Goetz Oertel: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Goetz Oertel''' (* [[24. August]] [[1934]] in [[Sztum|Stuhm]], [[Westpreußen]]) ist ein deutsch-amerikanischer [[Physiker]] und Wissenschaftsmanager in den [[USA]].
'''Goetz Oertel''' (* [[24. August]] [[1934]] in [[Sztum|Stuhm]], [[Ostpreußen]]; † [[18. Mai]] [[2021]] in [[Potomac (Maryland)]]) war ein deutsch-amerikanischer Physiker und Wissenschaftsmanager in den Vereinigten Staaten.


== Jugend ==
== Jugend ==
Im Januar 1945 floh Oertel mit seinen Eltern, dem Mühlendirektor Egon Oertel und seiner Frau Margarete geb. Wittek, nach Westen, zunächst nach [[Gransee]] in [[Brandenburg]], dann nach [[Triptis]] in [[Thüringen]], wo nicht die [[Rote Armee]], sondern US-amerikanische Truppen einmarschierten. Als Thüringen infolge des [[Potsdamer Abkommen]]s den Sowjets übergeben wurde, ging es, wieder mit Pferd und Wagen, zum dritten Mal weiter, nach [[Öhringen]] in [[Württemberg]]. Der Vater ernährte die Familie mit seinem Steckenpferd, der [[Genealogie]].
Oertels Eltern waren der Mühlendirektor Egon Oertel und seine Frau Margarete geb. Wittek. Im Januar 1945 floh die Familie nach Westen, zunächst nach [[Gransee]] in [[Brandenburg]], dann nach [[Triptis]] in [[Thüringen]]. Dort marschierte nicht wie erhofft die [[United States Army]], sondern die [[Rote Armee]] ein. Als Thüringen infolge des [[Potsdamer Abkommen]]s den Sowjets übergeben wurde, ging es, wieder mit Pferd und Wagen, zum dritten Mal weiter, nach [[Öhringen]] in [[Württemberg]]. Der Vater ernährte die Familie mit seinem Steckenpferd, der [[Genealogie]]. Nach dem Abitur am [[Robert-Mayer-Gymnasium (Heilbronn)|Robert-Mayer-Gymnasium]] in [[Heilbronn]] und einem Industriepraktikum bei der [[AEG]] in [[Stuttgart]] begann Oertel im Sommersemester 1953 Physik an der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]] zu studieren. Als Sohn eines [[Corps Masovia Königsberg zu Potsdam|Masuren]] wurde er 1954 im Corps Palaiomarchia-Masovia aktiv. Er focht vier [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensuren]] und zeichnete sich als [[Senior (Studentenverbindung)|Senior]] aus.<ref>Kösener Corpslisten 1960, 76/56</ref> Später trug er nur die Bänder des [[Corps Masovia Königsberg zu Potsdam|Corps Masovia]] und des [[Corps Palaiomarchia]].
 
Nach dem Abitur am [[Robert-Mayer-Gymnasium (Heilbronn)|Robert-Mayer-Gymnasium]] in [[Heilbronn]] und einem Industriepraktikum bei der [[AEG]] in [[Stuttgart]] begann Oertel im Sommersemester 1953 Physik an der [[Christian-Albrechts-Universität]] in [[Kiel]] zu studieren. Als Sohn eines [[Corps Masovia Königsberg zu Potsdam|Masuren]] wurde er 1954 im [[Corps]] Palaiomarchia-Masovia aktiv. Er focht vier [[Mensur (Studentenverbindung)|Mensuren]] und bewährte sich als [[Senior (Studentenverbindung)|Senior]].<ref>[[Kösener Corpslisten]] 1960, '''76''', 56</ref>


