Urmeter: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Urmeter''' ({{frS|''mètre des archives''}} ‚Archivmeter‘) bezeichnet man die [[Maßverkörperung]] der in Frankreich am 1.&nbsp;August 1795 erstmals eingeführten dezimalmetrischen [[Längeneinheit]] [[Meter]]. In der Intention der [[Citoyen|bürgerlichen]] Dezimalmeterdefinition sollte ein Meter der [[zehn]][[million]]<nowiki>ste</nowiki> Teil des Viertels des [[Meridianbogen|meridionalen]] [[Erdumfang]]es sein, was etwa der Länge eines [[Sekundenpendel]]s entspricht.
[[Datei:US National Length Meter.JPG|mini|Kopie Nr. 27 des Urmeters von 1889 für die Vereinigten Staaten]]
Das (oder ''der'') '''Urmeter''' ({{frS|''mètre des archives''}} ‚Archivmeter‘) ist die bis 1960 gültige [[Maßverkörperung]] der [[Längeneinheit]] [[Meter]]. Bei der Einführung des [[Metrisches Einheitensystem|Metrischen Einheitensystems]] wurde der Meter zunächst als zehn-millionster Teil des Viertels desjenigen [[Erdumfang]]s festgelegt, der [[Paris]] und den [[Nordpol]] berührt. Der Erdumfang wurde [[Geodäsie|geodätisch]] vermessen und das Ergebnis auf den Abstand zweier Markierungen auf einem Metallstab übertragen. Dieser Metallstab wurde in der Folge zur [[Eichung]] von Messgeräten und Maßstäben für den täglichen Gebrauch und die [[Landesvermessung]] verwendet.


Der Begriff des Urmeters bezieht sich insbesondere auf das zweite Spezimen von 1799, jenes [[Endmaß]] aus [[Platin]]iridium, das bis 1889 die Längeneinheit verkörperte. Vielfach wird aber auch der ''internationale Meterprototyp'' von 1889 als ''Urmeter'' bezeichnet.
Der Begriff des Urmeters bezieht sich insbesondere auf das zweite Spezimen (Muster) von 1799, jenes [[Endmaß]] aus [[Platin]]iridium, das bis 1889 die Längeneinheit verkörperte. Vielfach wird aber auch der ''internationale Meterprototyp'' von 1889 als ''Urmeter'' bezeichnet.


== Herstellung des ersten Urmeters ==
== Herstellung des ersten Urmeters ==
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== Das zweite, „definitive“ Urmeter ==
== Das zweite, „definitive“ Urmeter ==
Nach Abschluss der [[Triangulation (Geodäsie)|Triangulation]]en zwischen Dünkirchen und Barcelona auf der [[Meridian_(Geographie)#Die_Meridianexpedition|Meridianexpedition]] wurde 1799 ein zweites sogenanntes definitives Urmeter aus Platin hergestellt und am 22. Juni 1799 im französischen Nationalarchiv in einem Stahlschrank verschlossen. Heute wird es in einem Tresor des [[Internationales Büro für Maß und Gewicht|Internationalen Büros für Maß und Gewicht (BIPM)]] in [[Sèvres]] bei Paris aufbewahrt.
Nach Abschluss der [[Triangulation (Geodäsie)|Triangulationen]] zwischen Dünkirchen und Barcelona auf der [[Meridian (Geographie)#Die Meridianexpedition|Meridianexpedition]] wurde 1799 ein zweites sogenanntes definitives Urmeter als Endmaß aus Platin hergestellt und am 22. Juni 1799 im französischen Nationalarchiv in einem Stahlschrank verschlossen. Heute wird es in einem Tresor des [[Internationales Büro für Maß und Gewicht|Internationalen Büros für Maß und Gewicht (BIPM)]] in [[Sèvres]] bei Paris aufbewahrt. Seine Endflächen waren jedoch spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts beschädigt.<ref name="Meyers-1905" />


