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'''Emil Gabriel Warburg''' (* [[9. März]] [[1846]] in [[Hamburg-Altona|Altona]]; † [[28. Juli]] [[1931]] in Grunau (heute zu [[Bayreuth]])) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Physiker]].  
'''Emil Gabriel Warburg''' (* [[9. März]] [[1846]] in [[Hamburg-Altona|Altona]]; † [[28. Juli]] [[1931]] in Grunau (heute zu [[Bayreuth]])) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Physiker]].


== Leben ==
== Leben ==
=== Familie ===
=== Familie ===
Die Vorfahren Warburgs stammten ursprünglich aus [[Bologna]]. Über das [[Westfalen|westfälische]] [[Warburg]] hatten sie sich schließlich in [[Hamburg-Altona|Altona]] niedergelassen, da dort Glaubensfreiheit herrschte und auch Juden Handel und Schiffbau betreiben durften. Emil Warburg konvertierte später zur evangelischen Konfession.
Die Familie Warburg geht zurück auf einen Simon Jacob, der im 16. Jahrhundert in [[Westfalen|westfälische]] [[Warburg]] lebte und vermutlich der Bankier des Landgrafen von Hessen-Kassel war. Da er nicht auf Wunsch des Landgrafen konvertieren wollte, ließ er sich in [[Hamburg-Altona|Altona]] nieder, da dort Glaubensfreiheit herrschte und auch Juden Handel und Schiffbau betreiben durften.<ref name="KrebsHA">[[Hans Adolf Krebs]]: ''Otto Heinrich Warburg, 1883-1970.'' In: ''[[Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society]].'' 18, 1972, S.&nbsp;628–699, [[doi:10.1098/rsbm.1972.0023]].</ref> Emil Warburg konvertierte später zur evangelischen Konfession. Der Biochemiker, Zellphysiologe und Nobelpreisträger [[Otto Warburg (Biochemiker)|Otto Warburg]] war sein Sohn.
 
Der Biochemiker, Zellphysiologe und Nobelpreisträger [[Otto Warburg (Biochemiker)|Otto Warburg]] ist sein Sohn.


=== Studium ===
=== Studium ===
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=== Straßburg ===
=== Straßburg ===
Frankreich musste als Verlierer [[Elsass-Lothringen]] an das neu gegründete [[Deutsches Kaiserreich|Deutsche Reich]] abtreten. In der Folge wurde 1872 die [[Universität Straßburg]] neu gegründet. Sie sollte der Verbreitung der deutschen Kultur auf ehemals französischem Gebiet dienen und wurde daher mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestattet. August Kundt hatte den Aufbau der Physikalischen Fakultät übernommen. Zu seiner Entlastung beim Aufbau des Instituts konnte er eine zusätzliche Stelle für die theoretischen Aspekte der Physik durchsetzen, die, seinem Wunsch entsprechend, Warburg zum Wintersemester 1872/73 erhielt. Eine Trennung zwischen Experimentalphysik und theoretischer Physik gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Emil Warburg gilt als einer der letzten Physiker, der beide Aspekte beherrschte und lehrte.
Frankreich musste als Verlierer [[Elsass-Lothringen]], nachdem es schon lange zu Frankreich gehört hatte, an das neu gegründete [[Deutsches Kaiserreich|Deutsche Reich]] abtreten. In der Folge wurde 1872 die [[Universität Straßburg]] neu gegründet. Sie sollte die Elsässer für Deutschland gewinnen und wurde daher mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestattet. August Kundt hatte den Aufbau der Physikalischen Fakultät übernommen. Zu seiner Entlastung beim Aufbau des Instituts konnte er eine zusätzliche Stelle für die theoretischen Aspekte der Physik durchsetzen, die, seinem Wunsch entsprechend, Warburg zum Wintersemester 1872/73 erhielt. Eine Trennung zwischen Experimentalphysik und theoretischer Physik gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Emil Warburg gilt als einer der letzten Physiker, der beide Aspekte beherrschte und lehrte.


Die Zusammenarbeit in den folgenden vier Jahren war außerordentlich fruchtbar. Sie veröffentlichten zwei bedeutende Arbeiten zur [[Kinetische Gastheorie|kinetischen Gastheorie]]. Nach dieser, damals noch umstrittenen Theorie, sind innere Reibung ([[Viskosität]]) und Wärmeleitfähigkeit von Gasen bis zu einem Grenzdruck konstant, d.&nbsp;h. druckunabhängig. Dies konnten sie bis zu einem Druck von 10<sup>−2</sup> Torr experimentell verifizieren. Die von Warburg berechnete Abweichung bei noch kleinerem Druck konnte er 24 Jahre später durch die Fortschritte in der Vakuumtechnik auch experimentell bestätigen.
Die Zusammenarbeit in den folgenden vier Jahren war außerordentlich fruchtbar. Sie veröffentlichten zwei bedeutende Arbeiten zur [[Kinetische Gastheorie|kinetischen Gastheorie]]. Nach dieser damals noch umstrittenen Theorie sind innere Reibung ([[Viskosität]]) und Wärmeleitfähigkeit von Gasen bis zu einem Grenzdruck konstant, d.&nbsp;h. druckunabhängig. Dies konnten sie bis zu einem Druck von 10<sup>−2</sup> Torr experimentell verifizieren. Die von Warburg berechnete Abweichung bei noch kleinerem Druck konnte er 24 Jahre später durch die inzwischen verbesserte Vakuumtechnik auch experimentell bestätigen.


