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[[Datei:Cartesischer Taucher animiert.gif|mini|hochkant|Schematische Darstellung]] | Ein '''cartesischer Taucher''' (auch: '''kartesischer Taucher''', '''kartesianischer Tanzteufel''', '''Flaschenteufel''', '''Wasserteufel''' oder '''Drehteufel''') ist ein mit Flüssigkeit und Luft gefüllter Hohlkörper, der als Spielzeug oder als [[Messgerät]] für den [[Druck (Physik)|Druck]] in [[Flüssigkeit]]en dienen kann. Der Name ist abgeleitet von [[René Descartes]], latinisiert ''Cartesius''. Er wurde angeblich um 1640 von René Descartes entwickelt, tatsächlich aber von [[Raffaello Magiotti]] erfunden und 1648 erstmals beschrieben.<ref name="Magiotti">Magiotti Raffaello (1648), ''[https://bibdig.museogalileo.it/Teca/Viewer;jsessionid=E7EAC51D72BC06CC3257ECF5AE93B684?an=959591&vis=D#page/2/mode/2up Renitenza certissima dell’acqua alla compressione]'', Roma</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://w3-o.hm.edu/home/fb/fb06/labors/lab_didaktik/h-1-2.htm |text=''Kartesischer Taucher.'' |wayback=20130207051256 |archiv-bot=2018-04-03 15:47:58 InternetArchiveBot}} FH München</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://homepage.mac.com/mwey/skripts/Prak-03-Cartes-Tauchr.pdf|text= |wayback=20040430224350}}</ref> | ||
Ein '''cartesischer Taucher''' (auch: '''kartesischer Taucher''', '''kartesianischer Tanzteufel''', '''Flaschenteufel''', '''Wasserteufel''' oder '''Drehteufel''') | |||
== Funktion == | == Funktion == | ||
[[ | <gallery mode="nolines" perrow="2" widths="210" heights="300" class="float-right"> | ||
Raffaello Magiotti Renitenza Certissima dell' Acqua alla Compressione 2.jpg|[[Raffaello Magiotti]], 1648: Links im Gefäß schwimmt ein Taucher<ref name="Magiotti" /> | |||
Glasbläser-Flyer.jpg|mini|hochkant=0.8|Glasbläser-Flugblatt mit einer „Ergötzlichkeit“, bei der cartesische Taucher genutzt werden, [[Breslau]] um 1670<ref>Rebecca Hopman and Kathryn Wieczorek (2017), [https://blog.cmog.org/2017/04/04/making-cartesian-divers/ ''Making Cartesian Divers: Then and Now'']</ref> | |||
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Die Figur verfügt über einen Hohlraum, der über eine unverschlossene Öffnung nach außen führt. Dieser Hohlraum wird so weit mit Wasser gefüllt, dass der [[Statischer Auftrieb|Auftrieb]] gerade noch ausreicht, dass er nicht untergeht, sich also gerade noch an der Wasseroberfläche hält. So wird er in eine möglichst komplett mit Wasser gefüllte Flasche gesetzt, welche z. B. mit einem flexiblen Gummihut verschlossen wird. Durch Drücken auf den Verschluss wird der Druck im Innern der Flasche erhöht. Dieser Druck überträgt sich über das Wasser auf den Taucher und das in ihm enthaltene Luftvolumen, welches damit zusammengedrückt wird. Wegen der [[Inkompressibilität]] des Wassers entspricht die Volumenänderung am Verschluss praktisch vollständig der Volumenänderung der Luft im Taucher. | Die Figur verfügt über einen Hohlraum, der über eine unverschlossene Öffnung nach außen führt. Dieser Hohlraum wird so weit mit Wasser gefüllt, dass der [[Statischer Auftrieb|Auftrieb]] gerade noch ausreicht, dass er nicht untergeht, sich also gerade noch an der Wasseroberfläche hält. So wird er in eine möglichst komplett mit Wasser gefüllte Flasche gesetzt, welche z. B. mit einem flexiblen Gummihut verschlossen wird. Durch Drücken auf den Verschluss wird der Druck im Innern der Flasche erhöht. Dieser Druck überträgt sich über das Wasser auf den Taucher und das in ihm enthaltene Luftvolumen, welches damit zusammengedrückt wird. Wegen der [[Inkompressibilität]] des Wassers entspricht die Volumenänderung am Verschluss praktisch vollständig der Volumenänderung der Luft im Taucher. | ||