Allerdings ist dessen Genauigkeit – bezüglich des angestrebten zehnmillionsten Teils der Distanz vom Äquator zum Pol – mit definierten 443,296 Pariser Linien, noch geringer als die des sogenannten „provisorischen Meters“, da diese Distanz nach dem [[WGS84]] etwa 10001,966 km beträgt.<Ref>[http://home.online.no/~sigurdhu/Grid_1deg.htm The Earth according to WGS 84], calculated by Sigurd Humerfelt.</Ref>&nbsp;Die Übernahme dieses Urmeters als Maßeinheit wurde am 20. Mai 1875 in der „[[Meterkonvention|internationalen Meterkonvention]]“ von siebzehn Staaten beschlossen.
Allerdings ist dessen Genauigkeit – bezüglich des angestrebten zehnmillionsten Teils der Distanz vom Äquator zum Pol – mit definierten 443,296 Pariser Linien (entsprechend 1000,0001606 mm) – noch geringer als die des sogenannten „provisorischen Meters“, da diese Distanz nach dem [[WGS84]] etwa 10001,966 km beträgt.<ref>{{Webarchiv | url= http://home.online.no/~sigurdhu/Grid_1deg.htm | wayback= 20150124092446 | text= ''The Earth according to WGS 84.''}} calculated by Sigurd Humerfelt.</ref> &nbsp;Die Übernahme dieses Urmeters als Maßeinheit wurde am 20. Mai 1875 in der „[[Meterkonvention|internationalen Meterkonvention]]“ von siebzehn Staaten beschlossen.


== Internationaler Meterprototyp von 1889 (drittes Urmeter) ==
== Internationaler Meterprototyp von 1889 (drittes Urmeter) ==
[[Datei:Platinum-Iridium meter bar.jpg|right|thumb|Computergeneriertes Bild ''Internationaler Meterprototyp'', Standardbarren aus Platin-Iridium. Dies waren die Längennormale bis 1960. ([[National Institute of Standards and Technology|NIST]])]]
[[Datei:Platinum-Iridium meter bar.jpg|mini|Computergeneriertes Bild ''Internationaler Meterprototyp'', Standardbarren aus Platin-Iridium. Dies waren die Längennormale bis 1960. ([[National Institute of Standards and Technology|NIST]])]]


Am 26. September 1889 wurde das Urmeter von der [[Generalkonferenz für Maß und Gewicht]] durch einen Meterprototypen aus einer [[Legierung]] aus 90 % [[Platin]] und 10 % [[Iridium]] ersetzt. Auf diesem 102&nbsp;cm langen Normal mit X-förmigem Querschnitt (20&nbsp;mm ×&nbsp;20&nbsp;mm) repräsentierten Strichgruppen die Länge von einem Meter. Definiert wurde er über den Abstand der Mittelstriche dieser Strichgruppen – aufgrund der [[Wärmeausdehnung]] des Materials bei einer Temperatur von 0&nbsp;[[Grad Celsius|°C]]. Diese Längendefinition besaß eine Genauigkeit von 10<sup>−7</sup> und war damit um drei [[Größenordnung]]en genauer als das Urmeter von 1799. Kopien dieses Meterprototyps wurden an die Eichinstitute in vielen Ländern vergeben.
Bisher hatte man ''Endmaße'' benutzt, u.&nbsp;a. weil sich diese leichter und genauer mit anderen Maßstäben abgleichen lassen. Dem steht der gravierende Nachteil gegenüber, dass die Endflächen beim Kopieren durch die Berührung mit Fühlhebeln oder dergleichen beschädigt werden können (wie es beim zweiten Urmeter geschehen war).<ref name="Meyers-1905" /> Als am 26. September 1889 das Urmeter von der [[Generalkonferenz für Maß und Gewicht]] durch einen Meterprototypen aus einer [[Legierung]] aus 90 % [[Platin]] und 10 % [[Iridium]] ersetzt wurde,<ref name="CGPM-1-1" /> ging man daher zu einem ''Strichmaß'' über. Auf diesem 102&nbsp;cm langen Normal mit X-förmigem Querschnitt (20&nbsp;mm ×&nbsp;20&nbsp;mm) repräsentierten Strichgruppen die Länge von einem Meter. Definiert wurde er über den Abstand der Mittelstriche dieser Strichgruppen – aufgrund der [[Wärmeausdehnung]] des Materials bei einer Temperatur von 0&nbsp;[[Grad Celsius|°C]]. Diese Längendefinition besaß eine Genauigkeit von 10<sup>−7</sup> und war damit um drei [[Größenordnung]]en genauer als das Urmeter von 1799. Kopien dieses Meterprototyps wurden an die Eichinstitute in vielen Ländern vergeben.