Eine weitere Bestätigung der kinetischen Gastheorie lieferten Kundt und Warburg durch die Messung des [[Adiabatenexponent]]en κ = c<sub>p</sub>/c<sub>v</sub> von verdünntem Quecksilbergas mit Hilfe der von Kundt entwickelten Staubfigurenmethode. (c<sub>p</sub> bzw. c<sub>v</sub> ist die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck respektive konstantem Volumen). Der experimentell bestimmte Wert von 5/3 entspricht genau dem theoretischen Wert, der von punktförmigen Gasteilchen ausgeht. Messungen u.&nbsp;a. an Sauerstoff und Stickstoff hatten bislang den von der Theorie abweichenden Wert von 1,4 ergeben. Die Abweichung ist, wie wir heute wissen, auf die Molekülstruktur zurückzuführen. Nicht zuletzt durch Kundts und Warburgs Messungen wurde trotz dieser Widersprüche am Konzept der kinetischen Gastheorie festgehalten und diese weiterentwickelt.
Eine weitere Bestätigung der kinetischen Gastheorie lieferten Kundt und Warburg durch die Messung des [[Adiabatenexponent]]en κ = c<sub>p</sub>/c<sub>v</sub> von verdünntem Quecksilbergas mit Hilfe der von Kundt entwickelten Staubfigurenmethode. (c<sub>p</sub> bzw. c<sub>v</sub> ist die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck respektive konstantem Volumen). Der experimentell bestimmte Wert von 5/3 lag höher als bei allen anderen Gasen. Dieser Wert ist nach der kinetischen Gastheorie verständlich, allerdings nur unter der Bedingung, dass die Gasteilchen sich wie echte Massenpunkte verhalten, also weder Rotationen um die eigene Achse noch innere Schwingungen ausführen können. Nicht zuletzt durch Kundts und Warburgs Messungen wurde am Konzept der kinetischen Gastheorie festgehalten und diese weiterentwickelt.


=== Freiburg ===
=== Freiburg ===
1876 übernahm Warburg mit nur 29 Jahren an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg]], einer Universität von damals eher untergeordneter Bedeutung, das Ordinariat für Physik. Hier widmete er sich elektromagnetischen Phänomenen. Die Entdeckung und theoretische Deutung der magnetischen [[Hysterese]] (1880) gehört zu den wissenschaftlich bedeutendsten Leistungen Warburgs.
1876 übernahm Warburg mit nur 29 Jahren an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg]] das Ordinariat für Physik. Hier widmete er sich elektromagnetischen Phänomenen. Die Entdeckung und theoretische Deutung der magnetischen [[Hysterese]] (1880) gehört zu den wissenschaftlich bedeutendsten Leistungen Warburgs.
[[Datei:Hysteresis first publication.jpg|mini|Hysterese, aus: Annalen der Physik und Chemie, 20, S. 814–835, 1881, Fig. 5]]
[[Datei:Hysteresis first publication.jpg|mini|Hysterese, aus: Annalen der Physik und Chemie, 20, S. 814–835, 1881, Fig. 5]]


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=== Berlin ===
=== Berlin ===
Nach dem frühen Tod von August Kundt erhielt der 48-jährige Warburg 1894 einen Ruf nach Berlin. Zuvor hatte der für diesen Posten favorisierte [[Friedrich Wilhelm Kohlrausch]] den Ruf wegen der zu erwartenden Arbeitsbelastung abgelehnt. Warburg konnte sich gegen seine Mitbewerber [[Walther Nernst]] und [[Otto Wiener (Physiker)|Otto Wiener]] durchsetzen. Auch gab es antisemitische Ressentiments zu überwinden. Deutsch-nationale Kräfte vertraten die Ansicht, dass nicht nur die Religionszugehörigkeit, sondern auch die rassische Herkunft ein wichtiges Einstellungskriterium seien. So stellte der Chemiker [[Hans Heinrich Landolt]] Erkundungen an, ob bei Warburg „gewisse jüdische Eigenschaften“ nicht zu sehr zur Geltung kämen. 1895 wurde Warburg ordentliches Mitglied der [[Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle| hrsg=[[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften]]| url=http://www.bbaw.de/die-akademie/akademiegeschichte/mitglieder-historisch/alphabetische-sortierung?altmitglied_id=2924&letter=W| titel=Mitglieder der Vorgängerakademien| titelerg=Emil Warburg| zugriff=2015-06-26}}</ref> 1897 wurde er Vorsitzender der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin, die 1899 in der neu gegründeten [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft]] aufging. Warburg blieb deren Vorsitzender bis 1905 und wurde 1917 zum Ehrenmitglied. Im gleichen Jahr wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Mathematisch-physikalischen Klasse der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] gewählt. Seit 1900 gehörte er auch der [[Kungliga Vetenskaps- och Vitterhetssamhället i Göteborg]] an.
1894 wurde Warburg Nachfolger von Kundt in Berlin. Zuvor hatte der für diesen Posten favorisierte [[Friedrich Wilhelm Kohlrausch]] den Ruf wegen der zu erwartenden Arbeitsbelastung abgelehnt. Warburg konnte sich gegen seine Konkurrenten [[Walther Nernst]] und [[Otto Wiener (Physiker)|Otto Wiener]] durchsetzen und auch antisemitische Ressentiments überwinden. Deutsch-nationale Kräfte vertraten die Ansicht, dass nicht nur die Religionszugehörigkeit, sondern auch die „rassische“ Herkunft ein wichtiges Einstellungskriterium seien. So stellte der Chemiker [[Hans Heinrich Landolt]] Erkundungen an, ob bei Warburg „gewisse jüdische Eigenschaften“ nicht zu sehr zur Geltung kämen.


