Neil Turok: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben ==
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Turoks Eltern waren Anti-[[Apartheid]]-Aktivisten. Turok studiert am [[Churchill College]] der [[Universität Cambridge]] und wurde am [[Imperial College]] in [[London]] bei [[David Olive]] promoviert. Danach war er an der [[University of California, Santa Barbara]] und am [[Fermilab]] bei [[Chicago]]. 1994 wurde er Professor an der [[Princeton University]]. Ab 1997 war er Professor für mathematische Physik in Cambridge (England). 2008 wurde er Executive Director des [[Perimeter Institute for Theoretical Physics]] in [[Ontario]] ([[Kanada]]).
Turoks Eltern waren Anti-[[Apartheid]]-Aktivisten. Turok studierte am [[Churchill College]] der [[Universität Cambridge]] und wurde am [[Imperial College]] in [[London]] bei [[David Olive]] mit der Arbeit ''Strings and solitons in gauge theories'' promoviert.<ref>{{MathGenealogyProject|id=119926}}</ref> Danach war er an der [[University of California, Santa Barbara]] und am [[Fermilab]] bei [[Chicago]]. 1994 wurde er Professor an der [[Princeton University]]. 1989 erhielt er von der [[Alfred P. Sloan Foundation]] ein Forschungsstipendium ([[Sloan Research Fellowship]]). Ab 1997 war er Professor für mathematische Physik in Cambridge (England). 2008 wurde er Executive Director des [[Perimeter Institute for Theoretical Physics]] in [[Ontario]] ([[Kanada]]).


Turok beschäftigte sich vor allem mit [[Kosmologie]], wo er u.a. 1996 mit Robert Crittenden bei Existenz einer großen [[Kosmologische Konstante|kosmologischen Konstante]] Korrelationen in der [[Kosmische Hintergrundstrahlung|kosmischen Hintergrundstrahlung]] (CMB) vorhersagte,<ref>Crittenden, Turok „Looking for a Cosmological Constant with the Rees-Sciama Effect“, Physical Review Letters, Bd. 76, 1996, S. 575-578</ref> was durch [[WMAP]]-Präzisions-Messungen der Anisotropien des CMB 2005 bestätigt wurde.
Turok beschäftigte sich vor allem mit [[Kosmologie]], wo er u.&nbsp;a. 1996 mit Robert Crittenden bei Existenz einer großen [[Kosmologische Konstante|kosmologischen Konstante]] Korrelationen in der [[Kosmische Hintergrundstrahlung|kosmischen Hintergrundstrahlung]] (CMB) vorhersagte,<ref>Crittenden, Turok „Looking for a Cosmological Constant with the Rees-Sciama Effect“, Physical Review Letters, Bd. 76, 1996, S. 575–578</ref> was durch [[Wilkinson Microwave Anisotropy Probe|WMAP]]-Präzisions-Messungen der Anisotropien des CMB 2005 bestätigt wurde.


