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'''Arno A. Brasch''' ( | '''Arno A. Brasch''' (geboren [[1910]] in [[Berlin]]; gestorben [[5. Mai]] [[1963]] in [[New York City]]<ref>[https://www.jfklibrary.org/Research/Research-Aids/Ready-Reference/New-York-Times-Chronology/Browse-by-Date/New-York-Times-Chronology-May-1963.aspx New York Times Chronology (May 1963)]</ref><ref>NYTimes.com: [http://select.nytimes.com/gst/abstract.html?res=F20F10FE3D5D10738DDDAC0894DD405B838AF1D3 ARNO BRASCH, 53, PHYSICIST, IS DEAD - Worked on Preserving Food by Electron Bombardment Measured Lightning]</ref>) war ein deutscher [[Physiker]]. | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Mit [[Fritz Lange (Physiker)|Fritz Lange]] und Kurt Urban (1904–1928) machte er im AEG-Transformatorenwerk Hochspannungsversuche, mit denen sie wohl Atome zertrümmern wollten. [[Ernest Rutherford]] hatte 1927 einen solchen Entladungsversuch vorgeschlagen.<ref>Timothy Koeth, Rutgers University: [http://www.physics.rutgers.edu/cyclotron/talks/ACCELERATORS.ppt#7 Accelerators], abgerufen am 8. Januar 2014.</ref> 1927 unternahmen sie Hochspannungsversuche mit Blitzen in Italien auf dem [[Monte Generoso]] <ref>Arno Brasch, Fritz Lange: ''Experimentell-technische Vorbereitungen zur Atomzertrümmerung mittels hoher elektrischer Spannungen.'' In: ''Zeitschrift für Physik.'' 70, 1931, S. 10–37, {{DOI|10.1007/BF01391028}}.</ref> wobei sie 15 MV erreichten | Mit [[Fritz Lange (Physiker)|Fritz Lange]] und Kurt Urban (1904–1928) machte er im AEG-Transformatorenwerk Hochspannungsversuche, mit denen sie wohl Atome zertrümmern wollten. [[Ernest Rutherford]] hatte 1927 einen solchen Entladungsversuch vorgeschlagen.<ref>Timothy Koeth, Rutgers University: [http://www.physics.rutgers.edu/cyclotron/talks/ACCELERATORS.ppt#7 Accelerators], abgerufen am 8. Januar 2014.</ref> 1927 unternahmen sie Hochspannungsversuche mit Blitzen in Italien auf dem [[Monte Generoso]]<ref>Arno Brasch, Fritz Lange: ''Experimentell-technische Vorbereitungen zur Atomzertrümmerung mittels hoher elektrischer Spannungen.'' In: ''Zeitschrift für Physik.'' 70, 1931, S. 10–37, {{DOI|10.1007/BF01391028}}.</ref> wobei sie 15 MV erreichten.<ref>[[Walther Nernst]], Fritz Lange: ''Kurt Urban.'' In: ''Die Naturwissenschaften.'' 16, 1928, S. 796–796, {{DOI|10.1007/BF01506608}}.</ref><ref>[http://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/010_DM/040_Archiv/PDFs/Archiv_info/arch_in0601.pdf ARCHIV -in f o 7. Jahrgang 2006 · Heft Nr. 1]</ref> | ||
Um 1929 adaptierten sie [[William David Coolidge| | Um 1929 adaptierten sie [[William David Coolidge|Coolidges]] Entwurf. Ab ca. 1930 wurden die beiden jungen Physiker von AEG in Berlin unterstützt und konnten das Hochspannungslaboratorium in Oberschönweide benutzen, wo ein [[Marx-Generator]] für 2,4 MV zur Verfügung stand. | ||
Sie entwickelten eine Entladungsrohr, ein | Sie entwickelten eine Entladungsrohr, ein sogenanntes [[Lamellenrohr]], in dem ringförmige Metallscheiben von wenigen Zentimeter Dicke abwechselnd mit Isolierscheiben gestapelt und verpresst werden. Damit konnte ein gleichmäßiger Potentialverlauf im Inneren erreicht, der Gleitweg erheblich verlängert und störende Gleitentladungen vermieden werden. Die Baulänge von 2 bis 3 m wurde auf 84 cm verkürzt. Um äußere Überschläge zu vermeiden, wurde es in einem Öltank betrieben. In den künstlichen Blitzen von 1 bis 100 μS traten Ströme von 1000 A auf. Die an der Anti-Kathode erzeugte Röntgenstrahlung entsprach härtester [[Radium]]strahlung von 100 kg Radium-Äquivalenz. Wurde die Anti-Kathode durch ein [[Lenard-Fenster]] ersetzt, war der austretende Elektronenstrahl in Luft blau leuchtend sichtbar.<ref>{{Literatur| Autor = Wolfgang Uwe Eckart| Titel = 100 years of organized cancer research| Verlag= Thieme| Ort = Stuttgart| ISBN = 3-13-105661-4| Jahr = 2000| Online= {{Google Buch| BuchID = WuAOv3o0i64C| Seite = 140| Hervorhebung= Arno Brasch berlin}}}}</ref> Dieses sollte zur Tiefentherapie dienen. Der mit der Erprobung beauftragte Direktor der strahlentherapeutischen Abteilung des Instituts für Krebsforschung [[Ludwig Halberstädter]] verlor jedoch 1933 seine Stellung und emigrierte umgehend nach Palästina. | ||