[[Datei:1911 Solvay conference.jpg|mini|Solvay Konferenz, 1911 (Emil Warburg, untere Reihe, 5. von links)]]
1895 wurde Warburg ordentliches Mitglied der [[Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle| hrsg=[[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften]]| url=http://www.bbaw.de/die-akademie/akademiegeschichte/mitglieder-historisch/alphabetische-sortierung?altmitglied_id=2924&letter=W| titel=Mitglieder der Vorgängerakademien| titelerg=Emil Warburg| zugriff=2015-06-26}}</ref> 1897 wurde er Vorsitzender der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin, die 1899 in der neu gegründeten [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft]] aufging. Warburg blieb deren Vorsitzender bis 1905 und wurde 1917 zum Ehrenmitglied. Im gleichen Jahr wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Mathematisch-physikalischen Klasse der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] gewählt. Seit 1900 gehörte er auch der [[Königliche Wissenschafts- und Literaturgesellschaft in Göteborg|Königlichen Wissenschafts- und Literaturgesellschaft in Göteborg]] an.
Nachdem er 1905 sein Amt als Ordinarius an der Berliner Universität niedergelegt hatte, übernahm er die Leitung der [[Physikalisch-Technische Reichsanstalt|Physikalisch-Technischen-Reichsanstalt]], die er bis 1922 innehatte. Unter seiner Führung wurde die Trennung von technischer und wissenschaftlicher Abteilung aufgehoben. Stattdessen wurden Einzelinstitute für Optik, Elektrizität und Magnetismus sowie für Wärme und Druck gegründet. Wichtige wissenschaftliche Arbeiten aus dieser Zeit sind Messungen zur Strahlung schwarzer Körper sowie zur Photochemie. So nahm er 1911 an der ersten [[Solvay-Konferenz]] teil, auf der die damals führenden Physiker über Strahlungstheorie und Quanten diskutierten.
 
1912 war er maßgeblich an der Gründung der [[Lichttechnische Gesellschaft|Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft]] beteiligt.<ref>Thomas Klett, LiTG, Geschichte der Lichttechnik, und Henning v. Weltzien et al., LiTG, Festschrift zum 100. Jubiläum 2012</ref>
Warburg veröffentlichte 1899 ein mathematisches Modell<ref>{{Literatur | Autor=Emil Gabriel Warburg | Herausgeber=Gustav Heinrich Wiedemann und Eilhard Wiedemann | Titel=Ueber das Verhalten sogenannter unpolarisirbarer Elektroden gegen Wechselstrom | Sammelwerk=Annalen der Physik und Chemie | Band=Neue Folge 67 (''Annalen der Physik.'' Band 303) | Nummer=3 | Kapitel=1 | Verlag=Verlag von Johann Ambrosius Barth | Ort=Leipzig | Jahr=1899 | Seiten=493–499 | Online=[https://archive.org/stream/annalenderphysi113unkngoog#page/n509/mode/2up Internet Archive] | DOI=10.1002/andp.18993030302 | Zugriff=2015-08-15 | Kommentar=[http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jparticle_00124422 von den Seiten der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB)]}}</ref> zur Beschreibung der Kapazität einer Elektrode unter einem [[Wechselstrom]]; die experimentellen Daten dazu wurden von der Doktorandin [[Elsa Neumann]] gewonnen. Das Modell ist heute als [[Warburg-Impedanz]] bekannt, auch Warburg-Element genannt.
 
[[Datei:1911 Solvay conference.jpg|mini|Solvay-Konferenz, 1911 (Emil Warburg, untere Reihe, 5. von links)]]
1905 legte er sein Amt als Ordinarius an der Berliner Universität nieder, um die Leitung der [[Physikalisch-Technische Reichsanstalt|Physikalisch-Technischen-Reichsanstalt]] zu übernehmen, die er bis 1922 innehatte. Unter seiner Führung wurde die Anstalt neu geordnet: Die Trennung von technischer und wissenschaftlicher Abteilung wurde aufgehoben, stattdessen wurden Einzelinstitute für Optik, Elektrizität und Magnetismus sowie für Wärme und Druck gegründet. Wichtige wissenschaftliche Arbeiten aus dieser Zeit sind Messungen zur Strahlung schwarzer Körper sowie zur Photochemie. So nahm er 1911 an der ersten [[Solvay-Konferenz]] teil, auf der die damals führenden Physiker über Strahlungstheorie und Quanten diskutierten. Früh erkannte er 1913 die Bedeutung des [[Bohrsche Atommodell|Bohrschen Atommodells]].
1912 war er maßgeblich an der Gründung der [[Deutsche Lichttechnische Gesellschaft|Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft]] beteiligt.<ref>Thomas Klett, LiTG, Geschichte der Lichttechnik, und Henning v. Weltzien et al., LiTG, Festschrift zum 100. Jubiläum 2012</ref>


