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'''Holger Bech Nielsen''' (* [[25. August]] [[1941]] in [[Kopenhagen]]) ist ein [[Dänemark|dänischer]] theoretischer Physiker und hatte von 1990 bis 2012 den Lehrstuhl für Hochenergiephysik am [[Niels-Bohr-Institut]] der [[Universität Kopenhagen]] inne.<ref>Lars Henrik Aagaard: [http://www.b.dk/viden/finurlig-fysiker-siger-farvel Pfiffiger Physiker sagt Auf Wiedersehen (dän.)] Berlingske online, 1. September 2012</ref> Nielsen ist in Dänemark wegen seiner öffentlichen Vorträge und TV-Beiträge bekannt und für seine originellen, manchmal spekulativen Ideen zur Teilchenphysik. | '''Holger Bech Nielsen''' (* [[25. August]] [[1941]] in [[Kopenhagen]]) ist ein [[Dänemark|dänischer]] theoretischer Physiker und hatte von 1990 bis 2012 den Lehrstuhl für Hochenergiephysik am [[Niels-Bohr-Institut]] der [[Universität Kopenhagen]] inne.<ref>Lars Henrik Aagaard: [http://www.b.dk/viden/finurlig-fysiker-siger-farvel Pfiffiger Physiker sagt Auf Wiedersehen (dän.)] Berlingske online, 1. September 2012</ref> Nielsen ist in Dänemark wegen seiner öffentlichen Vorträge und TV-Beiträge bekannt und für seine originellen, manchmal spekulativen Ideen zur Teilchenphysik. | ||
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Nielsen studierte ab 1961 in Kopenhagen Physik und promovierte 1968 am Niels-Bohr-Institut über „Einige Konsequenzen aus der Selbstkonsistenz des Quarkmodells“. 1969 bis 1971 war er Fellow des [[Nordita]] in Kopenhagen und 1971/72 Gastwissenschaftler am [[CERN]] (erneut 1999/2000). 1973 bis 1985 war er Dozent am Niels-Bohr-Institut, anschließend wurde er dort Research-Professor, ab 1990 ordentlicher Professor für Hochenergiephysik. | Nielsen studierte ab 1961 in Kopenhagen Physik und promovierte 1968 am Niels-Bohr-Institut über „Einige Konsequenzen aus der Selbstkonsistenz des Quarkmodells“. 1969 bis 1971 war er Fellow des [[Nordita]] in Kopenhagen und 1971/72 Gastwissenschaftler am [[CERN]] (erneut 1999/2000). 1973 bis 1985 war er Dozent am Niels-Bohr-Institut, anschließend wurde er dort Research-Professor, ab 1990 ordentlicher Professor für Hochenergiephysik. | ||
Verschiedene theoretische Konzepte sind nach ihm benannt. Mit Poul Olesen führte er 1973 den Nielsen-Olesen-Vertex und Nielsen-Olesen Wirbel im Rahmen der frühen [[Stringtheorie]] ein.<ref>Nielsen, Olsen, “A vortex line model for dual strings”, Nuclear Physics B 61, 1973, S.45</ref> und mit Koba 1974 Koba-Nielsen-Variable und KNO-Scaling (Koba-Nielsen-Olesen-Scaling)<ref>Koba, Nielsen, Olesen, Scaling of multiplicity distributions in high energy hadron scattering, Nuclear Physics B 40, 1972, S.317</ref> | Verschiedene theoretische Konzepte sind nach ihm benannt. Mit Poul Olesen führte er 1973 den Nielsen-Olesen-Vertex und Nielsen-Olesen Wirbel im Rahmen der frühen [[Stringtheorie]] ein.<ref>Nielsen, Olsen, “A vortex line model for dual strings”, Nuclear Physics B 61, 1973, S. 45</ref> und mit Koba 1974 Koba-Nielsen-Variable und KNO-Scaling (Koba-Nielsen-Olesen-Scaling)<ref>Koba, Nielsen, Olesen, Scaling of multiplicity distributions in high energy hadron scattering, Nuclear Physics B 40, 1972, S. 317</ref> Das [[Nielsen-Ninomiya-Theorem]] erklärt, warum es so schwierig ist, (chirale) Fermionen auf dem Gitter darzustellen. Entweder hat man Fermionen-Verdopplungen oder gebrochene chirale Symmetrie (also keine Fermionen mit kleiner Masse nahe Null, wie Neutrinos).<ref>Nielsen, Ninomiya „Absence of neutrinos from the lattice“, Teil 1, „Proof by homotopy theory“, Nuclear Physics B 185, 1981, S. 20 (erratum Bd. 195, 1982, S. 541), Teil 2 „Intuitive topological proof“, Nuclear Physics B 193, 1981, S. 173</ref> Froggatt und Nielsen diskutieren spontan gebrochene Familien-Symmetrie zur Erklärung der Massen-Hierarchie in den drei Fermion-Familien (Froggatt-Nielsen-Mechanismus).<ref>Froggatt, Nielsen, Hierarchy of quark masses, Cabibbo angles and CP violation, Nuclear Physics B 147, 1979, S. 277–298</ref> | ||
