Nir Shaviv: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Nir Shaviv YulongMtn2009.jpg|thumb|200px|Nir Shaviv, 2009]]
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'''Nir Joseph Shaviv''' ({{heS|ניר יוסף שביב}}&lrm;; * [[6. Juli]] [[1972]] in [[Ithaca (New York)|Ithaca]], New York) ist ein israelisch-amerikanischer [[Physiker]]. Er ist Professor am Racah Institut für Physik der [[Hebräische Universität Jerusalem|Hebräischen Universität Jerusalem]].<ref>{{cite web | title=Prof. Nir J. Shaviv - personal web-page at the Recah Institute of Physics | publisher=[[Hebräische Universität Jerusalem|Hebrew University of Jerusalem]] | url=http://www.phys.huji.ac.il/~shaviv/ | accessdate=2007-04-18}}</ref>
'''Nir Joseph Shaviv''' ({{heS|ניר יוסף שביב}}&lrm;; * [[6. Juli]] [[1972]] in [[Ithaca (New York)|Ithaca]], New York) ist ein [[Israel|israelisch]]-[[Vereinigte Staaten|US]]-amerikanischer [[Physiker]]. Er ist Professor am Racah-Institut für Physik der [[Hebräische Universität Jerusalem|Hebräischen Universität Jerusalem]].<ref>{{cite web | title=Prof. Nir J. Shaviv - personal web-page at the Racah Institute of Physics | publisher=[[Hebräische Universität Jerusalem|Hebrew University of Jerusalem]] | url=http://www.phys.huji.ac.il/~shaviv/ | accessdate=2007-04-18}}</ref> Shaviv bestreitet den [[Globale Erwärmung|menschengemachten Klimawandel]], ist in verschiedenen Klimaleugnerorganisationen aktiv und gilt als einer der „Stars“ der internationalen [[Klimawandelleugnung#Organisierte Klimaleugnerszene|Klimaleugnerszene]].<ref name="Monitor"/>


== Leben ==
== Leben ==
Shaviv studierte 1987 bis 1990 Physik am Israel Institute of Technology in [[Haifa]] und schloss seinen [[Bachelor|BA]] als Jahrgangsbester ab. Während seines Wehrdiensts bei der [[Israelische Streitkräfte|IDF]] (1990–93) setzte er bereits 1992 seine Studien fort und war Coautor bei ersten Veröffentlichungen zur [[Astrophysik]]. Er erlangte 1994 den [[Master of Science]] in Physik und promovierte 1994 bis 1996. 1996 bis 1999 war er Lee DuBridge Prize Fellow bei der TAPIR (Theoretical Astrophysics Group) am [[California Institute of Technology]]. 1999 bis 2001 war er als [[Post-Doktorand|Postdoc]] beim Kanadischen Institut für Theoretische Astrophysik der [[University of Toronto|Universität Toronto]] und 2001 bis 2006 als Dozent am Racah Institut für Physik der [[Hebräische Universität Jerusalem|Hebräischen Universität Jerusalem]] tätig.
Shaviv studierte 1987 bis 1990 Physik am [[Technion]] in [[Haifa]] und schloss seinen [[Bachelor|BA]] als Jahrgangsbester ab. Während seines Wehrdiensts bei der [[Israelische Streitkräfte|IDF]] (1990–93) setzte er bereits 1992 seine Studien fort und war Coautor bei ersten Veröffentlichungen zur [[Astrophysik]]. Er erlangte 1994 den [[Master of Science]] in Physik und promovierte 1994 bis 1996. 1996 bis 1999 war er ''Lee DuBridge Prize Fellow'' bei der TAPIR (Theoretical Astrophysics Group) am [[California Institute of Technology]]. 1999 bis 2001 war er als [[Postdoc]] beim Kanadischen Institut für Theoretische Astrophysik der [[University of Toronto|Universität Toronto]] und 2001 bis 2006 als Dozent am Racah Institut für Physik der Hebräischen Universität Jerusalem tätig.


== Astrophysik ==
== Astrophysik ==
Innerhalb der Astrophysik wurde er zu seinen Arbeiten zur [[Eddington-Grenze]] bekannt.<ref>[http://www.cita.utoronto.ca/~shaviv/research/research_summary.pdf Summary and Goals Shaviv Nir J.] (PDF; 548&nbsp;kB) 9/2000, Universität Toronto</ref> Er zeigte, dass astrophysikalische Objekte heller sein können, als die Eddington-Grenze vorgibt. Er konnte dabei den Masseverlust bei der [[Eta Carinae]] und bei klassischen [[Nova (Stern)|Novae]] besser deuten.
Innerhalb der Astrophysik wurde er zu seinen Arbeiten zur [[Eddington-Grenze]] bekannt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.cita.utoronto.ca/~shaviv/research/research_summary.pdf |titel=Summary and Goals Shaviv Nir J.|datum=2000-09 |format=PDF; 548&nbsp;kB |hrsg=Universität Toronto |zugriff=1970-01-01 |abruf-verborgen=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20030728061028/https://www.cita.utoronto.ca/~shaviv/research/research_summary.pdf |archiv-datum=2003-07-28}}</ref> Er zeigte, dass astrophysikalische Objekte heller sein können, als die Eddington-Grenze vorgibt. Er konnte dabei den Masseverlust bei der [[Eta Carinae]] und bei klassischen [[Nova (Stern)|Novae]] besser deuten.


== Beitrag zur Klimageschichte und Rekonstruktion ==
== Beitrag zur Klimageschichte und Rekonstruktion ==
[[Datei:GCR+Temperature.jpg|miniatur|[[Kosmische Strahlung]] (schwarz) und gemessene globale Temperatur (rot) von 1951 bis 2006]]
[[Datei:GCR+Temperature.jpg|miniatur|[[Kosmische Strahlung]] (schwarz) und gemessene globale Temperatur (rot) von 1951 bis 2006]]
[[Datei:Paleo-cosmic flux.svg|left|miniatur|[[Kosmische Strahlung]] (rot) und über geochemische Befunde angenommene globale Temperatur (schwarz) bis 500 Millionen Jahre vor unsere Zeitrechnung]]
[[Datei:Paleo-cosmic flux.svg|links|miniatur|[[Kosmische Strahlung]] (rot) und über geochemische Befunde angenommene globale Temperatur (schwarz) bis 500 Millionen Jahre vor unsere Zeitrechnung]]