Mit 76 Jahren trat Warburg am 1. April 1922 in den Ruhestand. Bis zu seinem Lebensende machte er von seinem Vorschlagsrecht für den Nobelpreis für Physik Gebrauch. Zu den von ihm vorgeschlagenen Kandidaten gehörten [[Friedrich Kohlrausch (Physiker)|Friedrich Kohlrausch]] (1905 bis 1907, 1909), [[Otto Lummer]], [[Wilhelm Wien]] und [[Max Planck]] (1910/11) sowie [[Albert Einstein]] (1917 bis 1923).
Mit 76 Jahren trat Warburg am 1. April 1922 in den Ruhestand. Bis zu seinem Lebensende machte er von seinem Vorschlagsrecht für den Nobelpreis für Physik Gebrauch. Zu den von ihm vorgeschlagenen Kandidaten gehörten [[Friedrich Kohlrausch (Physiker)|Friedrich Kohlrausch]] (1905 bis 1907, 1909), [[Otto Lummer]], [[Wilhelm Wien]] und [[Max Planck]] (1910/11) sowie [[Albert Einstein]] (1917 bis 1923).


=== Bayreuth ===
[[Datei:Grave of Emil Warburg.jpg|mini|Grabstätte Emil Warburgs auf dem Bayreuther Stadtfriedhof]]
[[Datei:Grave of Emil Warburg.jpg|mini|Grabstätte Emil Warburgs auf dem Bayreuther Stadtfriedhof]]
Im Alter von 85 Jahren starb Warburg am 28. Juli 1931. Er wurde auf dem [[Friedhöfe in Bayreuth|Bayreuther Stadtfriedhof]] beigesetzt.
Seine letzten Jahre verbrachte Warburg bei seiner Tochter Lotte Meyer-Viol in Bayreuth, wo er ab 1922 lebte.<ref>''Wer war Emil Warburg?'' in: [[Nordbayerischer Kurier]] vom 28. Januar 2019, S. 8.</ref> Im Alter von 85 Jahren starb er am 28.&nbsp;Juli 1931. Er wurde auf dem [[Friedhöfe in Bayreuth|Bayreuther Stadtfriedhof]] beigesetzt.


== Nach Emil Warburg benannte Auszeichnungen ==
== Nach Emil Warburg benannte Auszeichnungen ==
Zum Gedenken an den Physiker wurde die Emil-Warburg-Stiftung gegründet. Sie fördert Forschungsvorhaben an der Universität Bayreuth auf dem Gebiet der Physik und zeichnet besondere Leistungen im Fach Physik (z. B. herausragende Doktorarbeiten) durch die Verleihung von Preisen aus.<ref>uni-bayreuth.de: [http://www.neu.uni-bayreuth.de/de/Uni_Bayreuth/Startseite/foerderer-und-partner/emil-warburg-st/index.html Emil-Warburg-Stiftung]</ref>
Zum Gedenken an den Physiker wurde die Emil-Warburg-Stiftung gegründet. Sie fördert Forschungsvorhaben an der Universität Bayreuth auf dem Gebiet der Physik und zeichnet besondere Leistungen im Fach Physik (z. B. herausragende Doktorarbeiten) durch die Verleihung von Preisen aus.<ref>uni-bayreuth.de: [http://www.neu.uni-bayreuth.de/de/Uni_Bayreuth/Startseite/foerderer-und-partner/emil-warburg-st/index.html Emil-Warburg-Stiftung]</ref>


Der [[Marian-Smoluchowski-Emil-Warburg-Physikpreis]] wird in Erinnerung an Emil Warburg und den polnischen Physiker [[Marian Smoluchowski]] seit 1997 in zweijährigem Rhythmus gemeinsam von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der [[Polnische Physikalische Gesellschaft|Polnischen Physikalischen Gesellschaft]] abwechselnd einem deutschen und einem polnischen Physiker  verliehen.<ref>dpg-physik.de: [https://www.dpg-physik.de/preise/satzungen/smoluchowskiwarburg.html Statute of the Polish-German Marian Smoluchowski – Emil Warburg Physics Prize]; dpg-physik.de: [https://www.dpg-physik.de/preise/preistraeger_sw.html Preisträger Smoluchowski-Warburg nach Jahren].</ref>
Der [[Marian-Smoluchowski-Emil-Warburg-Physikpreis]] wird in Erinnerung an Emil Warburg und den polnischen Physiker [[Marian Smoluchowski]] seit 1997 in zweijährigem Rhythmus gemeinsam von der [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft]] und der [[Polnische Physikalische Gesellschaft|Polnischen Physikalischen Gesellschaft]] abwechselnd einem deutschen und einem polnischen Physiker  verliehen.<ref>dpg-physik.de: {{Webarchiv|url=https://www.dpg-physik.de/preise/satzungen/smoluchowskiwarburg.html |wayback=20161118100413 |text=Statute of the Polish-German Marian Smoluchowski – Emil Warburg Physics Prize }}; dpg-physik.de: [https://www.dpg-physik.de/preise/preistraeger_sw.html Preisträger Smoluchowski-Warburg nach Jahren].</ref>