Durch die Erhöhung des Drucks wird die im Körper eingeschlossene Luft komprimiert, ihr Volumen nimmt also ab, und damit der auf sie entfallende Auftrieb, während das Gewicht der eingeschlossenen Luft und das Gewicht der Figur gleich bleiben. Wenn zuvor der Betrag des Auftriebs den Betrag des Gewichts der Kombination Figur-Luft knapp überschreitet, kehrt sich dies nun um und der Auftrieb wird verglichen mit dem Gewicht kleiner. Daraus resultiert eine Kraft nach unten und die Figur samt Luftinhalt sinkt. | Durch die Erhöhung des Drucks wird die im Körper eingeschlossene Luft komprimiert, ihr Volumen nimmt also ab, und damit der auf sie entfallende Auftrieb, während das Gewicht der eingeschlossenen Luft und das Gewicht der Figur gleich bleiben. Wenn zuvor der Betrag des Auftriebs den Betrag des Gewichts der Kombination Figur-Luft knapp überschreitet, kehrt sich dies nun um und der Auftrieb wird verglichen mit dem Gewicht kleiner. Daraus resultiert eine Kraft nach unten und die Figur samt Luftinhalt sinkt. | ||
Mit etwas Übung lässt sich der cartesische Taucher auch in der Schwebe halten. Ein [[U-Boot#Technik|U-Boot]] entspricht einem cartesischen Taucher, der sich im [[ | Umgekehrt nimmt durch das Loslassen am Verschluss der Druck ab und damit das Volumen der Luft wieder zu. Sie dehnt sich unter Verdrängung von etwas Wasser aus, womit das Volumen und damit der Auftrieb wieder größer werden – die Figur steigt wieder. | ||
Mit etwas Übung lässt sich der cartesische Taucher auch in der Schwebe halten. Ein [[U-Boot#Technik|U-Boot]] entspricht einem cartesischen Taucher, der sich im [[Labiles Gleichgewicht|labilen Gleichgewicht]] befindet. | |||
== Spielzeug == | == Spielzeug == | ||
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Cartesischer Taucher.jpg|Cartesischer Taucher; gut sichtbar ist der um den Körper geringelte hohle Schwanz, durch den Wasser in und aus dem Körper des Tauchers strömt | |||
Cartesian devil hg.jpg|Cartesischer Taucher; Glasbläserarbeit aus [[Lauscha]], Thüringer Wald | |||
Tanzteufel – пляшущий чертик.webm|Kartesianischer Taucher als „Tanzteufel“ | |||
Картезианский водолаз.webm|Cartesischer Taucher | |||
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Fertig zu kaufende cartesische Taucher bestehen aus geblasenem Glas, bei einer Länge von ca. 3 cm. Am unteren Ende (meist am „Schwanz“ des Teufels) befindet sich ein kleines Loch, der Taucher wird in eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche gegeben. Verschließt man nun die Flasche, so schwimmt der Taucher oben. Drückt man auf die Flasche, so sinkt der Taucher auf den Grund. | Fertig zu kaufende cartesische Taucher bestehen aus geblasenem Glas, bei einer Länge von ca. 3 cm. Am unteren Ende (meist am „Schwanz“ des Teufels) befindet sich ein kleines Loch, der Taucher wird in eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche gegeben. Verschließt man nun die Flasche, so schwimmt der Taucher oben. Drückt man auf die Flasche, so sinkt der Taucher auf den Grund. | ||
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Ein sehr einfacher cartesischer Taucher lässt sich aus einem zum Bällchen geformten Stück Alufolie herstellen (so groß, dass es durch einen Flaschenhals passt). | Ein sehr einfacher cartesischer Taucher lässt sich aus einem zum Bällchen geformten Stück Alufolie herstellen (so groß, dass es durch einen Flaschenhals passt). | ||