Shaviv hatte den Einfluss von [[Kosmische Strahlung|Kosmischer Strahlung]] auf Eisen-[[Meteorit]]en und deren Isotopenverteilung untersucht und dabei einen Zusammenhang zwischen Zeiten relativ kühlen Klimas in der Erdgeschichte und erhöhter Kosmischer Strahlung postuliert. Dies nutzte er zu einer Deutung des [[Paradoxon der schwachen, jungen Sonne]] wie des Temperaturverlaufs über die gesamte Erdgeschichte.<ref name="shav">N. J. Shaviv: ''Toward a solution to the early faint Sun paradox: A lower cosmic ray flux from a stronger solar wind.'' In: ''J. Geophys. Res.'' Band 108(A12), 2003, S. 1437. {{DOI|10.1029/2003JA009997}}</ref> Shaviv identifizierte vier Peaks im Fluss kosmischer Strahlung (CRF, Cosmic Ray Flux) auf die Erde in den letzten 500 Millionen Jahren etwa mit einem Abstand von 143 plus/minus 10 Millionen Jahren, die er mit vier Durchgängen der Sonne durch Spiralarme in unserer Galaxie in Verbindung brachte, in denen aufgrund höherer Sterndichte mehr Supernovae auftreten, die Quellen kosmischer Strahlung sind. Den Peaks im CRF entsprachen Minima im globalen Temperaturverlauf. Shaviv arbeitete hier mit [[Jan Veizer]] zusammen.<ref>Shaviv, Veizer ''Celestial driver of phanerozoic climate ?'', GSA Today, Juli 2003, [http://www.geosociety.org/gsatoday/archive/13/ Archiv GSA Today]</ref>
Shaviv hatte den Einfluss von [[Kosmische Strahlung|kosmischer Strahlung]] auf Eisen-[[Meteorit]]en und deren Isotopenverteilung untersucht und dabei einen Zusammenhang zwischen Zeiten relativ kühlen Klimas in der Erdgeschichte und erhöhter kosmischer Strahlung postuliert. Dies nutzte er zu einer Deutung des [[Paradoxon der schwachen, jungen Sonne|Paradoxons der schwachen, jungen Sonne]] wie des Temperaturverlaufs über die gesamte Erdgeschichte.<ref name="shav">N. J. Shaviv: ''Toward a solution to the early faint Sun paradox: A lower cosmic ray flux from a stronger solar wind.'' In: ''J. Geophys. Res.'' Band 108(A12), 2003, S. 1437. {{DOI|10.1029/2003JA009997}}</ref> Shaviv identifizierte vier Peaks im Fluss kosmischer Strahlung (''Cosmic Ray Flux'', CRF) auf die Erde in den letzten 500 Millionen Jahren etwa mit einem Abstand von 143 plus/minus 10 Millionen Jahren, die er mit vier Durchgängen der Sonne durch Spiralarme in unserer [[Milchstraße|Galaxie]] in Verbindung brachte, in denen aufgrund höherer Sterndichte mehr [[Supernova]]e auftreten, die Quellen kosmischer Strahlung sind. Den Peaks im CRF entsprachen Minima im globalen Temperaturverlauf. Shaviv arbeitete hier mit [[Jan Veizer]] zusammen.<ref>Shaviv, Veizer ''Celestial driver of phanerozoic climate ?'', GSA Today, Juli 2003, [http://www.geosociety.org/gsatoday/archive/13/ Archiv GSA Today]</ref>


Er bezieht sich dabei auf die Hypothese [[Henrik Svensmark]]s zu einem kühlenden Effekt [[Kosmische Strahlung|Kosmischer Strahlung]] auf das Klima. Demnach hätte als Erklärung des Paradoxons der schwachen jungen Sonne der stärkere [[Sonnenwind]] der jungen Sonne die Erde vor der galaktischen kosmischen Strahlung abgeschirmt.<ref name="shav"/> Experimentelle Ergebnisse aus dem [[CLOUD-Experiment]] am CERN und anderen Experimenten konnten keinen größeren Einfluss kosmischer Strahlung auf die Aerosolbildung (Keime für Wolkenbildung) in der unteren Atmosphäre finden<ref>Siehe auch die Diskussion und Quellenangaben in [[Paradoxon der schwachen, jungen Sonne]], Abschnitt ''Möglicher Klimaeinfluss der galaktischen kosmischen Strahlung''</ref>.
Grundlage für den von Shaviv vermuteten Zusammenhang ist die Hypothese [[Henrik Svensmark]]s zu einem kühlenden Effekt [[Kosmische Strahlung|kosmischer Strahlung]] auf das Klima. Demnach hätte als Erklärung des Paradoxons der schwachen jungen Sonne der stärkere [[Sonnenwind]] der jungen Sonne die Erde vor der galaktischen kosmischen Strahlung abgeschirmt.<ref name="shav"/> Experimentelle Ergebnisse aus dem [[CLOUD-Experiment]] am [[CERN]] und anderen Experimenten konnten keinen größeren Einfluss kosmischer Strahlung auf die [[Aerosol]]bildung (Keime für Wolkenbildung) in der unteren Atmosphäre finden.<ref>Siehe auch die Diskussion und Quellenangaben in [[Paradoxon der schwachen, jungen Sonne]], Abschnitt ''Möglicher Klimaeinfluss der galaktischen kosmischen Strahlung''</ref>


Die von Shaviv angenommene Korrelation zwischen den Spiralarmdurchgängen der Erde und den Eiszeiten in der Erdgeschichte wurde 2009 mit Hinweis auf neuere Thesen zu einer anderen Mechanik der Spiralarmdurchgänge angezweifelt.<ref name="Overholt">Andrew C. Overholt, Adrian L. Melott, Martin Pohl: ''Testing the link between terrestrial climate change and galactic spiral arm transit.'' In: ''The Astrophysical Journal.'' 705, 2009, S. L101–L103. ([http://iopscience.iop.org/1538-4357/705/2/L101/pdf/1538-4357_705_2_L101.pdf PDF])</ref> Eine 2012 bei der [[Royal Astronomical Society]] erschienene Studie<ref name="sv12">[ftp://ftp2.space.dtu.dk/pub/Svensmark/MNRAS_Svensmark2012.pdf Evidence of nearby supernovae affecting life on Earth], von Henrik Svensmark Mon. Not. R. Astron. Soc. 000, 000–000 (0000), 22. April 2012</ref> von [[Henrik Svensmark]] erkennt dagegen einen Zusammenhang zwischen kühlen Klimaperioden auf der Erde und mariner Biodiversität und dem in der Studie rekonstruierten Verlauf der Häufigkeit von Supernovae in der Umgebung der Sonne in den letzten 500 Millionen Jahren.<ref name="sv12"/> Dabei stützte er sich weniger auf eine Rekonstruktion der Durchgänge der Sonne durch die Spiralarme (deren Struktur unsicher ist) der Galaxie, als auf die Analyse von Stern-Clustern in der Sonnenumgebung.<ref name="sv12"/>  
Zahlreiche Forscher äußerten grundsätzliche wissenschaftliche Kritik am methodischen Vorgehen und den Schlussfolgerungen der Arbeiten von Shaviv und Veizer.<ref>{{Literatur |Autor=Stefan Rahmstorf, [[David Archer]], Denton S. Ebel, Otto Eugster, [[Jean Jouzel]], Douglas Maraun, Urs Neu, [[Gavin A. Schmidt]], Jeff Severinghaus, [[Andrew J. Weaver]], Jim Zachos |Titel=Cosmic rays, carbon dioxide and climate |Sammelwerk=Eos |Band=85 |Datum=2004 |Nummer=4 |Online=http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Journals/rahmstorf_etal_eos_2004.pdf |Format=PDF |KBytes=389}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Dana L. Royer, [[Robert A. Berner]], Isabel P. Montañez, Neil J. Tabor, David J. Beerling |Titel=CO<sub>2</sub> as a primary driver of Phanerozoic climate |Sammelwerk=GSA today |Datum=2004-03 |Band=14 |Nummer=3 |DOI=10.1130/1052-5173(2004)014<4:CAAPDO>2.0.CO;2 |Online=https://www.geosociety.org/gsatoday/archive/14/3/pdf/i1052-5173-14-3-4.pdf |Format=PDF |KBytes=627}}</ref>