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
Zum Freundeskreis der Familie Warburg gehörte Albert Einstein, mit dem Warburgs Tochter Lotte, die ihn 1933 im englischen [[Oxford]] aufsuchte, einen Briefwechsel unterhielt. Anlässlich der Nobelpreisverleihung an ihren Bruder Otto äußerte Einstein, der kurz vorher verstorbene Emil Warburg sei ihm „immer der liebste von allen Physikern“ gewesen.<ref>Bernd Mayer: „Das Genie mit dem immer lachenden Mund“ im Heimatkurier des Nordbayerischen Kuriers, 1/2005, S. 5</ref>
Zum Freundeskreis der Familie Warburg gehörte Albert Einstein, mit dem Warburgs Tochter Lotte, die ihn 1933 im englischen [[Oxford]] aufsuchte, einen Briefwechsel unterhielt. Anlässlich der Nobelpreisverleihung an ihren Bruder Otto äußerte Einstein, der kurz vorher verstorbene Emil Warburg sei ihm „immer der liebste von allen Physikern“ gewesen.<ref>[[Bernd Mayer (Journalist)|Bernd Mayer]]: ''Das Genie mit dem immer lachenden Mund'' im Heimatkurier des [[Nordbayerischer Kurier|Nordbayerischen Kuriers]], 1/2005, S. 5</ref>


Zum [[Campus]] der [[Universität Bayreuth]] führend, existiert seit 1979 die [[Fußgängerzone]] Emil-Warburg-Weg.
Zum [[Campus]] der [[Universität Bayreuth]] führend, existiert seit 1979 die [[Fußgängerzone]] Emil-Warburg-Weg.
== Einzelnachweise ==
<references />


== Literatur ==
== Literatur ==
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* E. Gerke: ''Warburg als Physiker.'' In: ''Zeitschrift für technische Physik.'' Band 3, 1922, S. 186–192 (Die Arbeit enthält eine Aufstellung der wissenschaftlichen Veröffentlichungen Warburgs).
* E. Gerke: ''Warburg als Physiker.'' In: ''Zeitschrift für technische Physik.'' Band 3, 1922, S. 186–192 (Die Arbeit enthält eine Aufstellung der wissenschaftlichen Veröffentlichungen Warburgs).
* [[Eduard Grüneisen]]: ''Emil Warburg zum achtzigsten Geburtstag.'' In: ''Die Naturwissenschaften.'' Band 14, 1926, S. 203–207.
* [[Eduard Grüneisen]]: ''Emil Warburg zum achtzigsten Geburtstag.'' In: ''Die Naturwissenschaften.'' Band 14, 1926, S. 203–207.
* [[Friedrich Paschen (Physiker)|Friedrich Paschen]]: ''Gedächtnisrede auf Emil Warburg, gehalten in der Akademie der Wissenschaften am 30. Juni 1932.'' In: [[Christa Kirsten]] u.a. (Hrsg.): ''Antrittsreden, Erwiderungen bei der Aufnahme von Physikern in die Berliner Akademie, Gedächtnisreden 1870–1929'' (= Physiker über Physiker, Band 2), Akademischer Verlag, Berlin 1979, S. 185–191.
* [[Friedrich Paschen (Physiker)|Friedrich Paschen]]: ''Gedächtnisrede auf Emil Warburg, gehalten in der Akademie der Wissenschaften am 30. Juni 1932.'' In: [[Christa Kirsten]] u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Antrittsreden, Erwiderungen bei der Aufnahme von Physikern in die Berliner Akademie, Gedächtnisreden 1870–1929'' (= Physiker über Physiker, Band 2), Akademischer Verlag, Berlin 1979, S. 185–191.
* [[Harald Schering]]: ''Emil Warburg und die Technik.'' In: ''Die Naturwissenschaften.'' Band 14, 1926, S. 208–211.
* [[Harald Schering]]: ''Emil Warburg und die Technik.'' In: ''Die Naturwissenschaften.'' Band 14, 1926, S. 208–211.
* Stefan L. Wolff: ''Emil Warburg – mehr als ein halbes Jahrhundert Physik.'' In: ''Physikalische Blätter.'' Band 48, 1992, Nr. 4, S. 275–279.
* Stefan L. Wolff: ''Emil Warburg – mehr als ein halbes Jahrhundert Physik.'' In: ''Physikalische Blätter.'' Band 48, 1992, Nr. 4, S. 275–279.
* Stefan L. Wolff: ''Emil Warburg und Marian von Smoluchowski''. In ''Physikalische Blätter'' Band 54, 1998, Nr. 1, S. 65.
* Stefan L. Wolff: ''Emil Warburg und Marian von Smoluchowski''. In ''Physikalische Blätter'' Band 54, 1998, Nr. 1, S. 65.
* Stefan L. Wolff: ''Warburg, Emil Gabriel'' In: ''Neue Deutsche Biographie (NDB)'', Band 27, Duncker & Humblot, Berlin 2020, S. 419–421.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://bibliothek.bbaw.de/kataloge/literaturnachweise/warbu-eg/literatur.pdf Ausgewählte Literaturnachweise im Bestand der Akademiebibliothek Berlin] (PDF-Datei; 77 kB)
* [http://bibliothek.bbaw.de/kataloge/literaturnachweise/warbu-eg/literatur.pdf Ausgewählte Literaturnachweise im Bestand der Akademiebibliothek Berlin] (PDF-Datei; 77 kB)
== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)]]
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[[Kategorie:Mitglied der Familie Warburg|Emil]]
[[Kategorie:Mitglied der Kungliga Vetenskaps- och Vitterhetssamhället i Göteborg]]
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[[Kategorie:Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]
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Aktuelle Version vom 11. Dezember 2021, 12:02 Uhr