Eventuell muss man etwas herumprobieren und das Material zusammendrücken bzw. auseinanderziehen, bis das Alubällchen die richtige Dichte hat. | Eventuell muss man etwas herumprobieren und das Material zusammendrücken bzw. auseinanderziehen, bis das Alubällchen die richtige Dichte hat. | ||
Als Taucher eignen sich auch viele andere Gegenstände, die Luft und Flüssigkeit enthalten, wie: Tintenpatronen, Backölfläschchen oder Plastikpäckchen Ketchup oder Senf, ebenso wie Streichholzköpfe oder Stücke frischer Apfelsinenschale | Als Taucher eignen sich auch viele andere Gegenstände, die Luft und Flüssigkeit enthalten, wie: Tintenpatronen, Backölfläschchen oder Plastikpäckchen Ketchup oder Senf, ebenso wie Streichholzköpfe oder Stücke frischer Apfelsinenschale, solange die darin eingeschlossenen Gasbläschen noch nicht ausgeperlt sind.<ref>[http://www.chemieunterricht.de/dc2/tip/11_02.htm ''Wie funktioniert eigentlich ein Flaschentaucher?''] In: ''chemieunterricht.de''</ref> | ||
Bei den gläsernen cartesischen Tauchern mit gewundenem Wasserein- bzw. austritt bewirkt das Ausströmen des hineingepressten Wassers eine Drehbewegung um die Körperachse des Cartesischen Tauchers, der Taucher steigt drehend an die Oberfläche. | Bei den gläsernen cartesischen Tauchern mit gewundenem Wasserein- bzw. austritt bewirkt das Ausströmen des hineingepressten Wassers eine Drehbewegung um die Körperachse des Cartesischen Tauchers, der Taucher steigt drehend an die Oberfläche. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Wolfgang | * Bürger Wolfgang (1995) ''Cartesianische Taucher''. In: ''Der paradoxe Eierkocher''. Birkhäuser, Basel, S. 132–145 | ||
* [[Athanasius Kircher|Kircher Athanasius]] (1654), ''[https://archive.org/stream/KircherMagnesSive1654/Kircher_MagnesSive_1654#page/n161 Magnes Sive De Arte Magnetica Opus Tripartitum]'', Edition Tertia, Deuersin, Roma S. 127–132 | |||
== Siehe auch == | |||
* [[Schwimmblase]] | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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* [http://www.uni-kassel.de/fb10/institute/physik/forschungsgruppen/didaktik-der-physik/materialboerse/physikalische-experimente-fuer-den-sachunterricht/experimente-zu-schwimmen-schweben-sinken/der-cartesische-taucher.html Bauanleitung für einen cartesischen Taucher] | * [http://www.uni-kassel.de/fb10/institute/physik/forschungsgruppen/didaktik-der-physik/materialboerse/physikalische-experimente-fuer-den-sachunterricht/experimente-zu-schwimmen-schweben-sinken/der-cartesische-taucher.html Bauanleitung für einen cartesischen Taucher] | ||
* [http://lectureonline.cl.msu.edu/~mmp/applist/f/f.htm Interaktives Java-Applet eines cartesischen Tauchers] (englisch) | * [http://lectureonline.cl.msu.edu/~mmp/applist/f/f.htm Interaktives Java-Applet eines cartesischen Tauchers] (englisch) | ||
* [http://web-ter.unizar.es/cienciate/expo/de/index.html Ausstellung „Tanzt, tanzt, ihr Teufelchen“ – Ein Blick auf die Geschichte der kartesischen Taucher in Bildern] | * [http://web-ter.unizar.es/cienciate/expo/de/index.html Carrasquer, J., Álvarez, M.V., y Ponz, A. (2014). Ausstellung „Tanzt, tanzt, ihr Teufelchen“ – Ein Blick auf die Geschichte der kartesischen Taucher in Bildern] | ||
* Danese Beniamino (2013), ''[http://www.reinventore.it/reinventore-tv/le-caraffine-di-magiotti-2/ Le caraffine di Magiotti]'' | |||
