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Gerland stammte aus einer Kasseler Offiziersfamilie, sein Vater Balthasar Gerland (1795–1861) war Generalmajor in Kurhessen. Er studierte an der Höheren Gewerbeschule in Kassel und danach am Polytechnikum in Karlsruhe Maschinenbau und ab 1859 Mathematik und Physik an der [[Universität Marburg]] mit der Promotion 1864 bei [[Adolf Wüllner]] (Über das Verhalten zweier Salze in Lösung). Danach war er Hilfslehrer am Gymnasium in Kassel, 1867 kurz Assistent bei Wüllner bei Potsdam und ging ab 1867 als Assistent von [[Pieter Leonard Rijke]] an das Physikalische Institut der [[Universität Leiden]], an dem er sich in Physik habilitierte. Er nahm am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil und war ab 1872 Lehrer für Mathematik und Physik an der Höheren Gewerbeschule in Kassel. 1888 wurde er Dozent an der Bergakademie Clausthal und war dort ab 1892 Professor für Physik und Elektrotechnik. | Gerland stammte aus einer Kasseler Offiziersfamilie, sein Vater Balthasar Gerland (1795–1861) war Generalmajor in Kurhessen. Er studierte an der Höheren Gewerbeschule in Kassel und danach am Polytechnikum in Karlsruhe Maschinenbau und ab 1859 Mathematik und Physik an der [[Universität Marburg]] mit der Promotion 1864 bei [[Adolf Wüllner]] (Über das Verhalten zweier Salze in Lösung). Danach war er Hilfslehrer am Gymnasium in Kassel, 1867 kurz Assistent bei Wüllner bei Potsdam und ging ab 1867 als Assistent von [[Pieter Leonard Rijke]] an das Physikalische Institut der [[Universität Leiden]], an dem er sich in Physik habilitierte. Er nahm am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil und war ab 1872 Lehrer für Mathematik und Physik an der Höheren Gewerbeschule in Kassel. 1888 wurde er Dozent an der Bergakademie Clausthal und war dort ab 1892 Professor für Physik und Elektrotechnik. | ||
Er schrieb Aufsätze zur Technikgeschichte und eine Geschichte der Physik und gab physikalisch-technische Schriften von [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] heraus. Er setzte sich auch mit dem sogenannten Dampfschiff von [[Denis Papin]] auseinander, das er weitgehend für eine Legende hielt.<ref>Gerland ''Zur Erfindungsgeschichte des Dampfschiffes'', Z. Verein Deutscher Ingenieure, 20, 1876, | Er schrieb Aufsätze zur Technikgeschichte und eine Geschichte der Physik und gab physikalisch-technische Schriften von [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] heraus. Er setzte sich auch mit dem sogenannten Dampfschiff von [[Denis Papin]] auseinander, das er weitgehend für eine Legende hielt.<ref>Gerland ''Zur Erfindungsgeschichte des Dampfschiffes'', Z. Verein Deutscher Ingenieure, 20, 1876, 461–470, ''Das sog. Dampfschiff Papin’s'', Verein für hessische Geschichte, N.F., 8, 1880, 221–227, ''Papin und die Erfindung des Dampfschiffs'', [[Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft]], 9, 1908, 475–486.</ref> | ||
1878 wurde er Mitglied der [[Leopoldina]].<ref>{{Leopoldina|3345 |Name=Ernst Gerland |Datum=5. April 2015}}</ref> | 1878 wurde er Mitglied der [[Leopoldina]].<ref>{{Leopoldina|3345 |Name=Ernst Gerland |Datum=5. April 2015}}</ref> | ||
Es gibt auch einen gleichnamigen Historiker und Byzantinisten [[Ernst Gerland (Byzantinist)|Ernst Gerland]] (1870–1934), der Professor in Frankfurt und mit ihm verwandt war.<ref>Kurze Biografie von Gerland in Gerhard Lingelbach ''Heinrich Gerland - ein Jenaer Rechtsgelehrter zwischen Republik und Diktatur'', in Bernd-Rüdiger Kern u.a. ''Humaniora. Medizin-Recht-Geschichte. Festschrift für Adolf Laufs zum 70. Geburtstag'', Springer Verlag 2006</ref> Sein Bruder [[Georg Gerland]] (1833–1919) war Ethnologe, Geograph und Geophysiker, Professor in Straßburg. | Es gibt auch einen gleichnamigen Historiker und Byzantinisten [[Ernst Gerland (Byzantinist)|Ernst Gerland]] (1870–1934), der Professor in Frankfurt und mit ihm verwandt war.<ref>Kurze Biografie von Gerland in Gerhard Lingelbach ''Heinrich Gerland - ein Jenaer Rechtsgelehrter zwischen Republik und Diktatur'', in Bernd-Rüdiger Kern u. a. ''Humaniora. Medizin-Recht-Geschichte. Festschrift für Adolf Laufs zum 70. Geburtstag'', Springer Verlag 2006</ref> Sein Bruder [[Georg Gerland]] (1833–1919) war Ethnologe, Geograph und Geophysiker, Professor in Straßburg. | ||
== Schriften == | == Schriften == | ||