Turok wurde in den 1980er Jahren durch Vermutungen bekannt, dass [[Topologie (Mathematik)|topologische]] Defekte (wie [[Kosmischer String|kosmische Strings]]), sogenannte Texturen, als Erklärung für die Galaxienentstehung herhalten könnten<ref>Spergel, Turok Texturen des Universums, Spektrum der Wissenschaft, Mai 1992</ref>. Das wurde aber zunächst 1997 durch ihn und Mitarbeiter selbst aus den [[COBE]]-Beobachtungen widerlegt.<ref>Ue-Li Pen, Uros Seljak, Turok „Power spectra in global defect theories of cosmic structure formation“, Physical Review Letters, Bd. 79, 1997, S.1611, [http://arxiv.org/abs/astro-ph/9704165 Online]</ref> 2007 wurde diese Möglichkeit jedoch durch die Entdeckung des [[CMB Cold Spot]] (einer Region von etwa 5 Grad räumlicher Ausdehnung – groß im Vergleich zu den typischen Fluktuationen von 1 Grad –  und etwa 70 Mikrokelvin kälter als die mittlere CMB-Temperatur) in den WMAP-Daten neu belebt.<ref>New Scientist, 13. Juli 2007, [http://www.newscientist.com/article/mg19526123.900-cosmologists-spot-a-knot-in-spacetime.html Online], Turok u.a. Science „A cosmic microwave background feature consistent with a cosmic texture“, Bd. 318, 2007, S.1612</ref> Es kommen dafür aber auch andere Erklärungen in Frage.
Turok wurde in den 1980er Jahren durch Vermutungen bekannt, dass [[Topologie (Mathematik)|topologische]] Defekte (wie [[Kosmischer String|kosmische Strings]]), sogenannte Texturen, als Erklärung für die Galaxienentstehung herhalten könnten<ref>Spergel, Turok Texturen des Universums, Spektrum der Wissenschaft, Mai 1992</ref>. Das wurde aber zunächst 1997 durch ihn und Mitarbeiter selbst aus den [[COBE]]-Beobachtungen widerlegt.<ref>Ue-Li Pen, Uros Seljak, Turok „Power spectra in global defect theories of cosmic structure formation“, Physical Review Letters, Bd. 79, 1997, S. 1611, [http://arxiv.org/abs/astro-ph/9704165 Online]</ref> 2007 wurde diese Möglichkeit jedoch durch die Entdeckung des [[CMB Cold Spot]] (einer Region von etwa 5 Grad räumlicher Ausdehnung – groß im Vergleich zu den typischen Fluktuationen von 1 Grad –  und etwa 70 Mikrokelvin kälter als die mittlere CMB-Temperatur) in den WMAP-Daten neu belebt.<ref>New Scientist, 13. Juli 2007, {{Webarchiv | url=http://www.newscientist.com:80/article/mg19526123.900-cosmologists-spot-a-knot-in-spacetime.html | wayback=20100303042550 | text=Online}}, Turok u.&nbsp;a. Science „A cosmic microwave background feature consistent with a cosmic texture“, Bd. 318, 2007, S. 1612</ref> Es kommen dafür aber auch andere Erklärungen in Frage.


Turok ist einer der Urheber der Theorie der offenen Inflation<ref>Alfred Goldhaber, Martin Bucher, Turok, An open universe from inflation, Physical Review D, Bd. 52, 1995, 3124</ref>, in der ein inflationäres, offenes Universum im Inneren von „Blasen“<ref>Die Wände der Blasen expandieren mit Lichtgeschwindigkeit, das Universum in der Blase ist offen, mit einer anfangs inflationären Expansionsphase.</ref> aus dem Zerfall eines „falschen“ (metastabilen) Vakuums entsteht.<ref>vorher wurde dieser Mechanismus schon in den 1980er Jahren von [[Sidney Coleman]] und de Lucchia untersucht, die entsprechende Tunnel-Lösung wird Coleman-de Lucchia Instanton genannt.</ref> Auf Vorschlag von [[Stephen Hawking]] untersuchte er 1998 die Entstehung offener inflationärer Universen auch in der „No-Boundary“-Beschreibung der [[Quantenkosmologie]] von James Hartle und Hawking, was zur Einführung der Hawking-Turok-Instanton-Lösungen (Tunneleffekt-Lösungen) führte, die die Geburt von inflationären offenen Universen beschreiben können, ohne die Hypothese eines falschen Vakuums.<ref>Hawking, Turok Open inflation, the 4 form and the cosmological constant, Physical Review Letters, 1998. [http://www.hawking.org.uk/lectures/inflate.html Hawking dazu 1998], [http://www.damtp.cam.ac.uk/user/gr/public/qg_qc.html Beschreibung auf Seiten der Universität Cambridge]</ref> Mit [[Paul Steinhardt]] entwickelte er später die Theorie zyklischer Universen aus einer Kollision von [[Brane]]s in erweiterten [[Stringtheorie]]n ([[Ekpyrotisches Universum]]). Innerhalb dieses Modells lässt sich nach Turok und Steinhardt auch die Entwicklung einer sehr kleinen kosmologischen Konstante verstehen.
Turok ist einer der Urheber der Theorie der offenen Inflation<ref>Alfred Goldhaber, Martin Bucher, Turok, An open universe from inflation, Physical Review D, Bd. 52, 1995, 3124</ref>, in der ein inflationäres, offenes Universum im Inneren von „Blasen“<ref>Die Wände der Blasen expandieren mit Lichtgeschwindigkeit, das Universum in der Blase ist offen, mit einer anfangs inflationären Expansionsphase.</ref> aus dem Zerfall eines „falschen“ (metastabilen) Vakuums entsteht.<ref>vorher wurde dieser Mechanismus schon in den 1980er Jahren von [[Sidney Coleman]] und de Lucchia untersucht, die entsprechende Tunnel-Lösung wird Coleman-de Lucchia Instanton genannt.</ref> Auf Vorschlag von [[Stephen Hawking]] untersuchte er 1998 die Entstehung offener inflationärer Universen auch in der „No-Boundary“-Beschreibung der [[Quantenkosmologie]] von James Hartle und Hawking, was zur Einführung der Hawking-Turok-Instanton-Lösungen (Tunneleffekt-Lösungen) führte, die die Geburt von inflationären offenen Universen beschreiben können, ohne die Hypothese eines falschen Vakuums.<ref>Hawking, Turok Open inflation, the 4 form and the cosmological constant, Physical Review Letters, 1998. {{Webarchiv|url=http://www.hawking.org.uk/lectures/inflate.html|text=Hawking dazu 1998|wayback=20081228152106|webciteID=|archive-is=}}, [http://www.damtp.cam.ac.uk/user/gr/public/qg_qc.html Beschreibung auf Seiten der Universität Cambridge]</ref> Mit [[Paul Steinhardt]] entwickelte er später die Theorie zyklischer Universen aus einer Kollision von [[Brane]]s in erweiterten [[Stringtheorie]]n ([[Ekpyrotisches Universum]]). Innerhalb dieses Modells lässt sich nach Turok und Steinhardt auch die Entwicklung einer sehr kleinen kosmologischen Konstante verstehen.


