Rolf Sievert: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben ==
== Leben ==
Der Großvater von Rolf Maximilian Sievert wanderte aus Deutschland aus und wurde in Schweden ein sehr erfolgreicher Fabrikant. Das Unternehmen wurde dann von Vater [[Max Sievert]] weitergeführt und Rolf Sievert sollte nach dessen Tod die Firma übernehmen, was dieser allerdings nicht anstrebte.  
Der Großvater von Rolf Maximilian Sievert wanderte aus Deutschland aus und wurde in Schweden ein sehr erfolgreicher Fabrikant. Das Unternehmen wurde dann von Vater [[Max Sievert]] weitergeführt. Dieser starb 1913 und hinterließ seinem siebzehnjährigen Sohn ein beträchtliches Vermögen.


Nach knapp bestandenem Schulabschluss konnte Rolf Sievert, dank des finanziellen Rückhalts der Familie, eine umfangreiche wissenschaftliche Ausbildung beginnen. Er versuchte sich zunächst vergeblich in [[Medizin]] und [[Elektrotechnik]], bevor er an der [[Universität Uppsala|Universität in Uppsala]] das Studium der [[Astronomie]], [[Meteorologie]], [[Mathematik]] und [[Mechanik]] in Angriff nahm und auch 1919 mit einem ersten akademischen Abschluss beendete. Seine Diplomarbeit beschäftigte sich mit der Strahlungsintensität eines Radiumpräparats, ein Themenbereich also, welcher sein späteres Forscherleben bestimmte. Zunächst musste er aber auf familiären Druck in das väterliche Unternehmen einsteigen.  
Nach knapp bestandenem Schulabschluss studierte Rolf Sievert zunächst [[Medizin]] und dann [[Elektrotechnik]], brach jedoch beide Studien bald wieder ab. 1915 nahm er an der [[Universität Uppsala|Universität in Uppsala]] das Studium der [[Astronomie]], [[Meteorologie]], [[Mathematik]] und [[Mechanik]] in Angriff, welches er 1919 mit einem ersten akademischen Abschluss ([[Kandidat#Akademische_Bedeutung|Kandidat]]) beendete. Zu seinen Professoren in Uppsala gehörte [[Carl Wilhelm Oseen]]. Seine Diplomarbeit beschäftigte sich mit der Strahlungsintensität eines Radiumpräparates, ein Themenbereich, welcher sein späteres Forscherleben bestimmte. Zunächst musste er aber auf familiären Druck in das väterliche Unternehmen einsteigen.


Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] studierte er nebenbei [[Physik]] an der [[Universität Stockholm|Stockholmer Hochschule]] und wurde Assistent an der [[Schwedische Akademie der Wissenschaften|Schwedischen Akademie der Wissenschaften]]. 1920 erfuhr Sievert (unter anderem von dem Radiologen [[Gösta Forssell]]<ref>Barbara I. Tshisuaka: ''Forssell, Gösta.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 416.</ref>) dann von der Möglichkeit, [[Röntgenstrahlung|Röntgenstrahlen]] und [[Radium]]präparate für medizinische Zwecke einzusetzen, wobei die Frage der richtigen Dosierung noch ungelöst war. 24-jährig erhielt er eine Stelle in einer Strahlenklinik. Er widmete sich diesem Forschungsgebiet und entwickelte eine Methode, um die Intensität von Röntgenstrahlen zu messen ([[Sievert-Kammer]]). Danach entwickelte er eine Apparatur, die es ermöglichte, [[Krebs (Medizin)|bösartige Tumore]] mittels dosierter [[Röntgenstrahlung|Röntgenstrahlen]] zu bekämpfen.  
Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] studierte er nebenbei [[Physik]] an der [[Universität Stockholm|Stockholmer Hochschule]] und wurde Assistent an der [[Schwedische Akademie der Wissenschaften|Schwedischen Akademie der Wissenschaften]]. 1920 erfuhr Sievert (unter anderem von dem Radiologen [[Gösta Forssell]]<ref>Barbara I. Tshisuaka: ''Forssell, Gösta.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 416.</ref>) dann von der Möglichkeit, [[Röntgenstrahlung|Röntgenstrahlen]] und [[Radium]]präparate für medizinische Zwecke einzusetzen, wobei die Frage der richtigen Dosierung noch ungelöst war. 24-jährig erhielt er eine Stelle in der Strahlenklinik [[Karolinska-Universitätskrankenhaus#Abteilungen und Filialen|Radiumhemmet]]. Er widmete sich diesem Forschungsgebiet und entwickelte verschiedene Geräte zur Messung der Strahlendosis und Methoden zur Abschirmung von Strahlung, darunter die [[Sievert-Kammer]] zur Messung der Intensität von Röntgenstrahlen und ein Apparat zur besseren Dosierung der Strahlung in der [[Krebs (Medizin)|Krebstherapie]].


