Bodenstein-Zahl: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Bodenstein-Zahl''' (auch kurz ''Bo'', benannt nach [[Max Bodenstein]]) ist eine [[dimensionslose Kennzahl]] aus der [[Reaktionstechnik]], die das Verhältnis der konvektiv zugeführten zu den durch [[Diffusion]] zugeführten [[Mol]]en beschreibt. Damit charakterisiert die Bodenstein-Zahl die Rückvermischung innerhalb eines Systems und ermöglicht somit Aussagen darüber, ob und wie stark sich Volumenelemente oder Stoffe innerhalb eines Reaktors durch die herrschenden Strömungen vermischen. Definiert ist sie als das Verhältnis des [[Konvektion]]<nowiki />sstroms zum [[Dispersion (Chemie)|Dispersion]]<nowiki />sstrom. Sie ist ein Bestandteil des [[Dispersionsmodell]]es und wird daher auch als ''dimensionsloser Dispersionskoeffizient'' bezeichnet.<ref name="Bohnet,2004">Matthias Bohnet (Hrsg.): ''Mechanische Verfahrenstechnik.'' Wiley-VCH, Weinheim 2004, ISBN 3-527-31099-1, S. 213–229.</ref>
Die '''Bodenstein-Zahl''' (nach [[Max Bodenstein]]), kurz&nbsp;''Bo'', ist eine [[dimensionslose Kennzahl]] aus der [[Reaktionstechnik]], die das Verhältnis der [[konvektiv]] zugeführten zu den durch [[Diffusion]] zugeführten [[Mol]]en beschreibt. Damit charakterisiert die Bodenstein-Zahl die Rückvermischung innerhalb eines Systems (je größer die Bodenstein-Zahl, desto ''geringer'' die Rückvermischung) und ermöglicht Aussagen darüber, ob und wie stark sich Volumenelemente oder Stoffe innerhalb eines [[Chemischer Reaktor|Reaktors]] durch die herrschenden Strömungen vermischen.
 
Definiert ist die Bodenstein-Zahl als das Verhältnis des Konvektionsstroms zum [[Dispersion (Chemie)|Dispersion]]<nowiki />sstrom. Sie ist ein Bestandteil des [[Dispersionsmodell]]es und wird daher auch als '''dimensionsloser Dispersionskoeffizient''' bezeichnet.<ref name="Bohnet,2004">[[Matthias Bohnet]] (Hrsg.): ''Mechanische Verfahrenstechnik.'' Wiley-VCH, Weinheim 2004, ISBN 3-527-31099-1, S. 213–229.</ref>


Mathematisch erhält man für die Bodenstein-Zahl zwei idealisierte Grenzfälle, die sich praktisch jedoch nicht vollständig erreichen lassen:
Mathematisch erhält man für die Bodenstein-Zahl zwei idealisierte Grenzfälle, die sich praktisch jedoch nicht vollständig erreichen lassen:
* wäre die Bodenstein-Zahl gleich Null, hätte man den Zustand einer totalen Rückvermischung erreicht, die idealerweise in einem kontinuierlich betriebenen Rührkessel-Reaktor erwünscht ist.
* wäre die Bodenstein-Zahl gleich Null, so hätte man den Zustand einer totalen Rückvermischung erreicht, der idealerweise in einem [[Kontinuierlicher Prozess|kontinuierlich betriebenen]] [[Rührkessel]]-Reaktor erwünscht ist.
* wäre die Bodenstein-Zahl unendlich groß, gäbe es keine Rückvermischung, sondern nur eine kontinuierliche Durchströmung, die in einem idealen Strömungsrohr herrscht.
* wäre die Bodenstein-Zahl unendlich groß, so gäbe es ''keine'' Rückvermischung, sondern nur eine kontinuierliche Durchströmung, die in einem idealen Strömungsrohr herrscht.
Durch Regulierung der [[Strömungsgeschwindigkeit]] innerhalb eines Reaktors kann die Bodenstein-Zahl auf einen zuvor berechneten, gewünschten Wert eingestellt werden. Somit kann die innerhalb des jeweiligen Reaktors gewünschte Rückvermischung der Stoffkomponenten erreicht werden.
Durch Regulierung der [[Strömungsgeschwindigkeit]] innerhalb eines Reaktors kann die Bodenstein-Zahl auf einen zuvor berechneten, gewünschten Wert eingestellt werden. Somit kann die innerhalb des jeweiligen Reaktors gewünschte Rückvermischung der Stoffkomponenten erreicht werden.


== Bestimmung der Bodenstein-Zahl ==
== Bestimmung ==
Die Bodenstein-Zahl berechnet sich durch
Die Bodenstein-Zahl berechnet sich durch
:<math>\mathit{Bo}=\frac{u \cdot L}{D_\mathrm{ax}}</math>
:<math>\mathit{Bo}=\frac{u \cdot L}{D_\mathrm{ax}}</math>


Hierin sind:
mit
* <math>u</math>: die Strömungsgeschwindigkeit
* der Strömungsgeschwindigkeit <math>u</math>
* <math>L</math>: die Länge des [[Bioreaktor|Reaktors]]
* der Länge <math>L</math> des [[Bioreaktor|Reaktors]]
* <math>D_\mathrm{ax}</math>: der axiale Dispersionskoeffizient
* dem axialen Dispersionskoeffizienten <math>D_\mathrm{ax}</math> in&nbsp;m²/s.