Emil Warburg. Foto von 1900.

Emil Gabriel Warburg (* 9. März 1846 in Altona; † 28. Juli 1931 in Grunau (heute zu Bayreuth)) war ein deutscher Physiker.

Leben

Familie

Die Familie Warburg geht zurück auf einen Simon Jacob, der im 16. Jahrhundert in westfälische Warburg lebte und vermutlich der Bankier des Landgrafen von Hessen-Kassel war. Da er nicht auf Wunsch des Landgrafen konvertieren wollte, ließ er sich in Altona nieder, da dort Glaubensfreiheit herrschte und auch Juden Handel und Schiffbau betreiben durften.[1] Emil Warburg konvertierte später zur evangelischen Konfession. Der Biochemiker, Zellphysiologe und Nobelpreisträger Otto Warburg war sein Sohn.

Studium

1863 nahm Warburg zunächst das Studium der Chemie an der Universität Heidelberg auf und hörte Vorlesungen bei Robert Wilhelm Bunsen, Hermann von Helmholtz und Gustav Robert Kirchhoff. Nicht zuletzt unter dem Eindruck der klaren und durchdachten Vorlesungen Kirchhoffs wechselte Warburg zur Physik, da dieses Fach seinen mathematischen Interessen mehr entsprach. Während seines Studiums wurde er Mitglied der Burschenschaft Allemannia Heidelberg.[2] 1865 setzte er sein Studium in Berlin fort. Das dort ansässige Laboratorium von Heinrich Gustav Magnus gehörte zu jener Zeit zu den wenigen in Deutschland, die den Studierenden die Möglichkeit zum selbstständigen Experimentieren boten. Unter Anleitung des Laboratoriumsassistenten August Kundt befasste er sich zunächst mit akustischen Fragestellungen. 1867 promovierte Warburg mit der damals noch in lateinisch abzufassenden Dissertation De systematis corporum vibrantium. Diese behandelt ein spezielles Schwingungssystem mit einer Differentialgleichung vierter Ordnung.

Im Mai 1870 habilitierte sich Emil Warburg. Aufgrund der allgemeinen Mobilmachung wurde er im Juli einberufen und nahm als Offizier am Deutsch-Französischen Krieg teil.

Straßburg

Frankreich musste als Verlierer Elsass-Lothringen, nachdem es schon lange zu Frankreich gehört hatte, an das neu gegründete Deutsche Reich abtreten. In der Folge wurde 1872 die Universität Straßburg neu gegründet. Sie sollte die Elsässer für Deutschland gewinnen und wurde daher mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestattet. August Kundt hatte den Aufbau der Physikalischen Fakultät übernommen. Zu seiner Entlastung beim Aufbau des Instituts konnte er eine zusätzliche Stelle für die theoretischen Aspekte der Physik durchsetzen, die, seinem Wunsch entsprechend, Warburg zum Wintersemester 1872/73 erhielt. Eine Trennung zwischen Experimentalphysik und theoretischer Physik gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Emil Warburg gilt als einer der letzten Physiker, der beide Aspekte beherrschte und lehrte.

Die Zusammenarbeit in den folgenden vier Jahren war außerordentlich fruchtbar. Sie veröffentlichten zwei bedeutende Arbeiten zur kinetischen Gastheorie. Nach dieser damals noch umstrittenen Theorie sind innere Reibung (Viskosität) und Wärmeleitfähigkeit von Gasen bis zu einem Grenzdruck konstant, d. h. druckunabhängig. Dies konnten sie bis zu einem Druck von 10−2 Torr experimentell verifizieren. Die von Warburg berechnete Abweichung bei noch kleinerem Druck konnte er 24 Jahre später durch die inzwischen verbesserte Vakuumtechnik auch experimentell bestätigen.