=== Besitz offizieller Kopien des Prototyps von 1889 in Deutschland ===
=== Besitz offizieller Kopien des Prototyps von 1889 in Deutschland ===
Gleichzeitig mit dem Pariser Urmeter von 1889, sozusagen der Nummer Null, wurden noch dreißig nummerierte Kopien des dritten Urmeters hergestellt. Die Kopien, in Deutschland despektierlich auch „Knüppel“ genannt, wurden an die Mitgliedsstaaten verlost. Deutschland erhielt die Kopie Nr. 18. Da das [[Königreich Bayern]] 1870, noch vor der Reichsgründung, als eigenständiges Mitglied beigetreten war, nahm es auch an der Verlosung teil und erhielt die Kopie Nr. 7. Während des Dritten Reiches musste Bayern sein Exemplar an die [[Physikalisch-Technische Reichsanstalt]] (PTR) Berlin abgeben. Weil die meisten PTR-Laboratorien 1943 von Berlin vor allem nach [[Weida]] in [[Thüringen]] verlagert worden waren, blieben auch beide Spezimen zwischen 1949 und 1990 im Besitz der DDR. Da Westdeutschland nun ohne Prototyp dastand, erwarb es 1954 die Kopie Nr. 23 von Belgien, das auch zwei Kopien (für Flandern und Wallonien) erhalten hatte. Zwei der drei Exemplare (die Kopien Nr. 18 und 23) befinden sich heute in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Dort befand sich bis 2001 auch die Kopie Nr. 7, bevor sie an den Freistaat Bayern zurückgegeben wurde und seitdem im [[Bayerisches Landesamt für Maß und Gewicht|Bayerischen Landesamt für Maß und Gewicht]] in München aufbewahrt wird.
Gleichzeitig mit dem Pariser Urmeter von 1889, sozusagen der Nummer Null, wurden noch dreißig nummerierte Kopien des dritten Urmeters hergestellt. Die Kopien, in Deutschland despektierlich auch „Knüppel“ genannt, wurden an die Mitgliedsstaaten verlost. Deutschland erhielt die Kopie Nr. 18. Da das [[Königreich Bayern]] 1870, noch vor der Reichsgründung, als eigenständiges Mitglied beigetreten war, nahm es auch an der Verlosung teil und erhielt die Kopie Nr. 7. Während des Dritten Reiches musste Bayern sein Exemplar an die [[Physikalisch-Technische Reichsanstalt]] (PTR) Berlin abgeben. Weil die meisten PTR-Laboratorien 1943 von Berlin vor allem nach [[Weida]] in [[Thüringen]] verlagert worden waren, blieben auch beide Spezimen zwischen 1949 und 1990 im Besitz der DDR. Da Westdeutschland nun ohne Prototyp dastand, erwarb es 1954 die Kopie Nr. 23 von Belgien, das auch zwei Kopien (für Flandern und Wallonien) erhalten hatte. Zwei der drei Exemplare (die Kopien Nr. 18 und 23) befinden sich heute in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Dort befand sich bis 2001 auch die Kopie Nr. 7, bevor sie an den Freistaat Bayern zurückgegeben wurde und seitdem im [[Bayerisches Landesamt für Maß und Gewicht|Bayerischen Landesamt für Maß und Gewicht]] in München aufbewahrt wird.