*''Geschichte der Physik von den ältesten Zeiten bis zum Ausgange des achtzehnten Jahrhunderts'', München, Berlin, Oldenbourg 1913 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland: neuere Zeit, Band 24) | * ''Geschichte der Physik von den ältesten Zeiten bis zum Ausgange des achtzehnten Jahrhunderts'', München, Berlin, Oldenbourg 1913 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland: neuere Zeit, Band 24) | ||
*mit [[Ferdinand Traumüller]] ''Geschichte der Physikalischen Experimentierkunst'', Leipzig 1899, Nachdruck Olms 1965 | * mit [[Ferdinand Traumüller]] ''Geschichte der Physikalischen Experimentierkunst'', Leipzig 1899, Nachdruck Olms 1965 | ||
*Herausgabe mit Kommentar: Gottfried Wilhelm Leibniz ''Nachgelassene Schriften physikalischen, mechanischen und technischen Inhalts'', Teubner 1906 | * Herausgabe mit Kommentar: Gottfried Wilhelm Leibniz ''Nachgelassene Schriften physikalischen, mechanischen und technischen Inhalts'', Teubner 1906 | ||
*''Leibnizen´s und Huygen´s Briefwechsel mit Papin nebst der Biographie Papin´s und einigen zugehörigen Briefen und Actenstücken'', Akademie der Wissenschaften, Berlin 1881 | * ''Leibnizen´s und Huygen´s Briefwechsel mit Papin nebst der Biographie Papin´s und einigen zugehörigen Briefen und Actenstücken'', Akademie der Wissenschaften, Berlin 1881 | ||
*''Licht und Wärme'', Leipzig: G. Freytag 1883 | * ''Licht und Wärme'', Leipzig: G. Freytag 1883 | ||
*''Das Thermometer'', Berlin: Habel 1885 | * ''Das Thermometer'', Berlin: Habel 1885 | ||
*''Die Dampfmaschine im achtzehnten Jahrhundert in Deutschland'', Hamburg 1887 | * ''Die Dampfmaschine im achtzehnten Jahrhundert in Deutschland'', Hamburg 1887 | ||
*''Der leere Raum, die Constitution der Körper und der Aether'', Berlin: Habel 1883 | * ''Der leere Raum, die Constitution der Körper und der Aether'', Berlin: Habel 1883 | ||
*''Die Anwendung der Elektricität bei registrirenden Apparaten'', Wien: Hartleben 1887 | * ''Die Anwendung der Elektricität bei registrirenden Apparaten'', Wien: Hartleben 1887 | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* {{NDB|6|303|304|Gerland, Anton Werner Ernst|[[Friedrich Klemm]]|117536873}} | * {{NDB|6|303|304|Gerland, Anton Werner Ernst|[[Friedrich Klemm]]|117536873}} | ||
*Eintrag in Rudolf Vierhaus (Hrsg.) ''[[Deutsche Biographische Enzyklopädie]]'', 2. Auflage, K. G. Saur 2006 | * Eintrag in Rudolf Vierhaus (Hrsg.) ''[[Deutsche Biographische Enzyklopädie]]'', 2. Auflage, K. G. Saur 2006 | ||
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Anton Werner Ernst Gerland (* 16. März 1838 in Kassel; † 22. März 1910 in Clausthal) war ein deutscher Wissenschafts- und Technikhistoriker, der über die Geschichte der Physik schrieb. Er war Professor für Physik an der Bergakademie Clausthal.
Gerland stammte aus einer Kasseler Offiziersfamilie, sein Vater Balthasar Gerland (1795–1861) war Generalmajor in Kurhessen. Er studierte an der Höheren Gewerbeschule in Kassel und danach am Polytechnikum in Karlsruhe Maschinenbau und ab 1859 Mathematik und Physik an der Universität Marburg mit der Promotion 1864 bei Adolf Wüllner (Über das Verhalten zweier Salze in Lösung). Danach war er Hilfslehrer am Gymnasium in Kassel, 1867 kurz Assistent bei Wüllner bei Potsdam und ging ab 1867 als Assistent von Pieter Leonard Rijke an das Physikalische Institut der Universität Leiden, an dem er sich in Physik habilitierte. Er nahm am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil und war ab 1872 Lehrer für Mathematik und Physik an der Höheren Gewerbeschule in Kassel. 1888 wurde er Dozent an der Bergakademie Clausthal und war dort ab 1892 Professor für Physik und Elektrotechnik.
Er schrieb Aufsätze zur Technikgeschichte und eine Geschichte der Physik und gab physikalisch-technische Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz heraus. Er setzte sich auch mit dem sogenannten Dampfschiff von Denis Papin auseinander, das er weitgehend für eine Legende hielt.[1]
1878 wurde er Mitglied der Leopoldina.[2]
Es gibt auch einen gleichnamigen Historiker und Byzantinisten Ernst Gerland (1870–1934), der Professor in Frankfurt und mit ihm verwandt war.[3] Sein Bruder Georg Gerland (1833–1919) war Ethnologe, Geograph und Geophysiker, Professor in Straßburg.
Personendaten | |
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NAME | Gerland, Ernst |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Wissenschaftshistoriker und Physiker |
GEBURTSDATUM | 16. März 1838 |
GEBURTSORT | Kassel |
STERBEDATUM | 22. März 1910 |
STERBEORT | Clausthal |