Eine erhitzte Kontroverse mit dem Klimatologen [[Stefan Rahmstorf]] führte unter anderem zu juristischen Verwicklungen und dem Austausch von Presseerklärungen der zugehörigen Institute.<ref>Dirk Maxeiner: Gleichschaltung des Wissens, in: DIE WELTWOCHE, Ausgabe 06/07 vom 16. Februar 2007</ref><ref>Aynsley J. Kellow: Science and Public Policy: The Virtuous Corruption of Virtual Environmental Science Edward Elgar Publishing, 2007, S. 79ff</ref> Shavivs Blog sciencebits eröffnete dieser, nachdem Rahmstorf versucht hatte, Shavivs Darstellung auf dessen Universitätswebseite juristisch zu unterbinden (Shaviv hatte den Austausch der Wissenschaftler veröffentlicht und Rahmstorf sah darin eine Copyright Verletzung).<ref>[http://www.haaretz.com/who-s-afraid-of-global-warming-1.270005 Who’s afraid of global warming?] Israel News - Haaretz Israeli News source (14/02/2009), von Esti Ahronovitz </ref> Rahmstorf äußerte grundsätzliche Kritik am methodischen Vorgehen und den Schlußfolgerungen der Arbeiten von Shaviv und Veizer.<ref>Rahmstorf ''Cosmic rays, carbon dioxide and climate'', Eos, Band 85, 2004, Nr.4, [http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Journals/rahmstorf_etal_eos_2004.pdf pdf]</ref>  
Die von Shaviv angenommene Korrelation zwischen den Spiralarmdurchgängen der Erde und den Eiszeiten in der Erdgeschichte wurde 2009 mit Hinweis auf neuere Thesen zu einer anderen Mechanik der Spiralarmdurchgänge angezweifelt.<ref name="Overholt">Andrew C. Overholt, Adrian L. Melott, Martin Pohl: ''Testing the link between terrestrial climate change and galactic spiral arm transit.'' In: ''The Astrophysical Journal.'' 705, 2009, S. L101–L103. ([http://iopscience.iop.org/1538-4357/705/2/L101/pdf/1538-4357_705_2_L101.pdf PDF])</ref> Die anhand der Meteoriten beschriebenen Schwankungen kosmischer Strahlung konnten in anderen Arbeiten nicht bestätigt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Smith, David L. Cook, Silke Merchel, Stefan Pavetich, Georg Rugel, Andreas Scharf, Ingo Leya |Titel=The constancy of galactic cosmic rays as recorded by cosmogenic nuclides in iron meteorites |Sammelwerk=Meteoritics and Planetary Science |Datum=2019-12 |DOI=10.1111/maps.13417}}</ref>


2012 unterzeichnete Shaviv mit einer Reihe anderer Wissenschaftler einen offenen Brief, der im  [[Wall Street Journal]] veröffentlicht wurde. <ref>[http://online.wsj.com/article/SB10001424052970204301404577171531838421366.html No Need to Panic About Global Warming] There's no compelling scientific argument for drastic action to 'decarbonize' the world's economy, WSJ 27. Januar 2012</ref> Demnach sei weder eine [[Dekarbonisierung]] noch sonstige drastische Maßnahmen erforderlich. Während seines Forschungsaufenthalt in Princeton als ''IBM Einstein Fellow'' und Mitglied des [[Institute for Advanced Study]] (2014/15) untersucht er den Zusammenhang von Klima und solarer kosmischer Strahlung, die Ausbreitung kosmischer Strahlung in der Galaxie und sehr leuchtstarke Entwicklungsstadien von Sternen jenseits der [[Eddington-Grenze]]. <ref>[https://www.ias.edu/scholars/nir-shaviv Shaviv am IAS]</ref>
Eine 2012 bei der [[Royal Astronomical Society]] erschienene Studie<ref name="sv12">[ftp://ftp2.space.dtu.dk/pub/Svensmark/MNRAS_Svensmark2012.pdf Evidence of nearby supernovae affecting life on Earth], von Henrik Svensmark Mon. Not. R. Astron. Soc. 000, 000–000 (0000), 22. April 2012</ref> von [[Henrik Svensmark]], der ebenfalls den menschengemachten Klimawandel bestreitet und mehrfach mit Shaviv zusammenarbeitete, stellt einen Zusammenhang zwischen kühlen Klimaperioden auf der Erde, mariner [[Biodiversität]] und dem in der Studie rekonstruierten Verlauf der Häufigkeit von Supernovae in der Umgebung der Sonne in den letzten 500 Millionen Jahren her.<ref name="sv12"/> Dabei stützte er sich weniger auf eine Rekonstruktion der Durchgänge der Sonne durch die Spiralarme (deren Struktur unsicher ist) der Galaxie, als auf die Analyse von Stern-Clustern in der Sonnenumgebung.<ref name="sv12"/> Gegen die Hypothesen von einem Klimaeinfluss kosmischer Strahlung auf einer Zeitskala von tausenden Jahren spricht aber, dass keine Korrelation zwischen der Intensität des [[Erdmagnetfeld]]s und [[Klimaproxy]]s gefunden wurde: In diesen Zeiträumen, in denen die die postulierten Prozesse wirken würden, steuert das Erdmagnetfeld maßgeblich, wie viel kosmische Strahlung auf die Erde gelangt. Hätte sie einen signifikanten Klimaeinfluss, müsste es über Millenien eine Korrelation zwischen Magnetfeld und Klima geben. Die Größen konnten aber nicht in Korrelation gebracht werden.<ref>{{Literatur |Autor=Luca Lancia, Simone Galeotti, Catia Grimani, Matthew Huber |Titel=Evidence against a long-term control on Earth climate by Galactic Cosmic Ray Flux |Sammelwerk=Global and Planetary Change |Datum=2019-12 |DOI=10.1016/j.gloplacha.2019.103095}}</ref>
 