2003 gründete er das [[African Institute for Mathematical Sciences]] (AIMS) in [[Muizenberg]], das Doktoranden in Mathematik und theoretischer Physik aus ganz Afrika ausbilden soll. 2008 erhielt er den [[TED (Konferenz)|TED]]-Preis. 2014 wurde er zum Mitglied der [[Royal Society of Canada]] gewählt.<ref>{{Internetquelle | url=https://rsc-src.ca/sites/default/files/pdf/New%20Fellows%20Citations2014_EN.pdf | titel = RSC Class of 2014|zugriff=13. September 2016}}</ref>
2003 gründete er das [[African Institute for Mathematical Sciences]] (AIMS) in [[Muizenberg]], das Doktoranden in Mathematik und theoretischer Physik aus ganz Afrika ausbilden soll. 2008 erhielt er den [[TED (Konferenz)|TED]]-Preis. 2014 wurde er zum Mitglied der [[Royal Society of Canada]] gewählt.<ref>{{Internetquelle | url=https://rsc-src.ca/sites/default/files/pdf/New%20Fellows%20Citations2014_EN.pdf | titel=RSC Class of 2014 | zugriff=13. September 2016 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20150707184710/https://rsc-src.ca/sites/default/files/pdf/New%20Fellows%20Citations2014_EN.pdf | archiv-datum=2015-07-07 | offline=ja | archiv-bot=2018-12-05 19:00:24 InternetArchiveBot }}</ref>


== Schriften ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.damtp.cam.ac.uk/user/ngt1000/ Homepage]
* [https://perimeterinstitute.ca/people/neil-turok Homepage]
* [http://media.radiosai.org/Journals/Vol_06/01JAN08/04-musings.htm Biographie]
* [http://media.radiosai.org/Journals/Vol_06/01JAN08/04-musings.htm Biographie]
* [http://www.aims.ac.za/ African Institute for Mathematical Sciences]
* [http://www.aims.ac.za/ African Institute for Mathematical Sciences]


== Anmerkungen ==
== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
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[[Kategorie:Sachbuchautor (Physik)]]
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[[Kategorie:Geboren 1958]]
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Aktuelle Version vom 26. Oktober 2021, 00:50 Uhr

Neil Turok
Neil Turok (1990)

Neil Geoffrey Turok (* 16. November 1958 in Johannesburg) ist ein südafrikanischer theoretischer Physiker und Astrophysiker.

Leben

Turoks Eltern waren Anti-Apartheid-Aktivisten. Turok studierte am Churchill College der Universität Cambridge und wurde am Imperial College in London bei David Olive mit der Arbeit Strings and solitons in gauge theories promoviert.[1] Danach war er an der University of California, Santa Barbara und am Fermilab bei Chicago. 1994 wurde er Professor an der Princeton University. 1989 erhielt er von der Alfred P. Sloan Foundation ein Forschungsstipendium (Sloan Research Fellowship). Ab 1997 war er Professor für mathematische Physik in Cambridge (England). 2008 wurde er Executive Director des Perimeter Institute for Theoretical Physics in Ontario (Kanada).

Turok beschäftigte sich vor allem mit Kosmologie, wo er u. a. 1996 mit Robert Crittenden bei Existenz einer großen kosmologischen Konstante Korrelationen in der kosmischen Hintergrundstrahlung (CMB) vorhersagte,[2] was durch WMAP-Präzisions-Messungen der Anisotropien des CMB 2005 bestätigt wurde.