== Neudefinitionen des Meters aufgrund Optik und Zeitmessung ==
=== Übersicht über den Verbleib der Kopien ===
Der Meterprototyp wurde erst 1960 abgelöst, als die Generalkonferenz für Maß und Gewicht den Meter als das 1.650.763,73-Fache der [[Wellenlänge]] der von [[Atom]]en des [[Nuklid]]s <sup>86</sup>[[Krypton]] beim Übergang vom Zustand 5d<sup>5</sup> zum Zustand 2p<sup>10</sup> ausgesandten, sich im [[Vakuum]] ausbreitenden [[Strahlung]] definierte. Damit wurden Genauigkeiten von 10<sup>−8</sup> erreicht.
{| class="wikitable toptextcells sortable"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Nr
! Ursprüngliches Empfangsland
! Heutiges Besitzland
! class="unsortable"|Aufbewahrungsort


Da die früheren Definitionen des Meters im [[Internationales Einheitensystem|Internationalen Einheitensystem (SI)]] auf der Basis des Internationalen Meterprototyps oder einer bestimmten Wellenlänge im Vergleich zur mit [[Atomuhr]]en gemessenen Sekunde relativ ungenau waren, entschloss man sich, das Meter auf der Basis der [[Sekunde]] und der [[Lichtgeschwindigkeit|Vakuumlichtgeschwindigkeit]] neu zu definieren.
|-
Seit 1983 ist demnach die SI-Basiseinheit Meter wie folgt festgelegt.
| style="text-align:center" | {{0}}1 || {{ITA-1861|Italien}} ||  ||
:''1 Meter ist jene Strecke, die das Licht im Vakuum in 1&nbsp;/&nbsp;299.792.458&nbsp;Sekunden zurücklegt.''


Der „krumme“ Wert für die fest definierte Vakuumlichtgeschwindigkeit wurde gewählt, um die Abweichungen zum alten System möglichst gering zu halten, das heißt, eine aus der Zeit errechnete Länge hat fast denselben Wert, der sich aus einem Vergleich mit dem Urmeter ergeben würde. Es ist dabei vollkommen unerheblich, ob eine Strecke&nbsp;(''x'') oder eine Zeitspanne&nbsp;(''t'') als Längenmaß verwendet werden, da diese zwei Größen durch die Vakuumlichtgeschwindigkeit (''c''<sub>0</sub>) über die Formel
|-
:<math>
| style="text-align:center" | {{0}}2 || {{CHE|Schweiz}} || {{CHE|Schweiz}}|| [[Eidgenössisches Institut für Metrologie]], [[Köniz]]-[[Wabern bei Bern|Wabern]]
x=c_0\cdot t
</math>


miteinander verknüpft sind. Mit Hilfe der Vakuumlichtgeschwindigkeit kann man so räumliche und zeitliche Größen ineinander überführen. Ein [[Lichtjahr]] ist beispielsweise die Strecke, die das Licht in einem irdischen Jahr zurücklegt: Etwa 9,4605 Billionen Kilometer.
|-
| style="text-align:center" | {{0}}3 || {{NOR|Norwegen}} ||  ||


Festzuhalten bleibt aber, dass alle Änderungen der Definition seit 1799 ''stets nur eine höhere [[Präzision]] anstrebten''. Keinesfalls wurde je beabsichtigt, ''das Maß an sich'' zu ändern, etwa um die ursprüngliche Definition bezüglich des Abstandes vom Pol zum Äquator genauer zu erreichen.
|-
| style="text-align:center" | {{0}}4 || {{FRA-1871|Frankreich}} ||  ||
 
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| style="text-align:center" | {{0}}5 || {{FIN-1883|Finnland}} ||  ||
 
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| style="text-align:center" | {{0}}6 || {{UNO|Ziel=BIPM}} || {{UNO|Ziel=BIPM}} || [[Internationales Büro für Maß und Gewicht]], [[Paris]]
 
|-
| style="text-align:center" | {{0}}7 || {{Bayern-1806|Bayern}} || {{DEU}} || [[Bayerisches Landesamt für Maß und Gewicht]], [[München]]
 
|-
| style="text-align:center" | {{0}}8 || {{FRA-1871|Frankreich}} ||  ||
 
|-
| style="text-align:center" | {{0}}9 || {{ITA-1861|Italien}} ||  ||
 
|-
| style="text-align:center" | 10 || {{PRT-1830|Portugal}} ||  ||
 
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| style="text-align:center" | 11 || {{RUS-1883|Russland}} ||  ||
 
|-
| style="text-align:center" | 12 || {{BE-VLG|Flandern}} || {{BEL|Belgien}} ||
 
|-
| style="text-align:center" | 13 || {{UNO|Ziel=BIPM}} || {{UNO|Ziel=BIPM}} || Internationales Büro für Maß und Gewicht, Paris
 