Die Studie wurde in Presseerklärungen der Institute Shavivs und Veizers und in einigen Medienberichten dahingehend interpretiert, dass anthropogene Ursachen für die gegenwärtige globale Erwärmung eine untergeordnete Rolle spielen würden. Eine Reihe von Forschern reagierte und wies in einer eigenen Presseerklärung 2003 darauf hin, dass – selbst wenn die Studie korrekt wäre – sie Aussagen über viel längere Zeitskalen trifft als die, in der die globale Erwärmung abläuft, und daher eine solche Interpretation nicht zulässt. Es kam zu einem Austausch von Presseerklärungen der Institute Shavivs und Veizers auf der einen Seite und einer Reihe von anderen Klimaforschern auf der anderen Seite.<ref>{{Internetquelle |autor=Jörg Beer, [[Ulrich Cubasch]], Otto Eugster Claus Fröhlich, [[Gerald Haug]], Fortunat Joos, [[Mojib Latif]], Urs Neu, [[Christian Pfister]], Stefan Rahmstorf, Rolf Sartorius, [[Christian-Dietrich Schönwiese]], [[Wolfgang Seiler]], [[Thomas Stocker]] |titel=Speculation on the influence of galactic cosmic rays on climate is scientifically untenable |datum=2003-10-24 |url=https://www.pik-potsdam.de/news/in-short/archive/2004-2005/pm_Shaviv_Veizer_e.html |zugriff=2018-12-11}}</ref><ref>{{Internetquelle |hrsg=Ruhr Universität Bochum |datum=2003-10-31 |titel=Schlagabtausch über die Ursachen des Treibhauseffekts: Veizer und Shaviv wehren sich gegen Unterstellungen – Zurück zur sachlichen Diskussion in der Klimaforschung |url=https://web.archive.org/web/20031206005928/http://www.pm.ruhr-uni-bochum.de/pm2003/msg00334.htm |zugriff=2018-12-12}}</ref><ref>{{Internetquelle |titel=Response of Shaviv and Veizer (with our comments) |url=https://www.pik-potsdam.de/news/in-short/archive/2004-2005/discussion.html |zugriff=2018-12-12}}</ref> (Der Weltklimarat hielt 2013 in seiner Zusammenfassung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes fest, dass ein hypothetischer Einfluss kosmischer Strahlung auf die Wolkenbedeckung im letzten Jahrhundert jedenfalls zu schwach gewesen war, um das Klima signifikant beeinflusst zu haben.<ref>{{Literatur |Autor=G. Myhre, D. Shindell, F.-M. Bréon, W. Collins, J. Fuglestvedt, J. Huang, D. Koch, J.-F. Lamarque, D. Lee, B. Mendoza, T. Nakajima, A. Robock, G. Stephens, T. Takemura und H. Zhan |Titel=Anthropogenic and Natural Radiative Forcing |Sammelwerk=Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change |Hrsg=T. F. Stocker u.&nbsp;a. |Datum=2013 |Kapitel=8.4.1.5 The Effects of Cosmic Rays on Clouds}}</ref>)
 
== Klimawandelleugnung ==
Shaviv ist [[Klimawandelleugnung|Klimawandelleugner]] und bestreitet den in der Wissenschaft herrschenden Konsens, dass der Mensch der maßgebliche Faktor für die gegenwärtig beobachtete [[globale Erwärmung]] ist. Stattdessen hält er eine veränderte Sonnenaktivität für ausschlaggebend. Shaviv ist ein regelmäßiger Teilnehmer von Klimaleugnerkonferenzen, insbesondere den Veranstaltungen der u.&nbsp;a. von der Erdölindustrie finanzierten Lobbyorganisation [[The Heartland Institute|Heartland Institute]]. Von bestimmten Leugnerorganisationen wie [[CFACT]] und der [[Global Warming Policy Foundation]] wird er als Berater geführt. Eine Beratung von CFACT bestreitet er jedoch. Er trat auch in einem Video für die [[Astroturfing]]-Organisation [[Friends of Science]] auf, für die er den wissenschaftlichen Konsens zur menschengemachten Erderwärmung bestritt.<ref>[https://www.desmogblog.com/nir-shaviv ''Dossier: Nir J. Shaviv'']. In: ''Desmogblog''. Abgerufen am 17. März 2018.</ref> Laut WDR ist er ein „Star der Klimawandel-Leugner-Szene“ und „Dauergast“ bei Konferenzen von [[Europäisches Institut für Klima und Energie|EIKE]].<ref name="Monitor">[https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/klimaskeptiker-100.html ''Klimawandel durch kosmische Strahlung? Klimawandel-Leugner im parlamentarischen Alltag'']. In: ''[[Monitor (Fernsehmagazin)|ARD Monitor]]'', 6. Dezember 2018. Abgerufen am 7. Dezember 2018.</ref> Unter anderem war er 2018<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/rechtspopulismus-weltweit-gefahr-fuer-den-klimaschutz.697.de.html?dram:article_id=435314 ''Rechtspopulismus weltweit Gefahr für den Klimaschutz'']. In: ''[[Deutschlandfunk]]'', 7. Dezember 2018. Abgerufen am 7. Dezember 2018.</ref> und 2017<ref>[http://www.cfact.org/2017/11/09/cfact-co-sponsors-climate-and-energy-conference-with-eike/ ''CFACT co-sponsors climate and energy conference with EIKE'']. Internetseite von [[Committee for a Constructive Tomorrow|CFACT]]. Abgerufen am 17. März 2018.</ref> Gastredner bei einer von EIKE bzw. CFACT und EIKE veranstalteten „Klimakonferenz“ in Düsseldorf.
 