Rolf Sievert war auch der Begründer der [[Strahlenschutz]]-Forschung. Er gründete die ''[[International Commission on Radiation Units and Measurements]]'' (''ICRU''; {{deS|''Internationale Kommission für Strahlungseinheiten und Messung''}}) und wurde später Vorsitzender der ''[[Internationale Strahlenschutzkommission|Internationalen Strahlenschutzkommission]]'' (''ICRP''). Er setzte sich mit ganzer Schaffenskraft und mit Nachdruck für die Festlegung internationaler Grenzwerte ein und war diesbezüglich in mehreren Kommissionen vertreten.
Nachdem er 1924 sein [[Lizenziat]] erhalten hatte, begann Sievert eine offizielle Kollaboration mit Forssell am ''Radiumhemmet''. Er hatte dort den Status eines Wissenschaftlers, wurde aber nicht bezahlt. Er spendete dem ''Radiumhemmet'' größere Summen zur Gründung und Ausstattung eines Physiklabors.


Rolf Sievert war zweimal verheiratet und hatte sieben Kinder. Zu seinen Hobbys zählten neben der Kakteenzucht auch das Sammeln von Schmetterlingen und das Orgelspiel sowie – in seiner Jugend – Segeln auf der familieneigenen Segelyacht. Er war vielseitiger Autodidakt: so konstruierte er beispielsweise ein Kraftwerk zur Energieversorgung des Familiensitzes auf dem Land. Er selbst lebte die meiste Zeit in seiner Dienstwohnung in Stockholm. Er betrieb eine Glashütte, ließ ein Sägewerk bauen, welches das Holz für Wochenendhäuschen produzierte, die er selbst entworfen hatte.  
1932 wurde er mit einer Dissertation über Strahlungsmessung<ref>"Eine Methode zur Messung von Röntgen-, Radium- und Ultrastrahlung nebst einiger Untersuchungen über die Anwendbarkeit derselben in der Physik und der Medizin. Mit einem Anhang enthaltend einige Formeln und Tabellen für die Berechnung der Intensitätsverteilung bei Gamma-Strahlungsquellen"</ref> an der Universität Uppsala promoviert und wurde Assistenzprofessor (''lecturer'') an der [[Universität Stockholm|Hochschule Stockholm]]. 1938 wurde das ''Radiumhemmet'' Teil des [[Karolinska-Universitätskrankenhaus]]es und 1941 wurde Sievert dort Professor und Direktor des Instituts für Strahlenphysik.


Sievert leitete insgesamt 27 Jahre lang das Radiophysikalische Institut in Stockholm, bevor er sich 1965 zur Ruhe setzte. 1966 verstarb er zwei Tage nach einer Magenoperation an einer Embolie.
Rolf Sievert war auch der Begründer der [[Strahlenschutz]]-Forschung und setzte sich für Gesetzgebung zum Strahlenschutz ein. Auf dem Zweiten Internationalen Kongress der Radiologie, der 1928 in Stockholm stattfand, spielte er eine zentrale Rolle dabei. Der Kongress rief unter anderem das ''Internationale Komitee zum Schutz vor Röntgenstrahlung und Radium'', den Vorgänger der heutigen [[Strahlenschutzkommission]] ins Leben, dem Sievert angehörte und deren Vorsitzender er später war (1956–1962). Er setzte sich mit Nachdruck für die Festlegung internationaler Grenzwerte ein und war diesbezüglich in mehreren Kommissionen vertreten und spielte beispielsweise eine zentrale Rolle dabei, dass 1934 das [[Röntgen (Einheit)|Röntgen]] als Einheit für die Strahlungsdosis international akzeptiert und in den ersten Vorschriften zur Begrenzung der Strahlendosis verwendet wurde. Von 1958 bis 1960 war Sievert auch Vorsitzender des ''[[United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation]]'' (UNSCEAR).
 