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| style="text-align:center" | 14 || {{HUN-1867|Ungarn}} ||  ||
 
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| style="text-align:center" | 15 || {{AUT-1867|Österreich}} ||  ||
 
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| style="text-align:center" | 16 || {{GBR-1801|Vereinigtes Königreich}} || {{GBR|Vereinigtes Königreich}} || [[National Physical Laboratory]], [[Teddington]]
 
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| style="text-align:center" | 17 || {{ESP-1875|Spanien}} ||  ||
 
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| style="text-align:center" | 18 || {{Preußen-1803|Preußen}} || {{DEU}} || [[Physikalisch-Technische Bundesanstalt]], [[Braunschweig]]
 
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| style="text-align:center" | 21 || {{USA 38 Stars|USA}} || {{USA|USA}} || [[National Institute of Standards and Technology]], [[Gaithersburg]]
 
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| style="text-align:center" | 22 || {{JPN-1868|Japan}} ||  ||
 
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| style="text-align:center" | 26 || {{UNO|Ziel=BIPM}} || {{UNO|Ziel=BIPM}} || Internationales Büro für Maß und Gewicht, Paris
 
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| style="text-align:center" | 27 || {{USA 38 Stars|USA}} || {{USA|USA}} || National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg
 
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|}
 
== Ablösung des Urmeters ==
{{Siehe auch|Meter#Definitionsgeschichte}}
 
Mit dem Fortschritt der Messtechnik traten die Nachteile des Urmeters immer deutlicher zutage: Ein körperlicher Gegenstand ist nie ganz stabil, sondern verliert an Substanz. Messungen können den Gegenstand beschädigen und können auch nur dort stattfinden, wo er sich befindet.
 
Als unveränderliches, universell verfügbares Längennormal schlug [[Albert Abraham Michelson|Albert A. Michelson]] zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Wellenlänge von Licht vor. In den 1950er Jahren wurde mit der  [[Krypton-86-Lampe]] eine Lichtquelle von ausreichender Stabilität und Präzision verfügbar. Mit Bezug auf deren Wellenlänge wurde 1960 der Meter neu definiert.<ref name="CGPM-11-6" /> Eine nochmalige Änderung gab es 1983, als die [[Lichtgeschwindigkeit]] zur Referenzgröße wurde.<ref name="CGPM-17-1" /> Die neuen Definitionen wurden so gewählt, dass sie im Rahmen der Messgenauigkeit möglichst gut mit dem Urmeter übereinstimmten. Das Urmeter selbst hat seit 1960 keine Funktion als [[Normal]] mehr und ist nur noch von historischem Interesse.


== Siehe auch ==
* [[Meter]]
* [[Internationales Einheitensystem]]
* [[Maßverkörperung]] (Etalon)
== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Urmeter}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.bipm.org/en/measurement-units/history-si/evolution-metre.html Urmeter, Evolution auf der offiziellen BIPM-Website]
* [http://www.bipm.org/en/measurement-units/history-si/evolution-metre.html Urmeter, Evolution auf der offiziellen BIPM-Website]
* {{ZDFmediathek| ID=1214236 | Titel=Terra X: Die Jagd nach dem Urmeter (2. Januar 2014, 6:15 Uhr, 42:47 Min.) | Typ=video | Zugriffsdatum=2014-02-11 | Offline=}}
* [https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/jagd-nach-dem-urmeter-die-geburt-des-meters-100.html ZDFmediathek; Terra X: Die Jagd nach dem Urmeter (27.01.2016)] (Dokumentarfilm über die Vermessung von Delambre und Mechain 1792–1799)