2012 unterzeichnete Shaviv mit einer Reihe anderer Klimaleugner wie [[Richard Lindzen]] und [[William Happer]] einen offenen Brief, der im  [[Wall Street Journal]] veröffentlicht wurde. In diesem warfen sie der Klimaforschung „Alarmismus“ vor, die eine Ausrede dafür sei, die staatliche Bürokratie auszubauen und die Steuern zu erhöhen. Zudem ermögliche diese es Unternehmen, die die Politik verstünden, Subventionen abzugreifen. Stattdessen seien weder eine [[Dekarbonisierung]] noch sonstige drastische Maßnahmen erforderlich.<ref>{{Internetquelle |url=http://online.wsj.com/article/SB10001424052970204301404577171531838421366.html |titel=No Need to Panic About Global Warming |kommentar=kostenpflichtig |zitat=''There's no compelling scientific argument for drastic action to 'decarbonize' the world's economy'' |werk=WSJ |datum=2012-01-27 |sprache=en |zugriff=2018-10-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.theguardian.com/environment/planet-oz/2014/may/23/climate-mccarthyism-confected-outrage-checking-record-global-warming-policy-foundation |titel=The GWPF bemoans state of climate debate – while promoting antagonism |werk=[[The Guardian]] |datum=2014-05-23 |sprache=en |zugriff=2018-10-18}}</ref> Während seines Forschungsaufenthalts in Princeton als ''IBM Einstein Fellow'' und Mitglied des [[Institute for Advanced Study]] (2014/15) untersuchte er den Zusammenhang von Klima und solarer kosmischer Strahlung, die Ausbreitung kosmischer Strahlung in der Galaxie und sehr leuchtstarke Entwicklungsstadien von Sternen jenseits der [[Eddington-Grenze]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ias.edu/scholars/nir-shaviv |titel=Past Member: Nir Shaviv |hrsg=IAS |datum=2015 |zugriff=2018-10-18}}</ref>
 
Im November 2018 trat er auf Einladung der [[Alternative für Deutschland|AfD]] vor dem Umweltausschuss des deutschen Bundestages auf und behauptete, es gebe keinen Beweis für eine menschengemachte Erderwärmung.<ref name="Monitor" />  Zugleich warf der dem Weltklimarat [[Intergovernmental Panel on Climate Change|IPCC]] vor, angebliche Beweise für eine nichtmenschliche Ursache der globalen Erwärmung zu unterdrücken.<ref>[https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw48-pa-umwelt-klima/578906 ''Große Hoffnungen und geringe Erwartungen an die UN-Klimakonferenz'']. Website des Deutschen Bundestages. Abgerufen am 29. April 2018.</ref>


== Privates ==
== Privates ==
Shaviv stammt aus Haifa und wuchs in einer Familie von Wissenschaftlern des dortigen [[Technion]] auf. Dies betraf auch sein Elternhaus, welches von seiner Mutter [[Edna Shaviv]], einer Professorin für Architektur und Städteplanung im Rahmen ihrer Forschung gestaltet wurde. Nirs Vater [[Giora Shaviv]] war als Physiker Dekan der Physikfakultät bei [[Technion]] und stand der israelischen Physikalischen Gesellschaft vor. Aufgrund seiner Jugend wurde Shaviv noch als Professor gelegentlich um den Studentenausweis gebeten, wenn er Bücher aus der Bibliothek entnahm.<ref name="haaretz">[http://www.haaretz.com/hasen/spages/1063707.html Who’s afraid of global warming?] Israel News - Haaretz Israeli News source (14/02/2009), von Esti Ahronovitz </ref>
Shaviv stammt aus Haifa und wuchs in einer Familie von Wissenschaftlern des dortigen Technion auf. Dies betraf auch sein Elternhaus, welches von seiner Mutter [[Edna Shaviv]], einer Professorin für Architektur und Städteplanung im Rahmen ihrer Forschung gestaltet wurde. Nirs Vater [[Giora Shaviv]] war als Physiker Dekan der Physikfakultät des Technion und stand der [[Israelische Physikalische Gesellschaft|Israelischen Physikalischen Gesellschaft]] vor.


Shaviv lebt mit seiner Frau Hila in Jerusalem. Die beiden haben zwei Söhne.
Shaviv lebt mit seiner Frau Hila in Jerusalem. Die beiden haben zwei Söhne.
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== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
* 1996 Auszeichnung der [[Wolf-Preis|Wolf-Stiftung]] für hervorragende Doktoranden
* 1996 Auszeichnung der [[Wolf-Preis|Wolf-Stiftung]] für hervorragende Doktoranden
* 1996 Lee A. DuBridge Stipendium des Caltech
* 1996 [[Lee DuBridge|Lee A. DuBridge]] Stipendium des [[Caltech]]
* 2000 Beatrice Tremaine Stipendium in Kanada
* 2000 Beatrice Tremaine Stipendium in Kanada
* 2004 Siegfried Samuel Wolf Vorlesung für Nuklearphysik
* 2004 Siegfried Samuel Wolf Vorlesung für Nuklearphysik
* 2014 IBM Einstein Fellowship, [[Institute for Advanced Study]], Princeton


== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
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== Aufsätze und Konferenzbeiträge (Auswahl) ==
== Aufsätze und Konferenzbeiträge (Auswahl) ==
* N. J. Shaviv: ''Climate Change and the Cosmic Ray Connection.'' In: ''International Seminar on Nuclear War and Planetary Emergencies – 30thsession.'' Erice, Italy, August 2003. (Ed. R. Ragaini, World Scientific, 2004)
* N. J. Shaviv: ''Climate Change and the Cosmic Ray Connection.'' In: ''International Seminar on Nuclear War and Planetary Emergencies – 30thsession.'' Erice, Italy, August 2003. (Ed. R. Ragaini, World Scientific, 2004)
*{{Literatur
* {{Literatur
  | Autor=Nir Shaviv
  | Autor=Nir Shaviv
  | Titel=Die Rolle der Sonne im Klimawandel des 20. Jahrhunderts
  | Titel=Die Rolle der Sonne im Klimawandel des 20. Jahrhunderts
  | Sammelwerk=Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet. Von [[Fritz Vahrenholt]] und [[Sebastian Lüning]]  
  | Sammelwerk=Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet. Von [[Fritz Vahrenholt]] und [[Sebastian Lüning]]
  | Auflage=
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  | Verlag=Hoffmann und Campe
  | Verlag=Hoffmann und Campe
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  | Jahr=2012
  | Jahr=2012
  | ISBN=3-455-50250-4
  | ISBN=3-455-50250-4
  | Seiten=86-95
  | Seiten=86–95
}}
}}


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* [http://www.phys.huji.ac.il/~shaviv/ Shavivs Profil] auf der Website der [[Hebräische Universität Jerusalem|Universität Jerusalem]]
* [http://www.phys.huji.ac.il/~shaviv/ Shavivs Profil] auf der Website der [[Hebräische Universität Jerusalem|Universität Jerusalem]]
* [http://sciencebits.com/ Shavivs Weblog]
* [http://sciencebits.com/ Shavivs Weblog]
* [http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/6854/highlight/nir&shaviv Porträt Shavivs in der Jüdischen Allgemeinen]
* [https://www.juedische-allgemeine.de/allgemein/kosmische-kraefte Porträt Shavivs in der Jüdischen Allgemeinen]
* [https://www.youtube.com/watch?v=L1n2oq-XIxI ''Prof. Dr. Nir Shaviv: The climatic role of the sun.''] Video auf [[YouTube]] einer Klimakonferenz des [[Europäisches Institut für Klima und Energie|EIKE]] in Berlin, Dez 2010.
* [https://www.youtube.com/watch?v=L1n2oq-XIxI ''Prof. Dr. Nir Shaviv: The climatic role of the sun.''] Video auf [[YouTube]] einer Klimakonferenz des [[Europäisches Institut für Klima und Energie|EIKE]] in Berlin, Dez 2010.