Eine weitere Bestätigung der kinetischen Gastheorie lieferten Kundt und Warburg durch die Messung des Adiabatenexponenten κ = cp/cv von verdünntem Quecksilbergas mit Hilfe der von Kundt entwickelten Staubfigurenmethode. (cp bzw. cv ist die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck respektive konstantem Volumen). Der experimentell bestimmte Wert von 5/3 lag höher als bei allen anderen Gasen. Dieser Wert ist nach der kinetischen Gastheorie verständlich, allerdings nur unter der Bedingung, dass die Gasteilchen sich wie echte Massenpunkte verhalten, also weder Rotationen um die eigene Achse noch innere Schwingungen ausführen können. Nicht zuletzt durch Kundts und Warburgs Messungen wurde am Konzept der kinetischen Gastheorie festgehalten und diese weiterentwickelt.

Freiburg

1876 übernahm Warburg mit nur 29 Jahren an der Universität Freiburg das Ordinariat für Physik. Hier widmete er sich elektromagnetischen Phänomenen. Die Entdeckung und theoretische Deutung der magnetischen Hysterese (1880) gehört zu den wissenschaftlich bedeutendsten Leistungen Warburgs.

Hysterese, aus: Annalen der Physik und Chemie, 20, S. 814–835, 1881, Fig. 5

Die Abbildung stammt aus der Veröffentlichung der Ergebnisse in den Annalen der Physik und Chemie von 1881 und zeigt das magnetische Moment als Funktion der magnetisierenden Kraft. Die von der Kurve umschlossene Fläche ist ein Maß für die Arbeit, die bei der Ummagnetisierung geleistet und in Wärme umgesetzt wird. Der Begriff Hysteresekurve wurde erst später geprägt. In den heute üblichen Darstellungen der Hysteresekurve wird das magnetische Moment M als Funktion der magnetischen Feldstärke H dargestellt.

Berlin

1894 wurde Warburg Nachfolger von Kundt in Berlin. Zuvor hatte der für diesen Posten favorisierte Friedrich Wilhelm Kohlrausch den Ruf wegen der zu erwartenden Arbeitsbelastung abgelehnt. Warburg konnte sich gegen seine Konkurrenten Walther Nernst und Otto Wiener durchsetzen und auch antisemitische Ressentiments überwinden. Deutsch-nationale Kräfte vertraten die Ansicht, dass nicht nur die Religionszugehörigkeit, sondern auch die „rassische“ Herkunft ein wichtiges Einstellungskriterium seien. So stellte der Chemiker Hans Heinrich Landolt Erkundungen an, ob bei Warburg „gewisse jüdische Eigenschaften“ nicht zu sehr zur Geltung kämen.

1895 wurde Warburg ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.[3] 1897 wurde er Vorsitzender der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin, die 1899 in der neu gegründeten Deutschen Physikalischen Gesellschaft aufging. Warburg blieb deren Vorsitzender bis 1905 und wurde 1917 zum Ehrenmitglied. Im gleichen Jahr wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Mathematisch-physikalischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Seit 1900 gehörte er auch der Königlichen Wissenschafts- und Literaturgesellschaft in Göteborg an.

Warburg veröffentlichte 1899 ein mathematisches Modell[4] zur Beschreibung der Kapazität einer Elektrode unter einem Wechselstrom; die experimentellen Daten dazu wurden von der Doktorandin Elsa Neumann gewonnen. Das Modell ist heute als Warburg-Impedanz bekannt, auch Warburg-Element genannt.

Solvay-Konferenz, 1911 (Emil Warburg, untere Reihe, 5. von links)

1905 legte er sein Amt als Ordinarius an der Berliner Universität nieder, um die Leitung der Physikalisch-Technischen-Reichsanstalt zu übernehmen, die er bis 1922 innehatte. Unter seiner Führung wurde die Anstalt neu geordnet: Die Trennung von technischer und wissenschaftlicher Abteilung wurde aufgehoben, stattdessen wurden Einzelinstitute für Optik, Elektrizität und Magnetismus sowie für Wärme und Druck gegründet. Wichtige wissenschaftliche Arbeiten aus dieser Zeit sind Messungen zur Strahlung schwarzer Körper sowie zur Photochemie. So nahm er 1911 an der ersten Solvay-Konferenz teil, auf der die damals führenden Physiker über Strahlungstheorie und Quanten diskutierten. Früh erkannte er 1913 die Bedeutung des Bohrschen Atommodells. 1912 war er maßgeblich an der Gründung der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft beteiligt.[5]

Mit 76 Jahren trat Warburg am 1. April 1922 in den Ruhestand. Bis zu seinem Lebensende machte er von seinem Vorschlagsrecht für den Nobelpreis für Physik Gebrauch. Zu den von ihm vorgeschlagenen Kandidaten gehörten Friedrich Kohlrausch (1905 bis 1907, 1909), Otto Lummer, Wilhelm Wien und Max Planck (1910/11) sowie Albert Einstein (1917 bis 1923).

Bayreuth

Grabstätte Emil Warburgs auf dem Bayreuther Stadtfriedhof

Seine letzten Jahre verbrachte Warburg bei seiner Tochter Lotte Meyer-Viol in Bayreuth, wo er ab 1922 lebte.[6] Im Alter von 85 Jahren starb er am 28. Juli 1931. Er wurde auf dem Bayreuther Stadtfriedhof beigesetzt.