Am 21. Dezember 1934 meldeten er und Lange ein „Verfahren zur Anregung und Durchführung von Kernprozessen“ zum Patent an.<ref>{{Patent| Land=DE| V-Nr=662036C| Titel=Verfahren zur Anregung und Durchführung von Kernprozessen| A-Datum=1934-12-21| V-Datum=1938-07-02| Anmelder=AEG| Erfinder=Arno Brasch, Fritz Lange}}</ref><ref>Heiko Petermann: {{Webarchiv | url=http://www.petermann-heiko.de/aktuelles/zeitleiste.php | wayback=20080804132924 | text=Der Weg zur Bombe – eine Zeitleiste}}</ref> Lange ging 1935 in die UdSSR und arbeitete dort bis 1957, wo er sich zunächst in Charkov und dann in [[Jekaterinburg|Swerdlowsk]] im Labor von [[Isaak Kikoin]] auf die [[Gaszentrifuge]] spezialisierte. Ihr Mitarbeiter [[Adnan Waly]], der einen ägyptischen Pass hatte, ging zunächst nach Ägypten und nach Kriegsende in die USA. | |||
Brasch ging 1936 in die USA. Hier arbeitete er am [[Jewish Hospital of Brooklyn]] mit Frederick B. Traub, Wolfgang Huber und Helen Carleton.<ref>F. B. TRAUB, A. BRASCH, W. HUBER: ''The effect of high intensity electron bursts on antibodies.'' In: ''Journal of Immunology (Baltimore, Md. : 1950).'' Band 70, Nummer 4, April 1953, S. 366–371, {{ISSN|0022-1767}}. PMID 13035128. </ref> 1947 beschrieben er und Huber einen neuen gepulsten [[Linearbeschleuniger]] mit dem Fleisch und andere Lebensmittel sterilisiert werden konnten. Sie untersuchten dabei auch den Einfluss von Temperatur und Atmosphäre während der Bestrahlung auf die Qualität von Milch und Milchprodukten und stellten fest, dass Geschmacksveränderungen durch tiefe Temperaturen und die Abwesenheit von Sauerstoff minimiert werden konnten. 1948 entwickelten [[John G. Trump]] († 21. Feb. 1985) und [[Robert Jemison Van de Graaff]] am [[Massachusetts Institute of Technology|MIT]] einen anderen Beschleunigertyp. Damit standen die notwendigen Mittel für die Bestrahlung von Lebensmitteln zur Verfügung.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.mri.bund.de/fileadmin/Institute/LBV/MRI_Historie_Lebensmittelbestrahlung2.pdf |wayback=20140108191747 |text=Historische Lebensmittelbestrahlung |archiv-bot=2019-04-22 21:29:19 InternetArchiveBot }}</ref> | |||
Sie erhielten noch eine Vielzahl von Patenten.<ref>{{Patent| Land=US| V-Nr=2796545A| Titel=Electronic discharge tube| A-Datum=1949-12-21| V-Datum=1957-06-18| Anmelder=Electronized Chem Corp| Erfinder=Arno Brasch, Wolfgang Huber, Adnan Waly}}</ref> | |||
Sie erhielten noch eine Vielzahl von Patenten.<ref>Patent | |||
== Veröffentlichungen == | == Veröffentlichungen == | ||
*''Experimentell-technische Vorbereitungen zur Atomzertrümmerung mittels hoher elektrischer Spannungen'', Zeitschrift für Physik, Band 70 (1931) Nr. 1–2, S. 10–33. | *''Experimentell-technische Vorbereitungen zur Atomzertrümmerung mittels hoher elektrischer Spannungen'', Zeitschrift für Physik, Band 70 (1931) Nr. 1–2, S. 10–33. | ||
* ''Der Beginn des Atom-Zeitalters'', in: Aufbau, 10. August 1945 | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* | * [[Joseph Walk]] (Hrsg.): ''Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945.'' Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 44 | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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Arno A. Brasch (geboren 1910 in Berlin; gestorben 5. Mai 1963 in New York City[1][2]) war ein deutscher Physiker.