== Referenz ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references>
<ref name="CGPM-1-1">
{{Internetquelle
|url=https://www.bipm.org/en/committees/cg/cgpm/1-1889/resolution-1
|titel=Resolution 1 of the 1st CGPM. Sanction of the international prototypes of the metre and the kilogram
|werk=
|hrsg=[[Internationales Büro für Maß und Gewicht|Bureau International des Poids et Mesures]]
|datum=1889
|sprache=en
|abruf=2021-04-12
}}
</ref>
<ref name="CGPM-11-6">
{{Internetquelle
|url=https://www.bipm.org/en/committees/cg/cgpm/11-1960/resolution-6
|titel=Resolution 6 of the 11th CGPM. Definition of the metre
|werk=
|hrsg=[[Internationales Büro für Maß und Gewicht|Bureau International des Poids et Mesures]]
|datum=1960
|sprache=en
|abruf=2021-04-12
}}
</ref>
<ref name="CGPM-17-1">
{{Internetquelle
|url=https://www.bipm.org/en/committees/cg/cgpm/17-1983/resolution-1
|titel=Resolution 1 of the 17th CGPM. Definition of the metre
|werk=
|hrsg=[[Internationales Büro für Maß und Gewicht|Bureau International des Poids et Mesures]]
|datum=1983
|sprache=en
|abruf=2021-04-12
}}
</ref>
<ref name="Meyers-1905">
{{Literatur |Titel=Maße |Sammelwerk=Meyers Großes Konversations-Lexikon |Band=13 |Auflage=6 |Verlag=Bibliographisches Institut |Ort=Leipzig/ Wien |Datum=1908 |Seiten=401-406 |Online=http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Maße |Abruf=2018-07-04}}
</ref>
</references>


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Aktuelle Version vom 30. Oktober 2021, 15:16 Uhr

Kopie Nr. 27 des Urmeters von 1889 für die Vereinigten Staaten

Das (oder der) Urmeter (französisch mètre des archives ‚Archivmeter‘) ist die bis 1960 gültige Maßverkörperung der Längeneinheit Meter. Bei der Einführung des Metrischen Einheitensystems wurde der Meter zunächst als zehn-millionster Teil des Viertels desjenigen Erdumfangs festgelegt, der Paris und den Nordpol berührt. Der Erdumfang wurde geodätisch vermessen und das Ergebnis auf den Abstand zweier Markierungen auf einem Metallstab übertragen. Dieser Metallstab wurde in der Folge zur Eichung von Messgeräten und Maßstäben für den täglichen Gebrauch und die Landesvermessung verwendet.

Der Begriff des Urmeters bezieht sich insbesondere auf das zweite Spezimen (Muster) von 1799, jenes Endmaß aus Platiniridium, das bis 1889 die Längeneinheit verkörperte. Vielfach wird aber auch der internationale Meterprototyp von 1889 als Urmeter bezeichnet.

Herstellung des ersten Urmeters

Am 26. März 1791 beschloss die verfassunggebende Versammlung in Paris auf Vorschlag der Académie des sciences (Akademie der Wissenschaften) die Einführung einer universellen Längeneinheit. Das neue, noch nicht „Meter“ genannte Längenmaß solle der zehnmillionste Teil des Erdmeridianquadranten (Strecke vom Pol zum Äquator) sein. Dazu sollte der Meridianbogen von Dünkirchen bis Barcelona von zwei französischen Astronomen, Jean-Baptiste Joseph Delambre und Pierre Méchain, neu vermessen werden, was sich allerdings in den Wirren der französischen Revolution bis 1798 hinzog. 1791 wurde ein anderer Definitionsvorschlag Talleyrands und Jeffersons, basierend auf einem Sekundenpendel, verworfen, da diese Methode von lokalen Unterschieden der Erdbeschleunigung beeinflusst worden wäre.