Nach Emil Warburg benannte Auszeichnungen

Zum Gedenken an den Physiker wurde die Emil-Warburg-Stiftung gegründet. Sie fördert Forschungsvorhaben an der Universität Bayreuth auf dem Gebiet der Physik und zeichnet besondere Leistungen im Fach Physik (z. B. herausragende Doktorarbeiten) durch die Verleihung von Preisen aus.[7]

Der Marian-Smoluchowski-Emil-Warburg-Physikpreis wird in Erinnerung an Emil Warburg und den polnischen Physiker Marian Smoluchowski seit 1997 in zweijährigem Rhythmus gemeinsam von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der Polnischen Physikalischen Gesellschaft abwechselnd einem deutschen und einem polnischen Physiker verliehen.[8]

Sonstiges

Zum Freundeskreis der Familie Warburg gehörte Albert Einstein, mit dem Warburgs Tochter Lotte, die ihn 1933 im englischen Oxford aufsuchte, einen Briefwechsel unterhielt. Anlässlich der Nobelpreisverleihung an ihren Bruder Otto äußerte Einstein, der kurz vorher verstorbene Emil Warburg sei ihm „immer der liebste von allen Physikern“ gewesen.[9]

Zum Campus der Universität Bayreuth führend, existiert seit 1979 die Fußgängerzone Emil-Warburg-Weg.

Literatur

  • Albert Einstein: Emil Warburg als Forscher. In: Die Naturwissenschaften. Band 10, 1922, S. 823–828.
  • James Franck: Emil Warburg zum Gedächtnis. In: Die Naturwissenschaften. Band 19, 1931, S. 993–997.
  • Georg Gehlhoff: Emil Warburg als Lehrer. In: Zeitschrift für technische Physik. Band 3, 1922, S. 193–194.
  • E. Gerke: Warburg als Physiker. In: Zeitschrift für technische Physik. Band 3, 1922, S. 186–192 (Die Arbeit enthält eine Aufstellung der wissenschaftlichen Veröffentlichungen Warburgs).
  • Eduard Grüneisen: Emil Warburg zum achtzigsten Geburtstag. In: Die Naturwissenschaften. Band 14, 1926, S. 203–207.
  • Friedrich Paschen: Gedächtnisrede auf Emil Warburg, gehalten in der Akademie der Wissenschaften am 30. Juni 1932. In: Christa Kirsten u. a. (Hrsg.): Antrittsreden, Erwiderungen bei der Aufnahme von Physikern in die Berliner Akademie, Gedächtnisreden 1870–1929 (= Physiker über Physiker, Band 2), Akademischer Verlag, Berlin 1979, S. 185–191.
  • Harald Schering: Emil Warburg und die Technik. In: Die Naturwissenschaften. Band 14, 1926, S. 208–211.
  • Stefan L. Wolff: Emil Warburg – mehr als ein halbes Jahrhundert Physik. In: Physikalische Blätter. Band 48, 1992, Nr. 4, S. 275–279.
  • Stefan L. Wolff: Emil Warburg und Marian von Smoluchowski. In Physikalische Blätter Band 54, 1998, Nr. 1, S. 65.
  • Stefan L. Wolff: Warburg, Emil Gabriel In: Neue Deutsche Biographie (NDB), Band 27, Duncker & Humblot, Berlin 2020, S. 419–421.

Weblinks

Commons: Emil Warburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Emil Warburg – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Hans Adolf Krebs: Otto Heinrich Warburg, 1883-1970. In: Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society. 18, 1972, S. 628–699, doi:10.1098/rsbm.1972.0023.
  2. Verzeichnis der Alten Herren der Deutschen Burschenschaft. Überlingen am Bodensee 1920, S. 124.
  3. Mitglieder der Vorgängerakademien. Emil Warburg. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 26. Juni 2015.
  4. Emil Gabriel Warburg: Ueber das Verhalten sogenannter unpolarisirbarer Elektroden gegen Wechselstrom. In: Gustav Heinrich Wiedemann und Eilhard Wiedemann (Hrsg.): Annalen der Physik und Chemie. Neue Folge 67 (Annalen der Physik. Band 303), Nr. 3. Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1899, Kap. 1, S. 493–499, doi:10.1002/andp.18993030302 (Internet Archive [abgerufen am 15. August 2015] von den Seiten der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB)).
  5. Thomas Klett, LiTG, Geschichte der Lichttechnik, und Henning v. Weltzien et al., LiTG, Festschrift zum 100. Jubiläum 2012
  6. Wer war Emil Warburg? in: Nordbayerischer Kurier vom 28. Januar 2019, S. 8.
  7. uni-bayreuth.de: Emil-Warburg-Stiftung
  8. dpg-physik.de: Statute of the Polish-German Marian Smoluchowski – Emil Warburg Physics Prize (Memento vom 18. November 2016 im Internet Archive); dpg-physik.de: Preisträger Smoluchowski-Warburg nach Jahren.
  9. Bernd Mayer: Das Genie mit dem immer lachenden Mund im Heimatkurier des Nordbayerischen Kuriers, 1/2005, S. 5