== Physiker in den USA ==
== Physiker in den USA ==
Mit einem [[Fulbright-Stipendium]] folgte er im September 1957 seinem [[Doktorvater]] in die USA. An der [[University of Maryland]] erhielt er eine Assistentenstelle in Physik. 1960 heiratete er Brigitte Beckmann. Er wurde Nachbar und Freund von [[Karl-Ludwig Stellmacher]].
Mit einem [[Fulbright-Stipendium]] folgte er im September 1957 seinem [[Doktorvater]] in die USA. An der [[University of Maryland]] erhielt er eine Assistentenstelle in Physik. Er wurde Nachbar und Freund von [[Karl-Ludwig Stellmacher]]. Nach der [[Promotion (Doktor)|Promotion]] ([[Ph.D.]]) stellte ihn die [[NASA]] im Januar 1963 in ihrem [[Langley Research Center]] als Forscher ein, setzte seine [[Staatsbürgerschaft#Erwerb durch Einbürgerung (Naturalisation)|Einbürgerung]] durch und übertrug ihm die Leitung eines laufenden Projekts. Die Ingenieure von NASA und [[General Electric]] mussten von ihm überzeugt werden, dass das Projekt nicht durchführbar war und grundlegend umstrukturiert werden musste. Die experimentellen Untersuchungsergebnisse der [[Dissertation]] wurden publiziert und mündeten in zwei [[Patent]]en.
 
Nach der [[Promotion (Doktor)|Promotion]] ([[Ph.D.]]) stellte ihn die [[NASA]] im Januar 1963 in ihrem [[Langley Research Center]] als Forscher ein, setzte seine [[Staatsbürgerschaft#Erwerb durch Einbürgerung (Naturalisation)|Einbürgerung]] durch und übertrug ihm die Leitung eines laufenden Projekts. Die Ingenieure von [[NASA]] und [[General Electric]] mussten von ihm überzeugt werden, dass das Projekt nicht durchführbar war und grundlegend umstrukturiert werden musste. Die experimentellen Untersuchungsergebnisse der [[Dissertation]] wurden publiziert und mündeten in zwei [[Patent]]anmeldungen.


=== Sonnenphysik ===
=== Sonnenphysik ===
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=== Kernenergie ===
=== Kernenergie ===
Die [[Kabinett Nixon|Regierung Nixon]] schrieb 1974 erstmals ein bundesweites ''Federal Executive Development Program'' aus, das die Isolierung der Bundesministerien durchbrechen sollte, insbesondere unter den höheren Beamten (''super-grades''). Gefordert war mehr „Management“ als reine Sachkenntnis. Etwa 8.000 „mittlere“ Beamte bewarben sich um 25 Stellen. Oertel wurde angenommen und hatte die „freie Wahl“ unter den Ministerien. Nach dem Einweisungslehrgang in [[Charlottesville]] ([[South Carolina]]) war er jeweils ein halbes Jahr Wissenschaftsberater des Präsidenten und im ''Office of Management and Budget'' – Abteilung Raumfahrt, Wissenschaft und Energie – im Präsidialamt. 1975 wurde er Leiter des Astronomieprogramms im Wissenschaftsministerium, 1976 Stabschef des ''Assistant Administrator'' für Kernenergie (ERDA) und von 1977 bis 1984 Direktor für Kernenergieanlagen (einschließlich nuklearer Beiprodukte und Abfall im Bereich Verteidigung) im neuen Energieministerium. Versetzungen an das [[Savannah River Site]] in [[South Carolina]] und nach [[Albuquerque]] brachten die Verantwortung für 32.000 Angestellte und einen Haushalt von 3 Milliarden Dollar.
Das [[Kabinett Nixon]] schrieb 1974 erstmals ein bundesweites ''Federal Executive Development Program'' aus, das die Isolierung der Bundesministerien durchbrechen sollte, insbesondere unter den höheren Beamten (''super-grades''). Gefordert war mehr „Management“ als reine Sachkenntnis. Etwa 8.000 „mittlere“ Beamte bewarben sich um 25 Stellen. Oertel wurde angenommen und hatte die „freie Wahl“ unter den Ministerien. Nach dem Einweisungslehrgang in [[Charlottesville]] ([[South Carolina]]) war er jeweils ein halbes Jahr Wissenschaftsberater des Präsidenten und im ''Office of Management and Budget'' – Abteilung Raumfahrt, Wissenschaft und Energie – im Präsidialamt. 1975 wurde er Leiter des Astronomieprogramms im Wissenschaftsministerium, 1976 Stabschef des ''Assistant Administrator'' für Kernenergie (ERDA) und von 1977 bis 1984 Direktor für Kernenergieanlagen (einschließlich nuklearer Beiprodukte und Abfall im Bereich Verteidigung) im neuen Energieministerium. Versetzungen an das [[Savannah River Site]] in South Carolina und nach [[Albuquerque]] brachten die Verantwortung für 32.000 Angestellte und einen Haushalt von 3 Milliarden Dollar.