Am 1. August 1793, unter der Terrorherrschaft, wurde dieses Längenmaß – auf Vorschlag Bordas Meter genannt – im Nationalkonvent gesetzlich eingeführt, allerdings mit einem provisorischen Wert von 443,440 Pariser Linien, was knapp 1000,325 Millimetern entspricht. Auf Grundlage dieses Wertes wurde 1795 ein erster Messing-Prototyp hergestellt.

Das zweite, „definitive“ Urmeter

Nach Abschluss der Triangulationen zwischen Dünkirchen und Barcelona auf der Meridianexpedition wurde 1799 ein zweites sogenanntes definitives Urmeter als Endmaß aus Platin hergestellt und am 22. Juni 1799 im französischen Nationalarchiv in einem Stahlschrank verschlossen. Heute wird es in einem Tresor des Internationalen Büros für Maß und Gewicht (BIPM) in Sèvres bei Paris aufbewahrt. Seine Endflächen waren jedoch spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts beschädigt.[1]

Allerdings ist dessen Genauigkeit – bezüglich des angestrebten zehnmillionsten Teils der Distanz vom Äquator zum Pol – mit definierten 443,296 Pariser Linien (entsprechend 1000,0001606 mm) – noch geringer als die des sogenannten „provisorischen Meters“, da diese Distanz nach dem WGS84 etwa 10001,966 km beträgt.[2]  Die Übernahme dieses Urmeters als Maßeinheit wurde am 20. Mai 1875 in der „internationalen Meterkonvention“ von siebzehn Staaten beschlossen.

Internationaler Meterprototyp von 1889 (drittes Urmeter)

Computergeneriertes Bild Internationaler Meterprototyp, Standardbarren aus Platin-Iridium. Dies waren die Längennormale bis 1960. (NIST)

Bisher hatte man Endmaße benutzt, u. a. weil sich diese leichter und genauer mit anderen Maßstäben abgleichen lassen. Dem steht der gravierende Nachteil gegenüber, dass die Endflächen beim Kopieren durch die Berührung mit Fühlhebeln oder dergleichen beschädigt werden können (wie es beim zweiten Urmeter geschehen war).[1] Als am 26. September 1889 das Urmeter von der Generalkonferenz für Maß und Gewicht durch einen Meterprototypen aus einer Legierung aus 90 % Platin und 10 % Iridium ersetzt wurde,[3] ging man daher zu einem Strichmaß über. Auf diesem 102 cm langen Normal mit X-förmigem Querschnitt (20 mm × 20 mm) repräsentierten Strichgruppen die Länge von einem Meter. Definiert wurde er über den Abstand der Mittelstriche dieser Strichgruppen – aufgrund der Wärmeausdehnung des Materials bei einer Temperatur von 0 °C. Diese Längendefinition besaß eine Genauigkeit von 10−7 und war damit um drei Größenordnungen genauer als das Urmeter von 1799. Kopien dieses Meterprototyps wurden an die Eichinstitute in vielen Ländern vergeben.

Besitz offizieller Kopien des Prototyps von 1889 in Deutschland

Gleichzeitig mit dem Pariser Urmeter von 1889, sozusagen der Nummer Null, wurden noch dreißig nummerierte Kopien des dritten Urmeters hergestellt. Die Kopien, in Deutschland despektierlich auch „Knüppel“ genannt, wurden an die Mitgliedsstaaten verlost. Deutschland erhielt die Kopie Nr. 18. Da das Königreich Bayern 1870, noch vor der Reichsgründung, als eigenständiges Mitglied beigetreten war, nahm es auch an der Verlosung teil und erhielt die Kopie Nr. 7. Während des Dritten Reiches musste Bayern sein Exemplar an die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR) Berlin abgeben. Weil die meisten PTR-Laboratorien 1943 von Berlin vor allem nach Weida in Thüringen verlagert worden waren, blieben auch beide Spezimen zwischen 1949 und 1990 im Besitz der DDR. Da Westdeutschland nun ohne Prototyp dastand, erwarb es 1954 die Kopie Nr. 23 von Belgien, das auch zwei Kopien (für Flandern und Wallonien) erhalten hatte. Zwei der drei Exemplare (die Kopien Nr. 18 und 23) befinden sich heute in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Dort befand sich bis 2001 auch die Kopie Nr. 7, bevor sie an den Freistaat Bayern zurückgegeben wurde und seitdem im Bayerischen Landesamt für Maß und Gewicht in München aufbewahrt wird.