Das [[Nielsen-Ninomiya-Theorem]] erklärt, warum es so schwierig ist, (chirale) Fermionen auf dem Gitter darzustellen. Entweder hat man Fermionen-Verdopplungen oder gebrochene chirale Symmetrie (also keine Fermionen mit kleiner Masse nahe Null, wie Neutrinos).<ref>Nielsen, Ninomiya „Absence of neutrinos from the lattice“, Teil 1, „Proof by homotopy theory“, Nuclear Physics B 185, 1981, S.20 (erratum Bd.195, 1982, S.541), Teil 2 „Intuitive topological proof“, Nuclear Physics B 193, 1981, S.173</ref> Froggatt und Nielsen diskutieren spontan gebrochene Familien-Symmetrie zur Erklärung der Massen-Hierarchie in den drei Fermion-Familien (Froggatt-Nielsen-Mechanismus).<ref>Froggatt, Nielsen, Hierarchy of quark masses, Cabibbo angles and CP violation, Nuclear Physics B 147, 1979, S. | Der FNNS-Mechanism (Foerster-Nielsen-Ninomiya-Shenker-Mechanismus)<ref>Förster, Nielsen, Ninomiya, Dynamical stability of local gauge symmetry, Light from Chaos, Physics Letters B 94, 1980, S. 135</ref> beschreibt die Entstehung exakter Eichsymmetrie auf großen Skalen aus nur angenäherter Symmetrie auf lokaler Ebene. Nielsen verfolgt seit längerer Zeit ein Programm, fundamentale Naturgesetze aus einer zufälligen Dynamik (random dynamics) auf lokaler Ebene zu erklären. | ||
Der FNNS-Mechanism (Foerster-Nielsen-Ninomiya-Shenker-Mechanismus)<ref>Förster, Nielsen, Ninomiya, Dynamical stability of local gauge symmetry, Light from Chaos, Physics Letters B 94, 1980, S.135</ref> beschreibt die Entstehung exakter Eichsymmetrie auf großen Skalen aus nur angenäherter Symmetrie auf lokaler Ebene. Nielsen verfolgt seit längerer Zeit ein Programm, fundamentale Naturgesetze aus einer zufälligen Dynamik (random dynamics) auf lokaler Ebene zu erklären. | |||
Ken Jonson nannte ein Konzept von Nielsen | Ken Jonson nannte ein Konzept von Nielsen u. a. im Chiralen Bag-Modell das „Cheshire Cat Principle“ (CCP)<ref>Nielsen, A.Wirzba „Elementary Structure of Matter“, Springer Proceedings in Physics Bd. 26, 1988, S. Nadkarni, Nielsen, I. ahed, Bosonization relations as bag boundary conditions, Nuclear Physics B 253, 1985, S. 308</ref>, nach dem Verschwinden des Lächelns mit der [[Cheshire Cat|Cheshire-Katze]] selbst in [[Lewis Carroll]]s „[[Alice im Wunderland]]“. Eine fundamentale Theorie mit Fermionen „verschwindet“ in der Niedrigenergie-QCD in einer effektiven Mesonen-Theorie. Die eine Theorie wird für die Beschreibung des Nukleons im Bag benutzt (Quarks, Gluonen), die andere außerhalb. Am Rand des Bags werden Parameter beider Theorien angepasst. Das CCP sagt, dass die Physik des Modells vom genauen Wert des Radius unabhängig ist. | ||
Er ist Mitglied der [[Königlich Dänische Akademie der Wissenschaften|Dänischen Akademie der Wissenschaften]] und der [[Norwegische Akademie der Wissenschaften|Norwegischen Akademie der Wissenschaften]]. 2001 erhielt er den deutschen [[Humboldt-Forschungspreis]]. | Er ist Mitglied der [[Königlich Dänische Akademie der Wissenschaften|Dänischen Akademie der Wissenschaften]] und der [[Norwegische Akademie der Wissenschaften|Norwegischen Akademie der Wissenschaften]]. 2001 erhielt er den deutschen [[Humboldt-Forschungspreis]]. |
Holger Bech Nielsen (* 25. August 1941 in Kopenhagen) ist ein dänischer theoretischer Physiker und hatte von 1990 bis 2012 den Lehrstuhl für Hochenergiephysik am Niels-Bohr-Institut der Universität Kopenhagen inne.[1] Nielsen ist in Dänemark wegen seiner öffentlichen Vorträge und TV-Beiträge bekannt und für seine originellen, manchmal spekulativen Ideen zur Teilchenphysik.