=== Astronomie ===
=== Astronomie ===
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== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
Oertel und seine Frau haben eine Tochter und einen Sohn. Oertel ist Angehöriger der Corps [[Corps Masovia Königsberg zu Potsdam|Masovia]] und [[Corps Palaiomarchia|Palaiomarchia]]. Er engagiert sich im [[Cosmos Club]] in [[Washington, D.C.]]<ref>[https://publishing.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/oral-histories/4803 CV Oertel (Interview)]</ref><ref>[[Jürgen Herrlein]], Amella Mai (Hg.): ''Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Corps Masovia 1823 bis 2005''. Potsdam 2006</ref>
Verheiratet war Oertel seit 1960 mit Brigitte geb. Beckmann. Der Ehe entstammen eine Tochter und ein Sohn. Er engagierte sich im [[Cosmos Club]] in [[Washington, D.C.]]<ref>[https://publishing.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/oral-histories/4803 CV Oertel (Interview)]</ref><ref>''Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Corps Masovia 1823 bis 2005''. Potsdam 2006</ref> Als Gutachter für das Polarprogramm der [[National Science Foundation]] kam er im November 1993 über [[Christchurch]] und die [[McMurdo-Station]] an den [[Südpol]].<ref>Oertel II: ''Am Südpol''. Corpszeitung der Altmärker-Masuren 92 (1994), S. 230–233.</ref> [[Burkhart Oertel]] ist ein jüngerer Bruder.


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
Für die [[National Academy of Sciences]], für Stiftungen und Universitäten, für nord- und südamerikanische Wissenschaftsministerien arbeitet Oertel nach wie vor. ''The National Academies'' wählten ihn zum ''Associate'' auf Lebenszeit. Die [[American Society of Mechanical Engineers]] verlieh ihm den [[Dixy Lee Ray]]-Preis. Die [[Internationale Astronomische Union]] benannte einen [[Asteroid]]en nach ihm: [[(5074) Goetzoertel]].
Auch im Ruhestand arbeitete Oertel für die [[National Academy of Sciences]], für Stiftungen und Universitäten und für nord- und südamerikanische Wissenschaftsministerien. ''The National Academies'' wählten ihn zum Associate auf Lebenszeit. Die [[American Society of Mechanical Engineers]] verlieh ihm den [[Dixy Lee Ray|Dixy-Lee-Ray]]-Preis. Die [[Internationale Astronomische Union]] benannte einen [[Asteroid]]en nach ihm: [[(5074) Goetzoertel]].


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|KURZBESCHREIBUNG=deutsch-amerikanischer Physiker
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Aktuelle Version vom 23. Mai 2021, 18:15 Uhr

Goetz Oertel (* 24. August 1934 in Stuhm, Ostpreußen; † 18. Mai 2021 in Potomac (Maryland)) war ein deutsch-amerikanischer Physiker und Wissenschaftsmanager in den Vereinigten Staaten.

Jugend

Oertels Eltern waren der Mühlendirektor Egon Oertel und seine Frau Margarete geb. Wittek. Im Januar 1945 floh die Familie nach Westen, zunächst nach Gransee in Brandenburg, dann nach Triptis in Thüringen. Dort marschierte nicht wie erhofft die United States Army, sondern die Rote Armee ein. Als Thüringen infolge des Potsdamer Abkommens den Sowjets übergeben wurde, ging es, wieder mit Pferd und Wagen, zum dritten Mal weiter, nach Öhringen in Württemberg. Der Vater ernährte die Familie mit seinem Steckenpferd, der Genealogie. Nach dem Abitur am Robert-Mayer-Gymnasium in Heilbronn und einem Industriepraktikum bei der AEG in Stuttgart begann Oertel im Sommersemester 1953 Physik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zu studieren. Als Sohn eines Masuren wurde er 1954 im Corps Palaiomarchia-Masovia aktiv. Er focht vier Mensuren und zeichnete sich als Senior aus.[1] Später trug er nur die Bänder des Corps Masovia und des Corps Palaiomarchia.

