschaften
Fachgebiete: Physik
Grundfinanzierung: Bund (50 %), Länder (50 %)
Leitung: Direktorium, Geschäftsführender Direktor: Dieter Lüst
Mitarbeiter: ca. 330 (Feb. 2019)
Homepage: www.mpp.mpg.de
Außenansicht des Max-Planck-Institut für Physik mit Montagehalle (links) und Hörsaal (rechts)

Das Max-Planck-Institut für Physik (MPP) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung unter der Trägerschaft der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und hat seinen Sitz im Münchner Stadtteil Freimann am Föhringer Ring. Das Institut betreibt in erster Linie Grundlagenforschung im Fach der Naturwissenschaften auf dem Gebiet der experimentellen und theoretischen Elementarteilchenphysik mit Verbindungen zu Astrophysik, Kosmologie und Vielteilchenphysik. Der vollständige Name des Instituts lautet Max-Planck-Institut für Physik (Werner-Heisenberg-Institut).

Geschichte

Das Institut wurde am 1. Oktober 1917 als Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin gegründet, mit Albert Einstein als Vorsitzendem eines Direktoriums bestehend aus Fritz Haber, Walther Nernst und Max Planck. Bei der Gründung besaß das Institut weder ein Gebäude noch einen eigenen Mitarbeiterstamm. Zunächst bestand lediglich ein Kuratorium, das bei der Verwaltung eines Budget zur Unterstützung von experimentellen und später auch theoretischen Forschungsarbeiten half, die an anderen Instituten durchgeführt wurden.

Der Plan von 1929 unter Max von Laue, Vizedirektor seit 1922, ein Institut für theoretische Physik einzurichten, wurde nicht verwirklicht. Nachdem Einstein 1933 zurückgetreten war, vereinbarte 1935 die Rockefeller-Stiftung mit der Regierung des Dritten Reiches, in Berlin-Dahlem ein Institut zu errichten. Im Jahr 1938 wurde das Institutsgebäude des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik eingeweiht und war mit modernen Geräten für Kern- und Tieftemperaturphysik ausgestattet. Als 1940 damit begonnen wurde, das geheime Uranprojekt einzurichten (das Institut war 1939 bis 1942 dem Heereswaffenamt unterstellt), verließ der niederländische Direktor Peter Debye das Institut und emigrierte in die USA.

Im Juli 1942 wurde Werner Heisenberg als Direktor berufen. Heisenberg erweiterte das Forschungsprogramm um die Gebiete kosmische Strahlung und Elementarteilchenphysik. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Institut 1943 teilweise nach Hechingen evakuiert. Kurz vor Kriegsende 1945 stand Heisenberg kurz davor, dort mit dem Forschungsreaktor Haigerloch erstmals einen Kernreaktor in den kritischen Zustand zu bringen.

Die Ausstattung des Dahlemer Instituts wurde nach Kriegsende demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion verbracht. Heisenberg, von Laue und mehrere ihrer Mitarbeiter gerieten in britische Kriegsgefangenschaft und wurden im Rahmen der Operation Epsilon in Farm Hall interniert. Bereits 1946 kehrten Heisenberg und von Laue nach Göttingen zurück, wo sie ihr Institut unter dem Namen Max-Planck-Institut für Physik wieder eröffnen durften. Das Forschungsprogramm umfasste Physik der kosmischen Strahlung, Elementarteilchenphysik, Teilgebiete der Kernphysik, Astrophysik und Plasmaphysik. Es gab eine Abteilung für theoretische Physik (Leitung Carl Friedrich von Weizsäcker) und für experimentelle Physik (Leitung Karl Wirtz, der von 1946 bis 1957 am Institut war).

Im September 1958 wurde das Institut an seinen heutigen Standort im Münchner Norden verlegt und zum Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik erweitert, mit Werner Heisenberg und Ludwig Biermann als Ko-Direktoren. Das Institutsgebäude wurde nach den Plänen des Architekten Sep Ruf errichtet. Die Tochterinstitute für Plasmaphysik und extraterrestrische Physik gingen 1960 bzw. 1963 aus dem Institut hervor. Beide Institute wurden in Garching bei München angesiedelt. 1979 zog der Teilbereich "Astrophysik" ebenfalls nach Garching um. Im April 1991 wurde das MPI für Physik und Astrophysik in drei selbständige Max-Planck-Institute aufgespalten: das Max-Planck-Institut für Physik, das Max-Planck-Institut für Astrophysik und in das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik.

Am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik befasste sich Heisenberg mit seinem Assistenten Hans-Peter Dürr (1978 bis 1980 und 1987 bis 1992 geschäftsführender Direktor) vor allem mit der Entwicklung seiner nichtlinearen Spinor-Feldtheorie der Elementarteilchen. Während sich diese Entwicklung als wenig erfolgreich erwies zog das Institut bedeutende Theoretiker wie Kurt Symanzik, Harry Lehmann, Wolfhart Zimmermann (sie entwickelten in Göttingen 1955 den LSZ-Formalismus) und Tullio Regge an. Unter Heinz Billing wurden in den 1970er Jahren bedeutende Pionierarbeiten über Gravitationswellendetektoren geleistet.

Aktuelle Pläne sehen aufgrund der notwendigen baulichen Erneuerungen im existierenden Gebäude einen Umzug auf den Campus des Max-Planck Instituts für Plasmaphysik in Garching vor. Der Einzug ist im Jahr 2022 geplant. Der Entwurf des Neubaus stammt vom Münchner Architekturbüro Brechensbauer Weinhart + Partner Architekten.[1] Beim Umzug werden circa 350 Stellen umgezogen. Damit würde das Stamminstitut wieder mit seinen Tochterinstituten auf einem Campus vereinigt sein.[2][3][4]

Forschung

Das Max-Planck-Institut für Physik (MPP) beschäftigt sich hauptsächlich mit den fundamentalen Bestandteilen der Materie, ihren Wechselwirkungen und ihrer Rolle in der Astrophysik und Kosmologie.