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Aktuelle Version vom 5. Dezember 2021, 10:47 Uhr

Nir Shaviv (2009)

Nir Joseph Shaviv (hebräisch ניר יוסף שביב‎; * 6. Juli 1972 in Ithaca, New York) ist ein israelisch-US-amerikanischer Physiker. Er ist Professor am Racah-Institut für Physik der Hebräischen Universität Jerusalem.[1] Shaviv bestreitet den menschengemachten Klimawandel, ist in verschiedenen Klimaleugnerorganisationen aktiv und gilt als einer der „Stars“ der internationalen Klimaleugnerszene.[2]

Leben

Shaviv studierte 1987 bis 1990 Physik am Technion in Haifa und schloss seinen BA als Jahrgangsbester ab. Während seines Wehrdiensts bei der IDF (1990–93) setzte er bereits 1992 seine Studien fort und war Coautor bei ersten Veröffentlichungen zur Astrophysik. Er erlangte 1994 den Master of Science in Physik und promovierte 1994 bis 1996. 1996 bis 1999 war er Lee DuBridge Prize Fellow bei der TAPIR (Theoretical Astrophysics Group) am California Institute of Technology. 1999 bis 2001 war er als Postdoc beim Kanadischen Institut für Theoretische Astrophysik der Universität Toronto und 2001 bis 2006 als Dozent am Racah Institut für Physik der Hebräischen Universität Jerusalem tätig.

Astrophysik

Innerhalb der Astrophysik wurde er zu seinen Arbeiten zur Eddington-Grenze bekannt.[3] Er zeigte, dass astrophysikalische Objekte heller sein können, als die Eddington-Grenze vorgibt. Er konnte dabei den Masseverlust bei der Eta Carinae und bei klassischen Novae besser deuten.

Beitrag zur Klimageschichte und Rekonstruktion

Kosmische Strahlung (schwarz) und gemessene globale Temperatur (rot) von 1951 bis 2006
Kosmische Strahlung (rot) und über geochemische Befunde angenommene globale Temperatur (schwarz) bis 500 Millionen Jahre vor unsere Zeitrechnung

Shaviv hatte den Einfluss von kosmischer Strahlung auf Eisen-Meteoriten und deren Isotopenverteilung untersucht und dabei einen Zusammenhang zwischen Zeiten relativ kühlen Klimas in der Erdgeschichte und erhöhter kosmischer Strahlung postuliert. Dies nutzte er zu einer Deutung des Paradoxons der schwachen, jungen Sonne wie des Temperaturverlaufs über die gesamte Erdgeschichte.[4] Shaviv identifizierte vier Peaks im Fluss kosmischer Strahlung (Cosmic Ray Flux, CRF) auf die Erde in den letzten 500 Millionen Jahren etwa mit einem Abstand von 143 plus/minus 10 Millionen Jahren, die er mit vier Durchgängen der Sonne durch Spiralarme in unserer Galaxie in Verbindung brachte, in denen aufgrund höherer Sterndichte mehr Supernovae auftreten, die Quellen kosmischer Strahlung sind. Den Peaks im CRF entsprachen Minima im globalen Temperaturverlauf. Shaviv arbeitete hier mit Jan Veizer zusammen.[5]

Grundlage für den von Shaviv vermuteten Zusammenhang ist die Hypothese Henrik Svensmarks zu einem kühlenden Effekt kosmischer Strahlung auf das Klima. Demnach hätte als Erklärung des Paradoxons der schwachen jungen Sonne der stärkere Sonnenwind der jungen Sonne die Erde vor der galaktischen kosmischen Strahlung abgeschirmt.[4] Experimentelle Ergebnisse aus dem CLOUD-Experiment am CERN und anderen Experimenten konnten keinen größeren Einfluss kosmischer Strahlung auf die Aerosolbildung (Keime für Wolkenbildung) in der unteren Atmosphäre finden.[6]

Zahlreiche Forscher äußerten grundsätzliche wissenschaftliche Kritik am methodischen Vorgehen und den Schlussfolgerungen der Arbeiten von Shaviv und Veizer.[7][8]

Die von Shaviv angenommene Korrelation zwischen den Spiralarmdurchgängen der Erde und den Eiszeiten in der Erdgeschichte wurde 2009 mit Hinweis auf neuere Thesen zu einer anderen Mechanik der Spiralarmdurchgänge angezweifelt.[9] Die anhand der Meteoriten beschriebenen Schwankungen kosmischer Strahlung konnten in anderen Arbeiten nicht bestätigt werden.[10]

Eine 2012 bei der Royal Astronomical Society erschienene Studie[11] von Henrik Svensmark, der ebenfalls den menschengemachten Klimawandel bestreitet und mehrfach mit Shaviv zusammenarbeitete, stellt einen Zusammenhang zwischen kühlen Klimaperioden auf der Erde, mariner Biodiversität und dem in der Studie rekonstruierten Verlauf der Häufigkeit von Supernovae in der Umgebung der Sonne in den letzten 500 Millionen Jahren her.[11] Dabei stützte er sich weniger auf eine Rekonstruktion der Durchgänge der Sonne durch die Spiralarme (deren Struktur unsicher ist) der Galaxie, als auf die Analyse von Stern-Clustern in der Sonnenumgebung.[11] Gegen die Hypothesen von einem Klimaeinfluss kosmischer Strahlung auf einer Zeitskala von tausenden Jahren spricht aber, dass keine Korrelation zwischen der Intensität des Erdmagnetfelds und Klimaproxys gefunden wurde: In diesen Zeiträumen, in denen die die postulierten Prozesse wirken würden, steuert das Erdmagnetfeld maßgeblich, wie viel kosmische Strahlung auf die Erde gelangt. Hätte sie einen signifikanten Klimaeinfluss, müsste es über Millenien eine Korrelation zwischen Magnetfeld und Klima geben. Die Größen konnten aber nicht in Korrelation gebracht werden.[12]