Physiker in den USA

Mit einem Fulbright-Stipendium folgte er im September 1957 seinem Doktorvater in die USA. An der University of Maryland erhielt er eine Assistentenstelle in Physik. Er wurde Nachbar und Freund von Karl-Ludwig Stellmacher. Nach der Promotion (Ph.D.) stellte ihn die NASA im Januar 1963 in ihrem Langley Research Center als Forscher ein, setzte seine Einbürgerung durch und übertrug ihm die Leitung eines laufenden Projekts. Die Ingenieure von NASA und General Electric mussten von ihm überzeugt werden, dass das Projekt nicht durchführbar war und grundlegend umstrukturiert werden musste. Die experimentellen Untersuchungsergebnisse der Dissertation wurden publiziert und mündeten in zwei Patenten.

Sonnenphysik

1967 bot ihm das Headquarters der NASA eine Leitende Stelle in Washington, D.C. an und ermöglichte die Fortführung der theoretischen Arbeit. Als er zum Programmleiter des „ATM“ auf Skylab ernannt, mit immer mehr Funktionen betraut und schließlich zum Chief of Solar Physics gemacht worden war, musste die experimentelle Arbeit (mit Erfolg) beendet werden.

Kernenergie

Das Kabinett Nixon schrieb 1974 erstmals ein bundesweites Federal Executive Development Program aus, das die Isolierung der Bundesministerien durchbrechen sollte, insbesondere unter den höheren Beamten (super-grades). Gefordert war mehr „Management“ als reine Sachkenntnis. Etwa 8.000 „mittlere“ Beamte bewarben sich um 25 Stellen. Oertel wurde angenommen und hatte die „freie Wahl“ unter den Ministerien. Nach dem Einweisungslehrgang in Charlottesville (South Carolina) war er jeweils ein halbes Jahr Wissenschaftsberater des Präsidenten und im Office of Management and Budget – Abteilung Raumfahrt, Wissenschaft und Energie – im Präsidialamt. 1975 wurde er Leiter des Astronomieprogramms im Wissenschaftsministerium, 1976 Stabschef des Assistant Administrator für Kernenergie (ERDA) und von 1977 bis 1984 Direktor für Kernenergieanlagen (einschließlich nuklearer Beiprodukte und Abfall im Bereich Verteidigung) im neuen Energieministerium. Versetzungen an das Savannah River Site in South Carolina und nach Albuquerque brachten die Verantwortung für 32.000 Angestellte und einen Haushalt von 3 Milliarden Dollar.

Astronomie

Als Deputy Assistant Secretary kam er 1985 in das Energieministerium zurück. Mit den Folgen des Challenger-Unglücks und der Katastrophe von Tschernobyl befasst, kam ihm die Berufung zum Präsidenten und Chief Executive der AURA recht. Als non-profit-Gesellschaft betreibt sie u. a. das Hubble-Teleskop, Stern- und Sonnenwarten in Arizona, New Mexico und Chile, neuerdings auch die Gemini-Teleskope in Hawaii und Chile. Nach dreizehn erfolgreichen Jahren lehnte Oertel die angebotene Verlängerung um fünf Jahre ab.[2]

Sonstiges

Verheiratet war Oertel seit 1960 mit Brigitte geb. Beckmann. Der Ehe entstammen eine Tochter und ein Sohn. Er engagierte sich im Cosmos Club in Washington, D.C.[3][4] Als Gutachter für das Polarprogramm der National Science Foundation kam er im November 1993 über Christchurch und die McMurdo-Station an den Südpol.[5] Burkhart Oertel ist ein jüngerer Bruder.

Ehrungen

Auch im Ruhestand arbeitete Oertel für die National Academy of Sciences, für Stiftungen und Universitäten und für nord- und südamerikanische Wissenschaftsministerien. The National Academies wählten ihn zum Associate auf Lebenszeit. Die American Society of Mechanical Engineers verlieh ihm den Dixy-Lee-Ray-Preis. Die Internationale Astronomische Union benannte einen Asteroiden nach ihm: (5074) Goetzoertel.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 76/56
  2. Goetz Oertel Retires as President of AURA
  3. CV Oertel (Interview)
  4. Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Corps Masovia 1823 bis 2005. Potsdam 2006
  5. Oertel II: Am Südpol. Corpszeitung der Altmärker-Masuren 92 (1994), S. 230–233.