Turok wurde in den 1980er Jahren durch Vermutungen bekannt, dass topologische Defekte (wie kosmische Strings), sogenannte Texturen, als Erklärung für die Galaxienentstehung herhalten könnten[3]. Das wurde aber zunächst 1997 durch ihn und Mitarbeiter selbst aus den COBE-Beobachtungen widerlegt.[4] 2007 wurde diese Möglichkeit jedoch durch die Entdeckung des CMB Cold Spot (einer Region von etwa 5 Grad räumlicher Ausdehnung – groß im Vergleich zu den typischen Fluktuationen von 1 Grad – und etwa 70 Mikrokelvin kälter als die mittlere CMB-Temperatur) in den WMAP-Daten neu belebt.[5] Es kommen dafür aber auch andere Erklärungen in Frage.

Turok ist einer der Urheber der Theorie der offenen Inflation[6], in der ein inflationäres, offenes Universum im Inneren von „Blasen“[7] aus dem Zerfall eines „falschen“ (metastabilen) Vakuums entsteht.[8] Auf Vorschlag von Stephen Hawking untersuchte er 1998 die Entstehung offener inflationärer Universen auch in der „No-Boundary“-Beschreibung der Quantenkosmologie von James Hartle und Hawking, was zur Einführung der Hawking-Turok-Instanton-Lösungen (Tunneleffekt-Lösungen) führte, die die Geburt von inflationären offenen Universen beschreiben können, ohne die Hypothese eines falschen Vakuums.[9] Mit Paul Steinhardt entwickelte er später die Theorie zyklischer Universen aus einer Kollision von Branes in erweiterten Stringtheorien (Ekpyrotisches Universum). Innerhalb dieses Modells lässt sich nach Turok und Steinhardt auch die Entwicklung einer sehr kleinen kosmologischen Konstante verstehen.

2003 gründete er das African Institute for Mathematical Sciences (AIMS) in Muizenberg, das Doktoranden in Mathematik und theoretischer Physik aus ganz Afrika ausbilden soll. 2008 erhielt er den TED-Preis. 2014 wurde er zum Mitglied der Royal Society of Canada gewählt.[10]

Schriften

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. ↑ Neil Turok im Mathematics Genealogy Project (englisch)
  2. ↑ Crittenden, Turok „Looking for a Cosmological Constant with the Rees-Sciama Effect“, Physical Review Letters, Bd. 76, 1996, S. 575–578
  3. ↑ Spergel, Turok Texturen des Universums, Spektrum der Wissenschaft, Mai 1992
  4. ↑ Ue-Li Pen, Uros Seljak, Turok „Power spectra in global defect theories of cosmic structure formation“, Physical Review Letters, Bd. 79, 1997, S. 1611, Online
  5. ↑ New Scientist, 13. Juli 2007, Online (Memento vom 3. März 2010 im Internet Archive), Turok u. a. Science „A cosmic microwave background feature consistent with a cosmic texture“, Bd. 318, 2007, S. 1612
  6. ↑ Alfred Goldhaber, Martin Bucher, Turok, An open universe from inflation, Physical Review D, Bd. 52, 1995, 3124
  7. ↑ Die Wände der Blasen expandieren mit Lichtgeschwindigkeit, das Universum in der Blase ist offen, mit einer anfangs inflationären Expansionsphase.
  8. ↑ vorher wurde dieser Mechanismus schon in den 1980er Jahren von Sidney Coleman und de Lucchia untersucht, die entsprechende Tunnel-Lösung wird Coleman-de Lucchia Instanton genannt.
  9. ↑ Hawking, Turok Open inflation, the 4 form and the cosmological constant, Physical Review Letters, 1998. Hawking dazu 1998 (Memento vom 28. Dezember 2008 im Internet Archive), Beschreibung auf Seiten der Universität Cambridge
  10. ↑ RSC Class of 2014. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 7. Juli 2015; abgerufen am 13. September 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/rsc-src.ca
Personendaten
NAME Turok, Neil
ALTERNATIVNAMEN Turok, Neil Geoffrey (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG südafrikanischer theoretischer Physiker und Astrophysiker
GEBURTSDATUM 16. November 1958
GEBURTSORT Johannesburg
Abgerufen von „https://www.cosmos-indirekt.de/physik_137/index.php?title=Neil_Turok&oldid=13315“