Die Studie wurde in Presseerklärungen der Institute Shavivs und Veizers und in einigen Medienberichten dahingehend interpretiert, dass anthropogene Ursachen für die gegenwärtige globale Erwärmung eine untergeordnete Rolle spielen würden. Eine Reihe von Forschern reagierte und wies in einer eigenen Presseerklärung 2003 darauf hin, dass – selbst wenn die Studie korrekt wäre – sie Aussagen über viel längere Zeitskalen trifft als die, in der die globale Erwärmung abläuft, und daher eine solche Interpretation nicht zulässt. Es kam zu einem Austausch von Presseerklärungen der Institute Shavivs und Veizers auf der einen Seite und einer Reihe von anderen Klimaforschern auf der anderen Seite.[13][14][15] (Der Weltklimarat hielt 2013 in seiner Zusammenfassung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes fest, dass ein hypothetischer Einfluss kosmischer Strahlung auf die Wolkenbedeckung im letzten Jahrhundert jedenfalls zu schwach gewesen war, um das Klima signifikant beeinflusst zu haben.[16])

Klimawandelleugnung

Shaviv ist Klimawandelleugner und bestreitet den in der Wissenschaft herrschenden Konsens, dass der Mensch der maßgebliche Faktor für die gegenwärtig beobachtete globale Erwärmung ist. Stattdessen hält er eine veränderte Sonnenaktivität für ausschlaggebend. Shaviv ist ein regelmäßiger Teilnehmer von Klimaleugnerkonferenzen, insbesondere den Veranstaltungen der u. a. von der Erdölindustrie finanzierten Lobbyorganisation Heartland Institute. Von bestimmten Leugnerorganisationen wie CFACT und der Global Warming Policy Foundation wird er als Berater geführt. Eine Beratung von CFACT bestreitet er jedoch. Er trat auch in einem Video für die Astroturfing-Organisation Friends of Science auf, für die er den wissenschaftlichen Konsens zur menschengemachten Erderwärmung bestritt.[17] Laut WDR ist er ein „Star der Klimawandel-Leugner-Szene“ und „Dauergast“ bei Konferenzen von EIKE.[2] Unter anderem war er 2018[18] und 2017[19] Gastredner bei einer von EIKE bzw. CFACT und EIKE veranstalteten „Klimakonferenz“ in Düsseldorf.

2012 unterzeichnete Shaviv mit einer Reihe anderer Klimaleugner wie Richard Lindzen und William Happer einen offenen Brief, der im Wall Street Journal veröffentlicht wurde. In diesem warfen sie der Klimaforschung „Alarmismus“ vor, die eine Ausrede dafür sei, die staatliche Bürokratie auszubauen und die Steuern zu erhöhen. Zudem ermögliche diese es Unternehmen, die die Politik verstünden, Subventionen abzugreifen. Stattdessen seien weder eine Dekarbonisierung noch sonstige drastische Maßnahmen erforderlich.[20][21] Während seines Forschungsaufenthalts in Princeton als IBM Einstein Fellow und Mitglied des Institute for Advanced Study (2014/15) untersuchte er den Zusammenhang von Klima und solarer kosmischer Strahlung, die Ausbreitung kosmischer Strahlung in der Galaxie und sehr leuchtstarke Entwicklungsstadien von Sternen jenseits der Eddington-Grenze.[22]

Im November 2018 trat er auf Einladung der AfD vor dem Umweltausschuss des deutschen Bundestages auf und behauptete, es gebe keinen Beweis für eine menschengemachte Erderwärmung.[2] Zugleich warf der dem Weltklimarat IPCC vor, angebliche Beweise für eine nichtmenschliche Ursache der globalen Erwärmung zu unterdrücken.[23]

Privates

Shaviv stammt aus Haifa und wuchs in einer Familie von Wissenschaftlern des dortigen Technion auf. Dies betraf auch sein Elternhaus, welches von seiner Mutter Edna Shaviv, einer Professorin für Architektur und Städteplanung im Rahmen ihrer Forschung gestaltet wurde. Nirs Vater Giora Shaviv war als Physiker Dekan der Physikfakultät des Technion und stand der Israelischen Physikalischen Gesellschaft vor.

Shaviv lebt mit seiner Frau Hila in Jerusalem. Die beiden haben zwei Söhne.

Auszeichnungen

  • 1996 Auszeichnung der Wolf-Stiftung für hervorragende Doktoranden
  • 1996 Lee A. DuBridge Stipendium des Caltech
  • 2000 Beatrice Tremaine Stipendium in Kanada
  • 2004 Siegfried Samuel Wolf Vorlesung für Nuklearphysik
  • 2014 IBM Einstein Fellowship, Institute for Advanced Study, Princeton

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • C. Elphick, O. Regev und N. J. Shaviv: Dynamics of Fronts in Thermally Bistable Fluids. In: The Astrophysical Journal. Band 392, 1992, S. 106
  • N. J. Shaviv und G. Shaviv: The Mass Distribution in a Merger Model. In: The Astrophysical Journal Letters. Band 412, 1993, S. L25
  • N. J. Shaviv und O. Regev: Interface Dynamics and Domain Growth in Thermally Bistable Fluids. In: Physical Review E. Band 50, 1994, S. 2048
  • N. J. Shaviv und A. Dar: Gamma Ray Bursts from Minijets. In: The Astrophysical Journal. Band 447, 1995, S. 863
  • N. J. Shaviv und G. Shaviv: The Galaxy Mass Distribution in a Collapsing Spherical Cluster. In: The Astrophysical Journal. Band 448, S. 514
  • N. J. Shaviv und A. Dar: Fireballs in Dense Stellar Regions as an Explanation of Gamma-Ray Bursts. In: Mon. Not. of the Royal Astr. Soc. Band 277, 1995, S. 287
  • N. J. Shaviv: The Eddington Luminosity in Multiphased Media. In: The Astrophysical Journal Letters. Band 494, 1998, S. 193
  • N. J. Shaviv: Can Nonlinear Structure Form at the Era of Decoupling?. In: Mon. Not. of the Royal Astr. Soc.. Band 297, 1998, S. 1245
  • A. Dar, A. Laor und N. J. Shaviv: Life extinctions by cosmic ray jets. In: Physical Review Letters. Band 80, 1998, S. 5813
  • N. J. Shaviv: The Porous Atmosphere of eta-Carinae. In: The Astrophysical Journal Letters. Band 532, 2000, S. L137
  • N. J. Shaviv: Cosmic Ray Diffusion from the Galactic Spiral Arms, Iron Meteorites and a possible Climatic Connection. In: Physical Review Letters. Band 89, 2002, S. 051102
  • N. J. Shaviv: The Spiral Structure of the Milky Way, Cosmic-Rays and Ice-Age Epochs on Earth. In: New Astronomy. Band 8, 2003, S. 39
  • S. P. Owocki, K. G. Gayley und N. J. Shaviv: A Power Law Porosity Formalism for Continuum-Driven Mass Loss from Stars above the Eddington Limit. In: The Astrophys. Journal. Band 616, 2004, S. 525
  • N. J. Shaviv: On Climate Response to Changes in the Cosmic Ray Flux and Radiative Budget. In: J. Geophys. Res.-Space Phys. Band 110 (A8), 2005, A08105, doi:10.1029/2004JA010866