Schwerpunkte der theoretischen Arbeiten sind die Feldtheorie der starken Wechselwirkung, phänomenologische Studien der Hochenergiephysik (die Abteilung Phänomenologie wurde 2002 gegründet mit Wolfgang Hollik als Leiter), das Studium möglicher Erweiterungen des Standardmodells der Elementarteilchenphysik und der mathematischen Grundlagen der Quantentheorie (z. B. Stringtheorie, etabliert 2003 mit Berufung von Dieter Lüst) sowie offene Fragen der Astroteilchenphysik.

Die experimentellen Arbeiten umfassen Beteiligungen an internationalen Kollaborationen an Teilchenbeschleunigern sowie diese ergänzende Nicht-Beschleuniger-Experimente zur Teilchen- und Astroteilchenphysik. Das Institut ist unter anderem beteiligt am ATLAS-Experiment am Large Hadron Collider des CERN (ab 1999 unter Siegfried Bethke), am MAGIC-Teleskop zur Beobachtung hochenergetischer Gammastrahlung kosmischen Ursprungs (das erste Teleskop ab 2003, das zweite ab 2009) und am KATRIN-Experiment, mit dem Wissenschaftler die Masse des Neutrinos bestimmen wollen. Zudem arbeiten Wissenschaftler des Instituts an zwei Experimenten im unterirdischen Gran-Sasso-Versuchslabor: Dem CRESST-Experiment zum Nachweis von Dunkle-Materie-Teilchen (beteiligt ab 1996) und dem GERDA-Experiment (ab 2004) zur Suche nach neutrinolosen Doppel-Betazerfällen. Darüber hinaus wirkt das MPP beim Aufbau des Cherenkov Telescope Array (CTA) mit. Ab 2008 ist das Institut am Belle-II-Experiment beteiligt.

Neben Betrieb und Datenanalyse an bereits existierenden Experimenten befasst sich das Institut an der Entwicklung zukünftiger Instrumente, z. B. am Aufbau von Detektorkomponenten für den International Linear Collider. Im Projekt AWAKE[5] erforscht das MPP ab 2012 neuartige Methoden zur Teilchenbeschleunigung: In einem Plasma wird eine geladene Welle erzeugt, auf der sich Elektronen auf kurze Distanzen beschleunigen lassen. Mit dem geplanten MADMAX-Experiment[6] (ab 2016) wollen Wissenschaftler ein bisher rein hypothetisches Teilchen, das Axion, nachweisen.

Infrastruktur

Anfang 2019 waren insgesamt etwa 330 Mitarbeiter am Institut tätig, darunter etwa 105 Wissenschaftler sowie 110 Nachwuchs- und Gastwissenschaftler.

Das Institut verfügt über technische Fachabteilungen mit eigenen Ausbildungswerkstätten zur Entwicklung und zum Bau von experimenteller Messelektronik sowie zur Planung und Konstruktion der Experimentaufbauten.

International Max Planck Research School (IMPRS)

Das Max-Planck-Institut für Physik betreibt gemeinsam mit den beiden Münchener Universitäten LMU München und TU München die International Max Planck Research School on Elementary Particle Physics.[7] Eine IMPRS ist ein englischsprachiges Doktorandenprogramm, das eine strukturierte Promotion ermöglicht. Sprecherin der IMPRS ist die Direktorin Giulia Zanderighi.

Direktoren

Seit der Emeritierung Werner Heisenbergs Ende 1970 wird das Institut von einem Direktorium geleitet. Léon Van Hove, Hans-Peter Dürr, Norbert Schmitz, Ulrich Stierlin, Gerd Buschhorn, Leo Stodolsky, Wolfhart Zimmermann, Julius Wess, Friedrich Dydak, Volker Soergel waren die Direktoren des Instituts.

Das derzeitige Direktorium (Stand 2019) besteht aus Siegfried Bethke, Allen Caldwell, Gia Dvali (auch Dwali), Johannes Henn, Dieter Lüst, Masahiro Teshima sowie Giulia Zanderighi.

Sonstige Bedeutende Mitarbeiter

Bedeutende Mitarbeiter (soweit nicht schon oben erwähnt) waren:

Literatur

  • Max-Planck-Gesellschaft (Hrsg.): Max-Planck-Institut für Physik. Reihe: Berichte und Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft, Heft 1993/1, ISSN 0341-7778.
  • Horst Kant: Max-Planck-Institut für Physik, Berlin – München, in: Denkorte. Max-Planck-Gesellschaft und Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Brüche und Kontinuitäten, Sandstein-Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-01-7, S. 316–323.

Weblinks

Commons: Max-Planck-Institut für Physik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neubau | Max Planck Institut für Physik. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  2. Mutter Physik kommt nach Garching. In: Münchner Merkur. 1. März 2017 (merkur.de [abgerufen am 27. Juni 2017]).
  3. Gudrun Passarge Garching: Ein Haus für Einsteins Erben. In: sueddeutsche.de. 3. März 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 27. Juni 2017]).
  4. Öffentliche Ausschreibung München 2015 Institutsneubau, Max-Planck-Institut für Physik in Garching, Leistung für die Fachplanung Laborplanung gemäß § 53-58 HOAI 2013. 2015-05-16. Abgerufen am 27. Juni 2017.
  5. AWAKE-Website des MPP
  6. MADMAX-Website des MPP
  7. siehe Homepage Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 12. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mpp.mpg.de

Koordinaten: 48° 11′ 3″ N, 11° 36′ 45″ O