Mit Fritz Lange und Kurt Urban (1904–1928) machte er im AEG-Transformatorenwerk Hochspannungsversuche, mit denen sie wohl Atome zertrümmern wollten. Ernest Rutherford hatte 1927 einen solchen Entladungsversuch vorgeschlagen.[3] 1927 unternahmen sie Hochspannungsversuche mit Blitzen in Italien auf dem Monte Generoso[4] wobei sie 15 MV erreichten.[5][6]
Um 1929 adaptierten sie Coolidges Entwurf. Ab ca. 1930 wurden die beiden jungen Physiker von AEG in Berlin unterstützt und konnten das Hochspannungslaboratorium in Oberschönweide benutzen, wo ein Marx-Generator für 2,4 MV zur Verfügung stand.
Sie entwickelten eine Entladungsrohr, ein sogenanntes Lamellenrohr, in dem ringförmige Metallscheiben von wenigen Zentimeter Dicke abwechselnd mit Isolierscheiben gestapelt und verpresst werden. Damit konnte ein gleichmäßiger Potentialverlauf im Inneren erreicht, der Gleitweg erheblich verlängert und störende Gleitentladungen vermieden werden. Die Baulänge von 2 bis 3 m wurde auf 84 cm verkürzt. Um äußere Überschläge zu vermeiden, wurde es in einem Öltank betrieben. In den künstlichen Blitzen von 1 bis 100 μS traten Ströme von 1000 A auf. Die an der Anti-Kathode erzeugte Röntgenstrahlung entsprach härtester Radiumstrahlung von 100 kg Radium-Äquivalenz. Wurde die Anti-Kathode durch ein Lenard-Fenster ersetzt, war der austretende Elektronenstrahl in Luft blau leuchtend sichtbar.[7] Dieses sollte zur Tiefentherapie dienen. Der mit der Erprobung beauftragte Direktor der strahlentherapeutischen Abteilung des Instituts für Krebsforschung Ludwig Halberstädter verlor jedoch 1933 seine Stellung und emigrierte umgehend nach Palästina.
Am 21. Dezember 1934 meldeten er und Lange ein „Verfahren zur Anregung und Durchführung von Kernprozessen“ zum Patent an.[8][9] Lange ging 1935 in die UdSSR und arbeitete dort bis 1957, wo er sich zunächst in Charkov und dann in Swerdlowsk im Labor von Isaak Kikoin auf die Gaszentrifuge spezialisierte. Ihr Mitarbeiter Adnan Waly, der einen ägyptischen Pass hatte, ging zunächst nach Ägypten und nach Kriegsende in die USA.
Brasch ging 1936 in die USA. Hier arbeitete er am Jewish Hospital of Brooklyn mit Frederick B. Traub, Wolfgang Huber und Helen Carleton.[10] 1947 beschrieben er und Huber einen neuen gepulsten Linearbeschleuniger mit dem Fleisch und andere Lebensmittel sterilisiert werden konnten. Sie untersuchten dabei auch den Einfluss von Temperatur und Atmosphäre während der Bestrahlung auf die Qualität von Milch und Milchprodukten und stellten fest, dass Geschmacksveränderungen durch tiefe Temperaturen und die Abwesenheit von Sauerstoff minimiert werden konnten. 1948 entwickelten John G. Trump († 21. Feb. 1985) und Robert Jemison Van de Graaff am MIT einen anderen Beschleunigertyp. Damit standen die notwendigen Mittel für die Bestrahlung von Lebensmitteln zur Verfügung.[11]
Sie erhielten noch eine Vielzahl von Patenten.[12]
Personendaten | |
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NAME | Brasch, Arno |
ALTERNATIVNAMEN | Brasch, Arno A. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 1910 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 5. Mai 1963 |
STERBEORT | New York City |