Die Bodensteinzahl kann experimentell aus der [[Verweilzeit (technischer Prozess)|Verweilzeitverteilung]] gewonnen werden. Bei Annahme eines offenen Systems gilt:
Experimentell kann die Bodenstein-Zahl aus der [[Verweilzeit (technischer Prozess)|Verweilzeit]]<nowiki/>verteilung gewonnen werden. Bei Annahme eines [[Offenes System (Thermodynamik)|offenen Systems]] gilt:


:<math>\sigma_\theta^2=\frac{\sigma^2}{\tau^2}=\frac{2}{\mathit{Bo}}+\frac{8}{\mathit{Bo}^2}</math>
:<math>\sigma_\theta^2=\frac{\sigma^2}{\tau^2}=\frac{2}{\mathit{Bo}}+\frac{8}{\mathit{Bo}^2}</math>


mit
mit
* <math>\sigma^{2}_{\theta}</math>:  dimensionslose Varianz
* der dimensionslosen [[Varianz]] <math>\sigma^{2}_{\theta}</math>
* <math>\sigma^2</math>:          Varianz um mittlere Verweilzeit
* der Varianz <math>\sigma^2</math> um die mittlere Verweilzeit
* <math>\tau</math>:            hydrodynamische Verweilzeit
* der [[Hydrodynamik|hydrodynamischen]] Verweilzeit <math>\tau</math>.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 27. Mai 2019, 18:37 Uhr

Physikalische Kennzahl
Name Bodenstein-Zahl
Formelzeichen $ {\mathit {Bo}} $
Dimension dimensionslos
Definition $ {\mathit {Bo}}={\frac {u\cdot L}{D_{\mathrm {ax} }}} $
$ u $ Strömungsgeschwindigkeit
$ L $ Länge des Reaktors
$ D_{\mathrm {ax} } $ axialer Dispersionskoeffizient
Benannt nach Max Bodenstein
Anwendungsbereich Chemische Reaktionstechnik

Die Bodenstein-Zahl (nach Max Bodenstein), kurz Bo, ist eine dimensionslose Kennzahl aus der Reaktionstechnik, die das Verhältnis der konvektiv zugeführten zu den durch Diffusion zugeführten Molen beschreibt. Damit charakterisiert die Bodenstein-Zahl die Rückvermischung innerhalb eines Systems (je größer die Bodenstein-Zahl, desto geringer die Rückvermischung) und ermöglicht Aussagen darüber, ob und wie stark sich Volumenelemente oder Stoffe innerhalb eines Reaktors durch die herrschenden Strömungen vermischen.

Definiert ist die Bodenstein-Zahl als das Verhältnis des Konvektionsstroms zum Dispersionsstrom. Sie ist ein Bestandteil des Dispersionsmodelles und wird daher auch als dimensionsloser Dispersionskoeffizient bezeichnet.[1]

Mathematisch erhält man für die Bodenstein-Zahl zwei idealisierte Grenzfälle, die sich praktisch jedoch nicht vollständig erreichen lassen:

  • wäre die Bodenstein-Zahl gleich Null, so hätte man den Zustand einer totalen Rückvermischung erreicht, der idealerweise in einem kontinuierlich betriebenen Rührkessel-Reaktor erwünscht ist.
  • wäre die Bodenstein-Zahl unendlich groß, so gäbe es keine Rückvermischung, sondern nur eine kontinuierliche Durchströmung, die in einem idealen Strömungsrohr herrscht.

Durch Regulierung der Strömungsgeschwindigkeit innerhalb eines Reaktors kann die Bodenstein-Zahl auf einen zuvor berechneten, gewünschten Wert eingestellt werden. Somit kann die innerhalb des jeweiligen Reaktors gewünschte Rückvermischung der Stoffkomponenten erreicht werden.

Bestimmung

Die Bodenstein-Zahl berechnet sich durch

$ {\mathit {Bo}}={\frac {u\cdot L}{D_{\mathrm {ax} }}} $

mit

  • der Strömungsgeschwindigkeit $ u $
  • der Länge $ L $ des Reaktors
  • dem axialen Dispersionskoeffizienten $ D_{\mathrm {ax} } $ in m²/s.

Experimentell kann die Bodenstein-Zahl aus der Verweilzeitverteilung gewonnen werden. Bei Annahme eines offenen Systems gilt:

$ \sigma _{\theta }^{2}={\frac {\sigma ^{2}}{\tau ^{2}}}={\frac {2}{\mathit {Bo}}}+{\frac {8}{{\mathit {Bo}}^{2}}} $

mit

  • der dimensionslosen Varianz $ \sigma _{\theta }^{2} $
  • der Varianz $ \sigma ^{2} $ um die mittlere Verweilzeit
  • der hydrodynamischen Verweilzeit $ \tau $.

Einzelnachweise

  1. Matthias Bohnet (Hrsg.): Mechanische Verfahrenstechnik. Wiley-VCH, Weinheim 2004, ISBN 3-527-31099-1, S. 213–229.