Sievert leitete insgesamt 27 Jahre lang das Radiophysikalische Institut in Stockholm, bevor er sich 1965 zur Ruhe setzte. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter die Mitgliedschaft in der [[Königlich Schwedische Akademie der Ingenieurswissenschaften]], die Ehrenmitgliedschaft des [[British Institute of Radiology]]<ref>{{Literatur |Titel=Professor R. M. Sievert |Autor=F.W.S. |Sammelwerk=Br. J. Radiol. |Band=40 |Seiten=142 |DOI=10.1259/0007-1285-40-470-142}}</ref> und den [[Nordstern-Orden]].<ref>{{Literatur |Titel=Sveriges statskalender |Datum=1955 |Seiten=943 |Online=http://runeberg.org/statskal/1955/1332.html |Sprache=sv |Abruf=2019-04-22}}</ref>
 
1966 verstarb Sievert zwei Tage nach einer [[Magenkrebs]]<nowiki/>operation an einer [[Lungenembolie]].
 
Im Jahr 1979 legte das ICRP das [[Sievert (Einheit)|Sv (Sievert)]] als internationale Einheit für die "Äquivalenz-Dosis", die die biologische Wirksamkeit von Strahlung misst, fest.
 
== Literatur ==
* {{Literatur |Titel=Rolf Maximilian Sievert (1896–1966): father of radiation protection |Autor=Masaru Sekiya, Michio Yamasaki |Sammelwerk=Radiological Physics and Technology |Datum=2016 |Band=9 |Nummer=1 |Seiten=1–5 |Sprache=en |DOI=10.1007/s12194-015-0330-5}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.radfys.ki.se/Sievert.html Biographie der Universität Stockholm] (englisch)
* {{Internetquelle |url=https://ki.se/en/onkpat/about-medical-radiation-physics |titel=Rolf Sievert, the man and the unit |autor=Erika Rindsjö |werk=About: Medical Radiation Physics, Universität Stockholm |hrsg=ki.se |datum=2013-08-21 |sprache=en sv |kommentar=Biographie mit Bild |zugriff=2019-04-22 |abruf-verborgen=1}}


== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Physiker (20. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Karolinska-Institut)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Karolinska-Institut)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Stockholm)]]
[[Kategorie:Person (Strahlenschutz)]]
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[[Kategorie:Schwede]]
[[Kategorie:Schwede]]
[[Kategorie:Geboren 1896]]
[[Kategorie:Geboren 1896]]

Aktuelle Version vom 13. Januar 2021, 18:40 Uhr

Rolf M. Sievert
Rolf Sievert in seinem Arbeitszimmer in Stockholm 1925

Rolf Maximilian Sievert (* 6. Mai 1896 in Stockholm; † 3. Oktober 1966 in Stockholm) war ein schwedischer Physiker, der sich um die Einführung und die Weiterentwicklung des Strahlenschutzes verdient gemacht hat. Nach ihm wurde die Maßeinheit Sievert (Einheitenzeichen Sv) der Äquivalentdosis benannt.

Leben

Der Großvater von Rolf Maximilian Sievert wanderte aus Deutschland aus und wurde in Schweden ein sehr erfolgreicher Fabrikant. Das Unternehmen wurde dann von Vater Max Sievert weitergeführt. Dieser starb 1913 und hinterließ seinem siebzehnjährigen Sohn ein beträchtliches Vermögen.

Nach knapp bestandenem Schulabschluss studierte Rolf Sievert zunächst Medizin und dann Elektrotechnik, brach jedoch beide Studien bald wieder ab. 1915 nahm er an der Universität in Uppsala das Studium der Astronomie, Meteorologie, Mathematik und Mechanik in Angriff, welches er 1919 mit einem ersten akademischen Abschluss (Kandidat) beendete. Zu seinen Professoren in Uppsala gehörte Carl Wilhelm Oseen. Seine Diplomarbeit beschäftigte sich mit der Strahlungsintensität eines Radiumpräparates, ein Themenbereich, welcher sein späteres Forscherleben bestimmte. Zunächst musste er aber auf familiären Druck in das väterliche Unternehmen einsteigen.

Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er nebenbei Physik an der Stockholmer Hochschule und wurde Assistent an der Schwedischen Akademie der Wissenschaften. 1920 erfuhr Sievert (unter anderem von dem Radiologen Gösta Forssell[1]) dann von der Möglichkeit, Röntgenstrahlen und Radiumpräparate für medizinische Zwecke einzusetzen, wobei die Frage der richtigen Dosierung noch ungelöst war. 24-jährig erhielt er eine Stelle in der Strahlenklinik Radiumhemmet. Er widmete sich diesem Forschungsgebiet und entwickelte verschiedene Geräte zur Messung der Strahlendosis und Methoden zur Abschirmung von Strahlung, darunter die Sievert-Kammer zur Messung der Intensität von Röntgenstrahlen und ein Apparat zur besseren Dosierung der Strahlung in der Krebstherapie.

Nachdem er 1924 sein Lizenziat erhalten hatte, begann Sievert eine offizielle Kollaboration mit Forssell am Radiumhemmet. Er hatte dort den Status eines Wissenschaftlers, wurde aber nicht bezahlt. Er spendete dem Radiumhemmet größere Summen zur Gründung und Ausstattung eines Physiklabors.

1932 wurde er mit einer Dissertation über Strahlungsmessung[2] an der Universität Uppsala promoviert und wurde Assistenzprofessor (lecturer) an der Hochschule Stockholm. 1938 wurde das Radiumhemmet Teil des Karolinska-Universitätskrankenhauses und 1941 wurde Sievert dort Professor und Direktor des Instituts für Strahlenphysik.

Rolf Sievert war auch der Begründer der Strahlenschutz-Forschung und setzte sich für Gesetzgebung zum Strahlenschutz ein. Auf dem Zweiten Internationalen Kongress der Radiologie, der 1928 in Stockholm stattfand, spielte er eine zentrale Rolle dabei. Der Kongress rief unter anderem das Internationale Komitee zum Schutz vor Röntgenstrahlung und Radium, den Vorgänger der heutigen Strahlenschutzkommission ins Leben, dem Sievert angehörte und deren Vorsitzender er später war (1956–1962). Er setzte sich mit Nachdruck für die Festlegung internationaler Grenzwerte ein und war diesbezüglich in mehreren Kommissionen vertreten und spielte beispielsweise eine zentrale Rolle dabei, dass 1934 das Röntgen als Einheit für die Strahlungsdosis international akzeptiert und in den ersten Vorschriften zur Begrenzung der Strahlendosis verwendet wurde. Von 1958 bis 1960 war Sievert auch Vorsitzender des United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation (UNSCEAR).

Sievert leitete insgesamt 27 Jahre lang das Radiophysikalische Institut in Stockholm, bevor er sich 1965 zur Ruhe setzte. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter die Mitgliedschaft in der Königlich Schwedische Akademie der Ingenieurswissenschaften, die Ehrenmitgliedschaft des British Institute of Radiology[3] und den Nordstern-Orden.[4]

1966 verstarb Sievert zwei Tage nach einer Magenkrebsoperation an einer Lungenembolie.

Im Jahr 1979 legte das ICRP das Sv (Sievert) als internationale Einheit für die "Äquivalenz-Dosis", die die biologische Wirksamkeit von Strahlung misst, fest.

Literatur

Weblinks

Commons: Rolf Sievert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Erika Rindsjö: Rolf Sievert, the man and the unit. In: About: Medical Radiation Physics, Universität Stockholm. ki.se, 21. August 2013; (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value), Biographie mit Bild).

Einzelnachweise

  1. Barbara I. Tshisuaka: Forssell, Gösta. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 416.
  2. "Eine Methode zur Messung von Röntgen-, Radium- und Ultrastrahlung nebst einiger Untersuchungen über die Anwendbarkeit derselben in der Physik und der Medizin. Mit einem Anhang enthaltend einige Formeln und Tabellen für die Berechnung der Intensitätsverteilung bei Gamma-Strahlungsquellen"
  3. F.W.S.: Professor R. M. Sievert. In: Br. J. Radiol. Band 40, S. 142, doi:10.1259/0007-1285-40-470-142.