Übersicht über den Verbleib der Kopien

Nr Ursprüngliches Empfangsland Heutiges Besitzland Aufbewahrungsort
01 Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Italien
02 Schweiz Schweiz Schweiz Schweiz Eidgenössisches Institut für Metrologie, Köniz-Wabern
03 Norwegen Norwegen
04 Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Frankreich
05 Vorlage:FIN-1883
06 Vorlage:UNO Vorlage:UNO Internationales Büro für Maß und Gewicht, Paris
07 Vorlage:Bayern-1806 Deutschland Deutschland Bayerisches Landesamt für Maß und Gewicht, München
08 Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Frankreich
09 Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Italien
10 Vorlage:PRT-1830
11 Vorlage:RUS-1883
12 Vorlage:BE-VLG Belgien Belgien
13 Vorlage:UNO Vorlage:UNO Internationales Büro für Maß und Gewicht, Paris
14 Ungarn 1867Ungarn Ungarn
15 Vorlage:AUT-1867
16 Vereinigtes Konigreich 1801Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Vereinigtes Königreich Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich National Physical Laboratory, Teddington
17 Vorlage:ESP-1875
18 Preussen KonigreichKönigreich Preußen Preußen Deutschland Deutschland Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig
19 Vorlage:AUT-1867 Vorlage:UNO Internationales Büro für Maß und Gewicht, Paris
20 Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Frankreich
21 Vorlage:USA 38 Stars Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg
22 Vorlage:JPN-1868
23 Vorlage:BE-WAL Deutschland Deutschland Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig
24 Vorlage:ESP-1875
25 Vorlage:MEX-1867
26 Vorlage:UNO Vorlage:UNO Internationales Büro für Maß und Gewicht, Paris
27 Vorlage:USA 38 Stars Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg
28 Vorlage:RUS-1883
29 Vorlage:SWE-1844
30 Vorlage:SRB-1882

Ablösung des Urmeters

Mit dem Fortschritt der Messtechnik traten die Nachteile des Urmeters immer deutlicher zutage: Ein körperlicher Gegenstand ist nie ganz stabil, sondern verliert an Substanz. Messungen können den Gegenstand beschädigen und können auch nur dort stattfinden, wo er sich befindet.

Als unveränderliches, universell verfügbares Längennormal schlug Albert A. Michelson zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Wellenlänge von Licht vor. In den 1950er Jahren wurde mit der Krypton-86-Lampe eine Lichtquelle von ausreichender Stabilität und Präzision verfügbar. Mit Bezug auf deren Wellenlänge wurde 1960 der Meter neu definiert.[4] Eine nochmalige Änderung gab es 1983, als die Lichtgeschwindigkeit zur Referenzgröße wurde.[5] Die neuen Definitionen wurden so gewählt, dass sie im Rahmen der Messgenauigkeit möglichst gut mit dem Urmeter übereinstimmten. Das Urmeter selbst hat seit 1960 keine Funktion als Normal mehr und ist nur noch von historischem Interesse.

Weblinks

Wiktionary: Urmeter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Maße. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig/ Wien 1908, S. 401–406 (zeno.org [abgerufen am 4. Juli 2018]).
  2. The Earth according to WGS 84. (Memento vom 24. Januar 2015 im Internet Archive) calculated by Sigurd Humerfelt.
  3. Resolution 1 of the 1st CGPM. Sanction of the international prototypes of the metre and the kilogram. Bureau International des Poids et Mesures, 1889, abgerufen am 12. April 2021 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  4. Resolution 6 of the 11th CGPM. Definition of the metre. Bureau International des Poids et Mesures, 1960, abgerufen am 12. April 2021 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  5. Resolution 1 of the 17th CGPM. Definition of the metre. Bureau International des Poids et Mesures, 1983, abgerufen am 12. April 2021 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).