Aufsätze und Konferenzbeiträge (Auswahl)

  • N. J. Shaviv: Climate Change and the Cosmic Ray Connection. In: International Seminar on Nuclear War and Planetary Emergencies – 30thsession. Erice, Italy, August 2003. (Ed. R. Ragaini, World Scientific, 2004)
  • Nir Shaviv: Die Rolle der Sonne im Klimawandel des 20. Jahrhunderts. In: Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet. Von Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning. Hoffmann und Campe, Hamburg 2012, ISBN 3-455-50250-4, S. 86–95.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Prof. Nir J. Shaviv - personal web-page at the Racah Institute of Physics. Hebrew University of Jerusalem. Abgerufen am 18. April 2007.
  2. 2,0 2,1 2,2 Klimawandel durch kosmische Strahlung? Klimawandel-Leugner im parlamentarischen Alltag. In: ARD Monitor, 6. Dezember 2018. Abgerufen am 7. Dezember 2018.
  3. Summary and Goals Shaviv Nir J. (PDF; 548 kB) Universität Toronto, September 2000, archiviert vom Original am 28. Juli 2003;.
  4. 4,0 4,1 N. J. Shaviv: Toward a solution to the early faint Sun paradox: A lower cosmic ray flux from a stronger solar wind. In: J. Geophys. Res. Band 108(A12), 2003, S. 1437. doi:10.1029/2003JA009997
  5. Shaviv, Veizer Celestial driver of phanerozoic climate ?, GSA Today, Juli 2003, Archiv GSA Today
  6. Siehe auch die Diskussion und Quellenangaben in Paradoxon der schwachen, jungen Sonne, Abschnitt Möglicher Klimaeinfluss der galaktischen kosmischen Strahlung
  7. Stefan Rahmstorf, David Archer, Denton S. Ebel, Otto Eugster, Jean Jouzel, Douglas Maraun, Urs Neu, Gavin A. Schmidt, Jeff Severinghaus, Andrew J. Weaver, Jim Zachos: Cosmic rays, carbon dioxide and climate. In: Eos. Band 85, Nr. 4, 2004 (pik-potsdam.de [PDF; 389 kB]).
  8. Dana L. Royer, Robert A. Berner, Isabel P. Montañez, Neil J. Tabor, David J. Beerling: CO2 as a primary driver of Phanerozoic climate. In: GSA today. Band 14, Nr. 3, März 2004, doi:10.1130/1052-5173(2004)014<4:CAAPDO>2.0.CO;2 (geosociety.org [PDF; 627 kB]).
  9. Andrew C. Overholt, Adrian L. Melott, Martin Pohl: Testing the link between terrestrial climate change and galactic spiral arm transit. In: The Astrophysical Journal. 705, 2009, S. L101–L103. (PDF)
  10. Thomas Smith, David L. Cook, Silke Merchel, Stefan Pavetich, Georg Rugel, Andreas Scharf, Ingo Leya: The constancy of galactic cosmic rays as recorded by cosmogenic nuclides in iron meteorites. In: Meteoritics and Planetary Science. Dezember 2019, doi:10.1111/maps.13417.
  11. 11,0 11,1 11,2 Evidence of nearby supernovae affecting life on Earth, von Henrik Svensmark Mon. Not. R. Astron. Soc. 000, 000–000 (0000), 22. April 2012
  12. Luca Lancia, Simone Galeotti, Catia Grimani, Matthew Huber: Evidence against a long-term control on Earth climate by Galactic Cosmic Ray Flux. In: Global and Planetary Change. Dezember 2019, doi:10.1016/j.gloplacha.2019.103095.
  13. Jörg Beer, Ulrich Cubasch, Otto Eugster Claus Fröhlich, Gerald Haug, Fortunat Joos, Mojib Latif, Urs Neu, Christian Pfister, Stefan Rahmstorf, Rolf Sartorius, Christian-Dietrich Schönwiese, Wolfgang Seiler, Thomas Stocker: Speculation on the influence of galactic cosmic rays on climate is scientifically untenable. 24. Oktober 2003, abgerufen am 11. Dezember 2018.
  14. Schlagabtausch über die Ursachen des Treibhauseffekts: Veizer und Shaviv wehren sich gegen Unterstellungen – Zurück zur sachlichen Diskussion in der Klimaforschung. Ruhr Universität Bochum, 31. Oktober 2003, abgerufen am 12. Dezember 2018.
  15. Response of Shaviv and Veizer (with our comments). Abgerufen am 12. Dezember 2018.
  16. G. Myhre, D. Shindell, F.-M. Bréon, W. Collins, J. Fuglestvedt, J. Huang, D. Koch, J.-F. Lamarque, D. Lee, B. Mendoza, T. Nakajima, A. Robock, G. Stephens, T. Takemura und H. Zhan: Anthropogenic and Natural Radiative Forcing. In: T. F. Stocker u. a. (Hrsg.): Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. 2013, 8.4.1.5 The Effects of Cosmic Rays on Clouds.
  17. Dossier: Nir J. Shaviv. In: Desmogblog. Abgerufen am 17. März 2018.
  18. Rechtspopulismus weltweit Gefahr für den Klimaschutz. In: Deutschlandfunk, 7. Dezember 2018. Abgerufen am 7. Dezember 2018.
  19. CFACT co-sponsors climate and energy conference with EIKE. Internetseite von CFACT. Abgerufen am 17. März 2018.
  20. No Need to Panic About Global Warming. In: WSJ. 27. Januar 2012, abgerufen am 18. Oktober 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value), kostenpflichtig): „There's no compelling scientific argument for drastic action to 'decarbonize' the world's economy
  21. The GWPF bemoans state of climate debate – while promoting antagonism. In: The Guardian. 23. Mai 2014, abgerufen am 18. Oktober 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  22. Past Member: Nir Shaviv. IAS, 2015, abgerufen am 18. Oktober 2018.
  23. Große Hoffnungen und geringe Erwartungen an die UN-Klimakonferenz. Website des Deutschen Bundestages. Abgerufen am 29. April 2018.