* Carrasquer, J., Ponz, A., Álvarez, M.V. y Uría, J. (2013), ''[https://dialnet.unirioja.es/servlet/articulo?codigo=5506783 Historia de los nombres del Diablo Cartesiano]'' ('Zur Geschichte des Namens des Cartesischen Tauchers', spanisch), STUDIUM. Revista de Humanidades, 19, 75–96. | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Ein cartesischer Taucher (auch: kartesischer Taucher, kartesianischer Tanzteufel, Flaschenteufel, Wasserteufel oder Drehteufel) ist ein mit Flüssigkeit und Luft gefüllter Hohlkörper, der als Spielzeug oder als Messgerät für den Druck in Flüssigkeiten dienen kann. Der Name ist abgeleitet von René Descartes, latinisiert Cartesius. Er wurde angeblich um 1640 von René Descartes entwickelt, tatsächlich aber von Raffaello Magiotti erfunden und 1648 erstmals beschrieben.[1][2][3]
Raffaello Magiotti, 1648: Links im Gefäß schwimmt ein Taucher[1]
Glasbläser-Flugblatt mit einer „Ergötzlichkeit“, bei der cartesische Taucher genutzt werden, Breslau um 1670[4]
Die Figur verfügt über einen Hohlraum, der über eine unverschlossene Öffnung nach außen führt. Dieser Hohlraum wird so weit mit Wasser gefüllt, dass der Auftrieb gerade noch ausreicht, dass er nicht untergeht, sich also gerade noch an der Wasseroberfläche hält. So wird er in eine möglichst komplett mit Wasser gefüllte Flasche gesetzt, welche z. B. mit einem flexiblen Gummihut verschlossen wird. Durch Drücken auf den Verschluss wird der Druck im Innern der Flasche erhöht. Dieser Druck überträgt sich über das Wasser auf den Taucher und das in ihm enthaltene Luftvolumen, welches damit zusammengedrückt wird. Wegen der Inkompressibilität des Wassers entspricht die Volumenänderung am Verschluss praktisch vollständig der Volumenänderung der Luft im Taucher.
Durch die Erhöhung des Drucks wird die im Körper eingeschlossene Luft komprimiert, ihr Volumen nimmt also ab, und damit der auf sie entfallende Auftrieb, während das Gewicht der eingeschlossenen Luft und das Gewicht der Figur gleich bleiben. Wenn zuvor der Betrag des Auftriebs den Betrag des Gewichts der Kombination Figur-Luft knapp überschreitet, kehrt sich dies nun um und der Auftrieb wird verglichen mit dem Gewicht kleiner. Daraus resultiert eine Kraft nach unten und die Figur samt Luftinhalt sinkt.
Umgekehrt nimmt durch das Loslassen am Verschluss der Druck ab und damit das Volumen der Luft wieder zu. Sie dehnt sich unter Verdrängung von etwas Wasser aus, womit das Volumen und damit der Auftrieb wieder größer werden – die Figur steigt wieder.
Mit etwas Übung lässt sich der cartesische Taucher auch in der Schwebe halten. Ein U-Boot entspricht einem cartesischen Taucher, der sich im labilen Gleichgewicht befindet.
Kartesianischer Taucher als „Tanzteufel“
Cartesischer Taucher
Fertig zu kaufende cartesische Taucher bestehen aus geblasenem Glas, bei einer Länge von ca. 3 cm. Am unteren Ende (meist am „Schwanz“ des Teufels) befindet sich ein kleines Loch, der Taucher wird in eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche gegeben. Verschließt man nun die Flasche, so schwimmt der Taucher oben. Drückt man auf die Flasche, so sinkt der Taucher auf den Grund.
Ein sehr einfacher cartesischer Taucher lässt sich aus einem zum Bällchen geformten Stück Alufolie herstellen (so groß, dass es durch einen Flaschenhals passt). Eventuell muss man etwas herumprobieren und das Material zusammendrücken bzw. auseinanderziehen, bis das Alubällchen die richtige Dichte hat. Als Taucher eignen sich auch viele andere Gegenstände, die Luft und Flüssigkeit enthalten, wie: Tintenpatronen, Backölfläschchen oder Plastikpäckchen Ketchup oder Senf, ebenso wie Streichholzköpfe oder Stücke frischer Apfelsinenschale, solange die darin eingeschlossenen Gasbläschen noch nicht ausgeperlt sind.[5]
Bei den gläsernen cartesischen Tauchern mit gewundenem Wasserein- bzw. austritt bewirkt das Ausströmen des hineingepressten Wassers eine Drehbewegung um die Körperachse des Cartesischen Tauchers, der Taucher steigt drehend an die Oberfläche.