Nielsen studierte ab 1961 in Kopenhagen Physik und promovierte 1968 am Niels-Bohr-Institut über „Einige Konsequenzen aus der Selbstkonsistenz des Quarkmodells“. 1969 bis 1971 war er Fellow des Nordita in Kopenhagen und 1971/72 Gastwissenschaftler am CERN (erneut 1999/2000). 1973 bis 1985 war er Dozent am Niels-Bohr-Institut, anschließend wurde er dort Research-Professor, ab 1990 ordentlicher Professor für Hochenergiephysik.
Verschiedene theoretische Konzepte sind nach ihm benannt. Mit Poul Olesen führte er 1973 den Nielsen-Olesen-Vertex und Nielsen-Olesen Wirbel im Rahmen der frühen Stringtheorie ein.[2] und mit Koba 1974 Koba-Nielsen-Variable und KNO-Scaling (Koba-Nielsen-Olesen-Scaling)[3] Das Nielsen-Ninomiya-Theorem erklärt, warum es so schwierig ist, (chirale) Fermionen auf dem Gitter darzustellen. Entweder hat man Fermionen-Verdopplungen oder gebrochene chirale Symmetrie (also keine Fermionen mit kleiner Masse nahe Null, wie Neutrinos).[4] Froggatt und Nielsen diskutieren spontan gebrochene Familien-Symmetrie zur Erklärung der Massen-Hierarchie in den drei Fermion-Familien (Froggatt-Nielsen-Mechanismus).[5] Der FNNS-Mechanism (Foerster-Nielsen-Ninomiya-Shenker-Mechanismus)[6] beschreibt die Entstehung exakter Eichsymmetrie auf großen Skalen aus nur angenäherter Symmetrie auf lokaler Ebene. Nielsen verfolgt seit längerer Zeit ein Programm, fundamentale Naturgesetze aus einer zufälligen Dynamik (random dynamics) auf lokaler Ebene zu erklären.
Ken Jonson nannte ein Konzept von Nielsen u. a. im Chiralen Bag-Modell das „Cheshire Cat Principle“ (CCP)[7], nach dem Verschwinden des Lächelns mit der Cheshire-Katze selbst in Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“. Eine fundamentale Theorie mit Fermionen „verschwindet“ in der Niedrigenergie-QCD in einer effektiven Mesonen-Theorie. Die eine Theorie wird für die Beschreibung des Nukleons im Bag benutzt (Quarks, Gluonen), die andere außerhalb. Am Rand des Bags werden Parameter beider Theorien angepasst. Das CCP sagt, dass die Physik des Modells vom genauen Wert des Radius unabhängig ist.
Er ist Mitglied der Dänischen Akademie der Wissenschaften und der Norwegischen Akademie der Wissenschaften. 2001 erhielt er den deutschen Humboldt-Forschungspreis.
Personendaten | |
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NAME | Nielsen, Holger Bech |
KURZBESCHREIBUNG | dänischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 25. August 1941 |
GEBURTSORT | Kopenhagen |